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Volfsausrottung im Nachbarlande

Polnische Kavallerie und Polizei brutalisieren das ukrainische Bauernvolf- Hunderte blutig geschlagen Genossenschaften zerstört- Bibliotheken verbrannt

Wie aus furzen Telegrammen der europäischen   Deffent. lichkeit bereits bekannt wurde, sucht der polnische Nationalis­mus mit den brutalffen Mitteln den Widerstand des ukrai­nischen Volkes gegen die gewaltfame Polonisierung nieder­zuringen. Wir veröffentlichen heute uns aus zuverlässigster Quelle zugegangene Einzelheiten über das Vorgehen der pol­nischen Polizei und Kavallerie gegen die eingesessene, in Polen  einverleible ukrainische Bevölkerung. Der Bernichtungskrieg, der den Methoden der Cloyd- George- Regierung gegen Irland 1920-1923 entspricht, stellt eine Schande für Europa   und für Polen   dar.

Am Sonntag, dem 14. September 1930, tam in das Dori Hrusiatycze im Kreise Bobrta eine Abteilung vom 14. Kavallerie­regiment. Der Kommandant befahl dem Dorf, binnen 2 Stunden unentgeltlich zu liefern: 25 Doppelzentner Hafer, 3 Schweine à 100 Kilogramm Gewicht, 25 Kilogramm Gemüse, 1500 Kilogramm Kartoffeln, 100 Laib Brot, 100 Liter Milch, 1200 Stüd Eier, 5 Meter Leinwand usw. Nachdem alles gebracht war, ließ der Kommandant den Gemeinderat in der Schule versammeln, bedankte sich für die Lieferung,

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fommandierte Stillgestanden" und ließ den Gemeinderat in dieser Stellung mehrere Stunden lang stehen.

Um 12 Uhr in der Nacht wurde dann der Gemeindevorsteher auf­gefordert, Leute zu nennen, die im Besitz von Waffen sind: als er feinen nennen fonnte, wurde er auf Befehl des Kommandanten von 5 Soldaten in den Garten geführt, die ihm dort 50 Stod streiche verabreichten. Auf ähnliche Weise wurden noch folgende Dorfbewohner geprügelt: Michael Basarab, Michael Weresa, Aleksander Basarab, Peter Wysoczanski; Aleksander Turczyn, Ni­folaus Burbela, Wasyl Wontowicz, Michael Olejnik.

Am folgenden Tage wurde die Bevölkerung bei Morgengrauen cus dem Schlaf gewedt, mußte sich die Sonntagskleider anziehen und um 5 Uhr Spalier bilden für die abziehende Kavallerieabteilung. Als die Verprügelten mit dem Gemeindevorsteher an der Spize beim Starosten sich beklagten, wurde ihnen bedeutet, daß er dagegen nichts tun fann, um so mehr, als er mit der Vorbereitung der Wahlen" beschäftigt ist.

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In der Nacht zum 14. September fam die Kavallerie auch nach Stary und Nowy Jaryczom. Nachdem sie die Pferde einquartiert hatten, gingen sie daran, die Bewohner zu schlagen. Den Bewohner Iwan Kolyt schlugen sie mit Reitpeitschen, stießen mit Füßen und sprachen dabei: ,, Willst du die Ukrainer haben, da hast du sie." Auf diese Weise wurden 30 Bewohner behandelt. Als der Bater des geschlagenen Studenten Lobodydi den Offizier bat, er möchte den Soldaten das weitere Prügeln seines Sohnes verbieten, antwortete dieser: Wir haben geprügelt, wir prügeln jegt und wer den euch weiter prügeln."

2m 14. September fam um 8 Uhr morgens eine stärfere Ab­teilung Ravallerie in das Dorf Gaje bei Lemberg  . Die Soldaten hielten schon unterwegs die Bauern an, die ins Feld zur Arbeit fuhren, und verprügelten fie unmenschlich. In Dorf selbst befahl Der Kommandant, eine Kontribution zu stellen, bestehend aus 35 Doppelzentnern Hafer, 1400 Giern, 2 Sdymeinen à 200 Kilo­granum Gewicht, eine junge Ferse, 500 Liter Milch, 100 Kilogramm Reis, 25 Kilogramm Hirsegrüße, 1500 3igaretten, 10 Kilogramm Salz, 10 Kilogramm Zuder und Tabat. Nachdem die Sachen ge­liefert waren, quartierte sich die Kavallerie im Dorfe ein, befahl den Bauern und ihren Frauen, die Pferde und die Beschirrung zu reinigen, währenddessen riefen sie die einzelnen Bauern in die Scheune des Andruch Melnik,

legfen fie nacheinander auf eine Bant, der eine Soldat hielt am Kopf, der andere an den Beinen, und die anderen prügelten den Gehaltenen fo lange, bis er das Bewußtsein verlor.

Darauf wurde der Delinquent mit taltem Wasser begossen und weiter geprügelt. Am schlimmsten wurden zugerichtet: Iwan Ro­myszyn, sein Sohn und seine Tochter, Mikolaj Mandzewicz, Iwan Jannyi, Peto Wolf, Petro Kondyra, 2 Kinder des Gemeinde­vorstehers, ferner die Bauern Jurko Geller, Cyrnl, Stefan und Luczko Mmytryka, Lysy Jaroslaw, Iwan Szpulat und Damian Brus, welchem sogar das Bein gebrochen wurde. Darauf wurde der Laden der Genossenschaft demoliert, die Verkäuferin ver­prügelt und die Scheiben in der Lesehalle ,, Proswita" eingeschlagen.

Am 16. September kam die Kavallerie in das Dorf Podberezce, Kreis Lemberg  , plünderte den Laden der Genossenschaft, schlug ihren Leiter und alle Mitglieder des Vorstandes, vernichteten alle Bilder und schlugen die Bewohner auf ähnliche Weise wie in anderen Orten. Den Knaben Peter Bubela haben sie so zugerichtet, daß an jeinem Aufkommen gezweifelt wird. Das Dorf verfaffend, demolierte die Kavallerie das Anwesen des Michael Kiernoga und raubten ihm alle Wintervorräte.

Barallel mit der Kavallerie, die unter dem Deckmantel der Ma­növer in Ostgalizien   wütet, durchziehen das Land besonders für diesen Zweck zusammengestellte Polizeiabteilungen, die in ähnlicher Weise die Pazifikation" des Landes durchführen.

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Am 22. und 23. September wütete die Polizei im Dorf Kupczynce, Kreis Tarnopol  . Sie schlug eine große Anzahl von Menschen, am schlimmsten wurden zugerichtet: Michal Martynowicz, Jlla Blazkiewicz, Michal Kosar, die Brüder Markowych, Nikolaj Rojar, Peter Hreczynyt u. a. Der Gemeindeassessor Roselat wurde an einen Wagen gebunden und mußte mit den Pferden lausen, bis er zusammengebrochen

war. Es wurde vernichtet der Laden der Genossenschaft, demoliert die Beschalle, zerbrochen alle Musikinstrumente der Ortskapelle. Die Bevölkerung floh daraufhin in die Wälder.

Im Dorfe Potropiwna im Kreise Tarnopol   tam die Polizei expedition am 23. September und prügelte die Leute der Reihe nach durch in der Gemeindekanzlei, wobei sie den Leuten befahl, die polnische Erde zu küssen und zu sagen: Ich sch.... auf die Surenmutter Utraina." Unfenntlich zugerichtet wurden Bomlo und Iman Szugan. Wlodzimierz Kril ringt mit dem Tode. Die Lesehalle wurde vollständig vernichtet. Mit seh: schweren Kopfverlegungen famen davon: Wasyl Guzda, Zachar Bomorozno, Mitola Guraj, Stefan Gural, Dieffa Szfoinni, Anton und Josef Konarski, Michal Golinski, Wiktor Berete, Anton Pewro­roznyt, der Schulleiter Mitola Antoniak und seine Frau Anna. Die Frau des Michal Szkolnyj mußte, während sie geprügelt wurde, das polnische Nationallied singen und zur Abwechslung sprechen:

sönlich beim Starosten und zeigte ihm seinen Körper.

Ich sch... auf die Hurenmutter Utraina." Im selben Dorfe| Mitringa hat ein ärztliches Zeugnis über seine Wunden, mar per­wurde dann der Laden der Genossenschaft de moliert, alle Waren auf einen Haufen geworfen und mit Petroleum begossen. Weiter wurde die Genossenschaftsmoiterei und der Bücherbestand der Lese­halle total vernichtet.

Protokollarische Nachrichten aus den Dörfern Bodmichalowce, Burow, Waftuczyn, Hryhorow des Kreises Rohatyn   bezeugen, daß außer den üblichen Prügeleien in allen genannten Orten

die Genossenschaften, die Lesehallen, die Molkereigenossenschaften und die Raiffeisenkassen demoliert und die Bücher vernichtet

Im Dorje Proniatynie des Kreises Tarnopol   hat die Polizei­expedition in ähnlicher Weise gewütet. Bis zur Unkenntlichkeit ver­prügelt find die Gymnasialschüler Reszetucha, Iwan Pyn- worden sind, die Waren auf die Straße geworfen und mit Petroleum diur, Oleksa Medwid, der Gemeindevorsteher Teodor Womezyszyn, begossen. In Zurow   3. B. hat man den Molkereibetrieb total ver­die Landwirte Tymfo Hajda, Iwan Golda, Stefan Hajda, Semfo Hajda, Teodor Reszetucha, Waly! Golda, Tepro Lalat, Teraz Mi­fola, Nafonecznyi Mifchalo, Hajda Michal, Kinach Andruch, Stefan

Marcinkiw, Iwan Hajda, der Sohn Stefans, Iwan Hrycai, Basyl hajda, Dieffa Szczerbartyi, Oleksa Sosnowski, dann die Frauen Xenia Hajda, mit ihren Kindern an der Brust, und die schwangere Katarzyna Hajda, die infoigedessen mit dem Tode ringt. Man vernichtete die Lesehalle, den Laden der Genoffenschaft, riß den Fußboden auf, zerhackte die Bretter, schlug die Fenster ein und begoß die Häufer mit Mistjauche.

Die Geprügelten mußten während der Hiebe sprechen: ,, Ich sch auf die Hurenmutter Ufraina."

Im Dorf Luka Wielka desselben Kreises mußten die Leute, während sie geprügelt wurden, die Worte hören: Jeßt wirst du an die Ukrainer denken." Auch hier eine Reihe schwer ver legter Bauern, die Lesehalle und der Verkaufsladen der Ge­nossenschaft demoliert.

Im Dorfe Petripow, Kreis Tarnopol  , wurde von der Polizei der 57jährige Matwij Mitringa folgendermaßen behandelt: Ein Polizist stellte ihn vor das Bild Szewczenkos( ukrainischer National­Antwort erhielt, schlug er ihn noch einmal ins Gesicht und fragte: dichter), schlug ihn ins Gesicht und fragte: ,, Wer ist das?" Als er die Woher weißt du es?" Darauf antwortete Mitringa: Das steht drunter geschrieben." Darauf schlug ihn der Polizist wieder ins Gesicht und sagte: Sprich jetzt: Ich sch.... auf die Mutter Szewczentos und auf die Utrainer." Als Mitringa sich weigerte,

wurde er

fo lange geschlagen, bis er eben diese Worte wiederholte.

Mit den Kindern ins Waffer.

Grauenhafte Berzweiflungstat einer Arbeitermutter. Stodholm, 8. Offober. Eine entfehliche Familientragödie spielte sich am Diens­tagabend in Dalekarlien ab. Eine 35jährige Arbeiterfrau fuhr mit ihren fünf kindern im Alter von vier Monaten bis 11 Jahren in einem kleinen Boot auf die See hinaus, stieß die kinder ins Waffer und sprang schließlich mit dem kleinsten Kind, das sie fest an sich gebunden hatte, ebenfalls in die Flut. Das älteste Mädchen konnte sich an Land retten. Ehe fie Hilfe herbeiholen fonnte, waren die Mutter und die anderen Kinder ertrunken. Die

Ursache der furchtbaren Tat ift in wirtschaftlicher Not zu fuchen.

Glanz und Schimmer im Tonfilm.

Das Lied ist aus."

Jm Atrium" hat ein Tonfilm starken Erfolg gehabt, der für die Situation des Tonfilms von symptomatischer Bedeutung ist. Hier ist aller Glanz entfaltet, aller Brunt aufgebaut, alle Sinne können schwelgen. Géza von Bolvarn ist ein geschmackvoller Regisseur, der alle Mittel in der Hand hat, und Walter Reisch  hat ein Manuskript geliefert, das viele Filmmöglichkeiten bietet. Liane Haid   als Operettendiva lebt in einer wahrhaft fürstlichen Umwelt und führt eine Stala von Toiletten vor, die das Entzücken der jungen Mädchen hervorrufen. Die Handlung freilich ist etwas seltsam. Die umschwärmte und mit allem Lurus verwöhnte Diva verliebt sich in ihren Privatsekretär, einen ehemaligen Gardeoffizier, der ein Rompendium aller Tugenden und Tüchtigkeiten darstellt und von Willy Forst   reizend charakterisiert wird. Aber sie fönnen zu cinander nicht fommen, weil dieser weltfremde Mensch in den Strupeln des Philifters hängen bleibt. In Hartlebens sittlicher Forderung" wird das Problem auf die natürlichste Weise gelöst, hier muß es sentimental- melancholisch ausgehen. Sie heiratet den reichen Depp, und er tritt in den Chor der verlassenen Verehrer ein.

Die eingelegten Schlager von Robert Stolz   überragen das Niveau, versinken freilich auch in syrupjüße Tränenseligkeit. Dem Auge wird sehr viel geboten, es gibt wundervolle Lichteffekte, und

nichtet.

3barasz kam die Polizeiexpedition um 1 Uhr in der Nacht vom 15. zum 16. September in die Wohnungen des Advokaten Dr. Danyle Seneta, des Arztes Dr. Andrzej Kofodynski, des Notariats­kandidaten Leo Holinatni, des ing agrar. Andrzej Turjanskij und des Advokaturkandidaten Wasyl Hrycyn. Alle Genannten wurden schwer geschlagen, die Kanzlei des Advokaten Dr. Kalyn wurde demoliert, sogar die Schreibmaschine zerbrochen, im Orte selbst viele Ukrainer geprügelt, die ukrainische Lesehalle mit der Bibliothek und der Verkaufsladen der Genossenschaft demoliert und vernichtet.

In nicht minder fürchterlicher Weise wurde bei den Ukrainern in den Städten gewütet. Im Städtchen Nowo- Stolo, Kreis

In der Wojewodschaft Stadt Tarnopol   wurde eine der schönsten modernen ukrainischen

Bibliotheken mit etwa 40 000 Bänden verschiedener Sprachen vollständig vernichtet.

Im Bezirksverband der Genossenschaft wurden alle Geschäftsbücher vernichtet, so daß es unmöglich ist, den augenblicklichen wirtschaft­lichen Stand des Genossenschaftsverbandes festzustellen. Ebenfalls wurde die Druckerei des Dr. Czumat vernichtet.

nische Volk in Ostgalizien   hereingebrochenen polnischen Sintflut. Das sind nur einige wenige Ausschnitte aus der über das ukrai­

Das alles geschieht, während der polnische Außenminister 3a. lesti in Genf   von einem Menschenrecht und von einer humani­tären Behandlung der Minderheiten spricht. Das alles geschieht unter den Auspizien des Bölkerbundes. Auf diese Art verbreitet Polen  , das sich der ,, Messias der Völker" nennt, seine Kultur bei dem ihnen überantworteten Teil des ukrainischen Boltes!

Mittel­alterliche Ritter?

lein, polnische Polizei, die für den Bürgerkrieg ausgerüstet wird.

Puhonnys Marionetten- Theater bietet eine Einlage von cr= lesenem Reiz. Besonders zu nennen noch Margarete Schlegel  in der Rolle einer flatschsüchtigen Kollegin.

Kann dieser Prunk und diese Sinnenschmeichelei uns in dieser schweren Zeit der Arbeitslosigkeit über unser Elend hinwegtäuschen? Kann diese technische Vollendung uns Ersatz bieten für das seelische Manto? Die Premierenbesucher schienen dieser Meinung zu sein, aber die große Masse wird statt des Opiums nach anderer Kost ver­langen.

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D.

Eifersuchtsdrama im D: 3ug.

Den früheren Geliebten faltblütig niedergeschoffen.

Paris  , 8. Oktober.  ( Eigenbericht.)

Jm Schnellzug von Nancy   nach Paris   hat sich am Dienstag ein blutiges Drama ereignet.

Der tschechoslowakische Chemiter Eugen Füber, der sich vor fünf Jahren in der Nähe von Paris   niederließ, hatte mit seiner Quartierwirtin, einer Frau Altenhofen, ein Liebesverhältnis be gonnen. Vor wenigen Wochen erklärte er seiner Geliebten, die sich des Verhältnisses wegen hatte scheiden laffen, daß er nach Brag zurückkehren müsse, um dort eine Landsmännin zu heiraten. Seine Geliebte machte zunächst keinen Einwand. Sie erschien aber am Hochzeitstage in Prag   und ließ sich der jungen Frau vorstellen. Das junge Ehepaar und die verlassene Geliebte traten zusammen die Rückreise nach Paris   an. Als die junge Frau ihren Mann zum viertenmal mit seiner Geliebten im Schnellzugsabteil allein gelaffen hatte, 30g diese einen Revolver und schoß Füber ohne weiteres über den Haufen. Die Mörderin wurde vom Zugpersonal sofort festgenommen und auf der nächsten Station der Polizei übergeben.

In der Humboldt- Hochschule spricht Sovnabend, 8 Uhr, Dorotheenitr. 12 eröffnete Berliner   Museum. Mit Lichtbildern.

Dr. Siegfried stadner, Dr. Ernst Cohn- Wiener über das neue

In der Gesellschaft für Erdkunde   spricht Sonnabend, 7 Uhr, im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums Prof. Dr. Dybrenfurth( Breslan) über: Die internationale Himalaya  - Expedition 1930."

Im Museum für Naturkunde  , Invalidenstr. 43, finden heute folgende unentgeltliche Borträge statt: 6 und 8 Uhr: Von egenbesen und ehlajäpfeln( Dr. Hering).