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Treviranus redet Schwerter!

Unverantwortliches Gerede eines Verantwortlichen.

Bei einer Feier, die der Befreiung des Rheinlandes und der Erinnerung an die Volksabstimmung im Osten im Jahre 1920 galt, hielt gestern im Reichstag der Minister Trevi­ ranus eine Rede, in der er u. a. sagte:

Nun fordert der Osten Einheit und Einsatz des ganzen deutschen Volkes, Willen, Zukunftshoffnung.

Wir gedenken in der Schwere und Tiefe unserer Seele des zer­schnittenen Weichsellandes, der ungeheilten Wunde in der Oftflante, diesem verkümmerten Lungenflügel des Reiches. Wir denken daran, unter welch schnödem Druck Wilson zur unnatürlichen Abschnürung Ostpreußens gepreßt, zu welchem Zwitterzustand das deutsche Danzig verurteilt wurde. Die Zukunft des polnischen Nachbars, der seine staatliche Macht nicht zum geringsten Teil deutschen Blut­opfern verdankt, tann nur gesichert sein, wenn Deutschland

Die Feiern am Sonntag

Große Beteiligung aus allen Volksschichten

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Tag des Boltes", so nannten wir im vorigen Jahre den im großen Garten Play, wo sie ein Gartentonzert unterhielt. In Um 20 Uhr sprach Ehrentag der Republit, Tag des Volkes ist er im wahrsten Sinne den Sälen wurde zum Tanz aufgespielt. des Wortes geworden. Das fühlten alle, die geffern an den großen Landtagspräsident Bartels, der, stürmisch begrüßt, die Republi­Boltsfeiern des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold taner an ihre Pflicht erinnerte, den Verfassungstag als Auftakt für teilnahmen, die in allen Stadtteilen Berlins stattfanden. Der Zu- die Wahlen zu betrachten. Deutschland müsse nach dem 14. September lauf, nein, man muß fagen, der Andrang und vor allem der Geist, eine starte republikanische Regierung haben. Der Jungbannerspiel­der die Feiern beherrschte, zeigte, daß die Berliner Bevölkerung in trupp brachte dann das Stück von Sheriff ,, Die andere Seite" zur Aufführung. Kamerad Löwi leitete die Aufführung mit einer ihrer überwiegenden Mehrheit freu zur Republik steht. Mahnung ein, nie die Greuel des Krieges zu vergessen. Die Jung kameraden gaben ihr bestes Können her. Besonders wirkungsvoll wurden der Offizier Osborn und der Kompagnieführer Stanhope dargestellt.

und Bolen nicht durch ungerechte Grenzziehung in ewiger Unruhe Berlins vorgetragen, Borführungen der Sportler, schmetternde Deutsche Ströme im Stadion.

gehalten werden.

Ostdeutschlands Blutstockung bleibt eine europäische Sorge und Heimattreu!

Gefahr.

Gibt es ein edlemes, ruhmvolleres Rennwort! unsre inneren Augen schweifen über die deutschen Gaue, in der Seligkeit wiedererworbenen Eigentums, aber auch im Schmerz um

Die Gruppe der gefesselten Rheinstädte mit Trauerflor; sie werfen dann ihre Kelten ab, als der Rhein einströmt. die heute noch verlorenen, einst wiederzugewinnenden deutschen Lande, die eine Fälschung des Willens deutscher Volks­genossen und rechtswidrige Grenzziehung unter fremde Staatshoheit stellte. Allen Gewalten nimmer sich beugen(?), Rufet die Arme der Götter herbei!"

Die Grenzen des Unrechts halten nicht stand gegen Boltsrecht und nationalen Lebenswillen.

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Wir wissen mit Hermann Stegemann : Generationen gehen durch helle Tage, Generationen wandeln durch Dämmerung und Nacht." Aber feine Generation weiß, ob sie die letzte ihres Volkes ist.(!?) Schon im Glauben an die Beharrung, im Willen zur Tat liegt die Zukunft beschlossen! Weg mit dem Gerede von der Kata­strophe, her mit dem Mut, alle Nöte zu bannen!

Wir spüren aus dem Zauber des Rheins, aus der Herbheit unjeres Ostens gewachsen, Kräfte, die uns zu hoffen heißen:

Der Tag wird kommen, wo der Kampf für das Recht Deutschland und Europa befreit hat.

Herr Treviranus , noch immer Minister der besezt gewesenen Gebiete, gegen deren Befreiung er gestimmt hat, fennt seinen Goethe schlecht, seinen Wilhelm II. und Mussolini desto besser. An diesen großen Vorbildern hat er seine Bered­samkeit geschult. Es ist kaum möglich, ein so ernstes Problem wie das der deutsch - polnischen Beziehungen phrasenhafter, unpolitischer und unernster zu behandeln, als Herr Trevi­ ranus es getan hat.

Sollten in den nächsten Tagen Anfragen auswärtiger Regierungen tommen, was die Rede des Reichsministers Treviranus zu bedeuten hat, so wird die Regierung Brü ning darauf antworten müssen, daß diese Rede garnichts bedeutet. Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen sind durch die bestehenden Verträge geregelt, ins­besondere auch durch Völkerbundsatte, Locarno Vertrag und Kellogg Patt. Danach fann weder die deutsche noch die polnische Regierung, ohne vertragsbrüchig zu werden, eine Grenzänderung auf anderem als auf fried lichem Wege erstreben.

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Wenn aber die Dinge so liegen, so wird jedermann, der über eine gewisse politische Reife verfügt, bei Besprechung dieser Dinge seine Worte entsprechend zu wählen wissen.

Ueberall das gleiche Bild: Fröhlichkeit und Ernst gemischt, Tanz, Fackelzug, Feuerwerk und viel Spaß und Belustigung für die Kinder, heitere und ernste Rezitationen, von den ersten Künstlern Musik der Reichsbannerkapellen, stürmische Begrüßung lieber Gäste aus Desterreich, mitten hineingestellt die Rede eines Volksmannes, der auf die tiefere Bedeutung des Tages hinweist, und alles getaucht in ein Meer von Schwarzrotgold! So feierte am gestrigen Sonn­tag das Volt, Arbeiter, Angestellte und Beamte, das große Fest der Republik .

Die stärkste Anziehungskraft übte wohl die Feier aus, die von den Ortsvereinen Charlottenburg , Schöneberg , Wilmersdorf und Zehlendorf im Neuen Funkturmgarten am Kaiser­damm veranstaltet wurde. Die weiten Räume, der prächtige Garten waren überfüllt. Es war buchstäblich für den, der nicht rechtzeitig zur Stelle mar, fein Sigplatz zu bekommen. Alfred Beierle und Friedel Hall hatten die Rezitationen übernommen. Neben den vereinigten Tambourforps des Reichsbanners Kreis Westen konzertierte, besonders herzlich begrüßt, das Orchester des Re­publikanischen Schutzbundes Deutschösterreich, Wiener- Neustadt . Die Festrede hielt Bolizeipräfident Karl 3örgiebel Wir alle, mo­hin wir auch gestellt sein mögen, sind berufen, den Staat, die Demo­fratie, die Republik gegen alle Angriffe zu schützen." Ein imposantes Feuerwert, ein begeisternder Zapfenstreich und eine wundervolle bengalische Beleuchtung waren der Abschluß dieses wahren Volks festes.

Eine weitere große Feier veranstaltete der Ortsverein Tier­garten des Reichsbanners im Ulap. Tausende von Gästen fanden

Feudale Gesichter

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nichts für uns!

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Berfaffungstag Diese Verfassung trägt nicht das Geficht unserer Klaffe!"

liche Reformbewegung wird unaufhaltsam weitergehen; durch fie wird erst der wahre Friede, der Friede der Verständis gung erst geschaffen werden, der in Versailles nicht geschaffen wurde, und den in Europa durchzusehen die Arbeiterparteien die stärksten politischen Kräfte find. Poincaré sollte die Toten ruhen lassen; das was sie wahrhaft wünschen würden, ist nicht die Erhaltung einer Suprematie in Europa , sondern die Sicherheit vor einem neuen Krieg durch die Organisation eines friedlichen Europa gleichberechtigter Bölfer.

Durch rednerisches Klingklang- Gloria wird nicht ein Quadrat Braun gegen Achtundvierziger.

Eine Rede vor der offpreußischen Sozialdemokratie. Königsberg i. pr., 11. August.( Eigenbericht.)

zentimeter Land zurückgewonnen, wohl aber können dadurch ganz überflüssige Mißverständnisse und Beunruhigungen her­vorgerufen werden, die für die Außenpolitik des Reiches schädlich sind. Es ist in erster Linie Sache des Reichskanzlers Brüning und des Reichsaußenministers Curtius zu über legen, ob die politische und wirtschaftliche Situation Deutsch lands so beschaffen ist, daß man sich sinnlose Katastrophen­reden gestatten kann. Diese beiden Herren, die auch von ihren Gegnern als ernst zu nehmende Politiker betrachtet werden, seien nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß sie für den Redebetrieb des Herrn Treviranus die Ber= schen Landarbeiterverbandes, Königsberg, Werner Luft, Redakteur, antwortung tragen.

Am Sonntag nahmen die o st preußischen Sozialdemokraten auf einem außerordentlichen Bezirksparteitag die Aufstellung der Kandidatenliste zur Reichstagswahl vor. Einstimmig und unter stürmischem Beifall wurde der preußische Ministerpräsident Dr. Otto Braun zum Spizenkandidat der Liste 1 in Ostpreußen gewählt. Ihm folgten auf der Liste Friedrich Larssen, Bezirkssekretär und Bezirks vorsitzender der SPD . Ostpreußen , Karl Jäcker, Gauleiter des Deut­Königsberg, und Arthur Mertens, Lehrer, Gutenfeld.

In der Debatte gab der preußische Ministerpräsident Otto Braun eine Erklärung ab über seine Stellungnahme bei der Reichs. so

Das Festspiel im Stadion, veranstaltet vom Reich, Preußen und Berlin , hatte wohl über 50 000 Menschen angelockt, die freudig bewegt dem farbenfrohen Spiel von 2500 Berliner Schulkindern zusahen.

Das Festspiel beruhte auf dem Grundgedanken, daß die deutschen Ströme in das Rund des Stadions einziehen, mit ihren Gruppen der Städte, die sie durchströmen.. Nachdem Pregel , Weichsel , Ober, dann Elbe und Weser mit Hamburg und Bremen , Havel und Spree mit Berlin , und die Donau mit Wien , von den vorher­angekommenen jubelnd begrüßt, eingezogen waren, beklagten sie trauernd das Fehlen des Rheins. Dann kam die Gruppe der Rheinstädte Ludwigshafen, Mainz , Koblenz , Köln , Aachen , durch Hunderte von Kindern, die den Rhein darstellten, liefen darauf in Ketten aneinandergefesselt, ihre Wahrzeichen schwarz umflort. Die die Arena, von den anderen jubelnd begrüßt; die Ketten wurden zerrissen, der Trauerflor zurückgebracht, das Banner der Republik stieg hoch und die Menschenmassen begrüßten mit dem Deutschland­lied die Befreiung der Rheinlande.

Die durch Lautsprecher verstärkte Mufit des Sinfonieorchesters der Schutzpolizei und der Fanfarenbläser der Städtischen Oper ware gut zu hören. Chöre von 4500 Knaben und Mädchen, rechts und links neben dem großen Herold gegenüber den Tribünen am Schwimmbassin aufgestellt, begleiteten die festliche Musik.

für verhängnisvoll. Wenn dieser Weg weiter befchritte: werden soll, wenn eine Regierung, die für ihre Vorlagen im Parla­ment feine Mehrheit findet, durch Verordnungen fich über das Bar­lament hinwegseht, dann ist eben das Hauptstück der republi= tanischen Verfassung beseitigt. Das parlamentarische System ist dann nur noch eine Farce. Ich verkenne feineswegs die schwierige Eituction, in der sich die Reichsregierung befindet. Gleichwohl habe ich für die Aubhebung der Notverordnungen aus grundsätzlichen Erwägungen gestimmt, die mich auch geleitet haben bei den Verordnungen, die auf Grund des gleichen Artikels seinerzeit von unserem Reichspräsidenten Ebert eriassen worden sind. Damals habe ich mich als Abgeordneter nicht dagegen gewendet, weil die sozialdemokratische Fraktion die Aufhebung nicht beantragt hatte, sondern ich habe als preußischer Ministerpräsident dagegen eingewendet, daß ich diese Anwendung des Artikels weder mit den Worten noch mit dem Sinn der Reichsverfaffung für vereinbar halte.ni Meine Stellungnahme im Reichstag richtet sich daher nicht gegen die Reichsregierung in ihrer jezigen Zusammen­setzung, sondern sie entspricht meiner grundsätzlichen Einstellung gegen eine nmendung des Ar­titels 48, die jedes parlamentarische System völlig zunichte

Staats: Bolts- Partei" im Werden.

Einheitsliften, aber Selbständigkeit unberührt.

Die Volkspartei des Herrn Scholz läßt parteiamtlich verkünden: Zwischen der Deutschen Staatspartei und der Deutschen Boltspartei in Baden und Württemberg werden aussichts. reiche Verhandlungen über den Abschluß eines Wahl. abtommens geführt. Es handelt sich um die Aufstellung ge. meinsamer Listen. Reichsminister Dietrich hat Reichs­minister Dr. Curtius die Führung der Einheitsliste in Baden angetragen, während die Liste in Württemberg durch Dr. Heuß geführt werden soll. In Baden ist an zweiter Stelle der Einheits liste Reichsminister Dietrich( Staatspartei) und in Württemberg der Reichstagsabgeordnete Reinath( D. Bp.) vorgesehen. Die Selbständigkeit der beiden Parteien wird durch das Abkommen nicht berührt."

Das ist die Patentlösung, die sicher auch noch die volle geistige Verschmelzung von Demokraten und Reformliberalen, von Jungdo und Stahlhelm bringen wird, wie ja in der Staatspartei" sich schon Antisemitismus und Judentum brüderlich vereinen.

Großfeuer in 3rrenanstalt.

Brandstiftung durch Fürsorgezöglinge. vorher vor?

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Was ging

Steffin, 11. Auguft.

In den Küdenmühler Anstalten, in denen gegenwärtig 800 Geistestrante, eine große Zahl Fürsorgezöglinge und Krüppel untergebracht find, brach am Sonntag, gegen 21 Uhr, in einem

Die Berufung auf die Toten. auflöſung. Ich habe- ſo führte er aus, wie es für mich Teil der Zimmerwerkſtatt ein Feuer aus, das zwei etwa

Poincaré erlaubt den Lebenden keine friedliche Revision. Paris , 11. August.( Eigenbericht.)

In Chaillon in den Argonnen wurde durch Poincaré ein Kriegerdenkmal eingeweiht. Er protestierte aufs energischste gegen die deutschen Forderungen nach Revision der Friedensverträge. Frankreich sei seinen Toten gegenüber verpflichtet, keinen offenen oder versteckten Angriff gegen die Verträge zuzulassen. Es habe sowieso den Wiederaufbau seiner zerstörten Gebiete aus seiner eigenen Tasche bezahlen müssen. Wenn es später trotzdem Deutschland in unbestreitbarer Ritterlich feit sein Vertrauen geschenkt habe, so dürfe es dafür verlangen, daß Deutschland nicht neue Ronzeffionen erpresse oder erschleiche.

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Der Versailler Vertrag ist durch Dames- Plan, Young­Plan, frühere Rheinlandräumung, Henderung der Völker­bundsjagung usw. bereits vielfach geändert worden, aller dings oft genug gegen Poincaré , dafür aber mit Zustimmung der großen Mehrheit des franzöfifchen Voltes. Diese fried

als Mitglied der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion selbst verständlich war, mit der Fraktion für die Aufhebung der Not­verordnung, die auf Grund des Artikels 48 von der Regierung er­lassen worden war, gestimmt. Aus dieser Abstimmung ist mir per­fönlich in der 3entrumspresse der Vorwurf gemacht worden, daß ich dadurch gegen die Regierung Brüning Stellung genommen habe, und zwar eine Regierung, die grundsäglich vom 3entrum getragen und geleitet werde, was nicht ohne Einfluß auf die Zusammenarbeit der Sozialdemokratie mit dem Zentrum in der preußischen Regierung bleiben könne. Ich nehme daher die erste Gelegenheit wahr, mich öffentlich dazu zu äußern, und erkläre: Ich habe, wie es ja für sozialdemokratische Frattionsmitglieder selbstverständlich ist, dem Beschluß der Fraktion entsprechend, für die Aufhebung dieser Notverordnung gestimmt. Das war nicht lediglich ein Ausdruck der Fraktionsdisziplin, sondern ich habe in diesem Falle es fann ja vorkommen, daß man ma­teriell anderer Meinung ist als die Fraktion mit der Fraktion gestimmt, weil ich auch materiell mit der Haltung der Fraktion über­einstimmte. Ich halte den Weg, der hier beschritten wird, d. h. die Ersehung des Parlaments durch den Artikel 48 der Reichsverfassung,

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40 meter lange Schuppen in Asche legte. Ein großes Polizeiauf­gebot und alle Feuerwehren Steffins wurden alarmiert. Man ver­mutet Brandstiftung , da in letzter Zeit wiederholt Fürsorge­3öglinge ausgebrochen waren und drei Pfleger entlassen werden mußten. Die Feuerwehr hatte mehrere Stunden mit dem Löschen zu fun. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.

Lieber Todesgefahr auf Eisgletschern als faschistische Brutalisierung.

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Paris , 11. Auguft( Eigenbericht).

In der Nacht zum Montag tamen etwa 30 italienische Flücht linge auf Schleidhwegen über den Gletscher von Rochemelon nach Frankreich . Die Flüchtlinge, unter denen sich auch mehrere Frauen befanden, verirrten sich unterwegs. Ihre Rettung ver­danten sie einer französischen Offizierspatrouille, die sie in Sicherheit brachte. Auf ihrem Wege fanden die Flüchtlinge die Leiche eines Landsmannes, der bei einem Fluchtversuch erschöpft zusammenge brochen und erfroren war.