Der Schmöter ist tot.
Blick auf vergilbte Hefte.
Neulich ging ich an einem Papierladen vorüber. An einem| Inflationszeit durchgemacht hat, sieht scharf, sie fällt nicht mehr
guetten. Sa nehme an, daß er das auf gelan Hal. er bie tommunistische Presse bringt offenbar nicht soviel Ehrlichkeit und Anstand auf, die Richtigstellung abzudrucken. Aus dem Lande kommen bereits Anfragen an mich, wie sich die Sache verhalten hat. Da anzunehmen ist, daß im Wahlkampf von kommunistischer Seite mit diesem Amnestiemärchen haufieren gegangen wird, stelle ich es hiermit öffentlich richtig."
Papierladen, in deſſen Schaufenster Ansichtspositarien, Papier auf jeden gbeliebigen romantischen Schmus herein. Und wenn fich Nationalsozialistische Redakteursehre.
servietten, Bilderbogen und hundert andere bunte Dinge lagen. Plöglich stockte mein Herz Da hingen in zwei Schaufästen, wohlgeordnet und farbenprächtig, viele, viele Heste, die mir in meiner Knabenzeit treue Gefährten und Traumgestalten waren. Es war
keine hohe Literatur, die dort hing; es war das, was man Schundliteratur nennt, weil es nicht eingebunden und nicht mit Goldschnitt versehen ist.
Dort also hängen sie. Zwanzig, zweiundzwanzig Jahre find über sie hinweggebraust, ein Krieg, den die gewerbsmäßig Jrren den großen nennen, eine Revolution und eine aufrüttelnde Inflationszeit haben sie überstanden. Sie sind nur ein wenig gelb an den Rändern geworden. Wohl dem, der so davongekommen ist!
Ich stehe sinnend vor dem Kasten. Ein Jahr ist wie ein Tag. Und ein Tag ist wie der Bruchteil einer Sekunde.
Meine Hosen laufen ein, der Kragen wird mir zu weit, der Hut fällt mir über die Ohren.
Seid mir gegrüßt, Nic Carter, Ethel King, Sherlock Holmes and Nat Pinkerton! Seid mir gegrüßt, Buffalo Bill , Texas Jack, Jesse James und Wennonga, Huronenhäuptling, rotes Mann!
Wo habt ihr gestedt so lange Zeit? In der Dunkeltammer des Verlages, im Keller eines Papiergeschäftes? Aber niemand fümmert sich mehr um euch. Die Jugend von heute ist anders. Und der Schmöker von heute ist tot.
Welches ist die Ursache, daß nicht auch heute Tausende von bunten Heften auf die Jugend herniederprasseln? Liegt es an der Erziehungsarbeit, an besonders rühriger Tätigkeit irgendeiner Zentralstelle zur Bekämpfung der Schundliteratur? Bewahre! Die Ursache liegt in der Zeit begründet. Diese Jugend, die eine
Abgefägte Schweizer Führergarnitur.
Zürich , 21. Juli. ( Eigenbericht.) Der Führer der Kommunisten in Schaffhausen , Bringolf , hat sein Mandat als Nationalrat niedergelegt. Dieser Schritt ist auf die Reinigungsaktion" des Etti zurückzuführen.
Jahrelang ist die Kommunistische Partei der Schweiz der Aufmerksamkeit des Etti entgangen. Vor wenigen Wochen aber hat das Auge Moskaus doch erspäht, daß die Schweizer Kommunisten und ihre beiden Nationalräte wiederholt, sozialdemokratischen", ja fogar ,, fleinbürgerlichen Abweichungen" erlegen sind. Die Folge war der übliche ,, offene Brief des Etti", die Parteidiskussion, die bolschewistische Selbstkritik und das gegenseitige Intrigieren. Die Bilanz dieses Getues wurde auf dem Pfingstparteitag in Basel ge= 30gen: die langjährigen Führer der Partei, Wieser, Bobst, Bodenmann und Bringolf wurden unter Assistenz eines Gesandten des Effi, der aus Deutschland tam, abgesägt und durch den bisher nur wenig hervorgetretenen Dunkel und seine Gefolgschaft ersetzt.
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Borläufig aber scheint man die Rechnung ohne die Mitglieder gemacht zu haben, die sich- dank der demokratischen Tradition der Schweizer gegen die Bevormundung durch Moskau gehörig wehren. Bringolf wurde z. B. trotz Wunsch des 3entralkomitees von der Mitgliedschaft nicht abgesetzt. Das Zentraltomitee antwortete mit Intrigen und öffentlicher Beschimpfung, so daß Bringolf schließlich auf alle Funktionen verzichtete. Ob damit die Krise und der Reinigungsprozeß" abgeschlossen sind, ist zu bezweifeln.
Die litauischen Kriegsgerichte treffen Vorbereitungen für 50 politische Prozesse im Herbst. Die bereits wiederholt angekündigte leberweisung der politischen Prozesse an die ordentlichen Gerichte war also Schwindel.
Marschall Oku, der lehte überlebende Heerführer des japanischrussischen Krieges, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
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früher kindliche Phantasie im Indianerspiel austobte, so verstehen heute die vaterländischen Verbände jugendlichen Tatendrang für trübe Zwecke auszunutzen. Wenn heute zur Wahl stehen sollte: hier Schmöker und dort völkische ,, Literatur" ich bin für den
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Schmöker. Jetzt und immerdar. Nic Carter ist besser als Hitler, und die Leser von Sherlock Holmes versuchen sich schlimmstenfalls in einem Ueberfall mit einer Kinderpistole, während die Anhänger des Herrn Goebbels vor Meuchelmorden nicht zurückschrecken.
Aber der Schmöker ist ja tot. Er ist tot, weil er heute fein Geschäft mehr sein würde. Das Groschenheft aus der Vorkriegszeit müßte heute dreißig Pfennige kosten. Und die hat fein Junge jo schnell beisammen. Der Schmöker ist tot, weil der Junge von heute tein Interesse mehr für die Indianer aufbringt. Er weiß, daß die Reste dieser von den Weißen abgeschlachteten Raffe verlumpt und degeneriert sind. Der Indianer gehört längst der Vergangenheit an.
Der Junge von heute hat Radio. Treibt Sport. Wandert. Der Junge von heute hört Flugzeuge über sich hinwegdonnern. Er lauscht. Er hält den Atem an. Ein neuer Rhythmus hat ihn gepact.
Er lächelt über die Helden mit Steinschloßflinten und Tomahamt, er fennt ja die Wirkung der dicken Berta. Er lächelt über die Kutter der Piraten, er weiß von den Flugzeugen, die den Ozean
überquerten.
Der Schmöker ist tot. Er war dumm und schlecht geschrieben. Aber war er, der Sehnsucht nach fremden Ländern erwedte, nicht tausendmal besser als eine völtische Jugendzeitschrift, die zum blutigen Kampf gegen die eigenen Volksgenossen auffordert? Wer will das bezweifeln...
Störtebecker.
Der Verantwortliche benennt seinen Kollegen als Verfaffer! In einem gemiffen Blatt finden wir einen Prozeßbericht, der die journalistischen und kollegialen Grundsätze nationalsozialiſtiſcher Redakteure in hellstem Lichte erstrahlen läßt. Er lautet:
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Köln , 17. Juli. Das Erweiterte Schöffengericht verhandelte am Mittwoch wegen Beleidigung des Ministerpräsidenten Braun, sowie Minister Grzesinski , Dr. Schätzel, Dr. Dietrich, Severing und von Guérard durch einen Artikel, der während des Streites um das Bolksbegehren im Westdeutschen Beobachter" ( nationalsozialistisches Organ für Westdeutschland Red. d. ,, V.") unter der Ueberschrift Minister als Lügner und Voltsbeschwindler" erschien. In diesem Artikel wurden die Minister in gröblichst beleidigender Form ange= griffen, weil sie zur Frage des Voltsbegehrens im Rundfunk Re= Stellung genommen hatten. In diesem Verfahren war dakteur Grohé seinerzeit freigesprochen worden, weil er als wirklich Verantwortlichen seinen Kollegen nachweisen fonnte. Das Gericht verurteilte nun den Kollegen wegen der be4 Monaten sonderen Schwere der Ehrenkränkung zu Gefängnis.
Der nationalsozialistische Verantwortliche, anftatt, wie das bei einem sozialdemokratischen Blatt selbstverständlich wäre, die Verantwortung für seinen Kollegen zu übernehmen, gibt diesen, um selber freizukommen, als Verfaffer an und läßt ihn 4 Monate brummen. Und wo steht dieser schöne Beweis nationalsozialistischer Kollegialität und Solidarität abgedruckt? Hört und staunt: In Hitlers Völkischen Beobachter".
Wetter für Berlin : Teilweise heiter, aber noch veränderlich, mur in den Mittagsstunden mäßig warm, abflauende westliche Winde.- marm, noch veränderlich und Norden noch einige Schauer, im ganzen ziemlich fühl.
Dittmanns Reichstagsgespräch ür Deutſchland : Im Güden wieder vielfach heiter und am Tage
Und die langen Ohren des Herrn Pnh.
Unter der Ueberschrift ,, Amnestiebetrüger. Dittmann verrät den Plan der SPD ." brachte die ,, Rote Fahne" dieser Tage folgendes:
Nachfolgende Mitteilung gibt uns der Genoffe, Reichstagsabgeordneter Buzz, der auch für die Wahrheit dieser Mitteilung die Verantwortung übernimmt: Ich war durch Zufall Ohrenzeuge eines Gesprächs zwischen dem sozialdemokratischen Abgeordneten Dittmann und einem Abgeordneten der Rechtsparteien. Das Gespräch war kurz und charakteristisch. Dittmann begann:„ Na, haben Sie schon gehört, daß die Amnestie abgelehnt ist?" Der andere Abgeordnete: Ja, leider!" Dittmann: Ach, Ihnen kann das ja gleich sein, die Fememörder kommen ja sowieso raus!"
Hierzu schreibt uns Genosse Dittmann: ,, Nicht mit einem ,, Abgeordneten der Rechtsparteien", also einem Freunde der Fememörder, sondern mit dem Ministerialdirektor Dr. Brecht im Staatsministerium, den Keudell als Reichsinnenminister maßregelte, weil er Republikaner und Demokrat ist, also mit einem ent= schiedenen Gegner der Fememörder, sprach ich über die Amnestie. Daraus erhellt schon, daß ich nicht gesagt haben tann:„ Ach, Ihnen kann das ja gleich sein, die Fememörder kommen ja sowieso raus!" Tatsächlich verlief das Gespräch folgendermaßen: Ich sagte zu Brecht:„ Na, die Amnestie ist ja eben mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt worden." Darauf Brecht: Nein, mit 5 Stimmen Mehrheit!" Ich wieder: So, ich war bei der Verkündung nicht im Saale. Nach der Aeußerung des Reichsjustizministers Dr. Bredt im Plenum will man die Feme = mörder nun wohl einzeln begnadigen?" Darauf Brecht: Ja, leider scheint es so!"
"
Das war das Gespräch, von dem der Abgeordnete Putz ein paar Brocken aufgeschnappt und das er völlig falsch verstanden hat, schon weil er den Femegegner Brecht für einen Femefreund, einen Abgeordneten der Rechtsparteien" hielt. Ich habe Buß am anderen Tage gesagt, wie die Sache wirklich war, und er hat sich auch überzeugt, daß er sich geirrt hat. Er versprach mir, dem kom munistischen Pressedienst eine Richtigstellung zu=
Winter Garten⭑
8.15 Uhr- Rauchen erlaubt Cortinis Dollarsegen usw.
ROSE
-Theater
Gr. Frankfurter Straße 132 Billetkasse: Alex. 3422 u. 3494 Täglich 815 Uhr:
,, Flachsmann als Erzieher"
Komödie in 3 Akten von Otto Ernat
Robert Müller als Schulrat Prell
Auf der Gartenbühne täglich 530 Uhr( Sonnt. 5 Uhr) Das Bombenprogramm 8 große Varieténummern mit WILLI ROSEN .
Uhr Verliebte Leute"
Operette von Künneke mit Ditters, Hofer, Kerstens, Pyrmont , Gallich, Kanisch, Muth und Hans Rose . Voranzeige:
Winzerfest im Rose- Garten
vom 3. bis 6. August. Vorverkauf ab morgen vormittag 11 Uhr
EINTRITT
FREI!
FUNK UND
AM ABEND
Dienstag, 22. Juli.
16.05 Dr. med. W. Pinoff: Der Hausarzt. 16.30 Leipzig : Ludwig van Beethoven . 17.30 B. v. Reznicek:., Fair play 17.50 Stunde mit Büchern.
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eine Weltanschauung".
Aus dem Nachlaß von Dichtern und Denkern." ( Am Mikrophon: Dr. Kurt Kamnitzer.) 18.20 Interview. 18.40 Arbeitsmarkt.
18.45 Unterhaltungsmusik.
20.30,, Der Marsch zum Salzmeer", Hörspiel in 13 Bildern und einem Vorspiel von Gasbarra und Soumjendranath Tagore( Uraufführung). Regie: Alfred Braun .
Flügel.)
21.30 Hammerklavier- Sonate B- Dur, op. 106, L. van Beethoven.( Alfred Hoehn , 22.15 Vom Deutschen Eck, Koblenz : Reportage von der Ehrenrundfahrt Reichspräsidenten auf dem Rhein .
16.00 Rektor Otto Winter: Lebende Tiere in Schule und Unterricht. 16.30 Nachmittagskonzert von Leipzig .
17.30 Prof. Dr. Deegener: Biologische Ferienspaziergänge am Ostseestrande. 18.00 Pfarrer Dr. Muuss: Landsenkung und Landgewinnung an der Nordseeküste. 18.30 Prof. Dr. H. Platz: Kulturkunde. Schule und Wirklichkeit.
19.00 Dir. Frey: Die Bedeutung der Paradentose für die öffentliche Gesundheitspflege.
19.25 Prof. D. Dr. Paul Tillich : Was ist religiöser Sozialismus? 20.00 Leipzig : Militärkonzert.
Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Verlag: Vorwärts Berlag 6. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch druckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.
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