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Heimwehrkriſe in Tirol.

Steidle zu gemäßigt".

Wien , 7. Auguft.( Eigenbericht.)

In der Tiroler Heimwehr ist es in den letzten Tagen zu einer offenen Meuterei gegen Dr. Steidle gekommen. Nach der letzten Führertagung in Innsbruck ist der Widerstand gegen Steidle wegen des angeblich gemäßigten Kurses immer hef­tiger geworden.

Es ist schon lange die Rede davon, daß Steidle als Landes­führer der Tiroler Heimmehr abgesetzt werden soll. Steidle per­stand es, trotzdem in einer Sitzung seine Neuwahl als Landesleiter durchzusehen. Als der Wortführer der Opposition, der Kommandant des Innsbrucker Jägerregiments", von dieser Ueberrumpelung er. fuhr, tam es zu einem heftigen 3usammenstoß, der damit endete, daß Steidle den Führer der Opposition wegen grober Diszi­plinlosigkeit von seinem Kommando enthob. Da sich aber alle Ba­taillons- und die meisten Kompagnieführer mit dem Führer der Opposition solidarisch erklärten, kam es zu einer offenen Re­bellion des Jägerregiments. Die Führer traten zurüd. Steidle beantwortete diese Meuterei damit, daß er das ganze Jägerregiment, die einstige Elitetruppe der Tiroler Heimwehr, auflöst e.

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Es kommt hinzu, daß in der Heimwehr auch Meinungsver­schiedenheiten und Gegensätze wegen der Haltung in der Frage der Ausweisung des Majors Pabst bestehen. Viele Heim­wehrführer sind froh, den Preußen" losgeworden zu sein, andere wiederum wollen unbedingt seine Rückkehr durchsetzen. Wie es heißt, hat sich Pabst selbst über die Lauheit und Hinterhältigkeit beflagt, mit der die Heimwehrführer seine Sache behandeln. In­folge dieser Gegensätze und der Gefahr der Erschütterung seiner Position sieht sich Steidle wieder einmal genötigt, nach außen hin den wilden Mann zu spielen. So hat er erklärt, daß es fein Zusammenarbeiten zwischen Heimwehr und Regierung gebe, solange Pabst nicht zurückgekehrt sei. Das Blatt der Tiroler Heimwehr, der christlich- soziale Tiroler Anzeiger", veröffentlicht gleichzeitig einen sehr scharfen Angriff gegen die Regierung Schober, in dem es heißt, daß eine Regierungsfrise nahe bevorstehe.

Am Donnerstag hat Bundeskanzler Schober mit zwei Dele­gierten der Heimwehr über verschiedene politische Fragen ver. handelt.

Glimmt Schober der Rückkehr von Pabst zu? Wien , 7, August.( TU)

Die Besprechung zwischen Bundeskanzler Dr. Schober und den beiden bevollmächtiglen Bundesführern der Heimwehr am Donners. tag hat eine wesentliche Annäherung ergeben. 21s wichtig. ftes Ergebnis ist festzustellen, daß die Aufhebung der Aus­weifung des Majors Pabst in allernächster 3eit erfolgen und daß Pabst ohne örtliche Beschränkung feines Aufenthaltes nach Defterreich zurücklehren wird. Aus dieser Entscheidung geht deutlich hervor, daß an der Behauptung einer schuldhaften Handlung des Majors Pabst nicht länger feffgehalten werden kann.(?) Die aus­führliche Aussprache bezog sich auf das weitere politische Zusammen arbeiten zwischen der Heimwehr einerseits und der Regierung und der bürgerlichen Mehrheit andererseits. Auch die Frage der Haltung der Heimwehr in den Wahlen und die Wahlreform wurde mit dem Bundeskanzler besprochen.

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Bie wir in später Nachtstunde durch Rüdfrage in Bien feft. ftellen, ist dort von einer Aufhebung der Ausweisung offiziell nights betannt.

Richtig dürfte sein, daß Pabst eine kurzfristige Aufent haltserlaubnis erhalten dürfte, zur Regelung feiner Privatangelegen heiten. Dies hatte die Regierung bereits vor Wochen in Aussicht gestellt. Daß darüber hinaus Schober einer Aufhebung des Ausweisungsbefehls zustimmen dürfte, wird als sehr unwahr. scheinlich bezeichnet.

Das anstößige Befreiungsdenfmal.

Ein nacktes Weib.

Auf dem Schillerplay in Mainz erhebt sich das Befreiungs­denkmal, das bei den Rheinlandfeiern in Mainz vom Reichs­präsidenten Hindenburg eingeweiht wurde. Das Denkmal stellt ein erwachendes Weib dar, das das Erwachen des deutschen Volkes zu neuem Leben verförpern foll.

Jetzt hat die fatholische Geistlichkeit von Mainz gegen die Auf­stellung dieses Dentmals von ihren Kanzeln einen geharnischten Protest losgelassen, in dem es heißt:

,, Reine fittsame christliche Frau wird sich in einer solchen Entblößung zeigen, aber man hält es für unbedentlich. an einem perfehrsreichen Plage eine nadte Frauengestalt in Stein aufzustellen, die der Jugend und sicher auch einen Teil der Erwachsenen Veranlassung zu ungeziemen= den, anstößigen, das religiös- fittliche Empfinden verlegenden Gedanken und Bemerkungen geben wird."

Zum Schluß wird der Oberbürgermeister aufgefordert, das öffentliche Mergernis zu beseitigen.

Es muß um die Moral der von der Mainzer Geistlichkeit Behüteten sehr schlecht stehen, wenn ein Denkmal, das ein nadtes Weib darstellt, die Jugend und einen Teil der Erwachsenen zu anstößigen Gedanken und Bemertungen veranlaßt. Jeder gefittete Mensch pflegt sich an der fünstlerischen Darstellung eines schönen menschlichen Körpers ohne jeden schmuzigen Hinter gedanken zu erfreuen.

Das Vorgehen der katholischen Geistlichkeit in Mainz zeigt jeden­falls, au melchen Auswüchsen eine hemmungslose Sittlichkeits­fnüffelei führt. Schließlich wird noch baran Anstoß genommen, daß die kleinen Kinder nackt geboren werden!

Ein Dementi des Weißen Hauses . Reine Anerkennung der UGGR. durch USA . Washington , 7. Auguft.( Eigenbericht.)

Erkenntnis eines Kochs.

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Koch: Weser : Ach, viele Köche verderben den Brei!"

Die Vorfälle in Tanga.

Reichsmarine und Außenpolitik.

Condon, 7. Auguft.( Eigenbericht.) Die von den Matrofen des deutschen Kreuzers ,, Karlsruhe " bei seinem Besuche in Tanga im ehemaligen Deutschoftafrika ver­anlaßte Demonstration mit dortigen Siedlern deutscher Natio. nalität, über die die ,, Daily Mail" eine Meldung brachte, der gegen­über zunächst eine gewisse Reserve angebracht war, scheint tat­fächlich stattgefunden zu haben.

Wenn die geschilderten Einzelheiten zutreffen, so hat die Be fatzung des deutschen Kreuzers im Anschluß an ein ihr vom deutschen Konsul gegebenes Essen einen Umzug mit Mufit veranstalter. an dem die Landwirte deutscher Nationalität fich beteiligten. Außer dem sollen die deutschen Matrosen mit den Eingeborenen fraternisiert haben. Die englischen Einwohner haben an diesem Vorgang Anstoß genommen und ihren Protest beim eng lischen Auswärtigen Amt zum Ausdrud gebracht.

Die fostspieligen Kreuzerfahrten deutscher Kriegsschiffe werden steis damit begründet, daß die Marine die Aufgabe habe, für Deutschland im Ausland zu merben. Dabei per­geht fajt feine solche Werbefahrt ohne einen mehr oder minder peinlichen Zwischenfall. Wir erinnern nur an den Konflikt zwischen der Besatzung des Kreuzers Berlin " und den Prohibitionsagenten an der falifornischen Küste.

Bei einem Abstecher in eine frühere deutsche Kolonie wäre ein Höchstmaß an Iatt angebracht gewesen. Anschei­nend hat man aber in der gehobenen Stimmung nach dem Festessen und ermuntert durch nationalistische Farmer das Gebot der Zurüdhaltung ganz außer acht gelaffen. Wir kennen den Einwand der nationalen" Presse: Das

ehemalige Deutschostafrika ist teine britische Kolonie, sondern nur ein England anvertrautes Mandai des Bölkerbundes. Und gerade angesichts der britischen Bestrebungen auf Um wandlung dieses Mandats in eine regelrechte Kolonie sei das Auftreten der deutschen Besatzung eine sehr nüzliche Demonstration.

Wir sind genau umgekehrter Ansicht. Wenn man Zwischenfälle und Mißstimmung propozieren mill, dann allerdings mag man sich über das forsche" Auftreten der deutschen Besagung freuen. Dann muß freilich der ganze Kurs der Außenpolitit, so wie es Herr Hugenberg verlangt, geändert werden. Stresemann ist tot, der Geist des See fadetten" Treviranus regiert die Stunde, selbst die Bolts­partei lehnt es ab, fich gegen eine spätere Koalition mit der Karlsruhe " durchaus zu begrüßen. Nur so weiter! Hitler festzulegen. In diesem Sinne ist die Demonstration Damit werden wir freilich sehr me if tommen: in spätestens einem Jahre find wir wieder in der Welt völlig isoliert, mit Ausnahme vielleicht der italienischen Freundschaft, auf deren sprichwörtliche Treue man fich bekanntlich verlassen fann... Bei der Leftüre der Berichte über die Vorfälle in Tanga werden wohl die Herzen der Kolonialfanatiker höher ge­schlagen haben. Vielleicht bilden fich die Leutchen sogar ein, daß Deutschland auf diese Art schneller zu einem Kolonial­mandat kommen wird. Besonders England wird sich jetzt beeilen, uns ein Mandat abzutreten.

Im Ernst: Wird das Auswärtige Amt den Mut auf­bringen, Herrn Groener sehr energisch flarzumachen, daß die deutsche Wehrmacht nicht dazu da ist, die außenpolitische Lage des Reiches durch findische Demonstrationen zu schädigen?

Carol will Diftator werden.

Aber erst nach der Krönung.

London , 7. Auguft.( Eigenbericht.)

Der Korrespondent des Daily Herald" berichtet aus Bukarest , daß König Carol von Rumänien dem Beispiel feines Schwagers, Alexander von Jugoslawien, folgen und sich zum Diktator machen wolle. Niemand erwartet, daß die gegenwär­fige Regierung trotz ihrer großen Mehrheit im Parlament fich lange werde hallen können. Die Dementis des Premierminifters maniu fänden feinen Glauben. Man rechnet jedoch damit, daß Carol feine rönung im Dezember abwarten werde, ehe er den geplanten Staatsstreich ausführt.

Bevorstehende Zusammenfunft Carols mit Alexander?

Bukarest , 7. Auguft. Wie die Zeitung Zupta" erfährt, wird König Alerander von Südfiamien Ende Auguft König Carol in Sinaia einen Besuch abstatten. Königin Maria von Südilawien wird mit der Königin Witwe Maria und der Brinzessin Ileana, mit denen fie gegenwärtig in Bayern weilt, einige Tage vorher in Sinaia ein­treffen.

Pläne für Zollunion Rumänien - Jugoslawien . Einstweilen sind ernsthafte Berhandlungen zwischen den Regierungen von Belgrad und Bukarest angebahnt werden, um eine 3oflunion zwischen Rumänien und Jugo­

Die in Europa verbreiteten Melbungen über bevorstehende Ber­handlungen zwischen Amerifa und der Sowjetunion über die Anflamien zu errichten. erkennung der Moskauer Regierung werden vom Staatsdepartement dementiert. Die amerikanische Regierung beharre auf ihrem ablehnenden Standpunkt gegenüber Sowjetrußland.

Friedrich- Ebert- Bad in Brandenburg a. d. H. Wie der Amtliche Breußische Pressedienst mitteilt, findet anläßlich der öffentlichen Berfassungsfeier der Stadt Brandenburg a. d. H. am 11. August um 17 Uhr die Einweihung des Friedrich Cbert

Bades statt.

Standrecht über Hankau .

Fünf Dinrichtungen.

Condon, 7. Auguft.( Eigenbericht.)

In Hantau wurden die englischen und französischen Kon­3cffionen mit Rücksicht auf die Gefahr von Angriffen der fo= genannten kommunisten und anderer Aufrührer mit Stachel drahtverhauen umgeben. Das Standrecht wird in der

Stadt mit noch größerer Schärfe als bisher durchgeführt. Fünf Bersonen, darunter zwei Mädchen, wurden unter der An­flage, Anstiftung zu einem Gefängnisaufruhr versucht zu haben. enthauptet. Die chinesischen Behörden der Stadt haben den tonfuls mitgeteilt, daß die Stadt sicher sei.

Flugzeuggeschwader gegen Afridis.

Operationen an Indiens Nordwestgrenze.

w Condon, 7. Auguft.( Eigenbericht.) Dem Borstoß der Afridis an der indischen Nordwest­grenze wurden 6 Flugzeuggeschwader von insgesamt 54 Flugzeugen entgegengeschidt. Die Flugzeuge waren gestern in Tätigkeit, aber ihre Operationen waren heute durch schlechtes Wetter behindert. Den angeblich 5000 Mann zählenden aufrührerischen Afridis wurde außerdem Militär entgegengeschickt.

Der fürzlich verhaftete vierte Nachfolger Gandhis als Führer der Unabhängiglettsbewegung, Ballabhai Patel, wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Die Strafella: Bahn. Enderes hinausgefeht.

Sektionschef Ingenieur Enderes, früher Interstaatssekretär im österreichischen Eisenbahnministerium, ist aus der Verwaltungs­tommission der Bundesbahnen ausgeschieden worden, weil er gegen eine Politisierung der Bundesbahnen ist. Die Politisierung liegt in der Ernennung des Heimwehrkandidaten Dr. Strafella zum Mit­glied der Verwaltung. Auch das Verbleiben des jezigen Präsidenten ter Bundesbahnen, Dr. Bauhans, gilt als fraglich.

Der britische Oberkommissar in Balästina begnadigte den einzigen Juben, der wegen der vorjährigen Unruhen zum Tode verurteilt worden war, zu zehn Jahren Gefängnis.