Siran 9£eilbtU: (Schluß.) Mars» und Anders hatten eine Vsrschönerung der Wohnung im Sinn. Anders wollte die Stüde streichen, und zwar die Wände in roter Forde mit brcitwcißem Strcisen gegen die Decke abgesetzt. (fcr stand aus der Leiter und ipar schon dabei. Es war ein wunder« schöner Nachmittag, nur Wenige Tage vor Ostern, die Sonn« kam schräg ins Zimmer, durch die Blumen am Fenster stralzlend.(Die Liebe zu den Blumen war Maren eingeboren, die Blumen waren für sie ,chie Kleinsten", aus die man als Lehrerin bekamülich außer- ordentlich ouszupalsen hat, da sie ihre besonderen zarten Ansprüche haben.) Die Malerarbeit, mit der Anders aus der höchsten Stuf« der Leiter, geradezu fachmännisch interessiert, beschäftigt war. bedeutete gleichsam ein Ostergeschenk für Maren. Aber Maren hatte ein etwas wehleidiges Gesicht, richtig abgebloht sah die Farbe ihrer Backen aus. Endlich bemerkte es Anders von oben. „Was hast du denn, Mqren?" „Ja, ich weiß nicht," sagte sie. etwas gequält lochend,„mit ist so zu Mut..." „Wie denn?" „Gar nicht schon." Alters strich die Decke. Mit solch unbestimmtein Ausdruck von Empfindungen wußte er nichts anzusangeiu Endlich wollte er doch n»ch eiire Frage deswegen stellen, aber im gleichen Augenblick fing auch Maren zu sprechen an. „Es ist nur... mir ist so, als ob Menschen über mich sprächen... von mir redeten.. „Wie das?" „Ja. ich weiß ja auch nicht. Ich fühl' es so." „Dann wird es wohl nichts Angenehmes fein, was von dir geredet wird, was?" fragte Anders. „Nc , das glaub' ich eben auch, Anders." „Aber, wer kann es denn sein..." Anders war vollkommen ahnungslos: von ihren Erfahrungen bei den Konfirmationsbesuchen hatte Maren ihm keine Wort erzählt.„Aus welcher Richtung loirmien die feindlichen Schwingungen?" Er fand etwas Lustiges daran. Da mußte Maien durch die Gardine sehen. Ein Mann ging an ihrem Fenster vorbei. „Anders," sagte sie und war mm vollkommen blaß,„komm lieber herunter.,." „Was ist denn?" rief er leise. „Ich glaube, er kommt." „Wer denn?" Waren lauschte. „Der Gemeindevorsteher," sagte sie dann,„aber«r ist nebenan zum Lehrer gegangen." Anders war von der Leiter heruntergestiegen. „Du hör mal, Maren," sagte er,„wenn du solch eine böse Ahnung hast— wäre es dann nicht besser, ich reiste ab, und sobald wie möglich?" „Nein," sagte Maren ohne Destmien,„du bleibst hier. Das gibt es nicht.— Du bist mein Besuch", fügte sie noch hinzu. .La. aber was hältst du denn nun im Emst von deiner Ahnung?" fragte Anders nervös,„ich habe keine Luft, verstehst du, dir Ungelegenheiten zu machen." „Ja, ich weiß nicht," sagt« Maren unsicher,„— aber weggehen sollst du nicht. Aus keinen Fall." Sie sagte dies letzt« wieder mit einem entschiedenen, aber verzweifelten Nachdruck: in ihren Augen blitzten Tränen. Anders war still. Ihr Gesicht war ganz rot, ein« kobaltblaue Schläfenader lief längs der Stirn.„Das war ja noch schöner, wenn ich zu Ostern nicht einmal Besuch haben dürfte." Am Abend kam der Lehrer und bat sie um einige Minuten für «in« kleine Unterredung m seine Wohnung hinüber. Der Gemeinde« narsteher hatte Bemerkungen fallen lasten, die der Lehrer, weil er es gut mit ihr meinte, Fräulein Lund nun unverzüglich mitteile» wollte. Natürlich handelte es sich um Anders. Seine Anwesenheit siele unliebsam auf. Er wäre bislang nicht angemeldet und gäbe auf jeden Fall den Leuten Anlaß zu übler Nachrede. Maren wurde rot und blaß, sie bezwang sich und dankte dem Lehrer. Auf dem Wege über den dunklen Hausflur in ihre Wohnung hinüber, dachte sie mit aller Kraft nach, wie sie Anders über den Inhalt dieses Gesprächs mit dem Lehrer täuschen könnte. Aber es fiel ihr nichts ein. Sie fühlte, daß Anders ihr ansehen mußt«, was soeben drüben gesprochen worden war... und sie sagte die Wahrbeit heraus. „Mein armer Anders." flüsterte sie mit glühendroter Stirn. an deren seiner Wölbung leuchtendblau die Ader lief,„mein armer Anders", sagte sie immer wieder.„Denke gar nicht weiter darüber, nach." „Ja. aber weg nruß ich nun", sagte Anders. Er sah sie nervös an. „Du bleibst hier— mindestens noch ein paar Tage", sagte Maren mit aller Bestimmtheit, die sie aufzubringen imstande war. „Vor Ostern— weg? Denke doch bloß nicht an so etwas."
Weder der Lehrer noch sein« Frau fragten Inden nächsten Tagen, ob der Besuch abgereist sei. Sie hielten sich absichtlich zurück. Es log ihnen daran. b«i einer Anfrage des Gemeindevorsteher» oder sonst eines Neugierigen mü ehrlichem Gewisten die Schultern zucken zu können. Sie wollten, aus Gründen guter Nachbarschaft, Fräulein! Lund aus keinen Fall verraten: aber gleichzeitig, um niemandem gegenüber zum Lügen gezwungen zu sein, wollten sie den Besuch nicht zu Gesicht bekommen. Keiner oiso wußte, ob Anders noch im Haufe war. Auch Maren bekamen die Leute in diesen Togen fast nie zu sehen. Sie ließ sich von den Kindern ihre Einkäufe besorgen, einen Einblick in ihr« Stube ließ sie niemanden tun: mit den Kindern oerhandelte sie an der Tür oder höchstens In der Küche. — Eine Woche ging darüber hin, die Frauen im Dorfe unterhielten sich am liebsten über den Besuch der Lehrerin, und die Männer beteiligten sich mit Ber- gnügen an solchen Gesprochen. Der Gemeindevorsteher, als er Fräulein Lund einmal von seinem Garten ou» am Kücheiifenster sah, zog zwar wie gewohnt seine Mütze, aber er blickte mißtrauisch. stur zu ihr hinüber. Die Ferien waren fast.zu Ende. In einer warmen Nacht, als der Gemeindevorsteher, an feine Angelegenheiten denkend, schlaflos lag. börte er plötzlich, wie im benachbarten Lehrerhaus« ein Fenster geöffnet wurde Für«ine Weile dachte er sich nichts weiter dabei. Aber dann fiel ihm ein. daß es tief in der Nacht war. Wer hatte da ei» Fenster zu öffnen? So behende wie es ihm seine Jahre erlaubten, klettert« er aus dem Bett und tastete sich an oi« Fenster- band Auf der Straße, auch vor dem Lehrerl>ouse. war olles still. Aber es ließ ihm keine Ruhe. Er kleidete sich oberflächlich an.! oerließ das Hau » und ging mit aufmerksamen Augen an de» j
heimliche Qafl Fenstern der Lehrerin vorbei. Sie waren geschlossen. Er blieb lauschend stehen. Er hörte nicht das mindeste— und das kam ihm verdächtig vor. Die Nacht um ihn herum schwieg. Plötzlich begann in der Ferne ein helles Lallen. Vermutlich stammte es von einem Vogel, der aus dem Neste gesallen war. Am Morgen, noch bevor die Sonne aufging, saß der Gemeindevorsteher am Fenster, um das Nachbarhaus zu beobachten. Er setzte seinen Stolz darin, diese Sache zu ergründen. Sämtliche Ausgänge aus dem Lehrerhaus«, die nur möglich waren, beherrschte sein Blick über die beiden zwischenliegenden Gärten weg. Nicht einmal übers Dach konnte jemand, der augenblicklich bei der Lehrerin weilte, das Haus verlosten, ohne daß der Beobachter ihn bemerkt hätte.— Aber die Sonne stieg über die Erde, es wurde hell und heller, und kein heimlicher Gast kam durchs Fenster Herausgestiege». Der Gemeindevorsteher ärgerte sich. Er kam zu der Annahme, daß der Bursche sich über den Tag in einem Gasthaus in der Um- gegend aufhallen müßte und nur nachts in der Dunkelheit und Still« die Lehrerin besuchen käme. Das Oessnen des Fensters in der Nacht war wahrscheinlich geschehen, um ihm den Weg ins Freie zu öffnen. Der Gemeindevorsteher sagt« vorerst niemandem etwas von feiner Beobachtung. Cr wollte ganz allein die Ehre von dieser Eni- hüllung haben. Seine Aufmerksamkeit war die eines Wochhundes, in der Nacht schlief er nun gar nicht mehr. Da er ein Junggeselle war, hatte er niemanden, der ihn auf die Pflicht zum Schlafen auf- merksam machen konnte: der seltsame Mann hatte nicht einmal eine Magd in Hause, er besorgte feine Stuben wie den Garten selber. Und so koimte er denn ungestört und nach Herzenslust in tiefer Stacht vorsichtig durchs Feilster spähen, zum Nachbarhaus hinüber. — Nichts.— Erst gegen Morgen schlummert« er ein. Aber vier Nächte nach jener ersten Wahrnehmung, in einer warmen Regennacht, schrak er auf. Unbezweifclbar— es wurde leise«in Fenster geöffnet. Der Gemeindevorsteher warf sich mit Gewalt aus dem Bett und an» Fenster. Wieder zu spät, kein Laut und keine Bewegung war draußen. Aber nun hatte er die Gewiß- heit, daß der Besucher nicht etwa das Haus verlassen hatte. In diesen kurzen Sekunden hatte er unmöglich von der Straße verschwinden können— nein, ganz sicher war der nächtliche Gast jetzt eben durchs Fenster hineingestiegen. Da ging der Gemeindevorsteher zum Handein vor. Bestimmt, setzt halle er seinen Feind in der Fall«. Hastig kleidete er sich an. er ging mit langen, leisen' Schritten die Straße abwärts und klopfte beim Gastwirt ans Fenster. Der Mond stand als breitsilbernes Hörnerpaor zwischen Wolken am Himmel. Der Gastwirt, als er hörte, daß man ihn in solch einer Interessanten Angelegenhell als Zeuge brauche, war sofort dabei. Er weckte noch seinen Sohn, sie fuhren eiiig in Hosen und Röcke und dann machten sich die drei Männer auf den Weg. Der Gemeindevorsteher trug eine kleine Latente voran. Mit leisen Sohlen, flüsternd, näherten sie sich dem Lehrerhausc. Es regnet« leicht, sie merkten es nicht. Der Sohn des Gastwirts behielt vor allem die Haustür im Auge. Die beiden anderen gingen ent- schlössen aus dos Fenster los. Zu ihrer Verwunderung bemerkten sie, daß es angelehnt war. Sie sahen sich an. Machte die Lehrerin es ihnen so leicht, sie zu überführen? Die Laterne des Gemeinde- Vorstehers schob sich sacht« durchs Fechter jn die Stube vor, wah-end seine linke Hand den Vorhang beiseite hielt. Die Köpfe der Männer streckten sich vorsichtig-neugierig und mit erregten Augen In den Raum hinein.
Da lag ach ihrem breiten Ruhebett, auf weißen Kisten, halb nur von einer leichten violetten Decke überhüllt, im mageren Strahl der Laterne— die Lehrerin Lund und schlief. Einsam log sie da. den Mund ein wenig geöffnet:«in kindlich frommer Ausdruck träumt« auf ihrem Gesicht. Von einem Besucher war nichts zu erspähen, wie gründlich der Gemeindevorsteher auch seine Laterne durchs Dunkel herumgehen lieh. Do wurde dem Manne verlegen zumute, er wagte nicht, seinen Begleiter anzusehen, der neben ihm diese friedliche Szene mit einem breiten Lächeln anstarrte. Aber plötzlich machte der Gastwirt große Augen. Denn am Ofen, aus einem kissenbelcgten Stuhl, mit klebendem Fell, zusammengeringelt— „Lore!" rief der Gastwirt verblüfft. Da lag seine Katze, dos Lorchen. Der Gemeindevorsteher zuckte vor Schreck mit der Laterne zurück, die Laterne stieß dabei mit einem Krach gegen das mnere Fenstergehäuje. Er stieß ernen leisen Fluch au». Der Gastwirt zog schnell seinen Schädel rückwärts und bumste mit dem Gemeindevor- steh« zusammen. Aber es war zu spät. Nicht nur die Katze war erschrocken in die Höh« gefahren. „Wer ist da?" rief die Leherin Lund . Keine Antwort. Tief« Stille. Ein silberner Keil des Mondlichts sag elle still durch Fenster hevein.— Draußen gingen die beiden schweren Gestalten so teisesohlig und so rasch als es ihnen möglich war. davon. Der Sohn des Gastwirts, der nichts von diesem über. raschenden Rückzug verstand, schloß sich ihnen an. Plötzlich begann der Gemeindevorsteher zu lausen, im Galopp verschwand er durch den Garten in sein Haus hinein. Maren saß noch immer aufgerichtet im Bett und suchte heraus- zuflnden, ob der Ruf und das Geräusch vielleicht nur im Traum gewesen wären. Aber die unruhig aufgerichtete Katze bestärkte sie in dem Verdacht, es hätte einer, der eben vorbeigekommen war, einen schlechten Witz mit ihr machen wollen. Einige Telegraph m- arbeiter, der Schmiedegesell« und andere junge Burschen mehr, die immer, wo sie die kleine Lehrerin sahen, ein lustiges Wort hinter ihr herrufen mußten(„Kleine Puppel",„Du süßer Engel!"), es war wohl möglich, daß einer von ihnen, auf einem späten Heimweg begriffen, an ihrem Fenster vorbeigekommen war. Sie mußte lachen. Sie lief zum Fenster und schloß die well offenen Flügel. Dann lag sie wieder auf dem breiten Bett, seufzte und schlief ein. Der Gemeindevorstehr ging noch lange in seinem Hause uinh�r, für sich murmelnd und auf den Gastwirt fluchend. Er wußte, daß dieser Mann sich jetzt schon auf den kommenden Tag freute, an dem er allen Leute» in seiner Wirtsstube erzählen werde, daß der Gc- meindevorstcher seine(des Gastwirts) Katze, die sich die Gäste alle besehen könnten, für den Liebsten der Lehrerin Lund gehalten hatte. *** Denn Anders war wenige Tage, nachdem das Warnungssignal durch den Lehrer gegeben war, abgereist. Er sah bedrohliche Er. ig- niss« für sich und vor allem für Maren voraus— für den Fall. daß er bliebe. Sie hatten zum Abschied eine Reise für die großen Ferien verabredet, eine gemeinsame Reise in die bayerischen Berge, durch Tirol. Maren wanderte wieder allein in den Wesen herum. Am Sonntag ging sie in den Wald, sie suchte den Platz, wo sie mit Ander- gesestsn hotte. Der Ausblick zeigte ihr unendliche Weiden. am Horizont ein paar Dörfer. Auf dem Heimweg kam sie an der Stelle vorbei, wo die Zigeunerwagen gestanden hatten.— Weitergezogen! dachte Maren Sie ging langsam und sah für sich zu Boden. Ein« rötliche Nachmittagssonn« durchstrahlte die Wolken. Und Maren tröstet« sich mit dem Gedanken an die Ferien des herannahenden Sommers.
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Der neue Tanz,' die Kunst der rhythmischen Körperbewegung, ist eine deutsche Schöpfung. Im Deutschland der Nachkriegszeit wuchs er heran, wurde er gepflegt, entfaltet« er feine ersten Blüten. Das Ausland versucht jetzt, ihm nahezukommen. Nicht nur in den europäischen Kulturftaaten, sondern auch in Anlerika. Aber nur die ausländischen Künstler, die ihn in deutschen Schulen erlernt haben, zählen bis jetzt mit. Alle anderen, ohne Ausnahm«, geben äußer- liche, mehr oder weniger mißverstandene Nachahmungen. Bei uns hat die Entwicklung in den letzten fünf Iahren erstaun- liche Fortschritte gemacht. Eine sichere und solide Technik ist Allgemeingut der Tanzelevrn geworden. Und die sehr wichtige Scheidung in Solo- und Gruppentänze hat sich deutlich vollzogen. Die Scheidung war notwendig, weil aus den Gruppentänzen der Bühnen- und Theatertanz hervorgeht. Und diesem gehört die Zukunft, künstlerisch und wirtschaftlich. Doch wäre es«in verhäng- nisvoller Fehler, wollte man die Pflege des Solotanzes jetzt ver- nachlässigen. Denn auch ihn braucht das Theater. Der 3. d« u t sche Tänzerkongreß. der dieser Tage in München stattfand, hat diesen Fehler gemacht. Aus den künstlerischen Vorführungen waren die Solisten fast ganz ausgeschlossen. Nur als junger Nachwuchs und als Ausland kamen sie zu Worte. Dos Hauptgewicht der Münchener Vorführungen lag in der Darstellung dramatischer Tanzschöpsungen. in Gruppen, und Studio- tanzen. Aus ihnen wurde der hohe Stand des Kunsttanzes in Deutschland ersichtlich Kipfel punkte waren dir Bühnenspiele„Tanz der Gegenpole" und„Kaleidoskop" der Tanzgruppe B e ra S k o r o n e l, kompositorisch und tänzerisch geniale Werke, dl« den Beweis lieferten, daß auch in streng abstraktem Stil stärkste Bühnen- Wirkung zu erzielen ist. Die Skoronel selber tanzte die Hauptpartien, ihre Kammergruppe und die Meisterklasie der Trümpy-Skoronel- Schul« stellten die übrigen Mitwirkenden. Ebenfalls in strengem Stil, dem nur wenige pantomimische Elemente beigemischt waren, bewegte sich die Uraufführung des„Orpheus Dionysos", eines Tanzdramas, das FelixEmmel nach Gtuckjcher Musik geschickt in vier Bilder gefaßt und Margarethe Wallmann mit der Berliner „Tanzergruppe 1930" choreographisch gestaltet und inszeniert hatte. Eine Leistung allerersten Ranges, von klarem und wuchtigem Aufbau und sauberster, bis in die feinsten Details gehender tänzerischer Durcharbeitung. L«ider war die Titelrolle durch den Amerikaner Ted Shawn unzulänglich besetzt, der ein glatter rhythmischer Gymnastiker ist, dem aber jede Spur von tänzerischem Ausdruck mangelt. Diesen beiden Meisterwerken schloß sich ebenbürtig da» den Berlinern schon bekannte Ballett„C o p p e l i a" unserer städtischen Ballettmeisterin L i z z i e M a u d r i k an. mit Georg Grote, Jens Keith , Alice Uhlen, Ruth Abramowitsch und Julia Markus in den Hauptrollen. Das große Ereignis des Konarelses. die Festvorstellung von Talhoffs „T o t e n m a l" in der Choreographie der W i g m a n. die auch die Hauptfigur tanzte, mußt» leider auf eine klein« Werkprob« de- schränkt werden, weil der Bühnenapparat, namentlich die Beleuch- lungevornchtung, nicht tertig««worden mar. Man erhielt daher nur einen allgemeinen Eindruck von der Größe und Kühnheit des g«. walligen Werkes.
Auch die kleineren Gruppenanfführungen, die man in München zeigte, waren zum größten Teil Früchte einer technisch vollendeten und künstlerisch ernsten Arbeit. Wir sahen die Palucca-Gruppe, leicht, melodisch, an die Meisterin heranwachsend: feinste Rokoko- grazie ohne Süßlichkeit gab die Kammertanzgrupp« der Rosalia C h l a d e k vom Baseler Konservatorium(von der nächsten Saison Leiterin in Hellerau -Laxenburg ): klarer, reiner Stil in künstlerisch vornehmer Hallung kennzeichnete die Tanzsuite„Ex profundis" der I u t t a- K l a m t- G r u p p e und die abstrakt geformten Spiele der Valeria Kratina , die, bisher in Laxenburg , vom Herbst an als Ballettmeisterin an der Breslauer Oper wirken wird: Gertrud W i e n e ck». Berlin brachte mit ihrer Studio-Gruppe einen choreo- graphisch und in der Ausführung sehr schönen Cohenitischen Tanz: die Wienerin Gertrud Kraus zeigte Proben aus dem Zyklus „Ghetto-Lieder", streng gefügt, eigenartig, nicht ohne kühle Berechnung auf äußere Essekte auch in scheinbar ekstatischer Selbstoergestenheit: die größte Ueberraschung aber bot das Auftreten der Kammertanz- bühne der Münchener Günther. Schule, dt« eine„Barbarische Suite" für Tanz, Blockflöten und Schlogzeugorchester vorführte in origineller, brillanter Gruppenarbeit mit einem Zusammenklingen, wie es die besten Girlreihen nicht exakter ausführen können. Die Berliner werden im kommenden Herbst Gelegenheit haben, dies« aus- gezeichnet«, bisher noch nicht hervorgetretene Gruppe in einer Tanz- matinä der Volksbühne kennenzulernen. Der neu« Tanz ist eine deutsche Schöpfung. Aber mit Be- dauern muß man konstatieren, daß die Stellen, denen die Kunstpslege in Deutschland von Amtswegen anvertraut ist, noch immer viel zu wenig Interesse und Verständnis für ihn zeigen. Man hat z. B. bis- her nichts davon gehört, daß Behörden, denen dies« Pflicht obläge, Auslandgastspiele unserer größten modernen Tanzkünstler und Tanz- gruppen propagieren und finanzieren. Man überläßt das der pri- oaten Initiative. Und wie sieht es im Betriebe der deutschen staat- lichen und städtischen Opern aus? Da werden die Miiglieder der Tanzensembles, zum Teil Künstler von Format, kontraktmäßig ge- z wungen, als Statisten mitzuwirken, und die Tanzleiter werden den Launen der choreographisch meist ungebildeten Opernregisieure aus- geliefert. Die Gagenverhältniste der Tänzer aber sind fast ausnahm?- los skandalös. Es genügt nicht, daß die Kicktnsministerien den Tänzern ihr Wohlwollen versichern. Wir wollen Taten sehen. Und wir werden nicht eher ruhen, bis wir sie sehen.
Drahtlose Wetterberichte. Seit einiger Zeit weichen besonders in Frankreich von den metereologischen Stationen kleine sogenannte Wetterballons verwandt, die sich ln bestimmter Höhe befinden und derart mit Meßinstrumenten für Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit eingerichtet sind, daß ste alle drei Mimtten drahtlos und durch«ine besondere Anlage automatisch Angaben über die Wetterlage zur Erde schicken können. Drei dehnbare Zeiger hängen mll den Meßinstrumenten zusammen, die sich je nach dem Wetter- charaktcr einstellen. Die Signale selbst sind graphisch oder akulttw. und lassen genau die augenblickllch« Stellung der Zeiger erterawL