Rr. 357 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
sims Wertvolle Arbeiten des Enqueteausschusses.
Der Enqueteausschuß hat soeben eire neue Veröffent| lichung erscheinen lassen, die sich in vieler Beziehung von den meisten der bisher von ihm herausgegebenen Bänden vorteilhaft unterscheidet. Es handelt sich dieses Mal nicht um ein dickleibiges Wert, das in endloser Fülle Bernehmungen von Sachverständigen wiedergibt und es häufig dem Leser überläßt, sich durch das Gestrüpp von Aussagen hindurchzuminden und sich selbst ein Urteil zu bilden. Der Enqueteausschuß legt vielmehr ein dünnes Bändchen vor, das cine in vorbildlicher Weise durchgeführte missen schaftliche Analyse zum Problem der deutschen Zahlungs bilanz enthält. Der Enqueteausschuß füllt damit nicht nur eine Lücke aus, die bisher im deutschen nationalökonomischen Schrifttum auf diesem Gebiet bestand, sondern er liefert damit auch eine Arbeit, die man unserer Ansicht nach mit zu den wertvollsten und ,, haltbarsten" Veröffentlichungen seiner ganzen Tätigkeit zählen wirt.
Sonnabend, 2. August 1930
viel bessere Konjunttur herrscht als in Deutschland . In Deutsch land hat man eine solche Senfung der Kohlenpreise nicht nötig. Da gilt das Prinzip Großer Nutzen, kleiner Umsatz“.
H
Wie lange noch? fragen wir die Kohlenwirtschaftsorgane und den Reichswirtschaftsminister.
Finanzierte Arbeitsbeschaffung.
bahnanieihe perfeft.
Die Organisation der Arbeitsbeschaffung hat gleichzeitig zwei wichtige Fortschritte zu verzeichnen. Mehr auf lange Sicht bedeutsam ist die gestern endgültig erfolgte Grün dung der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Ar. beiten 2.-G.", von sofortiger Bedeutung ist die gestern ebenfalls zustande gekommene Reichsbahnanleihe im Betrage von 150 Millionen Mart.
"
getreten. Einmal mar 1929 die Handelsbilanz ausgeglichen gegenüber einem Einfuhrüberschuß von 1,2 Milliarden Mark im Jahre 1928; außerdem ist die langfristige Kapitalaufnahme im Ausland Die Bank für Notstandsarbeiten gegründet.- Auch Reichss gegenüber den Vorjahren bedeutend zurückgegangen. Während im Jahre 1928 1,9 milliarden Mark langfristig im Ausland entliehen wurden, waren es im Jahre 1929 nur rund 600 Millionen. Und schließlich ist in der Goldbewegung ein grundsäßlicher andel eingetreten: während Deutschland im Jahre 1928 für fast eine Milliarde Mart( 920 Millionen) Gold eingeführt hat, mußte es im Jahre 1929 für 375 Millionen Mart Gold abgeben. Das heißt mit anderen Worten: 1928 diente ein Teil der ausländischen Kapitaleinfuhr einer wirtschaftlich nicht unbedingten Ansammlung von Gold, während im Jahre 1929 nicht genügend Kapital im Auslande aufgenommen werden konnte und daher ein Teil unserer Verpflichtungen mit Gold bezahlt werden mußte. Auch im Jahre 1929 hat Deutschland selbst in erhebEs lag ja nahe, daß der Ausschuß, der die ihm gestellte Auflichem Umfange( für fast 1,5 Milliarden Mart) langfristiges Kapital gabe so besonders umfassend aufgezogen hat, am Problem der an das Ausland gegeben; Deutschland ist also, worauf wir
I. Warenverkehr.
II. Goldverkehr¹)
III. Dienstleistungen 2).
Die deutsche Zahlungsbilanz 1924-1929
( in Millionen Reichsmart)
1924
3ahlungen aus dem Ausland 1925 1926 1927 1928
1929
3ahlungen an das Ausland 1924 1925 1926 1927 1928 1929
7819
9.575
10 703
11 130
12 647
13 520
9672
11 942
9 891
14 024
•
24
121
10
98
12
948
277
640
651
197
685
933
1 147
1212
1311
1 384
576
808
910
1079
13 866 934 1 279
13 489 572 1474
IV. Zinjen auf langfristige
Kapitalanlagen u. Geld
sendungen von Ein- bzw. Auswanderern.
290
250
250
259
258
259
56
126
319
471
569
676
V. Regierungstransaktio
nen( Reparationen).
109
271
132
258
257
407
294
1079 1227
1644
2051
2553
VI. Langfristiger Kapitalverfehr
1000
1276 1690
2137
4 031
2058
12
118
357
2128
1.479
VII. Kurzfristiger Kapitalverfehr
2250
565
56
2459
2020
1422 1715
88
2
224
884
VIII. Nicht aufgliederbare
Rapitalbewegung.
413
1 704
443
1175
994
870
-
1
18
Summe der Zahlungen 12 590 14 695 13 988| 17 996 21 711| 20 992| 12 590 14 695 13 988 17 996 1) Goldausfuhr bedeutet Bahlungen aus dem Ausland, Goldeinfuhr Zahlungen an das Ausland. 2) Berkehrswesen, Bersicherungswesen, Fremdenverkehr, Provisionen im Bantverkehr u ä.
deutschen Zahlungsbilanz, d. h. an einer Darstellung, zu welchen Bahlungen und Forderungen die vielfältige Berflechtung Deutsch lands in die Weltwirtschaft jährlich führt, nicht vorbeigehen konnte. Der Ausschuß hat bei seinen Untersuchungen die Vorarbeiten verwertet, die vom Statistischen Reichsamt auf diesem Gebiet unternommen worden sind. Darüber hinaus hat er aber durch Ausugung der besonderen Möglichkeiten, die er hat und die das Statistische Reichsamt nicht befizt, in wesentlichen Bunkten die Arbeiten des Statistischen Reichsamtes erweitert und ergänzt. So hat der Ausschuß durch Sondererhebungen, die er mit Unterstützung von Verbänden und Zentralverbänden durchgeführt hat, wichtiges Material über die kurzfristigen Auslandsverpflichtungen und Auslandsforderungen der deutschen Banken, über die Auslandsgeschäfte der deutschen Versicherungsunternehmungen, die Frachteinnahmen der deutschen Reeder, die privaten ausländischen Kapitalbeteiligungen und die Ueberfremdung des deutschen Grundbesitzes sammeln können.
Daß darüber hinaus immer noch erhebliche Lücken bei einzelnen Positionen der Zahlungsbilanz blieben, daß daher immer noch mit Schätzungen und Annahmen gearbeitet werden mußte, hat der Ausschuß mit einer Offenheit, die man leider nicht immer antrifft, selbst festgestellt. Ueberhaupt verdient hervorgehoben zu werden, daß jede in die Zahlenübersichten eingesetzte 3ah! eingehend begründet, daß jeweils angegeben wird, auf melchen Unterlagen und Schägungen die Zahl beruht.
Der Enqueteausschuß hat die Zahlenbilanz für das Jahr 1297 besonders eingehend bearbeitet, hat aber auch für die Jahre 1924 bis 1926 und 1927 bis 1929 nach dem gleichen Schema und nach den gleichen Erhebungsmethoden eine Zahlungsbilanz aufgestellt. Die Ergebnisse, zu denen er dabei fommt, bieten wenig Neues und leberraschendes, da das Wesentliche be reits aus den Veröffentlichungen des Statistischen Reichsamts, das
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schon bei der Besprechung der Zahlungsbilanz für 1928 hingewiefen hatten, im internationalen Kapitalverkehr nicht mehr nur Nehmer, sondern auch wieder Geber: es beteiligt sich wieder wesentlich aktiv an ausländischen Kapitaltransaktionen.
Die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Ar beiten A. G." ist ein Unternehmen unter der Aufsicht des Deutschen Reiches mit einem Aktienkapital von 150 Mil lionen Mark und ausgewiesenen Reserven von 105 Millionen Mart. 3 med der Gesellschaft ist die Finanzierung wertschaffender An lagen durch Aufnahme von Anleihen und Darlehen im Inland und im Ausland und durch Gewährung von Darlehen an öffentlichrechtliche und gemischtwirtschaftliche Unternehmungen des Inlandes. Die Grundlage für die Beschaffung ausländischer und inländischer Anleihen und Darlehen sind Forderungen im Betrage von 350 bis 400 millionen Marf, die das Reich in erster Linie über die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslojenversichezur Durchführung von Notstandsarbeiten seit 1920 durch die Gewährung von Darlehen gegenüber öffentlichen und privaten Körperschaften und Unternehmungen erworben hat und die das Reich als Gegenwert des Aktienkapitals und der Reserven, die erheblich hinter der Summe der Reichsforderungen zurückbleiben, in die Gesellschaft einbringt.
rung
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Die neue Kreditanstalt wird in der Zukunft die Verwal terin sämtlicher Motstandskredite des Reiches durch aus der Vergangenheit sein, so daß sowohl eine systematische Zusammenfassung der Mittelbeschaffung und der Darlehensgewährung als auch der Darlehenskontrolle eintritt. Für den Reichshaushalt erfolgt insofern eine erhebliche Entlastung als sowohl die Bositionen als auch die Summen aus den Einnahmen und Aus gaben des Haushalts verschwinden. Da die Bank eine 3wedanstalt ist, wird sie teine Bantgeschäfte betreiben. Ihre Tätigkeit ist gemeinnützig; das bedeutet, daß im Höchstfalle das investierte Kapital mit fünf Prozent verzinst werden darf. Beabsichtigt ist auch bei diesem Unternehmen, daß für Notstandsarbeiten verbilligte niedrigeren Berzinslichkeit der schon früher gewährten Kredite. Kredite gegeben werden; die Verbilligung ergibt sich aus der
Deutschen Bau- und Bodenbank A.-G. Berlin geDie Geschäfte der Bank werden auftragsweise von der führt; im Vorstand befinden sich von der Bau- Boden zwei VorDie Arbeit des Enqueteausschusses wird in Zukunft vom standsmitglieder, ferner von der Reichsanstalt Direktor Dr. WilStatistischen Reichsamt in gleicher Weise und mit den gleichen heimi. Reichskommissar ist Dr. Beisiegel vom Reichsarbeits Methoden fortgeführt werden; es ist sehr zu begrüßen, ministerium. Im Aufsichtsrat sigen zunächst Vertreter der daß auf diese Weise die eingehenden Untersuchungen und die anDeutschen Bau- und Bodenbant, des Reichsfinanz-, Reichswitt gebahnten Verbindungen mit Banken, Verbänden usw. verwertet schafts-, Reichsarbeitsministeriums und der Reichsanstalt sowie der werden können. Die Arbeit ist eingeleitet mit zwei sehr inter- Reichstreditgesellschaft. Private Großbanken sind also nicht vertreten. effanten Kapiteln über das Wesen der Zahlungs. Aufsichtsratsvorsitzender ist der bisherige demokratische bilanz" und das„ Schema der Zahlungsbilanz. Auch Reichstagsabgeordnete und ehemalige Reichsminister Bernhard diese beiden Abschnitte beweisen, in welch gründlicher wissenschaft Dernburg . In den Aufsichtsrat sollen später aus der Wirt licher Arbeit sich der Enqueteausschuß mit diesem wichtigen schaft" und aus den Kreisen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer BerProblem befaßt. Das„ Schema", das dann auch in der Aufstellung treter hinzugewählt werden.( Verwunderlich ist, nachdem man bisverwandt wurde, lehnt sich an Arbeiten des Bölker her davon noch nichts gehört hatte, weshalb auch noch Vertreter bundes und der Internationalen Handelskammer an Erfreuder Wirtschaft" hinzugewählt werden sollen. D. Red.) Von der licherweise wurde damit der Anschluß an Versuche hergestellt, die Gesellschaft wird mitgeteilt, daß die Verhandlungen über die Beinternationale Vergleichbarkeit in allen Ländern anstreben. Ein schaffung einer Auslandsanleihe vor dem Abschluß stehen. mirtlich befriedigender Einblick in die wechselseitigen Verflechtungen der einzelnen Länder untereinander wird freilich erst erzielt werden können, wenn auch auf diesem Gebiete, wie überhaupt auf dem Gebiete der gesamten Wirtschaftsstatistik, eine noch viel intenfivere internationale Zusammenarbeit stattfindet. Dr. O. Nathan.
Die belgische Steinfohlenindustrie hat ab 1. Auguft die Preise für Industriefohlen durchschnittlich um 5 belgische Franken ermäßigt, und zwar mit der ausdrücklichen Begründung, daß die zum Kohlentauf ermuntert werden solle.
Die zweite wichtige Aftion zur Finanzierung zusätzlicher Arbeitsbesáaffung ist die Reichsbahnanleihe über 150 Millionen Marf, die unter Führung der Reichsbank mit einem Banfenfonsortium abgeschlossen wurde. Für 75 Millionen Mark sind bereits fest begeben; die restlichen 75 Millionen der Schatzanweisungsanleihe, die mit 6 Proz. verzinslich ist und am 1. Seps tember 1935 fällig wird, werden vom 7. bis 12. August zum Kurse von 95 Broz. zur Zeichnung aufgelegt. Der Erlös der An leihe soll zusammen mit finanziellen Borgriffen der Reichsbahn auf die Bestellungen des Jahres 1931 zu neuen Aufträgen für allgemeine Arbeitsbeschaffung verwendet werden.
schon in den letzten Jahren die Erhebungen der Enquete mit ver- belgische Industrie durch eine Rohlenpreissenfungwirtschaftsrats foll am 5. August in einer Sigung des Wirt
perten tonnte, bekannt ist. Im letzten Jahre, im Jahre 1929, sind gegenüber dem Jahre 1928 wesentliche Aenderungen ein
Das von der Regierung geforderte Kartellgutachten des Reichs schaftspolitischen Ausschusses des Borläufigen Reichswirtschaftsrates
Das passiert in Belgien , wo eine noch) unvergleichlich beraten werden.
Auch ohne Saison- Ausverkauf befriedigt
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