Tintenfäffer gegen Konfulat. Erzieher gegen Wahrheit.
Die faschistische Haßstimmung gegen Frankreich .
Paris , 24. Juni. ( Eigenbericht.)
Der amtliche Bericht der französischen Botschaft in Rom über die letzten franzosenfeindlichen Kundgebungen in Bari stellt, wie der„ Quotidien" berichtet, einwandfrei fest, daß die Zwischenfälle viel schwerer gewesen seien, als man bisher amtlich habe zugeben wollen. Die Studenten hätten nicht nur mehrere französische und jugoslawische Fahnen verbrannt, sondern sie hätten auch die Konsulate der beiden Länder mit Hunderten von Tintenfässern beworfen und verunreinigt. Es seien Leitern herbeigeholt worden um die Konsulatswappen abzureiken. Nach der Ueberrumpelung der schwachen Polizeikräfte sei es den Demonstranten sogar gelungen, in das französische Konsulatsgebäude einzudringen. Im Erdgeschoß, in den Büros der Handelsabteilung, sei alles zertrümmert worden. Schreibmaschinen, Tische, Stühle und Akten seien auf die Straße geworfen worden.
Wieder Stinnes: Prozeß.
Angeklagte: Stinnes, v. Waldow, Bela Groß, Leo Hirsch u. a.
Das war ein Wiedersehen heute morgen im großen Schmurgerichtssaal des Alten Kriminalgerichts. Die Angeklagten im StinnesKriegsanleihe- Schiebungsprozeß fanden sich im selben Saal zu sammen, in dem sie vor einem Jahr acht Wochen lang in der ersten Verhandlung ihre Unschuld beteuert hatten.
Aus allen Himmelsrichtungen sind sie nun wieder zusammengekommen. Herr Hugo Stinnes jun. und sein früherer Direktor und jetziger Kaufmann aus Hamburg . Herr v. Waldo w, der in zwischen eine Botsdamer Adlige geheiratet hat, aus Paris , wo es ihm während seiner Kriegsanleihetätigkeit so gut gefallen und wo er anscheinend auch gute kaufmännische Beziehungen angeknüpft hat, Herr Bela Groß mit seinem Gelehrtengesicht aus Baden und schließlich Herr Leo Hirsch aus Wien . Der frühere Besitzer des Delphi- Palastes, Herr Schneidt, ist nicht erschienen; cr befindet sich in Amerika und Eugen Hirsch zieht es auch dieses Mal vor, während der ganzen Verhandlung in Paris zu verbleiben. Die Verteidiger sind die gleichen mie in der ersten Berhandlung: Die Rechtsanwälte Dr. Alsberg und Dr. Gollnid für Stinnes, Rechtsanwalt Ehlers für Waldom, Rechtsanwalt Münch für Bela Groß, Rechtsanwalt Wygodzinski für Leo Hirsch , Nothmann ist ohne Berteidiger. Die Angeklagten werden furz zur Person vernommen. Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Toft- die Anklage vertritt auch dieses Mal Staatsanwalt Berlinerteilt feine Dispositionen hinsichtlich der Verhandlung mit. Es soll vier Tage in der Woche prozessiert werden. Am Donnerstag soll Bela Groß und als letzter Angeklagter Stinnes vernommen werden. Man tritt zur Berlesung des Urteils erster Instanz. Es sind 117 Schreibmaschinenseiten. Die Verlesung wird anderthalb Tage dauern. Fein gegliedert gibt das
Eine unhaltbare Maßregelung.
Die Kritit über den Roman, Studienrat Hande "| dieser inkriminierenden Frage mit Recht ablehnte, erklärte der Diret. ist in Nr. 174 des Abend" veröffentlicht worden
Ein Kölner Studienrat, Dr. Karl Prez, hat unter dem Pseudonym Karl Blig einen pädagogischen Roman Studienrat Hance"( Gebrüder Enoch- Verlag, Hamburg ) geschrieben. Dieser Roman ist literarisch wertvoll. Er behandelt eine Schulsituation, natürlich wie das in Romanen zu sein pflegt zugespißt und manchmal übersteigert, wie sie noch in manchen Gegenwartsschulen ähnlich vorhanden ist. Er stellt nebeneinander den Lehrer mit vollem Jugendverständnis, den Lehrer, der seine Stunden abreißt, und den Lehrer, der sein Fach" gewissenhaft betreibt. Der letzte Typus fommt dabei durchaus nicht schlecht meg. Er muß allerdings, wie sich das gehört, den Zusammenbruch seiner, angeblich fachlichen, Baufereinstellung erleben. Aber der Koman schließt harmonisch versöhnlich: Es wird der volle Akkord zwischen Lehrern und Schülern
erreicht.
Man kann an diesem Roman bemängeln, daß er die sozialen und politischen Probleme, die im Leben der Gegenwartsjugend bereits eine so starke Rolle spielen, nicht genügend behandelt, daß der Berfaffer vielmehr das Schulleben, wie es aber der Schulwirt lichkeit rheinländischer Schulen zum Teil noch entsprechen mag, von dem sonstigen Weltgetriebe isoliert. Es geht in diesem Roman ausschließlich um Schul, Sport- und Liebesdinge. Aber dies- wie bereits gefagt in durchaus taftvoller Form. Der Roman ist von wirklichem Belang.
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Der Berlag hat das Wert dem Bolksbildungsminister Adolf Grimme übersandt, und dieser hat m einem persönlichen Schreiben für die Uebersendung des Buches, das ihn lebhaft intereffierte", gedankt. Das Provinzialschulkollegium des Rheinlandes aber maß regelt den Verfasser wegen seiner schriftstellerischen Leistung.
Durch die Indiskretion eines Buchhändlers wird bekannt, wer der Verfasser ist. Das Kollegium der Schule, an der er wirft, faßt darauf die Sache persönlich. Offenbar müssen sich dort Dinge ereignet haben, deren Abschilderung in dem Roman ein forschendes Auge entdecken konnte. Das Kollegium verlangte in einer Eingabe an das Provinzialschulfollegium, daß gegen den Berfasser einge. schritten werde. Man durfte, ganz abgesehen davon, wie weit dieses follegiale" Vorgehen Zeugnis für ein schlechtes Gewiffen war, gespannt sein auf die Entscheidung des Provinzialschulkollegiums, von dem man nicht weniger Einsicht und Geschmad als vom Minister erwarten durfte.
Das Provinzialschulkollegium aber entschloß sich zu einem felt
famen Borgehen höchst mittelalterlicher Art. Der Direktor der Anstalt wurde beauftragt, an den Studienrat Dr. Brez die Autorfrage zu stellen. Man legt also im modernen höheren Schulwesen neuerdings wieder die Daumenschraube an und züchtet statt der totalen Persön lichkeit die totale Berknechtung! Als Dr. Prezz die Beantwortung
tor sich als vom Provinzialschulkollegium bevollmächtigt, den Studienrat wegen ,, Unfollegialität" von seiner Lehrtätigkeit zu ent binden. Die katholischen Vereine von Euskirchen , wo die betreffende Schule liegt, und die Eifelpfarrer nahmen prompt Anstoß an dem Roman und sandten einen flammenden Protest an das Provinzial schulfollegium, in dem der Dezernent der betreffenden Schule selber fatholischer Geistlicher ist.
Diese höchst strittige Angelegenheit fand dann ihre Erledigung darin, daß der Studienrat Dr. Brez ohne Verfahren, ohne Verhör und Verhandlung aus„ dienstlichen Rücksichten" an die kleinste höhere Schule des Rheinlandes, die Aufbauschule in Odenkirchen, versezt wurde.
Wahl an eine städtische Schule in Köln , wo Brez Hauseigentum hat, Auf seine Beschwerde wurde ihm anheimgestellt, sich um die zu bewerben. Dorthin versetzen fönne man ihn nicht.
Es bleibt also dabei, daß ein Studienrat wegen einer literarischen Leistung, deren Qualität natürlich nicht durch einen klerikalen Vorgefeßten geprüft werden darf, strafverfekt wird. Ja, das Provinzial schulfollegium geht soweit, damit allem sozialen Verständnis ins Gesicht schlagend, von dem Studienrat Dr. Brez zu verlangen, daß er innerhalb der nächsten vier Wochen seinen Wohnsitz aus dem eigenen Hause in Köln , nach Odenkirchen verlege. Das Provinzial. Schulfollegium hält sich also für befugt, obgleich doch die katholische Kirche das Eigentum für heilig erflärt, einen Beamten aufs schwerste in seinen Besitzverhältnissen zu schädigen.
Mir scheint, und ich habe als ein unermüdlicher Sachmalter republikanischer Freiheit ein Recht zu solcher Feststellung, daß hier der Herr Minister aufs schärffte eingreifen muß. Der Studienrat Dr. Prez hat einen wertvollen und verständnisvollen Roman geschrieben. Niemand in Deutschland außerhalb Euskirchens hat ge mußt, auf welches Milieu sich dieser Roman bezog. Durch eine Indiskretion, die wohl die Folge irgendeiner Spigelei gewesen sein wird, wird der Name des Verfassers befannt. Und nun soll sich das Unerhörte ergeben, daß ein deutscher Staatsbürger als. Beamter dafür gemaßregelt wird, daß er als Schriftsteller eine qualifizierte Leistung vollzieht. Wenn der Herr Minister das zugiot, so wird sehr bald jeder Mut eines fortschrittlichen Menschen vogelfrei sein. Es muß verlangt werden, daß der Studienrat Dr. Brez, wenn die sogenannte Kollegialität" in Euskirchen ihn nicht länger ertragen fann, an eine Anstalt in der Weise versezt wird, daß wohl von
einer Beruhigungsmaßnahme, nicht aber von einer Bestrafung die Rede sein kann. In der Bekanntschaft wird nur dann der Geist der Berantwortung wach sein können, wenn man dem einzelnen außerhalb seiner amtlichen Sphäre die Bürgerrechte sichert.
Urteil zuerſt einen Ueberblick über den Apparat der Anleiheablösung Soziale Aufgabe der Tänzer. Brecht- Weill:„ Der Jafager".
und stellt dann in einzelnen Kapiteln den äußerst interessanten Sachverhalt der den Angeklagten zur Last gelegten Handlungen dar. Das zweite Kapitel behandelt die betrügerischen Anmeldungen, es folgen die Vorbereitungen der Anleihegeschäfte, sodann das franzöfische Geschäft, das rumänische Geschäft, die Beteiligung der einzelnen Angeklagten und schließlich die rechtliche Würdigung des Sachverhalts.
Das Gericht hofft, dieses Mal schneller fertig zu werden als das Gericht erster Instanz.
Gevering spricht in Köpenick .
Die Unehrlichkeit des Nationalsozialismus. Die Ankündigung, daß Karl Severing vor den Köpenider Sozialdemokraten sprechen würde, füllte den großen Saal des Stadttheaters frog dörrender Sommerhiße bis auf den letzten Blaz. Ein Umzug von mehr als tausend Menschen, die von der Reichsbannertapelle geführt und den Sportlern der Arbeiterschaft be gleitet wurden, und Vorträge der Musikvereinigung„ Echo" und des Chors Köpenick leiteten die Kundgebung ein.
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Karl Severing fagte: Die Versammlung zeigt, daß die Sozial. demokratie gegen die Ruheſtörer rechts und links auf dem Posten ist. Im sächsischen Wahlkampf stand die Sozialdemokratie wieder im Mittelpunkt des Kampfes. Der Vorstoß aller von den Nationalsozialisten über die Mittelparteien bis zu den Kommunisten gegen uns ist abgeschlagen. Die Nationalsozialisten haben einen Erfolg errungen, aber es hat sich gezeigt, daß sie das Gammelbecken der wildgewordenen Spießer aus den Mittelparteien find. Das Wort „ national" lockt die früheren Offiziere( die Worte sozialistisch" und ,, Arbeiterpartei" sollen Proletarier födern. Was haben Männer, mie General Liebmann, General von Liebert und August Wilhelm von Hohenzollern mit der Arbeiterschaft zu tun? 2s besonderer Anreiz wird der Antisemitismus, der Sozialismus" der Dummen", verwandt. Träge Staatsbürger suchen Sündenböcke, da müssen die Juden herhalten. Wir bekämpfen die Unterdrücker aus allen Schichten und Raffen, wir bekämpfen ebenso die Barbarei des Antisemitismus. Weiteren Zulauf schafft den Hafenkreuzlern die jahrelange Not unserer außenpolitischen Lage, aber nicht das Lied ,, Siegreich wollen wir Frankreich schlagen", sondern die Berständigungspolitit der Republit hat das Rheinland befreit. Die Schleppenträger der Nationalsozialisten sind die Kommumisten: Ueberall, wo 1920 bis 1923 bie Hölz- Garden und ähnliche Elemente hausten, ist der Nationalsozialismus heute am stärksten. Die Mitte duldet das Treiben, sie hat den größten Teil des alten Liberalismus aufgegeben. Für uns heißt es: Feinde ringsum, aber je dichter das Gras, um so leichter das Mähen!( Stürmischer Beifall.) Der Borsigende Mante schloß die Kundgebung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie.
Alsberg berichtigt. Wir brachten vor kurzem einen Bericht über die Arbeitsgerichtsverhandlung, die sich mit der Klage des Sekretärs Don Mirbach gegen den Verein für Hindernisrennen beschäftigt. Das bei war ein Referendar Hoffmann als Vertreter des beklagten Bereins aufgetreten. In bezug auf ihn mar gesagt, daß er mit Rechts anwalt lsberg zufammenarbeite und daß diefer Anwalt vorher den Kläger Mirbach beraten habe. Zu diesem Bericht sendet uns nun Herr Asberg eine Berichtigung. Danach habe er Mirbach zwar beraten, aber nicht in der Gehaltsfrage, sondern in einem drohenden Strafprozeß megen Beschimpfung des Landwirtschaftsministers. Referendar Hoffmann jei nicht in seinem Büro tätig, sondern arbeite nur bei Herausgabe einer Gesetzessammlung mit ihm zusammen, habe ihm auch nichts über seine Absicht, als Rechtsvertreter vor dem Arbeitsgericht aufzutreten, gejagt. Sonach wäre nach Alsberg alles in fchönster Dronung. Aber dem Bertreter Mirbachs vor dem Arbeitsgericht bich boch ein Beft, zu fragen peinlich
( Sonderbericht für den Vorwärts.)
Ueber das wichtige Thema der sozialen Lage des Tänzerberufs sprach in der gestrigen Bollversammlung des Längertongreffes Friz Böhme. Es handelt sich hierbei, führte er aus, um die für die Tänzerschaft wichtige Frage des Lebens- und Daseinsraumes, die ebenso Kulturfrage wie wirtschaftliche Angelegenheit ist unter Lebens- und Berufsmöglichkeit ist nicht mur errechenbare materielle Eristenz zu verstehen, sondern auch die geistige Seite des Lebens, das Schaffen und Verwirklichen von Jdealen. Es ist fein Zweifel, daß der Tanz in der heutigen Kultur noch nicht an dem seiner Bedeutung
entsprechenden Plazze steht.
Die erste Schuloper unserer Zeit.
Bon einem kleinen Ereignis ist zu berichten: Bon der Schuloper„ Der Jasager ". Die Uraufführung, von der Musik abteilung des 3entralinstituts für Erziehung und Unterricht veranstaltet, schließt sich unmittelbar an die„ ,, Neue Musit Berlin 1930" an, als Erweiterung und Ergänzung ihres Brogramms; sie wird zum Höhepunkt dieser Woche der mujitalisch- praktischen Bensuche. Der erste Verfuch einer Schuloper unserer Zeit ist eine Erfüllung geworden; ein Wurf, der trifft. Ein reiner, schöner, zarter Eindruck, ebenso sehr fünstlerischen wie menschlichen Ursprungs.
Kurt
Eine japanische Erzählung liegt als Stoff zugrunde. eitt erzählt in einem 3miegespräch den Inhalt. Der Knabe möchte mit dem Lehrer auf eine Wanderschaft gehen, um aus der Stadt Medizin für seine trante Mutter zu holen. Die Reise ist gefahrvoll; deshalb will die Mutter den Jungen nicht gehen lassen. Auch der Lehrer rät ab. Der Knabe geht aber, um der Mutter zu helfen. Unterwegs, als man an die gefährlichste Stelle gekommen ist, macht er schlapp und gefährdet dadurch die ganze Reisegeſellschaft. Man stellt ihn vor die Entscheidung: Soll man umfehren oder soll man dem alten Brauch folgen, der befiehlt, Strante in das Tal hinabzuwerfen? Der Knabe entscheidet sich für den Wurf ins Tal. Er hat ja gejagt", fingt der Chor...
Seit etwa 1900 ringen die Tänzer um die Erweiterung ihres Berufsgebiet. Neben dem Theatertänger, der bis dahin alleinigen Berufskategorie, tauchte der Beruf des freien Tängers auf ( Podiumtänger)). Nach kurzem Erfolg ist es heute so gut wie sicher, daß sich diese neue Berufskategorie nicht durchgesetzt hat und auch in der nahen Zukunft dafür keine Aussicht besteht. Der nächste Versuch brachte den Beruf des Tanzschulleiters oder Tanzpäda gogen, der sich als Kategorie zwar durchfeßte, in der Gegenwart aber durch Ueberangebot gefährdet ist. Die beiden Ziele fünft lerische Ausbildung von Berufstängern bzw. Tanzpädagogen und die Erweckung eines neuen tänzerischen Bewegungsempfindens im Laien weiterer Bersuch, auf dieser schulischen Grundlage den Berufsradius - wurden durch den Andrang zu den Schulen gerechtfertigt. Ein Diesen Stoff hat der Dichter Bert Brecht in seiner eindringu erweitern, die Schaffung von Tanzgruppen und non besonders lich einfachen, äußerst schmudlosen Sprache fnapp und far geftaltet, voltserzieherisch gebildeten Pädagogen, den Laienbewegungs- Chor und Kurt Weills Musik verwirklicht die Dichtung in ihrem Stil, führern als Berufskategorien, hat sich wirtschaftlich noch nicht durch Dieser Stil der Mufit, zu dem der Komponist auf dem Weg über gefeht. Die Tanzgruppe hat sich nur in seltenen die Dreigroschenoper " und" Mahagonny " gelangte, ist nicht ge= Fällen als rentabel ermiesen. Als einzige fefte, neue Besucht, nichts darin wirkt abfichtsvoll; es flingt nicht nach einem rufsklasse steht also der Tanzpädagoge da. Sein Weg muß aber ab- Borsak zur Simplizität, fein Herabsteigen" oder hochmütiges brechen, wenn er sich nicht sichere Absatzgebiete für seine Brobuftion Sichbescheiden des modernen Mufikers. Die Musit ist eine natü erschließt. Deshalb griffen die Tanzpädagogen auf die bisherige ein liche Gegebenheit: räumlich inspiriert, mit sparsamstem Aufwand und sige Kategorie, den Theatertanz, wieder zurück und strebten danach, mit einer Technik, die nicht zu spüren ist, ausgeführt. ihre fertigen Schüler dort unterzubringen. Als größte Schwierigkeit stellte sich da entgegen, daß diese Schüler mehr zu freiem Schaffen als zum zweckgebundenen Arbeiten, wie es das Theater verlangt, erzogen waren.
Diejes enthaltfame Werk ist von hohem strengem Ernst er füllt streng ohne Unterton gigantischer Lehrhaftigkeit. So war auch die Wiedergabe, in der man die Hand des mitarbeitenden Komponisten fühlt: das Musikalische auf hoher Stufe, einwandfrei und von vollendeter Deutlichkeit des Wortes und der Geste; alles Szenische in fnappester Andeutung, fein„ Spiel", feine überflüssige Bewegung der Darsteller. Eine Schuloper- fämtliche Ausführenden find Schüler. Die Aufführung läßt sich durchaus mit den Kräften und Mitteln der Schule ins Wert setzen. Das ist der Sinn und die Absicht diefer ersten Schuloper. Der Jajager" ist bestimmt, ein Ereignis im deutschen Schulleben zu werden.
K. P.
Aus diesem allen gehen als Aufgaben für den Tanz hervor: Da die ganze tänzerische Bewegung der letzten Jahrzehnte offenbar im Rahmen einer beginnenden, umfaffenden Kulturbewegung steht, darf sie nicht ablaffen, immer von Neuem trotz aller Fehlschläge, nach Klarheit und Einbau in die soziale Struttur zu ringen. Das Theater in seiner bestehenden Gestalt darf nicht negiert werden, nach der Herausarbeitung einer allgemeinverbindlichen Technik und einem geregelten, auch geistig- fulturelle Werte betonenden Unterrichtsaufbau muß gestrebt und alle Neuansätze, den Berufsradius des Tänzers auf Die Nofretete bleibt in Berlin . dem Theater oder außerhalb desselben zu vergrößern, müssen als Zielpunkte zur Schaffung von neuem Lebensraum für den Tänzer In der Angelegenheit der Nofretete- Büfte hat der preußische angesehen werden. Dazu gehört, daß die bestehenden Theater, auch abgesehen von den üblichen Opernballetts, fich des Tanzes annehmen. Minifter für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung, Dr. Grimme, Leider gibt es dafür in Deutschland bisher nur ein Beispiel: Die an den Generaldirektor der Staatlichen Museen, Geheimrat Berliner Boltsbühne, die mit ihren regelmäßigen Tangaehold, ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: mattineen diefe ideale Pflicht erfüllt. An die Behörden aber ist erneut der Wunsch zu richten, daß fie fich die Bilege und Unterstügung der Tänzer angelegen fein faffen mögen, besonders auch des Kinderund Laiendhortanges, als eine Vorbereitung zur Schaffung einer Fest. fuitur, und daß fie Tanzpädagogen und Baienchorführer durch Einordnung in die Struktur der öffentlichen Erziehung als Beruf anerkennen, stützen und fördern.
In der Diskuffion erregten die tapferen Ausführungen der Tänzerin Lisa Ney Sensation, die aus ihren Erfahrungen als Ballettmeisterin an verschiedenen kleineren Bühnen erschütternde Mit teilungen über die Engagements, und Gagenverhältnisse in der Prooing machte
In Ihrem Bericht vom 16. Juni haben Sie die Gründe gegeneinander abgemogen, die für oder wider die Weiterführung der Berhandlungen über den Austausch der Nofretete- Büfte sprechen. Sie tommen zu dem Schluß, daß vorläufig davon abgesehen werden möge, die staatsministerielle Genehmigung zu dem Austausch zu er mirten. Ich begrüße diesen Entschluß der Museen. Nach dem Urteil der Sachverständigen hätte allerdings das Aegyptische Museum in Berlin durch die Gegengaben eine wesentliche Bereiche rung erfahren, dieser Geminn darf aber nach meiner Ueberzeugung nicht erkauft werden durch den Berlust eines Kunstwertes pon ebenfalls hohem Rang und fo gegenwartslebendiger Birkung, mie: fie von der Nofretete ausgeht