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Kampf der Schulreaktion!

Tagung der sozialdemokratischen Lehrer.

Nach einer weiteren längeren Aussprache wurden folgende Ent­

Am Sonnabend und Sonntag fand in Braunschweig   eine Reichs­tagung der Arbeitsgemeinschaft sozialdemotra.schließung angenommen: tscher Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   statt. Die Hauptausschußigung wurde vom Reichstagsabgeordneten Dr. Löwenstein Berlin   geleitet. Unter den Gästen befanden sich 11. a. Rektor Linke- Berlin  , der Vorsitzende der freien Schulgejell­schaften Deutschlands  , das Mitglied des Parteivorstandes Heinrich Schulz   Berlin  , die preußischen Landtagsabgeordneten Frau Wegscheider und Frau Jurdan Frankfurt a. M.

Genosse Löwenst ein führte in seinem einleitenden Referat aus, derselbe Mut, der die Parte: beseele, müsse auch die Lehrer zu großer Aftivität führen. Gerade der sozialdemokratische Lehrer stehe immer in Kämpfen und müsse besonders in der 3ufunft seinen Mann stehen. Die Tatsache, daß die sozialdemokra tischen Lehrer in Thüringen  , Bayern  , Pommern   und Ostpreußen  starte Benachteiligungen erleiden, sei leider nicht genügend bekannt. Sozialdemokratischer Lehrer sein heiße nicht Stellen= inhaber sein und den Wunsch zu haben, befördert zu werden, son­dern Kämpfer zu sein. Die reaktionäre Welle treffe den Lehrer besonders schlimm, weil die Erziehungsaufgabe des Lehrers und der fozialistische Aufbau gefährdet sei. Ungeistigkeit und Brutalität ver­juche sich immer mehr hervorzudrängen. Obgleich die nationaliozia­listische Welle nicht von Dauer sei, könne auf dem Gebiet der Päd­agogit großes Unheil angerichtet werden.

Nach diesen einleitenden Worten sprach er ausführlich über die schulpolitische Lage.

Er schilderte zusammenhängend und mit Beispielen gewürzt die Ver­suche der Kirchengemeinschaften in der Schule aufs neue Fuß zu fassen. Löwenstein sagte: Wenn wir uns den Weg zu einer freien Kultur nicht verbauen wollen, dann müssen wir uns gegen den politischen Kampf der Kirche wenden. Die Bürger­blockparteien verstecken sich hinter religiösen Vorwänden mit dem Ziel, den sozialen und kulturellen Fortschritt zu hindern. Unter der Maske des Kulturkampfes suchen sie die politische Reaktion zu stärken. Unter dem Motto des antibolfchemistischen Kulturkampfes soll nichts anderes versucht werden, als eine, allgemeine politische Benjur. Die gesamte moderne Bädagogik soll unter der Flagge ,, Be­kämpfung des Antibolschewismus" getroffen werden. Die Stellung der weltlichen Schule ist feineswegs unumstritten. In Münster   ist cinem Lehrer der Prozeß gemacht worden, weil er das Deutschland­lied nicht fingen lassen wollte. Wir müssen erwarten, daß die preußische Regierung gegenüber dem Formalismus der Verwaltungs­stellen eine starke Hand beweist. Und wir erheben den Anspruch, daß die Dissidenten als Lehrer und Leiter nicht benachtei ligt werden. Wir können es nicht ertragen, daß in Preußen

Diffidenten von der Leifung der Sammelschulen ausgeschloffen werden. Wir fordern nicht den Kirchenaustritt unserer Mit­glieder, diejenigen aber, die den Trennungsstrich gezogen haben, dürfen in ihrer Stellung nicht benachteiligt werden. Gegen die Barbarei des Nationalsozialismus gibt es nur eine große Front der Kulturbewußten. Der Deutsche   Lehrerverein ist häufig den politischen Tagesproblemen ausgewichen, jo hat er es auf An­raten seiner thüringischen Landsmannschaften abgelehnt, gegen Die thüringische Kulturreaftion, zu protestieren.

In einer Zeit der Erwerbslosigkeit sollte man auch nicht Millionen 14- und 15jährige Kinder beschäftigen. Wenn ein Teil der für die Erwerbslosenfürsorge aufgewendeten Mittel abgezweigt würde, könnte man allgemein das 9. Schuljahr einführen und den Arbeitsmarkt dadurch entlasten.

Die Aussprache.

Landtagsabgeordneter Haebler, Karlsruhe  , berichtete über die Zustände in Baden  , was das Zentrum immer mehr Einfluß in der Schule gewinnt. Baden   war früher freiheitlich. Heute figen in allen entscheidenden Stellen Zentrumsleute, die die dort vorhandene Simultanschule derart beeinflussen, daß man von freiheitlichem Geiste nicht mehr reden kann.

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Ahrens Hamburg   verlangte die Wiedereinführung der acht­jährigen höheren Schule, während Frau Wegscheider für alle Boitsschulen das 9. Schuljahr fordert. Der preußische Finanz­minister Höpker- Aschoff   wolle allerdings sparen, die Pflichtſtunden­zahl erhöhen und die Lehrerzahl herabsetzen. Trotzdem müßten alle anderen Forderungen hinter der des 9. Schuljahres zurücktreten.

Deutschland   und Lateinamerika  .

Eröffnung des Ibero- Amerikanischen Instituts  . Anläßlich der Eröffnung des Ibero- Amerikanischen Instituts   fand am Sonntag mittag im Schloßflügel des ehemaligen Marstalls in Anwesenheit zahlreicher hervorragender Persönlichkeiten ein Fest­aft statt.

Der frühere preußische Kultusminister Boelig wies in seiner Begrüßungsansprache auf die völkerverbindende Bedeutung des neuen Instituts hin, das aus Stiftungen und Geschenken aus Süd- und Mittelamerika   über eine Bücherei von über 120 000 Bänden verfüge. Er gedachte mit warmen Worten Prof. Quesadas, dem das Institut nicht weniger als 80 000 Bände verdanke und der leider durch Krank­heit verhindert war, an der Gründungsfeier teilzunehmen. Dem früheren merikanischen Präsidenten Calles seien weitere 25 000 Bände zu danken. Damit befize Berlin   die größte merikanische Bibliothek des Kontinents. Den. Rest der Bibliothek bilde der ehe­malige Bestandteil des Ibero- Amerikanischen Forschungsinstituts in Boun.

Reichsaußenminister Curtius überbrachte die Glückwünsche. der Reichsregierung. Er pies auf die Bedeutung des latein­amerikanischen Kulturkreises für die Arbeit gerade innerhalb des Bölkerbundes hin und betonte zum Schluß die geistigen Beziehungen, die Deutschland   durch Alexander von Humboldt   mit den südamerika.

nischen Staaten angeknüpft habe.

Kultusminister Grim me wies darauf hin, daß es sich hier nicht um eine Einrichtung handle, die von Amts wegen" geschaffen sei, fondern um eines der sichtbaren Beispiele dafür, was persönliche Weitschau vermag, um ein Wert von wissenschaftlichem Rang und völkerverbindender Bedeutung zu schaffen. Das Ibero- Amerikanische Institut   ist in seinem Werden, Dasein und Bachsen Ausdruck des Billens   zum Miteinander der Völker und damit zugleich Beweis daß sich das Selbstbewußtsein einer Nation sehr wohl pereinen fann mit ihrem Wissen darum, daß die einzelne Nation Glied innerhalb eiras Kosmos von Nationen ist. So ist es Geist eines echten Kosmopolitismus, der uns hier umfängt, und aus dem heraus für einen der ganz Großen im Reich der Wissenschaft eine Sehnsucht auf

,, Die ASL. Deutschlands ersucht die sozialdemokratische Fraktion des Preußischen Landtags  , den vom preußischen Finanz­minister vorgeschlagenen Abbau von 10000 Boltsschul­lehrer stellen in Preußen mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen und dafür einzutreten, daß die seit Jahren wartenden seminaristisch gebildeten Schulamts­bewerber beschleunigt zur Anstellung kommen."

Weiter wurde folgender Antrag einstimmig angenommen:

,, Der Reichsausschuß der Arbeitsgemeinschaft jozialdemokra tischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   setzt sich einmütig für die Wahrung der verfassungsmäßigen Rechte der dissidentischen Lehrer ein und verlangt von der Partei und den zuständigen sozialdemokratischen Fraktionen, daß sie bei allen Länderregierungen für die volle wirtschaftliche und rechtliche Gleichstellung der dissidentischen mit den konfessio:

nellen Lehrern eintreten.

Insbesondere ist die Nicht bestätigung von dissiden tischen Lehramts- und Leiterkandidaten für Sammelschulen ein Akt von höchster Ungerechtigkeit, der den in der Verfassung ver­bürgten demokratischen Grundrechten wider spricht und die Entwicklungsmöglichkeiten der Sammelschulen empfindlich stört. Der Reichsausschuß der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   verlangt daher die sofortige Bestätigung von Lehramts- und Leiterkandi­daten für Sammelschulen."

Am Sonntag wurden die Verhandlungen der Arbeitsgemeinschaft fortgesetzt.

Für den Parteivorstand sprach hier Genosse Schu13- Berlin, der als der eigentliche Vater der ASL. anzusprechen ist. Schulz sagte, er könne sich darüber freuen, daß die ASL. sich in den Rahmen der Partei eingefügt habe. Innerhalb des Reichsausschusses für sozia­listische Bildungsarbeit fönne die ASL. auch in Zukunft müßliche Arbeit leisten.

Für die Stadt Braunschweig   begrüßte der Oberbürgermeister Böhme die Versammlung mit herzlichen Worten.

Erziehertagung für die sozialdemokratische Reichstagsfrattion und für Reichstagsabgeordneter Grote wohl, der die sozialistische den Bezirk Braunschweig   der Partei begrüßte, sagte, wir hätten zwar eine Schlacht verloren, aber wir werden den Krieg zwischen Kapital und Arbeit gewinnen. Auf die Niederlage werde ein Sieg folgen, wie wir ihn schöner nie gehabt haben.

sozialistische Erziehung". Das Referat soll zu Propagandazwecken in Dann sprach Genosse Löwenstein ausführlich über Die

Sonderdruck erscheinen.

Die Neuwahlen des Vorstandes der Arbeitsgemein­schaft hatten folgendes Ergebnis: Vorsitzende Löwenstein, Schröter und Linke- Berlin  . Als Herausgeber der Soz. Erziehung" wurde wieder Dr. Aug. Siemjen- Jena bestimmt.

Deffentliche Kundgebung.

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Braunschweig  , 13. Oftober.( Eigenbericht.) liche Kundgebung statt, die den weiten Saal des Wilhelms= Am Sonntagabend fand in Braunschweig   eine große öffent gartens" füllte. Die Versammlung wurde vom Reichstagsabgeord neten Dr. Löwenstein- Berlin   geleitet. Ueber die Schulpolitik in den einzelnen Ländern und über die gegenwärtige Situation, in der das deutsche   Schulwesen bedroht ist, sprachen August Siemsen  - Jena  , Schröter- Berlin, Haeberle Karlsruhe, Frau Jurdan Frankfurt a. M., Dr. Adams- Ham­burg, Weise- Leipzig und Landtagsabgeordneter Thielemann­Braunschweig.

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Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die öffentliche Kundgebung der Arbeitsgeminschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   ruft die Bevölkerung Braun­ schweigs  , besonders die Parteigenossen zum entscheidenden Kampfe gegen die Reaktion der bürgerlich faschistischen Regierung Braunschweigs auf. Die wenigen Tage der Regierung Franzen haben bereits die schwersten Gefahren über die Freiheit der Schule und der Erziehung herauf­beschworen. Die Aufhebung des Sieversschen Schulerlasses und das Berbot der ,, Geschichtsbilder" kennzeichnen deutlich den Weg, den die Faschisten gegenüber der Schule beschreiten wollen.

Mit der sozialistischen   Lehrer- und Elternschaft muß die werk­tätige Bevölkerung eine geschlossene Front im Kampfe um die Freiheit und den Frieden in Schule und Erziehungs­wesen bilden."

gestanden ist, die nun hier Erfüllung zu werden begonnen hat. Wir denken an Alexander von Humboldt  . Dankbarkeit ergreift uns heute vor dem Genius dieses Mannes, der bereits vor 100 Jahren das geistige Zueinander von Südamerika   und Deutschland   in sich erlebte. Diesem Dant fann die preußische Unterrichtsverwaltung nicht besser Ausdruck geben als durch das Versprechen, daß sie zu ihrem Teile hilft, in diesen Räumen Humboldts Geist lebendig zu erhalten, damit das freundschaftliche und wissenschaftliche Band zwischen Lateinamerika   und Deutschland   immer enger werde. Als Zeichen dieses Willens und des Bekenntnisses zu dem großen geistigen Ahnherrn bitte ich Sie es auszulegen, daß ich eine Kopie des von Julius Schrader   gemaiten Porträts Humboldts, das in der Staats­bibliothek hängt, für diesen Sigungsfaal in Auftrag gegeben habe. Hierauf sprachen die Gesandten von Peru  , Ecuador   und Merito sowie der Geschäftsträger von Panama  . Die Schlußansprache hielt der spanische Botschafter.

Verlangen nach Heiterfeit.

Joseph Plaut  - Abend.

Die Boltsbühne hatte Joseph Plaut   zu einem 2uftigen Abend in der Singakademie eingeladen. Der his in den letzten Winkel gefüllte Saal bewies, mie groß das Berlangen nach Seiterfeit gerade in dieser schweren Zeit ift. Plaut enttäuschte seine Hörer nicht man fann auch sagen, er enttäuschte seine 3 schauer nicht, denn er spielt ja alle ſeine Vorträge, spielt fie unaufdringlich, mit leisen, aber ftets wirkungsvollen Akzenten. Meisterhaft befizt zudem Plaut die Fähigkeit, den Kontakt mit dem Publikum herzustellen; meisterhaft versteht er es, durch unmerkliche Nüancierungen seine oft wiederholten Darbietungen immer wieder auf neu umzufärben, und nicht nur seine Zuhörer, auch er selber entdecken jedesmal neue Möglichkeiten, neue Reize in einem Vor­tragsstück. Stärker noch als der Beifall, den man Plaut spendete, bewies das jubelnde Gelächter, welche Freude diese Veranstaltung bereitete. T. E. S.

Wilhelm II.   auf der Bühne.

In dem Schauspiel Brest Litowst" von Rehsisch, das allabendlich im Theater des Westens   gegeben wird, tritt be= fanntlich Wilhelm II.   auf ,, dargestellt von Paul Bildt  . Wie wir aus dem Büro des Theaters erfahren, droht nun ein Rechtsvertreter des Erkaisers mit einer gerichtlichen einstweiligen Verfügung", die den Akt, in dem der Erkaiser auftritt, verbieten soll. Die Direktion des Theaters des Westens hat aber bereits Schritte getan, dieser Ver­fügung durch ein ordentliches Gerichtsverfahren vorzugreifen.

Seine Majestät der Star.

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Das genasführte Publikum.

Die Theaterdirektoren beklagen die Launenhaftigkeit ihrer Dichter und Darstellerstars; das Publikum leidet unter diesen Launen. Wer aber züchtet sie empor? Am Sonntagvormittag sollte im Theater am Schiffbauerdamm Ernst Toller   aus seinen Werken lesen. Wer sich zu dieser Matinee einfand, erfuhr durch einen Anschlag im Theater, daß die Beranstaltung wegen Erfrankung des Dichters um eine Woche verschoben werden müsse. Es waren hauptsächlich wenn auch nicht in allzu großer Zahl- proletarische Jugendliche gekommen, um Toller zu hören. Sie hatten ihre Zeit, und, mas gerade unter den heutigen Verhältnissen für viele sehr viel wichtiger ist, Fahrgeld, umsonst geopfert. Es sei hier nichts gegen Ernst Toller   gesagt. Wenn etwa eine Erkältung sich im letzten Augenblick verschlimmert, so läßt sich dagegen nichts machen. Die Theaterdirektion aber, die wie der Kritik mitgeteilt wurde am Sonnabend um 211 Uhr nachts Tollers Absage erhielt, hätte ohne Schwierigkeit die Zeitungen telephonisch davon benachrichtigen fönnen, so daß das Publikum von der Verlegung der Matinee noch rechtzeitig am Sonntagmorgen erfahren hätte. Aber Herr Aufricht glaubte vielleicht, Ernst Toller   sei für das Bublifum ein Star, dessen Aufgehen es demütig und bescheiden erwarten müsse. Der. prole= tarische Dichter Ernst Toller   sollte im eigensten Intereffe gegen die unsoziale Handlungsweise der Direktion Aufricht protestieren. S- z.

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Opernneuheit nach vierzig Jahren.

Fürst 3gor" in der Lindenoper.

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Es gibt von Alexander Borodin   nur diese eine, un­fertig zurückgelassene Oper. Der Professor der medizinisch­chirurgischen Akademie und kaiserliche Wirkliche Staatsrat war Musiker sozusagen nur im Nebenamt; nur, wenn er Zeit hatte, nur aus Neigung und Talent. Wie Mussorgsky, der erst Gardeoffizier gewesen und als Staatsbeamter gestorben ist. Wie Cäsar Cui  , der Professor der Festungskunde, General und Journalist. Und wie viele andere im Zarenreich; komponieren war wesentlich ein Privileg der höheren" Stände. Die Triebfräfte des Komponistenberufes waren Genie und Liebhaberei doch die Liebhaberei war nicht oberflächlicher Dilettantismus, sondern schlechthin ehrfürchtige Liebe zur Musik und heilig- ernstes Bemühen, das Höchste zu leisten. Als Russe fomponieren, das war eine durchaus idealistische Beschäftigung, nicht Sache der Routine und eines Metiers; und gar, eine russisch­nationale Oper zu schreiben, ein großer Vorjah. Denn das hieß zugleich, den Glauben an ihre Möglichkeit haben und, mit den er­worbenen Mitteln der westeuropäischen Kunst, ihre Gattung neu schaffen.

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Fürst Igor  ", zur selben Zeit etwa entstanden wie

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einer der

Mussorgskys Boris Godunow  ", war auf dem neuen Gebiet der russischen Volksoper Oper des russischen Volkes bedeutendsten Versuche. Allerdings, ein primitiver unzulänglicher Versuch, was die Dichtung betrifft. Im historischen Hintergrund Kriegszug des russischen Fürsten Igor gegen das heidnische Steppen­volk der Polowzen. Als Handlung im Vordergrund Gefangen­nahme, Flucht und Heimkehr des Opernhelden, Liebe und Romantik im Polowezer Feldlager, Mißwirtschaft und Intrigen am fürstlichen Hof... Aeußeres Geschehen ganz ohne innere Spannung, Bor gänge ohne Entwicklung und Verwickelung, tein Konflikt wird aus­getragen, es bleibt ein bunkes Nebeneinander von Figuren und Situationen, das erst durch die Musik Leben gewinnt. In dieser Musik ist die Arbeit und Schöpferkraft eines halben Lebens an­gelegt; die Partitur, mit der Borodin nicht fertig geworden ist, haben nach seinem Tod 1887, Rimsky- Korssakow und Glazounow, die vertrauten Freunde und Mitarbeiter mit höchster Gewissenhaftigkeit vollendet. Was so lange gewährt hat, erweist seinen dauerhaften Wert. Ein erstaunlicher Reichtum in­spirierter, echter Musik steckt in dieser Oper, sie ist bleibender Aus­druck einer Mufitergeneration, Bild einer Epoche der russischen Musikgeschichte und Summe ihrer Bemühungen, aus russischer Bolts­musik und europäischer Musiterkunst des 19. Jahrhunderts eine Synthese zu schaffen.

In der Lindenoper erfährt die späte, nicht verspätete Neu­heit eine Wiedergabe, die dem Charakter des Werks und seinen Schönheiten in allem gerecht wird. Leo Blech   dirigiert. In­szenierung: Hörth. Hauptdarsteller: Hauptdarsteller: Schorr, Scheidl, Roswaenge, List, Elisabeth Friedrich, Karin Branzell  . Wesentlich für den Erfolg werden die stilechten, phantafievollen Bühnenbilder des russischen Malers Wladimir Novikoff.

K. P.

Schafft eine neue Vortragsform!

Eine Anregung.

Zur Einleitung des 1. diesjährigen Autoren Abends der Boltsbühne( im Bürgerfaal des Berliner   Rathauses) der Autor vor sein Bublifum tritt und lieft. Augenblicklich bedient fagte Alfred Döblin   ungefähr folgendes: Es ist wichtig, daß der Autor vor sein Publikum tritt und lieft. Augenblicklich bedient man sich bei Autoren- Abenden einer Form, die weder den Vor­tragenden noch das Publikum befriedigt. Der Autor liest aus seinen Werken, aber er findet in den seltensten Fällen den Kontakt zum Zuhörer. Ich bin dafür, daß endlich ein neuer Weg beschritten wird. Ich will mich mit Ihnen unterhalten. Sie sollen mich fragen, warum ich dieses so und jenes anders sehe, und Sie sollen mir sagen, marum Sie mit meinen Ansichten nicht übereinstimmen. Dann werden sowohl der Autor als auch das Publikum einen Gewinn aus folchem Abend mit nachhause nehmen."

Autoren- Abende. Alfred Döblin   las zwei wesentliche Betrachtungen, Diesmal blieb's bei der Anregung und der alten Form der las einige Stücke aus seinem föstlichen Buch Drei Sprünge des Bang- lun" und riß mit fort, als er den Broleten Franz Biberfopf vor uns hinstellte. Döblin   trug schlicht vor, ohne Pathos, aber mit einer Beseeltheit, die trotz allem, was er zu Anfang sagte, eine H. W. Einheit zwischen ihm und uns schuf.

Dr. Max Freiherr von Oppenheim hält am 13., 20 Uhr, in der Sing Akademie   einen Vortrag mit Lichtbildern über das Thema: Meine Ausgrabungen auf dem Tell Halai, der ältesten bettitischen Residenz in Mesopotamien  . Eintritt frei. Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin  ; Anzeigen: Th. Glode, Männerchor Fichte- Georginia 1879 gibt am 19., 16 Uhr, ein Konzert in bruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co., Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Berlin  . Verlag: Borwärts Verlag G. m. b. S., Berlin  , Drud: Borwärts Buch  . der Philharmonie. Startenpreis einschließlich Liederterte 1 ML Sierzu 1 Beilage.