Einzelbild herunterladen
 

" Die Auslese Deutschlands  "

Die Köpfe nicht mit geistigen Dingen überladen/ Kommunistische Propagandamethoden

Durch Stadt und Land geht die wilde Agitation der National| jozialisten. Bedenkenlos wird jedes Mittel benutzt, das geeignet er­scheint die Versammlungen zu füllen und Anhänger zu gewinnen. Auf einem Plakat, das zum Besuch einer Strasser Bersamm lung aufforderte, war in Fettdruck zu lesen:

.. der Mann, der den Ton der Gosse ins Parlament gebracht hat".

Ein Vorwurf, dessen sich jeder Mensch, der noch einen Rest von An= stand besitzt, schämen würde, wird, wohl in richtiger Einschäßung des zu erwartenden Publikums, zur Werbung benutzt! Ein an­derer nationalsozialistischer Agitator forderte von den Vorbereitern seiner Versammlungen die rechtzeitige Verbreitung eines recht marktschreierischen Platats".

Goffenton und Schwindeleien.

Dem auf solche Weise zusammengeholten Versammlungspubli­tum wird dann ein tolles Gemisch von hetzerischen Lügen, persön­lichen Beschimpfungen, Antisemitenparolen und unsinnigen Ver­sprechungen vorgetragen, durchsetzt mit möglichst zahlreichen Kraft. ausdrücken. Das Niveau der durchschnittlichen Naziversammlung fann faum noch unterboten werden. Dasselbe ist auch von der Presse zu sagen. Der Reford der Roten Fahne" wird vom ,, Böl­fischen Beobachter" mindestens erreicht. Ganz ehrbar heißt es im Programm der Nationalsozialistischen   Arbeiterpartei, Punkt 23: ,, Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen die bewußte politische Lüge und ihre Verbreitung durch die Presse." Aber die Ortsgruppe Lauscha  der NSDAP  . mußte am 9. April d. 3. in einigen Zeitungen folgende Erklärung abgeben:

,, Erklärung.

Die in dem anfäßlich unserer Kundgebung am 29. Juni v. 3. herausgegebenen Flugblatt enthaltenen Behauptungen über die Person des sozialistischen   Gemeinderatsmitglieds Wagner, be­treffend Industrieverschleppung, nehmen wir als unwahr zurüd. Die betreffenden Aeußerungen sind von uns gebraucht worden wider besseres Wissen, lediglich in der Absicht, Herrn Wagner und damit die Ortsgruppe der SPD  . zu verleumden und eine arbeitslose Masse aufzuhezzen.

Ortsgruppe der NSDAP  . Otto Kästner."

In Hirschberg a. d. S. wurde der Nazimann Günther wegen Berleumdungen, die er im Wahlkampf verbreitet hatte, verurteilt. Er versuchte sich mit folgender Erklärung zu entschuldigen: Es werde ja vor jeder Wahl geschwindelt; die Nationalsozialisten hätten der Sozialdemokratischen Partei ein Mandat abnehmen wollen und das sei geglückt."- Während des Landtagswahlkampfes in Während des Landtagswahlkampfes in Sachsen   hetzten die Nationalsozialisten gegen die Sozialdemokratie, indem sie einen

angeblich von den Boltsbeauftragten am 13. November 1918 et­laffenen Aufruf verbreiteten. Dieser Aufruf ist eine freche Er­findung, eine glatte Fälschung.

Ferr Frid, der jetzige Thüringer   Innenminister, hat sich am 21. Juni 1929 in öffentlicher Reichstagsfizung wegen Beschuldigungen gegen den Volksparteiler Mittelmann von dem alten, allgemein ge= achteten Geheimrat Kahl einen Verleumder nennen lassen, ohne sich dagegen zur Wehr zu setzen. Vor wenigen Wochen erst wurde der Berliner   Nazihäuptling Goebbels   der Lüge überführt, als er sich gebrüstet hatte, daß er schon einmal für den Reichspräsi denten von Hindenburg   14 Tage in einem belgischen Gefängnis ge= sessen habe und mit Reitpeitschen mißhandelt worden sei. Das sind nur ein paar Beispiele für die Wahrheitsliebe" dieser Leute.

"

"

Nach einer Hitler- Versammlung brachte der Völkische Beob­achter" einen Auszug aus der Rede Hitlers  , darin stand unter an­derem wörtlich folgendes: Im Nationalsozialismus   dagegen habe sich die Auslese Deutschlands   in jeder Hinsicht zusammenge­funden, und ihr müsse daher der Endsieg gewiß sein." Eine schöne Leistung, eines Ausleje- Deutschen" würdig. Aber der Haupt­schriftleiter des B. B." ist ja Alfred Rosenberg  , der in einem Artikel ein Heine- Zitat(!) bringt, das aber leider von Goethe ſtammt mie soll so ein Edeldeutscher das wohl auch wissen? Von Rosenberg stammt auchy die geschmackvolle Wendung: Die heutige Form der Republik   hängt wie ein eitriger Schorf um den Körper der Nation..."- Aber noch etwas anderes über die Aus­Tese". Am 27. Juli d. J. brachte das Berliner nationalsozialistische Organ Der Angriff" einen Wahlaufruf, in dem es unter anderem auch heißt: Wir denken nicht daran,

"

"

wenig bekannt sind die Ausführungen des nationalsozialistischen Führers, Fauptmann Röhm, der in seinem Buch Die Geschichte eines Hochverräters" ein ekles Strebertum fennzeichnet, das sich zum Beispiel in den Tagen des Münchener   Putsches an die Bewegung herandrängte: Sehr bald nach unserer Besetzung des Wehrkreis­kommandos füllte sich das Vorzimmer. Offiziere und Beamte des WK. und der RW. kamen und meldeten sich; Offiziere der alten Armee erschienen, um sich über die Lage zu unterrichten, zur Verfügung zu stellen oder für geeignete Stellen in Vormer­fung zu bringen, natürlich nur für die höheren"."( Seite 212.)- Alles in allem, ein wenig erfreuliches Bild, das die selbstbewußte Behauptung im oben erwähnten Aufruf schwer Lügen straft.

-

Deutschlands   Rettung mit der Faust.

Und nun stelle man sich vor, wie zu einer, mit solchen Ele­menten durchsetzten Anhängerschaft in den Versammlungen geredet wird. Wenn sich Dr. Goebbels   am 25. 6. 29 selbst im Reichstag nicht scheute zu sagen: Beachten Sie die Ergebnisse der legten Wahlen, schauen Sie nach Koburg, wo unsere Partei schon die absolute Majorität erreicht hat. Sind wir einmal soweit im Reich, brauchen tommt man schon ungefähr einen Begriff. Goebbels war es auch, wir kein Republikschutzgesetz, wir werden so aufhängen", dann be= der in der Zeit der Bombenattentate, unzufrieden mit deren Erfolg, in einer Versammlung ankündigte: Wenn wir erst losgehen, wird es noch ganz anders krachen." Bodo Uhyse ruft seinen Leuten in Hujum zu:

-

Unser Ziel ist, alles kaputtzuhauen, was heute ist. Nicht mit dem Verstand wird Deutschland   befreit, sondern mit der Faust".

An diesen Aussprüchen erkennt man auch die edeldeutsche Wahr haftigkeit der Behauptungen im Aufruf des Angriff". Das plöß liche Bekenntnis zu den legalen Mitteln des politischen Kampfes ist diktiert von der Furcht vor der Staatsgewalt, die sich ja endlich ein wenig aufzuraffen scheint und, die so oft an die Fauft appellieren, endlich einmal die Faust spüren läßt. Julius Streicher   sagte in einer Versammlung in München  : Erzberger   und Rathenau   find nicht ermordet, sondern getötet worden. Die Täter sind aber keine Mörder, sondern ganze Kerle." Es sei hier auch an den Ruf nach den Fememördern für die Unterzeichner des Friedensvertrages erinnert, den vor kurzem der General Lizmann ausgestoßen hat. Die Folgen solcher Gemeinheiten? Wir erkennen sie aus den Prozeßberichten. Und aus folgendem. Ein junger Nationalsozialiſt, der an einem Ueberfall beteiligt war, bei dem ein Unbeteiligter ge­tötet wurde, kommt nach der Tat im Gefängnis erst zur Erkenntnis seines Verbrechens und schreibt nun Briefe an seine Eltern, die von völliger seelischer 3 errüttung, aber auch von faum faßbarer Charakterschwäche zeugen. Er fleht die Eltern an ihm zu ver­3eihen, er sei fein schlechter Mensch er wolle sich bessern und so fort aus der Nationalsozialistischen   Partei austreten. Bitte liebe Eltern, nicht krant werden, nicht sterben! Ich will ein anderer

Rundfunk und Wahlkampf. 1

Was wird der Reichsinnenminifter tun? Reichsinnenminister Dr. Wirth und sein Kollege Treviranus haben bereits die ersten Wahlreden im Rundfunk gehalten. Das ist ihr gutes Recht. Aber wo bleiben nun jene, die sich den Anschauungen der Minister nicht anschließen können?

Die Rundfunkhörer haben ein Recht darauf, alle Probleme, auch die politischen, von allen Seiten fennnenzulernen. Dr. Birth deutete in seinem Vortrage selbst an, daß nach Möglichkeiten ge­sucht werden müsse, den Parteien als den sichtbarsten Vertretern der miteinander ringenden Weltanschauungen einen Platz im Rund funtprogramm wenigstens in Wahlzeiten einzuräumen. Wir nehmen selbstverständlich an, daß der Herr Reichsinnenminister zu seinem Wort stehen wird.

Was muß geschehen? Die Richtlinien, nach denen parteipoli­

niche Darbietungen von der Sendung ausgeschlossen werden, müssen verschwinden oder doch so gestaltet werden, daß vorerst in diesem

Wahlkampfe eine parteipolitische Belehrung der Wähler, in deren Händen das Schicksal Deutschlands   liegt, mög. lich ist. In einer parlamentarischen Republik fann der Rundfunt sich nicht den politischen Anschauungen des Volkes verschließen. Es sich nicht den politischen Anschauungen des Boltes verschließen. Es muß möglich sein, den Parteien, die im vergangenen Reichstag  mindestens Fraktionsstärke hatten und von denen erwartet werden fann, daß fie mit Rücksicht auf de anders gesinnten Förer sich jeder Beleidigung usw. enthalten, so viel Zeit zur Verfügung zu stellen, wie notwendig ist, um den Wähler zumindestens über die wich zuklären. Selbstverständlich darf nicht schematisch vorgegangen mer­den, die Sendezeit muß nach der Größe der beteiligten Parteien abgestuft werden.

unfere herrliche SA., Deutschlands   edelste Jugend, gegen Reichswehr   und Polizei in finnlofen Barrikadentämpfen ver­bluten zu laffen. Auf den Widerspruch, der zwischen dieser offi- tigsten grundsätzlichen Auffassungen der jeweiligen Richtung auf zielen Aeußerung und den landläufigen Agitationsreden besteht, fommen wir noch zu sprechen. Zuvor noch ein paar Worte zu . Deutschlands   edelfter Jugend".

TERABAX MAT- 233 Betrüger, Diebe, Zuhälter.

Wir wollen nicht verkennen, daß sich unter den jungen Leuten, die Hitlers   Fahnen folgen, auch eine ganze Anzahl sonst ganz an­Aber die ständiger, aber schwer irregeleiteter Menschen befindet. zahlreichen, wegen Rohheitsvergehen gegen Nationalsozialisten durch geführten Prozesse, haben schon dugendfach bewiesen, welch schlimme Elemente mit unter der Hafenkreuzfahne marschieren. Nur ein paar Beispiele aus der letzten Zeit. Bei eiters Der Nationalsozialist Senkbeil, an der Ermordung des Arbeiters N. beteiligt, ist 1926 wegen Unterschlagung aus der kommunistischen Roten Jungfront ausgeschlossen worden. Der Nationalsozialist Dähne l, an der Er­mordung des Boftschaffners 5. beteiligt, befannt unter dem Namen ,, Weißenseer Anton", war Mitglied der Roten Jungfront und dort als Spitzel und Brovokateur befannt. Beim Ueberfall auf 5. mar er zu er noch Kommunist, erst im Untersuchungsgefängnis trat er zu den Nazis über. Am 5. Auguft wurden in 3eiß 5 Nazis wegen Körperverlegung abgeurteilt, von denen 4 schon vorbestraft maren, drei von ihnen waren ehemalige Kommu niften. In Mannheim   wurden 9 Nazis wegen eines lleber falls auf Reichsbannerleute verurteilt, von denen einer, 27 Jahre alt, bereits 8 Borstrafen wegen Diebstahls, ein zweiter 27 Bor strafen unter anderem wegen Betruges, ein dritter 3 Vorstrafen zu verzeichnen hatte. Noch drei andere Täter waren je einmal vor­bestraft, unter anderem wegen

-

Juhäfferei und Sifflichkeitsverbrechen. Sind das nicht wahrhaft herrliche Zierden der edelsten Jugend Leutschlands"? Bahlreich sind ja auch die Korruptionsfälle in den Reihen der Funktionäre der Nationalsozialistischen   Partei; mir mollen uns die Aufzählung der Einzelfälle hier erfporen. Aber z

Objektive politische Aufklärung ist theoretisch wie praktisch nur möglich, wenn die berufenen Vertreter der politischen Welt­anschauungen selbst sprechen fönnen. Der Rundfunt ist eines der hervorragendsten Verständigungsmittel. Es ist eine Selbstverständ­lichkeit, durch ihn sich auch politisch zu verständigen. Warum läßt man das vornehmste Mittel gegen die Verrohung, die politische Belehrung und Aufklärung durch den Rundfunt, ungenügt? Jeber politische Rundfunkrebner steht als der Repräsentant seiner Welt­anschauung vor Millionen Hörern. Darum ist es selbstverständlich, daß die Parteien nur die besten Könner und Redner vor das Mitrophon stellen werden. Das gibt schon allein die Gewähr, daß politische Unwürdigkeiten ausgeschaltet sind. Trotzdem fönnte eine Vereinbarung der verschiedensten Richtungen untereinander noch die letzte Sicherheit geben in der Richtung, daß die negative Po­lemit hinter die positive Meinungsbegründung zurückzutreten habe. Sicher wird hier und da ein Bierbankphilister sich beschweren. Das soll uns nicht beunruhigen. Wenn im Rundfunt entsprechend den Wahlergebnissen der letzten Wahl wirkliche Gerechtigkeit herrscht, niemand unterdrückt und niemand bevorzugt wird, dann werden alle politisch ernsten Kreise eine solche Politisierung befreit be­grüßen. Der Meinungsfreiheit mit den im Rundfunk felbstver Ständlichen Grenzen dürfen auch am Mikrophon feine unüberwind lichen Schranken gefegt werden.

Alfred Flatau.

Das Konfummarenhaus am Dranienplaz hatte am Verfassungs­tage reichen Fahnenschmud angelegt und die Schaufenster festlich ausdekoriert. Aus schwarzrotgoldener Umrahmung zeigt sich das Nationaltheater in Weimar   mit dem Goethe- und Schiller- Denkmal. Die Darstellung gibt den Augenblick wieder, mo nach Annahme der neuen Verfassung der Reichspräsident Ebert mit den Abgeordneten auf den Balfon heraustritt, um ein hoch auf die Republit auszu bringen. Das Schaufenster mar den ganzen Tag Hauptanziehungs­puntt der Baffanten in der Oranienstraße.

Mensch werden. Berzeiht mir!" Und immer wieder die Berufung auf Gott  . ,, Gott   wird alles zum Guren fenken." Erschütternde Do­fumente, die aber bestimmt das Herz der Verantwortlichen nicht rühren werden. Sie werden weiter hehen, weiter junge Menschen ins Unheil bringen.

Bloß den Kopf nicht überladen.

"

Arbeit der Nazi- Jugendgruppe Alexanderplat" gegeben. Im Angriff" vom 27. Juli d. I. wurde ein Bericht von der Boll Stolz wurde berichtet, daß die Gruppe seit 4 Bochen Bor­Training betreibe und die Teilnehmer in wenigen Tagen so weit sein würden, daß sie marxistische Ueberfälle" durch ge­neue Kinnhaken" abwehren könnten. Also Ausbildung der Faust! Und wie steht es mit dem Geist? In Nr. 32, Jahrg. 1929 des GA.- Mann", einer Beilage des Völkischen Beobachter", schreibt ein Sturm- Abteilungsmitglied: ,, Es ist nicht richtig, daß ein jeder SA.- Mann nun möglichst die gesamten Schriften der Bewegung durcharbeiten soll. In einer guten Ortsgruppe hat die SA. meistens immer Dienst und da ist es ein Unding zu verlangen, daß der SA  , Mann in den wenigen freien Stunden, die ihm Beruf SA.- Dienst lassen, übermüdet wie er ist, sich

den Kopf noch mit geistigen Dingen überladen soll."

Da hat man den Geist der Auslese Deutschlands  ", die sich im Nationalsozialismus in jeder Hinsicht zusammengefunden" hat, da hat man das Verhältnis zu geistigen Dingen, mie es in Deutschlands  edelster Augend herrschend ist.

zwischen der nationalistischen Arbeiterbewegung. Welch gewaltige Aber da hat man auch einen der fundamentalsten Unterschiede Erziehungs- und Bildungsarbeit ist durch die Sozial­ demokratische Partei   und die Freien Gewerkschaften an der deutschen  Arbeiterschaft geleistet worden, welch riesige Arbeit wird heute von ihnen durchgeführt für den geistigen Aufstieg des arbeitenden Volkes. Fortwährend appellieren wir an Jung und Alt, den Geist zu schulen, und wir erinnern an jene Tabatarbeiter von denen unser ver­storbener Genosse Dr. Ad. Braun berichtete, daß sie sich, mo fie in einem Betriebe in größerer Anzahl schafften, gemeinsam einen Bor­lejer hielten, der ihnen während der Arbeit aus den Schriften Lassalles vorlas. Und wir stellen der oben angeführten Auffassung des SA.- Mannes den Appell gegenüber, den unser Genosse Prof. Rabbruch 1925 auf dem Hamburger Jugendtag an über zwanzig­tausend junge Arbeiter und Arbeiterinnen richtete, indem er sagte: ,, Vor allem ist alle Berstandesarbeit persönliche Arbeit und gerade die Sozialdemokratie, die durch den wissenschaftlichen Sozialismus größer geworden ist, darf nie aufhören, den Träger ihrer 3utunft in jenem jungen Arbeiter zu sehen, der nach der Tagesarbeit noch die kraft findet, den heißen Kopf über die sozialistischen   klaffiter zu beugen."

Das sind zwei Auffaftungen, die sich gegenüberstehen wie Feuer und Wasser. Durch sie wird ein Gegensatz aufgezeigt, der wie ein Ab­grund zwischen Hitlerscher und sozialdemokratischer Bewegung tlafft. Durch sie wird aber auch die Tatsache aufgezeigt, aus denen wir Sozialdemokraten die felsenfeste Zuversicht schöpfen: Der Na­tionalsozialismus wird vergehen, die Sozialdemokratie wird bestehen! Max Westphal.

Drei Menschen erhängt!

Schauerlicher Fund in einem Gehölz.- Wer sind die Toten? Frankfurt   a. M., 12. August.

In einem Gehölz bei Königstein   im Taunus wurden heute nach­mittag drei Menschen an Bäumen erhängt aufgefunden. Sie waren nach ärztlicher Feststellung bereits 5 bis 6 Stunden tot. Es handelt sich um einen etwa 40- bis 45jährigen Mann und zwei Frauen, von denen die eine etwa 35 Jahre und die andere etma 22 Jahre alt ist. Ueber die Persönlichkeiten der Toten konnte Näheres noch nicht in Erfahrung gebracht werden, da sie keine Ausweis­papiere bei sich hatten. Sie waren gut gekleidet, und in ihrem Besize fand man noch etwa 130 Mark.

Europahaus mißachtet Verfassung. Haus der Ingenieure und Berliner   Theater ohne Reichsflagge

Die Beflaggung der Reichshauptstadt am Verfassungstage war in diesem Jahr überaus reich. Ueberall von amtlichen Gebäuden und Privathäusern grüßten die Farben der Republif. Um so beschämender ist es, daß es noch immer Geschäftshäuser in der City gibt, die dem Feiertag der Republik   offen thre Mißachtung aussprechen, indem sie weder die Reichsflagge noch die Preußenflagge zeigen. Auch für mehrere Berliner   Theater scheint der Verfassungs­tag nicht zu bestehen. So blieben die Fahnenmasten des Leffing­Theaters am Schiffbauerdamm fahl, und auch das Theater in der Stresemannstraße hatte es vermieden, die Farben der Republik   zu zeigen. Die Abneigung der Verwaltung des Europa   hauses am Anhalter Bahnhof   gegen die Reichsfarben haben mir an dieser Stelle schon wiederholt festgestellt. Auch am Verfassungstage ragion natürlich die vier großen Masten unbeflaggt in die Luft. Der beste Anschauungsunterricht für die Berliner   Bevölkerung. Erfreulicher­weise hatte dagegen einige Häuser weiter die Direktion des Cafés im Europahaus die Reichs- und Preußenflagge an auffallender Stelle ausgehängt.

Besonders feststellen möchten wir noch, daß auch das Haus des Bereins deutscher Ingenieure in der Friedrich- Ebert­Straße, das bekanntlich dem Reichstag   direkt gegenüber liegt, nicht geflaggt hatte. Anläßlich der Weltkraftkonferenz, die vor einigen Wochen in Berlin   tagte, umträngte ein ganzer Fahnenwald den Dachfirst des Hauses. Am Verfassungstag aber hat es der Vorstand des BD3. nicht für notwendig befunden, eine Anweisung zum Hiffen der Reichsfahnen zu geben!

20.

Berliner   Schüler erschießt sich in Dresden  .

Dresden  , 12. August.

In einem hiesigen Hotel hat sich gestern nachmittag der im Lebensjahr stehende Schüler einer höheren Lehranstalt a bura  aus Berlin- Karlshorst  , Heiligenberger Straße, einen Schuß in die rechte Schläfe beigebracht. Er murde in das Friedrichstädter  Krankenhaus eingeliefert, wo er bald darauf ft ar b. Hinterlassene Abschiedsbriefe geben feine Aufffärung über den Grund des Selbst.

mordes.

Wetter für Berlin  : Wechselnde Bewölfung mit leichter Ab­fühlung und westlichen Winden. Nur noch unbedeutende Schauer.­Für Deutschland  : Nur im Alpenvorlande noch regnerisch, sonst im ganzen Reiche veränderlich und etwas tühler, strichweise leichte Regenschauer.

Mufifchronit. Als Nachfolger für den verstorbenen Brof. Kielit ist der Stomponist Paul Graener   als Direitor des Stern'schen Konservatoriums der Mujit nach Berlin   berufen worden. Er wird seine Tätigkeit am 1. September aufnehmen.