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(Schlutz/> £ia ist die wohlbekannt« Haustür: ober jemand schließt von innen daran. Andreas flüchtet. Nach einer Weile merkt er, daß er dieselbe Richtung eingeschlagen hat. in der er einst zur Fabrik ging. Nun ist er an der Stelle, wo er an jenem letzten Margen den Milchwagen traf, auf dem die leeren Kannen klapperten. Seine Gedanken sind schon wieder hellwach und lausen unaufhaltsam. Andreas hat diesen unwiederbringlichen letzten Tag seines alten Lehens so oft überdacht, daß es ihm scheint, als habe er keinen Augenblick davon vergessen. i5r sieht die Regsnpsütze auf dem Fabrikhos, um die alle in weiten« Bogen herumgingen. Er weiß, daß er Blutwurst auf den Frühstücksstullen gehabt Hatto und zu Mittag ein« Boulett«-. sogar der Geruch des leicht ausgetrockneten Brotes ist ihm noch deutlich. Und an die Werkstattschreiderin er- innert er sich, mit der er ein bißchen schon getan und dabei ge- dacht hatte, ob Lenchen wohl eisersüchtig wäre, wenn sie es säl)e. Es ist ihm, als sei das alles irgendwie köstlich und wertvoll ge- Wesen. Und dann kam der Abend. Lene holt« ihn diesmal nicht ab, denn ein Kolleg« feierte Geburtstag und da sollte Andreas wenigstens rasch«in Glas Bier mittrinken. Aber aus dem einen Glas wurden mehrere, einer spendierte eine Lage Schnaps, andere eine zweit« und dritte. Andreas, der selten Alkohol genoß, wurde sinnlos betrunken. Als«in Streit entstand, wurde ein Bierseidel in seiner Schlolserfaust zur furchibaren Wasfe. Daran hat«r keine Erinnerung. Es war, als sei es nie gewesen. Er hatte von seiner Tat erst erfahren, als er am nächsten Tag mit schwerem Kopf seiner Vernehmung solgt«. Aber sein Leben war damit ausgelöscht. Andreas hat sich auf Umwegen dem chaus wieder genähert. Er kommt ungesehen zum Tor herein, die Treppe heraus. Dann klopft er im wohlbetannten Rhythmus an der Wohnungstür, und sie öffnet sich so rasch, als Hobe jemand unmittelbar dahinter gewartet. Ein ungewohnter Geruch von Abfällen. Seife und billigem Fett schlägt ihm entgegen. Eine Land zieht ihn aus dem Dunkeln in das erleuchtete Zimmer. Das ist noch ganz so wie früher, sogar noch ebenso peinlich sauber. Der Tisch ist gedeckt: in der Mitte steht«in kleiner, bunter Strauß. Das olles sieht Andreas jetzt nicht. Er sieht nur die Frau, die ihn noch immer bei der Hand hält. Ihr Gesicht ist gelblich geworden und von einigen tiefen Falten durch. schnitten. Das Haar, dos sie sonst mtt besonderer Sorgfalt herrichtete. ist glatt zuriickgestrichen. Sie trägt ein Kleid, das Andreas«inst liebt«: aber das kommt ihm nicht zum Bewußtsein: denn der Stoff i schlägt unschöne Falten um den moger gewordenen Körper. Es scheint, daß Andreas etwas sagen will. Doch sein Kinn fängt nervös an zu zittern und er schluckt nur leise würgend. Er möchte Lene dicht an sich heranziehen, weinen, schreien, getröstet werdem Er begreift: zu all den, hat er jetzt kein Recht. E>ü>lich bringt er einigermaßen beherrscht ein Wort hervor. Gruß und Frage zugleich:Lenchen!" Sem Blick sucht den Boden. Di« Frau scheint nicht? von den Tränen zu missen, die ihn über Pas Gesicht lausen.Komm," sagt sie, und führt ihn langsam, «je einen sehr müden Menschen, an den gedeckten Tisch:komm, du wirst hungrig sein" so. als sei Andrea« eben van einer an- strengenden olltäglichen Arbeit heimgekehrt. Andreas ißt, was die Frau ihm vorlegt: es sind wahrscheinlich gut« Ding«, aber sie schmecken wie Stroh. Auch der Frau bleibt kein anderer Geschmack davon im Mund. Trotzdem zwingt sie sich zu«inigen Bissen, denn e« würde die Kräfte übersteigen, jetzt reden zu müssen. Dann aber wagt Andreas doch den schweren Schz:Wo, macht Ursel?" Di« Frau nimmt die Kofseelann« und gießt die kaum halbleeren Tosien wieder vost. Während sie sich tief hsrunterbeugt. antwortet sie:Ursel ist heut spät eingeschlafen: wir wollen nachher zu ihr gehen." Man sieht es dem Kaffee nicht an. wenn er mit Tränen gemischt wurde. Lanze kann man sich in dieser unheimlichen Alltäglichkeit nicht bewegen. Da« Zimmer oersinkt in Dunkelheit. Bedrückende Stille zerrt an den Nerven. Endlich macht sich ein leise«, qualvolle? Schluchzen frei und sucht nach Trost. Hände tasten unsicher in die Nacht und finden einen longentbehrten, geliebten Körper. Aus gcstammellen Bitten und Bekenntnissen und verzweifeltem Pläne- Ichmieden baut sich eine Drück«. Und dann versinken Denken und Fühlen im gnädigen Schlaf. * So läuft der Tag nun für Andrea» ab.' Lene bringt morgen« die Klein« in d«n Kindergarten und geht in ihre Aufwarte- und

Flickstellen. Andreas geht zum Arbeitsnachweis und hört dort, daß es leider viele arbeitslose Schlosser gibt die nicht im Gejängnis gesessen haben, ergänzt er in Gedanken, aber daß man versuchen wolle, ihn aushilfsweise irgendwie unterzubringen, lltach ein paar Tagen hat er tatsächlich Glück: er darf bei dem Umzug eines Büro- Hauses Aufräumearbeiten machen. Das dauert eine Woche, und dann scheint niemand mehr Andreas brauchen zu können. Lene ist eine gute Frau. Sie sieht, daß ihr Mann tut, was er irgend kann: er nimmt ihr nach Möglichkeit auch die Hausarbeit ab. Sie bemüht sich, ihn nicht merken zu lassen, wie schwer sie an ihrem Leben trägt. Die klein« Ursula kommt nur zum Schlafen nach Haus. Mit dem finsteren, schweigsamen Vater, der sie manchmal mit erschreckender hastiger Zärtlichkeit an sich zieht, will sie keine Freund- schost schließen. Wenn Andreas oder Lene irgendwo sichtbar werden, stecken die Nachbarn die Köpfe zusammen. Lene leidet maßlos darunter, daß das Geschwätz nun erneut aufflackert, das nach der schrecklichen Tat schon etwas verstummt war. Eines Abends kommt Lene heim: A-idreas ist noch nicht zu Haufe. Lene will sich freuen: vielleicht eine Arbeit zu ungewöhn- licher Stunde. Aber sie findet es etwas beunruhigend, daß ihr Mann die Wohnung so sehr sorgfältig aufgeräumt hat. Sie stellt die Uhr neben sich aus den Tisch und greift zur Flickarbeit. Um Mitternacht löscht sie das Licht und legt sich ins Bett. Schritte tappen an der Wohnungstür: sie gehen vorüber. Lene lauscht angespannt auf jedes Geräusch. Plötzlich schrillt der Wecker uird es ist Morgen. Das Bell neben Lene ist unberührt: Andreas ist nicht gekommen. Lene erschrickt: er hat sich etwas angetan. Doch es gibt auch beruhigendere Er- tlörungen für Andreas' Fernbleiben: vielleicht hat cr nach einer späten Arbeit die Bahn verpaßt und kann nun erst mit dem ersten Morgenzug kommen. Als die Uhr auf sieben zeigt, ist das allerdings kein glaubhafter Trost mehr. Aber vielleicht hat Andreas Bs- kannte getroffen, die ihn zum Trinken verleiteten. Daß er danach nicht wagt, das Haus zu betreten, über das er einmal in der Trunkenheit so großes Elend brachte, ist begreiflich. Lene entscheidet sich, wie immer ihrer Arbett nachzugehen. Bevor sie mit Ursel die Wohnung verläßt, legt sie einen Zettel aus den Tisch:Bitte. hinterlasse Nachricht, wenn Du am Abend nicht kommst. Lene." Als sie die Wohnung am Abend wieder betritt, zeigt sich keine Spur von Andreas. Doch da auf ihrem Zettel stehen ein paar Worte. Mit Herzplopfcn, aber doch schon wesentlich beruhigt, geht sie ans Fenster, um zu lesen:Ich sorge mich sonst" nein, das hat sie selber am Morgen noch daruntcrgckritzelt. Sie nimmt Ursel wieder bei der Hand und läuft zur Polizei. Gibt einen atemlosen Bericht, beschuldigt sich, weil sie das Ver­schwinden ihres Mannes nicht schon am Morgen angezeigt hat, klagt sich an, daß sie nicht freundlich genug zu ihm war. Die ganze mühsam unterdrückte Erregung der letzten Wochen bricht aus ihr heraus. Ursel sieht die Mutter weinen und beginnt ein jarnmer. volles Geschrei. Lene muh sich zusammenehmen und das Kind be» ruhigen. Man schickt sie mit der Nerstchsrung. daß das Mögliche geschehen werhe, um Andreas zu finden, und ein paar gutgemeinten Trostworten nach Hause. Das Kind cht müde. Lene muß es schließlich tragen. Im Gehen wiederhelt sie immer den einen Satz: er kommt nicht wieder, stnd plätzlich wird der Gedenke zu einer leisen Hoffnung: er kommt nicht«isder. Es ist, als glitte eins schwer« Last von den Schultern der Frau. Sie atmet ruhiger. Ihr Rücken strqfit sich. * In einer sehr bescheidenen Vorstadtwehnunz lebt che Witwe Lene Limmgr. Sie schlägt sich hart ourchg Leben, aber sie fft ihrer Tochter Ursula ein« gut«, zärtliche Mytter. Oft muß sie dem Kind von dem Vater erzählen, den beim Schwimmen der Herzschlag traf und dessen Bild auf der Konmkode steht. Ursula Nebt ihren hübschen Vater sehr, der so lustig aus dem Goldrahmen heraus- blickt, und manchmal, wenn die Muttsr mit ihr gezankt hat, weint sie, daß er so früh hat sterben muffen. Er hätte bestimmt immer mit ihr gelacht. Sie meint sich noch ganz genau daran zu erinnern, wie schön«» war, wenn sie ihn abends mit der Mutter von d«r Bahn abholt« und sie dann übermütig Hand in Hand die schräge Straße herabliefen. Frau Limmer spricht häufig davon: aber Ursula besinnt sich noch auf Einzelheiten, die Sie Mutter vergessen hatte.

Wetmfche als IfüwSiker

Jim neuen Striefen

In di« Zeit der schwärmenden Jugend, der Wagner-Verehryng Bich des eigenen Musikschaffens Nietzsche? führen uns zwölf s«lN«rBrt«feanein«nIugendfreund,die Walter Krug tn der neuesten Nummer derSüddeutschen Monatshefte" ver- öffentlicht. Der junge Nietzsche hatte mit dem Vater des Heraus­gebers, Gustav Krug, in Naumburg enge Freundschaft geschlossen. die durch ihr« gemeinsame Liebe zur Musik zusammengehallen wuvde. Krug war schon früh ein begeisterter Berehrer Wagners: daher hielten die Freunde die für Wagner eintretendeZeitschrist für Musik" und schafften sich im April ISöS de» Klavierauszug des Tristan an, woran sich Nietzsche noch im Herbst dankbor erinnert, wenn er schreibt:Don dem Augenblick, da es einen Klaoierauszug de»Tristan" gab, war ich Wagnerianer." In den Briefen an den Freund schreibt er einmal vom Tristan:Es ist ein grenzenlos groß- artiges Wert und verlecht dem Menschen dos höchste Glück, die höchste Erhabenheft, die höchst« Reinheft." Der erste der neuen Briefe stammt aus Leipzig , wohin Nietzsche noch seinem Einjährigenjahr zum Studium zurückgekehrt war.In der Vehaglichkeft meines jetzigen Lebens, das nichts von der Würde eines Staatsbeamten, noch von der unruhigen llnhäuslichkeit eines Studenten an sich Hot," schreibt er.empfinde ich den vollen Gegen- satz des verfloffenen Jahres. Wie anders war dirs, sage ich wir, als du noch voll Schauer in den Pferdestall tratst, aus dem dreckigen Ltd errangen die Stichel nahmst, halb Schapenhauer, halb den Unter­offizier im Herzen? Scheußliche Erinnerung' Nachbarin euer Fläschchen!" In dem nächsten Brief von IStzg schreibt er berefts aus der Schweiz als Basler Profeffor und n«nnt die bei Wogner tn Triebschen verbrachten Tageunbedingt die schätzenswertesten Resultat«" dieser Stellung. Ueber s«inen UmgangmitWagner schreibt er:Wieder Hobe ich einmal die letzten Tage bei meinem verehrten Freunde Richard Wagner verlebt, der mir in liebens- würdig« Weise das unumschränkt« Recht häufiger Besuch« erteill hat und mir böse ist. wenn ich einmal vier Wochen pausiert habe, von diesem Rechte Gebrauch zu machen. Du wirft mir nachsühleo.

was ich mit dieser Erlaubnis gewonnen Hab«: denn dieser Mann, über den kein Urteil bis jetzt gesprochen ist, das ihn völlig charakterisiert«, zeigt eine so unbedingte makellose Größe in ollen seinen Eigenschaften, eine solche Idealität seine» Denkens und Wollens, eine solche unerreichbar edle und warmherzige Mensch, lichksit, eine solche Tiefe des Lsbensernstce, daß ich immer das Ge- fühl habe, vor einem Auserwählten der Jahrhunderte zu stehen. Dazu war er jetzt gerode so glücklich, da er eben den dritten Akt seinesSiegfried" beendet hatte und im üppigsten Kraftgefühl eben an die Komposition derGötterdämmerung " schreitet... Das ganze Leben Wagner » ist durchaus patriarchalisch: die geistvolle und edle Frau von Bülow paßt durchaus hinein in diese ganze Atmosphäre: ihr l?at W. seine Selbstbiographie diktiert. Dazu wimmelt alles von kleinen Bülows, Elsa, Isolde, Senta, Siegfried usw., die in ihrer Gesamcheft auch eine Biographie Wagners bilden." Nietzsche berichtet dem Freund über seine eigenen Kom- Positionen. Nachdem er sechs Jahre langnicht mehr die Feder zu einem Notenkopf gespitzt," ist, wie er ihm am 17. Npvember 1869 mitteilt,inzwischen ein sonderbare« Opus fertig geworden, gleichsam aus der Luft gefallen. Das erste Motiv war nur, etwas von meinen früheren Sachen vierhändig zuzurichten, so daß ick? cs mit meinem Kollegen Overbeck zu spielen vermöchte. Ich verfiel aus jene Silvesternacht ": ober kaum l?ott« ich da? Notenpapier gelaust, so verwandelte sich alles unter meinen Händen, und von dem ersten Takte an ist es etwas völlig Neues geworden. Der lange Titel dieses vierhändigen Satzes, deffen Ausführung zwanzig Minuten dauert, lautet:Nachklang einer Silvesternacht, mft Prozessionsli-d. Bauerntanz und Mitternachtsglocke." Im übrigen bin ich jetzt, wo ich das Werk hinter mir habe, fast auf den, srüheren Punkte und Lenk« nicht daran, weiter zu komponieren: wsxholb ich sagte, diese Kom- Position sei au? der Luft gefallen." Weiter bekemtt cr:Was tat es und wem schadet es, wemr ich mich alle sechs Jahre einmal durch «ine dionysische Weis« von dem Banne der Musik freikause! Denn so betrachte ich dtejeu musikalischen Exzeß als einen Freibrief. E»

ist ein Nachklang, auch für me'uw musilalische Lebenszeit, sin Mlvesternachkloag aus einem Musikjahre." In einem späteren Briese heißt es:Dieses innere ruhig beseligte Glück, aus dem die Kunst herausströmt, steht nicht in unserer Macht, folgt nicht unseren Wünschen sondern fällt unerwartet hier und da eimnal vom Himmel in unseren Schoß." Cr bittet den Freund, seine Komposition seiner Mutter und Schwester vorzuspielen, damit sie eine Vorstellung davon erhalten. Seine Musikschöpfungen erscheinen ihmgleichsam als ein Opfer auf dem Zlltar unserer Iugendträume. Dos ist nun vorbei. Es war auch hohe Zell , ein« so wild gewordene Ranke ab- zuschneiden". Streng geht er mit diesen Arbeiten ins Gericht:Ich gerate in wahrhaft skandalöser Weise in» Phantastisch-Häßliche, ins Ungeziemend- Ausschweifende. Solltest Du fürManfred" ein« wirk- lich« Art von Neigung haben, wie Dein Brief gütig genug war zu versichern, so warne ich Dich ganz ernsthaft, lieber Freund, vor dieser meiner schlechten Musik. Laß keinen falschen Tropfen in Deine Musik- empfindung kommen, am wenigsten aus der barbarisierenden Sphäre meiner Musik. Ich bin ohne Illusionen jetzt wenigstens." Er rät dem Freund«, sich lieber an seineGeburt der Tragödie " zu hotten, mit der er seine Lausbahn als Schrifffteller beginnt. f rna SBüfing: S>er SürßUche In einer kleinen Stadt fürstlichen Angedenkens gehen täglich spazieren er und sie. Sie sind Menschen mft normaler Geburt» normalem Lebenslauf und mft einer kleinen Rente von irgend woher. Mithin sind sie in höchstem Maße begabt zum echten» rechten Spießertum. Der tägliche Spaziergang dient der Verdauung, der Erholung, der Bejrtedigung der Langeweile und der Anregung der Neugier. Sie gehen durch den herrlichen fürstlichen Part. In ihm fft jeder Baum eine wettererprobte Gestalt für sich. Jeder Baum er« zähll seine Geschichte. Ilm sie abzuhören, braucht ein Mensch weder botanische noch GaschichtÄenntniss« zu besitzen. Aber er und sie kommen in kein Verhältnis zu den Bäumen. Sie gehen demutvollcn Gefühls unter ihnen, weil Fürsten die Bäume pflanzen ließen und ihnen das angenehme Schattenspenden befahlen. Für das Spießer- ehepaar sind die Bäum««den nur das oerchrungswürdig« lieber- bleibsel sürstlicher Huld. Nachdem er und sie tief Atem geholt und die Lungen vorschrists-- mäßig und aus unanstößige Weis« voll Luft gepumpt hoben, be- trachten sie das Wildgehege. Dort füttert ein begeistertes Publikum. ob die Sonne scheint oder ob es regnet, ob Frühlingswinde säuseln oder Herbltstürme toben, Stande für Stunde die Hirsche- Das bedeutet für die Menschen Freude, wobei sie ihr eigenes Sich-Freude- Nehmen als«ine Betätigung ihres guten Herzens betrachten. Doch, was machts, eine solche Selbsttäuschung ist nötig für das Gros des Publikums sowohl wie für den einzekren. Auch dos bewußte Ehepaar geht an die umzäunte Wiese. Für ihn und für sie gibt es unter allen den Geweihträgern nur einen Hirsch, nämlich den weißen.Es gingen drei Jäger wohl auf di« Pirsch, sie wollten erjagen den weißen Hirsch." das haben er und sie vorschriftsmäßig in ihrer Jugend gesungen. Er mtt Brust heraus und frischem Kampfesmut und sie mtt züchtig niedergeschlagenen Augen, wie es sich anno dazumal für«in braves Mädchen ziemte, ein solches Lied voller Wildhett zu singen. Cr weckt also Kindhetts» crinnerungen bei ihnen, dieser weihe Hirsch. Und Erinnerungen vermischen sich bei ihnen mft Bewunderung. Sie bestaunen jedes- mal auf» neu« den fürstlichen ipeißen Hirsch und sagen im Brustton der UeberzeygungEine Hestall y»i« aus altgermantscher Helden- sage", obwohl der weiße Hirsch gaitz bestimmt nicht von den Rieten- Hirschen abstammt, mft denen sich unter« Dorfohren herumbalgten. Dann winken sie mit der Zuckertüte und während das Rotwild langsam der Lockung folgt, galoppiert der yxihe Hirsch heran. Ja. er galoppiert so regelrecht, daß ein Wachmann in dem berühmten Kauderwelsch seiner Sprache sagen würdeEr ist flüchtig". Der weiße Hirsch schlingt den Zucker hinunter, er ist gierig, er ist gefräßig. er ist futterneidffch. Das Spießerehepaar fft über den fürstlichen weißen Hirsch hcchentzückt. Wenn«in« vierzigjährig« Frau um chren Posten, da» heißt um ihrttagliches Brot,«rpittert kämpft, dann sagt das Spießerehepaar: Was will das hysterisch« Frauenzimmer, das ist doch nun einmal der natürliche Ablauf des Lebens, daß Jüngeren Ptajz gemacht werden muß". Wenn ein vierzigjähriger Mann und Familienvater immer ynd immer wieder versucht, irgendein« Sicherstellung für» Atter zu erlangen, dann sagt das Spießerehepear:Wer es bis dahin zu nichts bracht«, der wird es jetzt auch nicht mehr zu etwas bringen". Und wenn die arbeiten wollende, aber arbeitslos« Jugend ungebärdig nach Beschäftigung verlangt, dann sagt das Spießer- ehepaar:Diese Unbotmäß igtest fft der Fluch de? modernen Er- ziehung, man muß sich doch in di« Zeit schicken, die Jugend weiß ja gar nicht, wie schwer di« Gegenwart ist", Das Spießerehepaar fft in höchstem Maße angeekelt von dem allgemeinen Fullerneid der Menschen. Und er und si« füttern im fürstlichen Tiergarten den weißen Hirsch. Der droht, sobald ein Konkurrent naht, mft dem Geweih. Der stplze weiße Hirsch schlingt und frißt und oerschluckt zu guter Letzt das Tütenpapier. Keiner von den anderen Hirschen kommt heran und da? Spießerchepaar findet das in der Ordnung und ist entzückt pom weißen Hirsch. Draußen, nicht eingezäunt in einem fürstlichen Tiergarten, brandet und wogt das blutwarme Leben. In ihm ringen Existenzen und hoffen ideal gesinnte Geister, selbst den Spießer zur Bekehrung und zum vollen Verstehen de« Dasein» zu bringen. Aber warum? Mensch, kämpfender Mensch, wie kannst du so dumm sein und den Spießer für das Leben der Gegenwart gewinnen wollen? Sieh doch hin, er füttert im fürstlichen. Tiergarten den weißen Hirsch und oersteht nicht einmal die anderen Hirsche. Wie soll er j« die An- sprüche seiner Mitmenschen oerstehen und anerkennen lernen?

ver Lautsprecher als Polizist. Wenn die Besucher eines Kunst- museums in New Port den Auszug verlaffen, der sie in die Aus- stellungsräum« bringt, ertönt eine Stimm«, die laut und deutlich bittet, daß der Besucher sich in«ine aufliegend« Lffte eintragen möge. Da niemand zu sehen fft, sind manche Personen zunächst etwas ver> blufft; es handelt sich indes in diesem Falle einfach um einen Laut- lprccher, der mil einem Apparat, einem sogenannten.�lektrffchen Auge", in Verbindung steht. Sobald ein Besucher, ahne daß«r es selbst bemexkt, durch'd«n Lichtstrahl geht, der durch diesesAuge" kontrolliert wird, ertönt sogleich der Lauffpreche?. Man will derartige Apparate nun auch als Schreckmittel für Einbrecher be- nutzen, die etwa durch«in lautesHände hoch!" erschreckt werden könnten, während gleichfalls ihre Amvefenheft durch«in elektrisches Signal angekündigt würde. Moderve Pögel. Daß sich die Vögel zum Nestbau der eigen- qrtigstev Materialien bedienen, ist schon lona« bekannt. Jetzt hat man in der Näh, von Gens, wo sich viele Uhrenfabriken beenden, cin Bachstelzenpaar beobachtet, da» blinkende Gegenstände aus dem Kehrichthaufen zum Nestbau sorttrug. Nach einiger Zeit sah man in dem Baum« nach und man entdeckte ein Nest, das ganz aus haarte inen Stahllpänen bestand. Das Nest fft dem Genfer Museum für 4u*imnifunhfi itzfiormtfftell OOl&ßrt.

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