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Morgenausgabe

Nr. 265

A 134

47. Jahrgang

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Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Dienstag

10. Juni 1930

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die et Ripattige Ronpareillezette 80 Bfennig. Reflame eile 5.- Reichs mart. Aleine Anzeigen das ettge brudte Wort 25 Pfennig( zuläffig amet fettgebrudte Borte), jedes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Bfennig, jedes wettere Wor 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaber Bählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich Don 81%, bis 17 Ubr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Vorwärts: Verlag G. m. b..

Thronwechsel in Rumänien  .

Carol- König, Michael

Wenn schon Monarchie, dann einen erwachsenen König und nicht ein Rind, in dessen Namen ein Prinz, ein Erz bischof und ein Oberrichter oder seine Mutter oder sonstwer regieren das scheint die Meinung der rumänischen Parlamentsmehrheit gewesen zu sein, als sie am Pfingst­sonntag den heimgekehrten Carol zum König proflamierte. Man wird wohl erst später erfahren, inwiefern dabei der Selbsterhaltungstrieb des Parlaments und vielleicht auch Zusagen nach dieser Richtung mitgewirkt haben.

Die Sozialdemokraten haben, wie unser Butarester Bericht sich für ziemlich desinteressiert erklärt. Der neue Rönig hat es für gut befunden, in seiner Thronrede den rumänischen Weltkriegsteilnehmern aus den damals noch österreichisch ungarischen oder ruffi­schen Gebieten zu danken und Carol II.   hat dann noch die jezigen Grenzen Rumäniens   als feine natürlichen bezeichnet. Diese Worte werden, zumal verdammt wenig Rumänen aus den erwähnten Gebieten für Rumänien   ge­tämpft haben werden und die Einbeziehung ganz Sieben­ bürgens   und eines großen Teils des Banats eine der schwersten Ungerechtigkeiten der Friedensdiftate von 1919 ist, in Ungarn   wie in Rußland   sicher ein lautes Echo finden und die nachbarlichen Beziehungen Rumäniens   nicht ver­bessern.

Folgender Bericht über diese Königsmache liegt vor: Bukarest  , 9. Juni. Patriarch Miron Cristea   und der ehemalige Mat des Kaffationshofes Sarakianu find am Sonnabend sofort nach der Eidesleistung des neuen Rabinetts Mironescu von ihrem Amte als Mitglieder des Regentschafts. rates zurückgetreten.

Kronprinz.

gebung von heute zeigt deutlich, daß diese Bersuche ihr Ziel nicht erreicht haben und daß die Liebe zu Rumänien  , die ich un erschütterlich in meinem Herzen getragen habe, überschwenglich be­lohnt wird durch die Anhänglichkeit, die mir die Nation durch ihre Bertreter bezeugt. Ich komme heute mit erhobenem Herzen in die Mitte meines Boltes

ohne die mindeste Spur von Empfindlichkeit selbst gegenüber denen, die durch ihre unüberlegte Aftion die unlöslichen Bande zu zerbrechen gesucht haben, die zwischen mir und allen denen bestehen, die sich als wahre Rumänen fühlen.

Nach den Worten des Evangeliums will ich nicht den Tod der Schuldigen, sondern die Rückkehr auf den rechten Beg, den sie niemals hätten verlassen sollen. Ich bin nicht gefommen, um mich an irgend jemand zu rächen. Mit der ganzen Wärme und der ganzen Anhänglichkeit meiner Seele will ich alle diejenigen in ein Bündel zusammenschnüren, die den Willen und die Strait haben, für den Fortschritt des Vaterlandes zusammenzuarbeiten. Nachdem er seine Vorgänger gerühmt hatte, sagte Carol II.  weiter: Wenn ich hier vor mir die Bertreter ganz Rumäniens   sehe, jo tann ich nicht umhin, mit unfagbarem Mitgefühl jener acht­hunderttausend Toten zu gebenten und der Mitkämpfer von Siebenbürgen  , der Bukowina und Beßarabiens, die mit ihrem Blute für immer die Einheit der Nation innerhalb ihrer natürlichen Grenze besiegelt haben.

Wir müssen dieses geweihte Erbe als den heiligsten Schatz hüten, und ftärter als jemals bin ich angesichts dieser Opfer entschloffen, meinen Schwur, die Unverletzlichkeit des vaterländi­schen Bodens zu wahren, ohne Zögern zu erfüllen. Dazu brauche ich vor allem die Mitarbeit aller lebendigen Kräfte der Nation ohne Hintergedanken. Ohne die Einigung aller können Im Laufe der Nacht erschien eine Sonderausgabe wir nicht vor denen erscheinen, die uns beneiden als eine unauf­des Regierungsblattes, in der die gesetzgebenden Körper- fprüchen organisierte Armee stügt und die immer auf lösliche Macht, die sich auf eine nach den höchsten An­schaften für Pfingstsonntagvormittag als Nationalver meine ganze Fürforge wird rechnen können, um endgültig den Weg Nationalverprüchen fammlung einberufen wurden, um über die Ausübung beharrlicher Friedensarbeit zu betreten. Dafür appelliert der königlichen Machtbefugnisse entsprechend den Be stimmungen der Verfassung zu beschließen.

Die Parlamentsfißung.

Rammer und Senat, die zunächst getrennt zusammentraten, anullierten einstimmig das Gefeß vom 4. Januar 1926, das die Thronrechte des Prinzen Carol aufgehoben hatte, und be schlossen einhellig die Wiedereinfegung des Prinzen in feine fämt­lichen Rechte.

Carols Sohn, der bisherige König Michael I.  , nimmt als Kronprinz den Titel eines Großwoiwoden( Herzogs) von Alba Julia   an.

Um 1% Uhr nachmittags traten Rammer und Senat als Natio. nalversammlung zusammen. Junian brachte den Antrag ein, Carol zum König auszurufen. Maniu   erklärte in feiner Eigenschaft als Führer der nationalen Bauernpartei, daß er den Antrag billige. Die Bertreter aller anderen Parteien, darunter auch sämtlicher natio­nalen Minderheiten, die nach Maniu   das Wort ergriffen, stimmten dem Antrage zu und schlossen mit dem Rufe: Es lebe der König

Carol II.  !"

Carol II  , wie üblich, an die einige Zusammenarbeit aller, denen er allerhand Befferung der Lage verspricht. Darauf gedachte er der großen Freude der Wiedervereinigung mit feinem heiß geliebten Sohn, den er im Geiste feiner erlauchten Bor fahren zu unendlicher Liebe für sein Land erziehen werde, dankte er der Regentschaft und schloß mit dem Ruf: Rumänen von allen vier Enden des Landes, einigt euch in euren Gedanken, einigt euch in euren Gefühlen, und jetzt an die Arbeit!"

Der Präsident der Nationalversammlung, Stefan Ciceo Pop, heißgeliebten Königs Ausdruck, und anach begab sich der König zum gab der ungeheuren Freude des Landes" über die Rückkehr des Grabe des Unbekannten Soldaten.

Die Eintagsregierung Minorescu ist zurüdgetreten. Der neue Rönig plant die Bildung eines Konzentrations tabinetts.

Die ersten Regierungsafte.

Bukarest  , 9. Juni.

Boltschedkonto: Berlin   37 536.

Bankkonto: Bank der Arbeiter. Angestellten und Beamten. Ballftr 65 Dt u Disc.- Gel Depofitentafle Lindenstr 8.

auf einen für ihren politischen Fortbestand gefährlichen Weg be geben, da sich das Land besonders eindrudsvoll für Carol aus gesprochen habe. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß sich eine Reihe Parteimitglieder Georg Bratiamus anfchließen werden und daß dies zu einer Spaltung der Partei führen tönnte.

Will Carol Ungarn eingemeinden?

London  , 9. Jumi.( Eigenbericht.)

Ein Mitarbeiter des Daily Herald" hatte in Bukarest   eine Unterredung mit Jon estu, einem intimen Freund Carols, der ausführte:

,, Des Rönigs höchste Aufgabe wird die Beilegung der Diffe renzen zwischen den politischen Parteien sein. Das tann einige Zeit dauern. Aber es würde mich nicht wundern, wenn in zwei oder drei Monaten ernsthafte Schritte getan werden,

Ungarn   und Rumänien   zu einem Königreich zu verschmelzen, mit Carol als König.

Da beide Länder eine stabile Regierung brauchen, wäre es deshalb für beide nüßlich und praktisch, sich unter eine gemeinsame Krone zu vereinigen. Die Bauern der beiden Länder haben einmal vor tausend Jahren in Frieden gelebt. Sie hatten die gleichen Interessen und haben fie auch heute noch."

Arbeitersport und Partei.

Das Ergebnis des Kölner   Bundestages.

,, Der Bund   ist zurückgekehrt in den Mutterschoß der Bartei, aus dem er einft hervorgegangen," fo fprach Friz Wildung unter stürmischem Beifall auf dem Eröffnungsabend des 17. Bundestages des Arbeiter- Turn- und Sportbundes in der Woche vor Pfingsten zu Köln  .

Der politische Streit im Bund ist beendet, tommunistische Spaltungsarbeit hat ihn zur Aufgabe der Neutralität gezwungen. Die Bundestage seit dem Umsturz bis zu dem ausgefüllt von Fraktionsstreit. Schwer genug ist die Befreiung von 1928 in der herrlichen Bundesschule zu Leipzig   waren davon erkauft mit der Ausschließung von 34 000 Mitgliedern und 594 Vereinen. Zahlreiche Prozesse hat der Bund noch zu führen, da die Kommunisten die Ausschließung trog ihrer nicht anerkennen, teils die Bundesstempel usw. nicht heraus­Billigung durch die überwältigende Mehrheit des Bundes geben und weiterbenutzen wollen, teils den Bundesnamen weiterführen. Dem gleichen Geschäftszwed soll die ,, Interessen­gemeinschaft für die Einheit im Arbeitersport" dienen, furz JG. genannt. Der Bundestag hat nochmals die Maßnahmen als unvereinbar mit der Bundesmitgliedschaft erklärt. des Bundestags gutgeheißen und die Zugehörigkeit zur JG.

fratischen Partei Mar Westphal vom Parteivorstand, Schrec Dem Bundestag haben als Vertreter der Sozialdemo Bielefeld von der Reichstagsfrattion, Paul Franken  - Preußen für die sozialdemokratischen Landtagsfraktionen aller deutschen  Länder beigewohnt und die Verbundenheit der Partei mit dem Bund betont. Bon 251 Teilnehmern des Bundestags, davon 34 Frauen, gehörten 242 der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands   oder Deutsch- Desterreichs an denn die Der König unterzeichnete eine Verordnung, durch die alle vom Arbeitersportler unseres Bruderlandes find nicht etwa nur Regentschaftsrat und vom Ministerrat nach dem Tode König Ferdi- Gäste oder Kartellgenossen, sondern vollkommen ordentliche nands vorgenommenen Atte als gesetzlich anerkannt werden. Mitglieder des Bundes. Nur 8 Delegierte waren politisch Carol hatte eine Unterredung mit der Prinzeffin- Mutter nicht organisiert, nur je einer gehörte der tommunistischen Selene, in der beschlossen wurde, daß vorläufig feiner von Partei oder der KPD. an, daß heißt, er ist aus der KPD  . aus beiden die ungültigkeitserklärung der Chefcheidung beantragen wird. geschlossen. 244 Delegierte find Mitglieder freier Gewert Carol und Helene tamen überein, daß die Erziehung des Erb- schaften. Der Bund ist so gut wie rein fozialdemo pringen der Prinzessin verbleiben soll. Die Armee hat den Treueid fratisch; ein einziger Verein in Pommern   hatte Auf­hebung der Maßnahmen gegen die kommunistischen   Störer Um 3 Uhr nachmittags fuhr König Carol   vom Schloß zur gebung an das Land, zu sagen, daß sich die Partei keineswegs Das Eretutiotomitee der Liberalen beschloß in einer Rund- beantragt, aber auch nicht eine Stimme erhob sich dafür. mit der neuen Lage einverstanden erklärt und jede Verantwortung Eid auf die Berfaffung ablehnt. Diese Kundgebung ist von Vintila Bratianu   unter. Die Liberalen waren der Nationalversammlung geschloffen fern. zeichnet. Prof. Georg Bratianu, ein Sohn des verstorbenen Jan Bratianu, wurde aus der Liberalen Partei ausgeschlossen weil er erklärt hatte, die Partei würde sich mit dieser Entschließung

Im Anschluß daran wurde der Antrag mit 485 Stimmen gegen eine einzige Stimme angenommen. Das Ergebnis wurde mit langanhaltendem, begeistertem Beifall aufgenommen. Die Nationalversammlung rief darauf den Bringen Carol zum König aus.

Kammer und leistete dort den

geblieben.

Die Sozialdemokraten ließen erklären, daß die Sicherung der Entwidlung zur Demokratie und die Intereffen der Arbeiter­tlaffe weit über den personenwechsel innerhalb der Monarchie ftänden.

Carol II  , als Fliegergeneral angezogen, leistete den Eid auf die Verfassung und schwor, diefe, die Gefeße und die Un­

versehrtheit des Landes schüßen zu wollen. Im Anschluß daran

hielt er eine

in der er u. a. ausführte:

Thronrede,

Eine vierjährige Berbannung fern von dem Bolt in dessen Mitte ich geboren und erzogen worden bin, ist mir von gewissen Seiten auferlegt worden, die durch ihre Worte Die Seele eures großen Königs und meines teuren Baters mit Schmerz erfüllten und die das Ziel verfolgten, die Bande zwischen mir und dem rumänischen Bolt zu zerreißen. Die erhabene Kund

geleistet.

Acht neue Todesfälle in Lübeck  . Die Bevölkerung in größter Erregung. Lübeck  , 9. Juni. infolge der Behandlung mit dem Tuberkulosemittel er. Die Pfingstfeiertage haben plöhlich im Befinden der infolge der Behandlung mit dem Tuberkulosemittel er frankten Säuglinge, bei denen sich während der lekten Tage verschiedentlich Besserungen zeigten, jetzt einen schweren Rückschlag gebracht. Die Sterblichkeits­ziffer, die seit dem letzten Mittwoch unverändert 28 betrug, erhöhte sich während der Feiertage um acht und beträgt somit jekt 36. Der Bevölkerung der Hansestadt hat sich infolge der erneuten Ausbreitung der Katastrophe eine ungeheure Erregung bemächtigt.

Doch bedeutet die Einheitlichkeit der Parteizugehörigkeit feineswegs, daß nun auf dem Bundestag etwa gar eine Stille oder Unterordnung wie in der Kirche geherrscht hätte. Es fehlte nur die frühere Hege gegen die Sozialdemokratische Bartei und die zwar aussichtslose, darum aber nicht weniger eifrig betriebene Agitation für den Uebertritt zur Roten Sportinternationale". In innersportlichen und innerdeutschen Fragen gab es genug entschiedene Auseinandersetzungen. Das waren die Fragen des Beitritts des Bundes zum Reichsaus­schuß der Jugendverbände, des Verhältnisses zu den Reichs­banner- Sportabteilungen und der Beteiligung an staatlichen und gemeindlichen Veranstaltungen.

Die stärkere Gewinnung der Arbeiter. jugend war, auch wenn fe nicht auf der Tagesordnung stand, ein Hauptthema der meisten Reden. Hier fehlten ein­bringliche Mahrungen an die Parteigen offen nicht, ihre Kinder dem Arbeitersport zuzuführen, der förper­liche Ertüchtigung" ohne Refordsucht, aber zugleich mit sozialistischer Erziehung treibt nur weil die Zugehörigkeit zum Reichsausschuß deutscher Jugendverbände den Bezug von Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln auch gegen Miß­gunst einzelner Behörden sichert, aber vom Bund feinerlei Verzicht auf seine Grundfäße fordert, ist der Bei­tritt vom Bundesvorstand beantragt und mit gewaltiger