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Rr. 375-47. 3obraang 1. Beilage des Vorwärts

Ins

Wochenendhaus auf Reisen

Nebenstehend:

Zusammengeklappt

und beförderungsbereit

Darunter:

Fertig zum Einziehen

Auf eine sehr originelle Idee ist ein Berliner Wochenend­freund gekommen, der die Schwierigkeiten der Behausung in der freien Natur durch ein zusammenlegbares Wochenendhaus beheben will. Das Haus, das etwa 5% qm Grundfläche be­sitzt, wird in allen seinen Teilen, die aus massivem Stoff bestehen, in einen rahmenartigen Kasten zerlegt, der beim Aufbau gleich­zeitig als Fundament dient. Dadurch wird dem ansprechenden Häuschen eine feste Grundlage gegeben, die auch verhindert, daß seine Bewohner direkt auf den Fußboden schlafen, wie das in Zelten meist der Fall ist. Im Innenraum lassen sich bequem zwei Betten übereinander anbringen, doch bietet es noch Platz für zwei weitere Schlafgelegenheiten. Das ganze Gewicht des sturm- und regensicheren Häuschens beträgt etwa sechs Zentner. Es ist also nur für den Zweck gedacht, daß man mit ihm wie die Schnecke mit ihrem Haus auf dem Rücken sich ein hübsches Plätzchen in der Natur auswählt. Das zusammengepackte Wohn­gelaẞ kann als Stückgut aufgegeben werden. Für den Transport auf der Chaussee sind zwei Räder auf einer Achse befestigt, mit denen man es von Platz zu Platz leicht befördern kann.

Straßenbahnzusammenstoß!

Zwei Fahrgäste und der Schaffner schwer verletzt.

Bremse hat wieder versagt.

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Die

Am Kaiserdamm stießen gestern nachmittag awei Straßenbahnwagen mit großer Mucht zu­

sammen. Beide Fahrzeuge wurden so schwer beschädigt. daß sie aus dem Verkehr gezogen werden mußten. Drei Berleşte mußten durch die Feuerwehr in St. Hilde. gardkrankenhaus gebracht werden.

Kurz vor 15 Uhr hielt an der Haltestelle Kaiserdamm , Ecke Soorstraße in Charlottenburg , ein Straßenbahnzug der Linie 58. Gerade als der Schaffner des Anhängers das Abfahrtszeichen ge­Fan mollte, fuhr

ein Arbeitswagen der Straßenbahn auf den haltenden Straßenbahnzug von hinten auf.

Der Zusammenprall mar so heftig, daß beide Perrons völlig eingedrückt und zahlreiche Scheiben zertrümmert wurden. Wäh rend der Führer des Arbeitswagens wie durch ein Wunder unver

SINCLAIR LEWIS

47]

DER ERWERB

ROMAN

Als sie den Zug bestieg, war sie schön ausstaffiert mit einem neuen blauen Kostüm, einem neuen Handtoffer, einer 3meipfundschachtel Bonbons, einigen Magazinen und einem Buch von Jad London Menschen im Elend", das Mamie Magen ihr gegeben hatte. Während der ganzen Reise bis Pittsfield und dann noch während der ganzen Wagenfahrt bis zur Farm faß Una still da und besah sich höflich jede große, einzelstehende Ulme, jede Kuh und jeden barfüßigen Jungen.

Sie hatte in ihrem methodischen Geist Ordnung gemacht; hatte sich gesagt, daß sie Zeit haben würde, zu denkten und zu beobachten. Hätte man jedoch ein Inventar ihrer Ge­Danten aufgenommen, so wären weder ökonomische, noch erotische Betrachtungen darin zu finden gewesen, noch wiffensdurstiges Interesse an der Flora und Fauna des mest lichen Massachusetts , fondern eine halb freudige, halb hyste rische Erkenntnis, daß sie bis zu diesem Augenblid der Ent­spannung gar nicht gewußt hatte, wie müde und bürodurch­tränkt sie eigentlich war, und ein leise wiederkehrender 3weifel, ob wohl zwei Wochen genügen würden, das Büros gift aus ihrem Körper quszutreiben. Jegt, da sie sich gehen Tieß, fühlte sie sich beinahe jo frant, daß fie den Bauber Dieser flaren, grünen Hügellandschaft mit den unerwartet auftauchenden Teichen, der von Ulmen umjäumten Land straße und den zierlichen, weißen Dörfern gar nicht recht zu sehen vermochte. Sie schenfte dem mächtigen, gasthof artigen Farmhaus taum Beachtung noch auch ihrem fahlen Zimmer oder dem lärmerfüllten Speisesaal. Sie faß er schöpft auf der Veranda und redete sich ein, daß sie sich an dem Anblick eines Berghanges und des Teiches an seinem Fuße freue, der hell gliberte mie ein Silberschild, obwohl die maldigen Ulfer schon in sanftem Dämmerschein lagen; daß sie bem Zauber des Froschchors lausche, dem Girren der Tauben im Hofe

letzt blieb, erlitten der Schaffner des genannten Anhängers, der 23jährige Walter Listau aus der Goetelstraße 5 in Spandau sowie zwei Fahrgäste, der 26jährige Gehilfe Herbert Rotbart aus

der Dandelmannstraße 54 in Charlottenburg und der 42jährige Gehilfe Karl Neumann aus Siemensstadt schwere Knochen= brüde, 2le drei fanden im nahegelegenen St. Hildegard frankenhaus Aufnahme.

Mittwoch, 13. August 1930

Berkehrsunfall mitteilt, merden auch die alten Wagen ständig einer eingehenden Kontrolle unterzogen. Auch der betreffende Ar beitsmagen ist von der technischen Leitung erst fürzlich geprüft und für völlig einwandfrei befunden worden. Ein plötzlich auftretender Motorschaden dürfte danach die Ursache des Zu­sammenstoßes gewesen sein. Die BBG. sei selbstverständlich be­strebt, den Wagenpart laufend zu erneuern und dabei die alten Wagen auszumerzen.

Bergiftung durch Trinkwasser.

Dreißig Personen an Bleivergiftung in Leipzig erfranff. Leipzig , 12. Auguff.

Durch das Leifungsmaffer der Stadt Leipzig sind, wie amflich bekanntgegeben wird, in der legten Zeit dreißig Personen on Bleivergiftungen erfranft, davon acht schwer. Das Wasser, das die Stadt Leipzig liefert, enthält seit einiger Zeit offenbar etwas zuviel Kohlensäure, durch die das Blei aus den Leitungsröhren in größeren Mengen, als der Gesundheit zuträglich, absorbiert wird. Das Gesundheitsamt hat Hinweise gegeben, wie eine Bleivergiftung zu vermeiden ist. Die Stadt wird Entsäuerungsanlagen anlegen.

Drei Schüler abgestürzt.

Bei der Suche nach Edelweiß ums Leben gefommen. Innsbrud, 12. Auguft.

In dem am Fuße der Großvenediger Gruppe liegenden Drt Brägaten in Osttirol weilt gegenwärtig eine aus 20 Kölner Schülern bestehende Gruppe der Schülervereinigung höherer Schüler Better einen Ausflug auf die Bergmatten oberhalb Brägaten. ,, Norddeutschland". Diese unternahm am 9. August bei schlechtem Dort trennten sie sich in mehrere Gruppen. Einige von ihnen stiegen in die Felsenköpfe am Hang der Kreuzspitze auf, um dort Edel­meiß zu suchen, obwohl der Führer den Aufstieg verboten hatte. und die beiden 15jährigen Karlheinz Holland und Heinz Drei Schüler, der 16 Jahre alte Karl König und Köln - Oberhausen Fromm; beide aus Köln , stiegen auf einen hohen Feljenkopf, der mit schlüpfrigem Neuschnee bedeckt mar, obwohl sie für einen Auf­stieg nicht alpin ausgerüstet waren, zum Teil jogar nur ge­eujdmee aus und stürzten in die Tiefe, wo sie mit zerfrümmertem möhnliche Straßenschuhe anhatten. Sie rutschten auf dem Schädel liegen blieben.

Die drei Leichen wurden geborgen und nach Linz gebracht, von wo aus fie nach Köln übergeführt werden.

Das neue Berlin hat vorgesorgt.

45 000 Heftar Baumbestände unter Naturschuh.

In den letzten Jahren sind die Gelände rund um Berlin , die fich an Seen und sonstigen Ausflugsorten befinden, in zunehmendem Maße parzelliert und mit Billen, Wochenendhäusern und fleinen Siedlungen so sugebaut worden, daß für die Masse der erholung­Berkehrsstörung. Ueber die Ursache des Zusammenstoßes Berlins zwischen den zuständigen Behörden Verhandlungen statt­Durch den Unglüdsfall entstand eine längere sehr empfindlichefuchenden Großstädter die Ausflugsmöglichkeiten immer mehr be Zusammenstoßeschränkt wurden. In letzter Zeit haben nun auf Anregung

ist sofort eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet worden. Der Führer des Arbeitswagens behauptete bei seiner Bernehmung, daß die Bremse nicht in Ordnung war. Er habe versucht, mit allen Mitteln seinen Wagen zum Halten zu bringen, das sei ihm aber trotz der anfänglich großen Entfernung der beiden Fahrzeuge nicht mehr gelungen. Tatsächlich war auf den Schienen eine fast 50 meter lange scharfe Bremspur zu entdecken, die den Beweis für die Richtigkeit der Aussagen des Führers lieferte. Bei den Arbeits­magen der Straßenbahn handelt es sich durchmeg um Fahrzeuge ältefter Typen, die im Interesse der Verkehrssicherheit schleunigst aus dem Verkehr gezogen werden sollten.

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gefunden, um den Baum- und Ufermegeschutz zu verschärfen. Dabei ist festgestellt morden, daß jest 45 000 Hektar Baumbestände am Rande Berlins Naturschuh genießen. Eine erfreuliche Tatsache, die die erholungsuchenden Berliner zu schäßen wissen und die wir als einen Erfolg sozialdemokratischer Kommunalarbeit buchen dürfen.

Haftbefehl gegen den Muttermörder.

Am Dienstag wurde der Muttermörder Kalistros Thielede dem Bernehmungsrichter im Polizeipräsidium vorgeführt. Es wurde gegen. ihn aftbefehl wegen Berdachts des Totschlages

Wie uns die Pressestelle der BVG. zu dem bedauerlichen erlaffen.

,, Horch! Eine Kuh brüllt! Gott sei Dant, daß ich von Nem Vort fort bin hab's glatt vergessen fönnte eben fogut eine Million Meilen meit davon entfernt sein!" ver= ficherte sie sich selbst.

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Doch die ganze Zeit fuhr fie fort, sich das Büro vor zustellen Bessies Schreibtisch, Herrn Wilkins Tintenfaß, den unheimlichen grauen Wischlappen im Waschraum- und fie mußte, daß sie jemand brauchte, um ihre Gedanken vom Büro megzuloden.

Sie bemerkte, daß ein Mann die schwazende Gesellschaft, die sich am anderen Ende der Terrasse in den Schaufelstühlen miegte, verlassen hatte und auf einem Seffel neben ihr Plaz genommen hatte.

,, Fräulein Golden?" sagte eine tiefe Stimme zögernd. Ja?"

Hören Sie mal, ich dachte mir doch gleich, daß Sie das sein müssen. Tja, die Welt ist eben flein. Hören Sie, ich mette, Sie erinnern sich nicht mehr an mich."

Una jah im trüben Dämmerlicht einen breitschultrigen, typischen amerikanischen Geschäftsmann, mit gestuztem Schnurrbart und Wangen, die noch vom Rafieren glänzten; ein lebhafter, träftig gebauter Mann von etwa fünfund­pierzig. Sie erinnerte sich seiner als eines Mannes, mit dem fie gern zusammengewesen war; sie hatte das peinliche Ge­fühl, als jollte sie ihn fennen vielleicht war er ein Kunde von Wilkins, und sie schadete dem Büro für späterhin. Aber fie mußte nicht, wo sie ihn hintun sollte.

,, Dh, ja, ja, natürlich ich erinnere mich nur nicht Ihres Namens. Ich erinnere mich immer nur an Gesichter und nie­mals on einen Namen," brachte sie mühsam hervor.

Selbstverständlich, ich fenne das. Das habe ich zu oft selbst gesagt, daß ich nie ein Gesicht vergesse und feinen Ramen behalten fonn. Run, mein Fräulein, Sie erinnern sich viel leicht an einen Sanford Hunt aus der Handelsschule..." Oh, jezt weiß ich Sie sind Herr Schwirk von der Lowry- Farben- Gesellschaft, der mit uns zusammen zu Mittag und mir von der Farben- Gesellschaft erzählte-Herr Julius Schwirk

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Erraten! schrie er. Obmohl man mich gewöhnlich Eddie" nennt- Julius Edward Schwirh ist mein noller Name mein Vater hieß nämlich Julius und der altefte Bruder meiner Mutter Edward mein Alter hat immer gejagt,' s wär' nicht höflich gegen ihn, daß mir ,, Eddie" lieber wäre hot fich oft in Hige geredet, der Alte. Julius, das

flingt ja, als wär man ein alter Römer oder so was Aehn­liches, und ein Geschäftsmann muß einen guten, einfachen Namen haben, den man sich leicht merkt. Ja, hören Sie mal, meil wir eben davon sprechen, ich bin gar nicht mehr bei der Lowry; ich bin Oberreisender der Aetna Automobillac- und Wachs- Gesellschaft. Großartiges Bertretungsgebiet. Verkaufe direkt an die Grossisten und an die großen Autofabriken. Das find Leute! Die verstehen zu leben und zu verdienen, jag ich Ihnen! Prima! Habe jetzt spielend meine Biertausend im Jahr, während ich früher faum mehr als zweitausendsechs­hundert, höchstens achthundert machen konnte. Aber ich plag' mich auch tüchtig. Tatsächlich! Bin vollkommen' runter, ein­fach fertig wollte eigentlich überhaupt feinen Urlaub nehmen, aber der Chef selbst sagte mir: ,, Eddie, wir können's nicht riskieren, daß Sie uns frant werden; Sie sind unser bester Vertreter", sagte er ,,, und darum müssen Sie jetzt mal raus und auf Urlaub und für ein paar Wochen das ganze Geschäft vergessen." Nun," sag' ich ,,, ich überlege ja bloß, ob Sie's ohne mich werden schaffen können, wenn ich mich in die Länder mache, dort rumlungere und die Gegend angaffe und vielleicht mit' nem hübschen Mädchen einen Sommerflirt anfange" und ich meine, Fräulein Golden, das müssen mohl Sie sein! und da lacht er bloß und sagt: Ach, ich dente, das Geschäft wird wohl nicht gleich Pleite machen wegen ein paar Tagen", und damit geh' ich fort, und da bin ich eben." Ja," sagte Una liebenswürdig.

Fräulein Una Golden aus Panama und dem Archi­tefturbüro fühlte sich der derben und gewöhnlichen Art eines Herrn Eddie Schwirh nicht im mindesten überlegen. Die Männer ihrer Bekanntschaft, mit Ausnahme einzelner Außen­stehender, mie Walter Babson, redeten alle so. Sie fonnte Mamie Magens Bortsymphonien bewundern, doch in Gesell­schaft des Herrn Schwir war sie imftande, ihre fleinen Privatsorgen zu vergessen und ihre Ferienzeit zu genießen. Herr Schwirk gab seinem Schaufelstuhl einen Rud nach norne, nahm den Hut ab, strich sich über die feuchte Stirn, legte den Hut und beide Hände auf den Bauch, schaufelte be­haglich hin und her und nahm die Unterhaltung wieder auf:

Lja, aber hören Sie mal, da siz ich nun und quatiche nur immerzu von mir allein, und Sie wollen wahrscheinlich von Sandy Hunt hören. Haben Sie ihn fürzlich gesehen?" ,, Nein, ich habe ihn gänzlich aus den Augen verloren- Sie miffen ja, mie das in einer großen Stadt ist."

( Fortsetzung folgt.)