Jiuri tRudolf WeubeH:
SmlemiUag auf dem£ande
Di« Wagen policrieu über den G�shof. Gerade begann die ,Ul>r vom Turm zu schlagen. E? war zwölf.' Di« chofleut« ver- schwanden in ihre Gutswohnungen, die Leute aus dem Darf« gingen hinunter zu ihren kleinen.Häusern mit dem Vorgarten und dem 'Stall auf dem Hof. Di« Knechte schirrten die Pferde nor den Erntewagen aus. Die Pferde liefen frei zur Tränke, ihr Fell glänzte. In den Ställen wurde Futter ausgegeben. Der Inspektor ging langsam in sein Haus. Eine Viertslstunde später saß olles beim Mittagessen. Im Dorf. In den Gutswohnungen. Beim Inspektor. Allen schmeckte es. Alle hatten Hunger, Hunger und Durst. Müde waren sie auch. Sie hatten noch eins Stund« Zeit, um die müden Knochen auf der Bettstelle auszustrecken. Doch die Frauen hatten innner zu tun. lind ältere Männer dengelten nach dem Essen noch ihre Sensen. Nur das junge Volk warf sich auf den Strohsack. Zu einem unruhigen Schlaf, der von unwilligen Blicken auf den Wecker unterbrochen wurde. Roch zehn Minuten. noch fünf. Man muh«ine Ernte mitmachen, um die Wohltat einer Minute kennenzulernen. Der Gutshof lag wie ausgestorben. Hühner wir stolzierten vor den Tennen. Eine Katze schlich träge über das Pflaster. Es war eine ganz stille, schwer«, heiße Stunde voll zitternder Span- nung. In den Ställen dampfte Müdigkeit. Sattes Behagen. Menschenstimmen flüsterten am Fenster verschlafen. Pantoffel klapperten. Eine Ziehharmonika klang auf. Don den Birnbäumen brachen in der Glut des Mittags die überreifen Früchte. Es war noch eine halb« Stunde Zeit bis zum lauten der Gut?» glocke. Dann würde es aus den Häusern de» Dorfes strömen zum Gutshof, Mädchen, Frauen, Männer, Kinder, die Knechte würden in die Ställe eilen, um die Pferde anzuschirren. Draußen warteten die Flügglmaschinen auf halbgemähten Feldern. Weite Flächen standen aufgebunden. Aus dem Haufe des Inspektors trat i«ßt ein junger Mann, der Eleve der schon früh um vier„Oltersdorfl* gerufen wurde. Es war fein erstes Lehrjahr. Es fiel ihm schwer. Jetzt warf er nach einen Blick über den Gutshof. dann schwang er sich auf sein Rad und fuhr los. Baden im Bach. Es schien ihm besser, als sich für eiriV halbe Stund« auf das Bett zu hauen und aus schwerem Schlaf geschreckt zu werden:„Oltcrsdarf! Sie fahren mit Peters Pferden aufs Feld!"' Fünf Minuten Weg zum Bach. Dort waren die Kleider rafch abgelegt. Was trug man jetzt schon im Sommer? Jacke, Hose. Ein Blick nach links, nach rechts, dann auch das Hemd runter. Er war vorhin zu faul gewesen, noch einmal in sein« Stube hinaufzu- laufen, um die Badehose zu holen. Nackt ging er ins Wasser. Es gab hier genug Büsche. Dann lachte jemand. Leise erst, verhalten. Es kam aus dem Busch dort. Es blitzte da etwas, er erkannte es schwimmend: dos Schutzblech eines Fahrrades, eines Damenfahrrades. Und dos Lachen war ein Mädchenlachen. Hedwigs Lachen. Hedwig war «in Dorfmädchen, das auf dem Gute arbeitete. Sie erhob sich jetzt, ihr schwarzweißer Badeanzug leuchtete im Grün des Busches auf, sie kam näher..Mahlzeit, Herr Oltersdorf!" lachte sie. Der Cleve war ein junger Mann, der noch rot werden konnte, nur sah man es nicht, weil«r wie ein Kanake van der Sonne verbrannt war. Lassen Sie mich jetzt mal raus," bat er verlegen,.ich habe meine Hose vergessen."- .Ach so!" lachte sie mit einem raschen Blick auf ihn,.ich Hab gar nichts gemerkt." Sie wandte ssch schnell zur Seit«, und der Eleve kam schnell au» dem Wasser. Hinter einem Busch zog er sich an.
Dann hatte et noch zehn Mnuten Zeit. Er sah sich nach Hedwig um, ober sie war nicht zu sehen. Doch sie schien sein Suche» bemerkt zu hoben, denn sie rief plötzlich aus dem Busch:.Ich ziehe mich nur an. Warten Sie, Herr Oltersdorf? Wir können zu- somme.n fahren.. Er legte sich ins Gras, und sie kam rasch hervor..Noch acht Minuten!" sagte sie...Meine Uhr geht ganz genau" .Acht Minuten," wiederholte der Eleve,.dann geht die Schin- derei wieder los." .Es ist doch schön? Herr Oltersdorf. ich habe die Erntezeit am liebsten." Hedwig lag long ausgestreckt neben ihm, die Arme unter dem Kopf. .Gefällt es Ihnen hier? Sie sind doch aus der Stadt?" .Warum soll es mir nicht gefallen?" fragte er leichthin. .Na, ich meinte nur so. Der Vorig«, nee, der Dorvorige. der ist schon nach zwei Monaten ob, heim, aus Nimmerwiedersehen. Das Essen soll auch gar nicht gut sein." »Weiß ich nicht. E? geht," murmelte er. .Donnerwetter!" fuhr er dann auf,.noch vier Minuten." Dann hotte er das Vergnügen, auf einen Wogen klettern und Korn laden zu müssen. Der Inspektor hatte es ihm cmgedeutet. Er mußte auch das lernen. Er sah Hedwig von der Seit« an. Die konnte Fuder laden. Was für welche! Da rutschte kein« Schicht ab! Jede Eck« saß. Er hatte etwas Angst vor dem Laden. .Drei Minuten," dachte er, auf die Uhr sehend. Hedwig atmete neben ihm. Sie drehte jetzt ihren Kopf zu ihm. Sie waren sich so nahe. Ihr Mund lächelte. .Küssen," dachte er wild, süssen." Sie fragte:.Was haben Sie denn?" „Nichts!" antwortete er finster. Er mußte an die Vorhaltungen des älteren Eleven denken. Sie hatten manchmal vor dem Einschlafen darüber gesprochen, über die Mädchen des Gutes..Nehmen Sie sich in acht, Olters- darf," hatte er gesagt,.mit einem Kuß fängt es an, dann wird so ein Mädchen faul bei der Arbeit und beim Deputat sollen Ei« dann schmuggeln. Fahren Sis lieber ein bißchen weiter ins Nochbar- dorf, wenn Sie mal was brauchen." .Noch eine Minute!" sagt« der Eleve, um. mit allen dummen Gedanken Schluß zu machen. Sie richtete sich schon longsam auf. .Kommen Sie nicht mal Sonntags zum Tanz?" fragt« sie. Sonntags zum Tanz. Uebermorgen schon. Mit Hedwig In der Nacht. .Dielleicht!" sagte er gedehnt. .Der Inspektor sieht es wohl nicht gern?" Ihr« Stimme klang spöttisch .Lümmert mich nicht!" meint« er verSchtlich. Auch er richtet« sich jetzt auf. Sie kam an ihm hoch. Sie standen sich gegenüber., Da läutete die Glocke des Gutes. Es mar hier»och zu hören. .Herrgott!" fluchte der Eleve. Er schwang sich aufs Rad. Fuhr los..Sonntag!" sogt« er noch zu dem Mädchen, das ihm nachsah und dann ebenfalls dos Rad bestieg. Der Inspektor stand schon vor der großen Tareinfahrt, als der Eleve ankam..Wo waren Sie denn, Oltersdorf?" fragt« er un- willig. Der letzt« Leiterwagen verließ eben den Gutshof. Die Kopf- tücher der Mädchen und Frauen leuchteten im Sonnenlicht über der Chaussee. Auf dem Rade fuhr der Eleve dem Wagen nach.
Sturz aus dem Himmel, die Klauen voran, verwegener Sturm, holsbrecherifchcr Uebcrfall-- und ein seliges Schaukeln in den Lüfte», mit dem Gefühl der Schwingen den Windhauch abtastend, Kreisen in Bergeshähe über der hingebreiteten Erde, schrill birst der Siegesschrci aus der Kehle-- und bain wieder ein sanftes Ausruhen auf dem Horst, die Flügeldecken wie«inen Mantel hängen lassend, die Nackenmähno sträubend, die Fcdcrschäste putzend mit dem Schnabel, den Bauch sich kraulend mit den Krallen, gleichwohl immer mit den starren Augen ins Ferne spähend-- so lebt ein Wler. Ich habe mein Boot unter dem Fischadlerhorst festgemacht, liege mnraschelt vom Schilfrohr unter der klotzigsten Föhre des Sees. Ihr Wipfel ist kahl und wie abgestorben, und darin hangt ein schwarzer Klunipen von Geäst und Knüppeln, der Horst, lieber den Nestrand lugen die beiden Jungen, den Kopf auf- und abruckend, kreischend zuweilen, fuchtelnd mit den noch unfertigen Fittichen. Die Alten schweben über dem Seespiegcl, das Weiß chrer Unter- feiten leuchtet wie Silber. Niejenbäume säumen das Ufer. Morsche Weiden sind ins Wasser gekippt und verfaulen, die Forstoerwaltung stört absichtlich diesen Urwaldzauber nicht mit Säge und Art. Adlerluft ist gefährliche Lust, keine mild« und laue, fondern wild und grob. Denn so zierliche Kreise die Böget auch in de» Himmel schreiben, so hormlos und herrlich sie erscheinen— in ihren Fängen lauert der Tod. Ein Ftschtod freilich nur. Jetzt stürzt einer der Allen wie ein Meteor in den See, die Krallen voran, klatsch!— das Wasser schlägt über ihm zusammen. Verschwunden bleibt er einen Augenblick. Dort nun taucht er auf, hebt die Fittiche, fliegt schon wieder, und in seinen Fängen zappelt ein Fisch. Dar Räuber schüttelt die Tropfen aus dem Gefieder, und stracks schnellt er dem Horste zu, landet bei den Jungen. Bon meinem Boote aus kann ich nick» sehen, was im Wipfel der mächtigen Föhre jetzt vorgeht, ob die beiden Jungen den Hecht, oder was es sonst ist, gemeinsam vertilgen oder ob nur einer das Fleisch von dev Gräten rupft und der ander« neidisch zu- schaut—, der alle Vogel streicht schon wieder olb. Aber ein Stärkerer als der Fischadler herrscht über den See. Der bricht plötzlich herein wie das Verhängnis, und wenn er kommt, ruft dos Haubentaucherweibchen seine Kücken zusammen und duckt sich mit ihnen ins dickste Röhricht: das ist der Seeadler. Er klaftert zwei Meter und fünfzig, und doch von hier unten habe ich keinen Anhall, keinen Maßstab, sein« Größe richtig einzuschätzen. Das gerade macht ihn so furchtbar: eben noch war er«in Punkt am Himmel, aber wie eine Granate fliegt er herab und bohrt acht Messerklingen mit den Füßen dem Opfer in den Leib. Und mit ruhigen Ruderschlägen strebt er saint der getöteten Ente davon. Das alles babe ich viele Male von meiivm Boot aus gesehen, es geht so schnell wie«in Spiel und ist doch bitter ernst. Ach, sie passe» wohl«cht wehr in unsere zahme Well, die Adler. Rur noch
im einsamen Mäsuren und an der entlegensten Ostsee haben sie in Deutschland ein« Stätte, wo sie ihre gewaltigen Schwingen frei über die unzähligen blanken Seen und die ins Unendlich« verblauenden Wälder spannen dürfen. Und hier ist noch ein Rest urtümlichen Tierlebcns erhalten, gänzlich abweichend von unserer sonstigen Natur. Wo Adler sind, da ist die ganze Tierwelt wie ins Mammut- zeitaller versetzt: nichts Schwaches und Krankes bleib! am Leben, olle Tiere sind entweder Meister im Sichverstecken, oder wehrhaft. Auch«inen Schreiadlerhorst fand ich in der Iohannisburger Heide, auch die Mäuse- und Froschfresser sind hier stärker als üblich. An Raubvögeln sind häufig drei Adlerarten und daneben der rot« Milan, der schlau schmarotzende und fluggewandie: aber die kleineren Bussarde und Falken werden nicht geduldet. Roiher und Krähen haben von Adlern weniger zu fürchten, der Dolchschnabel der einen und die Behendigkeit der anderen sind gut« Waffen. Der Seeadler greift ohne Umstände den Hafen und sogar das Rehkitz. Trotzdem ist das Wild in den Wäldern Mafurcns zahl - reicher als irgendwo. Es ist nicht wahr, daß die starken Räuber weggeschossen werden müssen, damit die anderen Tiere gedeihen. Hier ist für alle Platz. Drüben in einer alten Erle hockt der Seeadler, fast verdeckt von den Zweigen. Dort sitzt er täglich, von dem Ausfichtsbaum kann er de» ganzen See beobachten. Er sonnt sich und verdaut, strohgelb leuchtet der große krumm« Schnabel : steif wie ein Pfahl, reglos, verharrt der Adler, nur der Kopf wacht und wandert immer. Wenn er sich dann erhebt, spreizt er vorher di« Federn schwerfällig, denn mit seinem. Gewicht ist es nicht leicht zu starten. Die großen runden Flügel stellt er so geschickt gegen den Wind, daß er wie von selber mühelos dohingetrage» wird. Sein Ruf ist wie die Gischt des Meeres, wie der heulende Atem des Passats, und die Silbermöwe, die an den Küsten mit den Wolkenfetzen um die Wette jagt, sucht die Wogen mit ähnlichem Geschrei zu übertönen. Wo es geht, nimmt der Seeadler dem Fischadler di« Beute weg. Ein Raubvogel, der in den Fängen etwas tragt, ist so behindert. daß er einer Ueberrumpelung schwer begegnen kann, der Schnabel allein reicht als Ziertetdigungsmittek nicht aus. Sogar di« frechen Krähen Hetzen dem Adler nach, wenn er einen Fang durch die Lüste schleppt. So Hab« ich oft gesehen, wie zwei Adler umeinander wirbeln, wie der Angegriffen« mit den Schwingen Pestschenhieb« versetzt, wie er sich plötzlich in die Tiefe wirst—— es sieht sich vom sicheren Boot aus an wie Possen, nur eben, daß der Fisch in den Fängen sich noch windet, nur eben, daß der Seeadler vielleicht auch den Fischadler nicht schont«—, daß er ihn wie ein Huhn von dannen trüge, wenn er ihn erwischte. Hungrig klage» die beide» Junge» über mir auf dem Horst, ab
und zu kreuzt zu ihnen in schräg«? Fahrt rtn Wer urch hnagt Atzung. Auf entern Fuß sitzt der All« da oben auf dem Ast. die Zehen des anderen Fußes hat er zur Faust geballt, er pickt«tu«» daraus, nicht zu erkennen was. Und dann lüftet er di« Schwingen und stiebt ab, sein Schatten gleitet über den Wasserspiegel, höher schraubt er sich. Seine Augen werden bis nach Polen reichen, bis.zu den Türmen von Allenstem und Lotzen, und doch hat er gleichzeitig acht auf die riesige Föhre mit seinem Horst, und wem» ich mein Boot nur ein paar Ruderschlöge näher an den Baum brächte, schösse er plötzlich herab, seine Brut zu hüten. Gewiß, er täte mir nichts zuleide, selbst wenn ich versuchte, den Baum zu ersteigen. Der Fisch- adler fürchtet den Menschen, und auch der Seeadler traut sich nie so kühn an Ermachsene und Kinder, wie es die Märchen erzählen Aber ich will den schönen Bogel nicht vsrgrämen und beunruhigen und bleib« lieber vorsichtig im Rohr verborgen. Sonnenglut ist um mich. Tausend kleine Fische flitzen im Wasser. und die Luft über den dunklen Ufern Mert. Ich lege mich auf die Planken zurück und folge mit halb geschlossenen Augen dem Adler in die blendende Höhe,
Vranx Stüter: trahlkampf vor 2000 Jahren Die Ausgrabungen, di« in den letzten Jahrzehnten in Pom peji vorgenommen worden sind, haben gezeigt, daß das Leben in dieser Stadt viel« Vergleichspunkte mst der Gegenwart hat. Schon nor ZtM Iahren halle man dort Emrichtungen� d:« w-r gern als Errungenschaft einer neueren Zeit betrachten,«so haben d,e For. scher zahlreiche Wahlproklamatwnen zutage gefordert, aus denen hervorging, daß Pompeji mstten im Wahlkompf für den Gemeinde rat stand als es von dem Ausbruch des Vesuvs überrascht und be- graben wurde. Natürlich hallen di« Römer, denen Papier und Druckverfahren noch imbekannt waren, kein« Wahlplakat« in un serem Sinne. Sie pinselten ihre Aufrufe an di« Häuserwände. und dank der Lava, welche di« Aufschristen luftdicht abschloß, wir- ken dies« heute noch so frisch wie am ersten Tage Frisch nicht nur im stofflichen Sinne, sondern auch modern im Hinblick aus ihren InHost- So sind ganze Häuserfronten au den freigelegten«trotzen mit Wahlplatoten bedeckt, besonders die.Straße des ueberstussee scheint bei der Agitation der Parteien besonders bedacht worden zu sein._ Diele Plakate tragen am Kopf die drei Buchstaben ODS. was bedeutet:.Oro Dos Foeialls". Lch bitte Euch zu wählen." Freunde. Kollegen und Nachbarn legten sich mit oller Kraft für ihren Mann ins Zeug:.Stimmt für Manfa. Er war niemals betrunken." Ein anderes Plakat hebt rühmend hervo� daß.Julius �Flo- vius Sabinus ein weißes Schaf in einer schwarzen Herd« ist- .Wenn Ihr gutes Brot haben wollt, so wählt Cleontus Prisius." heißt es auf einem anderen Aufruf, oder:.linser Kandidat ist der Republik würdig. Er ist so bescheiden. Seine Loyalität ist gar nicht anzuzweifeln. Auch ist er freigebiger und bochberziger als alle ondersn. Wenn er gewählt wird, werden wir die schönsten Spiele und das beste Brot(pAnem et arcens-s!) haben. Sein« Jugend ist uns ein Unterpfand seiner Aufrichtigkell und seiner Tücht:gtei' Wähll ihn! Er zahlt gut. Stimmt dieses Jahr für ihn und er wird nächstes Jahr für Euch stimmen. Prvclmius ist ein lauterer Mann, und Photimus ist«in guter Mensch!" Die Plakatverbrester in Pompeji hallen keine leichte Arbeit. Zunächst kam es darauf an. sich einen Platz auf der Mauer zu sichern. War dies«? geschehen, so trat der.Wbator" in Aktion. Er grundierte die weiße Flache, die für-das Wahlplakat aui einer Mauer auserfeben war. Dann kam der.Seriptor". der Schreiber, dem bei seinem Werk der.Loternarius", der Leuchtentroger, helfen mußte, damit er auch in der Nacht seine Tätigkell ausüben konnte. Schon damals gab«s Männer, die langsam abgemessenen Schrittes Wahlplakate durch die Straßen trugen, schon damals wußte man um di« Wirkung von Bildern und Karikaturen. Hier sieht man den dicken Wanst des.guten Menschen' Photinius. dort als Gegen- stück das spindeldürr« Gerippe des.lauteren" Proclinius. Manch mal enthält das Wahlplakat nichts anderes als die Worte:„Er ist «in ehrlicher Mensch!" Das ist von einer nachahmenswerten Nüchternheit, die gar nicht im Einklang steht mst dem Beirieb, der vor und an Wahltogen in den Kneipen von Pompeji herrschte. Eine besondere Rolle spielten im pompejanischcn Wahlkampf die Frauen, obwohl sie kein Stimmrecht besaßen. Eine gewiss« Asillina unterzeichnete ein Plakat mit solgendem Inhalt:„Asillina hofft, daß jede Frau ihren Gallen veranlassen wird, seine Stimme dem Lucius Sccundus zu geben." Auf einem anderen liest man: „Die Kandidatur des Lucius Tirrenus wird von seiner treue» Großmutter warm empfohlen." Petronia und Stotia tun offen kund und zu wissen, daß sie, wenn sie ein Recht zu stimmen hätten, mir für Easelius und Albutius stimmen würden. Statia fügt mit Stolz hinzu, daß der Kandidat ihrer Wahl noch immer von der Masse der Wähler gewähll worden sei:„Was Statia will, will auch das Volk." Nur aus einem Frauenherzen kann ein so beweglicher Aufruf an die Wähler kommen wie dieser:„Wer gut und richtig wähll, wird der Liebling der Venus werden." Zur Empfehlung von Julius Politius sogt eine Ankündigung, der Kandidat sei so schön wie Apollo. Ucberhaupt befanden sich unter den Frauen, die am Ausgang der Wahl lebhaft interessiert waren, auch ver- bebte Damen, wie z. B. jene Animulo(Seelchen), welche die Wob- (er in rührender Unbefangenheit bittet, doch ja ihren geliebten Elau- dius zu wählen. In einem Punkt jedoch stimmt der Vergleich zwischen dem Damals und dem Heute nicht: im allen Pompeji ließen sich die Kandidoten nicht wählen, weil sie hoffen konnten, für ihre Mühe entschädigt zu werden: es ging ausschließlich um die Ehre, denn öffentliche Aemter wurden nicht bezahlt. Ganz im Gegenteil waren sie sehr kostspielig, nicht nur was die Borberellungen zur Wahl angeht, sondern auch die Ausübung des Amtes selbst. Der Er- wähll« ließ auf seine Kosten Brunnen, Wasserleitungen. Thermen. Tempel und Tribunale bauen, gab große Bankelle, unterhielt dos Volk durch zirzensisch« Spiele und mußte noch vieles andere tun, um die Gunst der Monge zu erhallen. Während der Wahlpropa. ganda soll er überoll zugleich sein und überall lang« Reden hallen, ..ohne zu schwitzen und zu spucken". Ferner rechnet« man darauf. daß er als Gewähller Handel und Wandel heben, den Kaufleuten große Einnahmen verschaffen, den Käufern aber zur gleichen Zeit große Ersparnisse ermöglichen würde. Kurz, auch in Pompeji hatten die Kandidaten im Wahlkampf und nach errungenem Siege es nicht leicht.
Von den an den Küsten Englands gefangenen Heringe» werden nur 3 Praz. in Britannien sechst verzehrt, während die übrigen 97 Prvz. exportiert werden. Neuerdings ist eine Moschine erfunden worden, die in einer Stund«'ZöOO Hering« entgrätet Di« Kladl Algier hat ihren Nomen aus dem Arobischen be- kommen; er bedsmet.Di« Insel»". Es wurden nämlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts vier Inseln mll dem Festland verbunden, wodurch der Anfang zu dem heutige« große» Hafen gelegt