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Auch die fleineren Städte wie Iserlohn   ringen schwer um die Erhaltung ihrer Finanzkraft. Die Stadt Essen   vermindert die Straßenbeleuchtung um die Hälfte, die Straßenreinigung wird ein­geschränkt, die Straßenbesprengung ganz fallengelassen. Die Bau­ämter haben sich lediglich auf die dringend notwendige Erhaltung der Substanz zu beschränken, ebenso die Gartenbauämter. Konzert und Theaterbetrieb werden unter schärfster Kontrolle gehalten; man rechnet mit einer Schließung der Bühnen für den Winter überhaupt. Ein Gradmesser, wie groß die Not in den Städten ist, ist die Tat sache, daß die Abwanderung solche Formen annimmt, daß die Einwohnerzahlen rückläufig sind, trotzdem in fast allen Städten des Gebietes ein großer Geburtenüberschuß vorhanden ist. Düsseldorf  hatte im Juli einen Wanderungsverlust von 661 Personen. Für Hagen   lauten die Zahlen für April bis Juni 702 Personen, davon 641 alleinstehende. Die starke Abwanderung wäre noch mehr in Er­scheinung getreten, wenn nicht auch hier ein außerordentlich großer Geburtenüberschuß vorhanden wäre.

Die Museums- Feier

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Die Aula der Universität, in der Genosse Grimme feine Seftrede hielt. Das Gemälde von Arthur Kaempf stellt Sichtes Reden an die deutsche Nation" dar

Heimwehr   macht eigene Listen.

Nazis in Defterreich neugegründet.

9/2 Wien, 2. Oftober.

Die Heimwehren haben beschlossen, für die ihnen nahestehenden Wähler, die sich nicht entschließen fönnen, für eine der politischen Parteien zu stimmen, eine besondere politische Kampfgruppe unter dem Namen Heimatblock" zu bilden.

Der letzte Führer der nationalsozialistischen Bewegung in Desterreich, Dr. Walter Riehl  , der jegt wieder von Hitler   mit der Organisation der nationalsozialistischen Bewegung beauftragt wurde, ist zum Kandidaten für die Nationalratswahlen in Wien   aus­ersehen worden. In den nächsten Tagen sollen die Reichstags­abgeordneten Straßer, Dr. Frick und Dr. Goebbels   in Wien   in nationalsozialistischen Bersammlungen Reden halten.

Kommunistische Vereine in Finnland   aufgelöst. Helsingfors  , 2. Offober.

Auf Ersuchen des Oberstaatsanwalts hat der finnländische Junenminister sämtliche Gewerkschaften und Berufsver­eine, die unter tommunistischem Einfluß stehen, aufgelöft. 3m ganzen handelt es sich um 1200 Vereine, die 48 000 Arbeiter zu ihren Mitgliedern zählen. Die jozialdemokratischen Gewerkschaften und Berufsvereine find hiervon nicht betroffen.

Funktionärfonferenz im Pressespiegel.

" Eine radifale Festrede."

So nennt die Frankfurter Zeitung   die Rede des Volks bildungminifters Dr. Grimme bei der Einweihung und Jahrhundert

Der Berliner Lokal- Anzeiger" setzt sich mit der Berliner  Funktionärversammlung in dem Sinne auseinander, daß er meint, die Forderung des sichtbaren Kurswechsels schmecke nicht gerade nach Sympathie für das Kabinett Brüning. Die Berliner Börsen- Zeitung" nennt die Tendenz der Rede Aufhäusers ,, flaffenkämpferisch, intransigent, antibürgerlich, ja revolutionär".

Die Industrie für Schutzölle. Industriellen Entschließung in Manchester  .

Condon, 2. Ottober. Bertreter von 2500 englischen Fabritanten nahmen auf einer Bersammlung in Manchester   eine Entschließung an, in der sie Schutzölle auf eine Anzahl von Lebensmitteln und Waren fordern, sofern deren Einfuhr die Arbeitslosigkeit in England erhöhe. Ferner verlangen sie die Ausdehnung des Vorzugszollsystems inner­halb des englischen Weltreiches. Dieser Punkt war auch von General Herzog   in seiner Rede bei der Eröffnung der Weltreichskonferenz erwähnt worden. Der Daily Herald" nimmt hiergegen energisch Stellung. Das System der Zölle sei veraltet. Die Zusammen arbeit müsse in der Richtung der sogenannten Masseneintäufe gesucht

werden.

Aristokraten und Generale

Otto Bauer   fennzeichnet die Heimwehr   Regierung

Am gleichen Abend, der die Ernennung des Kabinetts Baugoin-| sich schwarzgelb oder schwarzweißrot schminken, im Grunde Seipel- Starhemberg brachte, sprach Otto Bauer  , der Führer der wollen, ist die Wiederkehr der alten Zeit, in der nur die Sozialdemokratischen Partei, zu einer großen Straßenbahnerver- Aristokraten etwas zu reden hatten, und selbst die Bürgerlichen sammlung in Wien  ; seine Ankündigung der Parlamentsneuwahl von den Blaublütigen als Leute betrachtet wurden, die nicht zum am 9. November wurde mit Jubel aufgenommen. Dann führte er Regieren befähigt waren. Diese Aristokraten glauben jetzt, wo die aus: Der Eintritt zweier Heimwehrführer in diese Regierung zeigt, ungarischen Grafen zur Wiederherstellung des habsburgischen daß die Heimwehr   die Maste der Unparteilichkeit, nach Königstums rüsten, wo die hakenkreuzlerische Schlammslut im der sie eine überpolitische Organisation über allen bürgerlichen Bar­der sie eine überpolitische Organisation über allen bürgerlichen Par- Deutschen Reich die Republik   gefährdet, nahe auch hier ihre Zeit. teien sei, faltengelassen habe und sich als das entlarvte, was sie ist, als eine Parteigarde der Christlichsozialen. Die Chriftlichsozialen bekennen sich offen, daß sie gemeinsame Sache machen wollen mit den Männern des Putsches und des Bürger­trieges. Der neue Minister des Innern, Herr Starhemberg, hat die Aufmerksamkeit zuerst 1923 auf sich gelenkt. Das war das schwerste und tragischeste Jahr in der Geschichte des Deutschen Reiches seit seinem Bestand. Damals versuchten die Hafenkreuzler in München   mit Hitler an ihrer Spize von einem Bierkeller aus einen Putsch, der, wenn er gelungen wäre, nichts weniger zur Folge gehabt hätte als den Bürgerkrieg und damit die Zerstörung und den Zerfall des Deutschen Reiches. Und

unter denen, die dieses hochverräterische Unternehmen gegen den Bestand der Deutschen Republik damals in Szene gesetzt haben,

war auch der neue öfferreichische Minister des Innern. ( Stürmische Pfuirufe.) Als der Putsch zusammenbrach, hat Star hemberg seine Tätigkeit nach Desterreich verlegt. Er hat im Mühl­ viertel  , wo er Großgrundbesitzer ist, seine eigenen Jäger bataillone aufgestellt, ganz so wie in der alten Zeit, als jeder der adeligen Herren seine Privatarmee hatte. Er hat offen noch in den letzten Tagen erklärt, daß er ein Feind der parlamen­tarischen Demokratie, das heißt der geltenden Verfassung ist, was ihn nicht hindert, in die Hand des Herrn Bundespräsidenten  das Gelöbnis der Treue zur Verfassung abzulegen. Dieser Herr ist unser oberster Hüter der verfassungsmäßigen Ordnung, der Chef der Polizei und Gendarmerie. ( Pfuirufe.) Es ist der Herr, der sich nicht gescheut hat, ohne jedes Bedenken beschuldigen,

Mann

зи sich im öffentlichen Leben bereichert, und, als die Arbeiter­Zeitung" ihn daraufhin einen bübischen Verleumder nannte. nicht geflagt hat. Herr Schumy, bisher Minister des Innern, hat erst vorgestern in einer Rede gesagt, daß

an dieser Krise die Monarchisten ihren großen Anteil gehabt haben. Was die Starhemberge, was alle die Autokraten, mögen sie

Böß als Zeuge.

Er hat Offiziere und Kommunisten unterstützt. In der heutigen Sigung des Unterjudungsausschusses des Preußischen Landtags   zur Prüfung der Mißwirtschaft in der Stadt Berlin   wurde als erster Beuge Oberbürgermeister Dr. Böß aufge­rufen, der einen vollkommen franten Eindruck macht.

Auf die Frage des Berichterstatters Abgeordneten Roennecke ( Dnat.) über die Abrechnungsbelege von Ausgaben, die die Frau des Oberbürgermeisters über die Wohltätigkeitsfonds ge= macht hat, erklärte der Oberbürgermeister mit großer Erregung, daß fämtliche Belege noch in dieser Woche der Staatsanwaltschaft eingereicht

werden. Er fügte sofort mit erhobener Stimme hinzu: Es ist Ichändlich, daß ich durch die Erörterung dieser Dinge im Aus­schuß und durch eine entstellte Berichterstattung in der Bresse   auf das niedrigste beschimpft worden bin."( Bewegung.)

Abg. Meier- Berlin  ( Soz.) ruft dem Berichterstatter zu: Der Ton hat bei Ihrer Berichterstattung die Musik gemacht!"( Wider­spruch und Empörung bei den Deutschnationalen.) vollmacht des Oberbürgermeisters über einen Fonds die Worte ge Der Berichterstatter fragt sodann, warum auf einer Bank­braucht wurden, daß die Verfügung über diese Gelder ihm resp. feinen Erben zuständen.

Der Oberbürgermeister erklärt dazu, daß es sich um eine übliche Formularsvollmacht der Bank gehandelt hat, bei der lediglich übersehen worden sei, die Worte ,, oder seine Erben" zu durchstreichen. Es häffe ihm im Ernst doch wohl niemand zu­zur Verfügung stehen sollten. Er schlägt in großer Erregung auf frauen wollen, daß im Falle feines Todes diese Fonds feinen Erben den Tisch, zeigt dann auf den Berichterstatter Roenne de und ruft: Sie find schuld, wenn in der Deffentlichkeit über mich solche Ber­dächtigungen Glauben finden konnten und schließlich noch in die gesamte Weltpreffe übergehen."

プラ

Der Oberbürgermeister äußert sich sodann zu dem Dar­lehen, das der Gärtnereibefizer. Claß in Höhe von 10 000 m. aus dem Festspielfonds bekommen hat. Dieser Mann sei aus den Mitteln des Etats unterstützt worden, da er viel zur Förderung des städtischen Gartenbaues beigetragen hat. Er sei dann als Geschäftsmann in sehr mißliche Verhältnisse gekommen und der Sach­bearbeiter habe ihm( Böß) dann empfohlen, da es sich um einen außerordentlich tüchtigen Gärtnereibefizer gehandelt hat, den man nicht ohne weiteres zugrunde gehen laffen wolle, ihm einen Kredit zu gewähren. Da der Festspielfonds in der fraglichen Zeit Gelder 10 000 m. aus diesen Mitteln angewiesen. zur Verfügung hatte, die nicht gebraucht wurden, habe er die

Böß äußert sich dann näher über die einzelnen Spenden, die aus den verschiedensten Fonds gewährt wurden und fügt hinzu: Ich erfläre heute, daß, wenn ich noch einmal Gelegenheit hätte, wie früher vielen Tausenden von Menschen, die in Not gekommen sind, zu helfen, ich würde es wieder tun. Dabei hat es feine Rolle für mich gespielt, welcher politischen Richtung diejenigen waren, die unterstügt wurden. Ich bitte die Herren besonders, sich einmal bei dem Deutschen   Offiziersverein und bei dem Bor [ izenden der deutschnationalen Stadtverord. netenfrattion danach zu erkundigen. Aber auch der Borsigende dieses Ausschusses, der kommunistische

Abg. Schwent, wird mir bestätigen müssen, daß ich auch Kommunisten geholfen habe.

Es tut mir leid, heute darüber reden zu müssen. Aber der Herr Vor­figende wird mir zugeben, daß ich aus einem solchen Fonds auch einen Kommunisten unterstützte, der mich ständig öffentlich auf das heftigste angegriffen hat. Ich habe ihm das Geld unter falschem Namen zukommen lassen, weil ich annehmen mußte, daß ihm die Entgegennahme einer Unterstützung von mir peinlich war."

Darum möchten sie das Bollwert der Republik  , die Kraft der Arbeiterklasse gewaltsam zertrümmern. Aber jeder weiß: die österreichische Arbeiterschaft ist viel zu start, als daß es möglich wäre, fie niederzurennen. Jeder solche Versuch, ja selbst das Drohen damit, würde immer wieder zur Panik und zu wirtschaft­lichen Katastrophen führen,

wie wir sie im vorigen Herbst erlebt haben, und an deren Folgen wir noch heute leiden.

Klassengegensätze gibt es überall. Aber in Kulturländern werden solche Gegensätze ausgetragen ohne Gewalt, ohne Blutvergießen, auf dem Boden der Demokratie, durch die Ent­scheidung des Voltes. Deshalb haben wir seit 1923, seit genau dem­selben Jahr, in dem der Herr Starhemberg im Hitler- Butsch mit­gemacht hat, immer wieder gesagt: ,, Sichern wir die Republik   durch eine innere Abrüstung unter gegenseitiger Kontrolle, damit das Volk selbst, von femer Gewalt bedroht, demokratisch entscheide, wie es regiert werde." Immer wieder haben wir den Bürgerlichen diesen Antrag gemacht, haben es aber bisher nicht durchsehen können, weil die bürgerlichen Parteien feig zurückgewichen find vor einer Möglichkeit, die sie in Gegensatz zur Heimwehr gebracht hätte. Jetzt haben sie den Bock zum Gärtner gemacht, jetzt sitzt derselbe Starhemberg, gegen den vor wenigen Monaten ein Strafverfahren wegen Waffenschiebung eingeleitet worden ist, im Kabinett als Minister des Innern. Wenn das deutsch­österreichische Bolt sich ein solches Regieren gefallen ließe und es nicht am Wahltag durch die Masse der Stimmzettel hinwegfegte, dann ver. diente es nichts Besseres, dann verdiente es wirklich die

Wiederaufrichtung der Diktatur der Aristokraten und Generale. In dem Augenblick, in dem das Volk uns die Macht dazu gibt, werden wir durchführen, was wir seit 1923 verlangen, nämlich die innere Abrüstung unter gegenseitiger Garantie ( Beifall), damit endlich Ruhe werde und man in Ruhe arbeiten fönne, ohne täglich von Gewalttaten faschistischer Abenteurerhorden bedroht zu werden.( Tosender Beifall.)

Der Vorsitzende, Abg. Schwent( komm.), schweigt zu diesen Ausführungen.

Aus den weiteren Ausführungen des Oberbürgermeisters geht ferner hervor, daß ein an ihn gerichteter Brief einer Liefer= firma, die wohl eine Spende für einen Fonds geben wollte, aber daran die Erwartung fnüpfte, Lieferungen zu befommen, überhaupt nicht vorgelegen hat. Das Schreiben trägt überhaupt keinen Ein. gangswert des Oberbürgermeisters. Aus der Aussage geht her. vor, daß bei der Sichtung der vielen für ihn. bestimmten Ein­

Longuet

Jaito und

Melone

Sagalowits

die beiden ausländischen Parteigenoffen, die neben Huysmans   auf der Berliner   Funktionär­konferenz sprachen.

gänge im Rathaus ihm dieses Schreiben überhaupt nicht vorgelegt worden ist.

Großes Interesse bekundete danach der Abg. Hilger- Spiegelberg ( Dnat.) für den Hund des Oberbürgermeisters, für den er als

Bachhund feine Hundesteuer sabe, bag

Heiterkeit des Ausschusses heraus, daß dieser Hund die unteren Amtsräume, der Dienstwohnung bewachen sollte und daß, als der Oberbürgermeister, angeetelt durch die damaligen Redereien, seinen Wachhund zurück zog, der Magistrat auf Kosten der Stadt selbst einen solchen Wachhund angeschafft hat.

Damit war die Bernehmung des Oberbürgermeisters beendet. Es wurde dann noch der Generaldirektor der Aschinger- Gesell­schaft, Kommerzienrat Lohnert, über den Aschingergebäudes Alexanderplatz   durch die BVG. vernommen. rch die Grundstückstauf des In nichtöffentlicher Sizung nahm hierauf der Ausschuß noch zur Geschäftslage Stellung Bei allen Parteien herrscht inzwischen die Meinung vor, so schnell wie möglich mit den Untersuchungen Echluß zu machen. Darüber wird in der nächsten Sizung, die an Montag, dem 13. Oktober, stattfindet, Beschluß gefaßt werden.

Bölferbundspakt und Kellogg  - Paft. Der vom Juristischen   Aus­fchuß des Bölterbundes eingefeßte Unterausschuß zur Angleichung bes Böllerbundsvertrages an den Kellogg   Patt durch Ausscheidung ter die Kriegsmöglichkeiten cffenlassenden Bestimmungen hat eine Entschließung angenommen, nach der die ganze Frage auf die nächste Bollversammlung des Bölkerbundes verschoben wird.

profanum vulgus et arceoidh verachte das gemeine Bolt und Das Horaz  - Zitat in der Rete Grimmes lautet vollständig: Odi I halte es mir fern.debug bust o