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BERLIN  Montag 6. Oktober

1930

Der Abend

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Nr. 468

B 233

47. Jahrgang

66 Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Postscheckkonto: Vorwärts- Berlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37536. Fernsprecher: Donhoff 292 bis 297

Englisches Luftschiff explodiert: 50 Tote Flugzeug Berlin  - Wien   abgestürzt: 8 Tote

Die Luftschiffahrt ist am Sonntag und Montag von zwei| daß die Motoren bis zum Augenblick der Katastrophe ausgezeichnet schweren Katastrophen betroffen worden, die insgesamt gearbeitet hätten. Das Luftschiff befand sich in einer heftigen 64 Todesopfer erfordert haben.

Das englische Riesenluftschiff R, 101" ift in der Nacht zum Sonntag zwischen Paris   und Amiens  zu Boden gedrückt worden, explodiert und vollständig ausgebrannt. Bon den 58 3njajien konnten nur

acht noch lebend geborgen werden. Unter den Toten ist der englische   Luftfahrtminifter.

Das Verkehrsflugzeug Berlin  - Prag  - wien  , das am Montag morgen den Flughafen Tempelhof   verließ. ist bei der Zwischenlandung in Dresden   abgestürzt. Es war besetzt mit dem Piloten, einem Bordmonteur und sechs Paffagieren. Alle acht sind tot.

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101

Paris  , 5. Oktober.

Das englische Luftschiff ,, R 101" stieg am Sonnabendabend um 20 Uhr in Cardington, mit 66 Personen an Bord, zu der schon seit langer Zeit geplanten Fahrt nach Indien   auf. Infolge des über ganz England und Nordfrankreich lagernden Tiefs waren die Wetterverhältnisse, wenigstens für den Beginn der Fahrt, feineswegs besonders günstig. Aus diesem Grunde fam das Luft. schiff auch verhältnismäßig langjam vorwärts und erreichte erst Sonntag früh gegen 2 Uhr die Stadt Beauvais  , die etwa 150 Kilometer nördlich von Paris   liegt. Die Ungunst des Wetters zwang das Luftschiff, verhältnismäßig niedrig zu fliegen. Etwa 1,2 Kilometer südlich von Beauvais  , bei der kleinen Ortschaft Allonne, wurde die R 101" von einer Vertikalböe plötzlich gegen den Erdboden gedrückt. Die unmittelbare Folge wat die Explosion der Brennstofftants, worauf das Luftschiff in Flammen aufging. Der ersten Explosion folgte dann kurz darauf eine zweite. In furzer Zeit waren die ersten Einwohner von Allonne zur Stelle, die versuchten, zu retten, was noch zu retten war. Das zerstörte Luftschiff liegt mit dem Bug in den Bäumen, am Fuße eines Hügels, der dem Luftschiff vielleicht zum Verhängnis geworden ist und mit dem Achterschiff auf der Landstraße von Allonne. Das Achterschiff ist zum Teil noch erhalten. Bom Heck flattert noch die britische Flagge. Unter den verunglückten Jnfaffen, 42 Mann Bejahung und 16 Jahrgäften, befanden sich auch der englische Luft­fahrtminister Lord Thomson   und der Leiter der englischen Zivilluftfahrt Sefton Brander, die ebenso wie die beiden Führer des Luftschiffes Scott   und Irwin ums Leben gekommen find. Erst nach zwei Stunden ist es gelungen, des Feuers Herr zu merden und in das Brad des Luftschiffes einzudringen, aus dem nach und nach die Verletzten und die Toten geborgen wurden. Die zum Teil völlig untenntlichen Leichen sind vorläufig in die Toten­Pammer des Krankenhauses von Beauvais   übergeführt worden.

Die Nachricht von der furchtbaren Katastrophe verbreitete sich auch in Paris   mit größter Schnelligkeit.

Ueber die Gründe der Katastrophe.

gibt ein Bericht des mit schweren Brandmunden geretteter Ingenieurs Leech wenigstens teilweisen Aufschluß. Leech erklärt,

Hitler bei Brüning.

Neue Besprechungen mit Parteiführern. Amtlich wird mitgeteilt: Nach verschiedenen Besprechungen mit

Sturmböe, der durch möglichst niedriges Fliegen ausgewichen werden sollte. Während mit Ausnahme der Führer und der Wacht­mannschaften alles schlies, wurde R 101" plötzlich von einer heftigen Böe erfaßt und zu Boden gedrückt. Die Explosion des dem Parteivorsitzenden des Zentrums, Prälat kaas, hat am

Aus dem Inhalt:

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Der Reichsbanneraufmarsch Wiedersehen mit Moissi  Ford- Werke in Plötzensee Eine Reportage

Die Hölle der fidelen Burschen Wassersport am Herbstsonntag

Sonntag im Rahmen der mit den Vertretern der Fraktionen ge= tätigten Besprechungen auch eine Besprechung des Reichskanzlers mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Zentrumspartei  , Esser, und dem Abg. Perlitius stattgefunden.

Außerdem empfing der Reichskanzler in den Abendstunden als Bertreter der Nationalsozialisten deren Borsigenden Adolf Hitler Seite 4 sowie die Reichstagsabgeordneten Dr. Frid und Goering  . Im Seite 5 Baufe des Montag wird der Reichskanzler die Vertreter der Seite 7 Deutsch   nationalen Boltspartei empfangen.

Luftschiffs erfolgte, wie Leech bestätigt, erst nach dem Aufschlagen Luftschiffs erfolgte, wie Leech bestätigt, erst nach dem Aufschlagen auf die Erde. Nach den Angaben von Leech wurde die Rettungs affion später weitergeführt. Aus dem Innern des Luftschifes hörte iman das Stöhnen und Schreien der Verbrennenden, ohne ihnen Hilfe leisten zu können. Einige Passagiere fonnten sich durch das Flammenmeer einen Weg ins Freie bahnen, stürzten dann aber als brennende Fadeln wenige Meter vom Luftschiff entfernt wieder. Im Zusammenhang mit der Ursache des Unglücks verdient noch bemerkt zu werden, daß einige Einwohner von Beauvais   schon furze Zeit vorher besondere Leuchtzeichen von Bord des Luftschiffes beobachtet hatten. Man hielt diese Leuchtzeichen für Signale, daß das Luftschiff landen wollte. Erst die genaue Ver­nehmung aller Ueberlebenden wird vielleicht ergeben, ob sich das Luftschiff schon vorher in Schwierigkeiten befunden hat. Zwei Mann der Besagung sind wie ein Wunder dem Tode dadurch ent­ronnen, daß nach dem Aufschlagen des Luftschiffes auf den Erd­boden der Wasserbehälter, der sich über ihrem Aufenthaltsraum

befand, platte.

Die letzten Minuten.

Paris  , 6. Oktober. Ingenieur 2e e ch, der mit schweren Brandmunden an der Hand gereitet werden konnte, gab am Sonntagabend eine genaue Schilderung der letzten Minuten vor der Luftschiffkatastrophe. Er

erklärte:

Wir waren 54 Mann an Bord.

Mannschaften, mit Ausnahme von 12 Leuten, die den Nachtdienst Seit Mitternacht schliejen alle verfahen und die unter meiner Leitung standen. In den fünf Motorengordeln hatte je ein Offizier die Aufsicht. Der Funker ( Fortsetzung auf der 2. Seite.)

Auch bei den Sonntagsbesprechungen ergab sich, wie bei den vorangegangenen Unterredungen, daß die Bertreter der Parteien die Stellungnahme zum Regierungsprogramm den Entschließungen der Fraktionen vorbehalten wollen."

Wer hat eingeladen?

Zum Empfang Adolf Hitlers   durch den Reichstanzler ist nicht Es flarzustellen, ob Hitler vom Reichstanzler eingeladen war. scheint, daß der Besuch Hitlers erft furz vor der vereinbarten Stunde für die Besprechung des Reichskanzlers mit den Vertretern der NSDAP  . angekündigt worden ist. Man stellt es so hin, daß der Reichskanzler nicht die Reichstagsfraktionen, die vor dem Zu­sammentritt des Reichstages offiziell noch nicht beständen, sondern die Parteileitungen eingeladen hätte und schließt daraus, daß auch Parteileitungsmitglieder, die dem Reichstag nicht ange­hören, an diesen Besprechungen des Reichskanzlers teilnehmen

fönnten.

Die tommunistische Reichstagsfraktion ist zu einer Be­sprechung mit dem Reichstanzler nicht eingeladen worden.

Sechs Dörfer verschüttet.

47 Zodesopfer eines Erdbebens.

Kairo  , 6. Oktober. Wie aus Teheran   gemeldet wird, sind durch ein in Nord­perfien in der Nähe des erloschenen Bulkans Manavend stattgefun­Erdbeben hat 47 Todesopfer gefordert. Außerdem wird ein großer denes Erdbeben sechs Dörfer vollkommen zerstört worden. Das Teil der Bevölkerung vermißt. Die persische Regierung hat eine Hilfsexpedition mit Medikamenten und Lebensmitteln in das Erd­bebengebiet entsandt.

Marschkolonne des Reichsbanners bei der Sonntagskundgebung

im Lustgarten