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Beilage

Freitag, 15. August 1930

Das Heidehaus

Ein Landschaftsbild von Erich Preuss

Der Weg führt an dem Kirchhof vorbei. Weißschimmernde Grabsteine und verwitterte Grabsteine, neue und vermorschte Holz­freuze sind um einen viereckigen Turm gestreut, dessen Fachwert. mauern ein schöngeschwungenes Dach frönt. Der Turm ist Leichen­halle, Spritzenhaus und dient der Feuerwehr alljonntäglich als Uebungsstätte. In die Wetterfahne ist die Zahl 1783 eingeschnitten. Rotdorn und Flieder duften sommerlich, die Strohdächer der Bauernhäuser verstecken sich in dem Laub der Linden und Eichen, die fast jedes Haus im Dorf beschützen. Auf dem Marktplatz steht Kaufmann Maad vor seinem Schaufenster, in dem Küchen- und Gartengerät, Reflameschilder, Seifen, Wäsche, Schlipse, Arbeitshofen, grüne Joppen und Anzüge unordentlich durcheinanderliegen und hängen. Wenn ich den Kaufmann Maad grüßen mill, gudt er weg.

Das geschieht nicht, weil er mich nicht leiden mag. Die Dorfleute fühlen sich als eine Familie, man fizt zu dicht zusammen, als daß man sich noch grüßen brauchte. Lehrer werden durch ein knappes God'n Dag", der Pastor durch ein leichtes Rücken der Kopf­bedeckung gegrüßt. Alles andere ist überflüssig.

Das Wasser der Aue gleißt in opalisierender Bläue. An der Wasche spülen Frauen Leinen; im Geflecht des Grases, roten Klees, zwischen Wasserschierling und Bergißmeinnicht weiden Gössel. In der Kegelbahn des Gasthofs zum Anter übt die Musikkapelle zum demnächst stattfindenden Schüßenfest.

Links und rechts liegen Felder, Frauen und Mädchen trauten zwischen den Erbsen und Bohnen und setzen Erbsbusch ein. Dann biegt der Weg in den Wald, das schimmernde Weiß, das zarte Grün der hochragend- schlanken Birken vermählt sich mit dem Olivengrün der Kiefern.

MIT

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Miß Brown in Berlin

SEHD2 Ein Wiedersehen mit Amerika ЯFHD23

Amerika liegt hinter mir. Die Trampfahrten durch den nord| amerikanischen Kontinent sind nur noch Erinnerungen. Doch es ist nichts daran zu ändern: die Dantees fallen mir in diesen Sommertagen auf Schritt und Tritt in die Augen. Ein Blick auf Gestalt und Kleidung genügt, um den Typ zu erkennen. wohl besser: Berlin hat mit Erfolg den Strom der alljährlich nach Die Amerikaner haben sich den Kurfürstendamm erobert, oder Europa ziehenden Babbits" aufgefogen.

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Denn es gehört nun einmal drüben zum guten Ton, auch auf der anderen Seite des Ozeans gewesen zu sein.

Als ich einem Berliner Freunde erklärte, ich würde gern mal diese durch Deutschland , Frankreich , Italien und die nordischen Länder gehezten Cook- Reisenden fennenlernen, um ihre Meinung und Eindrücke zu hören, schleppte er mich in das wirklich ganz amerikanisch aufgemachte Restaurant R.. Ich probiere an der Bar eine Malted Milt für den ganz abnormen Preis von 1,40 Mark( in USA . 15 Cent), hatte eine fast wirklich echt aussehende Migerin fennengelernt, die mich sogar englisch ansprach; aber dieses Lotal ist so rein amerikanisch, daß man dort, wie überall in den Ver­ einigten Staaten , feine halbrohe Mahlzeit herunterschlingt und wieder hinausstürzt.

,, Nun, dann auf zu Rempinfti," sagte mein Freund ,,, denn auf den Rummel und diese Reflame fallen sicher die jungen und alten boys and girls" herein."

Tango hin. Ich nehme mir ein Herz, stehe stramm und fordere die Kleine am Nebentisch auf: Gestatten Sie?" Große Augen sehen mich fragend an:" I beg your pardon."( ,, Berzeihung.") Nun kommt der entscheidende Augenblid. In möglichst bester Betonung frage ich: ,, May I have a dance, please?"( ,, Darf ich Sie um einen biegen fich die Körper nach den sehnsuchtsvollen Klängen. Tanz bitten?") Erstaunen, Lachen, dann: ,, O yes" und schmachtend

,, Wo sind Sie her?" werde ich gefragt.

,, Aus Deutschland , aber ich war über ein Jahr in Ihrem Lande. Kennen Sie den Broadway?"

reicht, wollen wir New York auf dem Heimweg betrachten. Wir ,, No, ich komme von Minneapolis . Wenn das Geld sind Rollegegirls, verdienen uns selbst das Studiengeld, eine Stiftung ermöglichte uns diese Reise. Morgen fahren wir weiter, nach Kopenhagen ."

Ihnen gefallen?" Meine Frage: Wie lange sind Sie in Berlin , wie hat es

diesen schönen Play." Antwort: 3mei Tage, ich liebe diese Stadt und besonders

So sehen sie Europa : Möglichst viel, nichts gründlich, ohne jedes Verständnis für die tiefere Problematik. Neuerdings ist es beliebt, sehr optimistisch von Deutschlands Wiederaufbau zu reden, ganz im Gegensatz zu unserer eigenen Meinung.

Eine neue Gesellschaft nimmt neben uns Plaz. Große Abend­toilette, tiefes Dekolleté, Perlen, Diamantenringe, der alte Herr im Smoking, ganz die Aufmachung für einen echt amerikanischen macht das, wir sind ja nicht im steifen USA . Diesmal frage ich Nachtklub. Ich betrachte meine zerfnüllte Flanellhose, doch mas

Es war Montag, halb neun Uhr abends. In allen anderen Lokalen noch gähnende Leere. Vor dent lichtüberfluteten aus Da... zwei braune Flecken bewegen sich: ein Bock schlägt wie Vaterland" hält Auto auf Auto. In der Wandelhalle ent­ein Berserker die jungen Stämme, ein Schmalreh äft. Sie sind so puppen fich lange Abendkleider, high school boys" im Sport in ihr Werk vertieft, daß ich ganz dicht breß und einige ältere, hager werfen sie beide auf, aber ich habe doch das klobige Gehörn ge mit dem sympathischen, grauweißen Haar. Dazwischen mengen sich gleich englisch, ein süß gezogenes Filmlächeln und wieder ist das

Leute aus der Provinz. Männer im steifen Cut oder dem unerläß­lichen, für alle Zwecke gleich guten ,, Blauen". Rundliche Frauen, meist sehr laut, sehr entzückt über diese Herrlichkeiten. Der dicke

erfte Wort: ,, Wer sind Sie?"

Ich gebe Auskunft, doch versuche mun auch selbst auszuforschen. Es ist die Tochter eines Banfpräsidenten in der Hauptstadt von

sehen und an der einen Stange die vierte Sprosse, die breite Schaufel erkannt. Jetzt verschwinden die braunen Gesellen in der Schonung, die weißen Blumen tauchen noch einmal auf, dann ist War das ein Bod! wie ein Pinsel ist das Stämmchen zerfasert. Teppich auf der Treppe fchluckt die Geräusche, man flüstert nur noch. reich. Nun zum Schluß nach Paris . Im September fährt die Ge­

nichts mehr von ihnen zu sehen.

aus den Wundmalen beginnt ein glasheller Saft zu rinnen und die Rinde hängt zerfetzt in spiralförmigen Strähnen herab.

Der Wald geht in Feide über, die spärlichen Kiefern sind an der Windseite fahl nun über den Hügel und da liegt das Heidehaus.

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Ich habe zu allen Jahres- und Tageszeiten auf dem Hügel gestanden. Von der Veranda des schmucken, grünen Häuschens fann man weit über Heide und Wald sehen. Vom Dorf winkt der Kirch turm herüber, an den sich die Häufer drängen.

Winterpel3.

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Ich habe bei Mondschein im Heidekraut gelegen, wenn das Käuschen geistert und der Heidesand fahl leuchtet. Ich habe im Morgengrauen die Spinnen beobachtet, wie sie in jedem Heidebüschel ihr Nek knüpfen, wie der Tau darauffällt und die aufgehende Sonne glitzernde Schleier aus den Spinnennetzen macht. Ich habe im Sonnenglast der Mittagsstunde die Kudusrufe gezählt, ich fenne die Heide braun, im rot- blaßlila Schimmer und im weißen Am schönsten ist es, wenn von zwei Seiten dunkle Gewitter­wolken heranziehen. Die Sonne fämpft gegen den Wolkenschleier jetzt dringt nur noch ein Strahl durch, der den Fimmel durch­schneidet und in der Ferne die Erde berührt jetzt ist die Sonne verschwunden. Der Wind fommt auf. Langfam fallen die ersten Tropfen. Der Himmel scheint sich die Sache noch zu überlegen: er zählt die Tropfen ab wie ein Geiziger seine Gelbstücke. Ich flüchte unter die Veranda. Die Steinplatten vor dem Hause sprenkeln sich dichter, die einzelnen Töne der Tropfen binden sich zum Geräusch des Regens. Aber er ist immer noch schwer, dieser Regen, unbeholfen, wie ein Mensch, der zu lange geschwiegen hat, um gleich flüssig reden zu können. Jeder Tropfen hält sorgsam Abstand von seinen Nachbarn. Endlich siegt das Kollektiv: nicht dieser oder jener Tropfen macht seinen fleinen Privatregen, sondern das Es regnet. Auf dem geteerten Dach der Beranda veranstaltet der Regen einen Tanz, der wie Maschinengewehrtaden flingt. Dann sind die Blize Leuchtkugeln und das Donnern Geschüßabschüsse in dem Schlachtenpanorama, das die Natur bietet.

Der Regen entfaltet immer mehr macht und scheint unerschöpf­liche Kraftreserven zu haben. Der Heidefard kann das Waffer nicht mehr schlucken, von Hügeln laufen Rinnfale herunter, verbinden sich, bilden Bfügen und suchen so die Erde aufzuweichen. Die auf den Tümpeln zerplatzenden Luftblasen sind Zeichen eines mit Berbiffen heit geführten Mineurfrieges.

Der Regen bildet eine Mauer, die das Heidehaus und mich von der Umwelt abschneidet. Ich hocke auf der Beranda und philosophiere.b

Schließlich ist der Sturmangriff vorbei, es werden fleine Nach hutgefechte geführt, die Stoßkraft des Regens schwindet, die Tropfen fallen zögernd und unsicher. Und zuletzt ist alles, wie es früher in unseren Schullesebüchern stand: die Sonne lacht wieder, die Amjet flötet und die Bäume schütteln sich das Naß aus den Zweigen. Die Natur ist erfrischt, der Ozon in der Luft ist zu merken.

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Als ich heute zum Heidehaus fam, hat ein Zettel an der Tür geflebt: Dieses Grundstück ist zu verkaufen. Näheres bei H. St., Hamburg und dann folgt eine Straße in Harveſtehude , dem vor nehmsten Biertel Hamburgs , wo jedes Faus zu sagen scheint: Sieh, was bin ich. Und erst mein Besitzer...!

Ich kenne den Verkäufer des Heidehauses nicht; aber ich stelle ihn mir als einen föniglichen Kaufmann vor, der jetzt soviel Geld gemacht hat, daß ihm das Heidehaus nicht mehr genügt; er wird feine Ferien zufünftig im Allgäu oder in Davos oder gar in 2legypten zubringen. Und der Käufer? Wird er das Grundstück einzäunen lassen und eine Tafel aufstellen: Zutritt verboten?

Ich habe überlegt: wenn dies und jenes Unternehmen gut aus­schlägt, kannst du dir das Häuschen kaufen. Vom Maurermeister im Dorf habe ich erfahren, daß der Bau 1500 Mart gekostet hat. Dies und jenes wird mißlingen, ich werde nie ein Heidehäuschen taufen tönnen. Es ist ein trauriger Abschied vom Heidehaus ge­wefen heute.

Schweigend, mit heimlichem Grauen, betrachtet man Kon­ftantinopel und flüchtet schleunigst rückwärts zum festlich be­leuchteten Wien . Ein Goulasch mit Heurigem ist dort nicht zu

verachten.

Der tollste Krach ist natürlich in Bayern , und die darüber­fiegende Bild west bar" mutet dagegen wie eine Andachts­tapelle an. Meist ist sie auch fast so leer.

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Im Rheinland " fißen die deutschen Spießer und freuen sich über das Gewitter, das sie ohne Regenschirm genießen können. Sprachen fündet ein Schild an Das Zentrum der Ausländer ist der Palmensaal. In drei

Rein Eintritt, nur 3 Mart Vorauszahlung auf den Verzehr. Hier kann man alles sehen. Die armen Revuemädchen müssen bald als Studentenliebchen, bald als bayerische Buam und Madels" oder als sesche Sportlerinnen auftreten. Italienischer Tenor, Saxophonsolo des Schwarzen vom wilden Westen, Tänzer, Komiter, Biolinkonzert, alles wild durcheinander. Dazwischen Tanz. Das Ganze nennt sich: Wir tanzen durchs Haus Vaterland"( 12 Bilder). Staunend, Zigaretten rauchend, ihre schlanken Körper hoch aufge. richtet, figen die Girls" bei dem in ihrer Heimat so sehr ver­mißten Wein oder Seft. Glücklich lächeln die Männer. Schmalzig legt die vorzügliche Jazzkapelle einen amerikanischen

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Texas . Seit Mai unterwegs: Finnland , Rußland , Italien , Defter­

sellschaft wieder nach Hause. Man reist unter Führung. ficht und fragt, in welchen Vierteln fie leben.

Sie wundert sich, daß sie nirgends in den Straßen Schwarze

,, Es ist schön, Europa zu betrachten," sagt sie auf meine Frage, aber zu enge, zu fleinlich, um immer dort zu leben. Es fehlt das Tempo." Ich versuche ihr flarzumachen, daß das, was sich Amerika leiften fann, in Europa oft unmöglich ist. Doch sie will und fann es nicht verstehen. Schließlich ist es auch fein Tanzgespräch. Gie macht mich mit ihren Freundinnen bekannt. Gegenseitiges: How do you do?" Miß Brown wartete vielleicht auf ein amouröses Erlebnis, etwa eine Mondscheinfahrt im Spreewald, so recht romantisch. Es tut mir leid, wenn ich sie enttäuscht habe.

Bor meinen Augen steigen die Reihen der schuftenden Neger in den Plantagen auf, die heruntergekommenen Gestalten der Wander- und Saisonarbeiter, und ich halte es in diesem Raume nicht mehr aus.

,, Good night", und ich flüchte zu meinen Träumereien von den

Trampfahrten durch die Prärie und zu der Erinnerung der dunklen

Küche, wo ich als elender ,, dishwasher" drei Monate lang nachts arbeitete und mich feine dieser eleganten ,, Ladies" auch nur eines Carl Möller. Blickes gewürdigt hätte.

Verbrecherverpflegung

Ein kolonisatorisches Kapitel/ Von J. R. Spinner

Ein großer Teil der amerikanischen Küstenstaaten und ganz.1 Australien sind durch Verbrecherdeportation ent standen. Wir wissen heute von den wenig glücklichen Versuchen der Franzosen , das Deportationssystem in Neukaledonien und in Guyana durchzuführen und erst fürzlich mußten wir erfahren, daß in Guyana beinahe ein Dritel der Deportierten einer Seuche er= legen find. Irgendeinen Grund mußte diese merkwürdige Diskrepanz zwischen englischer und französischer Deportation doch haben. Guyana und Neukaledonien sind noch immer Orte des Grauens und die englischen offenen Straffolonien von einst haben sich vollkommen zu vorbildlichen Normalstaaten umgewandelt.

Nicht zuletzt dürfte die englische Großzügigkeit bei der Behand lung des Deportationsproblems dabei den Ausschlag gegeben haben. Sie legten im Gegensatz zu den Franzosen mehr Nachdruck auf die tolonisatorische als auf die Seite des Strafvollzugs und er fannten, daß in einem großen Teil der Verbrecher übergroße, miß­leitete Energien schlummerten, deren Betätigungsdrang mur das richtige Feld fehlte.

Als zu Ende des 18. Jahrhunderts die englischen Kolonien in Amerita einigermaßen abgesättigt waren und die schon kultivierten Infassen sich gegen die weitere Aufnahme von Verbrechern sträubten, ging England daran, das Riesengebiet von Australien auf dem Deportationswege zu besiedeln. Bei den damaligen Seefahrtsver­hältnissen jedoch dauerte eine Ueberfahrt zwischen 9 Monaten und einem Jahre, eventuell sogar darüber. In weiser Voraus sicht, daß es keinen Sinn habe, halbverhungerte und elende Kolonisten auf solche Entfernung zu transportieren, um sie unterwegs zugrunde gehen zu lassen, ließ ihnen der englische Staat eine nach heutigen deutschen Verpflegungsverhältniffen beinahe phantastische Verfor gung zuteil werden.

Für die Dauer der Ueberfahrt nach Australien war als Ver­pflegung pro Gefangenen festgefeßt: täglich 3 Pinten Wasser und ½ Pfund Zwiebad, morgens zum Frühstüc: Reis mit Waffer und Zucker und abends ½ Pinte Porter( Bier). Tee und Kaffee konnte sich jeder aus eigenen Mitteln beschaffen Daneben trat aber ein tägliches Menu, das mit heutiger Gefangenentoft nicht verglichen alA werden fann:

Sonntag: ein Pfund Rindsbraten und Plumpudding. Montag: Schweinefleisch( Bötelfleisch) mit Erbsen. Dienstag: Ochsenfleisch mit Reis. Mittwoch: wie Sonntag.

Donnerstag: wie Montag.

Freitag: Ochsenfleisch, Reis und Budding. Sonnabend: Schweinefleisch.

Eine Pfundration Fleisch pro Kopf und Tag stellt eine Ration dar, die kaum ein kleiner Teil der Arbeiter sich heute zu leisten ver­mag, obwohl sie dabei relativ hart arbeiten müssen, von Gefangenen gar nicht zu reden.

In der Kolonie Neusüdwales angefommen, wo sie ar beiten und sich kolonisatorisch betätigen sollten, wurden sie von Staats wegen weiter verpflegt, indem ihnen die Nahrungsmittel zur Selbstzubereitung roh zur Verfügung gestellt wurden, und zwar pro Kopf und Woche:

7 Pfund Ochsenfleisch

5 Pfund Schweinefleisch( Pökelfleisch) 12 Pfund Mehl

2 Pfund Zucker und außerdem größere Mengen von Rar toffeln und frischem Gemüse. Außerdem stand jedem frei, sich weitere Bedürfnisse aus eigenem Erwerbe zuzulegen.

Die Zwangstolonisten haben sich denn auch in Australien in 100 Jahren in einer Weise entwickelt, die uns für den australischen Bundesstaat nur alle Bewunderung abringen müssen, der vielfach, 3. B. bezüglich der Todesstrafe. viel fortschrit licher ist, als das Muiterland. England hat es wirklich verstanden, in nicht fieinlicher Weise das riesige Australien durch Verbrecher von Botany Bay aus so zu kolonisieren, daß Australien heute ein beinahe vorbiblicher und vom Mutterlande fast unabhängiger Staat geworden ist.

Frankreich aber quält sich und die Deportierten in Guyanas Fieberhiße mit einem entseglichen bürokratischen Apparat und aus­gefuchten Mittelalterlichkeiten, ohne es irgendwie auf einen grünen 3weig zu bringen, weil es nie verstanden hat, in seinen Deportierten folonisatorische Instinkte zu wecken und sie durch anständige Ernäh­rung und Behandlung arbeitswillig und arbeitsfähig zu machen.

Ich überlasse es den Ernährungspolitikern, die Kalorienzahl des australischen Sträflingsfutters mit der des durchschnittlichen deutidjen Arbeitermenus zu vergleichen und möchte dazu nur bemerien, daß der klimatische Status Australiens , der ungefähr dem italienischen Klima entspricht, an sich eine geringere Kalorienbedürftigkeit bedingt. Auf jeden Fall zeigt das alles, daß das Ernährungsproblem für den Aufschwung eines Volkes von maßgebendem Einfluß ist, und wenn es sich auch um die letzten im Staate, die Verbrecher, handelt