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Rr. 365 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Dr. Herm. R. Leber: Europäischer Orient

Bosnisches Intermezzo

sehenen Gewändern fizen. Bei dem großen Brunnenbecken des Vorgartens führen eine Reihe von Gläubigen ihre religiösen. Waschungen aus und treten, nachdem sie ihre Schuhe in fächer förmige Rästchen gestellt haben, auf den Strümpfen in die Moschee ein. Das bleibt allerdings den Ungläubigen erspart, die in großen Filzpantoffeln eintreten dürfen. Im Vorhof sind auch für furze Zeit die Verstorbenen aufgebahrt, in dicke schwarze Tücher einge Merts schlagen, manchmal mit einer grünen Fahne überdeckt. würdig, je länger man unter einer solch weitgespannten Ruppel wie dieser Moschee steht, um so mehr gibt sie einem innere Ruhe und um fo mehr innere Sammlung, je mehr man sich selbst zu ihren Ausmaßen in Beziehung setzt.

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Von Ragusa , an tiefblauen Gestade der Adria , arbeitet sich| Hodjas( Priester) in ihren schwarzen, mit goldenen Stickereien ver die Schmalspurbahn in Serpentinen durch Karstwüsten zu den schwindelnden Hängen der bosnischen Alpen empor; Tunnel auf Tunnel, tosender Abgrund mit Wasserfall, Waldpartien von einer Dichtigkeit und Berwachsenheit, wie sie unser Auge nicht gewohnt ist, wechseln, sausende, schäumend- blaue Bergbäche, ein paar hundert Mater unter uns zur Linken, nackte Felsgipfel, oft 2000 Meter, rechts über uns. Langsam geht die Karstlandschaft in wildromantische Hochgebirgslandschaft über, terrassenförmig gestaffelte Dörfer tauchen an Bergrücken auf, in tiefen Schluchten, an denen sich die Bahn oft unter Bemigung des Zahnradgetriebes hochschlängelt, sehen wir ausgedehnte Blumenmatten, gewahren, wenn wir nicht ganz großes Bech haben, Adler und Geier, die ihre Kreise in den Lüften ziehen. Man braucht nicht auszusteigen, um zu merken, daß Landschaft, Menschen, Flora and Fauna hier wahrlich viel des Ungewöhnlichen bieten. Schon sieht man auch die erſten orientalischen Trachten, und wenn die ersten schlanken Minaretts auftauchen, ist man in Most a r. Dieses Mostar hat sich, wie eine ganze Reihe von Orten in Bosnien und der Herzegowina den altorientalischen Charakter in außerordentlicher Reinheit erhalten. Mehr als 30 Moscheen gibt

es hier und jeder zweite Einwohner ist Mohammedaner. Sofort fällt die eigenartige Tracht der Frauen auf: große, schwarze Flügel­haube über dem Kopf und weites Gemand in dunkler Farbe, das bis zu den Knöcheln reicht, alle ausnahmslos verschleiert. Bunte Trachten: die von Kaufleuten, die der Eseltreiber und Musikanten sieht man im Bazar, der sich am Ende der Altstadt hindehnt. Dieser Bazar ist wohi außer dem in Konstantinopel der echtest orientalische in Europa ; da gibt es prächtige Stickereien und Webereien, ge= triebene Messing- und Kupferarbeiten, geschnitte Löffel und Ton­geschirre, da gibt es mannigfache Obst- und Gemüsesorten, da gibt es Schuhwert aus buntesten Ledern von einer handwerklichen Durcharbeitung, die wirklich virtuos genannt werden muß, da gibt Raffee­

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es mitten zwischen diesen Läden überall tleine Khavanas schänken in denen Händler und Landbewohner mit unterge­schlagenen Beinen hoden und mehr durch Gesten als durch Worte handeln.

Den stärksten Eindrud der orientalischen Stadt hat man von

Von Sarajewo aus fann man leicht einen Ausflug nach lidze, jenem ausgezeichneten Badeort, der die gleichen Heil erfolge wie Marienbad aufweist und auch schwefelhaltige Quellen befigt, machen. Neben seiner Heilwirkung und seinen klimatischen Vorzügen ist es ein glänzender Ausgangspunkt für Touren in das bosnische Land, zumal genügend gutgeleitete Hotels vorhanden sind. Fünf, sechs solcher Plätze müßte man in Bosnien und der Herzego mina ausbauen und es wäre eines der besuchtesten Reiseländer der 3utunft!

lot:

Bergbezwingungen

Die Bergbesteigung ist heute ein recht allgemeiner Sport ge­worden. Er ist aber in Wirklichkeit faum 150 Jahre alt und nahm mit der planmäßigen Eroberung des Mont Blanc , des höchsten Berges Europas , im Jahre 1786, ihren Anfang. Bis zu diesem Datum waren die hohen Bergesgipfel noch nie von Menschenfuß betreten worden, wenigstens war eine Eroberung der Bergesgipfel geschichtlich nicht bekannt geworden. Es erregte ungeheures Aufsehen, als der Naturforscher Horace Benedikt de Sauffure im Jahre 1787 den Gipfel des Mont Blanc bestieg, auf dem er barometrische Messungen veranstaltete. In Wirklichkeit war aber nicht er der erste Eroberer des Mont Blanc . Dieser Ruhm gebührt dem Führer einmal allein, einmal zusammen mit Baccard bestiegen hatte. Späterhin wurde, nachdem der Bann der Unbezwingbarkeit des Mont Blanc gebrochen war, mehrfach bestiegen, sogar von einer Frau, nämlich Fräulein d'Angoville.

der Neretva brüde, die fein römisches, sondern ein grandioses Balmat, der bereits ein Jahr vorher, nämlich 1786, den Mont Blane

türkisches Bauwert des Mittelalters ist. Diese Brücke mit der Stadt und den baumlosen Bergen im Hintergrund, das ist ein Motiv! Zumal vom Flußbett aus gesehen hat sie schon für ungezähle Bilder herhalten müssen, da sie in ihrer enormen Höhe( ein einziger Stein­bogen, dessen Scheitelpunkt 21 Meter hoch liegt) die ganze links­seitige Stadt in einen großartigen Rahmen spannt. Die Schlucht, in der Mostar fiegt, gibt ein romantisches Relief zu dem abenteuer­lichen Volk und dem bunten Gemisch von Mensch und Tier und primitiven Berkehrsmitteln, die über diefe Brüde pilgern. Mitten in der Stadt liegen im Schatten der großen Moschee zahlreiche islamitische Friedhöfe mit ihren so merkwürdigen richtungslos stehenden Grabsteinen, meist von steinernen Turbanen gekrönt. Dicj Moscheen sind meist einfach, ein paar schöne Kacheln und mit Koran­sprüchen bemalte Wände umgeben die große Gebetnische im Innern. Ein paar ebenso alte wie zerschliffene Seidenteppiche und getriebene Meffinglampen geben dem Westeuropäer das Air, das ihm zur Vor­stellung von Morgenland und 1001 Nacht notwendig ist.

Und die Nerveta brauft und Ziegen- und Esetherden, die an ihr weiden, gemahnen uns mit den Menschen, die dabeisitzen und ohne jegliche Haft irgendeiner zufälligen Arbeit nachgehen, daß Lebens: form und Lebensrhythmus hier noch nichts von der Unstetheit West europas an sich haben.

Früh, mittags und abends ruft der Muezzim mit sonorem Ruf von einem Minarett herunter zum Gebet, und die Straßen leeren sich plöglich. Selbst wenn man die Eríaubnis bekommt, versuche man nicht um der Aussicht willen ein Minarett zu besteigen. Man tommt aus dieser ebenso schmalen als dunklen Röhre, die hauch­dünne Wände wie eine Bienenwabe hat, in Korfziehergestalt heraus.

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Die Rerneta, an der wir entlangfahren, hat schon viel Blut getrunken, oftmals war sie legte Grenze zwischen osmanischen Speerhaufen und denen der Küstenbewohner oder Ulstoffen, die, menn sie schon zur See nichts gegen die türkischen Kriegsgaleeren ausrichten fonnten, auf ihren Raubzügen ins Hinterland alles, was Roßschweif und Turban trug, erbarmungslos niedermachten. Große Tabaffelder mechseln mit Maisfeldern, ab und zu gewahrt man noch Raubnester aus der Türkenzeit, aber schon geht es wieder durch dichte Waldlandschaft, aus der nackte Felstürme aufragen, Baffer: jälle niederſtürzen.. Die Bahn, die erst in den achtziger Jahren ge­bis dahin gab es in Bosnien meder Eisenbahn noch gute Fahrstraßen und nicht mur eine hervorragende Ingenieur leistung, sondern auch eine der landschaftlich reizvollsten Bahnstrecken Europas darstellt, steigt mun auf 1000 Meter Höhe und durchbricht in dem 650 Meter langen Tunnel das Ivangebirge, die Wasser scheide zwischen Adria und Schwarzem Meer.

baut wurde

Es gibt noch heute eine Anzahl von Bergesgipfeln, die dem menschlichen Fuß noch nicht erreichbar waren. Zu diesen gehörte

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Donnerstag, 7. August 1930

bis vor kurzer Zeit der Umanat, der den Namen Das Motter­horn" Grönlands hat, meil er allen Bergsteigern ebenso gewaltige Schwierigkeiten entgegensetzt wie das Matterhorn. Dieser Berg ist zwar nur 1200 Meter hoch. Aber wegen seiner ungeheuren Steilheit und Gefährlichkeit hat bis vor kurzer Zeit kein Mensch ihn bezwingen fönnen, nicht einmal der berühmte Bergsteiger Edvard Whymper, der durch die Ersteigung des Matterhorns be­rühmt geworden ist. Whymper unternahm in den Jahren 1867 und 1872 zwei Reisen nach Grönland , fonnte aber den Umanaf nicht erobern. Am 13. Juli 1929 gelang es zwei Deutschen , nämlich den Mitgliedern der deutschen Grönlanderpedition, namens Sorge und Georgi, diesen anscheinend unersteigbaren Berg zu besiegen.

Der größte Kampf, der je um einen Bergesgipfel geführt wor den ist, war der um das Matterhorn. Diese schlanke Felsen­pyramide von 4505 Meter Höhe galt lange Zeit für unbesteigbar. Am 14. Juli 1865 unternahm eine englische Gesellschaft unter Füh­rung des oben genannten berühmten Alpinisten Edvard Whymper eine Expedition nach dem Matterhorn, an der Lord Douglas, Char les Hudson und Hadow, begleitet von drei Führern, teilnahmen. Whymper wollte den Aufstieg mit dem italienischen Führer Cartel unternehmen. Aber Carrel bestand darauf, diesen an der Grenz: zwischen Schweiz und Italien gelegenen Berg von Italien aus zu ersteigen und führte seine Absicht durch, während Whymper voi der Schweiz aus aufstieg. In dem Wettlauf errang Whymper den Sieg, denn er gelangte am 14. Juli 1865 um 42 Uhr nachmittags auf dem Gipfel an. Auf dem Rüdweg verunglückte leider die Expedition, da das Geil riß. Whymper blieb allein mit den zwei

Führern Taugmalder am Leben. Bier Teilnehmer der Expedition fanden den Tod. In der Folgezeit wurde das Matterhorn noch des öfteren bestiegen.

Der Großglodner, einer der höchsten Berge Europas , wurde zum erstenmal im Jahre 1800 erflommen, und zwar am 28. Juli. In den Ruhm, die Spiße des Großglodner erreicht zu haben, teilen sich der Pfarrer Horasch von Dölsach und der General­vikar von Hohenwart . Im Jahre 1799 hatte schon der Karlinal und Fürstbischof von Gurt, Altgraf Franz Salm Reifferscheid, den Aufstieg nach dem Großglockner unternommen, hatte aber nur die Spize des Kleinglockner erreicht. Unter den berühmten Natur­forschern war Alexander v. Humboldt der Bahnbrecher in der Befteigung der außereuropäischen Hochgebirge. Er bezwang den Chimborasso und den Cotopari im Jahre 1802 und fam zum erstenmal in eine Höhe von mehr als 5800 Meter, die bisher von Menschen noch nicht erreicht worden war. Auf der Ruhmes­tafel der großen Bergeroberer prangt auch der Name einer Frau, nämlich der der englischen Naturforscherin Lilian Sujette Gibbs. Sie hatte mehrere abenteuerliche Reisen nach den unerforschten Gebieten von Borneo , Neuguinea und Australien gemacht und er­hielt im Jahre 1910 für ihre botanischen Forschungen die Hurley­Medaille. Bei ihren Reisen in Britisch- Nord- Bornea eroberte fie zum erstenmal den über 4000 Meter hohen Mount Kinabult.

m. Kallofen: Der Schmuggler

Ein italienisches Erlebnis

Es war damals, als Binzenzo noch in der Mailänder Schuh­fabrit Arbeit hatte. Allmorgendlich fuhr er mit der Bahn zur Arbeitsstätte und lehrte abends in das einfame Dorf zurüd. Er war zur Mittagszeit, mie gewöhnlich, in das Speisehaus der Fabrik­proleten gegangen. Es gab da für menige Centefimi eine Schüssel voll Minestra oder Pasta oder Trippa. Man holte Schüssel und Löffel vom Stoße, ließ sich in der Küche eine Kelle voll Effen geben und setzte sich an die langen rohen Holztische. Wer viel Geld hatte, trant noch ein Biertel dünnen Wein. Schüssel, Löffel und Karaffen holte später der luftige Pepino ein, der in semer fleckigen Schürze durchs Lokal strich, alle kannte und mit allen Freund war: mit den Bettlern, den Dirnen und I mit den Arbeitern.

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Un jenem Tage, als Vinzenzo feine Trippa schlürfte, zwinterte Pepino ihm heimlich zu und verschwand durch die Hintertür nach dem Abtrift. Vinzenzo martete eine Weile, dann folgte er ihm. Pepino mar ein menig aufgeregt: Es ist einer da, dem sind sie auf den Fersen; er muß heute noch verschwinden." Binzenzo lachte - ,, Gut, mann tommst du?" ,, lim sieben, nach Zu Ernstina..." Pepino verschwand. Bepino verschwand. Arbeitsschluß; wohin?" 3u Ernstina..." Binzenzo ging wieder an sein Essen, vergnügt und harmlos, als wenn nichts gemesen märe.

leise: Gemacht.

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und dann

Zehn Minuten nach sieben stand er im fleinen Gemüseladen. Draußen brannten schon die Laternen; Ernstina mar eben dabei, die Körbe poll Aepfel , Zwiebel, und Blumenkohl von der Straße bereinzuräumen; fie schickte ihn nach hinten. Indes sie geschäftig ab imd zu schlürfte, marf sie einen raschen Blick auf das gegenüber. liegende Fenster, mo ein junger Mann gelangweilt herausschaute; er machte eine flüchtige Bewegung; es mar alles in Ordming. Ernstina schloß befriedigt den Laden. Gefunden darauf stand vor Vinzenzo ein sehr junger, sehr blasser Mann. Er lächelte ein wenig verlegen: Genosse..." Binzenzo reichte ihm unbeholfen die Hand: Ja, dann werden wir wohl gehen müssen..." Ernstina brachte marme Milch: hier, Junge, trint; ihr habt einen weiten Weg." Sie wandte sich an Binzenzo: Carlos Frau war gegen Abend hier; die Bahn dürft ihr nicht benutzen, es ist unsicher. Brecht sofort auf, auf der ehe die Streßen leer werden Landstraße tennst du Wege, wo ihr den Tichalns nicht in die Arme läuft?" Binzenzo lachte: Mehr als einen! Bist du fertig, Genosse..." Ernstina ließ sie über den Hausflur hinaus; er war dunkel und leer. Aus dem großen Torgang tauchten sie unauf­fällig ins abendliche Getriebe der Straße. Zwei harmlose Fabrit. arbeiter. Als der Flüchtling am nächsten Tage erwachte, wußte er erft nicht, wo er sich befand. Um ihn war der Geruch von Heu, Kühen und Staub; über seinem Kopfe liefen helle Sparren, die ein dunkles Schieferdach trugen; durch die Mauerlufe fiel ein schräger Sonnen­ftrahl, in dem Stäubchen tanzten; er entsann sich, daß er auf dem Boden eines Bauernhauses Ing, in einent einsamen Weitedorf, un­weit der Grenze Jetzt jah er auch, daß eine Frau vor ihm stand; ihr freundliches Ramzelgesicht hatte im spärlichen Licht die steingraue Farbe der Band. Sie brachte ihm eine Schüssel mit Essen . Dem jungen Manne wurde bewußt, in welch gefährlicher Bage diese Bauern feinetwegen waren. Es tut mir leid...". begann er. Die Frau wehrte ab: Sie sind ein Genosse.. Er begann zu essen. Sie hetradhtete ihm: Wie jung Sie find haben Sie noch eine Mutter?" Ja fie ficat fcher front- ich werde fie

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Bann wird diese schreckliche Zeit ein Ende haben", flüsterte sie. Eher oder später aber wir werden siegen", entgegnete der Flüchtling. Er sprach leise und mühsam; der ungewohnte Beg und die Aufregung des letzten Tages hatten ihn erschöpft. Die Frau fah, wie müde er mar. Schlafen Sie ruhig", sagte fie,., Binzenzo wird Sie rufen..." Er fiel wieder in bleiernen Schlaf und schrat auf, als jemand seinen Arm faßte: Komm, Benoffe, es ist Zeit!" Es war ganz dunkel. Ohne Licht zu machen, stiegen sie über die enge tnarrende Stiege hinab und traten in die fleine Küche, die mur der flackernde Schein des verlöschenden Kaminfeuers erhellte. Das Fenster war verhangen. Auf dem Tische stand eine Schüssel mit dampfendem Essen. 38", sagte Binzenzo. Bist du nicht Ich bin das müde?" fragte der Flüchtling, indes er löffelte. gewöhnt", lächelte Vinzenzo. Seine meißen Zähne blinktet. Sehit du oft hinüber?" fragte der andere. Ja, man muß leben; ein Weinacker und ein Maisfeld geben menig Ertrag. Arbeit in der Fabrik gibt's selten, und nie lange. Der Vater ist frank, die Mutter

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mas mill schwächlich, drei Geschwister besuchen noch die Schule man anfangen?"- ,, Bieniel hier in der Gegend find auf Schmuggel angewiesen?" Binzenzo lachte wieder: 100 Prozent!" Er reichte dem Genossen ein paar meiche Schuhe mit filzgeflochtenen Sohlen: ., Hier zieh sie an Lederschuhe machen zuviel Lärm und gleiten auf den Steinen..." Gie traten aus dem Hause, in eine sehr stille, famtene Nacht. Die Sterne flimmerten fühl und fern; dunkel lastete der Wall der Berge. Auf einem engen Pfade stiegen sie steil auf­märts, amischen Weinädern hin. Auch im Dunkeln erkannte man ihre winzigen Parzellen. Dann tamen Dliven und Kastanienhaine; die früh tnospenden Bäume dufteten herb. Dahinter lag der Strauchwald. Auf sehr sámalen, schattigen Wegen stiegen sie laut. los aufmärts. In der Ferne glommen Lichter. Die Grenzhäuser", flüsterte Binzenzo. Dicht über ihnen lag der Grat; eine Felsmand führte steil empor. ,, Hier müssen mir marten", flüsterte Vinzenzo. Sie schoben sich in ein dichtes Gebüsch: Von dort oben leuchten sie ab; rühre dich nicht; fein Zweig darf sich regen, sie haben scharfe Sie blieben stumm; Binzenzo faute still und Augen und Ohren." gelassen einen Grashalm; bisweilen lächelte er dem Genossen er­mutigend zu, dann blinkten im Dunkel seine Zähne. Plötzlich horchts er auf: Sie kommen!" Sie lagen jezt reglos. Nach einer Weile erst hörte auch der andere Schritte und Stimmen: langjam famen fie näher. Die beiden legen wie tot, nur ihre Sinne waren über­wach. Die Wache war jetzt dicht über ihnen; man unterschied deut­lich das Mirren der Gewehre, das Knirschen der Gurte. Plöglich ein Scheinwerfer tastete langsam von wurde die Schlucht hell jekt lag das Licht über ihnen: sie hielten den Stein zu Stein

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Nach einer Fahrt, oft über tiefe Schluchten mit tojenden Ge birgsbächen hinweg, immer in Serpentinen, gelangt man nach Sarajemo, der Hauptstadt Bosniens . Mehr als 100 Moscheen lassen ihre schlanken Minaretts in die dünne Luft dieser Gebirgs: stadt hochschießen. Gleich am Bahnhof empfängt einen Trachten gemimmel, besonders an Markttagen, wo sich die außerordentlich bunten, mit schweren Goldstickereien verbrämten Nationaltrachten bosnischer Bauern mit den eigenartigen Gewandungen der Moham­medaner und der vielen spanischen Juden mischen. Gegen den Bazar zu wird der orientalische Einschlag immer stärker, und die paar Dugend Straßen sind schon eine Stadt für sich. Neben den Erzeugnissen, die wir schon in Mostar sahen, fallen hier viele funit­gewerbliche Arbeiten, Teppichwebereien, Silberfiligranarbeiten und türkische Konfitüren in allen möglichen Formen und Farben, denen man die Tradition der orientalischen Näschereien ansieht, auf. Im Marktgewimmel stoßen wir auf eine islamische Musikkapelle, die auf langen onalen Handtrommeln und eigenartigen Flöten eine für unsere Ohren fremdartige Mufit macht. Limonadenverkäufer mit abenteuerlich geformten Rüdenaufbauten, aus denen sie durch Neigen des Körpers die verschiedenfarbigen Erfrischungsgetränke in Gläfer hineinjagen, stehen vor peinlich sauberen Fleischerbuden. Die türkischen Häuser dieses Biertels find einfache, einstödige Holzhäuser, die nur mit buntfarbigem Rait angeworfen find, überall aber sieht man die pergitterten Haremsfenster. Die bedeutendste Moschee, zugleich das größte islamitische Boumerf Europas, außerhalb Sonstantinopels; ut hic Bagobo- Dzamija. Man tritt im Schatten hoher Peppein in den Bergarten, in dem Meffapilger und die nicht wiedersehen- Die alte Bäuerin wishte fi ie Augen jür? Du bist Cenoffe.."

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Atem an

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die Gefunden wurden zu Stunden... Oben war Stille: hatte man sie entdeckt? Nein! das Licht glitt weiter, mar verschwand; Schritte und Stimmen entfernten fich, Schon vorüber verflangen... Geschafft", flüsterte Vinzenzo. Der Rest des Weges war ein Kinderspiel; bald lag die Grenze hinter ihnen. Lichter tauchten im Tal auf: auf schmalen Pfaden ging's abwärts. Ein Haus lag vor ihnen; Vinzenzo pochte: lang­furg- lang. Geräusche wurden brinnen wach, schlürfende Schritte. Die Tür öffnete fich ein wenig, flog dann auf. Ein großer Mann Stand auf der Schwelle: Du bist's, Binzenzo... Heute?" ein Benoffe...

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Ja,

Der Flüchtling reicht Binzenzo die Hand: Ich danke dir."-