Der Skandal der Figdor Auktion.
Wozu Gesetze gemacht werden.
Unter ungeheurem Anorang ist soeben in brei Tagen ein Teil ber berühmten Sammlung Figdor in Bien versteigert worben. Es sind in diesen drei Tagen, an denen nur die Textilien und Möbel heranfamen, 4% Millionen( Mart) umgesetzt worden; außer den üblichen Auktionszuschlägen tamen noch 20 Prozent AufJchlag hinzu, die der österreichische Staat erhebt. Im Herbst wird der zweite Teil in Berlin versteigert werden, noch später kommt der Reft heran.
Erwähnt mag werden, daß für ein Hauptstüd, einen gotischen Wandteppich des 15. Jahrhunderts mit der Darstellung einer Gerichtsszene, vom Kopenhagener Museum 700 000 Schillinge bezahlt wurden; allerdings nicht aus öffentlichen Mitteln, fondern aus einer besonderen Stiftung. Immerhin bedeutet das eine Ausnahme. Die ungeheuerlichen Summen, die hier für altes Kunstgewerbe verschwendet wurden, stammen entweder aus dem Befiz überreicher Kapitalisten oder aus den von Staat und Gemeinde bewilligten Mitteln öffentlicher Sammlungen.
Das alles aber würde uns, als eine interne Angelegenheit des Kunsthandels, nicht berühren, wenn ihre Vorgeschichte diese Auftion nicht zu einem beispiellosen Standal stempelte, der auch im Deutschen Reiche ans Licht gezogen werden muß.
Der verstorbene Ludwig Figdor hatte nämlich schon bei Lebzeiten seine ganze Sammlung, beispiellos durch die ungeheure Menge wertvollster Kunstwerte jeder Art, dem Wiener Hofmuseum als Geschent überlassen wollen. Das war, in Borkriegszeiten, auts. geschlagen worden, weil der Hochmut der österreichischen Bürokratie feine Bedingung nicht annehmen wollte, die Sammlung geschlossen in eigenen Räumen auszustellen. Daher hinterließ Figdor seine ganzen Schäße einer in Heidelberg lebenden Nichte.
Nun aber fängt die Tragödie an. Das heutige Deutschösterreich hatte Gesetze erlassen, nach denen so außerordentliche Sammlungen wie die von Figbor, auf die es vor allem gemünzt war, ein unteilbares Ganzes bilden sollten, aus dem Einzelstüde nicht veräußert werden durften, und wonach die Ausfuhr solcher vom Bundesdentmalamt als besonders wertvoll bezeichneten Sammlungen verboten war. Das Bundesdenkmalamt hatte natürlich die Figdor- Sammlung als unantastbar in diesem Sinne bezeichnet, die Rechtslage war fonnentlar. Ihr gegenüber stand nur der privatrechtliche Anspruch der Heidelberger Nichte, ihr Erbrecht auszuüben. Der österreichische Staat hatte es in der Hand, der Erbin eine beliebige Abfindung auszuzahlen und die unschäßbäre Sammlung zu behalten, weil die Erbin ja ohne seine Genehmigung nichts damit anfangen fonnte; ja, er fonnte, wenn sie darauf nicht eingehen wollte, mit seiner Waffe der Ausfuhrverweigerung ruhig warten, bis sie gestorben war: furz, es war ein Schulbeispiel für die Möglichkeit des heutigen Staates, ein großes Gut von allgemeinem Interesse aus privatem in öffentlichen Befih überzuführen, ohne wesentliche Aufwendungen. Er war dazu auch moralisch berechtigt, weil Figdor selbst schon die Absicht gehabt hatte, seine Sammlung dem Staate zu schenken.
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Allein hier sehen Intrigen und Schiebungen dunkelster Art ein, über die bis heute teine amtliche Auskunft zu erlangen ist. Der Berliner Kunsthandler Nebe hay vom Schöneberger Ufer hat be reits im Januar 1929 der Heidelberger Stichte die ganze Sammlung fr 10 millionen Mart abgetauft. Trog. des Auftions. und Aus fuhrverbots vom österreichischen Staat ber gir felben Zeit mit voll. tonenden Borten. Derfichern ließ, daß von einer Bersteigerung ber unter Dentmalsschus stehenden Sammlung selbstverständlich feine Rebe fein" tömme, und daß es gänzlich ausgefchloffen fei, daß eine Bewilligung zur Beranstaltung einer Auftion erteilt werden würde. Es mar ein Glid für den Kunsthändler Nebehan, baß in amischen brei Regierungen, brei Unterrichtsminister die Sache in der Hand gehabt haben, so daß heute die Berantwortung non einem auf den anderen und den britten geschoben werden fann, und daß fich im Grunde niemand um dieses reizende Billardspiel mit under antwortlichen Bällen mehr fümmert: denn mas auch an Gesehen uno pathetischen Staatsverlautbarungen dagegen sprechen mag- die Auttion und die Verschleuderung ber toftbaren Schätze hat be. gommen und wird im Herbst ihre Fortsetzung finden. Herr Nebehan hat für die öffentliche Meinung nicht etwa die Bille verzuckert, fondern steht als Mäzen in bengalischem Lichte da, weil er, als Trinkgeld für die Erlaubnis der Auftion, ein paar Stüde aus seiner Majse unter dem stolzen Namen einer Figdor- Stiftung" dem Staat überlassen hat. Außerdem bekommt er ja fast eine bare Million aus dem Aufgeld.
Schmeling
Verkehrte Woche.
Amerikaner, die dem Borkampf Schmeling- Sharkey beiwohnten, befamen ein Passionsspiel zu fehen...
Carol
Malchus
Petrus
Kronprinz
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... während in Doorn der hoffnungsvolle Sprößning Hohenzollern seinen Bater total in den Schatten stellte.
Urteil im Kroatenprozeß.
Dr. Matschef freigesprochen- schwere Strafen für andere.
Belgrab, 14. Juni
Der Staatsschuhgerichtshof hat das Urteil in dem Prozeß gegen den Kroatenführer Dr. Matschet und Ge nossen verkündet. Der Vorsitzende teilte zu Beginn der Urteilsverlesung mit, daß 10 von den 24 Angeklagten freigesprochen werden, darunter Dr. Matschel. Bon den übrigen wurde der als Führer der terroristischen Orga nisation angeklagte Bernable au 15 Jahren Retter ver. urteilt, der zweite Hauptangeklagte Badjija zu 5 Jahren Sterfer, weitere zwei Angeklagte au je zehn Jahren und der ehemalige Abgeordnete der kroatischen Bauern
partei, Jelafitsch, zu drei Jahren Kerker. Eine Berufung gegen das Urteil ist nicht zulässig.
In diesem wochenlangen Prozeß ist es oft zu den en regteften Auftritten gekommen, ba bie Angeklagten die fürch Geständnisse erpreßte; aber auch Angeklagte, beren Polizei terlichen Mißhandlungen schilderten, mit benen die Boliza aussagen mider ihre Leidensgenossen ins Feld geführ wurden, empörten fich dagegen und bezeichneten diese Pro totolle als gefälscht gerade diese Angeklagten scheinen mi am schwersten verurteilt zu sein.
Die Freisprechung Dr. Matschets und einer Anzahl Un geflagter fann den Eindrud des Prozesses und seines Aus.. gangs mindern, aber nicht aufheben.
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die zoll und handelspolitischen Fragen eine Lösung gefunden wird, darüber mögen Regierung und Parlament ente die durch die der faarländischen, deutschen und französischen Inter - fcheiden. Er werde sich dieser Entscheidung fügen. Regierung effen erreicht werden muß. Für die innenpolitische Rüdglieberung und Nationalversammlung hätten darauf unter voller Einhaltung erwartet der Bezirksparteitag die Vorbereitung und Inangriffnahme der gesetzlichen Form beschlossen, den Prinzen Carol zum König zu aller Maßnahmen zur. Wegbereitung und Wahrung des Lebens proflamieren. Wir müssen uns, so erflärte Maniu ,,, mit Dant. raumes der saarländischen Interessen, die Einführung der barkeit vor dem König neigen, der fo von seinen verfaffungs deutschen Gesezgebung und Erhaltung der an der Saarmäßigen Gefühlen Zeugnis ablegte und damit die schönste u Hoffnungen bezüglich der Art erweckte, in der er das Land zn bestehenden Arbeitszeit." regieren gebentt." Ministerpräsident Maniu entwidelte sodann das Brogramum feiner Regierung.
Selbstverständlich hat niemand und nichts schuld an dieser öster reichischen Staatsblamage. Wir wissen ja, wie so eine Verschleudes rung öffentlichen Gutes vor sich geht; wir brauchen uns in Deutsch Zur Rheinlandräumung faßte der Parteitag eine Ent land nicht zu versteden. Das Neue ift mir die ganz offenschließung, in der es unter anderem heißt:„ Der Barieitag erblidt in sichtliche und durch nichts zu vertuschende Ber der Befreiung des Rheinlandes von den Befagungstruppen noch in legung von Gelegen, die eigens zum Schuß gegen diesem Monat einen sehr erfreulichen Erfolg der von der die Berfchleuderung eben dieser Sammlung ge Sozialpolitit am stärksten geforderten Berständigungspolitit mb macht morden sind. die Beseitigung eines schlimmen Hinderniffes der Wiederannäherung der Bölfer. Zugleich aber erhebt der Parteitag schärfften Bro. test gegen die nationalistische Berhegung, die sich im Anschluß an die Räumung des Rheinlandes zu ergießen droht. Das Rheinland hat die historische Mission, Brüde zwischen den Bölfern zu sein, namentlich aber die Berständigung zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern. Diese große Aufgabe darf nicht durch eine verantwortungslose und in ihren Wirkungen Der brecherische Hetze gestört werden. Der Parteitag erwartet von der Reichsregierung und den Regierungen der Länder, pflichtgemäß die bisher geführten Friedenskonferenzen zu unterstüßen, vor allem aber die Befreiungsfeiern fo zu gestalten, daß sie als Friedens feiern wirken und der Wiederamnäherung der Bölter die Wege ebnen helfen."
Was den Kunstfreund legten Endes über dies Wiener Panama tröstet, ist die Einsicht in die Relativität aller Werte. Die Figdorfchen Rostbarkeiten mit ihrer Höchstwertung auf dem internationalen Kunstmarkt bedeuten für uns Menschen flarer Sachlichkeit und fünft. Lerischer Neuorientierung nicht allzu viel. Es find Antiquitäten, von denen gerade die Wiener Staatsmuseen unermeßliche Schäße befigen: etwas mehr, etwas weniger wiegt ba nicht allzu schmer. Das letzte Wort in diefer Sache hat nicht der Kunstfreund, sondern der Bolkswirtschaftler. Paul F. Schmidt.
Reflofe Klärung der Gaarfrage. Forderungen der rheinischen Gozialdemokratic. Godesberg a. Rh., 14. Juni. ( Eigenbericht.) Der Bezirts parteitag der Sozialdemokrati. schen Partei für die obere Rheinpropinz, der am Sonn abend in Godesberg zusammentrat und am Sonntag ein politisches Referat des Abg. Dr. Breitfcheio entgegennehmen wird, nahm zur Saarfrage eine Entschließung an, in der es unter anderem heißt:
Der Bezirksparteitag sieht in dem Beginn offizieller Saar verhandlungen in Baris einen Erfolg jener Berständigungspolitit, die von der Sozialdemokratie eingeleitet, geführt und ständig gefördert worden ist und begrüßt sie in diefem Sinne. Andererseits aber würde es jeder Saarverständigungspolitik zwischen Deutschland und Frankreich widersprechen, menn die Saarrüdglie terung zu Bedingungen erfolgen follte, die meber die endgültige Bereinigung des Gaarproblems noch eine geficherte Sufunftsent widlung der Saar noch eine Verstärkung der deutsch - französischen Berständigungsbestrebungen bringen würden. In diesem Sinne er wartet der Parteitag, daß die Saar territorial restlos nach Deutschland zurüctehrt, sämtliche Gruben und Rohlenfelber in die hand des preußischen und bayerischen Staates übergeführt werden und für
Bufarest, 14. Juni Heute nachmittag 5 Uhr stellte sich das neue Rabinett Manin ber Kammer vor. Ministerpräsident Maniu hielt eine große Rede, m der er intereffante Mitteilungen über die Rüdtehr Carols nach Rumänien machte. Maniu erklärte u a: Der Thronwedjel war eine nationale Notwendigteit.
Als sich Carol Rumänien genähert habe, habe er, Maniu, am Mittwoch früh im Regentschaftsrat den Antrag gestellt, man möge dem Prinzen Carol die Rüdtehr gestatten. Der Regent fchaftsrat entschied in diesem Sinne und stimmte zu, daß Brinz Carol im Schloß Cotroceni Bohmung nehme.
Da das Gesetz vom 4. Jamuar 1926 ausbrüdlich bestimme, daß Prinz Carol nur durch Zustimmung des Königs oder bes Regent schaftsrates zurückkehren tönne, habe sich die Rückkehr Carols in polltommen gefeßlicher Form vollzogen. Nach der Rüd. fehr des Brinzen tauchte die Frage auf, ob er in den Regentschaftsrat eintreten oder ben Thron besteigen folle. Der König erflärte,
Pilsuditi foll abtreten. Der Oppositionsfongreß in Krafan.
Warschau , 14. Juni. ( Ost- Expreß.) 1 Auf den 29. Juni, den katholischen Festtag Peter und Baul ist nach Kralau ein Kongreß aller zur Regierung Pilsudsti in Opposition stehenden Parteien des Sejmzentrums und der Linten einberufen, Die Borbereitungen werden von den Regierungsleuten mit zu nehmender Nervosität verfolgt. Es heißt mit Bestimmtheit, daß der Rongreß in einer Entschließung sofortigen Rüdtritt des Marschalls Pilsudski und der Regierung Slamet fordern wird. Gerüchtweise verlautet, daß während der Rongreßtagung große Massen der Anhänger der Oppofitionsparteien sich in Kratau versammeln wollen, um dem Kongreß der Regierung gegen über besonderen Nachbruck zu geben.
Jetzt hat Hoover das Wort. Auch Abgeordnetenhaus hat Zollerhöhungen zugestimmt. Washington , 14. Juni.
Die Borlage über die neuen 3olltarife, die gestern vom Bundessenat angenommen wurde, ist heute auch vom Repräsen tanteithaus angenommen worden. Sie wird jetzt dem Präsidenten Hoover zur Unterzeichnung zugeleitet.
Genoffe Emil Faber gestorben.
Frankfurt a. D., 14. Juni,( Eigenbericht.) Der preußische Landtagsabgeordnete Genoffe Emil Faber. Frankfurt a. D. ist am Sonnabend furz vor Mitternacht nach furzem Strantenlager gestorben. Sein Nachfolger im Preußischen Landtag ff der Parteisekretär Georg Steinbrecher vom Bezirksverband Brandenburg .