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Wie wählten die Berlinerinnen?

Jedenfalls besser als die Männer!- Bei den extremen Parteien am wenigsten Geringere Frauenverluste der Sozialdemokratie

Frauen  

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Die lehte Reichstagswahl hat durch die Art der Ab­ftimmung und Höhe der Beleiligung der Wähler viele Ueber. raschungen gebracht. Wie weit die weibliche Mehrheit der Wählerschaft zu den Ueberraschungen der Wahl bei­getragen, die politischen Tendenzen der Wählerschaft im all. gemeinen verstärkt oder ihnen entgegengewirkt hat, läßt sich jeht einigermaßen an Hand einiger Wahlergebnisse von Städten beantworten, in denen nach Geschlechtern getrennt abgestimmt wurde.

Die Untersuchung der für die Parteien abgegebenen weiblichen Stimmen zeigt, daß der Einfluß der Kirche auch jetzt noch Eine große Rolle spielt. Der Einfluß der katholischen Kirche wirit sich beim Zentrum und der Einfluß der protestantischen Kirche hauptsächlich bei den Deutschnationalen in einem stärkeren Uebergewicht der Frauenstimmen aus. Dies wird besonders deutlich bei einem Bergleich des Berliner   Wahlergebnisses mit dem Frankfurts   und Kölns  . Im katholischen Köln   ist der Anteil der weiblichen Stimmen beim Zentrum am stärksten. Im protestantischen Berlin   nehmen die Deutschnationalen diesen Plaz ein. Prozentsatz der weiblichen, für jede Partei abgegebenen Stimmen. Frankfurt   Berlin  

Sertirum Deutschnationale

SPD  . NSDAP  .

KPD  .

Köln  

63,6

62,6

61,5

52,0

61,0

46,1

50,0

54,1

43,1

47,6

51,6.

38,8

43,4

46,9

Jm ganzen find aus den Reihen der früheren Nichtwähler dies­mal in erster Linie die weiblichen attiviert worden. Während sich die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen bei den Männern gegenüber der Reichstagswahl von 1928 nur leicht, von 83,5 Proz. auf 83,8 Proz. der Stimmberechtigten hob, ist im gleichen Zeitraum

bei den weiblichen Wählern eine Zunahme von 75,1 auf 78,8 Proz. zu verzeichnen.

Aber es haben von der stärkeren Beteiligung der weiblichen Stimm­berechtigten in erster Linie die Nationalsozialisten profitiert. Während sich ihre männlichen Wähler knapp verachtfachten. haben sich ihre weiblichen Wähler mehr als verzehnfacht. Die Verschiebung der Stimmen in Berlin   ist aus der folgenden Tabelle zu ersehen:

Rettet das Ephraim- Palais  .

Bei dem beabsichtigten Neubau der Mühlendamm- Schleuse foll auch das Ephraim- Palais   an der Poststraße zerstört werden, und dies wäre eine so unerhörte und zudem völlig vermeidbare Barbarei, daß Magiftrat und Stadtverordneten ein ernsthaftes Wort des Be­dentens zugerufen werden muß.

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+ Zunahme und Abnahme der Stimmen September 1930 gegenüber der Reichstagswahl 1928 in Proz.

1- Nationalsozialisten

2. Kommunisten

3. Zentrum

4. Wirtschaftspartei

5. Sozialdemokratie

6. Deutschnationale

bei den männ lichen Wählern +793,9

bei den weib­lichen Wählern +1060,2 20,9

20,1

+ 21,0

+17,4

2,4

-

11,4

24,6

17,1

7. Dtsch Staatspartei( Demot)- 24,5 8. Deutsche   Boltspartei....

43,6

1,6 7,9

23,1 33,3

Bei der Sozialdemokratie haben also die weiblichen Wähler ftimmen nicht in dem gleichen Umfange abgenommen wie die männ lichen. Im Gegensatz dazu ist bei den Kommunisten die prozentuale Steigerung ihrer weiblichen Wähler ebenso hoch wie die ihrer männlichen Wähler. Gemessen an dem Anteil der Parteien an ab­gegebenen gültigen weiblichen Stimmen steht die Sozialdemokratie mit 399 200( 27,6 Proz.) jedoch noch an erster Stelle, die Kom­munisten nehmen hier mit 346 845 weiblichen Stimmen( 24 Proz.) die zweite Stelle ein. Bei den bürgerlichen Mittelparteien ist ähnlich wie bei der Sozialdemokratie, der Schwund der weiblichen Stimmen geringer als der männlichen:

Bon 100 in Berlin   abgegebenen Stimmen waren weiblich: Reichstagswahl Kommunalwahl Reichstagswahl

1930

1929

1. Zentrum

61,5

62,1

1928 63,0

2. Deutschnationale

61,0

59,5

58,8

3. Deutsche   Boltspartei

58,8

56,3

54,8

4. Sozialdemokraten

54,1

52,5

53,1

5. Staatspartei( Demokrat.) 53,1

52,1

52,6

6. Nationaliozialisten

51,6 46,9

46,9

45,6

45,1 46,9

7. Kommunisten. Die extremen Parteien haben noch immer am wenigsten Frauenstimmen, am meisten die bürgerlichen Mittelparteien ein­schließlich der Deutschnationalen  .

So sind die Wählerinnen die stärkste Stütze der reaktionären Parteien. Eine große Aufklärungsarbeit ist noch von uns zu leisten, um die breite Masse der Frauen davon zu überzeugen, daß es nichts nußt, andere Zustände mur herbeizusehnen. Gerechtere soziale und wirtschaftliche Zustände müssen erkämpft werden. Es gilt, der Front der Kapitalisten in der Sozialdemokratie eine gefchloffene Front der Arbeiterschaft entgegenzustellen, die für ein besseres Diesseits fämpft und sich nicht auf ein Jenseits vertrösten läßt.

Käthe Kern.

Terror von Glasfartellen.

Die deutschen   Preise hoch, hoch, hoch!

Wir lesen im ,, Montag Morgen":

Im Zeichen des von der Regierung Brüning proflamierten Preisabbaus fandte der Verband des deutschen   Flach gías. Großhandels' an feine Mitglieder folgendes Schreiben:

,, Es wird uns berichtet, daß bei einem Spiegelglasobjekt über 6 Stück 280 mal 200 Zentimeter, 6 Stück 279 mal 198 Zentimeter des Kaufhauses Maß in Bad Driburg  ( Malermeister Josef Bahn, Bad Driburg  ) die Listenpreise erheblich unterboten worden sein sollen. Wir sperren hiermit das Objett! Für den Fall, daß Ihnen die Lieferung dieses Objekts übertragen worden ist, sehen wir Ihrer umgehenden Mitteilung entgegen. Wir machen darauf aufmerksam, daß die Nichtmeldung der Hereinnahme des Auftrages und die eventuelle Lieferung nach Eingang dieser Mitteilung als Kontravention besonders scharf geahndet werden wird.

Ist es ein Wunder, daß bei solchem Terror der Kartelle die Breise in Deutschland   nicht sinken? Herr Brüning hat nichtsdesto­meniger in feinem großen Programm mit feinem Worte verfauten laffen, was er gegen die Kartelldiktatoren und ihre Parole Die deutschen   Preise hoch, boch, hoch!' zu unternehmen ge­

denkt."

Weibsteufel in Böhmen  .

Den Mann im Schlaf mit der Art erschlagen.

In Bodisch   bei Braunau   in Böhmen wurde der 52jährige Landwirt Josef Deuse, ein angesehener Mann, im Bette er­mordet aufgefunden. Der Kopf war nur eine untenntliche Masse und mit einer Art so zugerichtet. Aus einem Schranke fehlte wert­volle Wäsche, so daß man an Raub dachte. Zunächst wurde der Sohn als der Täter verhaftet. Inzwischen aber hat die nachträglich verhaftete Gattin des Deufe ein Geständnis abge= legt. Sie hat den Mann im Einvernehmen mit der Tochter selbst im Schlafe mit der Agterschlagen, um sein Geld zu erhalten. Sie hatte eben wieder einem Sohne 4000 Kronen zugestedt, worüber es Streit gab, da der Mann die Wirtschaft schuldenfrei gemacht hatte. Die Wäsche wurde am Boden versteckt gefunden. Die Mör­derin, Philomena Deuse, war seelenruhig, fütterte ihr Vieh und zuckte auf die Frage nach dem Mörder nur mit den Achseln, was den ersten Verdacht gegen sie wachrief.

nis Tegel fürzlich ausgebrochen war, ist eripichen. Die Die epidemische Mandelentzündung, die im Strafgefäng Sperre für Besuche und Neueinlieferungen von Gefangenen wird mit bem heutigen 7. Oktober aufgehoben. Sämtliche Erkrankungen find gutartig verlaufen.

Streithäuser und Zanfstraßen

Da streiten sich die Leut herum...!- Kleine Tragödien fleiner Leute

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Selten figt einmal ein Berichterstatter in diesen Privat wendig ist, um die 1000- Tonnen- Schiffe Berlin   passieren zu lassen. lagen", in denen die Beleidigungsprozesse erledigt werden. Selbst

Wir wollen ruhig annehmen, daß die Schleusenerweiterung not­Diese Schleuse scheint, nach den vorliegenden Berechnungen, allein die Stadt Berlin   mindestens auf 11 Millionen zu kommen. Immer­bin; es fommt Geld und Arbeit unter die Leute und das haben die Beteiligten alle sehr nötig, auch die Erd- und Wasserbauarbeiter, die dabet beschäftigt werden sollen.

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Eine einzige Frage aber wird von der Vorlage des Magistrats mit Stillschweigen übergangen: warum die neue Mühlendamm brücke eine so alles Maß überschreitende Breite erhalten muß, mie es die Planzeichnung des Wasserbauamtes( im Borwärts" Beilage Nr. 461 vom 2. Oftober) vorfieht, und warum diese Kolossalbrüde gegen den Moltenmarkt zu just die linte Straßenseite und damit das Ephraim Balais abrasieren muß und nicht die rechte, wie es der natürliche Verlauf des Straßenzuges hier für jeden mit Augen begabten verlangt. Diese Frage hat deshalb besondere Berechtigung, weil Stadt. baurat Wagner, dem dieser Vandalismus des Wasserbauamtes doch zu bedenklich wurde, einen Gegenentwurf gemacht hat, der die Erweiterung tatsächlich auf die rechte( östliche) Seite des Mühlen Dammes perlegt und dort den Krögel opfert.

Diefer sehr einfachen Tatsache gegenüber sind die Rechenkunst­stüde der Magistratsvorlage, die bei Erhaltung des Ephraim. Balais

eine Mehrausgabe von 3,5 bis 8,9 Millionen Mark herausbestillieren, gänzlich gegenstandslos.

Man braucht hoffentlich dem einsichtigen Leser nicht noch ein­mal flarzulegen, welch ein kostbares Gut das Ephraimsche Haus darstellt und wie minderwertig daran gemessen der Strögel ist. Wir haben von Privatbauten aus dem 18. Jahrhundert Baum etwas anderes in Berlin  , das jenem an die Seite zu stellen wäre, Schlüters Loge Royal York in der Dorotheenstraße und ein oder zwei Palais der Wilhelmstraße ausgenommen.

Was uns Kunstfreunde, die wir das wahrhaft Gute im alten Berlin   nicht sinnlos geopfert sehen möchten, an diesem Fall so er bittert, ist die falte Nichtachtung, mit der die Vorschläge unseres Stadtbaurates gegenüber der heroftratischen Geometrie des Wasser bauamtes im Magistrat behandelt werden.

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der Zuhörerraum hat hier ein anderes Gepräge als in den anderen Sälen: An Stelle der berufsmäßigen Kriminalstudenten tritt hier die Verwandtschaft und Bekanntschaft der streitenden Parteien, die nur an einem Spezialfall Interesse hat. Selbst der Richter hat zu meist schon den Spaß an der Sache verloren meist schon den Spaß an der Sache verloren es gibt ja auch nichts Einförmigeres als diese Beleidigungsklagen, die ihm sozusagen am laufenden Band zurollen. Selbst in ihren Schimpfereien find diese Leute arm und phantasielos: Immer wieder dieselben Schimpf worte, dieselben Berbächtigungen...

Es ist eine jedem Beleidigungsrichter bekannte Tatsache, daß es Streithäuser" und" 3antstraßen" gibt, deren Nummer und deren Straßen in seinen Aften immer wiederkehren. Das sind die grauen Straßen, die ausfähigen Häuser, in denen drei und vier Wohnungstüren auf einen Treppenabsah münden, drei bis vier Parteien sich dieselbe Wohnung, denselben Korridor, diefelbe Wasser leitung teilen müssen. Und vielleicht fann nur ein Beleidigungs­richter ermessen, was durch Wohnungsnot und Bauspekulation nicht nur an der förperlichen, sondern auch an der seelischen und geistigen Gesundheit dieser und der fommenden Generation gefündigt worden ist...

Die tollsten Kampfhähne: Geschiedene Eheleute.

otisch gegen 3ctisch! Parteien und Zeugen ein­treten!" Schon horcht man auf: Denn nie wird hier erbitterter und zäher gekämpft als dann, wenn die Parteien denselben Namen tragen und noch dazu, wenn es sich, wie hier, um geschiedene Eheleute handelt. Ja, sie sind seit zwei Jahren geschieden, aus beiderseitigem Verschulden, und weil es das bürgerliche Recht jo bestimmt, wurden die beiden Kinder dem Vater zur Erziehung über­geben, denn es waren zwei Knaben. Der Mann zog zu seinen Eltern und brachte da auch den ältesten Jungen unter; den jüngeren gab er auswärts in Pflege, damit die Mutter es nur nicht zu bequem haben sollte, das Kind zu sehen. Nun wurde der Aelteste von ihm und feinen Eltern, erzogen". Was das für eine Erziehung fein fonnte, erhellt am besten daraus, deß die geschiedene Ehefrau schon zwei Beleidigungsprozesse gegen die

aber sehr, sehr verständlich ist. Sie haut dem Jungen, der sie auf der Straße wieder beschimpft, eine Ohrfeige. Der wirst thr feine Mappe vor die Füße und rennt nach Haus fie geht weinend mit der Mappe zum Jugendamt.

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Kaum ist sie da eingetreten, fo reißt auch schon ihr geschiedener Mann die Tür des Amtszimmers auf und überschüttet sie mit Be­schimpfungen. Er ist in Begleitung des Kindes. Wagen Sie nicht noch mal, mein Kind zu schlagen! Ernähren Sie sich lieber an= ständig!" brüllt er sie an, tritt drohend auf sie zu und schlägt sie auf die zur Abwehr erhobenen Hände... und nun stehen sie wegen dieser Szene vor dem Richter, denn mangels öffentlichen Inters esses mußte sie natürlich auf den Weg der Privatflage vermiesen werden. Hier wird der Fall behandelt wie alle anderen. Und alle Wege führen hier zum Vergleich. Und der Richter redet der jungen Frau gut zu: sie solle doch auf einen Bergleich eingehen, wenn der geschiedene Ehemann sein Bedauern ausspräche, eine Buße zahle und die Gerichts- und Anwaltskosten übernähme es täme für sie doch auf das gleiche heraus, wie bei einem Urteil; und mert würdigermeise widerspricht der Anwalt der Klägerin nicht, trotzdem er wissen muß, wie wichtig für seine Mandantin im Stampfe um die meitere Erziehung der Kinder hier ein obfiegendes Urtelt fein fann. Erst als es sich um sein Honorar handelt, mind er sehr munter und empfindlich. Der Bergleich wird also geschlossen, der Mann

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zahlt zwanzig Mark Buße und friegt einen Butanjall, als er hört, er müsse sogar für diesen Armenanwalt"( fo fagt er) siebzig Mart Soften zahlen er ist überhaupt recht aggreffio und drohte noch in der Verhandlung, der Klägerin die Zähne einzuschlagen. Die Vers bandlung ist erledigt..

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Seelenmord an Kindern.

Seit zwei Jahren unterstehen diese Kinder der Aufsicht des Jugend­Für uns sollten aber noch einige Fragen nicht erledigt sein. amtes. Selbst wenn, die Fürsorgerin nicht von selbst gewerkt baben sollte, weld) eigenartige Erziehungsprinzipien die Großeltern und der Vater der Kinder haben, seit drei Vierteljahren ist das Jugendamt durch die, wiederholten Klagen der Mutter, die Prozesse und Bergleiche durchaus darüber aufgeklärt. Es besteht fein Zweifel geschädigt wurden. Hält Jugendamt Tier garten eine Abbitte" wirklich für das Mittel, das diese Erziehungs­schäden heilen kann? Oder was hat es bisher getan, um diefen Kindern den Rest ihrer Jugend und seelischen Gesundheit zu retten? Was gedenkt es zu tun?

Noch ist es Zeit, sich zu entscheiden. Berlin   hat nicht mehr strengen mußte, die beide durch den üblichen Bergleidh beendet barüber, daß die beiben Kinder in dieser Erziehung" feelisch auf

viel alte Baumerte zu verlieren. Das Ephraim- Palais zu retten, ist Sache nicht der Liebhaberei, sondern der sachlichen Vernunft. ist Sache nicht der Liebhaberei, sondern der sachlichen Vernunft. p. f. sch.

Rumänischer Regierungswechsel.

Rüdtritt des Kabinetts Maniu  .

Bukarest  , 6. Oktober.  ( Eigenbericht.) Die Regierung Maniu   ist zurüdgetreten. Ursache des Rücktritts find Meinungsverschiedenheiten zwischen König Carol   und Maniu  , nicht zuletzt die Schwierigkeiten, die Maniu bei den schwebenden Anleiheverhandlungen mit ausländischen Geldgebern entgegenstehen.

Der Fünfjahresplan im Bolfswik. Den Hymnen, welche die Sowjetpreffe dem Fünfjahresplan der Sowjetregierung immer wieder singt, hat der Volkswih folgenden biffigen Scherz entgegengestellt: Was wird vom Fünfjahresplan übrigbleiben?"- ,, Bon Lenin ein Porträt, von Stalin   ein Dekret und vom Bauern ein Sfelett."

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wurden. In einem der Bergleiche mußte die beklagte Schwieger­mutter fogar zugeben, daß sie die Beleidigungen aus reiner Bös willigkeit" ausgesprochen hatte! In Gegenwart der Kinder schimpfte die Schwiegermutter in gemeinster Weise auf die junge Frau ein und schließlich wurde das neunjährige Kind sogar abgerichtet, bei den Sonntagsbesuchen der Mutter zu bestellen: Bater ließe ihr sagen, sie solle sich anständig ernähren!" Diese Erziehung trug Frucht: Nun ist der Knabe elf Jahre olt; er grüßt seine Mutter nicht und schimpft auf der Straße hinter ihr her und sie sieht das Kind alle Tage, denn sie wohnt ja in derselben Straße. Ein Umzug foſtet ja Geld, und sie muß froh sein, daß sie die frühere eheliche Bohrung behalten durfte und nun vermieten fann... Immer wieder läuft die junge Frau zum Jugendamt: Man solle doch wenigstens dafür sorgen, daß sich der Junge auf der Straße anständig zu ihr benehmen müffe... und die Fürsorgerin geht hin zu den Eltern des Mannes und gibt dem Kinde auf, zu der Mutter zu gehen und um Berzeihung zu bitten. Aber der Junge geht nicht hin, grüßt seine Mutter höchstens durch Grimassen und erklärt seinen Schultameraden, zu ,, der" ginge er nicht, das fäme gar nicht in Frage und täglich steht die junge Frau für alle Klatsch mäufer der Straße am Branger. Da läßt sie sich zu einer Hand lung hinreißen, die ficher pädagogisch unflug und bebauernsmert,

Die zweite Frage aber, an deren Beantwortung die Deffentlichkeit Interesse hätte, wäre die: Wie lange soll dieser gesetz­lich fanttionierte Se elenmord an den Kindern aus geschiedenen Chen noch weitergehen? Wir brauchen ein Gefeß, das Kindern, über deren Erziehung die geschiedenen Eltern zu feinem gütlichen Einverständnis fommen, eine gesunde und frohe Jugend in einem Seim fichert, in dem ihnen die Gemeinschaft der Jugend das ersetzt, was ihnen ihre Eltern nicht geben fonnten.

Heinrich Zilles Ruhestätte.

Der Magistrat hat in seiner legten Sigung beschlossen, bie Gräber von Heinrich 3ille und seiner Frau auf städtische Roften in dauernde Pflege zu nehmen. Das Grabdenkmal für Heinrich Zille  , dessen Ausführung Profeffor Kraus übertragen worden ist, und das einen Findling mit einer Plakette darstellt, bürfte voraussichtlich noch in diesem Monat Aufstellung finden.