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Unsere Marschkolonnen im Wedding

Die Sonntagskundgebungen der Berliner Sozialdemokratie

Bei gewissenhafter Berichterstattung ist es schwer zu sagen, damit die Polizei Maßnahmen, um Versammlungsstörungen zu ver welcher von den proletarischen Bezirken Groß- Berlins, die in der hindern, rechtzeitig treffen konnte. Als der Demonstrationszug unter letzten Woche durch große Umzüge zum Kampf für die Sozial- starter Beteiligung der Bevölkerung auf dem Marktplatz eintraf, demokratie aufriesen, am besten abgeschnitten hat. War es fand er diesen von Kommunisten besetzt, die auf einer Anzahl Neukölln oder der Kreuzberg , war es der Friedrichs- Laftautos aus Berlin gekommen waren. Von der sicheren Höhe hain oder der wedding? Ueberall stärkste Beteiligung, beste ihrer Autos fielen die Kommunisten mit den unflätigsten Be­Kampfstimmung, Bertrauen und Siegergewißheit! Und der Bezirk schimpfungen über unsere Genossen her. Ein wüster Lärm entstand, Prenzlauer Berg , der in dieser Woche einen großen Umzug veran- unsere Genoffen verlangten von der anwesenden Polizei Schu staltet, wird sicher nicht zurücstehen. der Bersammlungsfreiheit und Räumung des Blazes. Nichts ge­schah, weiter ging der Lärm. Nur der Besonnenheit unserer Ge­nossen ist es zu danken, daß es nicht zu einem furchtbaren Zu­sammenstoß tam. Als der Referent, Genosse Bürgermeister mieliz, Berlin , den kommandoführenden Oberlandjäger meister Dieter energisch ersuchte, das Stattfinden der Ber­sammlung zu ermöglichen, fuhr ihn dieser an:

Unsere Freunde vom Wedding hatten sich gestern trotz der glühenden Hiße zu einem imponierenden gewaltigen Demons strationszuge zusammengefunden. Bewundernswert, wie nament lich die älteren Parteigenossen und Genossinnen bei dem langen, mehr als zwei Stunden währenden Marsche bis zum Ende aus hielten. Die Weddinger Arbeiterjugend war natürlich wieder in ihrer schmucken Tracht vollzählig vertreten und vorne weg. Zu­sammen mit dem bewährten Weddinger Reichsbanner stellte sie die Musik. Der Zug ging, wie immer, wenn die Sozialdemo­traten Umzüge veranstalten, mitten hinein in die Gegenden, in denen neben zahlreichen Freunden der Partei auch die Gegner wohnen. Unter anderem wurden die Kolonie, die Freienwalder, die Swine münder, die Acker-, die Bad- und die Pantstraße aufgesucht. Wollten ,, nationalkommunistische" Häuschen durch lärmende Rufe die Kund­gebung stören, so wurden sie treffend abgewiesen. Hierfür liegt ja wahrlich auch genug Material vor! Waren hre Bemerkungen zu dummm oder zu unflätig, so antworteten unsere Weddinger mit Lachen oder verachtendem Schweigen. Es liegt den Sozialdemo fraten nicht, auf das Niveau der Nationalfommunisten herab­zufteigen. du Rotates spinnandi af die to

Nach der Rückkehr zum Brunnenplatz richtete Genosse Stadtrat Frank einen furzen, aber packenden Appell an die Genossen. ..Bir Sozialdemokraten haben teine Furcht vor Kommunisten und Hakenkreuzlern. Wir lassen uns aber auch nicht durch sie provo zieren. Bir missen, daß am 14. September der denkende Arbeiter, Angestellte und Beamte mur einer Liste seine Stimme gibt, der Lifte 1, der Partei der Schaffenden, der Sozialdemokratie!" Der 3. Kreis hat gestern für die Partei gute Werbearbeit geleistet.

Sozialistische Jugend wirbt.

A Das tausendjährige Städtchen Brandenburg stand om Sonntag im Zeichen der Jugend und des Sozialismus. Die Berliner Jungsozialisten hatten eine Dampfermerbefahrt veran staltet, an der auch viele Rote Fallen und Jungen und Mädel der Sozialistischen Arbeiterjugend teilnahmen. Am frühen Morgen schon fuhr der Dampfer ab, befezt mit über vierhundert begeisterten jungen Menschen. Ein Weld von roten Fahnen leuchtete in der Sonne. Die Inschriften der mitgeführten Transparente riefen zur Wahl für die Sozialdemokratie auf, und ihre Wirkung

WAHLT SOZIALDEMOKRATENUSTET

Propaganda am Lilienstein Am Fuße des Liliensteins in der Sächsischen Schweiz, unmitteĭ­unser Bild zeigt. Jeder, der mit der Bahn von Dresden nach Schan­bar an der Elbe gelegen, steht das Haus der Naturfreunde, das

dau fährt, fieht über die Elbe weithin leuchten die Wahlparole, die überall im Deutschen Reiche gilt: Wählt Sozialdemo.

traten, Liste 1!"

wurde durch geübte und sprechchorfreudige junge Kehlen verstärkt, die den begegnenden Wassersportfern die Wahl der Liste 1 ein dringlichst und überzeugend zur Pflicht machten. Gegen zwölf Uhr legte der Dampfer in Brandenburg an, geleitet von den Branden burger Genossen ging es zum Boltshaus, wo gemeinsam Mittag gegessen wurde. Dann formierten sich Brandenburger und Berliner zum Berbeumzug durch die Stadt. Im Volkshaus garten sprachen dann der Vorsitzende der Brandenburger Partei­organisation, Genosse Neff, und Dora Fabian für die Jung­sozialisten über die Bedeutung der Wahl. Bon der Spielgemein­schaft der Berliner Jungsozialisten wurde ein Teil aus einer Wahl­revue vorgeführt, in der mit Wiz und Geschick unsere Gegner der Lächerlichtet preisgegeben wurden. Bald mußte die Rückfahrt an­getreten werden, und noch spät in der Nacht schallte es mit un­gebrochener Kraft: Arbeiter, laßt euch raten, wählt Sozialdemo­fraten."

Den Sonntagvormittag benutzten auch die Parteimitglieder der westlichen Vororte, um im Barfrestaurant Süden de eine Werbe­fundgebung für die Barte: durchzuführen. Das Tambourtorps der Freien Schwimmer und der Männergejangverein Steglitz Friedenau leiteten die Rundgebung ein. Reichstagsabgeordneter Sturt einig hielt das Referat. En nationalistischer Bersamm lungsbesucher, der dauernd Zwischenrufe machte, wurde von dem Referenten gut abgefertigt. Auf jeben zwischenruf erhielt er jofort treffende Antwort, schließlich ging ihm der Atem aus und er türmte. Nach der Beendigung der Berjammlung bildete sich ein Propaganda­Nach der Beendigung der Versammlung bildete sich ein Propaganda zug. Mit mehenden Fahnen wurde durch die westlichen Vororte marschiert

Oberlandjäger verweigert Bersammlungsschutz.

Am Sonning veranstaltete die Sozialdemokratische Partei in Kyriz eine Wahldemonstration mit anschließender Bersammlung auf dem Marttytok. Die Berfommlung war lange vorons angemeldet,

..Belästigen Sie mich nicht, befchweren Sie sich über mich." 2lfte vertraute Klänge aus einer Zeit, die man längst überwunden glaubte, in der der Polizeibeamte seelenruhig einer Beschwerde ent­gegensah, weil er mußte, er befoment immer Recht. Alle Bersammm­lungsteilnehmer hatten den Eindrud, daß der Oberlandjägermeister die Störung der SPD. - Bersammlung mit stillem Bergnügen anjah. Zurufe aus der Bersammlung zeigten, daß man ihn in dieser

apnis 2017

mit Nazis verseuchten Gegend zumindest nicht für einen Feind Hitlers hält.

Rnrig liegt ja nicht so weit von Berlin entfernt, als daß ber Minister des Innern nicht einmal nach dem Rechten sehen könnte.

Mahnruf der Kriegsopfer.

Kriegs opfern Der Stamera unter ben Zinben seine Urauj­führung. Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen hat damit einen schönen organisatorischen Werbefilm hergestellt. Sein Vorsitzender Pfänd ner mußte in einleitenden Worten darauf hinweisen, daß die Deffentlichkeit den Krieg schon wieder viel zu sehr vergessen hat. Die furchtbaren Kriegsschäden aufzudecken, die Deffentlichkeit immer wieder mach­zurütteln, für die Opfer des Krieges einzutreten und den Bölfer­frieden zu erstreben, das sei auch eine der Hauptaufgaben des Films.

Der Film zeigte mustergültig die aufbauende Arbeit des Ber­bandes, der rund eine halbe Million Mitglieder zählt. Besonders start wirkt die große Bundesversammlung in Mainz , an der über zwanzigtausend Bundesmitglieder teilnahmen. Man sah den Ber treter der französischen Kriegsbeschädigten, Profeffor Grassin, der warme Worte für den Frieden sprach. Der Film zegt auch die aufbauende Wohnungsarbeit des Verbandes und seinen Einfluß auf die Gesetzgebung.

Ein guter Werbefilm, der auch fünstlerisch hinriß! Die grauen. haft geschändeten Körper bleiben in unauslöschlicher Erinnerung. Nie wieder Krieg! Dus brannten die ersten Bilder noch mehr als die erschütternden Zahlen tief in die Seele ein.

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Gefahren der Verhältniswahl

Mehrheitsbildung erschwert- Kommunismus und Faschismus hochgezüchtet

Zu der vom Reichsinnenminister Wirth veröffentlichten| sind, und bei einer anderen Wahltechnik von der Sozialdemokratie, Wahlreformvorlage erhalten wir grundfähliche Ausführungen ohne weiteres eingefapfelt oder aufgesaugt würden. vom Genossen C. Mierendorff, der als zweiter Kandidat Es bleibe auf Grund solcher Ueberlegungen ganz dahingestellt, auf der hessischen Cifte in den nächsten Reichstag gewählt bis zu welcher Grenze man bei einer Reform gehen soll. Aber daß werden wird. eine Reform notwendig ist, daß sie gerade von der Sozialdemokratie Genosse Klühs begründete seine ablehnende Haltung zu der nicht bestritten oder gehemmt werden sollte, dürfte daraus wohl Wahlvorlage( im ,, Borwärts" vom 20. August) damit, daß die hervorgehen. Mindestens die kleine Wahlreform, die die Abschaffung Sozialdemokratie grundsätzlich die Stimmobgabe anders auffaffe der Lifte und die Herstellung kleiner, möglichst auf einen einzigen als die bürgerlichen Parteien". Aber das ist nicht der Kern des Kandidaten abgestellten Wahlkreise verfolgt, ist im Interesse des An. Broblems. Es handelt sich nicht um unsere Auffassung von der sehens der deutschen Demokratie geboten. Was hilft es, wenn die Stimmabgabe, sondern um den politischen 3wed, der mit Sozialdemokratie dank ihrer porbildlichen Organisation ihren chen der Stimmabgabe verfolgt wird. Dieser 3wed ist in Charakter als politische Partei sich zu erhalten permag, wenn alle der Demokratie ein doppelter. Einmal soll mit der Stimmabgabe anderen Gruppen, die zwangsläufig als Partner für eine Mehr­die politische Willensbildung vollzogen werden, damit heitsbildung in Frage kommen, ihren Charakter als politische Partei flar wird, in welcher Richtung die Politik, d. h. die Organisierung immer mehr verlieren und zu Nichts- als- Interessenver. des öffentlichen Lebens, erfolgen soll. Gleichzeitig mit dem Bahlafttretung heruntersinken? Betrachtet man die Entwicklung des soll aber auch die Führerauslese erfolgen. Ein Wahlver. deutschen Parteiwesens, so ist der deutsche Reichstag, abgesehen von fahren, das diesen 3wed nicht völlig einwandfrei erfüllt, fann nicht der Sozialdemokratie, demokratisch genannt werden, auch wenn es äußerlich noch so demo. tratisch aufgemacht ist. Es steht außer 3weifel, daß gerade in diesen beiden zentralen Punkten, mit denen eine demokratische Staats­organisation steht und fällt, das bestehende Wahlsystemes handelt fich wohlgemerkt einzig und allein um die Wahl technit und feines. wegs um das Wahl recht, das in jedem Falle gleich, direkt, geheimlichere Rolle. Man dente nur an, Boltsvertreter" wie den Reichs und allgemein bleiben muß seine Aufgabe nicht oder nur sehr unzulänglich erfüllt. Die Ursachen der Funktionsstörungen, an denen die deutsche Demokratie heute so schwer leidet und die sich von Jahr zu Jahr sichtbar verschärft haben, liegen zu einem wesent­lichen Teil hier. Die Wahltechnik spielt eine

verhängnisvolle Rolle bei der Entstehung des Faschismus. Boraus schöpft z. B. der Faschismus in Deutschland heute seine Argumente? Sie beziehen sich sämtlich schlagwortartig auf die Lähmung des Reichstags, auf die Erfstarrung des Partei­mesens( Bartelismus") und die Mängel in der Führerauslese ( ,, Bonzentum"), alles Momente, die mit der bestehenden Wahltechnik in engstem Zusammenhang stehen.

Angesichts der starten Welle der bis zum lleberbruß gesteigerten Barlamentsmüdigkeit, die heute unverkennbar.meite Schichten des ganzen Bolles erfaßt hat, ist daher mindestens die Frage berechtigt: ob nicht durch Aenderung der Wahltechnik in gewissem Umfange body den Ursachen dieser antiparlamentarischen Abneigung begegnet werden kann, die auf die Dauer der Demokratie in Deutschland ge Kenner des italienischen Faschismus mit Deutlichkeit gerade auf fährlich werden muß. Dazu ist um so mehr Veranlassung, als die So nennt Genosse Hermann diesen 3ufamemnhang hinweisen Go nennt Genosse Hermann Seller in seinem bedeutsamen Buche ,, Europa und der Faschis: mus" unter den Krankheiten des italienischen Rechtsstaates", die zum Untergang der Demokratie in Italien geführt haben, ausdrück­lich nicht zuleßt das italienische Verhältnismahlrecht". Das Urteil dieses Staatsrechtslehrers wird um so beachtenswerter, wenn der Brattifer und Sozialist ihm beipflichtet. Genoffe Pietro Renni spricht in seinem erschütternden Buch von dem Todeskampf der Freiheit in Italien " immer und immer wieder von den chaotischen Mehrheitsverhältnissen, die das italienische Parlament in jenen gefährlichen Zustand der Erstarrung verjeßt haben, der dem Faschis mus psychologisch den Weg freimachte und sagt dann:

Dieses unter dem Proporz gewählte Parlament ist nicht leicht zu handhaben. Von allen Wahlsystemen ist das des Proporzes, trog seiner theoretischen Gerechtigkeit das schlechteste, nicht nur, weil es mit der liberalen und individualistischen Auffassung brich, die dem Parlamentarismus eigen ist, nicht nur, weil es die Bar­teien an Stelle der Abgeordneten jezt, sondern vor allem, weil es die Bildung einer Mehrheit außer. ordentlich erschwert und ihre Verschiebung fehr berlangsamt."

Genosse Friz Abler hat ebenfalls schon vor Jahren im Rampf" fein Urteil über das Verhältniswahlrecht dahin abgegeben, daß es zu politischer Stagnation und Versumpfung" statt zur Evolution führe. Die Wahlftatiftit zeigt, daß die deutsche faschistische Bewegung ihre parlamentarische Existenz vornehmlich dem bestehen. den Wahlverfahren verdankt. Hätte die NSDAP . 1924 nicht gerade noch zwei Mandate( in Oberbayern und Schwaben ) erhalten, so wäre sie damals von der parlamentarischen Bildfläche verschwunden, während sie mit Hilfe des heutigen Wahlsystems 12 Mandate befam auf Grund der in den übrigen 33 Bahltreifen gesammelten Splitterstimmen. Die Reichsliste spielt hierbei nicht die kleinste Rolle. Bei den Rommunisten wiederholt sich das Bitb.

The flarter parlamentarischer Einfluß wird zum Unglüd der Arbeiterschaft mit Hilfe des heutigen Wahlverfahrens fünfflich fonserviert. D

Bei ihnen stamemn fast 50 Proz. ihrer Stimmen aus der Sammlung ganz fleiner Splittergruppen, bie über bas ganze Reich verstreut

heute schon von einem unechten Ständeparlament nicht mehr weit entfernt.

Der Synditus und reine Verbands- und Gruppeninteressent ipielt in den Fraktionen des deutschen Reichstags eine immer pein­tagsabgeordneten Sachsenberg ( der nur als Vertreter der Luft interessen der Firma Junters qualifiziert war) und den Präsidenten des Deutschen Gastwirteverbandes und einen Bertreter der Kino­

Nationalsozialistischer Amofläufer.

3wei Gozialdemokraten niedergeftochen. Osnabrüd, 1. September. ( Eigenbericht.) In Bramfehe bei Osnabrüd wurde der Genosse kropp von dem 24jährigen Nationalsozialisten Peter Schmidt ohne besonde ren Anlaß erstochen. Ein Stich traf die Lunge, der zweite durchschnitt einen Arm an der Schulter fast vollständig. Der Arbeiter obter wurde von dem Unhold noch am Unterleib verletzt.

branche, die im letzten Reichstag als Abgeordnete im bürgerlichen Lager jaßen, Leute, die nur auf einer Liste mit durchgeschleppt merden können und für deren Eintritt in den Reichstag gerade die Barteiorganisation bei der Standidatenaufstellung ist auch in unseren Reichslifte in den allermeisten Fällen die Berantwortung trägt. Das Dominieren der Interessenverbände gegenüber der eigentlichen Reihen längst als schweres Uebel empfunden worden. Im Vorwort einer bereits 1924 erschienenen Broschüre( Das Reichswahlgeset"> hat sich Genosse Dittmann harüber deutlich ausgesprochen: hat sich Genosse Dittmann darüber deutlich ausgesprochen:

,, Die Erfahrungen, die alle Parteien dann aber bei der Auf­stellung der Kandidatenlisten haben machen müssen, dürfte das Schidsal der großen Wahltreise mit den langen Kandidatenlisten für die Zukunft entschieden haben. Berufs- und Interessengruppen aller Art bedrängen die Parteien, ihnen sichere Pläge auf ihren Kandidaten­listen einzuräumen, persönliche Einflüsse suchen bei der Kandidaten. aufstellung zur Geltung zu fommen, so daß die Parteien gerade in der Zeit, in der sie einig und geschlossen dastehen müßten, zur Beit des Wahlkampfes, von lähmenden Einflüssen durchwühlt und zersetzt werden. Im neuen Reichstag dürfte sich bald eine Mehrheit aus allen Parteien zusammenfinden, um eine Wahl. reform zu machen, die zwar an den Grundlagen des gegenwärtigen Systems festhält, aber seine bisher zutage getretenen llebelſtände möglichst beseitigt."

Es ist nicht bekanntgeworden, daß Dittmann seine Meinung geändert hat. Heute dürften ihm jogar sehr viel breitere Kreise ber Partei rückhaltlos zustimmen auf Grund der Erfahrungen, die sie ebenfalls in den verfloffenen sechs Jahren gemacht haben.

Wir betonen immer wieder, daß wir es als die Aufgabe der weiter zu entwickeln. Konsequenterweise müssen mir genau so Sozialdemokratie betrachten, die Republit zur sozialen Republik auch die

Fortentwicklung des demokratischen Inhalts der Weimarer Berfaffung

auf unsere Fahne schreiben, um so mehr, wenn die demokratische Organisation des neuen deutschen Boltsstaates, wie deutlich zutage liegt, burchaus noch nicht ideal genannt werden kann. Es erscheint

undenkbar, daß die Sozialdemokratie bei der Frage der Neu gestaltung des Bahlverfahrens, die in diesem Zusammenhange eine große Rolle spielt, eine fonservative Haltung einnehmen mürbe, bie fich lediglich auf die Berteidigung bes einmal in Weimar Festgelegten beschränkt. Es handelt sich um die Berwirklichung einer lebendigen Demokratie in Deutschland , eine Aufgabe, die nur bei aktiver Saltung der Sozialbematratie lösbar ist.