Von N. Imnaisehwili.
Nach der offiziellen Statistit hatte die Sowjetunion Ende 1926 rund 147 Millionen Einwohner; darunter Russen 78 Millionen gleich 52,9 Proz., Nichtrussen 69 Millionen gleich 47,1 Broz.; bavon 36 Millionen Slawen, nämlich über 31 Mil lionen trainer und 5 Millionen Weißrussen , die wohl mit den Russen verwandt, aber doch eigenartige Völker find. Die übrigen 33 Millionen, por allem die Hauptvölker Rautaliens und Turtest ans, weisen feine Verwandtschaft mit den Russen auf. Der berechtigte Anspruch aller dieser Völker auf das polle Selbstbestimmungsrecht bis zum Recht auf Trennung von Rußland und Bildung eigener selbständiger Staaten fann vom Standpunkt des internationalen Sozialismus nicht angezweifelt werden, wie es auch von der Internationale speben wieder verkündet worden ist. Auch die russische Sozialdemokratie hat diesen Grundsatz schon vor Jahrzehnten anerkannt. Die Bolschewisten selbst proklamieren ihn als ihren heiligen Grundsay" vor, während und nach der Revolution, auch in ihrer Verfassung( Art. 4). Doch sind diese Proklamationen der Bolschewisten, wie so viele andere, reine Heuchelei. Die ganze Nachkriegsgeschichte der genannten Völker beweist es nur zu beredtsam.
Alle nichtrussischen Völker des Zarenreiches haben nach der Revolution versucht, eigene Nationalstaaten zu bilden. Einige von diesen, die die Unterstützung der Westmächte erhielten, sind frei geblieben( Ostseestaaten, Finnland und Polen ). Alle übrigen haben die Sowjettruppen in mehr oder minder unverhüllter Form wiedererobert; Weißrußland , Utraine und Nordkaukasische Republiken 1919; Transfautafische Republiken, Aserbaidschan und Armenien 1920, Georgien 1921, Turkestan einschließlich Chima und Buchara 1919/20. Mit den meisten dieser Staaten hatte die, Sowjetregierung Verträge abgeschlossen. Trotzdem ging der Eroberungszug überall ohne Kriegserklärung vor sich. Fast alle waren demokratische Republiken; zwei unter ihnen Ge orgien und Armenien bejaßen sozialistische Regie rungen. Die vierjährige Freiheit und fruchtbare Aufbauarbeit des kleinen sozialdemokratischen Georgiens , fein entschlossener Widerstand gegen den hinterhältigen Ansturm der Sowjet truppen im Februar- März 1921( als in Rußland jeder Bürgerkrieg vorbei war) und sein verzweifelter Aufstand 1924 haben die Tragödie Georgiens zum Schulbeispiel des Sowjetimperialismus gemacht. Sowjetrußland ging, wo es fonnte, auch weiter als der Zarismus. Es hat weiterhin ein rein chinesisches Gebiet- einen Teil der Aeußeren( nördlichen) Mongolei beseßt und hält den anderen Teil die Volksrepublik Mongolei unter seinem„ Einfluß".
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Nach der 1923 festgelegten Berfassung der Sowjetunion besitzen die einzelnen Gliedstaaten verschiedene Grade der Autonomie, Den größten Grad, die Bundesstaaten, die un mittelbar in die Union eingehen und die man Sozialistische Sowjetrepubliken"( SSR.) nennt. Danach kommen die autonomen Sowjetrepubliken" und schließlich autonome Gebiete", welche Teile der Bundesstaaten darstellen.
Die Bundesstaaten find: Innerrußland( RSFSR .) mit 100,8 millionen Einwohner, Ukraine mit 29,0, Weißrußland mit 5,0, Transfaufafien( Georgien , Armenien und Afer baidschan) mit 5,9, Usbekistan mit 4,5, Tadschikistan mit 0,8. Turkmenistan mit 0,9, zusammen 146,8 Millionen Einwohner. In fieben nichtrussischen Bundesstaaten mit insgesamt 46 millionen Einwohner wohnen 3,7 Millionen Ruffen, das find durchschnittlich 8 Broz, bagegen in Innerrusland 26,7 Millionen nichtrussen, das sind 26,7 Broz, zum größten Teil in autonomen Sowjetrepubliten und autonomen Gebieten, 3. B. der deutschen Bolgarepublik.
Die Bundesstaaten Usbekistan , Tadschikistan und Turk RSFSR,- Kaſatiſtan und Kirgisistan bilden Russisch: Zentralasien oder Turtestan mit rund 14 Millionen meist turkmenischen Einwohnern und 4,2 Millionen Quadratkilo meter( neunmat so groß als das Deutsche Reich).
menistan nebst zwei autonomen Sowjetrepubliken der
Kautasien, Lurkestan, Ukraine und Weißrußland sind die Hauptgebiete ber nationalen Freiheitsbewe gung in der Sowjetunion . Vor allem wegen der Rohstoffe diefer Länder( Naphtha und Manganerz Rautafiens, Kohlen becken und fruchtbare Erde der Ukraine , Baumwollfelder des Turkestans) und wegen des Abfagbedürfnisses der teuer und minderwertig arbeitenden russischen Industrie wurden diese Länder vom Sowjetimperialismus erobert und vergewaltigt, jeglichen Selbstbestimmungsrechtes beraubt. Der Berfassungsartikel 4 ist in Wirklichkeit der größte Schwindel. Jeder Versuch der Trennung, ja jeder Gedanke daran, wird mit einer Brutalität unterdrückt, die die schlimmsten zarischen Bluttaten ihres legten halben Jahrhunderts in den Schatten stellt.
Auch die durch die Sowjetverfassung ebenfalls vorgesehene und angeblich schon bestehende Selbstverwal tung der Sowjetrepubliken und autonomen Gebiete" ist nicht als Selbstverwaltung der Völker gedacht, die nirgends unter dem bolfchemistischen Regime etwas zu sagen haben, fondern nur als die der offiziellen kommunistischen Parteien, die allein regieren und verwalten. Aber auch diese kommu nistische Selbstverwaltung ist angesichts des schroffen Zen tralismus der Kommunistischen Partei mit ihren endlosen Maßregelungen und Säuberungen" vollkommen illusorisch.
Das einzige, was die nichtrussischen Völker der Sowjet union heute befigen, ift formelle Kulturautonomie. Sie dürfen in ihren Sprachen reden( soweit das Reden überhaupt gestattet ist) und in ihren Schriften schreiben( bis die lateinische Schrift allgemein obligatorisch eingeführt ift), Schulen, Gericht und Verwaltung sind in dieser Hinsicht nationalisiert( was unter dem 3arismus nicht oder nur in viel geringerem Maße der Fall mar), obwohl auch die ruffische Oftobersprache" vorgeschrieben ist und verbreitet wird. Aber der Gebrauch der nationalen Schrift und Sprache wird fontrolliert und beschränkt, jeder nationale Freiheitsgeist schroff unterdrückt, unter dem Barismus gab es hie und da eine nationale Breffe: mitunter die sozialistische( wie in Georgien ), an der auch die Bolichemisten beteiligt waren.
Das herrschende politisch- wirtschaftliche Syftem ift für bie nichtrussischen Bölfer noch drüdender, meil sie mehr als das ruffische Bolt für bie Demokratie und für die bäuerliche In dividualwirtschaft disponiert find. Schon die Tatsache, daß die bäuerliche Feldgemeinschaft( Mir") nur im eigentlichen Rußland verbreitet war, ist dafür bedeutungsvoll.
Außerdem leiden die nichtrussischen Völker auch unter russisch - nationalistischen Uebergriffen auf politischem wie wirtschaftlichem Gebiete. Den Staats- und Berwaltungsapparat beherrschen fanatische Staliniften, die
Die Not... Not..dagi
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Monarchie
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heute Bühnen
und
Filmangele genheit
Volkskonse vative Vereinigung
Mit Gott
Lambach
Westarp
Konservative Volkspartei
für König und Vaterland
... schafft oft seltsame Bettgenossen!
bewußt oder unbewußt die Sache des russischen Nationalismus betreiben. Darüber schrieb schon Lenin dem Zentralfemitee der Partei:„ Es ist fein. Zweifel, daß die fleine Zahl der sowjetistischen und sowjetifierten Arbeiter in diesem meer des Chauvinismus des großrussischen Lumpengesindels ertrinken würde, wie die Fliege in der Milch."( Siehe„ Terror gegen die sozialistischen Parteien in Rußland und Georgien ", G. 102.) Das fehen auch heute noch tausende kommunisten der betreffenden Länder ein, die verschiedensten nationalen Abweichler", die von Moskau kurzerhand zu Nationalisten gebrandmartt und nach Sibirien oder den Solowegti- Inseln verbannt werden. Es union gegenwärtig so manche Nichtrussen fizen. Diese ändert an dieser Politik nichts, daß an der Spige der Sowjetwenigstens politisch russifizierten Nichtruffen sind nach der treffenden Bezeichnung Lenins eben die schlimmsten russischen Chauvinisten( dafelbft S. 101). Sie tonnten zur Macht tommen und können sich weiter halten dadurch, daß sie ihren Internationalismus" durch ihre russisch - nationalistischen Uebergriffe hinreichend beweisen.
Das bolichemistische Gewaltregiment fann schon in Inner rusland selbst schwer die besten Elemente des Boltes an ziehen. Aber bei den nichtrussischen Bölkern ist es in der Regel noch schwieriger, meil hier bie ,, echten" Kommunisten auch den Wafel des nationalen Berrats tragen müssen. Sie mußten den Eroberungsfelbaug gegen die eigene Nation, den brutalen Raub ihres Selbstbestimmungsrechtes mitmachen; fie müffen weiterhin jede Freiheitsbewegung des eigenen Boltes mit aller dem Bolschewismus eigenen Hinterfist und Grausamkeit bekämpfen. Die Herrschaft biefer per räterisch- minderwertigen Elemente ist naturgemäß besonders erniedrigenb, ihr Terrorregiment befonders unerträglich. Alle angeführten rein politischen, wirtschaftlichen und psychologischen Momente verstärken den natürlichen Drang ber nichtrussischen Völker nach der Unabhängigkeit. Nur durch die erbrüdende Uebermacht der russischen Armee und ben bolfchemistischen Terror, durch das in der gipilisierten Welt einzig dastehende Mord- und Foltersystem wird diese Herrschaft aufrechterhalten.
Die Nationalitätenbewegung zeigt sich immer wieder in Ausbrüchen der national vergewaltigten Gebiete und in ihrer blutigen Unterdrückung. Sie zeigt sich in fort währenden Rebellionen innerhalb der nationalen fommunistischen Parteien selbst wie auch in nationalen Abteilungen der A'r mee. Sie zeigt sich in überfüllten Gefäng nissen und Deportationslagern, in endlosen Musterprogeffen", Maßregelungen, Eretutionen usw. Das ewige Trommelfeuer der allgemeinen Terrorpolitik des Bolschewismus ist wohl geeignet, die Nationalitätenfrage zu übertönen, nicht aber sie zu mildern, eher sie zu verschärfen.
Der russische Sowjetimperialismus, der eine ganze Menge der nichtrussischen Völker, von denen die meisten ihrer Kultur nach dem Russischen nicht nachstehen, entrechtet und vergewaltigt, ist außerdem bestrebt, seinen Herrschaftsbereich mo möglich weiter auszubreiten bzw. zwischen anderen Ländern den Brand anzustecken. Das ist die größte Kriegsgefahr.
Rot.
Aus dem Arbeiterparadies. Typische Inflationserscheinungen.
Charlow, 22. Juli. ( Ost- Expreß.) Im Zusammenhang mit der fortgefeßten Maten- und Staatsgeldemission häufen sich in Charlow die typifden In itationserscheinungen, Die Preise für Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände steigen. So toftet gegenwärtig ein Bfund Zucker 3 Rbt ,, 1 Bfund Butter 6 Rbt., 1 Bfund Schmals 514 Rbl. Ein Stüd einfacher Toilettenfeife erreicht ben Breis von S NbL.( Der Durchschnittston des Arbeiters beträgt 60 bis 70 tbl., boch gibt es viele, die weniger als 50 verbienen, Red.) Stupfer und Silbermünzen find faft gänzlich aus dem Berkehr verschmunden. Die Staatsbankniederlaffung gibt Kleingeld nur bis zum Beirage Don 1 Rbl. heraus, In der Hauptfache ist bas Silbergelb in die Dörfer gefallen, ba bie Bauern auf einer Bezahlung in Metalfgelb bestehen. Bor furzer Zeit wurde eine große Anzahl von„ Spetulanten" und Verkäufern der Konfumgenoffenfchaften verhaftet, da in ihrem Besiz beträchtliche Menge von thefau riertem Silbergeld festgestellt worden waren.
Verhandlungen im Gefängnis. Vor einem Friedensschluß in Indien .
London , 24. Juli. ( Eigenbericht.) Die am Dienstag im Gefängnis von Bombay begonnenen
Aussprachen und Berhandlungen zwischen den gemäßigten indischen Führern Sapru und Jayakar mit Gandhi wurden am Donnerstag fortgesetzt, Gandhi übergab den Unterbändlern zum Schluß der Unterrebung eine i driftliche Bot. haft für Nehru. Die Aussichten für den Friedensschluß zwischen Gandhi und der anglo- indischen Regierung werden in den maßgebenden Kreisen günstig beurteilt,
Berzichtet Lappo anf Terror?
Nur noch ,, moralische" Drudmittel.
Helsingfors , 24. Juft. licht, in der mit Bestimmtheit hervorgehoben wird, daß neue Die Lappodelegation hat eine Entschließung veröffent Uebergriffe nicht mehr vorkommen sollen. Man will pielmehr jest durch moralischen Druck die Kommunisten bewegen, ihre Beteiligung an der tommunalen Berwaltung aufzugeben und ihre Bertrauensposten nieberzulegen. Das Befinden des unter Ber giftungserscheinungen ertranften Lappoführers Rojold on hat sich erheblich gebessert. Die Gerüchte über einen Mord. anflag durch Bergiftung werden energisch bestritten. anslag durch Bergiftung werden energiſch bestritten.
Jugoslawien gegen deutsche Minderheit.
Eine Beschwerde in Genf eingereicht.
Genf , 24. Juli. Beim Böllerbund ist eine an den Völkerbundsrat gerichtete Beschwerde eingegangen, die aus dem früher zu Desterreich, jetzt Subslawien gehörenden Städtchen Citti in Slowenien bzw. Kärnten stammt. In der Beschwerde, die den deutschen Rechtsanwalt Dr. Walter Riebt in Cilli zum Verfasser hat, wird darüber Klage geführt, daß die fübslawische Regierung einen unpolitie fchen Berein in Deutsches Haus" in Cili aufgelöft und das Vermögen des Minderheitenvereins auf einem fübslawischen Berein übertragen habe. Die jüdslamische Regierung habe sich bisher trog aller Protefte geweigert, ben rechtmäßigen Zustand in dieser Angelegenheit wiederherzustellen. Dadurch habe sie gegen die Are titel 7 und 8 des Minderheitenrechtes vom Jahre 1919 verstoßen.
Preffefnebelung in Liechtenstein .
Ein faschistisches Gefeh der flerifalen Zwergregierung. Zürich , 24. Juli( Eigenbericht).
Das kleine Fürstentum Liechtenstein , bisher vor allem befannt als Baradies der Kapitalverschieber, hat ein neues Breß gejeg erhalten, das an reaktionärer Gefiunung taum übertroffen werden fann. Was da an Knebelung der freien Meinungsäußerung ausgedacht wurde, reicht faft an das jajchistische Italien heran,
Alle Zeitungen und Beitschriften haben der Regierung bei Drudbeginn ein Bilichtegemplar zuzusenden. Amtliche Be. richtigungen dürfen nicht tommentiert werben, wibri. eenfalls die Zeitung auf einen Monat verboten und der yere antwortliche Redakteur bestraft wird. Ausländische Zeitungen fönnen bis auf die Dauer eines Jahres verboten werden, Beleidi gungen der Regierung, des Landtags und der Mitglieder dieser Körperschaften, follen von Amts megen verfolgt werden. Wer die Autorität ber Landesbehörben herableht, wird mit Arrest von einem Monat bis zu fedys Monaten bestraft, 3m Wiederholungsfall wird das Erscheinen der Drudschrift für die Dauer von sechs Wochen
bis zu einem Jahr verboten und dem verantwortlichen Redakteur
bie Ausübung feines Berufes untersagt. Ein Gefes aum Equs bes Staates, bas überhaupt jede Opposition, fe: bit mit geistigen Waffen, unterbrüden fall, stebt benar.
Die feritata Regierung des Ländchens glaubt offenber, das Einbringen freiheitlicher imb fortschrittlicher Ideen auf diese Weise verhindern zu können. In der Schmeis, mit der Blechtenstein durch eine Zoll. und Münzunion perbunden ist, herrscht, selbst in bürgerlichen Kreisen, über das Vorgehen der liechtensteinfchen Regierung große Empörung!
Kommunistischer Redakteur verurteilt, Der fommunistische Schriftsteller Stibi ist vom Reichsgericht wegen versuchten Bera rats militärischer Geheimniffe in Lateinbelt mit Borbereitung des Hochverrats zu 3 mei 5ahren Gefängnis verurteilt worden. pest in Gründung begriffen.
Eine Anti- Habsburg- Liga bürgerlicher Politifer ist in Buda.