falls» Monate TefSngniß. Tie hiesige Strafkammerwar dagegen mit dem Angeklagten und dessen VertheidigerRechtsanwalt P e r l der Meinung, daß der Artikel in objektiverWeise Ansichten über das Begnadigungsrecht zum Ausdruckbringe und nichts auf die Absicht oder das Bewußtsein des Ver-fassers hindeute, den Träger der Krone zu beleidigen. Nach An-ficht des Gerichtshofes würde man zu weit gehen, wenn maneiner Kritik des Begnadigungsrechts noch engere Grenzen an-weisen wollte, als sie der Artikel inne gehalten. Das Urtheillautete auf F r e i s p r e ch u n g d-S Angeklagten.B e st r a f t e r Denunziant. In der Aera der MajestätS-beleidigungs- Prozesse hat folgende, der„Volks- Zeitung" ausBlomberg zugehende Mittheilung erhöhtes Jnleresse:Unter der Anklage der wissentlich falschen Anschuldigungstand der Stellmacher und Konzipient Konstantin Gburczyk ausGlinke vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts. Der An-geklagte richtete im Ottober vorigen Jahres an das Distriktsamtin Krone a. Br. ein Schreiben, in dem er den Ackerwirth JohannFranzkowski in Glinke beschuldigte, dieser habe eine Majcstäts-deleidigung begangen. Unterschrieben war das Schriftstück mitdem Namen„Marohn". Die unter Ausschluß der Oeffentlichkeitgeführte Verhandlung endete mit der Verurtheilung des an-geklagten Denunzianten zu einer Gefängnißstrafe vonzwei Jahren.Eine Warnung für alle Lumpen, die ihre Rache durch falscheDenunziationen wegen Majestätsbeleidigung kühlen wollen!Wegen Majestätsbeleidigung ist i» Hannover der Arbeiter E.verhaftet worden. Die Verhaftung ist auf grund einer De-nunziation erfolgt.—•*•Deutsches Reich.— Die Reichskommission für Arbeiter-statistik vernahm gestern Auskunstspersonen über die Ver-Hältnisse der Herren« und Knabenkonfektion in Nürnberg. Er-schienen waren: Konfektionär Pollack, die Zwischenmeister Lacheund Beck, die Schneider Müller und Mal. die Näherinnen FrauAbold und Fräulein Sellniann. Die Herren- und Knaben-konfektions-Jndustrie ist in Nürnberg weniger stark vertreten alsin anderen Orten. Die Firma Pollack ist in Nürnberg daseinzige Engrosgeschäst. Eine Anzahl Detailgeschäfte lassen indeßebenfalls Konfektionssachen zu theils recht niedrigen Löhne»anfertigen. Die Firma Pollack hat einen jahrelang bestehendenfesten Lohntarif, der sowohl den Zwischenmeistern als auch den beidiesen beschäftigten Arbeitern bekannt ist. Im Jahre ISSI erzielten die Arbeiter eine zehnprozentige Lohnerhöhung, die aller-dings nur während eines halben Jahres bewilligt wurde. HerrPollak giebt an, daß die Konkurrenz der anderen Konfektions-orte nicht zugelassen habe, die Erhöhung länger zu gewähren.Jetzt wird gezahlt: für Hosen 80 Pf. bis 1,10 M.. Westen von1 M. bis 1,10 M.. Anzüge von 3,80 M. bis 4,50 M., Jacketsvon 1,70 M. bis 2.50 M., Mäntel 3,80 M. u. s. w.— DieZuschneider erhalten Jahresgehälter von 1600 bis 2400 M. Beiden Zwischenmeistern ist eine durchschnittliche Arbeitszeit vontäglich 13 Stunden üblich. Die Gesellen werden meistens gegenWochenlohn beschäftigt. Die Kost erhalten sie außer Sonntagsbeim Meister. Für Logis haben die Arbeiter selbst zu sorgen.Die Wochenlöhne variiren zwischen 1,S0 M. und 9,50 M. DieLehrlingsausbildung ist«ine durchaus mangelhafte; bei drei-jähriger Lehrzeit bringen die Lehrlinge es nur zur Anfertigungeines Stückes. Die Arbeitszeit der Lehrlinge, deren Lehrzeit vom13. bis zum 18. Lebensjahre währt, ist durchweg ebenfalls einetäglich 13stündige. Herr Pollak erklärt, über die VerhäUnisie derArbeiter erst jetzt zum ersten Male etwas zu hören; er habebisher noch nicht gewußt, daß solche Zustände existiren. Die Frauen-arbeit ist in der Nürnberger Konfektionsindustrie nicht stark vertreten,meistens werden Frauen nur bei der Anfertigung von Kinder-anzügen verwandt. Bei täglich 14- bis 15 stündiger Arbeitszeiterzielen die Arbeiterinnen Wochenlöhne von 9 bis 10 M.Die Kommission hat damit die Vernehmungen von Auskunfts-Personen in der Konfektion vorläufig abgeschlossen, etwa noth-wendig erscheinende weitere Erhebungen sollen indeß noch spätervorgenommen werden.Am 28. d. M. soll, wie wir schon berichtet haben, mit derVernehmung der Auskunftspersonen aus der Wäschekonfeklion de-gönnen werden.— Reichstags-Etichwahl im 4. hannover'schenWahlkreis. Bisher sind gezählt für Wamhofs(natl.) 13 843und für v. Scheie(Welfe) 12 461 Stimmen. Aus 17 Ortschaftensteht das Ergebniß noch aus.—Templin, 20. April. Für Ruppin- Templin hat amSonntag im hiesigen Schützenhause eine Versammlung k o n s e r-v a t i v e r Vertrauensmänner getagt und den Landrath desKreises Templin, Grafen v. A r n i m, als K a n d i-baten aufgestellt. Der Bund der Landwirthe hat denGutsbesitzer L a m p r e ch t aufgestellt.Ein nettes Bild konservativer Einigkeit!An Kandidaten ist der Wahlkreis nun reich gesegnet. Außerdem sozialdemokratischen und den beiden genannten bewerben sichnoch ein deutsch-freistnniger, ein christlich-sozialer und ein Anti«semit, also im ganzen sechs um das Mandat. Nach eineranderen aus dem Kreise zugegangenen Meldung soll nochein siebenter Kandidat aufgetreten sein. Soweit die Sachlage sichüberschauen läßt, erscheint als das wahrscheinlichste Resultat desWahlkampfes«ine Stichwahl zwischen Sozialdemokraten undFreisinnigen.—— G i b h a r d, nicht Gebhard, wie wir irrthümlichberichtet hatten, heißt der auf der Jahde verunglückteMaschinen-Unteringenieur. Gibhardt hat mit dem MaschinistenGebhard, der auf dem Dampfer„Nachtigall" in Kamerunau Bord war, nichts gemein. Somit ist glücklicherweise dieserwichtige Zeuge in Sachen Wehlan noch unter den Lebenden.—Frankfurt a. M.» 21. April. Der Präsident desLandgerichts Frankfurt a. M. hat das Gesuch des Frank-furter Journalisten- und SchriflstellervereinsZiim Bestellung vonständige» gerichtlichenSachverständigen fürPreß-angeUgenheiten abgelehnt. Begründet ist diese Entscheidung damit, daß eine öffentliche Bestellung von Sachverständigennicht Sache des Gerichts, sondern der Verwaltungsbe-Hörden sei.(!) Allerdings werde auch seitens des Gerichts eineallgemeine Beeidigung von Sachverständigen vorgenommen undhabe für verschiedene Berufszweige auch schon staltgefunden. Eswurde dabei aber nur vorausgesetzt, daß eine häufige Jnanspruch-nähme dieser Sachverständigen seitens gerichtlicher oder slaats-anwaltschastlicher Behörden in Aussicht stehe, indemdurch die allgemeine Beeidigung die wiederholte Be-eidigung in Einzelfällen vermieden und andererseits durcheine ständig« Praxis die Fähigkeit der Sachverständige»,vorkommende Fragen sachgemäß zu entscheiden, erhöhtwerde. Diese Voraussetzung und somit auch das Bedürfniß fürdie Vereidigung von Sachverständigen liege für de» Bezirk deshiesigen Landgerichts nicht vor.Wir sollten meinen, ein solches Bedürfniß liege auch fürFrankfurt a. M. vor, das keineswegs eine Oase der Preßfreiheitin Deutschland bildet.—München» 20. April.(Eig. Ber.) Zur Reichstags-Ersatzwahl in Ansbach-Sch wabach. Nach einer Mit-theilung des hiesigen demokratischen Organs fand gestern inKloster Heilsbronu eine Versammlung den, akratischer Vertrauens-männer statt, in welcher einstimmig die Aufstellung eines volks-parteilichen Kandidaten beschlossen wurde. Diese Kandidatursoll zunächst den Freisinnigen im Wahlkreise mitgetheiltund dann proklamirt werden. Trotzdem der Wahl-kreiS von der agrarischen Agitation stark unterwühltist, war nach den Auslassungen des Q u i d d e' schen Organsdie Versammlung„guten Muthes und gab sich de» besten Hoff-nungen aus eine» Sieg der Deutschen Volksparlei hin". Unter-deffen haben auch die Konservativen mobil gemacht. Nach einerKundgebung ihres Organs, der„Süddeutschen Landpost", gehensie mit den bauernbündlerischen Agrariern gemeinsam vor. Diedeshalb in den letzten Tagen geführten Verhandlungen hättenbezüglich der sachlichen Punkte volle Uebereinstimmung ergeben;die Personensrage soll erst in einer demnächst einzuberufende» Ver-trauensmänner-Versammlung entschieden werden. Man sei bestrebt,gemeinschaftlich einen Kandidaten aufzustellen, welcher,„auf chrifflicher Grundlage stehend, befähigt ist, mit Muth und Entschlossen.heit die Vertretung der produktiven Stände, insbesondere in derLandwirthschaft und im Gewerbesland, in die Hand zunehmen." Der Nationalliberalismus giebt dem konservativ-bauernbündlerischen Techtelmechtel bereits seinen Segen.Er erklärt in der„Augsburger Abend- Zeitung":„Elwerden sich also in der Hauptsache ein deutsch- freisinnig-demokratischer und ein konservativ-agrarischer Kandidat gegen-überstehen; gelingt es, für letztere Kandidatur einen Mann zugewinnen, für den auch die gemäßigt Liberalen stimmen können,so dürste der Sieg kaum zweifelhaft sein!" Bei der außerordeut-lichen Bescheidenheit des bayerischen„Liberalismus" wird es denKonservativen nicht schwer halten, diesen geeigneten„Mann zugewinnen".— Die jetzige Aera der Beleidigungs-Prozesse wird gut gekennzeichnet durch die Beleidigungsklage,die ein badischer Fabrikant oder Fabrikdirektor gegen denFabrikin spektorWörishoffer angestrengt hat, weil er sichdurch eine Bemerkung in dessen Jahresbericht getroffen fühlt. DasMinisterium des Innern hat nun den Entscheid des Verwaltungs-gerichtshofes über die Frage angerufen, ob der Fabrikinspektorseine Amtsbefugnisse überschritten hat. Wird die Frage ver-»eint, so kann das Verfahren gegen Wörishoffer nicht eingeleitetwerden.—Mainz, 17. April. Prinz-Regent und Wein-g e s ch ä f t. Vor uns, so schreibt der„Mainzer Anzeiger" liegtein A m t s k o u v e r t:HerrnPoststempelErbach t. Rh.X. X.Angelegenheit de« Regentende« Herzogthum! Braunschweig.Mainz.Hierzu sei bemerkt, daß die d e u t s ch e n F ü r st l i ch k e i t e ndas Vorrecht der Portofreiheit haben, worübersich ja mancherlei sagen ließe, aber aus gewissen Gründen wirdmeistens geschwiegen. Wir wollen jedoch einmal etivas freierreden! Wer nämlich die obige Adresse sieht, glaubt sicher, daßes sich um eine wichtige Staatsangelegenheit von Braunschweighandelt, doch dem ist nicht so. Der Brief, der portofrei hierherkam, enthält eine Anzeige der:„Weinversteigerung der Königlich Prinzlichen AdministrationSchloß Reinhartshausen zu Erbach im Rheingau. Freitag,15. Mai, im Gasthause zum Engel."Mit gebührender Höflichkeit fei gefragt: Dürfen derleigeschäftliche Sachen auf Kosten des Reiches,denn die Post ist Reichsanstalt, befördertwerden? Wenn ja, wäre es nicht gut, wenn der Reichstageinmal diese Frage„anschnitte"? Uns dünkt es eigen thüm-l i ch, daß eine p r i n z l i ch e Administration derartmit Steuer- und Briefmarken bezahlendenBürgern konkurriren kann.—Karlsruhe, 20. April. In der heutigen Nachmittagssitzungder zweiten Kammer erklärte Staatsminister Nock, daß die badischeRegierung den Real-Gymnasien die Berechtigungfür das medizinische Studiuin zuerkennen würde, wenndie übrigen Regierungen gleicher Ansicht seien; doch halte er eineerneute Enquete für nothwendig.Die Nachricht, daß der preußische Unterrichtsminister, wieauch wir gemeldet, sich für die Zulassung der Ober-Tertia derRealgymnasien zum Medizinalstudium erklärt hat, ist dementirtworden.—Oesterreich.Wien, 20. April.(Abgeordnetenhaus.) In derGeneraldebatte über die Wahlreform, zu der39 Redner und zwar 16 gegen und 23 für die Äusschußvorlagezum Worte gemeldet sind, sprach der Referent der MajoritätGoetz für die Vorlage. Die Jungczechen Slavik,Brzorad, sowie Pernerstorser von der äußerstenLinken sprachen für Einführung des allgemeinenWahlrechts. Palffy hob namens der Konservativen desböhmischen Großgrundbesitzes das Festhalten an dem staats-rechtlichen Standpunkte der Beschickung des Reichsrathes durchdie Landtage hervor, während Madeyski den autonomistischenStandpunkt der Polen betonte. Beide Redner erklärten sichtrotzdem für die Vorlage, damit die Wahl-resorm nicht ausgeschoben würde. Scheicher(Antisemit) sprach für die Nothweudigkeir der Auf-lösung des Hauses. Ruß erklärte, er könne die Vorlage vomStandpunkte des Deutschthums und des Fortschritts aus nichtals empfehlenswerth bezeichnen, die deutsche Linkewerde die Vorlage jedoch an»nehmen, weil dieselbe eineErweiterung des Wahlrechtes enthalte, was von derPartei stets angestrebt worden sei.Eine größere Heuchelei als die Erklärung des Liberalen Rußwird die parlameniarische Geschichte aller Länder kaum aufweisen.Von 1867 bis 1379 hatten die Liberalen, von einer kurzen Unter-brechung abgesehen, die Majorität im Parlamente und dieMinister wurden aus ihren Reihen genommen. Aber währenddieser langen Periode haben diese„Liberalen" nie etwas vonihrem Streben nach Erweiterung des Wahlrechtes merken lassen.—— Eine Frauendeputation, geführt von dem Ab-geordneten Pernerstorser, sprach am 16. d. M. bei dem öfter-reichischen Ministerpräsidenten Graf Badeni vor, behufs Er-langung des Frauenwahlrechls. Graf Badeni erklärte, daßprinzipielle Bedenken dagegen nicht vorliegen; die Regelung derFrage könne erst von der weiteren Zukunft erwartet werden. Esmüßten erst Kriterien für die Wahlrechts, nerkennung gefundenwerden bezüglich des Zensus, des Besitzes oder der In-telligenz. Die Damen dankten dem Minister für sein Entgegen-kommen.—Frankreich.— Das MinisteriumBourgeoishat einen Ent-schlnß gefaßt, der die ganze panamistische Diebs- und Ordnungs-gesellschast bis ins Innerste erbeben läßt: unter den Beamten derRepublik Musterung zu halten, und alle, die gegen die demo-kralischcn Grundsätze verstoßen oder sich unehrenhafter Hand-lungen schuldig gemacht haben, abzusetzen. Bisher scheitertenalle Reformversuche an der korrupten und reaktionären Be-amtenschaft. Erst wenn hier Wandel geschaffen ist, sind ernst-hafte Reformen möglich. Aber wird die Regierung das Werkdurchführen können? Ist sie stark genug? Z w e i Augiasställeauf einmal reinigen wollen— das ist viel.—PariS, 20. April. Nach zahlreichen Besprechungen mit demDirektor seines Ministeriums ist Finauzminister Dounier zu derUeberzeugung gelangt, daß er genügende Angaben über denStand der Einkommen st euersrage besitze, und hat in-folge deffen beschlossen, seine Vorlage dahin abzuändern, daßdie Steuer nach den Abschätzungen, welche von der Ver-waltung über jeden Steuerpflichtigen einzureichen sind, festgesetzt�wird.—■PariS, 21. April. Die internationale Urheber«r e ch t s- K o n f e r e n z, die in ihren kommissarischen Be-rathungen bis jetzt die Fragen des Schutzes der nicht unionistischenAutoren, der Photographien, des Uebersetzungsrechtes, dermusikalischen Kompositionen, sowie der Preßerzeugnisse erörtertund namentlich dem letzterwähnten Gegenstande besondere Auf-merksamkeit zugewandt hatte, hat nunmehr ihre allgemeinenKommissionssitzungen für kurze Zeit sistirt, um der gestern ein-gesetzten Redaktionskommission genügend Spielraum für ihre Ar-beiten zu lassen.—Paris, 21. April. In der heutigen Sitzung des Senatsverlas Demale eine Erklärung, wonach das Ministeriumnach den wiederholten Mißtrauenserklärungen des Senatesdas Vertrauen beider Kammern nicht besitzt. DerSenat will für die Soldaten alles thun, jedochalle Kredite verweigern, so lange das Ministerium Bourgeoisbesteht. Bourgeois protestirte heftig gegen die Auslegung derVerfassnngsgesetze seitens des Senats. Schließlich wurdendie Kredite niit 171 gegen 90 Stimmen ab-gelehnt. Der Senat vertagte sodann seine Sitzung aufDonnerstag. Das Ministerium lrat im Auswärtigen Amt zueiner Berathung über den Zwischenfall im Senat zusammen.Man sieht mit Spannung der Lösung des Konflikts entgegen.—— LeonSayist heute in Paris im Alter von 70 Jahrengestorben. Er war der Enkel des bekannten Nationalökonomenund Vertreters des„dritten Standes" in der französischen Revo-lution Jean Baptiste Say. Leon Say war unter Thiers Finanz-minister. Wenn er sich auch äußerlich der Republik angeschlossenhatte, so war er doch mit ganzem Herzen und vollem Eifer Ver-traueusmann der Orleans. Er war der einflußreichste Vertreterder französischen Großbourgeoisie, der er als Intimus Rothschild's,als Staatsmann und fleißiger Schriftsteller und Herausgebervon Sammelwerken, vor allem als Bckämpfer jeder Regung vonStaatssozialismus zu dienen suchte.—England.London, 20. April. Unterhaus. Orr-Ewing frag«, obder neue Handelsvertrag zwischen Deutschlandund Japan Deutschland Zugeständnisse mache, die Englandnicht gewährt würden, und ob durch den Vertrag der deutscheHandel gegenüber dem englischen bevorzugt sei. Unterstaats-sekretär des Auswärtigen C u r z o n erwidert, er kenne den Inhaltdes Vertrages noch nicht und könne daher nicht sage», ob derVertrag Bestimmungen im Sinne der Anfrage enthalte. Jeden-falls aber würde England als meistbegünstigte Nation sich Zu-geständnisse, welche Japan Deutschland oder einer anderen Machtmachen sollte, ebenfalls sichern.— Howard Vincent fragtdie Regierung, ob sie wisse,'daß Arrangements getroffenwerden, um bedeutende und steigende Quantitäten w e st-fälischer Kohle in flachen Schiffen, die weit oben auf demRhein laden, nach London zu bringen. Die Land- und Wasser-sracht stelle sich auf nur 6 Shilling für die Tonne infolge derminimalen Fracht, welche die deutsche Staatsbahn berechne, umdie deutsche Industrie auf dem englischen Markte zu fördern.Redner fragt die Regierung, ob sie eine sorgfältige Bewachungdreser neuen Quelle subventiouirter Konkurrenz veranlassenwerde, damit die britische Kohlenbergwerks-Jndustrie Schrittethun könne, derselben zu begegnen. Der Präsident des Handels-amts R i t ck i e erwidert, er habe keine besondere Informationüber diesen Gegenstand; er werde durch das Konsulat Erkundi-gungen einziehen lassen.C u r z o n erklärt, die Bedingungen der UebergabeZ e i t u n s umfaßten die Ernennung eineS Christenzum Kaimaka m. Die türkischen Blätter hätten am15. März die Wahl Majmoud Beys für diesen Posten au-gekündigt. Die Botschafter Englands, Frankreichs und Rußlandsin Konstantinopel hätten an demselben Tage gegen die Ernennungals eine klare Verletzung der von der Pforte gegebenen Berstche-rungcn protestirt und die Hoffnung ausgesprochen, daß die Er-nennung annullirt würde. Eine Antwort der türkischen Regie-rung sei noch nicht eingegangen.Chaplin beantragt die erste Lesung der Vorlage, durchwelche die Lokalabgab en für den der Landwirthschaft ge-widmeten Boden herabgesetzt werden, und schlägt vor, daßsolches Land zum Zwecke der Besteuerung auf die Hälfte desWerthcs eingeschätzt werde. Die daraus entstehende Einbuße inden Lokaleinnahmen werde aus den Reichseinkünsten gedeckt undbetrage in diesem Jahre, wie im Budget bereits vorgesehen.975 000 Pfund, im nächsten Jahre das doppelte. F o o l e rbekämpft namens der Opposition diese Vorlage.Der erste Lord des Schatzes B a l s o u r erklärt, es wärenicht praktisch, das metrische Maaß- und Gewi ch t s s y st em auf dem Wege der Gesetzgebung in Englandeinzuführen, da ein derartiges Gesetz eine zu große Veränderungin den Gewohnheiten des Volkes bedeuten würde.—Italien.Rom, 18. April.(Eig. Ber.) Als das Dekret erschien,durch welches das Ministerium di Rndini einen besonderenLandesminister für Sizilien einsetzte, wußten die PreßorganeCrispi's und der sizilischcn Camorra zunächst keinen Einwandgegen die neue Einrichtung zu erheben und hüllten sich inSchweigen, um nicht zu verralhen, daß sie ihre unlauterenInteressen bedroht sahen. Jetzt, da der zu der neuen Stellungeines Ministers für Sizilien ernannte Graf Cadronchi mit denVorbereitungen für die Uebernahme seines Amtes beschäftigt, seitvierzehn Tagen zögert, sich nach Palermo auf seinen Posten zubegeben, haben jene Organe die Sprache wiedergefunden und be-zeichnen das neue Ministerium für Sizilien als eine separatistischeMaßregel, als eine» Angriff ans die Einheit Italiens. Di« sizilischenParlaments-Abgeordueten, welche meist auf den Namen Crispi'sgewählt sind und die Interessen der gewaltthätigcn Gemeinde-oligarchieen gegen die Mehrheit der sizilischen Bevölkerung zuvertreten gewohnt sind, schicken sich an, das Dekret über dassizilische Landesministerium in der Kammer als einen Eingriff indie konstitutionelle Freiheit, als eine Beeinträchtigung der Gleich-berechtigung aller Landestheile zu bekämpfen. Gegenüber demvon Crispi über die Insel verhängten Belagerungszustand, dereine Ausnahm emaßregel der schärfsten Art war. hatte» diesesizili>chen Abgeordnete» und ihre Preßorganeerhoben. Die äußerliche Unterdrückung dererfüllte sie vielmehr mit Befriedigung. Jetztschwerden der sizilischen Bevölkerung nichtsondern durch eine eigens dazu eingesetzte Behörde untersucht undder Abhilfe entgegengeführt werden sollen, erheben diese LeuteProtest gegen die„Vergewaltigung Siziliens"! Wünschenswerthiväre es gewesen, daß der neuernannte sizilische Landesministersich sogleich nach seiner Ernennung hätte auf seinen Posten be-geben können, um der Crispi'schen Camorra nicht Zeit zu lassen.sich auf seine Ankunft vorzubereiten. Der sizilische Landes-minister ist Mitglied des Gesaminlministeriums und von Geburtnicht Siziliauer; durch beide Umstände wird das Gerede voueiner Begünstigung separatistischer Tendenzen von vornhereinwiderlegt. Wenn aber der Crispi'schen Jnteressenkoterie zur Be-tämpfung der ersten größeren politischen Maßregel desMinisteriums di Rudini jeder Vorwand recht ist. so ist nicht ein-zusehen, weshalb das Ministerium sich gegen Crispi nicht der-zenigen Waffen bedient, die es in der Hand hat. Es hat keinenvernünftigen Sinn, wenn das Ministerium, wie es heißt, bestrebtist, die Erhebung einer Ministeranklage gegen Crispi im Parla-ment zu hinterlreibe». Mit„ritterlicher" Rücksichtnahme undmit bloßer Defensive ist gegen eincn in der Wahl seiner Mittelvöllig unbedenklichen Gegner, wie Crispi, auf die Dauer nichtsauszurichten.—— Bei den Stadtverordneten- Wahlen inParma hat die radikal- sozialistische Liste einen großenTriumph erzielt. Sämmtliche 32 Kandidaten der Sozialisten undRadikale» wurden mit großer Mehrheit gewählt, und das neueihre Stimme nichtsizilischen Unruhe»aber, da die Be-mehr nuterdrückt.