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r. 283 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Paneuropäisches Elektrosystem.

Generaldirektor Olivens Europa- Plan vor der Weltkraftfonferenz.

Es ist eine der wichtigsten Erscheinungen der gegenwärtigen Beltkraftkonferenz, daß Probleme internationaler Zusammenarbeit von führenden Fachleuten und Wirtschaftspolitikern vor aller Deffentlichkeit behandelt werden. In dieser Hinsicht stellte der Hauptvortrag Europas Großkraftlinien", den gestern mittag Dr. Ostar Oliven, der Generaldirektor des Gesfürel- Ludwig Löwe- Konzerns, in der Kroll- Oper hielt, einen Höhepunkt dar. Oliven, bekannt als einer der energischsten Bortämpfer des privaten Rapitals auf elettrizitätswirtschaftlichem Gebiet und als ein scharfer Gegner der öffentlichen Hand, unterbreitete ein in allen Einzelheiten durchdachtes Projekt, bei dem auch die Kosten­und Rentabilitätsaufrechnung nicht fehlte.

Die Grundzüge des sehr großzügigen Plans

find furz folgende: Im Laufe der Jahre sind die Entfernungen, über die elektrische Energieübertragung wirtschaftlich ist und technisch durchgeführt werden kann, immer mehr gestiegen. Unter Ber­wendung von Spannungen bis zu 110 000 und 220 000 Volt tann

die europäischen Nationen von einander wirtschaftlich ab= hängiger werden; wie in der ersten Hälfte des vorigen Jahr hunderts der Bau von Eisenbahnen zum Zollverein und der Zoll­verein zur staatlichen Einheit Deutschlands Anlaß war, so würde dies Europaprojekt den ersten praktischen Anstoß zu einer wirt chaftlichen und politischen Einheit Europas werden tönnen.

Daß der Chef eines der größten europäischen Elettrizitätstongerne ein solches Projekt mit allem Nach drud propagiert, ist auf alle Fälle ein Ereignis von großer wiri schaftlicher und politischer Bedeutung. Ebenso ist es auch bemerkens­

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Freitag, 20. Juni 1930

mert, daß im Namen der Weltkraftkonferenz Dr. Röttgen, der führende Kopf des Siemens- Konzerns, die Erklärung abgab, der Plan Olivens sei ein. sehr ernst zu nehmendes Projekt, und es sei sehr wohl möglich, daß in absehbarer Zeit die Welt­trafttonferenz eine Teiltagung einberufen werde, die lediglich der Durchführung dieses Projektes gewidmet sein wird.

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Im übrigen brachte der gestrige vierte Tag der Weltkraft­fonferenz neben drei großen, rein technischen Fachsizungen eine Vortragsreihe über die Frage, welche staatlichen und ge jeglichen Einflüsse in der Elettrizitätswirtschaft bestehen. Während die Spezialberichte sich in der Hauptsache dar­auf beschränkten, Material über den bisherigen Zustand in den ver­schiedensten Staaten zusammenzustellen, sprach man sich in der Dis fuffion vorwiegend für die gemischt wirtschaftliche Form aus. Heute und morgen werden in den Fachligungen Probleme behandelt werden, die fast ausschließlich von technischem Interesse sind.

Die Opfer" der Eiſenindustrie.

man heute bereits Elektrizität über Entfernungen bis zu Syftematische Irreführung der Oeffentlichkeit. - Was tut die Reichsregierung?

1000 Rilometern übertragen.

Es ist hierbei in höchstem Grade unwirtschaftlich, wenn diese Entwicklung an den gegenwärtigen staatlichen Grenzen Halt machen würde. Solche Wasserkräfte, Delvor­kommen oder Kohlenvorräte, die weit ab vom Verbraucher liegen, können heute nach Umwandlung in Elektrizität bereits über die größten Entfernungen bis zu den Verbrauchszentren gebracht werden. Außerdem bietet die Fernübertragung von Elektrizität noch andere Vorteile. Zwischen Rußland und Spanien be­steht ein Zeitunterschied von etwa 3 Stunden. Wenn in West­ europa in den Abendstunden, in den Stunden des stärksten Geschäftsverkehrs und des größten Lichtverbrauchs die Elektrizitäts­werke den Bedarf kaum decken tönnen, ist es in Rußland bereits Nachtzeit, und die Kraftwerte haben nur geringe Arbeit zu leisten. Je umfassender ein Netz von Elektrizitätsleitungen ist, um so besser lönnen die bestehenden Anlagen sich gegenseitig unter: stützen und um so mehr lassen sich kostspielige Neubauten vermeiden. Oliven schlägt nun ein großes Europanez vor. Es joll eine Spannung von etwa 400 000 Bolt haben und aus folgen. den Linten bestehen: Einer Linie, die von Nordfrankreich durch. Spanien bis nach Portugal verläuft, einer zweiten Schweden , oder Normegen über Dänemart, Deutschland und die Schweiz bis nach Italien und einer dritten, die Polen , die Tschechoslowakei , Desterreich, Jugo­stavien und Albanien miteinander verbindet. Außerdem schlägt er zwei mestöstliche Linien vor, die eine von Paris quer durch Deutschland bis nach Polnisch - Oberschlesien , die zweite von Westfrantre- lth ber die Schweiz , Desterreich und den Balkan bis nach der Ukraine und der südrussischen Stadt Roftom. Das gesamte Netz würde etwa 10 000 Kilometer lang sein und einschließ­lich der Umspannwerte rund 2 Milliarden Mart tosten Für Berzinsung und Betriebskosten müßten jährlich mindestens 130 Millionen Mart aufgebracht werden. Theoretisch sei ein solcher Europaplan in 6 Jahren durchzuführen. Oliven meint, man, müffe fich so zeitig wie möglich mit der Lösung eines solchen ganz Europa überspannenden Großkraftneges beschäftigen, damit die Netze der einzelnen Länder sich auf dieses Europanez rechtzeitig einstellen tönnen.

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ohne daß dadurch Preissteigerungen eingetreten wären. Wir fin­den also hier von schwerindustrieller Seite die Bestätigung unserer Feststellung, nämlich, daß bei der Eindeckung der Berke mit Schrott infolge der außerordentlich starken Verbilligung der Schrottpreise eine wesentliche Berringerung der Pro­duftionskosten eingetreten ist

Wir haben in unserem Artikel Eisenpreisstandal| Monats wurden von den Werken große Mengen Schroff gekauft, immer größer" darauf hingewiesen, daß die Preis. ermäßigung, die die Eisenverbände vorgenommen haben, nur die zu Inlandspreisen verlauften Mengen berühren, das dürften gegenwärtig knapp 50 Proz. des Gesamtabsages sein, und daß dem nach die Preissenkung den Bedingungen des Schieds. pruchs nicht entspricht. Es fann nicht davon die Rede sein, daß die Preissentung beträchtlich über die Lohnsenkung hinausgeht und daß die Eisenindustrie von sich aus ein Opfer bringt. Bielmehr bestehen sogar begründete Zweifel, ob die durch die Preissentung verursachten Mindererlöse die Ersparnisse durch den Lohnabbau

überhaupt erreichen.

Die Bergwertszeitung" antwortet nun erneut auf unsere scharfe Kritik an dem Vorgehen der Eisenindustrie, sie geht aber in ihrer Replit auch nicht mit einem Wort auf den Kern unserer Ausführungen ein, nämlich auf unsere Feststellung, daß die Preissenfung nur bei einem Teil des Absages sich auswirkt. Die Bergwertszeitung" hat offenbar guten Grund, diese Feststellung zu übergehen, denn in früheren Ausführungen hat sie die Preis­fentung auf den gesamten Absatz errechnet und der Deffentlich­teit weis machen wollen, daß die Eisenindustrie mindestens 17% million Reichsmart, aus eigener Tasche zulegen müffe". Diese Rechnung beruhte auf völlig falschen Grund lagen, und es besteht Grund zur Annahme, daß man mit der artigen Rechenkunststücken eine bewußte Irreführung der Deffentlichkeit beabsichtigte.

Es bleibt dabei, daß die Berbilligung der Rohstoffkosten und anderer wichtiger Kostenfaftoren( Binsfäße, See- und Binnen­schiffahrtsfrachten) der Eiſenindustrie auch ohne Lohnabbau die Möglichkeit boten, eine noch wesentlich fühlbarere Preisjentung als die jetzige vorzunehmen. Wir betrachten die jetzige Preissentung als völlig unzureichend und halfen es für unverantwortbar, daß ein der Berbraucherschaft zu Unrecht vorenthaltener Preisabbau auf Kosten der. Arbeiterschaft vorgenommen werden und die eingetretene Produktionskostenverbilligung in die Taschen der Unternehmer fließen soll.

Ronjunttur hätte Preissenfung erzwungen.

Nach Stahl und Eisen" ist die arbeitstägliche Rohstahl­erzeugung im Mai weiter auf 39 773 gegen 43 077 Tonmen im April gesunken und lag um 30 Proz. niedriger als im Mai vorigen Jahres.

Die arbeitstägliche Leistung der Balzmer fe ist meiter, non 30 641 auf 28 298 Tonnen gejunten und war um 27 Proz. niedriger als im Vorjahr.

Die Martilage ist es also, die ohne weiteres eine Preis. fenfung erzwingt, wenn die Werke auf die Dauer nicht, an den firen Kosten erstiden wollen.

Der Reichsarbeitsminiffer bat fich ausdrücklich das Recht vorbehalten, nachzuprüfen, ob die Preissentung den Bedin gungen des Schiedsspruches entspricht, d. h. ob sie erheblich über die Lohnersparnis hinausgeht. Es tann auch den öffentlichen Instanzen nicht entgangen sein, daß die Preissenkung der Eisen- bou Im Ruhrbergbau ist die verwertbare Förderung insgesamt industrie teineswegs den Voraussetzungen des Schiedsspruches von April bis Mai pon 8,75 Millionen auf 9,03 Millionen Tonren entspricht. Eine sofortige Einwirtung auf eine wesentlich stärkere gestiegen, liegt aber gegen Mai 1929 un 10,3 Pro3. zurück. Breisherabsetzung wird durch das Berhalten der Schwerindustrie un- Auf Halde liegen 7,96 Millionen gegen 7,16 Millionen Tonnen umgänglich notwendig. Kohlen und Kots im April 1930. Obwohl 2,7 Feierschichten je Mann eingelegt sind, hat sich die Belegschaft im Mai gegen April von 354 968 auf 346 608 verringert.

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Die Bergwertszeitung" zitiert zwar unsere Hinweise auf die außerordentlich starte Schrottverbilligung, behauptet aber, daß der Die politische Auswirkung dieses gewaltigen Oliven- niedrige Schrottpreis sich nicht auswirten tann, weil Projekts wurde zwar nicht gekennzeichnet, ist aber ganz fier: angesichts der Konjunkturlage zufäßliche Mengen gegenwärtig in Lohn- und Preisjunktim der Blechmagnaten. Erstens würde die Verwirklichung bedeuten, daß das private nennenswertem Umfange nicht gekauft werden. Die Werke würden Kapital- und Generaldirektor Oliven vertritt ausschließlich die gern so fährt die Bergwertszeitung" fort der Auffassung des Interessen des privaten Kapitals- in der europäischen Borwärts" bezüglich der billigen Schrottpreise folgen, wenn fie Elettrizitätswirtschaft ein tontinentales Mo. nur irgendwie nennenswerten Schrottbedarf hätten". Hier müssen nopol erhält. Es ist weniger die Pflicht aller Regierungen, dies wir nun die Bergwertszeitung" bitten, sich in Zukunft besser zu Projekt zu bekämpfen, als dafür zu sorgen, daß der Staat, d. h.| informieren oder wenigstens die offiziellen Marktberichte zu in diesem Falle die beteiligten europäischen Regierungen, im Inter studieren. Im letzten Bericht über die Lage des deutschen Eisen­effe der Berbraucher fich von vornherein einen ausreichenden Einmarktes heißt es im offiziellen Organ der deutschen Eisenhüttenleute, fluß auf die Ausgestaltung sichern. 3 weitens bedeutet es, daß der Zeitschrift Stahl und Eisen", wörtlich: Im Laufe dieses

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EDES

Die Werke des Feinblechverbandes haben eine fleine Preis­fenfung ab 1. Juni angekündigt. Es soll eine weitere Preis. sentung eintreten, wenn eine Lohnsen tung auch auf den übrigen außerhalb der Gruppe Nordwest liegenden Feinblechwalz­werfen durchgeführt wird".

Die unfimmige Lohn- und Preisvertoppelungsparole der Reichs­regierung ist von den schwerindustriellen Blechtavalieren prompt auf­genommen worden.

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