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Hellmuth

Falkenfeld: Der wahre Auguftinus

Zum 1500. Todestage des größten abendländischen Kirchenvaters

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| entfetzliche Gerüche aus, was häufig zu Epidemien Berantafung gab. Bor jedem Hause erhob sich ein mehr oder weniger stattlicher Düngerhaufen, der Lieblingsaufenthalt der Hühner und Schweine, die ungestört darin herumwühlen konnten; wie sich denn überhaupt zu jener Zeit das Vieh mit Vorliebe in den Straßen aufhielt, die bei Regenwetter für Fußgänger schlechterdings unpassierbar waren und Sümpfen glichen.

Anderthalb Jahrtausende sind heute vergangen, seit der Bischof, nur erschüttern. Auguftinus aber hatte an den Erschütterungen mur erschüttern. Auguftinus aber hatte an den Erschütterungen Die erste Stadt, welche Versuche zur Befferung diefer unhalt­* Augustinus in dem von den Bandalen belagerten Hippo in Nordafrika   seiner ausschweifenden Jugend genug, er wollte eine Kirche be baren Zustände unternahm, war Brag, wir finden hier schon im starb. Der ,, heilige" Augustinus   ist immer noch eine der festesten Stützen gründen. Er, der das Wort gesagt hatte: Dem besser, er findet 14. Jahrhundert bescheidene Anfänge eines Straßenpflasters. In der katholischen Kirche  , gleichzeitig ist aber dieser Kirchenvater, dessen dich ohne Begreifen, als daß er begreift und dich nicht findet," Paris   bemühte sich die Obrigkeit ebenfalls frühzeitig, Wandel zu Werke in Mignes Sammlung der Kirchenväter 16 Bände füllen, schuf mit an der weltumspannenden Anstalt, in der es auf das Beschaffen, man verbot unter Androhung von Strafen die Ber­auch den von einem Auguftinermönch, von Luther  , geführten Pro- greifen gar nicht mehr ankam und das Finden Gottes obrigkeitlich unreinigung der Straßen durch Ausschütten von Unrat. König testanten ein Vorbild tiefer Religiosität, die Philosophiegeschichte geregelt wurde. Für die Sünden, die Augustinus   in seiner Jugend Johann II.  ( 1319-1364) griff persönlich ein, er befahl die Reinigung nimmt Augustinus   für sich in Anspruch es gibt laum ein Lehr- beging-besser für das Sinnenfeber, das ihn der Welt in die und Pflasterung der Hauptstraßen seiner Residenz und beauftragte buch der Logik, das nicht seinen Namen nennt, endlich ist Arme warf und das er, weil er darunter litt, Sünde nannte-, die Gerichtsdiener, jedes Schwein, welches sich auf einem öffentlichen Auguftinus einer der wortgewaltigsten Schriftsteller. Die Kcn müssen die Kirchgänger ganzer Jahrhunderte büßen, denen man Wege herumtrieb, ohne weiteres zu töten. Den Körper erhielten fessionen dieses ersten Psychoanalytikers werden in fast allen euro  - erzählt. daß der Mensch, der nach Adams Fall nur noch die Freiheit die Spitäler, den Kopf die Gerichtsdiener als Lohn für ihre Be­päischen Sprachen gelesen. Wer ist der wahre Augustinus? zum Bösen hat, auf nichts anderes zu seiner Erlösung hoffen darf, mühungen. Aber weder der Erlaß König Johanns noch andere, Alle Sympathie und Bewunderung, die dem gegen sich selbst als auf die Gnade. Eine Gnade übrigens, auf die nach Augustinus   die ihm in großer Zahl folgten, führten eine wesentliche Besserung chrlichen Schriftsteller auch der Freigeist entgegenbringt, darf nicht feiner, auch der Würdigste, ein Anrecht hat, sondern die Gott nach der Verhältnisse herbei; erst nach einer furchtbaren Bestepidemie darüber hinwegtäuschen, daß der wahre Augustinus nichts ist als der seiner Willkür verteilt. So tief also hat Augustins Zerknirschung entschloß sich der Magistrat, energisch durchzugreifen und die Ver­beste Machtbereiter der römischen Kirche. Berade auf das, was das Wesen Mensch gestellt, daß er sich sogat Gottes Billkür in der unreinigung der Straßen unter schwere Strafe zu stellen. Gleich­Augustinus als Menschen, Denker, Kämpfer unvergleichlich macht, Begnadung, die nur wenigen zuteil werden kann, gefallen lassen zeitig fing man an, die Hauptstraßen auf Kosten der Anwohner mit kann sich die Kirche berufen, der er sich am Schluß seines Lebens muß, ohne sich darum über angetanes Unrecht beklagen zu dürfen. großen Steinplatten pflastern zu lassen. Damit war schon manches mit Haut und Haaren verschrieb. In Augustinus   hat die katholische Alle Sympathie für die Erschütterungen, die Augustins Selbst gebessert und im Ausland sprach man voll Bewunderung von diesem Kirche den Kronzeugen dafür, daß ihr Fundament nicht nur auf biographie mitteilt, darf uns nicht darüber hinwegsehen lassen, daß unerhörten Fortschritt. In Wirklichkeit aber ließen die Verhältnisse casarischen Herrschaftswillen, sondern auch auf innerlicher Reli- die Last dieses Leidens auf die unschuldige Nachkommenschaft abge noch recht viel zu wünschen übrig, denn mitten in den Straßen giosität aufgebaut ist. Liest man Augustins ,, Befenntnisse", so fühlt wälzt worden ist, daß die Kirche, die nicht nur das Opfer des Ver- flossen die Rinnſteine, die bei warmer Witterung entsetzliche Gerüche man sich einem Menschen gegenübergestellt, der die Kunst seelischer standes, sondern auch das der Geistesfreiheit fordert, aus diesen verbreiteten und die Luft verpesteten. So blieb es bis nach der Selbstentblößung so zu üben vermag wie irgendein moderner Geist, tiefehrlichen und erschütternden Bekenntnissen die besten Steine für Revolution von 1789-1795 und erst im 19. Jahrhundert trat ein Rousseau, Tolstoi, Kierkegaard  , Dehmel. Das Wort Kierkegaards  , ihr Gebäude bezogen hat. Wenn Harnad sagt, die römische Kirche völliger Umschwung ein. daß der wahre Weg zum Absoluten durch die Verzweiflung gehe, sei in ihrer Geschichte gleichzeitig cäsarisch und augustinisch ge= auf wessen Entwicklung iäßt es sich besser anwenden als auf die worden, so läßt sich hinzusetzen, daß Augustinus   ihre Weltherrschaft von Augustinus  ? Freilich, der Vergleich Augustins mit seinen Nach besser noch stützt als Casar, daß dies große Gefängnis des mensch fahren, der doch ein ganz Eigener war, ergibt sofort den wesentlichen Geistes den besseren Mörtel dem Augustin verdankt. lichen Unterschied. Augustinus   wählte in der Verzweiflung über die Der wahre Auguftinus ist nur so zu erfassen: Sein Weg führt durch Seelennot des individuellen Daseins die Kirche, Kierkegaard   blieb wahre Auguftinus ist nur so zu erfassen: Sein Weg führt durch nur Gein zege durch en aufrührerischer Christ, Augustinus   stand in der Philosophie philosophischen Zweifel und seelische Verzweiflung nach Rom  , der seiner Zeit, Kierkegaard   stand gegen sie, Augustimus tam zu einem bis heute festesten Burg und Festung, die wider den freien Geist Resultat, dessen Dogmatit nichts zu wünschen übrig ließ: Kein Heil gesetzt ist. Wir können vieles in Augustins Schriften bewundern, außerhalb der Kirche verkündete er; Kierkegaard   sah alles Seelen- fönnen manches aus ihnen lernen, fönnen fogar manche seiner heil nur in der echten Leidenschaft des Subjetts und gab einem Erschütterungen nachfühlen, aber fein Jubiläumsfest darf den vor mit der Leidenschaftlichkeit der Unendlichkeit" betenden Heiden den urteilslos und selbständig Denkenden vergessen lassen, daß alle hier Borzug vor einem wortgläubigen Christen. Freilich Menschen wie bewunderten Gaben nicht der Vermehrung, sondern der Verminde bewunderten Gaben nicht der Vermehrung, sondern der Verminde Kierkegaard   fönnen wohl für das Christentum werben, aber Kirchen rung des Lichtes dienten.

Goethe im Urteil seiner Zeitgenossen

Zum heutigen Geburtstag des Dichters

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| ,, Wilhelm Meister  " bemerkt dieser Kritiker zum Schluß: Wer Lust hat, diesen Unsinn näher kennen zu lernen, der nehme das Opus zur Hand," und über Dichtung und Wahrheit  ": Die Schreibart ist im allgemeinen fade und matt. Er hat einen fleinen Vorrat von Favoritphrasen, die er bei allen Gelegenheiten zu Markte trägt." Goethe als Pyriter" wurde 1821 von einem Biener Gymnasial­lehrer Martin Spann in Grund und Boden rezensiert, und der Ritter Franz von Spaun   verging sich an ihm in den unflätigsten Ausdrücken, wie z. B. Ein Kranfer, der in der Fieberhize phan­tafiert, schwägt lange nicht so albern als der Goethesche Fauft." Bon einer höheren Warte aus sind immerhin die Angriffe gegen Goethe gerichtet, durch die die Männer des jungen Deutschland  " den Fürstenknecht und Volksverführer" zu treffen fuchten. Da ist der grobe und engstirnige Wolfgang Menzel  , der ihm Selbstvergötterung" und Kriechen vor dem jeweiligen Zeitgeschmack vorwirft, und als der größte unter den Goethe- Feinden Ludwig Börne  , der von ihm schrieb: Herr Goethe  , was ist das für ein Börne, der von ihm schrieb: Herr Goethe  , was ist das für ein Mensch! Welcher Hochmut, welche Hoffahrt! Jetzt läßt er alle seine Handzeichnungen, wie sie jeder aus seiner Jugend aufzuweisen hat, in Kupferstich erscheinen. Der verkauft noch seine Windeln spannen weise! Pfui!"

Wir feiern heute Goethes Geburtstag als eine Art National­feiertag, aber es gab 3eiten, und zwar, als er noch lebte, da murde diese Feier allerhöchsten Ortes mit Mißbilligung betrachtet. Es gibt eine Kabinettsorder König Friedrich Wilhelms III. Don Breußen vom 13. September 1826, in der getadelt wird, daß die Bossische Zeitung" die Feier von Goethes Geburtstag mit einem ganz unangemessenen Wortgepränge und mit einer Ausführlichkeit beschrieben, die nicht ausgedehnter sein könnte, wenn die Krönungs­feierlichkeiten eines Monarchen angezeigt würden". Der Zensor wurde angewiesen, dafür zu sorgen, daß von einem solchen Feit mur eine kurze Anzeige geliefert merde. Ueberhaupt ist der größte Deutsche von seinen Zeitgenossen durchaus nicht verwöhnt wordet, sondern hat viele Feinde und Gegner gehabt. Er selbst nahm das mit philosophischer Ruhe hin und hat einmal seine Widersacher in fünf Klassen eingeteilt ,,, in sofern sie aus Dummhe.t oder aus Neid oder aus Mangel an eignem Erfolg oder aus Gründen ab­weichender Denkungsweise sich gegen mich zur Wehr jetzten". Als ihm sein getreuer Verehrer Barnhagen von Enfe zum 28. August 1823 eine schöngedrukte Sammlung ,, Goethe in den Zeugnissen der Mitlebenden" vorlegte, da tadelte der Olympier, daß nur die freund lichen Würdigungen ausgewählt feien, und meinte, es wäre viel interessanter gewesen, wenn man ihn in den mißwollenden Zeug­nissen der Mitlebenden" dargestellt hätte. Daß Goethe nur das Schicksal aller Großen teilte, wenn er vielfach verkannt wurde, das Ernft Edgar Reimerdes: geht mit überwältigender Klarheit aus einer hübschen Sammlung

Der fluge Zeitgenosse" hervor, die Rudolf K. Goldschmidt demnächst

bei Niels Kampmann in Heidelberg   herausgibt und die schlechte

Kritiken über Berühmtheiten von Walther von der Vogelweide   bis Dichtergeneration, dem Kreise um Glem und um Klopstock  , als ein Zerstörer der echten Boesie angesehen, die sie gepachtet zu haben glaubte. Urteilte Klopstod doch noch 1800 über die Iphigenie: Es ist eine steife Nachahmung der Griechen. Und die Nachahmung beiseite, wie manche Redensart, die man taum zu Ende lesen tanu, wenn man vorlest! Und dann die Bildung des Verses!" Daß Friedrich II.   im Dichter des Göz" einen abscheulichen Nach ahmer" des ,, trunkenen Wilden" Shakespeare   sah, ist bei seiner rein französischen Bildung nicht verwunderlich. Aber auch in Weimar  , selbst unter den nächsten Freunden entstand ihm in Herder   ein strenger Kritiker, und seine Frau Karoline verstieg sich sogar zu der Aeußerung: So brav und gut Goethe im Innern ist, so hat er doch

zu Rilke zusammenstellt. Der junge Goethe wurde von der älteren

seinen Beruf sehr verfehlt."

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Der Werther" wurde in Sachen verboten, und zwar auf eine Eingabe des Leipziger Theologieprofessors Erneste hin, in der es heißt: Einige Gelehrte und sonst gesetzte Männer haben gesagt, daß sie sich nicht getraut hätten, das Buch durchzulesen, sondern es etliche Male weggelegt hätten. Da die Schrift also üble Im pressiones machen kann, welche zumal bei schwachen Leuten und Weibspersonen, bei Gelegenheit aufwachen und ihnen verführerisch werden können, so hat die Theologische Fakultät für nötig ge­funden, zu sorgen, daß diese Schrift unterdrückt werde." Der durch feinen Streit mit Lessing   bekannte Hauptpastor Goeze flagte: Welcher Jüngling fann eire folche verfluchungswürdige Schrift Yefen, ohne ein Bestgeschwür davon in feiner Seele zurückzubehalten, welches gewiß zu seiner Zeit aufbrechen wird." Ebenso wurden Stella" und Die Geschwister" von der Kritik als Höhepunkte der Unfittlichkeit verdammt, und über Hermann und Dorothea  " ur­teilte der Barde K. F. Kretschmann: Er hat Bossen nachgeahmt, aber nicht erreicht." Mit dem Bachsen des Goetheschen Ruhms traten dann wahre Monomanen des Goethe- Haffes auf, so z. B. der Bastor Busituchen, der in den Falschen Wanderjahren" den Wil­ helm Meister  " verspottete und Goethe als Symbol aller schlimmen Zeitströmungen hinstellte. Noch schlimmer ist die Schrift Boethe als Mensch und Schriftsteller", die 1823 unter dem Pseudonym Friedrich Glover" herausgegeben wurde. Da heißt es z. B.:,,Be­sonders auffallend sind die grammatischen Fehler, welche man in Goethes Schriften gewahrt. Ueberhaupt gehört er zu den Igno­ranten, welche den grammatifalijchen Unterschied zwischen dem Dativ mir und dem Akkusativ mich nicht fennen." Ueber den

zur Geschichte des Bürgersteigs

Wenn es auch schon im alten Rom  , in Pompeji   usw. besondere

Wege für Fußgänger gegeben hat und in mittelalterlichen Städten in her up the ganger egen Gehwege vorhanden waren, bie den Bürger davor bewahren sollten, im Morast stecken zu bleiben, so begann man doch erst vor 100 Jahren mit der Errichtung von Bürgersteigen in ihrer heutigen Gestalt. 1830 wurden in Paris   an den Häusern entlang die ersten Trottoirs( Gehbahnen) mit glatter Pflasterung und Bordsteinen angelegt, die eine strenge Trennung zwischen Fahrverkehr und Fußgängerverkehr herstellen und den Wagen das Hinauffahren unmöglich machten.

In Deutschland   hatte man nach den Freiheitsfriegen in großen Städten damit angefangen, eine Art von abgegrenzten Bürgersteigen zu schaffen, die mit runden, spigen Steinen gepflastert waren. Da das Betreten geradezu Balancierkunststücke verlangte und gleichzeitig eine Tortur bedeutete, wurden diese Gehwege von zarter befaiteten Fußgängern meist ängstlich gemieden. Die Pariser Neuerung fand auch in Berlin   noch im Jahre 1830 Eingang, auf die Initiative Friedrich Wilhelms III. hin traten an die Stelle der bösen Kopf­steine große Granitplatten. Zum nicht geringen Aerger der Haus: befizer, die zur Unterhaltung der Bürgersteige gesetzlich verpflichtet waren. In Anbetracht der hohen Unfosten setzten sie der Durch. führung der neuen Verordnung im Anfang den heftigsten Wider­stand entgegen; daher versuchte der Magistrat, ihnen die bittere Pille zu versüßen, indem er die Namen derjenigen, die das neue Pflaster hatten legen lassen, in den Zeitungen veröffentlichte. Aber das half nur wenig, denn viele Hauseigentümer waren einfach nicht in der Lage, die Kosten für das Granitplattenpflaster aufzubringen Deshalb beschloß der Magistrat, ihnen die Unterhaltungspflicht zu erleichtern, sie nur noch mit einem Drittel der Unfosten zu belasten und die beiden anderen Drittel durch eine neue Steuer( Hunde­steuer) aufzubringen. Nachdem man 10 Jahre hindurch die Bürger steige mit Steinplatten belegt hatte, ging man dazu über, fie zu asphaltieren, es dauerte jedoch lange Zeit, bis sich das neuartige Pflaster durchsetzte.

Vor Einführung der Bürgersteige befanden sich selbst in großen Städten die Straßen in einem furchtbaren Zustande und nur bei trodenem Wetter war es den Fußgängern möglich, ohne arge Be­schmutzung ihrer Kleider durchzukommen. Abgesehen davon, daß man eine reguläre Bepflasterung nicht kannte, fonnte von einer Straßenreinigung noch nicht die Rede sein. Jeder schüttete, was er nicht gebrauchte, einfach auf die Straße, die ein Sammelplay von allerlei Unrat war. Eine Kanalisation gab es natürlich noch nicht und die Rinnsteine, soweit sie überhaupt porhanden waren, strömten

Im Deutschen   Reiche herrschten während des Mittelalters auf den Straßen ähnliche Zustände wie in Frankreich  . In Nürnberg  begann man 1365 einige wenige Straßen, die Sümpfen glichen und zu Fuß faum noch passierbar waren, mit einem primitiven Pflaster zu versehen. Diesem Vorbilde folgte Regensburg   und einige Jahre später Augsburg  , wo unter Kaiser Sigismund  , der der Stadt die Erhebung eines sogenannten Pflasterzolls bewilligte, die Hauptstraßen ihr erstes Pflaster erhielten, nachdem man sich bis dahin mit einigen hölzernen Uebergängen und Sanddämmen neben den Häusern beholfen hatte. Um 1370 führte Breslau   in bescheidenem Umfang die Pflasterung der Straßen ein. Da die Gelder für die Herstellung des Pflasters manchmal fehlten, half man sich auf alle mögliche Weise, so zwang in Dresden   der Magistrat die Bauern, welche das ihnen zukommende Freiholz abholten, auf ihren Wagen jedesmal eine Fuhre Steine mitzubringen. 1561 begann man in Köln   mit der Pflasterung der Straßen und zwar wurde zunächst der Plaz beim Rathaus mit Steinplatten belegt. Erst viel später ging Berlin   daran, seinen Straßen ein würdigeres Aussehen zu verleihen; noch im Jahre 1624 bemühte sich Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg   vergebens, eine Reinigung der Straßen durchzusetzen. In seinem Antwortschreiben mies der Magistrat darauf hin, daß die Bürger ständig mit Feldarbeiten außerhalb der Stadt beschäftigt und nicht in der Lage seien, die Straßen zu säubern. Unter dem Großen Kurfürsten wurde etwas energischer durchgegriffen, man erließ eine Berfügung, auf Grund deren die zum Markt nach Berlin   kommenden Bauern auf der Heimfahrt den Straßenschmuz mitnehmen und vor den Toren ab­laden mußten. Allmählich trat eine Besserung ein und schließlich ging man dazu über, nach dem Vorbilde anderer Städte die Straßen mit einem Pflaster zu versehen.

Eine Spitzmauskaravane

Bei der Untersuchung eines Nestes der Feldspitzmaus wurde eine höchst eigenartige, völlig planmäßige Art von Jungentransport beobachtet: Eine wahre Prozession von Spizmäufen bewegte sich aus dem Nest, eine dicht hinter der anderen, die Mutter an der Spize, jede sich mit dem Maul an dem Rückenfell der voraus­gehenden festhaltend. Diese verblüffende Erscheinung fonnte bis zur Selbständigkeit der Jungen( am 23. Tage) beliebig oft hervorgerufen werden; man brauchte nur die Mutter mit dem Wurf aus dem Nest heraus in eine fremde Umgebung zu bringen. Unter dem Einfluß des Nestgeruches löste sich dagegen die Karawane alsbald wieder auf. Als Ursache für diese Karamanenbildung waren Störungen u Furcht zu erkennen. Unter dem Eindruck der Veränderung ihrer Umgebung ob sie sich ihnen nun in Gestalt von fremdartiger

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Berührung, von Geräuschen und Düften oder Kälte oder Näſſe

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entgegenstellten beißen sich die jungen stets an der Mutter oder an der nächsten besten angehörigen Spizmaus fest, im instinktiven

Bertrauen darauf, dann von der Mutter direkt oder indirekt be­förbert und an einen sicheren Blag gebracht zu werden. Und dieſer kindliche, erbliche. Trieb, der Mutter ins Fell zu beißen, äußert sich schon, ehe die Jungen mit ihrem zahnlosen Maul zu seiner wirkungsvollen Betätigung imftande find. Schon ein blindes Junges von fünf Tagen, das von der Mutter mit dem Maul in ein vor. läufiges, ungenügendes Versteck abgelegt wurde, fing sofort an, die Mutter von hinten zu umarmen und versuchte immer wieder, freilich erfolglos, sich beißend in ihrem Fell festzuhalten.

Temperaturkuriofa in hohen Luftfchichten Bis zu etwa 10 000 Meter Höhe rechnet man in der Luft die

sogenannte Troposphäre, in den Tropen sogar bis zu 16 000 Meter; jenseits dieser Grenze beginnt dann die Stratosphäre. Man hat nun teiten in diesen höheren Schichten festgestellt, über die in der Frank­mit den Registrierinstrumenten der Luftballone allerlei Merkwürdig­furter Wochenschrift Die Umschau" berichtet wird. Innerhalb der Troposphäre nimmt die Temperatur mit zunehmender Höhe ab; in furter Wochenschrift Die Umschau" berichtet wird. Innerhalb der Troposphäre nimmt die Temperatur mit zunehmender Höhe ab; in der Stratosphäre dagegen ist sie von der Höhe unabhängig; auch Tag und Nacht üben keinen größeren Einfluß aus. Besonders seltsam ist es, daß die Stratosphäre gerade über dem Aequator am fältesten ist, während ihre Temperatur bei wachsender geographischer Breite nach den Polen   hin ansteigt. Die Erklärung hierfür ist darin zu suchen, daß über den Aequatorialgegenden, die so stark durchsonnt find, in den höheren atmosphärischen Schichten weniger Ozon ent­halten ist als in den nach den Bolen zu gelegenen höheren Schichten. Das Dzon absorbiert mun in hohem Maße die Strahlung, die von der Erde und den niederen Luftschichten ausgeht; es wird aber selbst dadurch nicht wärmer, sondern strahlt die absorbierte Energie nach oben und unten aus. Daher steigt die Temperatur in den Schichten, die unter denen mit hohem Dzongehalt liegen. Da, wo am wenigsten Dzon ist, also am Aequator, wird auch am wenigsten Wärme aus. gestrahlt, und daher kommt es, daß die Stratosphäre über dem Aequator am fältesten ist.

Der älteste Baum Europas   ist die dreitausendjährige Eibe in Fortingall bei Loch Tan. Wenn alte oder historische Bäume hohl werden, werden sie bisweilen mit 3ement ausgegossen. Ber­modernde este werden auch häufig mit Drähten am Stamm be festigt.