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Beratung über Indien  .

Ueberparteiliche Führerkonferenz.

2ondon, 26. Juni.  ( Eigenbericht.) Die indische Frage wurde am Donnerstag in einer gemeinsamen Konferenz sämtlicher Par. teien erörtert. Anwesend waren Ministerpräsident Macdonald, der Staatssekretär aus Jndien, Wedg wood Benn, von den Konservativen: Baldwin und Austen Chamberlain  , von den Liberalen: 21ohb George und der frühere Vizekönig von Indien Lord Reading.

Indische Zentralregierung will weitergehen als der Simon Bericht.

Bombay  , 26. Juni.  ( Eigenbericht.) Der Berichterstatter des Daily Herald" erfährt, daß sowohl die Zentralregierung wie die Provinzialverwal­fungen einig feien, daß sie gemeinsam 2enderungen an den Vorschlägen der Simon- Kommission der englischen   Regierung vor­nehmen wollen, die weit über das hinausgehen, was der Bericht felbft als Reformen vorschlägt.

Boykottbewegung in Indien  .

Gegen alle ausländischen Waren.

Condon, 26. Juni.  ( Eigenbericht.)

Der Bontott gegen die englischen Waren nimmt immer größeren Umfang an. Die Bombayer Webmarenorga= nisationen haben ihren Mitgliedern jede Geschäftsbeziehung mit den englischen Banten untersagt. In Delhi   ist der Bontott gegen die englischen Kleiderstoffe so restlos durchgeführt, daß der Berkauf vollständig aufgehört hat. Die indischen Organisationen in Delhi   rüften zu einer Bontottwoche, in der von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung gegen den Berkauf aller aus­ländischen Waren agitiert werden soll.

Patel, der vor der Salzkampagne zu drei Monaten Ge­fängnis verurteilte Privatjefretär Gandhis und Bruder des früheren Präsidenten der indischen Nationalversammlung, ist am Donnerstag freigelaffen worden.

Sozialiſten gegen Milliardenſchwindel.

Scharfe Anklagerede Vincent Auriols.

Paris  , 26. Jumi.( Eigenbericht.)

In der Kammer begann am Donnerstag die seit Wochen mit großer Spannung erwartete Debatte über die Finanzen des französischen   Schaamtes, die von der sozialistischen  Fraktion durch einen Antrag zur Durchführung einer parlamentarischen Enquête erzwungen worden war. Vincent Auriol  ,

der von der sozialistischen   Frattion mit der Verteidigung des An trages betraut mar, mies in einer ausgezeichneten und sehr scharf gefaßten Rede auf die traffen Widersprüche hin, in die fich das Regime Tardieu in der Erörterung der Staatsfinanzen berstrict habe. Tatsache sei, daß der frühere Finanzminister Cheron dem Schazamt eine Referpe von 18 Milliarden Franken hinter­Lassen habe und von diesen 18 Milliarden heute nur noch 11 mil. liarden vorhanden seien. Aber auch über diese 11 Milliarden märe bereits disponiert worden, jo daß de facto nur noch 2 Milliarden Framfen für das Wirtschaftsprojett ber Regierung übrigblieben, obwohl es Ausgaben in der Höhe von fünf Milliarden für das erste Jahr vorsehe. Alles Gerede der Tardieu- Bresse über das großzügige Milliardenprojekt zur An­furbelung der Wirtschaft" sei daher

der reinste Bluff,

weil eben die Milliarden nicht vorhanden seien. Sollte aber die Regierung die Absicht haben, ihre Finanzen durch furz fristige Anleihen bei den Großbanten fünftlich auf zubauschen, so beschreite fie damit den verderblichen Weg, der einmal schon zur Inflation und wirtschaftlicher Ratastrophe geführt habe. Was die Landesverteidigung betreffe, fo sebe fich die fozia listische Fraktion durchaus nicht durch die wichtigtuerische Geheimnisträmerei und übertriebene Diskretion gebunden, deren sich die Rechtsparteien befleißigten. Der Plan für die Grenz befestigungen   sehe ctwa 3,5 Milliarden Franken Ausgaben vor, von denen aber bisher lediglich eine Milliarde aufgebracht sei. 2,5 milliarden seien somit noch ungedeckt. Außerdem würden weitere drei Milliarden für die Auffüllung der in den Marokko  - und Riff­friegen, sowie in den syrischen   Aufständen verbrauchten Waffen- und in Waffen- und Falls also die französische   Regierung die so schloß Auriol legten noch verfügbaren 2.5 Milliarden Franken des Tresors tat­fächlich zu ihren Wirtschaftsplänen ausgebe, jo würde fte in den nächsten Jahren nicht weniger als

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Der Alchimist von Neudeck.

indenburg

Art

48

A

Auf­

Lösung

Diktatur

Theophrastus Paracelsus

Brüning

50

Brüning: Exzellenz, ich bin auf dem Wege, jenen berühmten Stein der Weisen

zu finden, deffen geheime Kraft auch das größte Defizit in goldene Berge verwandelt!

Außenhandel und Paneuropa.

Rede Tony Genders im Reichstag.

In der Reichstagsdebatte über den Haushalt des Aus| Landesverrat. Nur die Nationalsozialisten tönnen die richtige wärtigen Anits sprach gestern nachmittag zunächst Politik machen.( Heiterfeit.)

der Einwendungen im Schlußbericht Parker Gilberts gegen unfere Abg. Dr. Hoeksch( Christlichnat. Arb.- Gem.): Ein großer Teil Finanzpolitit find berechtigt; fein Wiedereintritt in das Bant haus Morgan unterstreicht die Bedeutung der Sanierung unserer Finanzen. Die Gleichberedttigung fordert zur entmilitarisierten 3one westlich vom Rhein   auch eine solche östlich.

Die Abrüffung ist nach einem Worf Stresemanns die Schicfals­frage des Bölkerbundes. Daher müffen wir affiner werden, auch in der Minderheiten- und in der Mandatsfrage. Ein Baneuropa, dem wir angehören, darf nicht gegen einen außer europäischen   Staat gerichtet sein. Es ist nicht möglich und für Deutschland   auch nicht erwünscht, europäische und außereuropäische Fragen vollständig zu trennen und Europa   gegen die halb europäischen   Staten England und Rußland   abzuschließen. Als über. zeugter Anhänger deutsch  - russischer Beziehungen meise ich die leicht fertigen Ausführungen der Kommunisten zurüd. Freiheit auch dem Materialismus, aber feine Verfolgung des Christentums.( 3uftim. mung rechts und in der Mitte.) Mir wären mahnsinnig, uns in eine Antifomjetfront einreihen zu lassen, aber wir weisen auch jede Einmischung in unsere Verhältnisse zurüd.

Das Echo der Grenzfonflitte in Polen  , die vielen Einzel­fonflifte in Oberschlesien   usw. zeigen die Nervojität eines über­reizten Nationalismus im Gefühl der eigenen Unsicherheit. immer nicht ratifiziert; meldje Sicherheit haben wir, daß es mit dem Das deutsch  - polnische Liquidationsablommen ist in Polen   noch Handelsvertrag nicht ebenso gemacht wird. Wenn der polnische Außenminister oft Normalisierung der Beziehungen zu Deutschland  ferdert, so müßte zunächst Bolen die Sicherheit geben, daß müh. felig erreichte Verträge auch gehalten werden.( Zustimmung.) Ein Modus vivendi mit Bolen muß bei all unserem Anspruch auf fried. liche Revision der ungerechten Grenze erreicht werden. Der berech tigte Brofeft gegen den amerikanischen   Rolltarif darf die Freund schaft mit US2. nicht beeinträchtigen, an der Deutschland   ein ganz besonderes Interesse hat. Herr v. Rheinbaben hat die außen politische Notwendigkeit einer fonfolidierten Innenpolitik betont­gerade in einem Augenblick, mo feine Bartei neue innerpolitische Gdynierigkeiten fchafft.( Sehr gut! und Beifall rechts.)

Abg. Dr. Emminger( Bayer. Bp.) wünscht starte Einsparungen im Bersonalbestand des Auswärtigen Amts. Keine Revision des Versailler Artikels 19, der uns ein Revisionsrecht gibt, fein Dft­Locarno, auf das Briand   in seinem Memorandum anspielt, tein Berzicht auf bessere Behandlung der Minderheiten oder auf die Abrüstung darf der Berwirklichung von Baneuropa vorausgehen Die Gefahr eines französisch- italienischen Kriegs beunruhigt uns besonders wegen des französischen   Plans, Südwestdeutschland mit fechs Milliarden für die oben erwähnten Rüftungszwedeafs Operationsbasis zu benüßen. Benn auch in allen Generalſtäben afs Operationsbasis zu benügen. Wenn auch in allen Generalftäben viel linfinn ausgebedt wird, so müffen wir doch auf der Abrüstung beschaffen müssen, was offenbar mur auf dem Anleihewege möglich bestehen, um einen allgemeinen europäischen   Krieg zu verhindern cher eine Bergrößerung unserer Wehrkraft erreichen. Die Rapallo  sei. Gegen diese verworrene und verderbliche Finanzpolitik aber wende fich die sozialistische Partei mit aller Entschiedenheit. Die Bolitit hat unsere hauptsächlich wirtschaftlichen Erwartungen start

Antwort Tardieus

enttäuscht. Wir müssen obt

energisch gegen die Religionsverfolgungen in Rußland   Stellung auf die Rede Bincent Auriols fonnte teine Klarheit schaffen. Tardien nehmen. Trok aller Zugeständnisse zum Nachteil der Landwirtschaft verwahrte sich dagegen, daß man in der Preffe die Regierung be- haben die Handelsverträge unsere Industriekrise nicht durch Erport schuldige, die.Milliarden des Tresors verpraßt oder zu Gebefcitigt, wenn man den großen Verfusterport berücksichtigt. Die heimrüstungen verwendet zu haben. Das französische   Schatz- Handelsverträge müssen deswegen forgfältig geprüft werden. Wir amt habe im November vorigen Jahres in der Tat über 12% Mil- müssen los von der Meistbegünstigungspolitif, deren frühere Be­liarden verfügt; von diesen seien 8 milliarden für Amortisierungs: Handelsvertrag mit Deutschöfterreich stimmen, um dem Zusammen rechtigung verschwunden ist. Wir werden troh ber Opfer für den zmede, Rüdzahlung der Kreuger- Anleihe, Borschüsse an das Budget schluß vorzuarbeiten. usm. verausgabt worden, so daß an Reserven noch 11 Milliarden 300 Millionen verblieben. Von diesen feien die für das Wirtschafts­projekt der Regierung erforderlichen 5 Milliarden verfügbar, die für Rüstungen notwendigen Mittel würden anderweitig be­schafft werden.

In einer Replit erklärte Vincent 2uiol, daß aus der Rede des Ministerpräsidenten hervorgehe, daß außer den ungeheuren zu­wendungen, die bisher schon gemacht wurden, noch weitere milliarden für Rüstungszwede aufgewendet werden sollen. Die Rede Tardieus habe überdies auch über die Frage der für den Wirtschaftsplan verfügbaren Summen feine volle Klarheit schaffen fönnen.

Nach den Erklärungen der Fraktionsführer, in deren Berlauf unter anderem Balmade für die Radikalen erklärte, gegen den Antrag der Regierung( Absetzung der sozialistischen   Resolution von der Tagesordnung) zu stimmen, wurde die Abstimmung vor­genommen. Die Abstimmung ergab die Annahme des Regierungs anfrages mit 330 gegen 262 Stimmen,

Abg. Graj zu Kevenflow( SNDAB.): Wir gehören nicht zur Rechten des Hauses und möchten das Ereignis der Rheinland­räumung nicht bagatellifieren. Wir freuen uns dieses Ereignisses, aber die Rheinländer werden, nachdem sie die Franzosen   so grün. lich fennengelernt haben, fein Verständnis für eine Versöhnung mit Frankreich   haben. Der Haß gegen Frankreich   ist für uns ein wert. or historischer Faftor. Der franzöſiſche   Mußenminiſter hat den Rhein   als die internationale Grenze zwischen Frankreich   und Deutschland   bezeichnet. Dagegen hat Deutschland   nicht proteſtier?. Auch das gehört zu dem Bolfsbetrug, der die Wahrheit verschweigi Nicht in eine neue Phase, fondern in eine Phrase tritt unsere Außenpolitit ein, die Minifterrede hat das bewiesen.( 3uruf der Natsoz.: Edelquatsch!)

Rheinbaben, der treue Fridolin des Außenministers, hat fich plöglich in einen feurig oppofitionellen Begajus verwandelt, zwar erst nach der gestrigen Frattionsligung der Deutschen Bolfspartei, hoffentlich aber wertbeständig.

Das Eingehen auf den französischen   Herrschaftsplan Baneuropa ist eutmeber eine Jagd nach dem Irrlicht oder ein neuer Bolts. und

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Abg. Dr. Schreiber( 3.) hält dem Vorredner die Leiſtung" der thüringischen Schulgebete vor.( Geschrei der Nat.- Soz., zugleich wegen des Wiedererscheinens des Außenministers, der sich den Vor­redner hatte entgehen lassen. Stöhr ruft ihm zu: Wir werden Ihnen schon Respekt beibringen Vizepräsident v. Rardorff meint offenbar, der Lärm gelte dem Redner und ersucht um Ruhe, da man auch Reventlow nicht gestört habe.) Dr. Schreiber polemi­fiert gegen die Etatsdarlegungen von Freytagh- Loringhovens, der feine Sache in Zwischenrufen vertritt. An diesem Etat fann noch allerhand gespart werden.

Wenn wir einen Orden wie die französische   Ehrenlegion häffen, jo fönnten wir durch seine Berleihung gute Wirkung im Aus­land erzielen und manche Nebenipesen bei Handelsverträgen herabfeßen.

( Seiterfeit.) Bir gedenten dankbar auch jener Ausländer, die gegen die Rheinlandbelegung aufgetreten sind, und der firchlichen Hilfe.( Beifall) Der feither verstorbene Bischof v. Arra hat viel zur Milderung des Drudes und zur Verständigung beigetragen. Die deutsch  - russische   Freundschaft wollen wir nicht zu einem Nichts ausgehöhlt sehen. Während russische   Ausstellungen dem Ausland auch die kirchliche Kunst vorgeführt haben, sind russische Kirchen zerstört worden. Das Elend der deutschen   Rußlandbauern hat uns die Not gezeigt, und aus der Ifa- Ausstellung in Berlin   haben mir die russische   Kirchenheze erkannt. Den

Optimismus für die Moskauer   Verhandlungen fönnen wir nicht teilen.

Schon Bismard hat den russischen Mangel an Gegenseitigkeit be flagt; mir finden ihn auch heute. Dem Völkerbund stehen wir ohne Enthusiasmus im Sinne eines Einsteinschen Relativitäts­prinzips gegenüber( Seiterkeit und Sehr gut!); das Fiasto in der

brüstungs- und Minderheitenfrage war erschütternd. Oft raffelt die Maschine allzusehr, ohne viel mehl zu geben.( Bujtimmung.) Das bis an die Zähne bewaffnete Europa   ist in vielen eigenen Fragen nicht einmal zum Schiedsrichter geeignet. Wir müssen Bahnbrecher einer internationalen Kulturpädagogik sein. 2.0 Reichsaußenminister Dr. Curtius:

Hinter die Grundsätze der Außenpolitik, die ich vertreten habe, hat sich eine große Mehrheit unter Aeußerung anregender Krist gestellt. Der Lösung des deutsch   polnischen Problems midme ich meine ganze Kraft; ich bedauere die Nichtratifizierung des Liquidationsabfommens durch Polen  . Der Gesandte Rauscher ist von mir nach Berlin   gerufen worden und hat von mir An­meifung erhalten, auf die Ratifikation zu bringen, die infolge der bisher verschleppt wurde. innerpolitischen Berhältnisse dauernde Bertagung des Sejm  -

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Der anfireligiöse Kampf in Rußland  berührt jeden deutschen   Staatsmann zu innerst. Die Möglichkeit diretter Einwirtung ist nicht gegeben; wir müſſen uns auf freund.

schaftliche Anregungen beschränten, wie ich sie durch den russischen Botschafter Kreftinfti übermittelt habe. Eine Abschwächung der antifirchlichen Agitation ist feit einigen Monaten in Rußland   zu erkennen. Auf Grund feiner folonialen Leistungen hat Deutsch  land ohne Zweifel das

Anrecht auf toloniale Betätigung. Die bisherige Mandats­praris ist mit der garantierten Selbständigkeit der Mandats­Die beabsichtigte Umwandlung des ehemaligen Deutsch Ostafrika. in gebiete uwvereinbar. bereits stresemann hat in Genf   den Widerstand Deutschlands   mit ein britisches Dominion widerspricht den Mandatsbestimmungen, allen verfügbaren Mitteln gegen diese Verlegung der Manda'srechte angefündigt.

Der Minister polemisiert noch einmal gegen Abg. Freningh Loringhonen: Das Personal unserer Missionen ist nicht überzäha; daran fann nichts geipart werden. Die internationalen Abfommen fönnen nicht von unseren Missionen selbit verhandelt werden, weil vielfach Spezialfachverständige dazu nötig sind. Die Entsendung ausgezeichneten Vertrag abschließen. eines Beamten nach Preetoria hat sich gelohnt; er fonnte einen

Abg. Tony Gender( Soz.) ( von den Hafenfreuzfern mit ordinären Zurufen empfangen, die erst nach einem Ordnungsruf für Stöhr aufhören):

Während Sie( nach rechts) jahrelang von der deutschen   Be­freiung redeten, haben andere dafür gearbeitet.( Sehr wohr! bei den Soz.) Das Kabinett Müller hat die deutsche Souveränität wiederhergestellt. und es dem Minister Treviranus, der noch im vorigen Jahre für das Boltsbegehren Propaganda machte, erniög­