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Auf Hugenbergs Insel.

Wie und warum seine Breffe in Rheinlandbefreiung macht. Hugenbergs Presse schwelgt in Befreiungsfeiern. Der Festbericht ergießt sich über die ganze erste Seite noch bis meit auf die Innenspalten; was der schreibende Schmot nicht erwischt, das holt der Photographierende in Bildern nach, die so schön gestellt sind, wie einst zur Raiserzeit.

Aus diesem Jubelüberschwang müßte der Leser fast schlußfolgern, daß die Deutsch nationalen mit Hugen­berg an der Spize die Befreier des Rheinlands gewesen sind. Was meiß auch ein durch dauernde Leftüre des ,, Lokal- An­zeigers" abgeftumpftes Gehirn noch von jenen deutschen Pa­trioten, die im Jahre 1923 das Rheinland wollten ,, per saden" lassen; was erinnert sich ein solches Gehirn noch daran, daß Hugenberg die Berträge, durch die das Rheinland befreit wurde, müfend befämpft und verlangt hat, daß lieber das Rheinland noch länger die feindliche Besazung aushalten sollte. Hindenburg prangt in sechs verschiedenen Bosen auf allen Hugenbergschen Litel­seiten: Hindenburg im Auto, Hindenburg zu Fuß. Hinden­burg von Kindern begrüßt. Hindenburg vor historischen Ge­bäuden usw. usw. Und nichts, nichts erinnert mehr an einen gewissen Artikel 4 eines gewissen Hugen= bergschen Boltsbegehrens, durch den alle Rhein­landbefreier, Hindenburg an der Spize, ins Zuchthaus gesteckt werden sollten.

Dafür wird Hindenburg von Hugenberg unter Zensur gestellt. In seiner Mainzer Ansprache hat Hindenburg dem verstorbenen Stresemann Worte des Gedenkens gewidmet und das historische Verdienst des Außen­ministers an der Befreiung des Rheinlands gewürdigt. Das paßt den Hugenberg- Trabanten nicht in den Kram, und des= megen werden in ihrer Presse aus Hindenburgs Rede diese Säge herausgestrichen. Natürlich wegen Raum­mangels... da der Platz für halbseitige photographische Aufnahmen notwendiger gebraucht wurde!

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Aber die Ueberfülle der Rheinlandberichte hat wohl noch einen anderen Sinn. Auf Hugenbergs Insel darf nämlich von Thema" nicht gesprochen werden. Thema bedeutet in diesem Falle: die Auflösung der Deutschnatio= nalen Partei, die Isolierung Hugenbergs, die Austritts­erflärungen Westarps, Lettom Borbeds usw. Durch solche Mitteilungen fönnte am Ende das findliche Gemüt der ,, Lotal- Anzeiger"-Leser beunruhigt und fein Vertrauen auf den Führer erschüttert werden. Deshalb unterhält man den Leser lieber davon, daß das Reichsbanner in Mainz zwar ,, in Hülle und Fülle" aber- pfui doch!- ,, in schlechter Paradehaltung" vertreten war. Man fritisiert die etwas Man kritisiert die etwas seltsame Art symbolischen Ausdrucks" des Befreiungsdent­mals. Vielleicht vergißt der Leser darüber zu fragen, wie es mit der Partei des Herrn Hugenberg steht, diesem zu Bret geschmolzenen Block!

Halt doch eins! Hugenberg läßt sich zum zweitenmal dementieren, daß er mit Hitler wegen eines Wahlbünd­nisses verhandelt habe. Glauben wir! Hitler hat gar nicht mehr nötig, mit Hugenberg zu verhandeln; er frißt ihn ach ohne jede Berhandlung unter der glorreichen Hugenbergschen Parole: Rechts heran!

Befreiungsfeier ohne Hermann Müller

Lebhaftes Bedauern der hessischen Regierung. Reichskanzler a. D. Müller hat an Staatspräsident Dr. Ade= Iung ein persönliches Schreiben gerichtet, in bem er sein Ausbleiben an der Befreiungsfeier, an der er so gern teilgenommen, mit dem Wiederauftreten seines alten Leidens entschuldigte.

Der hessische Staatspräsident gab schriftlich seinem Bedauern über das Nichterscheinen Hermann Müllers Ausdruck. Seine An­wesenheit in Mainz hätte der Feier eine besondere Note ge­bracht. Er dente in erster Linie an den weiten erfolgreichen Weg ber deutschen Außenpolitif, vom Vertrag von Bersailles bis zum Young Blan, der sich in seinen Endpunkten an den Namen Hermann Müller knüpfe. Das besetzte Gebiet schulde Hermann Müller

vielen Dank und hätte das sicherlich bei seiner Anwesenheit beson ders sinnfällig zum Ausdrud gebracht. Darum be bauere er sein Fernbleiben besonders. Der Staatspräsident sandte herzliche Wünsche zur baldigen Besserung.

Der Reichspräsident in Bingen .

Bad Kreuznach , 21. Juli. Reichspräsident von Hindenburg traf gegen 11 Uhr unter großem Jubel der Bevölkerung hier ein. In seiner Begleitung befanden sich Reichsaußenminister Dr. Curtius, Botschafter Frei­herr Langwerth von Simmern, Staatssekretär Dr. Meißner und Oberstleutnant von Hindenburg .

Gegen 1% Uhr nachmittags erfolgte die Abfahrt durch den Hunsrück nach der nahen Gräfenbacher Hütte, wo während der Zeit des Großen Hauptquartiers Frau von Hindenburg gewohnt hatte. Von der Gräfenbacher Hütte setzte der Reichs präsident seine Rundfahrt über Stromberg und Wald Algesheim nach Bingen fort, von wo er über die Hindenburg - Brücke wieder

nach Eltville zurückkehrte.

Die Mainzer Feier im Pariser Spiegel.

Paris , 21. Juli. ( Eigenbericht.) Die französische Presse, die sich seit dem Abbruch der Saarver­handlungen in mehr oder minder verhüllten Ausfällen gegen Deutschland nicht genug tun tonnte, bewahrt bei der Kommen tierung der Mainzer Befreiungsfeier eine bemerkenswerte Reserve. Man dürfte nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß diese auffallende Zurückhaltung auch der rechtsstehenden Blätter auf einen deutlichen int vom Quai d'Orsay zurückzu führen ist.

Nur die ertremistische ,, iberté" hält auch diesmal nicht zu­rüd und unternimmt die schärfften Angriffe gegen den Reichs präsidenten und die Teilnehmer der Mainzer Feier, die, nach der Ansicht des Blattes, jeder Bürde bar und eine bezeichnende Rundgebung wildesten Chauvinismus gewesen sei. Der sozialistische Soir" stellt mit Genugtuung fest, daß Stresemann und der frühere Reichstanzler Müller in der Rede Curtius und der anderen Festredner ausführlich zu Ehren gekommen feien. Die Rede Hindenburgs fommentiert das Blatt mit großer Burüdhaltung, unterstreicht jedoch, daß auch Hinden burg, einer der Führer des Krieges, sich gezwungen gesehen habe, in feiner Rede eine Berbeugung vor der Idee der Bötterversöhnung zu machen,

is Hugenbergs Wahlparole: C

SCHIELE

HUGENBERG

D.N.V

WESTARP

LANDBUND

Rechts heran!"

TREVIRANUS

Barrikaden in Kairo .

Kämpfe auch in Port Said .

Kairo , 21. Juli. ( Eigenbericht.)

Die Hauptstadt Aegyptens war am Montag der Schau­vlak blutiger Kämpfe. Wie angekündigt, erschienen An­hänger der Wafd- Partei in Massen, um in das Parla mentsgebäude einzubringen, da der König die Parla­mentssession geschlossen hat, um seine Regierung vor dem heute fälligen Mißtrauensvotum zu schützen. Polizei und ägyptische Truppen hinderten sie daran. ftranten errichteten Barrikaden. Der gesamte Straßen und Geschäftsverkehr ruhte. An verschiedenen Plähen der Stadt wurde gekämpft. Bis abends waren ein Zoter und 89 Verwundete zu verzeichnen. Die Verluste der Polizei sind unbekannt. 329 Demonstranten wurden ver­haftet.

Die Demon­

Auch in Port Said tam es zu schweren Unruhen. Hier sind ein Toter und 21 Verletzte zu beklagen, auch die Polizei hat Berlette. Während der Kämpfe war das Europäerviertel durch Truppenkordons abgeriegelt.

Politische Tragödie in Bayern . Was in Regensburg eine fommunistische Lehrerin zu erwarten hat.

München , 21. Juli. ( Eigenbericht.)

In der Regensburger Heil- und Pflegeanstalt ist die dort seit einigen Tagen untergebrachte Lehrerin Elly Maldaque einem Herzschlag erlegen. Damit hat sich unerwartet schnell eine Tra gödie erfüllt, an der das bayerische Kultusministerium ein gerütteit Maß von Schuld hat.

Fräulein Maldaque, die seit 16 Jahren im bayerischen Bolts­waltung niemals zu irgendwelchen Beschwerden Anlaß gegeben schuldienst stand und nach dem Eingeständnis der Unterrichtsver hat, wurde am 28. Juni unter Berweigerung jämtlicher 2 niprüche aus ihrer Stellung zum 1. Juli fristlos entlassen mit der Begründung, daß sie Kommunistin sei. In­zwischen ist festgestellt worden, daß die Lehrerin der Kommunisti schen Partei angehörte, sich aber niemals weder in Bersammlungen noch sonst aktiv in der KPD. betätigt hat. Die fristlose Entlassung unter Aberfennung fämtlicher Rechte einschließlich der Ruhestands verforgung hatte bei der Betroffenen einen schweren Nerven 3usammenbruch zur Folge, dem sie nun erlegen ist. Als die unmenschliche Behandlungsweise, die der Lehrerin durch die Kreis­regierung in Regensburg zuteil geworden ist, vor wenigen Tagen im Landtag von sozialdemokratischer Seite zur Sprache gebracht wurde, mußte der Minister unter dem Druck der allgemeinen Miß­billigung die Busage machen, daß er den Fall noch einmal nach­prüfen werde. In der Zusage des Ministers war auch angedeutet, daß sich nach seiner Prüfung das Vorgehen der Kreisregierung vielleicht korrigieren ließe. Diese Busage hat aber auf das seelische und körperliche Befinden der verfolgten Lehrerin feinen Einfluß mehr gehabt, Unter 3eichen von Berfolgungs­wahn brach sie am Sonntag völlig zufammen und verfchies nach furzer Zeit an einem Herzschlag.

Sächsischer Regierungswirrwarr. Neue Pleite einer antimargiftischen Kabinettsbildung. Dresden , 21. Juli( Eigenbericht).

Am Montag verhandelten die bürgerlichen Rechtsparteien unter dem Barsiz des ehemaligen Finanzministers Weber nochmals über die Bildung einer Regierung unter Einschluß der National­sozialisten. Die Demokraten und die beiden Abgeordneten der Bolts­nationalen Gruppe" hatten eine Beteiligung an den Verhandlungen abgelehnt. Die Berhandlungen verliefen ergebnistos.

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Weber hatte den Parteien vor den Verhandlungen brieflich eine Minifterlifte zugehen lassen, nach der die Deutfcnationalen das Innenministerium und die Nationalfozialisten das Arbeits- und Wohlfahrtsministerium erhalten follten. Die Nationalsozialisten crftärten sich mit diesem Vorschlag nicht einverstanden und stellten im Verlauf der Verhandlungen einen Antrag auf Auflösung des Landtags in Aussicht. Als die Volksrechtspartei und der christlichsoziale Boltsdienst ebenfalls ** Schwierigkeiten machten, stellte man ihnen zu ihrer Beruhigung die

Die Zahl der Opfer wächst.

2ondon, 21. Zuli.( Eigenbericht.) Die Lage in Aegypten ist ernst. Die Zahl der Opfer in Kairo ist auf vier Tote und 119 Berlehte gestiegen. Von den Hafenstädten des Suez- Kanals tamen an die hauptstädtische Polizei SOS- Rufe, da die Unruhen sort. dauern. In Port Said wurden 79 Personen verlekt. Gemäßigte ägyptische Politiker verlangen die Ab. dankung Fuads und des Ministerpräsidenten.

Proteft auf der Interparlamentariertagung.

London , 21. Juli. Auf der Interparlamentarischen Konferenz hat der ägyp.ische Delegierte einen Antrag eingebracht, der sich gegen die Aufhebung des parlamentarischen Regimes in verschiedenen. Ländern wendet.

Der Antrag wurde einem Ausschuß überwiesen. Der Antragsteller erklärte, die Aegypter wollten die verfassungsmäßigen Rechte gegen die brutale Autofrarte serleidigen.

Abzweigung eines Ministeriums in Aussicht. Un einiger denn je gingen die Parteien schließlich auseinander, so daß die auf der Tagesordnung der Dienstagsigung des sächlijen Landtags stehende Wahl des Ministerpräsidenten wiederum ergebnis los verlaufen wird und die Regierung Schied bis zum Herbst zunächst im Amte leiben dürfte.

Antisemitisches Ministerattentat.

Feme am rumänischen Bizeminister.

semitische Pogromhese des Professors Cuza und seiner Die rumänische Regierung ist endlich gegen die anti­Anhänger vorgegangen, sie hat z. B. die Abhaltung der Märkte in Bessarabien verboten, um Ausschreitungen gegen die fehr zahlreichen Juden in diesen Städten vor­zubeugen. Zur Strafe für das Aufmucken gegen die landesübliche Judenhese ist nun der Stellvertreter des 3u seinem Glück verreisten Innenministers gemeuchelt worden.

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Ein Budapester Blatt meldet folgende Einzelheiten: Ulm 11 1hr meldeten sich acht Studenten im Ministerium des Innern beim Staatssekretär Constantin Angelescu , dem Vertreter des be urlaubten Innenministers Vajda Bojpod. Sie warteten geduldig im Borzimmer des Ministers bis gegen 13 Uhr. Kurz nachdem sie in das Zimmer des Staatssekretärs eingetreten waren, hörte man

acht Revolverschüsse. Beamte eilten hinzu und fanden den Staatssekretär auf dem Boden liegend und blutend vor, während ein Student namens Beza, Mitarbeiter des Blattes ,, Epoca", einen noch rauchenden Revolver in der Hand hielt. Der Attentäter ver­suchte zu stüchten, doch verlegten ihm die Beamten auf dem Korridor den Weg und verhafteten ihn zusammen mit den übrigen Studenten. Bei der ersten Durchsuchung fand man bei ihm einen zweiten Revolver, und er gab phne meiteres zu, daß er die eventuell versagende Waffe sofort durch die andere mirtjam ersetzt hätte. Er teilte auch mit, daß die Absicht bestehe, alle Minister zu ermorden. Inzwischen wurde festgestellt, daß Angelescu am Kopf, Schulter und Arm von je einer Kugel verlegt worden ist. Er wurde ins Strantenhaus gebracht, wo die drei Kugeln entfernt murden. Sein Zustand ist sehr bedenklich. Ministerpräsident Maniu und der Innenminister find sofort nach Bukarest gekommen, Der Atten täter hat an der Spitze der rumänischen Vertretung des Vereins mazedonischer Studenten gestanden und den Anschlag aus politischer Rache mit der Begründung begangen, daß Staats. fetretär Angelescu durch seine Maßnahmen gegen die Anti femiten zu einem Berräter an der nationalen Gache Ru

mäniens geworden sei.

In der Hamburger Entführungsfache ist der Derutra- Angestellie Schmidt verhaftet worden. Die Sowjetbotschaft behauptet, der ältere Scheichot( nicht Scheinhold) jei nicht zum Tode verurteilt. der Sohn aber freiwillig nach Mostau gereift.