Jllexander von Sarher lTlafoch: Wiollche 9gel kaufi ein lahmes ZPferd
Wach einem SEigeunermoliv ersähü
2ne verdammte Dürre mar daran schuld. Denn da es seit Wochen nicht geregnet hatte, staubte die Straß« so, als Lupujle rntt dem ominösen Gaul vorbeikam, daß Maische Igel schimpfend und verzweifelt zum Fenster stürzte, um es zu schließen. Dabei konnte er nicht umhin, einen Blick auf das Pferd zu werfen, dos Lupujle am Halfter lässig hinter sich herzog. Vor Igels Schenke machte Lupujle wie unabsichtlich halt, um aus seinem vielgeflickten Rockärmel einen Zigarettenstummel hervorzukramen, einen unter den vielen Stummeln, die dort verborgen waren. Lupujle hielt seinen Halbzylinder, der keine Kveinpe hatte, gegen den Wind, um beim Anzünden geschützt zu sein. Er ließ sich Zeit bei dieser Pro- zedur. Ueberhaupt machte er den Eindruck, eines Menschen, der ruhig bis zum jüngsten Tage daraus warten kann, daß ihm das Glück in den Weg kommt. Unter seinem kugelrunden Schädel bog sich der Hals wie ein langer Stengel hin und her, um die richtige Einstellung zum Wind und Halhzylinder zu bekommen. Denn Lupujles oberster Leitsatz war: Brauch« nie zwei Streichhölzer, werm du mit einem auskommen kannst, und dieses ein« leihe dir womöglich von«inem anderen. Jetzt brannt« der Stummel und Lupujle setzt« sich wieder in Bewegung. Der Zigeuner Lupujl« war ein dürrer, ziemlich langer Kerl mit unverhältnismäßig großen Händen und Füßen. Sein eines Auge zwinkerte immer, als wollte es sagen: SSort« mir das Ende ab, ich bin nach lange nicht fertig.--- Der Gaul, den er so nachlässig hinter sich herschlcifte, sah beim flüchtigen Betrachten so aus, wie ein wandelndes Gerippe. Man glaubte, jenes sagenhafte Zigeunerpferd vor sich zu sehen, von dem sein Besitzer einstens ausrief: Jetzt habe ich ihm mit vieler Müh« endlich das Fressen abgewöhnt und da krepiert mir das Luder. Maische Igel, der noch immer aus dem Fenster seines Wirtshauses sah, mochte ähnliche Gedanken führen. Aber dann schien er bei näherer Betrachtung in dem Pferde geheimnisvoll verborgene Reize ivohrzunehmcn, denn«r rühmte sich, ein großer Pferdekenmnr zu sein. Tatsache war, daß er am benachbarten Marktflecken als großer Halsabschneider und gerissener Roßtäuscher bekannt war. Demnach spiegelten sich in seinem Schädel folgende Gedanken: Hm. hm.«i» zaundürrer, ungepflegter Krampen, der überdies hinkt'. Fünfzehn Gulden werde ich dafür geben. Aber hochbeinig und anscheinend nicht über vier Jahre? Man müßte das Gebiß sehen. Wer weih, zwanzig Gulden---? Er hinkt, das ist nicht zu leugnen. Aber, ober, was sehe ich? Do steckt ja ein Dorn untor dem linken Hinterhus? Igel, der bereits mit dem ganzen Oberleib aus dem Fenster hing, rief den Zigeuner an: .He, Lupujle, wohin willst du mit dem Gerippe?' Lupujle wandte gelangweilt den Kopf. „Nach dem Markt, wenn es Ihn«n so recht ist, Herr Wohl- täter." Jetzt trat Maische Igel vor die Türe. Er war ein kleines, schmächtiges Männlein und wühlte gcwohnheitsgemäß in seinem Prophetenbart. „Auf den Markt, sagst du", und er brach in ein hysterisches Gelächter aus.„Ihr werdet beide verhungern, eh' du die Mähre losschlägst", sagte er dann bedeutungsvoll. „Warum nicht gar?" meinte Lupujle, nach einem zweiten Zi. garettenstummel suchend,„es ist ein gutes Pferd, nur hinkt es, wie du sicher schon bemerkt hast, Herr. Aber sonst ein feiner Gaul, er hat mich dreißig Gulden gekostet." Maische Igel hieb sich mit beiden Händen gegen den Bauch vor Vergnügen. „Mir willst du das weismachen, du Landstreicher? Das ist ja der Urgroßvater oller Väter! Du kannst froh sein. w«nn du die Knochen und das Fell losschlägst, denn Fleisch kann ich keines zwischen den Rippen bemerken." Lupriste wandte sich entrüstet um. Er drehte den Kops des geduldigen Tieres zum Wirt hinüber und zeigte das tadellos«
Gebiß. Maische Igel trat jetzt näher an das Roß heran, würdigte es jedoch keines Blickes. „Weil du es bist, Lupujle, wlkl ich dtr fünfzehn Gulden dafür geben." Lupujje sperrte den Mund auf und markierte namenloses Er- staunen. .„Höre ich recht, Herr Wohltäter? Fünfzehn Gulden, sagten Sie? Fünfzehn, für dieses prachtvolle Tier? Ein bißchen Pflege und Futter und es wird der prächtigste Gaul daraus. Vier Jahre, wenn esAolt ist. Fünfzig Gulden. Keinen Heller weniger." Maische Igels freundliche Miene verriet nichts von seinen Ge- danken. Cr überlegte gerade:„Es ist wirklich ein junges Tier, es hinkt, weil«s den Dorn unter dem Huf hat. Der Schlaukopf Lupujl« hat den Dorn übersehen. Wenn ich den Dorn entferne, ist der KcrE unter Brüdern seine hundert Gulden wert." Laut aber sagte er: „Warte nur, warte, weil ich gerade heut« guter Laune bin, will ich dir fünfundzwanzig Gulden dafür geben." Lupujl« blinzelte nur unverschämt mit dem link«, Augenlid, wandte sich wortlos und setzte sich in Bewegung, den hinkenden Gaul hinter sich herschleifend. Aber jetzt war Maische entschlossen, zu taufen. Cr ging also neben Lupujle her, heftig gestikulierend, und wi«s noch einmal auf all« Mängel des Pferdes hin. Es sei ruppig und ungepflegt, die Flanken seien eingefallen und hier, in der Nähe des Schwanz- anfatzes glaube er beginnende Räude zu bemerken. „Fünfzig Gulden", sagte Lupujle, ohne stehen zu bleiben. ... Die Augenlider seien entzündet, der recht« Vorderhuf weise einen beträchtlichen Sprung auf und außerdem keuche es beim Atmen. „Fünfzig Gulden", meinte Lupujle unbeirrbar. Sic hatten sich bereits«twa liundert Meter von Igels Schenke entfernt und Maisch« Igel , der sonst so Besonnene, begann die Geduld zu verlieren. .Fünfundvierzig also, hier meine Hand, schlag ein, du Gauner!" „Legen Sie noch fünf zu,.Herr Wohltäter", meinte Lupujl«, „dann sind wir einig", und er machte Miene weiterzugehen. „In Gottes Namen du Teufelsbraten", sagte Maische. Er könnt« seinen Aerger kaum verbergen. Aber es war noch immer ein gutes Geschäft. Jetzt wandte Lupujle da« Pferd und marschierte an Igels Seite wieder bis zur Schenke zurück. Igel holte dos Geld, Lupujle zählte gewissenhaft noch, nahm die Geldstücke einzeln mit spitzen Fingern auf, probierte mit s«in«n Zähnen daran herum, ob sie wohl echt seien, wiegte mißtrauisch den kugelrunden Schädel hin und her und verschnürt« schließlich das Ganze in«inem alten Strumpf, den er bei sich führte. „Ich wünsche dir einen gesunden Schlaf, Herr Wohltäter", sagte er dann zum Abschied. Maische Igel hielt das Pferd an der Leine und sah Lupujle nach, dessen ljager« Gestalt auf der Landstraße immer kleiner wurde und sich, wie ihm schien, in immer größerer Eile entfernte. Später führte Igel das Roß in den Hof. Und nachdem er sorgfältig den Dorn entfernt hotte, ließ«r das Pferd von feinem Kutscher noch einmal auf- und abführ«». Dabei betrachtete«r es von der Seit« und, o Wunder! Das Pferd lahmt« ja noch immer. Ja, es schien ihm, wie er es so mit zornverdunkelten Blick«» be- trachtete, als lahme das Pferd noch stärker als vorher. Es war also nicht der Dorn und er hatte ein lahmes Pferd gekauft. Und es war bestenfalls zehn Gulden ivert. Nachdem Moisches Zorn vorraucht war. hob er kurz enl> schsassen den Dorn wieder von der Erde auf und steckte ihn wieder in den Fuß des Pferd«? über dem linken Hinterhus. Dann nahm er sein« Mütze und machte sich auf den Weg nach dem benach- borten Marktflecken— zum Pferdemarkt. Nach einer Weile schmunzelte«r wieder.
'Der rabiate'Verdi Unter den zahlreichen Tertdichtern, die Verdi während seiner langen Kompanistenlaufbahii beschäftigte, war Temistocle Solcra einer der geschicktesten und phantasievollsten, ja vielleicht derjenige, dessen Talent sich am besten den Wünschen des eigenwilligen Meisters anzupassen verstand. Man weiß, wie unendlich schwer es war, Verdi mit ein«m Libretto zufri«denz»st«llen. Mit Solera befreundete sich Verdi in Mailand , wo er bei Kapellmeister Laoigna Kontrapunkt und Komposition studierte. Ob- wohl noch blutjung, hatte Solera bereits«ine abenteuerliche Ver- gangenheit hinter sich. Er wurde auf Staatskosten in Wien erzogen und besuchte hier das Gymnasium. In Kürze nahm er Reiß- au» und ließ sich van«inem Wanderzirkus anwerben, in dem er eine Zeitlang als Kunstreiter und Arrangeur von Pantomimen Beschäftigung fand. Von den Behörden, in«inem ungarischen Grenzstädtchen aufgegriffen, wurde er nach Mailand geschickt und beendete hier seine Studien am Kollegium Longone. Solera war ein vielseitiger Mensch und brachte es bald schon sowohl als Dichter wie auch als Musiker zu einer anerkannten Stellung. Bereits sein erstes Libretto, das er für Verdi schrieb, der„Oberto ", ließ eine kräftige Gefta/tungssähigkeit erkennen, und„Nabucco " wurde nicht nur zu einem Triumph für den jungen Komponisten, sondern wußte auch durch das gelungene Textbuch besonders zu packen. Sofort nach der Erstaufführung dieses Werkes machte sich Verdi an die Kompositum einer neuen Oper,„Die Lombardi", zu der ihm wieder Solera d-n Text geschrieben hatte. Natürlich, wie dies bei Verdi nicht anders zu denken war, erschien ihm dos Libretto in zahlreichen Punkten verfehlt und er zwang seinen Freund zu fortwährenden Abänderungen. Eines Tages— fein Biograph Mantovani hat uns diese Epi- sode überliefert— erschien Solera bei Verdi und fand ihn unzn- frieden und aufgeregt: das Duett zwischen Sopran und Tenor gefiel ihm nicht mehr. „Man muß es ändern", ereifert« sich Verdi,„von Grund aus ändern!" „Gut, gut, wir werden schon sehen..." antwortete Solera ausweichend. „Ja, wann denn?... Ich brauche«s doch sofort!" „Sofort? Das wird wohl schwer sein, denn ich bin jetzt absolut nicht in Stimmung." „Ich gebe dir zwei Stunden Frist", dekretierte Verdi mit un- «rbittlicher Beharrlichkeit:„du mußt mir aber versprechen, bis da. hm mit der Sache fertig zu sein." Was blieb dem armen Librettisten übrig, als sich dem Will«n seines stärkeren Kompagnons zu fügen. Verdi nahm ihn auch un- verzjigltch beim Wort, setzt« ihn an den Schreibtisch und entfernt« sich dann aus dem Zimmer, wobei er es nicht unterlieh, den
Schlüssel mit besonderer Sorgfalt im Schlosse umzudrehen. Di« ganze Szene war so rasch vor siä, gegangen, daß Solera gar nicht Zeit gehabt hatte, ihren Ernst zu begreifen. Plätzlich mußte er zu seinem Erstaunen sehe», daß er in der Verdischen Wohnung ein- gesperrt und vollkommen ollein war. Er machte sich safart an die Arbeit und brachte auch etliche Verse mühselig zu Papier . All- mählich wurde ihm die Situation aber doch zu langweilig, und da sich der dichterisch« Fluß nicht einstellen wollte, begann er in der Wohnung cin bißchen auf und ab zu gehen. Beim Durchqueren des Zimmers fiel zufällig sein Mck auf einen Kasten, wo eine Batterie Weinflasehen im Hintergrund aufpoftiert war. Ganz selig über den gemachten Fund, holte er«ine von ihnen herunter und entkorkt« sie. Es war ein guter Tropfen, und Solera machte sich durchaus keine Skrupel, ihn wiederholt zu kosten, dies um so mehr, als er feststellen konnte, daß die Inspiration unter diesem Anreiz merklich jm Steigen war. Jeder Vers, der ihm aus der Feder kam, wurde mit einem Trunk begrüßt, während die Batterie auf dem Kosten immer stärkere Lücken aufzuweisen hatte. War«« da zu wundern, daß ihm die drei Arreftstunden wie im Nu ver- stogen? Als Verdi wieder eintrat, hatte er ein verständnisinniges Lächeln um di« Mundwinkel:»«in,«s konnte keinen Zweifel geben, auf der Stirn des Freundes strahlte die Aureole flammender In- fpirotion. Als er aber die Blätter ansah, die nach den ersten Versen nichts als nur ein Chaos unleserlicher Hieroglyphen auswiesen, da stutzte er einen Moment und trat betroffen einige Schritte zurück. Was lag denn dort in der Ecke, Flaschen? Jetzt war ihm freilich klar, welchen Ursprung die Inspiration seines Freundes hatte. Immerhin aber fand er unt«r dem Gekritzel, das dem airge- feuchteten Dichtergehirn entsprungen war, zw«i Zeilen, die seine Aufmerksamkeit erregten. „Der Wüst« endlos Gefilde Wird uns zum Brautbett dam, fein..." Er las sie mit lauter Stimme und wandt« sich befehlend an den Librettisten:„Weiter, du Faulpelz! Dollend«!" Der andere aber schaute ihn wie geistesabwesend mit seinen wemduseligen Augen an. Da sprang Derdi auf und diktierte mit vorgestecktem Zeige- finger den Rest der Strophe: „Als Liebesgesang wird ertönen Der Hyän« schauriges Schrei'»." Diese Zellen, di« ihm so kühn aufgezwungen wurden, rüttelten endlich den Dichter auf. Er umarmte seinen Freund, schrieb die Verse ab und nahm sie gehorsam zu sich. Später als sich fein Geist aufgehellt hatte, mußte er zugeben, daß sie geeignet waren, worauf sie endgültig dem.Lombardi'-Textbuch eingefügt wurden. L. M,
Sin unbekanntes Kolk Das Volk der Dzems gehört zu den unbekannten Bewohnern Aftikas, die sich bis jetzt allen Versuchen der Forscher, sie zu studieren und in ihren Lebensgewohnheiten zu beobachten, entzogen haben. Die Dzems find jedoch dem Schicksal nicht entgangen, von der Wissenschaft erfaßt zu werden. Eine französische Kolonialzeit-- schrift berichtet jetzt über dieses Volk, von dem man sogar die genaue Kopfzahl weiß: Männer, Frauen und Kinder zählen zu- saminen 3197 Menschen, die zwischen Kamerun und Mittelkongo einen verlorenen Winkel im tiefen Urwald bewohnen, iirnner darauf bedacht, daß man von ihnen keine Notiz nehme, im übrigen aber dem Fetischlsinus, dem Ackerbau und dem Fischfang ergeben. Sie machen sich nicht viel aus der süßen Batate, zeigen auch kein« be- sondere Vorliebe für Maniok und Erdnuß, sondern geben der Banane den Vorzug, die sich, wie ein Apfel in Europa , pflücken läßt, was darauf hinzudeuten scheint, daß die Dzems schlaue Leute sind und das wirtschaftliche Prinzip, den größten Effekt mit dem geringsten Aufwand an Kräften zu erzielen, erfaßt haben. Handel und Wandel sind Dinge, die ihnen«in Lächeln abnötigen: in Suanke erwarb im Jahre 1328 ein Dzem, der einzige seines Volks, ein Handelspatent. Er wurde deshalb von seinen Stammesgenossen»er- achtet. Fern der europäischen Zivilisation heiraten die Dzems ohne jedes Gepränge, und ihr Tanrtom dröhnt zu Ehren der künstigen Ehefrau, die keinen weihen Schleier, keine Orangenblüten, keine filbergestickten Schuh« und meistens auch keine Liebs kennt. Die Hochzeitssitten der Väter werden jedoch mit großer Gewissenhaftig- k«it gepflegt. Es ist einem Dzem oerboten, ein junges Mädchen seines Stamms heimzuführen. Er geht daher in die Nachbarschaft auf die Brautschau, und wenn er Gnade vor den Augen der Familie gefunden hat, begleitet der Vater oder der Onkel der Braut dies« bis zum Dorf des Bräutigams, der dann den zum Hochzeitsmahl bestimmten Hammel schlachtet, während dos Mädchen di« Hütte des künftigen Gemahls betritt. Di« Eltern d«r Braut sind gehalten, drei- mal im Lauf von vierundzwanzig Stunden Badewasser für die junge Frau herbeizuschleppen,«ine Vorschrift, die dem Reinlich- keitsbedürfnis der Dzems Ehre macht. Der Braut ist es verboten. das Feuer des Herdes brennend zu erhalten oder anzustecken. Fünf Tage lang dauert die Einschließung des Mädchens in der Hütte, und während dieser Zeit hat sie kein Recht, die Behausung des Mannes zu oerlassen, selbst nicht unter dem triftigsten Vorwand. Der junge Ehcmami dagegen widmet sich jeden Morgen mit Eifer und Hingabe allen Arbeiten, die der Haushalt mit sich bringt, eine Anstrengung. für die er am dritten Tag, an oem er endlich die Ehe vollzieht, reichlich entschädigt wird- Nach der Vermählung darf die Frau endlich dos Feuer berühren, nachdem sie es angesteckt und plötzlich wieder ausgelöscht hat. ä)ie Wiederkehr des Troubadours Der ungarisch« Kriegs minister General Gömbös hat«inen Besohl erlassen, nach dem die alte Einrichtung der wandernde» Sänger oder Troubadours wiederbelebt werden soll, um den patriotischen Geist zu stärken und die Lieb« zum Soldotenstand zu erhöhen. Seit den Togen des Königs Arpad haben die Sänger und Lautenspieler, die im Lande herumziehen, die sog.„Regös", in der Geschichte Ungarns eine wichtige Rolle gespielt: sie waren immer die Träger der Vaterlandsliebe und wurden von diesem musikalischen Volk hoch geehrt. In jenen fernen Zeiten bildeten die„Regös" eine eigene Zunft, nahmen an ollen Hofseftlichkeiten teil und durchzogen die Städte und Dörfer: sie wurden auch von manchen Gemeinden fest angestellt. Aus diesem Geschlecht der mittelalterlichen Spiel- lcute Hoden sich noch einig« in einzelnen Teilen des Landes bis in die Gegenwort erkalten, erscheinen bei den Festen in ihrer malerischen Tracht und lassen die alten Lieder, di« alten Musik- weisen hören. Nu» wird ihre Zunft zu neuem Leben erweckt. Die erste Gruppe von„Regös", die auf Grund des Befehls gebildet wurde, besteht aus acht jungen Musikanten, die von György Radnay. einem beliebten Sänger, geführt werden: dieser übt das Amt des Troubadours bereits feit zehn Jahren aus, nachdem die Besetzung seiner Vaterstadt Zlrod durch die Rumänen ihn zur Flucht zwang. Ein anderer moderner„Regö" war Lajos Laurissin, der sich in den letzten drei Jahren zu dem gefeierten Tenor der Budapester Oper entwickelt hat. Die neuen Troubadours trage-n die alte bunt« Kleidung: unter ihnen befindet sich ein Lautenschläger und ein Spieler des ungarischen Nationalinstrument» Tarogato . Sie veranstalten ihre Konzerte unentgeltlich in den Orten, nach denen sie das Kriegsministerimu beordert. Jeder der neuen Troubadours er- hält ein festes Monatsgehalt van 353 Pengö oder 250 Mark.
Das neust« Gesängni, der welk. Ehikago erfreut die Verbrecher- weit durch den Bau eines neuen, nüt allem Komfort ausgestatteten Gesängnisscs, das soeben seiner Bestimmung übergeben worden ist. Die Baukosten betrugen nicht weniger als 7,5 Millionen Dollar: das Gefängnis ist das größte der Union . Sein Grundriß ähnelt der Gestalt einer Telegrapheuftange, es besitzt nämlich vier parallele Quergebäud«, die durch unterirdische Gänge verbunden sind, um die Fluchtgesahr zu vermindern. Dos dazugehörig« Gerichtsgebäudc enthalt 14 Verhandlungssäle. Da aber in Amerika die Geschworenen oft tagelang festgehalten werden, bis sie sich auf ihr«n Urteilsspruch geeinigt haben, stehen jed«r Jury drei Zimmer mit zwei Bädern und einem besonderen Speisezimmer zur Beifügung. Die Zahl der Räume wurde deshalb aus drei bemessen, weil man in Zukunft auch Frauen als Geschworen« heranziehen will. Im Gefängnis be- finden sich 1302 Zelle» in 30 Gruppen, wie Besuchs-, Hospital-, Isolier-, Schuldner- und gewöhnliche Gefangene mellen. In jeder befindet sich eine Tirinkfontäne: Lifts sorgen überall für Bequemlich- keit, doch ist die Grundfläche der Zelle» nur 2,5: 2,6 Meter. Der Verkehr mit Besuchern geschieht durch«Ine mit splitterfreiem Glas bedeckte Oessnung, um Schmuggel unmöglich zu machen. Vom ge- panzerten Ausenthaltsraum der Wach« aus läßt sich«in langer Korridor übersehen. Will der Gefangene seine Zelle verlassen, un, den Waschraum aufzusuchen, drückt er auf einen Knopf: im Wächter- zimmer fällt die Klappe«ines Nummerkastens, dann wird die Zellen- tür auf weite Entfernung entriegelt und in g«öftnet«r Stellung fest- gehalten, nach der Rückkehr des Gefangenen wieder in der Lerne zugeriegelt. LÜr den Fall der Gefahr und während des täglichen gemeinsamen Essens im Tagesaufenthaltsraum können alle Türen gleichzeitig aufgeschlossen werden. Di« Zellen sind feuersicher, die Gitterstäbe undurchsägbar. Die Züchiuaq einer bitierfreien Lupine. Professor B a u r vom Forfckungsinstitut Müncheberg in der Mark ist«« gelungen,«ine bülerfreie Lupine zu züchten. Diesem Ergebnis ist um so größere Bedeutung beizumessen, als die Lupine wegen ihres bitteren, auf schädliche Alkalaide, insonderheit Lupinotoxin, zurückzuführenden Geschmacks bisher als Futterpflanze kaum Verwendung finden konnte. Die Lupine hat daher bis jetzt fast ausschließlich zur Grün- düngung gedient, während sich von der neu gezüchteten vitterfreien Lupine für di« Zukunft«ine beträchtliche Bedeutung für die Schweinemast und Rindviehzucht erhoffen läßt. Auch könnte uns eine für das Vieh genießbare bittcrfreie Lupine von der gegen- irzriWirtsi? hfthen(Sinfllhlf VQN