Tlr. 223» 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Sonnabend 44. Juni 1930
3)eutSche ZKrebshekämpfung
Von S. Aicher
Beängstigend ist die Icchl der Todesfälle gestiegen, die Deutsch - larrd durch die Krebskrankheit zu verzeichnen hat. Jeder zehnte Mann vom 411. Jahr ausrvärts und jede siebende Frau vom tZ. Jahr an leidet an dieser furchtbaren Krankheit, und wie die Statistiken der Länder ergeben, hat die Krebssterblichkeir in Deutsch - land die Ziffer 11 auf 10 000 Lobende erreicht. Das ist eine Eni- wicklung, der die Behörden nicht mehr tatenlos zusehen tonnten, Wohl steht Deutschland in der Frag« der wissenschaftlichen Krebs- iorschung den anderen Ländern nicht nach, aber die praktischen Maßnahmen. de bei uns zur Krebsabwehr bisher getroffen wurden, sind völlig unzulänglich gegenüber den Einrichtungen, die man in Frank- reich und Schweden kennt. Endlich haben sich nun die zuständigen Behörden entschlossen, diesem Zustand ein Ende zu bereitem Das lleichsinnenministerium bereitet sine großzügige Organisation für 'lrebsbetämpfung vor, und schon in den nächsten Wochen wird man über die ersten greifbaren Resultate näheres erfahren Bei der Bedeutung, die dieses Problem für die Volksgesundheit besitzt, muß man jedoch fordern, daß die geplanten Maßnahmen mit möglichster Eile getroffen werden. Loider scheinen gewisse amtliche Stellen die Wichtigkeit umfangreicher Abwehrmahnahmen noch nicht begriffen zu haben, sonst kann man es sich nicht erklären, weshalb die Er- richrung einer Krebsbaracke, für deren Bau und Einrichtung die Mittel bereits vorhanden sind, daran scheitern soll, daß das Finanz- Ministerium die Bewilligung des Gehalts für die drei notwendigen Krankenschwestern verweigert. Für eine möglichst rasche, großzügige Organisierung der Krebsbekämpfung tritt auch eine Kapzität auf diesem Gebiet ein, Professor Blumenthal, der Direktor des Instituts für Krebs- iorschung und Leiter des Deutschen Zentralkomitees zur Erforschung i nd Bekämpfung der Krebskrankheit.„Ich bin dafür/ so äußert Professor Dlumenthal,„daß man zunächst die bereits bestehenden Institutionen unterstützt und weiter ausbaut. Es ist meiner Meinung nach unbsdingt erforderlich, daß man die in Berlin und ch e i d e l- b e r g befindlichen Krebsforschungsstäkten zu Zentral- stellen der Krebsbehandlung ausbaut. Das ist unbedingt notwendig, wenn man eine sachgemäße Behandlung mit den Hilfsmitteln der Radiumtherapie ermöglichen will. Aber auch nur so kann man ge- eignete Fälle für einzelne Behandlungsmethoden herausnehmen und ein Zusammenarbeiten von erfahrenen Krebskennern und geübten Radiotheraperrten ermöglichen. Außerdem kann man an diesen Zentralstellen größer« Radiummengen ansammeln, die viel spar- samer und nutzbringender verwaltet werden können, als wenn kleine Mengen an verschiedenen Instituten verbraucht werden. Es ist ja niemandem damit geholfen, wenn sich beispielsweise eine Stadt eine geringe Radiummenge anschafft, und einzelne Aerzte nun einfach zu behandeln beginnen. Nur durch jahrelange Beschäftigung mit dieser Materie kann eine genügende Erfahrung erworben werden. Außerdem muß für die Heranbildung geeigneten Nachwuchses ge- sorgt werden. Werden doch von vielen Medizinstudenten die Krebs- kurse allzu sehr vernachlässigt, und viele bekommen nur operale Krebsfälle zu sehen. An den Zentralstellen muß eine Anzahl von geschulten Aerzten und Physikern herangebildet werden, die dann später auf neu errichtende Institute verteilt werden. Wieviel neue Zentralstellen geschaffen werden müssen, läßt sich heute noch nichr sagen. Nicht minder wichtig ist das Problem der Volksaufllärung.
Noch immer befinden sich viele Krebskranke in der Behandlung von Kurpfuschern, die ihnen sinnlose Mittel verordnen. Viele Krebs- fälle könnten geheilt werden, wenn sich die Patienten rechtzeitig entschließen würden, e-inen Arzt aufzusuchen. Wenn man die schwindelhasten Anpreisungen der Kurpfuscher liest, muß man sich darüber wundern, daß es überhaupt noch Krebsfälle gibt." Vor einiger Zeit hat dos Reichsinnenministerium Sochver- ständige nach Paris und Stockholm gesandt, deren Berichte eine Unterlag« für die Maßnahmen des Ministeriums bilden sollen. Neben den Berliner Professoren Friedrich und Halber- st ä d t e r gehören auch Professor Dr. Meyer aus Bremen und Professor Dr. Werner aus Heidelberg der Kommission an. In Besprechungen mit den maßgebenden Aerzten der französischen In- stitutionen hat man zunächst festgestellt, daß die beiden französischen Gesellschaften, die sich die Bekämpfung der Krebskrankheit zur Auf- gäbe gemocht haben, eine rührige, öffentliche Propaganda betreiben. um weiteste Schichten der Bevölkerung auf die Gefahren dieser Menschheitsgeißel hinzuweisen. Frühdiagnosen, Frühbehandlung und Fürsorge für die Kranken sind die Grundprinzipien, die man in Frankreich befolgt. Auch in Deutschland will man künftig nach diesen Grundsägen arbeiten. Nicht minder wichtig ist die Unter- suchung und Beratung bedürftiger Krebskranker, wissenschaftlich« Laboratoriumsforschung und die statistische Verarbeitung des be- handelten Krankenmaterials. Als Richtlinien für die neu zu schaffende Organisation und als Ergebnis der Studienreise hat die Kommission folgende Grundsätze aufgestellt: Um eine wirksame Be- kämpfung der Krebskrantheit zu ermöglichen, muß eine gründlichere und raschere Erfassung der Krankheit und frühzeitige Behandlung einsetzen. Die Fürsorge für Krebskranke muß ausgebaut werden, daneben sind zentrale Behandlungsstellen einzurichten, bei denen die logenannte Großstrahlenbehandlung ermöglicht wird. Die vor- handenen Radiumbestände müssen rationell verteilt, Vorkehrungen gegen Radiumschäden getroffen werden. Wenn auch eine straffe Organisation sicherlich gute Ergebnisse erzielen wird, muß man doch bedenken, daß den deutschen Instituten keineswegs solche Mittel zur Verfügung stehen wie etwa den fran- zösischen und schwedischen. Wird doch beispielsweise das französische Radiuminstitut, das unter der Leitung der berühmten Madame Curie steht, von der Universität Paris , dem Institut Pasteur , der Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Medizin und anderen staatlichen Organisationen unterstützt. Dem Institut stehen sechs Gramm Radium zur Verfügung, von denen Madame Curie , ein amerikanischer Spender undader französische Staat je ein Gramm, Henri de Rothschild ein halbes Gramm geschenkt haben. Sechs Gramm Radium haben auch die schwedischen Institute aus einer Iubiläumsstiftung geschenkt erhalten. Das sind immerhin beträcht- liche Mengen, mit denen man zahlreiche Behandlungen vornehmen kann. Wenn nun auch Deutschland sich heute nicht den Luxus er- lauben kann, größere Radiummengen anzukaufen, wird es doch ge- lingen, der gefährlichen Volkskrankheit durch entsprechende Maß- nahmen Einhalt zu bieten. Ein verheißungsvoller Auftakt zu der großen Neuordnung ist bereits dadurch gegeben, daß sich in diesen Tagen die fiir die Krebsbekämpfung in Frage kommenden Orga- nisationen in Baden. Bayern, Württemberg, Hannover und Schles- wig-Holstein zu gemeinsamer Arbeit zusammengeschlossen haben.
Wild das von Utechts wegen
Von Jians Brauck
(Schluß.) Die Menge verhielt vor dem Wort des Landsknechtes den Atem. Graf Hohenlohe trat dicht zu ihm hin und fragte, ob er sich die Sache auch wohl bedacht habe? Sein Leben werde es ihn kosten! Der Einbeinige gab zur Antwort: Wenn der Gras dafür bürg«, daß an seine Frau— die mit ihren fünf Kindern daheim- geblieben war, well sie auf Schritt und Tritt nichts sah, nichts hörte als: Hunger!— dreihundert Gulden ausgezahlt würden, so wolle er es tun. Er könne sein Leben, das er unzählige Mal« für nichts in die Schanze geschlagen habe, niemals wieder um einen so guien Preis loswerden wie in dieser Stunde. Der Graf sah forschend auf den Beutelschwenker. Der verschwor sich hoch und heilig: Drei- hundert Gulden! Wie er ausgeboten habe an den zur beliebigen Verwendung, der sich für ihn hängen lasse. Falls da in seinem Beutel nicht gutes Gsld klimpere, falls er auch nur Miene mache, hinterher sein Wort nicht zu halten, könne man ihn, ohne daß er sich wehren werde, neben dem stelzbeinigen Alten aufknüpfen. Graf Hohenlohe bekräftigte durch Handerheben zum Tzimmel: Drei- hundert Gulden an die Wittib des Gehängten. Er hafte dafür mit seinem Wort und werde eher die Summ« selber zahlen, als daß cs gebrochen werde. Der Roßdieb trat also, ungehindert von den Hellebarden, neben die Leiter, machte eine einladende Verbeugung vor seinem Stell- Vertreter und schmunzelte, solange niemand sein Gesicht sehen konnte: Warum ich? Der Landsknecht stelzte auf die Leiter zu. Als er bei ihr angelangt war, setzte«r sich auf die unterste Sprosse und begann sein Holzbein abzuschnallen. Was der Unsinn solle? fragt« einer der Burgknechte. Gelassen erwidert« der Angerempelte: Da- mit es nachher nicht vergessen werde! In wenigen Minuten werde das Stück Ihalz, welches er auf der Erde zurücklasse, das Wertvollst« von ihm sein. Denn damit könne seine Wittib zweimal Ess«n für die Kinderchens kochen. Während er nur noch von den Krähen und Wünnern als zu etwas nützlich erachtet werde.„Aber wie willst du mit einem Bein die Leiter hinauskommen?" rief der Graf..Sa!" erklärte der Landsknecht , warf sein abgeschnalltes Holzbein auf die Erde, packte mit beiden Händen die Leiterholme, schob.sich Mal um Mal aufwärts und hinterte seinen Körper von Sprosse zu Sprosse ,u dem Ast der Lind« hinan Alles lachte: Die Burg - knechte, die Dörfler, der Spitzbub. der Graf. Als dieser seinen Ernst wieder eingefangen hatte— der Todbereite saß nun auf der Sprosse neben dem Ast mit der Schlinge und wollte just von der "eiler zu>hm hinüberwechseln—, da rief er zu der. Linde hinaus: Halt' Ich schenk« dir das Leben!" Und schon hockie der be- anaRate Stellvertreter seitwärts auf einem der Leiterholme, riß die oerblichen« Soldatemnütze vom Stoppelschädel, schwenkte sie. und rutschte mit lautem„Iuhuuul" wie ei» Jung« in einem Nu wieder zur Erde:
Zum zweiten Male setzte sich der Landsknecht auf die unterste Stufe der Leiter, schnallte sein Holzbein wieder an, richtet« sich auf und trat mit offener Hand vor den Pferdedieb hin. Der aber riß den Beutel mit den dreihundert Gulden zurück und verbarg ihn unter seinem Rock..Zahlen!" forderte der Landsknecht . Der Windige schüttelte den Kopf: Nur fürs Hängenlassen feien die dreihundert Gulden von ihm ausgeboten..Zahlen!" schrie das Volk..Nein!" schrie der Angeschriene zurück..Dreihundert Gul» den dem, der sich für mich hängen läßt! Hab ich gesagt. Nichts anderes." Dahlen !" befahl der Graf. Er denke nicht daran, lautete die Äntwort des Frechlings. Dreihundert gute Gulden da- für, daß der Landsknecht nichts als«in lächerliches Kinderkunststück auf der Leiter geleistet habe? Ja, wenn er jetzt da oben an seiner Stelle baumele, werde er sich den Spaß gern dreihundert Guldcn kosten lassen. Aber einerä Drückeberger? Kein Gedanke! Wenn dem Landsknecht ein unverdientes Geschenk von dreihundert Gülden gemacht werden solle, dann möge gefälligst der Herr Graf es chm auszahlen. Und noch einmal rief der Verblendete aus:.Warum ich? Recht muß Recht bleiben. Fürs Hängen habe ich dreihundert Gulden ausgeboten. AbSr der alte Kracher da steht auf seinen anderthalb Beinen!" Als er sah, daß er es nicht mit einem Schel- men, sondern mit einem Schurken zu tun hatte, rief der Graf zu- rück:.Aufhängen!" und zeigte mit der erhobenen Rechten nicht auf den Landsknecht . Da begriff der Halunke und versicherte schreiend: Er habe nur gescherzt. Er wolle selbstverständlich die dreihundert Gulden zahlen. Er habe sie ja freien Willens ausgeboten. Da feien sie! Da!.Aufhängen!" wiedcrl/olte der Graf...Recht muß Recht bleiben!" Der Zappelnd« warf den gefüllten Beutel gegen das Holzbein des Landsknechts, daß er platzte und blinkblanke Goldstücke heraussprangen..Aufhängen!" befahl der Graf zum dritten Male. Man packt« den heimtückischen Sünder, schob ihn die Leiter aufwärts und— er mochte strampeln, mit Füßen treten, Ichlogen, beißen, schreien: Warum ich? soviel er wollw—, man ließ nicht von ihm ab, bis er den hänfenen Kragen um hatte. Der- weil faß der todesmutige Alte auf dem Boden und sammelte die Goldstücke, die aus dem Beutel gefallen waren. So stelzte denn, als der Graf Philipp von Hohenlohe, General- lieutenant zu Holland , Seeland und so weiter— gefolgt von den Seinen— zur Burg hinaus, die Menge zum-Dorf hinabgegangen war, an einem Septembertage Sechzehnhundertundsechs der ein- beinige Landsknecht , mit dreihundert Gulden in der Tasche, seiner halbverhungerten Frau und seinen vierteloerhungerten Kindern wieder zu. Am Ast der Linde vor dem Burgtor aber baumelt« der windig« Gesell, der mit seinem Geld und mtt seinem Leben hatte zahlen müssen. U. d. v. R.».! Und da« von Rechts wegen!
'.ftobby: Rotterdam . Hafenstadt. Wirres Durcheinander der Raffen und Sprachen. Europäer aller Nationen, Neger, Malaien, Inder, Chinesen drängen sich in den engen, dunstigen, verqualmten Hafen- kneipen. Di«, Pinasse, die die Arbeiter von einem Ufer der Maas zum anderen befördert, ist dicht angefüllt mit ausgemergelten, knochigen und breiten, kräftigen Gesichtern. In der.gedcmpien Binnenrotte" sammeln sich die Arbeitslosen, um für zweimaliges Nachtlager und geringes Entgelt olle Arbeiten zu verrichten, die ihnen zugewiesen werden. Joseph Kettler, ein junger Bayer, den die Hoffnung auf die große Zukunft in die Welt getrieben hat, wird am Eingang zu den Sehlafsälen von vier kräftigen Matrosenhänden feiner übrig ge- bliebenen Wertsachen entledigt. Achtlos werden sie in«inen Sack geworfen, aus dem er sie am nächsten Morgen wiederholen kann. Als er gedankenvoll den Sachen nachschaut, fliegt er durch«inen kräftigen Stoß in den großen Raum, in dem Matratze neben Matratz« auf dem bloßen Fußboden ausgebreitet find. Seine Kleidung unterschied sich von der seiner Kameraden durch Sauber- keit und verblichene Eleganz. Nachdem»r sich auf das hart« Lager niedergelegt hatte, wurde er von allen Seiren neugierig gemustert. Auch«r ließ vorsichtig seine Blicke in die Runde schweifen. Ganz hinten in der Ecke schnarchte schon einer mit weit geöffnetem Rachen, daß die Wände zu zittern schienen. Ihm gegenüber lag ein riesiger Neger, der mit furchterregendem Gebiß unter lautem Knacken«inen schmutzigen Knochen zermalmt«. Einig« Meter weiter umarmten sich zwei vollständig zerlumpte Gesellen in nicht mehr zu dämmender erotischer Leidenschaft. Unbeschreiblicher Ekel er- griff Joseph, der erst jetzt erkannte, daß«r leichtsinnig und ohne Ueberlegung das Vaterhaus verlassen hatte. Seine Gedanken w«ilt«u bei der Mutter und der Schwester und in sehnsüchtigem Grübeln schloß er die Augen. Zwei Tage hatte Joseph Holz geschleppt, Mobeltrausporte aus Schubkarren vollzogen: dann lief er davon. Er lebte nun von Gelegenheitsarbeiten, übernachtete auf Parkbänken oder leerstehenden Schiffen, bis ihm eine Zeitungsanzeige in dre Hand fiel, deren Inhalt er mit Mühe begriff. Da er der holländischen Sprach« nicht mächtig war, konnte er nicht all« Wort« übersetzen. Er verstand nur, daß ein« Schiffahrtgesellschaft Leute zum Befahren des Rheins einstellt«. Hier sah er«ine Möglichkeit, nach Deuffchland, vielleicht sogar in die Nähe seiner Heimat, zurückzugelangen. Er wußte aber nicht, daß die Firma-von den Arbeitern bestreikt wurde. Als er nun die Grachten zum Hafen entlang schlenderte, sah er sich schon in Gedanken im Kreis« seiner Familie, und er nahm sich vor, niemals mehr aufs Geratewohl ins Ausland zu gehen. Vor den, Tor schienen schon ungefähr hundert Menschen aus Einlaß zu warten. Hoffnungsvoll wollte er auf sie zugchen, als ihm ein stämmiger Schiffer in den Weg trat und ihn nach seinem Begehren fragte. Joseph sagt ihm offen, daß er Arbeit sucht. In diesem Augenblick trifft ihn«in Faustschlag, daß«r taumelt. Als er nun gar Miene macht, sich zur Wehr zu fetzen, wird er niedergeschlagen, daß er di« Besinnung verliert.- Wieder zu sich gekommen, rast er mit zusammengebissenen Zähnen die Straßen zur Stadt zurück. Obdach- und vollständig mittellos, deprimiert, zerschlagen, in hilfloser Wut weinend, saß er bei Anbruch der Nacht wieder auf der Bank im Park, die ihm schon«intge Male beherbergt hatte. Den Kopf in den Händen vergraben, dachte er verzweifelnd daran, Schluß zu machen, das Sein einfach auszulöschen. Sich ausrichtend, gewahrt« er dunkel die Umrisse einer weiblichen Gestalt neben sich. Mit harter, heiserer Stimme fragte si« ihn etwas in holländischer Sprache. Ohne aus die Frage zu achten, stieß er nur ein Wort hervor:.Hunger!" Da stand si« vor ihm. Ganz weich klingt das deutsch « Wort.Komm" von ihren schmalen, gefühllose» Lippen. Und willenlos folgt er ihr.■ Drei Tag« war er bei ihr geblieben. Si« hatte nichts gefragt und nichts verlangt. Dann kam das Geld von, Vater zur Heimreise.- Ruhig und wortkarg, doch immer freundlich, lebt« er wieder zu Hause. Nur einmal konnte er sein Temperament nicht zügeln. Den Betrunkenen, der eine Dirne beschimpft und geschlagen hatte, verprügelt« er und übergab ihn der Polizei. Er hatte die zum Leben Verdammten achten gelernt. Schute auch dem fötiffard/ Beugt Berg erhebt schon seit längerer Zeit seine Stimme zum Schutze des Adlers, dieser charakteristischen Zierde seiner Heimat, weil er der Ausrottung nahe ist: feine Bilderailsstellungen und der Film unterstützen ihn. Aehnlich erklingt jetzt aus England eine Stimme, die des Vogelkenners Douglas G o r d o n, zun, Schutze eines anderen gleichfalls zur Familie der Falken gehörenden Tieres, des Bussards, der ja nicht so mächtig und schön wie der Adler gebaut, aber doch ein Tier von achtunggewinnender Größe ist: der Rauchbussard hat durchschnittlich 1S0 Zentimeter in der Breite. Auch er zählt zu den Raubvögeln, und mancher Landwirt ist erbost aus ihn, wenn er ihm eine Taube oder ein Huhn oder ein Kaninchen geraubt hat, und dadurch, daß er sich auch öfter ein Rebhuhn und einen jungen Hasen holt, ist der Jäger über ihn ärgerlich. Aber, sagt Douglas Gordon, dies trifft doch nur für die kurzen Sommer- monat« zu, wo er für die Jungen diese Nahrung besorgt, und dafür ich erragt sein Nutzen bei weitem den Schaden. Cr ist unermüdlich in der Vertilgung�von Insekten, Würmern. Schnecken, Heuschrecken, Mäusen, Ratten, Schlangen: die so gefürch- tete Kreuzotter packt er mit außerordentlicher Geschicklichkeit, daß ihre Giftzähne vollkommen wirkungslos bleiben. Und in Skandi- navien ist er geradezu ein Wohlläter, der unter den das Land oft überschwemmenden Lemmingen furchtbar aufräumt, jenen großen Wühlmäusen von 13 Zentimeter Länge, die durch ihre großen Scharen oft die ganze Ernte dieser Länder in Frage stellten. Ja, die ganz gewöhnliche Kräh« sei viel schädlicher als er, da sie neben ihren Würgättacken auf Hühner. Enten, junge Gänse auch noch unbarmherzig das reisende Getreide brandschatzt. Der Bussard wird oft in den Gedichten der„Seeschule" gefeiert. Er ist auch solcher Poesie wert: der Bau des Vogels ist schön, sein Flug höchst elegant: die Schnelligkeit, mit der er plötzlich hoch oben in den Wolken ver- schwindet, ist staunenswert. Und man sollte auch daran denken, daß unter allen Vögeln die Bussarde die zärtlichsten Eltern sind. Ein neuer Tauchrekord. Wie aus Bermuda gemeldet wird, hat ein Taucher der czeanogrophischen Expedition der Ncw-Porker Zoologischen Gesellschaft den bisherigen Tiefenrekord im Tauhcn gebrochen Er stieg in einer Stahikugel, die mit Quarzfei. st ern ausgestattet war, bis zu einer Tiefe von 800 Fuß herab und be- diente sich dabei eines Sauerstoffapparates, der durch ein Kabel von dem Schiff herabgelassen wurde. Der Taucher war durch Tele- phon mit der Oberfläche in ständiger Verbindung. Bisher wwde der Tiefenrekord im Tauchen von einem Manne gehalten,.t" Z2S Fuß hinabgestiegen war.