thm die mildernden Umstände verweigert, weil er deutsche Gastfreundschaft verlegt habe. Der Oberstaatsanwalt mar aber der Auffassung, daß diese Gastfreundschaft in dem Moment unterbrochen worden sei, als die Menge gegen die Franzosen feindlich auftrat. Auch die Tatsache, daß der Stich feine ernsteren Folgen gehabt habe, müsse strafmildernd berücksichtigt werden, ebenso sei es Cuvelier zugute zu rechnen, daß er trog der schlechten Erfahrungen in jener Julinacht in Zeit nach Deutschland gekommen sei und daß er sich damals von dem Wunsche leiten ließ, die deutschen Mädchen zu schüßen. Er habe auch unzweifelhaft sich in einem Erregungszustand befunden. Deshalb müßten ihm mildernde Umstände zugebilligt werden. Wenn das Gericht entgegen der Auffaffung des Antlagevertreters zu einer Freiheitsstrafe tommen sollte, dann dürfe diese teinesfalls über drei Monate Gefängnis hinausgehen und es wäre dann Sache der Enadeninstanz, diese Strafe in eine Geldstrafe umzuwandeln.
Der Vertreter des Nebenklägers Schröder, Rechtsanwalt FeinZeiß, erklärte, daß er sich voll und ganz den Ausführungen des Oberstaatsanwaltes anschließe, daß er aber nach Lage der Dinge nicht eine Geldbuße, fordern eine Freiheitsstrafe für angebracht halte.
Das Verteidigerplädoyer.
Rechtsanwalt Blume Leipzig trat den Ausführungen des Anklagevertreters auf Grund der entlastenden Zeugenaussagen und der zahlreichen Widersprüche in den Befundungen der übrigen Zeugen entgegen. Er hielt es für ausgeschlossen, daß Cuvelier den Stich auf Schröder geführt habe. Er beantragte Freisprechung des Angeklagten Cuvelier.
Nachdem Cuvelier selbst erklärt hatte, daß er sich den Ausführungen feines Verteidigers anschließe und daß er volles Ber frauen zum Gericht habe, zog sich die Straffammer um 7 Uhr abends zur Beratung zurüd.
Es bleibt bei vier Monaten Gefängnis. Nach dreiviertelstündiger Beratung verfündete der Vorsitzende der Berufungskammer, Landgerichtsrat Lohmeyer, folgendes Urteil: Die Berufung des Angeklagten Cuvelier sowie die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil der ersten Instanz wird verworfen.
Das Urteil wurde dann dem Angeklagten, der bisher teilnahmslos dagesessen hatte, weil er fein Wort verstand, Saz für Sag übersetzt. In seinen Zügen malte sich sichtliche Ueber. raschung über diese unerwartete Entscheidung und er beteuerte einem Berteidiger und dem Dolmetscher gegenüber immer wieder, daß er unschuldig fei und daß er dieses Urteil nicht be. greife.
Rechtsanwalt Blume wird gegen das Urteil unverzüglich Revision beim Reichsgericht anmelden.
Der Fall Haugf.
Wie wir erfahren, hat der preußische Justiz minister in der Sache des Juffizsekretärs Haugt sofortigen Bericht eingefordert.
Nazis unter sich.
Zerror gegen die Straßer Anhänger.
Unter ben
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Hannover , 1. Auguft.( Eigenbericht.) hannoverschen Nationalsozialisten tobt ein heftiger Kliquentampf, ber jegt zu handgreiflichen Aus einanderlegungen geführt hat. Unter Führung prominenter. Häupt linge drang eine Horde von 16 Hakenkreuzlern mit Gewalt, in den hefigen nationalsozialistischen Buch laden ein und holte Bücher, Möbel usw. heraus. Der Inhaber des Buchladens gehört zur Straßer Richtung und wirb infolgedessen DON den Hitlerianern als Todfeind betrachtet und entsprechend behandelt. Auch in ben beiden nationalsozialistischen Sturmabteilungen herrscht großer Krach. Sie sind gegenwärtig beide ohne Führer. Die bisherigen Führer wurden abgesägt, weil sie sich dem Kommandoton des ,, Obersten Staffeladjutanten" nicht fügten. Die an ihre Stelle gejezten Nachfolger wurden von den Sturn abteilungen abgelehnt. Jezt hat der Oberste Staffeladjutant" die Führung vorläufig selbst übernommen.
Kaphengst verhaftet.
Der Hersteller der Bomben in Lugano festgenommen. Den Bemühungen des Untersuchungsrichters beim Landgericht I und eines Kriminalfommissars bei der Abteilung I A des Berliner Polizeipräfidiums iff es jetzt gelungen, den Haupthersteller der für die Bombenattentate benutzten Sprengförper, den Elektrotechniker Alfred kaphengst aus Altona - Othmarschen , in Cugano festzunehmen. Kaphengst steht auch im Berdacht. an dem Reichstag sattentat beteiligt gewesen zu sein. Das Auslieferungsverfahren ist bereits in die Wege geleitet.
Der fommunistische Waffenraub. Ein neues Lager gestohlener Reichswehrwaffen entdeckt.
Leipzig , 1. Auguft.( Eigenbericht.) Beamte der politischen Polizei fanden in einem Garten in Leipzig - Kleingichocher zwei Maschinengewehre, zehn Infanteriegewehre, vier Karabiner, 1250 Schuß gegurtete Maschinen gewehrmunition, 2800 Schuß Infanteriemunition, ferner Handgranatenzünder, Zündschmüre und Handgranaten. Alle diese Gegenstände waren in einer forgfältig mit Bintblech ausgeschlagenen Rifte gelagert. Die Gegenstände stammen noch aus dem im Januar dieses Jahres erfolgten Einbruchsdiebstahl in ein Waffenhaus der Reichswehr zu Leipzig , der unter Leitung des kommunistischen Bürgermeisters von Kleinzschocher stattfand. Die Ermittlungen der politischen Polizei werden weitergeführt.
Konflikt um das Bauhaus . Architekt Meyer entlaffen, Mies van der Rohe fein Nachfolger.
Deffau, 1. Auguft.( Eigenbericht.) Der bisherige Leiter des Dessauer Bauhauses, der Architeft Johannes Meyer, ist von. der Stadtverwaltung entlassen worden. Die Entlassung hat politische Gründe. Der Leiter des Bauhauses hat die kommunistische 3elle, die sich unter den Studierenden gebildet hatte, geduldet, und die Stadtverwaltung ift zur Ueberzeugung gefømmen, daß seine Gesinnung mit der Pflicht, ein un politisches städtisches Institut zu leiten, fich nicht mehr verträgt. Nachfolger wird der Berliner Architett Ludwig Mies van der Rohe
Der bürgerliche Sammelsport.
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Scholz
Scholz: Wie schwer ist es doch, so einen Satz komplett zu kriegen."
Unterhaus geht in Ferien.
Neues Agrarprogramm.- Thronrede zieht Zwischenbilanz.
Condon, 1. Auguft.( Eigenbericht.)
Nachdem die Arbeitertegierung am Freitag nachmittag durch den Mund Snowdens ihre Borschläge zur Agrarreform eingebracht hatte und diskutieren ließ, und nachdem die Thron. 28. Ottober verlagt. rede verlesen war, hat sich das Unterhaus bis zum
Mit lautem Beifall begrüßten die Mitglieder der Labour Party die
Richtlinien für eine neue landwirtschaftliche Produktions- und Handelspolitik.
Mißvergnügt waren lediglich die Konversativen, denen die Borschläge nicht weit genug gingen. Borher aber, als sie mit einer gewaltigen Unterhausmehrheit jahrelang ungestört regieren tonn. ten, taten dieselben Konservativen für die Landwirtschaft ebensowenig wie für irgendeinen anderen Produktionszweig. Es ist die Tragit der Minderheitsregierung der Labour Barty, baß alle feit Jahrzehnten von dem regierenden Bürgertum dem Lande geschlagenen Wunden nunmehr aufbrechen, sei es Wirtschaftsfrise, Arbeitslosigkeit, Indien oder Aegypten : die Arbeiterregierung muß jetzt das heiße Eisen anpacken und es ist erstaunenswert, mit welchen Mut sie an alle fast unlösbar scheinenden Aufgaben herangeht, wobei fie angesichts ihrer Minderheit im Unterhaus immer nur mit kompromissen an das vorläufige Ziel gelangen kann.
Auch die am Freitag vorgelegten Agrargefeße sind nur Teile eines großen Planes, der nach der britischen Reichs tonferenz voll verwirklicht werden soll. Einstweilen beschränkt sich die Regierung darauf,
den Arbeitslofen den Erwerb von billigem Siedlungsland zu ermöglichen,
setz geworden ist. Da finden wir, um nur einiges zu nennen, den 100 Millionen großen Fonds für Notstandsarbeiten, die große Fürsorge für die Arbeitslosen, das Kohlengeseß, die Gesetze für die Erleichterung und Verbesserung des Wohnungsbaues, die Pensionsgesetze für Biten und Waisen, die einen außerordentlichen Fortschritt bedeuten und zum erstenmal in der Geschichte Englands die Aermsten der Armen vor dem bittersten Elend schüßen. Alles dies find jedoch nur die wichtigsten und gegen die bürgerliche Mehrheit heiß erkämpften Geseze und Fortschritte. In der Außenpolitik find die Erfolge der Labour- Regierung unbestritten,
und sie sind ihr größter Aktivposten. Hier waren die bürgerlichen Parteien wohl oder übel gezwungen, initzugehen, weil es feinen anderen Ausweg aus der schwierigen internationalen Situation ge geben hat. Die Thronrede zählt diefe Leistungen auf. Sie nennt die Flottenfonferenz, die Wiederaufnahme der diplo. matischen Beziehungen zu Rußland und sie hätte auch ruhig den Jraf Bertrag, Haag und die Räumung des Rheinlandes nennen fönnen. Zum Schluß gibt die Thron rede der Hoffnung Ausdruck, daß auch die Indien , die ägyptische und alle anderen Dominion- Fragen bald und zur Be friedigung aller Zeile gelöst werden. Damit weist sie zugleich auf die schwersten Aufgaben hin, die der Arbeiterregierung noch harren.
England meiß, daß diese Probleme nur von der Arbeiterregierung gelöst werden können und nicht von jener mit Sünden und Fehlern der Vergangenheit beladenen bürgerlichen Mehrheit. Das zeigt aber zugleich, daß diese Labour- Regierung, wie lange sie auch leben mag, trog aller Hindernisse und Anfeindungen, troß aller be rechtigten und unberechtigten Kritit ihren guten Platz in der Geschichte der Arbeiterbewegung sowie in der Geschichte Englands und Europas überhaupt haben wird.
den Agrarmarkt zu reorganisieren, den Anbau von Getreide zu verbreitern, die Preise zu stabilisieren, um den Konsumenten vor der Berteuerung der Lebenshaltung zu schützen. Diese Dor= geschlagene Teilreform ist jedoch bereits ein großer Schritt vor wärts und diese neuen Wege und Reformen zeigen, daß die München , 1. Auguft.( Eigenbericht.) Arbeiterregierung voll Leben und Blut ist, trop aller ihr selbst Auf seiner Fahrt nach Oberammergau ist der englische Minister. aus den eigenen Reihen ins Rad geworfenen Steine. Der letzte präsident Macdonald mit seinen beiden Töchtern und seinem am Freitag mittag in und nicht der leichteste war der Fall Sandham , der das alten schottischen Freund Sir Grant Parlament mit einem schrillen, im ganzen Lande nachwirkenden München eingetroffen. Im Laufe des Nachmittags besuchte er Mißafford in die Ferien begleitet und über den noch ein bebas bayerische Landtagsgebäude und ließ sich vom Präsidenten die Mißafford in die Ferien begleitet und über den noch ein besonderes Wort zu sagen sein wird. Geschichte des Hauses der Volksvertreter eingehend erläutern, Abends waren Macdonald und seine Begleitung Gaft des Ministerpräsidenten Held. Am Sonntag wohnt er den Spielen in Oberammer gau bei.
leber all diese Mißflänge und Hindernisse geht jedoch die Thronrede hinweg. Sie zählt in trockenen Worten auf, mas in dieser verflossenen und zugleich längsten Parlamentsperiode Ge
Die Reaktion in Bayern . Das Kinderfreunde- Berbot erlaffen.
München , 1. August. ( Eigenbericht.)
Das bayerische Kultusministerium hat das angekündigte Berbot gegen die Kinderfreunde nunmehr erlassen. Unter Hinweis auf eine Regierungsentschließung aus dem Jahre 1924 ist im Staatsanzeiger eine Bekanntmachung erlassen worden, die allen Schülern der Volksschulen und der Berufsfortbildungsschulen die Teilnahme an den Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde allgemein untersagt. Begründet wird das Verbot mit der Behauptung, daß die Kinderfreundebewegung eine parteipolitische Einrichtung sei.
Tschiangfaischek auf dem Rückzug.
Hankan vor dem Fall.
Peking , 1. Auguft.( Eigenbericht.)
Der Vormarsch der chinesischen Oppositions. truppen auf Santau ist unaufhaltsam. Die militärische und politische Lage der Nanting- Regierung wird immer gefährdeter. Tschiangtaischet geht weiter zurüd. Es ist damit zu rechnen, daß er, um einen Halt zu finden, drei Provinzen aufgeben wird.
Tschangtscha von Rankingsfreitfräften zurückerobert.
Wie das Marineministerium der Ranting Regierung amt lich bekanntgibt, hat es einen Funkspruch des chinesischen Kanonenbootes Dungtschong" erhalten, wonach dieses nach einer heute wiedererobert habe. Das Kanonenboot landete Marinesoldaten, die bis zur Ankunft von Truppen aus Hantau den Patrouillendienst in der Stadt versehen.
Sozialistenverfolgung an der Münchener Universität. Beschießung der Stellungen der roten Truppen Tschangtia
München, 1. Auguft.( Eigenbericht.)
Der Senat der Münchener Universität hat sich einen neuen reaftionären Streich geleistet: er hat die Gemeinschaft sozia listischer Studenten" verboten mit der Begründung, daß einige ihrer Mitglieder sich im Dienste der Kommunistischen Partei betätigt häften. Gegen diese Studenten wurde außerdem ein Dijzi plinarverfahren eingeleitet. Zur Charatteristit dieses Verbots braucht man nur daran zu erinnern, mit welcher Liebe der gleiche Senat die Hakenkreuzler auf der Universität behandelt, indem er nach wie die Hakenkreuzler auf der Universität behandelt, indem er nady mie vor ihre verbotenen Aufmärsche mit der größten Nachsicht duldet.