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Ar. A6S» 47. Jahrgang Oonnerstag, 7. August 195Y
Die..Neue Wache** als Ehrenmal
99 Das Bild zeigt die SchinkelscheNeue Wache  " gegenüber der Staatsoper l nter den Linden, die zu einem. Gedächtnismal für die Toten des Weltkrieges um­gestaltet roird. Vielleicht ist diese Lösung die glück­lichste, jedenfalls erhält der prachtvolle Schinkelha u jetzt eine würdige Bestimmung, und die klassische Ruhe der harmonischen Tonnen ent­spricht mehr der Ehrung der Toten als dem. früheren Zweck, Unterkunft und de­korativer Hintergrund für präsentierende Soldaten zu sein.--- Der Entwurf, der jetzt zur Ausführung ge­langt, stammt von Heinrich Tessenow  , der als erster Preisträger aus der Konkur­renz hervorging. Mag man zu der Entscheidung stehen. wie man wiU, niemand wird sich, der Einsicht verschließen können, daß die W irkung von schlichter Vornehmheit ist. Tessenow   das untere Bild zeigt den. preisgekrönten Entwurf sieht einen Binnenraum mit glatter Wand­behandlung vor. Als einzige Raumdekoration dient ein hoher Altarstein, mit goldenem Kranz. Darüber befindet sich die Oeffnung der Decke, die Licht­quelle des Raumes. Ursprünglich plante man ein Ehrenmal irgend-
Die Ehrenhalle für die Toten des Weltkrieges
wo im Gebirge, im Walde oder an breit fließendem Strom.. Ein romantischer Gedanke und eine groß angelegte Theaierdekoration. Hier im Strudel des Verkehrs muß das Ehrenmal stehen. Vielleicht erinnert, es die unter Geschäften stöhnende Menschheit daran, wieviel Leid der Krieg in die Welt gebracht hat und daß es nur eine Devise gibt: Nie wieder Krieg!"
Oer �kluge"Herr Major. Zu unserer" NgtizD e r k l v g e'<1 r r r M o i n r", in der nvr das wahrbeitswidrige Schreiben eines Hausbesigerverirctcrs wieder- gaben, erhalten wir diese Berichtigung. Dos.f)aiis Dresdener Straße 136 ist niemals im Besig der Wrma Laeser u. Wolfs gewesen, die Firma ist lediglich Mieterin eines Gcschästslokols im Hause, dos seit 42 Jahren im Besig meiner Eltern ist. Ich bin nicht Verwalter, sondernGeneral- benollmächtigter" und als solcher lediglich meiner Müller neront- wor/lich. Der Deulschnotionolen Partei stehe ich in leiner Weise nahe. Hochachtungsnoll Wölfs, Major a. D. Wir bedauern es. daß wir irrtümlicherweise die Firma Loeser u. Wölfs, die nur unten im Hause einen Loden hol, als Desigerin das Hauses angaben. Wir nehmen davon Äenninis, daß Herr Wölfs nicht Verwalter, sondernGenerolbevollmochiigter" und als solcher lediglich seiner Miilter verairtwvrtlich ist. Er verwaltet die Häuser also nicht und fühlt"sich auch seinen Mietern gegenüber nicht verantwortlich. Wir bedauern Häuser und Mieter in gleicher
lind hatte jetzt den Entschluß gefaßt, sich von Frau Fit- nicht fortjagen zu lassen. Sie wollte esihr zeigen": sie würde hier wohnen, und wäre os oud, nur ihr zum Trotz. Was Frau Fike dachte, ist nicht überliefert. Sie führt« Una durch eine Reihe von Zimmerchen, die olle gleich ausgestattet waren, mit zwei steifen Stühlen zu beiden S-it-'n des Tisches, an der Wand d'v Abbildung irgendeiner Kirche, auf dem Futzboden ein Stückchen Teppich. das fo aussah, daß man erstaunt war, n,cht die Aufschrift Badematte" darauf zu finden. JDas sind die Empfangszimmer, in denen die Haus- bewohnerinnen ihre Besuche empfangen dürfen. Zu jeder Tageszeit bis ein Piertel vor.zehn, sagte Frau Fite. Im Wohnzimmer wurde ihr zum erstenmal klar, daß dos Abstinenzlerinnenheim nicht nur ein(Mangn's war sondern auch eine Wohnstätte, für lebencfreudlge, feinfühlige Mädchen. Es war nicht luxuriös, aber es war von n-mand eingerichtet worden, der der Neigung für hübsche Dinge noch- fichtig gegenüberstand. Es war ein gr�tz� Kamin da,«in- geboute Bücherregale, und em longer Tuch', und Stroh- fouteuils mit bunten Kiffen saßen einige neugierige junge Mädchen. Uva hatte den Eindruck, als n'cke ihr eines von ihnen, ein. wujchetköpjiges, lachendes Ding, verstoylen zu, und sie fühlte sich angeheimelt.. Dann ging's treppauf zu einem wundervolle� Bade- zimmer mtt verlockenden Duschen, einem kleinen Turnsoal und einem Dachgarten mit einem Platz zum Ballipielen.Hier oben war es auch an den heißesten Sommertogen ruhl und frisch, und hier dursten die Mädchen in Morgenrocken herumlungern bis nach zehn, wie Frau Fike mit einem Haiben Lächeln bemerkte. Uns erwiderte das Lächeln. Al» sie, Krau Fite voran und Una hinterdrein, über den
Weise. Der Denrschnatinnale» Dvlksportei mag er nicht nah« stehen, vielleicht bcilreilet er anch, daß er rechtsradikalen Kreisen geslnniingsgeinaß mbe steht. Gegen unsere sachlichen Feststellungen zu seinen"Behauptungen über diein'.verantwvrtlicho Finanzwirt- schaft der linker» Mehrl>e>t der Verliner Stadtvervrdneten" vermag er nichts zu sagen. Wir führen dos, um uns eines Ausdruckes in einem Privalbriese des Herrn Generalbevollmächtigten   an uns zu bedienen, alseinen ireuen schlagenden Beweis für die bekannte innerliche Verlogenheit gewisser Kreis« zurück, der, so nehmen wir an, der Herr Generalbevollmächtigte aufgesessen ist. Auf p« r s ö n- liche llngczogcnheitcn des Herrn Gencralbeoollmächtigtcn gegen uns einzugehen, steht uns nicht au. Die Methode des Herrn Bevollmächtigter» Majvr o. D. Wolfs scheint Schule zu machen. Diel«. Weisheit ließ der Hauseigentümer F. Ieschke, Neukölln, Zictenftraße 6l. in seinem Hausflur an- schlagen: Zur Sanierung der Schul de vwiitscha't der Stadt Berlin   hat der preußische Innenminister Waentig(Soz.) mit dem Ober- Präsidenten der Provinz Brandenburg Mayer i Dem.) den Berlinern
Korridor schritten, auf den die Schlafzimmer mündeten, stürzte ein reizendes junges Mädchen in Spitzeichäubchen und Morgenrock cus einer Tür, an der Frau Fike eben vor- beigegongen war. und machte hinter deren Rücken einen tiefen Knicks, nickte Una luftig zu und äfft« mit ein paar Schritten Frau Fikes kriegerischen Gang nach. Ja. ich möchte gern hier wohnen!" erklärte Una ver- gnügt, und Frau Fike, die sie mißtrauisch achoh. ließ sich j» weit herab, zu saaen:Nun. wir werden Ihre Angaben überprüfen lassen. Inzwischen können Sie mit einer Frau Esther Lawrence sprechen, die eine Zimmergenofsin sucht." Oh. ich möchte nicht gern mein Zimmer mit jemand teilen." Mein liebes Fräulein, das Haus ist gestopft voll mit jungen Damen, die gern möchten und wieder nicht möchten und uns bleibt das Vergnügen, unsere Einteilung immerzu umzustoßen, um hochdero Wünschen zu entsprechen. Ich glaube nicht, daß im Laufe der nächsten sechs Monate ein Einzelzimmer frei mird, und natürlich.. Nun, könnte ich mit grau Lawrence sprechen?" Ja, gewiß. Kommen Sie mit mir." Una folgte niedergeschlagen, und die Oberin schien mit der Bekehrung dieser' eigenwilligen jungen Frauensperson zufrieden. Doch ihre Stimme klang seltsam tonlos, als ste, an einer Schlajziwmertür klopfend:Frau Lawrence?" rief. Eine heisere, strenge Stimme antwortete von drinnen: Ja, was gibt's?" Ich bin es. meine Liebe Frau Fike. Ich glaube eine Zimmergenosfin für Sie gefunden zu haben." So? Bitte warten Sie. bis ich schnell etwas anziehe. Frau Fike wartete. Sie wartet« zwei Minuten. Sie sah auf ihre Uhr. die sie an einem Lederarwband am Handgelenk trug, und' hämmerte mit dem Absatz ihres vernünftigen Schuhwerks auf den Boden. Dann versuchte sie es noch«m- mal:, Wir warten, meine Liebe!" Bon drinnen kam keine Antwort, imd es dauerte noch weitere zwei Minuten, bis die Tür geöffnet wurde. Una erblickte ein mit weißlackierten Möbeln freundlich eingerichtetes Zimmer: ein kretonüberzoqenes Sofa und ein schmales, jungfräulich aussehendes Mesfivgbett. unordentlich umherliegende Wäschestücke und Zeitungsblätter und. als dominierenden Mittelpunkt des Ganzen, groß»nWustg. mit
neue Steuern auferlegt. Um die Sache zu verschleiern, läßt er diese wieder einmal kostenlos durch die Hauseigentümer einziehen. D'e berechtigte Empörung der belasteten Einwohmr soll somit auf Unbeteiligte abgelenkt werden. Die Miete erhöht sich ab 1. August usw. Di« politische Aufklärungsarbeit bor   Hausbesitzer scheiten an dem gesunden Menschenverstand der Berliner   Mieter. Wir wieder- holen unsere Feststellung: die ordentliche Regelung des Berliner  Etats scheiterte an den Nationalsozialisten, den Deutschnationalen, der Wirtschastspartei und den Kommunisten, und das ist die Ilr fache der Mieterhöhung. Das wascht 5>errn Wölfs und Herrn Ieschke kein Regen ab. Zn den Tod getrieben. Selbstmord, weil sie fälschlich festgenommen wurde. Die Slaatsanwolkschasl Cottbus   ist zurzeit mtt der Ilachprüfung der Umstände beschäftigt, die zum Selbst- mord einer löjährigen Hausangestellten gc. führt haben. Die bei einem Amtsgerichtsrat in Lübben   beschäftigte Gertrud S. war vor zirka drei Wochen verdächtigt worden, IM Mk. g«- stöhlen zu hoben. Trotzdem sie ihre Unschuld beteuerte, über­gab man sie der Polizei, die sie durch die ganze kleine Stadt, in der alles wegen einer Platzmusik auf den Beinen war, ö f f e n l- l i ch zum Polizeigefängnis abtransportierte. Aber weder bei dem Mädchen noch in der Wohnung seiner in einem nahegelegenen Ort wohnenden Elter.': wurde das Geld gefunden, so daß am nächsten Tag die Freilassung erfolgte. Die Schande des öffcmlichcn Transportes durch die Stadt, eskortiert von zwei Polizeibeomten nahm sich die sechzehnjährige so zn herzen, daß sie. nach-> dem sie noch eiaer Freundin gesagt hatte, sie sei völlig vn-' schuldig, sich vor einen Zug warf. Die Eltern der Selbstmörderin hoben nun Anzeige bei d-r  Staoi-onwoltschaft erstattet, in der sie auf angebliche merkwür­dige Zustande in der Familie des Amtsgerichtsrates hinweisen und um Einleitung einer Untersuchung bitten, damit öffentlich festgestellt werde, ob ihre Tochter wirklich schwdig gewesen sei »der ob si« unschuldig den Tod gesucht Hove  . Die Staats- onwaltschast Kottbus Hot nunmehr, wie wir erfahren, zunächst ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Diebstahl- der lstl) Mark im Hause des Amtsgerichtsrats eingeleitet, um nähere Feststellungen über das Verschwinden des Geldes und den gegenüber dem Mädchen gehegten Verdacht zu treffen. Oas Unglück im Kindersonderzug. Ein Bericht des Begleiters. Zu dem llnglückssoll des siebenjährigen Kindes Georg Z a r g o l au, Verlin- Weißensee. Gäblerstroße S, das am S. August kurz hinter der Station Deutsch  - Lista. aus dem Kindersonderzug Z0K2 Breslau verlin ge­stürzt und inzwischen leider gestorben ist. hol der ver­antwortliche Begleiter dem Landeswohlsahrt»- und Jugend­amt. Abteilung Jugendwohlfohrt, sofort nach seiner Ankunft in Verlin am Mittwoch einen eingehenden Bericht erstattet, dem folgende« zu entnehmen ist: Aus dem Bahnhof Oppeln   wurde dem Begleiter für 26 Kinder vier davon mußte er wegen Uebersiillung des Nebenwagens mit in seiil Abteil nehmen die Hälfte eines alten Viertor- klassewagens vom Transportführer zugewiesen. Dieses Abteil hatte vier Türen, je zwei noch beiden Seiten. Um diese vielen Türen besonders gut beobachten zu können, setzte sich der Begleiter an das erste Türenpoar, während eine Begleiterin zwischen den beiden anderen Türen Platz nahm. Etwa 10 Minutei», nachdem der Zug um 12,20 Uhr Breslau   verlassen hatte, ging die Begleiterin. die Kinder ermahnend, durch den Wagen.Im selben Moment",
einem runden Gesicht, einer Nase, die etwas zu lang war, ober nicht störend wirkte, und schwarzen Augen, die kühl und äffen und gebieterisch dreinsohen Frau Esther Lawrence. Sie hoben uns aber lange warten lassen", klagte Frau Fike. Frau Lawrence starrte sie wie einen unverschämten Dienstboten an. Dann wandte sie sich Una zu und sagte in selbstbewußtem, freundlichen Ton:Wie heißen Sic, Kind?" Una Golden." Nun, wir wollen die Sache miteinander besprechen..- Danke bestens, Frau Fike." Ich bin überzeugt", versuchte Frau Fike,daß es Ihnen beiden paffen wird.. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden schon sehen!" Frau Fite starrte sie an und zog sich zurück. Frau Lawrence grinst� streckte sich auf dem Soja aus, brachte auf mhstertöje Weise eine Zigarette zum Vorschein. bat sie Una an und fragte:Rauchen Sie?" Nein, danke." Nehmen Sie Platz, und machen Sie sich's bequem, Kind. Oh, würden Sie so gut sein, das Fenster dort aufzumachen? Man darf hier nämlich nicht rauchen... Arme Frau Fike ich kann einfach nicht anders, als sie schikanieren. Bitte glauben Sie ja nicht, daß ich immer so ekelhaft bin. Wenn man sie nicht manchmal an ihren Platz meist, plagt si- einen zu Tode... Danke vielmals... Setzen Sie sich bitte schieben Sie sich doch die Kissen auf dem Bett zurecht und machen Sie sich's bequem. Sie sehen wie ein nettes Ding aus ich, ich bin«ine faule, gutmütige, alle Hexe, mit ollen jchlschten Gemohnhetten. die es nur gibt, und mit der tiefen Ueberzeugunq, daß die Welt eine Hölle ist. Aber man kommt ganz gut mit mir aus, und so wollen wir's mal prob'-ren, in einem Zimmer zusammen zu wohnen, ja?... Was meinen Sie, Kindchen?" Una war von dieser selbstsicheren, desillusionierten, großen Frau weit mehr entzückt als von aller Weisheit des Herrn Wilkins oder den Tröstungen der Sessions. Sie wußte, daß es der erste unterhaltende Mensch war. dem sie von Walter abgesehen in New?)Drt begegnet war. Ja", sagte si«,«wir wollen's probieren." _(Fortsetzung folgt.) j