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Mord um 20000 M. Versicherung. Ein ungeklärtes Gchwerverbrechen in Fulda  .
Aus 5 u l d a wird über ein Schwer verbrechen berichtet. das bis zur Stunde noch nicht völlig ausgeklärt ist und in seinen Einzelheiten romantisch und rätselhast anmutet. Seit dem Frühjahr 1323 wird der 32 Jahre alte Zivilingenieur Heinrich A 1 b e r d i n g vermißt. Zwei Monate später fand man bei Saalfeld   in Thüringen   eine Leiche. In den Taschen des An- zuges. mit dem der Tote bekleidet war, steckten die Papiere des vermißten Ingenieurs. Weiter wurde sestgestellt, daß der Anzug Eigentum Albcrdings gewesen war. Im Anfang vermutete man nun, daß der Tote mit dem vermißten Alberding identisch wäre. Nachforschungen ergaben aber das Gegenteil. Die Untersuchung ge- staltete sich deshalb besonders schwierig, weil die Leiche stark oer» west und zudem von Ratten und anderem Getier zcrsressen war. Dem Toten waren die Füße abgehackt. Aerztliche Obduktionen aber führten trotz des Zustandes der Leiche zu der Feststellung, daß es sich nicht um den Zivilingenieur handeln konnte. Alberding hatte defekte Zähne, das Gebiß des Toten war gesund. Andere Anzeichen deuteten mit Sicherheit darauf hin, daß es sich bei dem Toten nicht um einen rund oreißigjährigen Menschen, sondern um«inen jungen Mann handle, dessen Alter um die Wende der Zwanziger war. Weiterhin stimmen die Größenverhältnisse Mberdings und des Toten nicht llberein: Alberding- war von Statur klein. Besonders schwer wiegt die Auffindung eines Beiles und eines großen Messers, wie es von Fleischern benutzt wird, in der Nähe des Fundorts der Leiche. Man nimmt in den Kreisen der Fuldaer Kriminalpolizei   an, daß Alberding einen Mord beging, um dadurch die Auszah- l u n g einer von ihm eingegangenen Lebensver» jicherung an seine Familie zu erlangen. Im Septem- ber 1328, dreiviertel Jahr also vor den geschilderten Geschehmsien, hatte sich der Zivilingenieur in eine Lebensversicherung mit 23000
Mark aufnehmen lassen. Wenige Wochen daraus verließ er mit 1003 M. in der Tasche,' ohne ein Reiseziel anzugeben, Fulda  . Seit- dem ist er verschwunden. Sein Tod wurde der Verstckzerungsgesell- schaff mitgeteilt, diese lehnte es aber nach Bekanntwerden des Er. gebnisses der gcrichtsärztlichen Obduktion ab, die verlangte Summe an die Angehörigen zu bezahlen. Die Fuldaer Polizei ist der Ueberzeugung, daß sich A l b e r. ding verborgen hält, und den jungen Menschen, dessen Personalien bisher nicht festgestellt werden konnten, ermordete, um ihm dann durch Anlegen seiner eigenen Kleidung und Hineinstecken der auf chn lautenden Papiere als Zivilingenieur Alberding auf- sinden zu lassen. Alberdings Frau hatte bereits die Dermißten- anzsige bei der Fuldaer Polizei erstattet, als die Kriminalpolizei einen in Regensburg   abgestempelten Brief erhielt, in dem 21 l b e r- ding sein Verschwinden begründete. Er will nach Frankfurt   a. Main   gefahren sein. Im Zuge habe ihm ein Mitfahrer eine Zigarre angeboten, er habe diese angenommen und beim Rauchen plötzlich die Besinnung verloren. Er sei erst wieder erwacht, als er sich gefesselt in einem Auto befand. Man habe ihn in einem engen Raum gefangengesetzt, er sei von zwei Menschen bewacht worden, in denen er Leute erkannte, die mit ihm aus einem Prozeß. den er in Nürnberg   gehabt habe, in Feindschaft seien. Diese Menschen wollten ihm ans Leben. Man nimmt an, daß es sich bei diesem Briefe um einen groben Schwindel handelt. Bisher aber forscht die Polizei ergebnislos nach dem Aufenthalt Albcrdings, auch will es nicht ge- tingen, den Toten, der bei Saalfeld   gefunden wurde, zu identifi- zieren. Der Fall erinnert stark an die Untat des Berficherungs- Mörders T e tz n e r aus Leipzig  . Man wird die weiteren Nach- forschungen der Fuidaer Behörden, die sicherlich von Berlin   aus Unterstützung finden, abwarten müssen.
Zahlen vom pfingfiverkehr. Gegen 200 außerplanmäßige Züge eingelegt. Wie zu erwarten war, hatte der Pfingstverkehr am Freitag noch an&äcle zugenommen. Die Reichsbahn mußte für den Berliner   Feimverkehr 63 Bor- und N a ch z ü g c einlegen. Davon fuhren: 13 vom Anhalter Bahnhof  (je 3 nach München, Basel   und Dresden  , 2 nach Frankfurt   a. M., je 1 nach Stuttgart  , Leipzig   und Röderou), 21vomStettinerBahnhof(je3 nach Warnemünde  , Reustrelitz, Stettin   und Ruhnow i. P., 2 nach Herings- darf, je 1 nach Lauterbach, Misdroy  , Carlshagen  , Ducherow  , Star- gard, Stralsund   und Stolp  ), 14 von der Stadtbahn(4 nach Köln  , 3 nach Gleiwitz  , 2 nach Königsberg  , je 1 nach Aachen  . Sänger- hausen, Güsten  , Jnsterburg, Breslau   und Königsberg  , S vom Gör- litzer Bah n.hof(3 nach Hirschberg, 2 nach Görlitz  ), 4 vom Potsdamer Bahnhof(ze 1 nach Düsseldorf  , Harzburg  , Magde- bürg, Halberstadt  ) und 3 vom Leh'rter Bahnhos(2 nach Neu- stadt, 1 nach Hamburg-Altona  ). Der Sonnabend hat vom frühen Mittag an den Haupt- ansiurm gebracht. Die Reichsbahndirektion Berlin   ließ 123 Vor- und Nachzüge nach allen Richtungen verkehren.
Der unheimliche Gast von Havelberg  . Der Mörder von Groß-Kreuh in der prignih? Havclberg, 7. Juni. Bei der Verfolgung des Einbrechers und Mörders von Groß- Kreutz  , der zuletzt in Päwesin   einen Einbruch verübte, ist man jetzt auf eine neue Spur gestoßen. Durch den Kreis Jsrichow hat der Mörder feine Flucht zu Fuß fortgesetzt und sich der Prignitz   zu- gewandt. Am Freitag vormittag gegen 13 Uhr kehrte beim Gast- wirt Nerves am Steinwr in H a v e l b e r g ein Mann ein, der dem Wirt so seltsam vorkam, daß er sein« Frau warnend aus den Gast aufmerksam machte. Offenbar handelte es sich um den Gesuchten, denn als der Wirt am LIbeird in eine? Zeitung die Beschreibung des Flüchtlings entdeckte, mußte er die Feststellung machen, daß sie auf den unheiirilichen Gast vom Vormittag paßte. Der Unbekannte trank einige Glas Vier und zeigte Kartenkunststücke.«Sein« Sprache hatte rftcuropäischen Einschlag. Des öfteren erkundigte er sich nach Buch- Handlungen, da ihn allem Anschein nach Zeitungen besonders inter  - rjsicrten. Bei sich trug er«ine Tasche, izeren Griff mit Draht umwickelt war. Diese Feststellung ist besonders wichtig, denn sie kehrt ur allen Meldungen wieder, die bisher über den Mörder gemacht wurden. Ein Paket in grauer Papierhülle war an der Tasche eben- falls befestigt, und zwar mit Draht. Der Fremde verließ die Gast- Wirtschaft mit der Erklärung, er wolle den Zug nach Hamburg  erreichen. Man nimmt aber an, daß er dies zur Irreführung gesagt und sich zu Fuß weiter begeben hat. Die Polizei und Landjäger haben die Verfolgung ausgenoinmen.
Unverzeihlicher Leichtsinn beim pirschgang. Auf dem Rittergut H e l p e im Kreis« Arnswalde ereignete sich in diesen Tagen durch das fahrlässige Verhalten eines G u t s Besitzers ein Unfall, durch den ein junger Kutscher ums Leben kam. Der Gutsherr Job von Witzleben   fuhr im Jagdwagcn aufi den Anstand nach einem Rehbock.' Unterwegs lud er fein Ge­wehr, einen Karabiner, Modell.1888, der zum Jagdgewehr um- gearbeitet war, mit scharfer Ladung. Als er den Wagen verlassen Wollte, gab er das geladene Gewehr, das zudem unglaublicher- weise nicht einmal gesichert war, dem Kutscher auf den Bock, einem 23 Jahre alte» Arbeiter namens Fischer. Durch irgendeine Bewegung des Kutschers, der natürlich nicht wissen konnte, daß der Gutsbesitzer nicht einmal die mindeste Vorsicht, die von jedem Jäger verlangt wird, walten ließ, daß er sein geladen.-s Gewehr sichere, löste sich der Schuß. Die Kugel drang dem Un- glücklichen in die Brust, traf das Herz und ging am Rücken wieder heraus. Der junge Arbeiter war auf der Stelle tot. Ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung ist gegen Witzleben I eingeleitet worden. Sein geradezu unfaßbarer Leichtsinn, der einem jungen Menschen, durch dessen Arbeit die alten Eltern unterstützt und aufrecht erhalten wurden, den Tod brachte, wird hoffentlich mit der Straf« belegt werden, die sein Verhalten verdient. Der s
junge Mensch wird aber nicht zum Leben zurückgerufen werden können, aber vielleicht besteht die Möglichkeit, dem Rittergutsbesitzer aufzulegen, daß er die alten Eltern unterstützt und sie vor Not bewahren muß.
Miliiärmagazm niedergebranni. Oer Schaden auf 12 Millionen Zloty geschätzt. Thorn, 7. Zun«. Za der vorigen Rächt ist hier ein Grohsener ausgebrochen, dem das große Mililärmagazin am Bahnhof Thorn- Stadl zum Opfer fiel. Das zweistöckige Gebäude, in dem sich vor allem Uniformen und saniläre Cinrichluagen befanden, ist vollkommen vernichlcl. Verbrannt sind eine große Anzahl von Sanilälsaulomobilen, Feldküchen. Desinseklionswagen. Vkedika- menlen, Wäsche und Uniformen. Die dort ausgespeicherlea Flüssig­ketten wie Benzin, Aelher usw. gaben dem Feuer reiche Rah- rung. Obwohl die Feuerwehren sofort zur Stelle waren und aus zahlreichen Schlauchlettungen dos Feuer bekämpften, war es n i ch l möglich, die Gebäude zu reden. Die wehr mußte sich schließlich daraus beschränken, die umliegenden, stark gefährdelen Gebäude zu schützen. Gegen Morgen stürzten die Mauern ein. Der Schaden wird aus zwölf Millionen Zloly geschätzt Die Enlstehungsursache des Feuers ist unbekannt. Die Unterschleife bei der Schöneicher Straßenbahn. In Verbindung mit der Unterschlagungsasfär« in Schöneiche  «vor vor einiger Zeit die Nachricht verbreitet worden, daß auch in dem Straßenbahnoerband dieser Gemeinde Ber» untreuungen vorgekommen seien. Man legt« dem früheren technischen Leiter dieser Bahn, Geiler, zur Last, die Straßenbahn um mehrere tausend Mark geschädigt zu haben. Zusammen mit dem Steinsetzmeister Dumman sollte er durch betrügerische Moni«
pulationen größere Geldbeträge an sich gebracht haben. Dummair und Geiler hatten sich jetzt wegen dieser angeblichen Veruntreuungen vor dem Erweiterten Schöffengericht Lichtenberg zu ver­antworten. Die Verhandlung konnte die Angeklagten, die jede strafbare Handlung bestritten, jedvch nicht überfichren. Sie wurden daher aus Antrag der Staatsanwaltschaft auf Kosten der Staatskasse freigesprochen. Das Strafverfahren ist übrigens auf Veranlassung des ehemalige,« Gemeindevorstehers von Schöneiche  , Albrecht, ins Rollen gekommen, der ja bekanntlich selbst in eine Unterschlagungsaffäre verwickelt ist.
Meldewesen neu geregelt. Zm Amtsblatt für den Landespolizeibezirk Berlin   vom 7. Zunl Ist eine Polizeiverordnung des Polizeipräsidenten von Berlin   enlhallen, die das polizeiliche Meldewefen Im Landespolizeibezirk Berlin   mit Wirkung vom 1. Zu Ii d. Z. neu regelt.,. Di« Verordnung ist in vier Abschnitten gegliedert. Abschnitt 1 regelt die Meldepflicht im Ort« des Wohnsitzes oder dauernden Auf- entHaltes bei An-, Ab- und Ummeldunzen und bringt für am Orte umziehend« Personen neu« Vorschriften für die Ilmmeldung. Ab­schnitt 2 regelt die Meldepflicht bei Begründung eines weiteren Wohn- sitzes im«Sinne des Z 7 des Bürgerlichen Gesetzbuches  . Abschnitt Z zerfällt in die vier Unterabschnitte a, b, c und ch die Meldevorschristen für Hotelfremde, Besuchsfremde, Krankenhäuser, Kliniken, Entbin- dungs-, Irren-, Heil- und Bewahranstalten, sowie solche für von Ort zu Ort ziehende Personen enthalten. Abschnitt 4 enthält Bestim- mungen über Befreiungen von der Meldepflicht, das persönliche Er« scheinen und die Auskunftspflicht der Meldepilichtigen, die Strafvor- sthriften für Zuwiderhandlungen und die Vorschrift über das Inkraft- treten der neuen und das Außerkrafttreten der bisherigen Meidevor- schriften. Besonders hervorzuheben ist noch, daß die Verpflichtung zur Einreichung der Meldescheine bei den zuständigen Polizeirevieren
Welchen Sinn hat das alles? Ja, mein Gott, welchen Sinn hat unser Leben? Zu allen Zeiten mag wohl der gleiche Ruf erschollen sein! Die Antwort war immer nur ein höhnt- sches Echo, das Echo eines Angstschreies!!" Der Hauptmann schweigt lange. Aber seine Lippen be- wegten sich wie von unausgesprochenen Worten, die sich wie Seifenblasen durch Wasser drängen und zerplatzen, sowie sie die Oberfläche erreichen. Danke Ihnen für Ihre liebenswürdige Zuhörerschaft!" sagt er endlich.Mein unzusammenhängendes Gerede muß Sie schrecklich gelangweilt haben I Und eigentlich hatte ich Ihnen etwas ganz anderes sagen wollen. Ich bin nur nicht dazu gekommen. Wir wollen unsere Frauen rufen! Sie stehen doch ohne Zweifel auf einer etwas höheren Stufe, als der Uebermenschtheoretiker Brede Ihnen gönnte!" Lari und Vera kommen und setzen sich zu uns. Wir be- -wundern ihr kurzes lockiges Haar und den Faltenwurf ihrer -bunten Tücher, als wären sie zivilisierte Damen mit kunst- vollso Frisuren und ganz modernen Kostümen. And die Nacht schreitet voran. Schwer wie der Saum eines samtnen Mantels, funkelnd von Sternenstickereien, gleitet sie über die Erde. Der Mond steigt empor. Die Moskitos glauben, es herrsche eine Art von Tag, nachdem sie eine halbe Stunde verwundert herumgesummt sind, verkriechen sie sich. Die Tzetzesliege und auch die andern bkutsaugenden Fliegen schwirren hoch über der Erde und suchen keine Beute mehr. Leuchtkäfer sausen umher und schreiben Feuerzeichen in dle Luft. Aus dem Walde dringt ein Konzert von vielen zu- sammenklingenden Lauten. Denn in dieser Vollmondnacht wird kein Auge sich schließen Wenn der Schrei des Panters ersÄjallt, verstummt alles andere Flüstern und Schleichen im Dickicht. Das Panterweibchen antwortet. Und wieder ruft das Männchen. Es ist, als versengte dieses wilde Liebesduett alle Smne, als peitschte es das Blut zu einer Hochflut der
Triebe auf. Jeder Baum in diesen unendlichen Wäldern ragt wie eine Standarte über Leben und Lebensgier auf. Boll von Liebe ist der Wald, voll zum Ueberstietzen. Und sein süßer schwerer Duft schlägt mir entgegen. Allmählich ebbt unser Geplauder ab. Lari schmiegt sich an des Hauptmanns Gestalt. Wie eine schon recht verwitterte Nerostatue erscheint er im blauvioletten Nachtlicht. Dera sitzt zu meinen Füßen, schmiegt sich an meine Knie. Ihre Oberlippe ist emporgezogen, weiße, spitze Zähne leuchten. Die feinen Nasenflügel beben und die geschmeidigen Muskeln des Halses und der Brust zittern wie eben angeschlagene Seiten. Wie zum Sprunge krümmt sich ihr schmaler Rücken, und mit blutdunklem Gesicht flüstert sie mir zu: Heute nacht halten die Tiere im Walde Fest, Judchi! Wollen wir nicht bald heimgehen?" Als wir ausbrechen wollen, sagt der Hauptmann plötzlich: Wundert es Sie nicht, daß ich heute bei mir zu Hause zu Abend speise? Ich gehöre ja eigentlich unter die Anderen, ins Kasino. Aber die Sache ist die, daß ich heute meinen Ab- schied erhalten habe und heimgeschickt werden soll. Die amt- lichen Gründe zu meiner Abberufung sind nur Vorwände, der wirkliche ist darin zu suchen, daß ich mich nicht in die Administrationsmaschinerie einfügen, mich nicht zu den terro- ristischen Mitteln bequemen wollte, die hier zwecks Zunichte- machung und Unterwerfung der Eingeborenen gang und gäbe find. Die Botschaft ist heute eingetroffen. Und das war«s eigentlich, weshalb ich Sie heute abend zu mir gebeten habe. Doch anstatt davon zu reden, habe ich Ihnen nur lauter gleichgültige Dinge vorgeschwätzt. Fortsenden lasse ich mich aus keinen Fall. Ich bleibe als Privatmann hier. Als Gast der Eingeborenen. Sie wissen, wir Afrikaner verfluchen dieses Land, sein Klima, seine Bevölkerung und uns selbst im allgemeinen, so lange wir hier unten sind. Aber schon nach kurzem Aufenthalt in Europa   verwandelt es sich in unfern Gedanken tn die schönste Gegend, die wir in unserm Leben gesehen haben, in unser Traumland! Ich aber bilde eine Ausnahme, vielleicht die einzige, denn ich liebe es jetzt schon, während ich noch hier bin. Die Papiermühle im Gange zu halten, hat mich natürlich nie interessiert, ich habe eine andere Aufgabe unter den Ein- geborenen, in Europa   dagegen war ich immer ohne Beruf. Freiwillig verlasse ich Afrika   nicht. Da flüchte ich eher In die Wälder. Dies wünschte ich aus gewissen Gründen Ihnen, besonders Ihnen, mitzuteilen. Nun leben Sie wohl, und vxrschonen Sie mich mit Aeußerungen des Bedauerns!" I
Schnellen Schrittes ging der Hauptmann in sein Haus. Afrikanische Vollmondnächte ohne eine Wolke am Himmel sind selten, sie lassen einen etwas von der Frühlingssehnsucht fühlen, die man nur in der gemäßigten und kalten Zone empfindet. Doch kann sie oft ein gefährlicher, kalter Luftzug durchfahren, ganz unvermutet, und die Folge sind Anfälle von neuem und Rückfälle von altem Fieber. Ich fühlte den Luft- zug in dieser Nacht, kalte Schauer liefen mir über den Rücken und manchmal war es mir, als versetzte mir jemand einen starken Stoß in den Magen, so daß ich mich rasch vornüber beugte. Vera und ich schritten Arm in Arm. Es hatte anfangs seine Schwierigkeiten gehabt, ihr das beizubringen. Denn der Waldpfad zwingt ja die Eingeborenen, im Gänsemarsch zu wandern. Und zudem war sie viel kleiner als ich und ging außerdem noch barfuß. Sie reichte gerade soweit hinauf, daß sie ihren Kopf an meinen Oberarm lehnen konnte, während sie meinen Unterarm mit beiden Händen umfaßt hielt. Plötzlich läßt sie meinen Arm los und gebietet mir Halt, indem sie beide Hände auf meine Brust legt. Mit ausgestreck- ten Armen steht sie vor mir und fragt: Weißt du, Judchi, daß ein weißer Mann Häuptling über einen halbbarbarischen Stamm ist, jenseits der großen«Seen, in der Nähe von Laris Land?" Ja." Was denkst du dabei?" Möglicherweise hat er gut gewählt? Wer kann das wissen?" Lari hat ihn gesehen, und der Hauptmann spricht von ihm als von seinem Freund, der seinem eigenen Volke ein Fremder geworden ist und nie mehr in das Land zurück- kehren wird, in dem er zur Welt kam. Die Wälder sind Herr- lich, Judchi. nicht wahr?!" Gewiß aber wäre es nicht besser, wenn du mit in mein Land kämst?" Ach, Judchi. du willst Vera nur zum besten haben. In deinem Lande ist es kalt Denn die Sonne schläft bis weit in den Tag hinein und steht tief und schief am Himmel, und die Frauen deines Stammes werden Vera hassen und ihr harte Arbeit zu tun geben. Und erzwungene Arbeit ist einer Frau meines Geschlechts ebenso unwürdig wie eines freien Mannes!" Erst als ich an diesem Abend im Bett lag, merkte ich, wie heftig die Fieberschauer mich zittern machten. Ich rief Yera zu mir.(Fortsetzung folgt.)