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Es lebe die Dummheit Angriff durch Wiſſenſchaff.

Die Vernunft hindert am Dichten

Bon Zeit zu Zeit vermisse ich an einer der offiziellen Stellen, die für die deutsche Literatur zuständig sind: Literaturgeschichte, Akademie der Dichtkunst und Buchhändler- Börsenblatt,

die direkte unverblümte Forderung nach der Dummheit des deutschen Dichters,

noin

um vernünftige Dinge zu befümmern, daß er eigentlich verdußt seiner Karriere ein Ende machen müßte, sobald er selbst bemerkt, daß er einen gescheiten Einfall gehabt hat. Verraten darf er ihn auf keinen Fall! Literarisch ihn zu verwerten, bedeutete Selbstmord. Flugs würde er von den deutschen Lesern zu einem falten" Autor ernannt werden. Denn die Intelligenz eines Autors heißt im als einer zu Dichtzwecken unumgänglich notwendigen Eigenschaft. Dialekt der üblichen Buchreferenten Kälte". Und wer einmal Bom Publikum Deutschlands ist diese Forderung schon oft erhoben falt" genannt worden ist, der kann sicher sein, daß er nie mehr erhoben, falt" worden. Jedenfalls glaube ich ohne Uebertreibung sagen zu fönnen, einen Leser ,, hinreißen" wird. daß man in Deutschland , wenn schon nicht die Dummheit für eine Aus diesen Gründen ist bei uns jene Gattung Literatur so Hauptbedingung des Dichtens hält, so doch die Vernunft für ein beliebt, die ich großes Hindernis eines Dichters. Die unausrottbare Neigung, den Begriff des ,, Dichters" mit der Vorstellung von dessen holdem Wahn automatisch zu verbinden, war selbst während der letzten Monate, in denen die Neue Sachlichkeit" schon einen neuen tatkräftigen Dichtertyp zu erzeugen drohte, so start, daß an ihr, jener Neigung nämlich, die Neue Sachlichkeit überhaupt gescheitert sein dürfte.

Nein, es ist nicht zu machen! Noch niemals las ich in einem der vielen Buchreferate ein Lob der Intelligenz eines Autors, noch niemals hörte ich in einer Gesellschaft, die über Bücher sprach, einen Deutschen sagen, er freue sich über die Klugheit des von ihm ge­lobten Autors. Nun glaube ich ja allerdings, ja, ich weiß es faft beſtimmt, daß nur sehr wenige Schriftsteller intelligent sind. Aber den Anforderungen der Leser oder gar der Buchkritiker hätten sie doch schon genügen fönnen! Keineswegs! Der Buchreferent scheint in den Büchern gar nicht nach der Intelligenz zu suchen. Sie ist fein Kriterium. Und der Leser scheint sie zu fürchten.

Er neigt zu der Anschauung, daß ein fluges fleines Buch nicht ,, dichterisch genug fein.

Er zählt Romane, so wie man es ihm gelehrt hat, zu den ,, Werfen der Dichtkunst" und ist infolgedessen bitter enttäuscht, wenn er für einen flugen Romancier sechs Mart fünfzig bezahlt hat. Wenn er Bernunft haben will, verlangt er Spengler oder Keyserling , die man ohnehin in den besseren Häusern des untergehenden Westens zu Weihnachten geschenkt bekommt.

In Romanen, Gedichten, Dramen und Novellen soll es einen Schwung" geben, wenn schon nicht ,, Spannung" vorhanden ist, Höhe punkte, dramatische Szenen, tiefgefühlte Naturschilderungen und den bekannten Bilderreichtum. Bon Zeit zu Zeit gestattet man einem französischen Romancier ein bißchen Intelligenz, mit Rücksicht auf feine degenerative, saftlose und nüchterne Raffe und vielleicht auch mit Rücksicht auf die Tatsache, daß ein Romancier in Frankreich schon sowieso nur zu den Schriftstellern" zählt und nicht wie bei uns zu den Dichtern".

Bei uns muß man ein Dichter sein. Dieses Wort wedt un­mittelbar die Affoziation: weltfremd, die zwar nicht ausgesprochen und zugegeben wird, aber wie ein ferner Glockenklang vernommen. Das genügt. Schriftsteller, die in Gesellschaft etwas Gescheites, ich meine: praktisch Gescheites fagen, fönnen sicher sein, daß kein An­wesender ihre Bücher taufen wird. Ein Schriftsteller, der es etwa wagen würde, einen flugen Zeitungsartikel über Außenpolitik zu schreiben, müßte sich hüten, in den nächsten zehn Jahren zum Beispiel eine Novelle zu publizieren.

Wie tann einer schaffen", wenn er denti? Wie fann einer ,, dichten", wenn er überlegt?

Mit höheren Mächten, wie Apollo, Muse, Pegasus vertraglich ver­bunden, hat ein echter Dichter überhaupt so wenig Gelegenheit, fich

Theater, Lichtspiele usw.

Staats- Theater

und

Winter Garten*

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8.15 Uhr-

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Rauchen erlaubt Carlos und Chita u. Co. und weitere in Berlin noch nicht gezeigte Stars.

Städtische Oper Theater d. Westens

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werden entgegengenommen: a) für die Staatsopern und das Staatl. Schauspiel­haus vom Abonnements­büro, Berlin W56, Ober­wallstr. 22 von 9-2 Uhr. Fernspr. Merkur 9024, b) für das Staatl. Schiller­theater vom Abonne­mentsbüro, Berlin - Char­

tottenburg, Grolman­straße 70 von 9-2 Uhr. Fernspr. Steinpl. 6715. c) für die Städtische Oper vom dortigen Abonne­mentsbüro, wochentags von 10-2 u. v. 6-8 Uhr.

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die barbarische Belletristik

"

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Bon be=

Das Auguftheft der Gesellschaft" enthält Beiträge, die politisch, wissenschaftlich und geistig den Angriffsgeist und den Willen zum geistigen Entschiedensein der Sozialdemokratie bezeichnen. Rudolf Breitscheid bezeichnet in seiner Analyse der Regierung Brüning die Bedeutung des künftigen Wahlkampfes. Remmele behandelt das brennendste Problem jeder fünftigen Regierung, nämlich die Reichsreform auf Grund der letzten Gutachten der Länder­fonferenz. Vandervelde wirbt in einem ergreifenden Vortrag um die junge bürgerliche Intelligenz, denen er den Sinn und das Ziel des Sozialismus in der zeitgemäßesten Formulierung vorträgt. Besonders bedeutsam ist Schifrins Aufsatz über den Kampf un die Gewinnung der tommunistischen Arbeiter. fonderer Bedeutung für das Funktionieren der Grundrechte und die Erkenntnis der wahren Machtverhältnisse ist Kirchheimers Aufsatz über die Eigentumsgarantie in der Rechtsprechung, wo die liberale Auffassung des Eigentumsbegriffs namentlich beim Reichsgericht ein Bollwerk gegen den Sozialismus bedeutet. Wie sehr die junge sozialistische Intelligenz die alten Kampfestraditionen sozialistischer geistiger Arbeit wieder aufnimmt und hart mit den Gegner ringt, zeigen die Arbeit von Falt und Kehr. Falls Ause einandersetzung mit Sombarts neuem Buch über die drei National­öfonomien ist ein glänzender Angriff auf die im tiefsten unfruchy­bare, meil unpolitische Haltung Sombarts. Kehr entlarvt in seinem Aufsatz Der neue Plutarch " Emil Ludwig und seinesgleichen nicht als Bertreter einer fortschreitenden und neuen Welt, sondern als Detompofitionserscheinungen und Berjaulungssymptome der bürger­lichen Gesellschaft.

nennen möchte. Bei uns ist es schon ein Vorzug, nicht schreiben zu fönnen. Benn einer stottert, so sagt man: er schreibe ,, unvermittelt und ungefünftelt". Wir lieben die frischen Jungens( die blauen unter den frischen werden bevorzugt), die so rasch von der Realität herkommen, wie die Semmeln vom Bäcker und richtig was ,, erlebt" haben. Daß ein Dichter vor allem schreiben muß; daß das Schreiben die primäre Ausdrucksmöglichkeit des Gedichteten" über­haupt ist; daß das Schreibenkönnen aber erst die Frucht einer langen, langen geistigen Disziplin ist, der akustische Ausdruck der Bernunft also; daß diese selbst eine wirkliche Gnade" ist und eine größere als die ahnungslose unmittelbarteit: bas alles versuche man erst einmal einem Leser flarzumachen. Er liebt alles, was frisch von Leber und Scholle weg hingeschrieben wurde, unter Umständen auch was vom Bugspriet" tommt und ebenso nach Salzluft" riecht, wie ein Dorfroman nach ,, Acker". Wenn ich ein Antisemit wäre wozu ich aber gar keine Ver­anlaffung habe so würde ich diese hysterische Naivitätshascherei des deutschen Lesers aus der Tatsache zu erklären suchen, daß er größtenteils ein jüdischer ist. Das heißt: ich würde den hochmütigen Aberglauben der Juden: intelligent und schwarzhaarig seien sie selbst und von Dichtern hätte man etwas Blond- Ahnungsloses zu erführung gelangen. Die von Cyrus Brooks übersetzte Romanfaſſung warten, mit dem sich absolut keine Vernunfttransaktion machen läßt: ich würde diesen Aberglauben verantwortlich machen für die großen Auflagen der barbarischen Bücher, in denen die Plumpheit als Frische" gilt, die Torheit also eine Gnade", deutsche Sprachfehler als Beweise für arische Abstammung und Ungebildetheit als Ur­kraft". Aber ich bin fein Antisemit.

"

-CO

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Nachschrift: Den obigen Aufsatz habe ich natürlich pro domo geschrieben. Man wird vielleicht schon mit einigem Unwillen bemerkt haben, daß ich selbst vernünftig bin. Joseph Roth .

Ferdinand Brudner? Theodor Zagger! Das Mysterium um Ferdinand Brudner, das an sich schon lange feins mehr war, ist nunmehr endgültig gelöst. Ferdinand Brudner bekam Differenzen mit seinem bisherigen Verlag, dem S. Fischer Verlag, Berlin , und begab sich auf die Suche nach einem neuen Berleger. Einem bekannten Berliner Bühnenvertrieb ge­genüber lüftete er sein Pseudonym und entpuppte fich als fein anderer als Theodor Tagger . Der Grund, weshalb fich Tagger hinter das Pfeudonym Bruckner versteckte, dürfte neben der Er­wägung, daß frühere Werte Taggers durchgefallen waren und neuen Berten daher ein gewisses Odium anhaftete, darin zu suchen sein, daß Theodor Tagger aus seiner früheren Tätigkeit als Leiter eines Berliner Theaters eine Menge Schulden hatte. Die Ein­fünfte aus seinen neuen Werfen wollte er durch das Borschützen eines Pseudonyms dem Zugriff seiner Gläubiger entziehen.

Renaissance­Theater

Komische Oper Theater i. d. Behrenstr. 53-54

812 Uhr

8% Uhr

Steinplatz 6780. Paul Heidemann ist das nicht nett von Colette ?

Heute und allabendlich

9 Uhr Die

Wunder- Bar

Revuestück

in:

Die Frau ohne Kuss Kollo - Operette mit Grit Haid .

Die tolle Lola

Hans Rose

4

Herb

dirird

Loni Pyrmont

Täglich 8.15 Uhr

im

66

Rose- Theater

( Gartenbühne)

Musik: Hugo Hirsch , Regie: Edgar Kanisch, Tänze: Bruno Arno , Orchester: Max Schmidt, Neue Ausstattungen: Walter Fischer.

Im Innentheater täglich 815 Uhr ( aber nur noch bis 10. August): ,, Flachsmann als Erzieher".

Ab Montag, den 11. August

Heimliche Brautfahrt

mit W. Rose und Gert. Kanitz.

8 Uhr CASINO- THEATER 84 Uhr

Lothringer Straße 37. Wiedereröffnung Freitag, 15. August 30 jähriges Bestehen unter der Direktion Hans Berg Der Possen- Schlager Der selige Hollschinsky.

Deutsche Bühnenwerfe im Ausland.

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Fred Angermeyers Komödie um Rosa" wird in der Be­arbeitung von Denis Amiel im Studio des Champs- Elysées zur Pariser Aufführung gelangen. Leonhard Frants Schauspiel ,, Karl und Anna" ist in englischer Bearbeitung erschienen und wird vor­aussichtlich im Londoner Arts Theatre in diesem Winter zur Auf­

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von ,, Karl und Anna", die soeben im englischen Buchhandel er­schienen ist, hat in der englischen Kritik sehr geteilte Aufnahme ge­funden. Die Premiere von Hasenclevers Napoleon greift ein", die die Shubert- Company für New York erworben hat, ist auf die zweite Hälfte Oktober festgesetzt.

Melodien- Museum für den Tonfilm.

In dem Ateliers der First National in Hollywood - Burbant ist ein Museum eingerichtet worden, das archivmäßig alle bedeutenden Melodien und musikalischen Motive sammelt, die im Tonfilm ver= mandt werden können und zum Teil auch schon benutzt worden sind. Das Museum zählt heute bereits über 20 000 Manuskripte. Dem Museum ist ein Prüfungsraum angegliedert, in dem zahlreiche Komponisten und Musikbearbeiter ihre Büros haben. Improvisierte Melodien der Mitarbeiter werden mit Hilfe des eingeschalteten Mikrophons zum Hauptaufnahmeraum nicht nur auf ihre Brauch barfeit für den Tonfilm geprüft, sondern auch auf Originalität an der Hand des Archivmaterials.

Wetter für Berlin : Fortschreitende Beruhigung, am Tage etmas wärmer... Für Deutschland : Allgemeine Bewöltungs abnahme, nirgends erhebliche Niederschläge.

Verantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Vorwärts Verlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch bruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co., Berlin EW 68, Lindenstraße 3. Hierzu 1 Beilage.

Reichshallen- Theater Allabendlich 8 Uhr

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Tageskasse 11-2, Abendkasse ah 6 Uhr Telephon Zentrum 112 63.

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Lessing- Theater N

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Freitag 8 Uhr Restaurant Wiederaufnahme für

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Deutsches Theater 8%

02 Weidendamm 5201

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Reg: Max Reinhardi

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Die Komödie

11 Bismck.2414/ 7516 8½½ Uhr

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