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Terror der Landvolkfohorten.

Doeppner Gamelucken veranstaltet, agrarpolitische" Kundgebungen.

In letzter Zeit haben sich die Klagen über das Erliegen] des ostpreußischen Gütermarktes wieder start gesteigert und man wird das Gefühl nicht los, daß man damit ganz be stimmte Ziele erstrebt. Vor allem ist es die ostpreußische Presse, die alles daran setzt, die richtige Entwicklung auf dem Güter­markt zu verdunkeln. So meldet z. B. die Allensteiner Zeitung" unter der lleberschrift ,, Unter dem Hammer...", daß allein im Regierungsbezirk Allenstein in den nächsten Monaten 35 Zwangsversteigerungen fällig würden. Eine nähere Unter suchung ergibt folgendes:

14 Zwangsvollstreckungen betreffen nicht Landwirte, sondern Kaufleute, Bauunternehmer, Handwerker und Gastwirte!

In drei Fällen handelt es sich um Auflösung von Besitgemein­schaften; von den restlichen 18 erreichte die Hälfte nicht einmal die Größe einer selbständigen Ackernahrung. Trotzdem wird daraus der Zusammenbruch der ostpreußischen Landwirtschaft und des ostpreußischen Gütermarktes konstruiert! Das eine ist so falsch wie das andere. Die jetzt besonders von den Landwirten vertretene Auf­faffung, daß die Zahl der zwangsversteigerten Landwirtschaften der Ausdruck der landwirtschaftlichen Konjunktur sei, ist unrichtig, wic auch die Aecker ja teine höheren Erträge liefern, wenn die Boden­preise hochgetrieben werden.

Unrichtig ist auch, daß die Steigerung der Zwangs­versteigerung gleichzeitig mit der Vernichtung ber Landwirtschaft sei. Das Gegenteil dürfte zutreffen. Für Ost­ preußen speziell kann man feststellen, daß die Wirtschaften mit der Zwangsversteigerung noch nicht einmal ihren Besitzer wechseln. So wurden in den letzten Wochen im Kreise Gerdauen 6 Güter zwangs= weise versteigert. Sie fielen ohne Ausnahme an die ersten Besitzer. wechselten also den Eigentümer nicht. Der in der Zwangsversteige rung gezahlte Preis deckte sich mit der ersten Hypothet. Die früheren Besizer haben also in der Zwangsversteigerung ihre Güter gekauft, und zwar für den Preis der ersten Hypothef. Derartige Fälle ereignen sich in den ostpreußischen Landkreisen fast jeden Tag.

Ungefähr die Hälfte aller Zwangsversteigerungen bedeutet für den Besitzer nichts anderes als die Abstoßzung der Schulden hinter der ersten Hypothet.

Dafür wird der Name der Frau, des Sohnes, des Baters oder des Schwiegervaters ins Grundbuch eingetragen. So vollzieht sich die Besitzerhaltung unter falscher Flagge. Diese Methode wird durch ein raffiniertes Syſtem von Nebenabreden und Sicherungsmaß nahmen begleitet. Da wird z. B. plötzlich im Termin eine eidesstatt­liche Erklärung verlesen, daß so und so viel Vieh seit mehreren Jahren an jemand übereignet worden sei. Auf Maschinen ruht Eigentumsvorbehalt. Wertobjekte im Haushalt sind auf ein Familienmitglied übertragen. Bewiesen wird das durch einen Schenkungsvertrag. So geht das Tag für Tag. Ausgesprochener Betrug, zugunsten der Besitzerhaltung, aber ein Betrug, den das Gericht erlaubt.

Wenn die Sache einmal schief zu gehen droht, dann erscheint eine Truppe von Landvolkleufen auf dem Bersteigerungstermin.

An Stelle des Vorsitzenden spricht der ostpreußische Landwirt Doeppner Sameluden. Das ist ein Schwager des berüch tigten Samtens Tetenbühl Herr Doeppner macht aus dem Termin eine agrarpolitische" Kundgebung und bis jetzt hat noch tein Richter gewagt, ihn auf der Stege abführen zu lassen. Die mittelbaren Staatsbehörden, Landwirtschaftskammer und Ost­preußische Landschaft, verzichten auf Grund der Ermahnungen" des Herrn Doeppner- Samelucken darauf, ihre Forderungen auszubieten. Reiner hat bis heute ein Verfahren wegen Nötigung veranlaßt. Herr Doeppner- Sameluden diftiert und regiert. Niemand von allen, die von Amts wegen dazu befugt sind, hat bis jetzt an dieser Zerrüttung

der Moral Anstoß genommen.

Wer in Ostpreußen gegen den Terror der Landvolkkohorten ein Gut ersteigern würde, könnte seine Erfahrungen machen. Mit Blut­und Polizeihunden fönnte er seinen Besitz nicht schützen und die mannigfaltigen Versuche, ihn zu schädigen, nicht abwehren. Selbst wenn ihm schließlich ein Landjäger zur Verfügung stehen würde, wäre er noch nicht sicher. Zum persönlichen Boytott täme der wirtschaftliche. Kein Verein und feine Genossenschaft würden es wagen, ihn als Mitglied aufzunehmen. Vermutlich müßte die Landwirtschaftskammer zusehen, wie sein Antrag auf Ausnahme in einem Versuchsring abgelehnt wird, obwohl er ein recht tüchtiger und und am besten wäre es, wenn er sich gleich einen Stier anschaffte, denn brauchbarer Kerl ist. Seine Milch würde er nirgends los werden er kann seine Tiere selbst nicht einmal gegen sehr viel Geld zum Deden bringen. Er ist der wirtschaftlichen Vernichtung preis gegeben.

So sieht es heute in Ostpreußen aus. Die deutschnafionale Hetze hat gut gewirkt.

Besizerhaltung statt wirtschaftlicher Auslese ist die Parole. Die Ausschaltung der wirtschaftlichen Auslese bedeutet aber die Lodderwirtschaft auf der heimatlichen Scholle, die, wie man in der Landbundpropaganda so schön sagt, die Boltsernährung

sichern soll.

.

Die ganze Propaganda in Ostpreußen dient der Subventio nierung und Erhaltung der Großen. Das geht deutlich daraus hervor, wie sie in den letzten Tagen aufgezogen worden ist. Mit einer gewissen Wonne wird, besonders in der ostpreußischen Bresse, festgestellt, daß die Zahl der Kleinen, die unter den Hammer tommen, viel größer sei als die der Großen. Wenn nun von 4000 Großbetrieben in einem Jahr 40 zur Zwangsversteigerung gelangen und von 80 000 Mittel- und Kleinbetrieben 200, so ist das eine Rechnung, die nicht zugunsten des Großbetriebes spricht. Die Rech nung besagt doch nur, daß von den Großen in einem Jahr jeder Hundertſte und von den Mittleren und Kleinen jeder Vierhundertste 1000 Mittleren und Kleinen aber nur 2,5 Pleite gingen. So über­zwangsversteigert wurde, daß non je 100 Großen 10 und von je legt man nicht, sondern man sagt, daß es feinen Sinn habe, noch mehr Kleine zu schaffen; da die Kleinen sich nicht halten fönnten, vermehre man die Not. Man sucht so ein Argument gegen den Siedlungsgedanken und will die Notwendigkeit des

Großgrundbefizes beweisen, den der Staat unter allen Im. ständen halten soll.

Bei nächster Gelegenheit stellen sich dieselben Leute aber hin und sprechen von der Wichtigkeit der Siedlung und von der Pflicht, die menschenleeren Räume im Osten mit Menschen zu füllen, damit der Osten von den Polen nicht überflutet werde.

Severing spricht in Zürich ,

Die Gozialdemokratie der ruhende Pol.

Zürich , 19. Juni.

In der eidgenössischen Technischen Hochschule hielt heute Reichs­minister a. D. Severing einen Vortrag über Parteien und Partei­bildungen in Deutschland , in dem er die verschiedenen Gruppierungen und Umbildungen im deutschen Parteileben seit Ausbruch der Re­

volution erläuterte,

Für die Sozialdemokratie, der damals die Regierungs gewalt zugefallen sei, habe es sich nicht darum handeln können, eine wenige Monate dauernde Scheinherrschaft aufzurichten, sondern nach dem Grundsaz der Demokratie das Bolk zu be fragen. Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum, in der jogenannten Weimarer Koalition zusammengeschweißt, hätten t jenen Tagen das schwankende Gebäude des Deutschen Reiches gestützt. In der Folge habe sich die Sozialdemokratie als der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht gezeigt. Deutschland sei die von allen Ländern am härtesten betroffene Nation. deutschen Volkes auf deſſen Zukunft. Trotzdem vertraue er zusammen mit der großen Mehrheit des

Auf aftuelle Fragen übergehend, sagte Severing: die Not im Lande schaffe den extremen Parteien einen guten Nährboden. Dazu gehöre vor allem eine neu aufgebügelte Partei, die Neu­auflage der alten antisemitischen Partei von 1890. die sich heute Nationalsozialisten nennen. In dieser Partei fämpften Juden gegen Juden, Generäle gegen Generäle, und Arbeiter gegen Arbeiter. Aber wenn die Verhältnisse sich konsolidieren, dann sei kein Blaz mehr für unflares Schwanken, dann werde sie bekennen müssen, ob sie für den Kapitalismus ist oder für den Sozialismus.

Sägen jene Ueberpatrioten, die als Kapitalflügt­Severing fennzeichnete abschließend in ein paar treffenden linge die Schweiz für ihre Geldanlage Deutschland vorziehen und dadurch den tollen Zustand schaffen, daß Deutschlands Rapital ins Ausland wandert, Deutschland aber in Amerika Kapital aufnehmen müſſe.

Die Ausführungen Severings fanden reichen Beifall. Die von den Kommunisten angefündigte Gegendemonstration unterblieb wegen Mangel an Teilnehmern. Am Donnerstag abend spricht Severing als Gaft der Züricher Sozialdemokratischen Partei über Koalitionspolitik im Reich und in Preußen".

( Gewerkschaftliches siche 3. Beilage.)

Berantwortlich für Politik: Dr. Curt Geyer : Birtschaft: 6. Klingelböfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : R. H. Döscher; Lotales und Sonstiges rik Raritäbt: Anzeigen: Th. Glode: fämtlich in Berlin .. Berlag: Borwärts- Berlag G. m b. S., Berlin Drud: Borwärts- Budbruderet und Berlagsanftalt Baul Ginger u. Co., Berlin S. 68, Lindenstraße 8. Bierzu 3 Beilagen und Stadtbeilage.

Freitag u. Sonnabend

WERTHEIM billige Lebensmittel

Leipziger Str. ( Versand- Abt.) Königstr. Rosenthaler Str. Moritzplatz

Frisches Fleisch

Gehacktes.... Pfund 0.80 Liesen 0.65 Gulasch 0.98

Querrippe.... Pfund 0.78 Rinderkamm u. Brust Pfd. 0.88 : chmorfleisch 1.10. 1.34 Roastbeef m. Knoch., Pfd. 1.10 Kalbskamm u. Brust Pfd. 0.94 Kalbsnierenstück Pid. 1.00 Kalbskeule ganz u. geteilt 1.10 Kalbsschnitzel Pfund 2.30

bis 9 Pfd., Pfd.

Hammelvorderfi. Pid. 1.08 Schweinerücken 1.04 mit Schweineschinken

Blg.

u. Kamm, mit Beilage, Pfund

1.14

Kafier mild gesalzen, Pfund 1.28 Nierentalg ausgel., Pfund 0.50 Bratwurst Spezialität, Pfd. 1.18 Rinderkamm gefror., Pfd. und Brust, 0.84

Geflügel u. Wild 0.02 an frisch geschlacht., 1.08 an

Hühner gefroren,

Hühner

Pfund von

Pfund von

Fische Kabeljau gz.Fische, Pfd. 0.18 a ohne Kopf 0.18 an Seelachs...... Pfund 0.18 Goldbars.... Pfund 0.20 Kabeljau- Filet Pfund 0.30 an Lebend. Schleie Pfd. 0.88 an

Rehblätter Pfund von 0.90 an Junge Gänse. Pfund 1.20 an Räucherwaren Fettbücklinge Pfund 0.38 an Schellfisch u. Seelachs 0.38 an Flundern.... Pfund 0.38 an Kieler Bücklinge Pfd. 0.58 Aale Pfd. 2.60 an, Bund 0.30 an

Käse u. Fett Camembert vollfelt, 0.20 Schachtel 0.20

Schachtel 6 Portionen 0.58

Limburger 0.38 vollfett, 0.78

Pfund

Harzerkäse od. Spitzkiste 0.48 Tilsiter vollfett, Pfd. von 0.72 an Dän . Schweizer fett 0.80 Steinbuscher vollf., Pfd. 0.80

Junge Brat­hähnchen

Stück

von

105

bayrischer, vollf. Pfd.

Edamer u. Holländer 0.88 Schweizer 1.38 an Margarine Pfund 0.50 0.58 Kokosfett.. 1 Pfd.- Tafel 0.50 Molkereibutter Pfund 1.44 Tafelbutter Pid. 1.52 1.58 Dän. Butter .. Pfund 1.70

Reh­Ragout

Pfund

von

Pr.

..

Matjes­Heringe

2. 25P.

28

an

Stück

In dieser Woche:

Konserven

Sowell Dorral, Mengenabgabe vorbehalten. Fische, Obst u. Gemüse werden nicht zugesandt.

/ Dose

Apfelmus hell...... 51 Dose 2.70 0.54 Pflaumen. 0.60 ohne Stein 0.75

Mirabellen...

Brech- u. Schnitt- Bohnen. Senfgurken Helvetia .. Bienenhonig garantiert rein

Tafelöl

0.95

0.58

Dose 0.28

1.25 1 kg 2.30

Glas 500 g Flasche 0.58 0.78 1.30 Portug. Olsardinen..... Dose 0.35 0.45 Erbsen oder Bohnen mit Speck, 1/3 Dose 0.80 Würstchen... Dose 5 Paar 0.90 Corned Beef.... Dose 0.95 Pflaumen- Konfitüre.... 1 Elmer 0.90 Aprikosen u. Orange- Konfitüre. 1.15 Erdbeer- Konfitüre .... Eimer 1.40

ohne Glas

Wein Preise für 1 Flasche, Frankfurter Apfelwein.Rackles Urquell 0.65 0.75 Apfelsüßmost alkoholfrei

1929 Oberhaardter Tisch-& Bowlenwein 0.73 1929 Freilaubersheimer Rheinhesse.. 0.90 1928 Obermoseler 1.00 1928 Langenlonsheimer Nahewein.. 1.50 1928 Brauneberg . Bürgerslay Mosel 1.50 1.60 1921 Grand Poujeaux Bordeaux. Himbeersaft mit Kirsch gedunkelt, einschließlich Sektflasche 1.40 Fruchtschaumwein mit Steuer und Flasche 1.20

Einkochgläser ,, Globus "

für

1/2 3/ enge 0.32 0.34 0.36

ohne Ring 1

2 Ltr.

-

-

Form

weite 0.36 0.38 0.40 0.42 0.48

Form

Gummiringe 10 Stack 0.20 0.30

Obst u. Gemüse

Stachelbeeren 3 Pfund 0.38 Wirsingkohl 3 Pfund 0.20

Kirschen... Pfund 0.22 Bananen 3 Pfund 1.00 Aprikosen... Pfund 0.42 Tafeläpfel..... Pfund 0.45 Kohlrabi..... Mandel 0.12

3 Bund 0.25

Möhren Schoten.... 3 Pfund 0.25 Grüne Gurken Stck. v.0.20 an Spargel Pfd. 0.05 0.24 0.58 Salat......3 Kopf 0.10

Wurstwaren

Dampfwurst... Pfund 0.96 Landleberwurst Pfund 1.15 Fleischwurst... Pfund 1.15 Jagd- u. Mettwurst( r. 1.40 Art) Bierwurst u. Pökelfleisch 1.50 u. Schinken 1.70 Filetwurst Zervelat u. Salami Pfd. 1.70

Bruch- Reis

polnische, Pfd.

Feine Leberwurst Pfd. 1.80 Teewurst 1.80 grobe 1.85 Speck fett 1.00 und 1.30

Königstr., Rosenthaler Str., Moritzplatz Sülzwurst..... Pfund 0.55 Speckwurst Speckwurst.. Pfund 0.85 Berlin . Mettwurst Pfd. 1.20

Kolonialwaren

... Pfund 0.18 Java- Reis..... Pfund 0.34 ... Pfund 0.34

.

ital. Art,

Makkaroni Pudding- Pulver

Pfund 0.52

Vanille- u. Mandel- Geschmack

0.40 Haferflocken... Pfund 0.26 Schokolade- Geschmack, Pfund 0.76 Weizengrieķ Pfund 0.30 Rote Grütze... Pfund 0.68 Hartgrief. Pfund 0.34 Vanille- Sauc.- Pulver 0.74 ier- Schnitt- Nudeln 0.50 Kalif. Pflaumen Pfund 0.54 Makk roni Eier, Bruch 0.50 Kalif. Aprikosen Pfd. 0.82

Pfund

Gebrannter Kattee gene

Rösterei

Konsum- Sorte Pfd. 2.10| Sonder- Mischung Pfd. 3.20 Il Mischung Sorte Pfd. 2.40 Olympia- Mischung 3.60 Haushalt- Mischung 2.80 Globus - Mischung Pfd. 3.80

Erd­beeren

Pfund

40.

Neue Kartoffeln

5

Pl. Pfund

52 PF

Pf.

Zitronen­Gärungsgetränk

Lou- Lin

Verkauf und Ausschank

Großer Verkauf Reise- u. Bade- Artikel