Nr. 481* 47. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Dienstag, 14. Oktober 193V
Oer Hakenkreuzkrawall in der My.
Was Augenzeugen berichten.
Bon einem Augenzeugen wird uns über die Vorgänge in der Leipziger Straße folgendes berichtet: Gegen �4 Uhr kam ein Trupp von 2000 bis 3000 Nationalsozialisten im Laufschritt, aber nicht in fester Formation, von der Friedrich- Ebert�Straße her über den Potsdamer Platz und weiter über din angrenzenden Leipziger Platz gelaufen. Was die Nazis veranlaßte, ihre Demonstration in so beschleunigtem Tempo durchzuführen, war zunächst nicht recht ersichtlich, denn von der Polizei war weit und breit nichts zu sehen. Es konnte sich also kaum um Abgedrängt« vom Reichstag her handein, vielmehr mußte dieser Trupp ganz planmäßig eingesetzt.worden sein. Unker lauten Rufen„Deutschland erwache",„Zuda verrecke", winden Fäuste und Spazierstöcke geschwungen: während die Masse der Demonstranten die den Platz durchschneidende große Fahrstraße und den Bürgersteig benutzte, lief ein Teil an der Wertheimseit« um den Platz herum. Was mit der Demonstration bezweckt war, ergab sich alsbald, als die Leipzigerstraße erreicht war: Die großen Schaufensterscheiben des Warenhauses werthcim wurden mit den Stöcken, die man zu diesem Zweck am unteren Ende gepackt hatte, und mit Steinen eingeworfen. Laut klirrend fielen die Trümmer aus den Bürgersteig. Entsetzt stoben die Passanten auseinander, das Personal des Warenhauses stürzt« auf die Straß«: in aller Eile wurden die eisernen Schutz- gitter an den zerschlagenen Schaufenstern angebracht. Daß es sich um einen planmäßig vorbereiteten Ueberfall, nicht nur aus das Wertheimsche Geschäft, sondern wie sich später zeigt«, auch noch auf andere groß« Geschäfte und Warenhäuser handelte, ergibt sich aus der Tatsache, daß bei Wertheim auch vier große Scheiben im ersten Stock in Trümmer gingen. Man warf sie mit Steinen ein, und da es schwer ist, aus dem Potsdamer Platz frei herumliegende Pflastersteine zu finden, so müssen die Steine eben mitgebracht worden sein. Erst 10 bis IS Minuten später war ein kleines Uebevfallkommando angekommen, das sich einigen verstreuten Demonstranten entgegen- warf und sie mit dem Gummiknüppel in der Hand an dem Passieren des Leipziger Platzes hindert«. Schließlich trafen stärkere Poli- zeiabteilungen ein, die die Leipziger Straße entlang- patroullierten. Die Helden vom Pflasterstein. Ein anderer Augenzeuge teilt uns mit: Seit Stunden umstanden Nazis den Reichstag , van Zeit zu Zeit feierlich im Sprcchchor losbrüllend. Well die erwartete Sen- sation ausbleibt, die Mauern des Reichstags nicht von Goebbels Stimme einstürzen, machen sich die SA.-Leute schließlich ein Extra- Volksvergnügen: Aus den Anlagen des Tiergartens werden Hecken ausgerissen, Aeste abgebrochen und zu Knotenstöcken verarbeitet. Die Herrschasten scheinen sich sehr sicher zu fühlen: endlich aber gelang es der Abfperrmannschaft der S'chupo, die Massen in die Fnedrich-Ebert-Straße abzudrängen. Und die Helden reißen richtig vor dieser Handvoll Schupos aus, in wilder Flucht die Straße her- unterjagend. Im Vorbeirasen werden schnell die Fenster der Konditorei Dobrin eingeworfen— aus der Menge fällt der übliche Schuß, der die Polizei provozieren soll. Dann geht es im Laufschritt zum Potsdamer Platz . Der ist leider nur von dem halben Dutzend Beamten des regulären Verkehrsdienstes befetzt, und so gelangen ungefähr zweihundert bis zu W e r t h e i m. Im Nu sind alle Fensterscheiben«ingeschlagen. Aul dem Potsdamer Platz telephoniert inzwischen ein Polizeioffizier vom Straßentelephon um Hilf«. Selbst vor den vier Beamten des Straßendienstes reißen die Trupps von zehn und zwanzig Mann,
die sich immer wieder sammeln, schleunigst aus, sowie einer der Beamten in ihre Nähe kommt. Ilm viertel fünf kommen endlich die herantelephonierten Uebersallkommandos: Sie finden wenig Arbeit mehr vor, in Scharen reißen die Helden aus, sowie sie sehen, daß vom?ots- damer Platz aus ein Dutzend Tschakos auftauchen. Säuberung bes Potsdamer Platzes. Die Ansammlungen am Potsdamer Platz dauerleu auch in den späten Abendskunden an. Da sich Besonderes an den Straßenkreuzungen« und vor dem Ease Vaterland, Gruppen bildeten, die Anlaß zur Ansammlung von Neugierigen gaben, schritt die Poll- zel zur Säuberung des Potsdamer und des Leip. ziger Platzes. Zur besseren Kontrolle des Zulaufs wurde der Ausgang der U.-Dahn vor dem Cafe Bakerland zeilweise geschlossen. Auch in der Leipziger Straße herrschte um diese Abendstunde ein ungewöhnlich starker Fußgängerverkehr, der sich zum größten Teil aus Schau- lustigen zusammensetzte. Ebenso waren die Lokale am Potsdamer Platz und in den angrenzenden Strahenzügen stark überfüllt, zumal da sich ein großer Teil der abgedrängten Demonstranten in sie ver- zog und beim Abzug der Polizei wieder auf der Straße auftauchte. Die Polizei hält den Berkehr in dauerndem Fluß. Das Reichsbanner wacht. Alarmbereitschaft der republikanischen(Schuhtruppe. Sofort nach dem Bekanntwerden der Naziausschreilungen wur- den von der Gauleitung des Reichsbanner» Schwarz- Rot-Gold Berlin-Brandenburg die ersten Alarm- Vorbereitungen getroffen. In kürzester Frist waren die ge- samten technischen Funktionäre benachrichtigt, die nun ihrerseits das Erforderliche veranlaßten. Kommunistische Verleumdungen. Der gewohnte Rückzug. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte hatten sich gestern die Redakteure der„Roten Fahne", Frap Altmann und Firl wegen öffentlicher Beleidigung des Lichtcnbcrger Stadtverordneten und stellvertretenden Bürgermeisters S t i m m i n g zu verantworten. Das in Verleumdungen so bewanderte Blatt hatte Stimming im Ro- vember vorigen Jahres Korruption vorgeworfen. Im Zusammenhang mit dieser Verleumdung stand der am 30. Juni d. I. vor den: Schöffengericht Lich'.enberg gegen einen gewissen Goldboch verhandelte Deleidigungsprvzeß Goldbach, anscheinend der Gewährsmann der„Roten Fahne". G. wurde damals wegen Beleidigung Stimmings Zu 400 Mark Geldstrafe ver- urteilt. Angesichts dieses Urteils erklärte sich in der gestrigen Per- Handlung der Verteidiger der Angeklagten Frau Altmann und Firl, Rechtsanwalt Dr. Apfel, zu einem Vergleich bereit. Der Vertreter des Nebenklägers verlangte,, daß die Angeklagten die Beleidigung lpit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen. So kam der Vergleich zustande. Also immer dasselbe: zuerst verleumden, dann sich oergleichen! Steuben-Gedenkseier im Reichstag. Für die am Sonntag, dem 10. Oktober, vormittags 1114 Uhr, im Reichstagsgebäude stattfindende Stenben-Ged«nkveranstaltung hat-Reichsaußenminister Dr. Cur- t i u s eine Ansprache zugesagt Einiaßtorten sind bei der Vereins- gung Carl Schurz , Schloß, Portal III, Telephon: iL 1. Berolina 0013, unentgeltlich zu erhalten.
Gegen Krankenscheingebühr. Entschließung der sozialdemokratischen Rathausfraktion. Ein besonderer Ausschuß der Stadvcrordnetenversammlung bc- schästigte sich mit der durch die Berordnung der Reichsregierung eingeführten Gebühr für Krankenscheine. Angenommen wurde eine von der sozial demokratischen Stadtver- ordnetensraktion eingebrachte Entschließung, die folgenden Wortlaut hat: Die durch die Notverordnung vom 2. August 1930 ange- ordneten Aenderungen in der Krankenversicherung lassen schwere Schädigungen der volksg�undheil befürchten. Krankenschein- und Arzneigebühr sind geeignet die Versicherten zur Verschleppung der Krankheitserscheinungen zu verleiten. Folgeerscheinungen wie lang- fristige Arbeitsunfähigkeit, der sich fast immer längere Arbeitslosigkeit ctnschließt, frühere Invalidität oder gar vorzeitiges Ableben fuhren zur Vermehrung der p r o l e t a r i j ch en Nöte, die den Gemeinden neue unübersehbar« Hilfsmaßnahmen auferlegen werden. Die Stadtverordnetenversammlung ersucht daher den Magistrat, bei der Reichsregierung wegen Aushebung der Nower- ordnung vom 2. August 1030, betr. die Aenderungen in der Kranken versicherung , energische Schritte zu unternehmen. Bluttat in Neukölln. (Siebenundsechzigjähriger erschießt zwei Frauen undsich selbst Eine furchtbare Tragödie spielte sich gestern nachmittag im hause Mainzer Straße 20 in Neukölln ab. Dort schoß der 67jährige Schlosser Karl N i t s ch e seine um S Jahre jüngere Frau und ihre 61jährige Schwester Martha Rieger auf dem Treppenflur nieder. Frau Nitsche war sofort tot, ihre Schwester starb kurz nach der Ausnahme im Urbankrankenhaus Der Täter begab sich unmittel- bar daraus in seine Wohnung, wo er die Waffe gegen sich s e l b st richtete. Mit durchschossener Schläfe wurde er später von den Beamten der Mordkommission tot ausgesunden. Die 62jährige Frau Emma Nitsche war mit ihrer Schwester, der 61 Jahre alten Frau Martha Rieger, Eigentümerin des Hauses Mainzer Straße. Frau Rieger hat ihr« Wohnung im 4. Stockwerk des Vorderhauses, ihre Schwester wohnr ein« Etage tiefer. Vor Jahresfrist trennte sich Frau Nitsche wegen schwerer Zerwürfnisse von ihrem Mann und leitete die Scheidungsklage ein. Vor einigen Monaten wurde die Scheidung ausgesprochen. Frau N. verließ daraufhin die gemeinsame Wohnung und sand bei ihrer Schwester Unterkommen. Das Verhältnis zwischen den feindlichen Parteien war bald unerträglich. Häufig kam es zu sehr erregten Auf- t r i t t e n. Die Hausbewohner fürchteten schon lange, daß eimnal etwas passieren würde. Gestern nachmittag ereignet« sich dann die schreckliche Bluttat. Frau Nitsche hatte mit ihrer Schwester einige Besorgungen gemacht. Gegen 14 Uhr kchrten si« von dem Ausganz zurück. Ahnungslos stiegen die beiden Frauen die Treppe empor, als ihnen auf dem Podest zwischen dem zweiten und dritten Stockwert plötzlich Nitsche entgegentrat. Nach einem kurzen heftigen Wort- Wechsel feuerte Nitsche aus einer Pistole auf sein« Frau und seine Schwägerin.ein ganzes Magazin leer. Blutüberströmt brachen die Schwestern, von mehreren Kugeln getroffen, bewußtlos zusammen. Durch das Knattern wurden zahlreiche Mieter alarmiert: sie fanden die beiden Frauen in ihrem Blute. Nur Frau Rieger gab noch schwache Lebenszeichen von sich. Als die Polizei und die Beamten der Mordkommission erschienen, versuchten sie vergeblich Einlaß in die Wohnung Nitsche? zu erlangen. Die Wohnungstür wurde schließlich erbrochen und im Schlafzimmer stießen die Eintretenden aus die Leiche des Täters. Nach allem scheint sich Nitsche schon seit einiger Zeit mit Mordabsichten getragen zu haben. Offenbar hat er vom Fenster seiner Wohnung die Frauen beobachtet und hatte ihnen aus der Treppe ausgelauert.
VUMviA.f&Hsie/t
llnbcrecht. Sloümtf verboten. Gustav Aiepenbauer versag A.-<S., vertriebzabt. „Wissen Sie, Kohlen müßte Ihnen Ihr Mann holen, Frau Werla, Sie dürfen doch nichts schleppen! In meinen -jungen Iahren hatte ich ein« Freundin, die hat davon ein Unterleibsleiden bekommen. Hat der Arzt Ihnen das nicht gejagt?" „Doch.. Annie schob sich mit ihrer Last weiter zur Treppe. „Die Aerzte sagen viel, Frau Guhlmann, und wenn alles so ginge, wär's ganz schön. Bert ist abends sehr ab- gespannt. Die Maschinen' machen ihn müde." „Na, geben Sie mal her..." Die Verwalterfrau nahm einen Eimer und keuchte ins Stockwerk, drückte die Türe auf und setzte sich ungeniert neben den Korbwagen in der Küche. Nun wird alles folgen, was ich nicht leiden kann, dachtd Annie böse: Bewunderung, Geschwafel und ein Haufen guter Ratschläge obendrein! „Ach wie süß", piepste die Frau,(Hab ich mirs nicht ge- dacht— schalt sich Annie)„das kleine Schnuckelchen! Und so kluge Augen hat er, die sind vom Vater. Die schlanke Nase ist von Ihnen. Da merkt man erst, wie alt man ist mit Acht- undfünfzig auf dem Buckel. Sie haben noch über dreißig Jahre Zeit bis dahin, wie? Das geht schnell und dann wird der da schon wieder Kinder haben. Sagen Sie mal.. der Kopf mit dem grausträhnigen Haar näherte sich ihr vertrau- lich— etwas vor den Augen der Alten zu verbergen, oder ihr nicht zu antworten, war unmöglich—„die Rotblonde, die aufgeputzte Person, die hier acht Tage war, das soll ja eine Verwandte von Ihnen sein Ich kannte die gar Nicht. Gehört sie zu Ihrer Familie oder zu Werlas?" Annie mußt« sich stützen. Der Stuhl wäre umgeschlagen. hätte nicht die alle Frau zugepackt.
„Welche Rotblonde meinen Sie? Hier— im Hause? Bei wem?" Wozu fragen, hämmerte es im Kopf— ich weiß es nun, so oder so, und ich wußte es. Haare im Sofa! Will ich noch mehr wissen?/ „In— meiner— Wohnung?" Würde die Alte doch schnell lügen! Irgend etwas von Klöppers oder Müllers erzählen— warum mußte es denn von ihr sein? Und wenn die löge? Gab es dann Ruhe? Müßte sie dann nicht lauern und suchen und spionieren, bis sie alles erfuhr. Sie hatte es gespürt, das Fremde in der Wohnung, das Kalte an Bert, Abend für Abend. Bewahre, Frau Guhlmann gehörte nicht zu jenen, die in einem solchen Falle eine Notlüge fanden. Sie brüstete sich gern- mit ihrer mutigen Meinung. Heuchelei konnte sie nun einmal nicht leiden. Hatte man ihr gegenüber die Wahr - hell verschwiegen, als der Sohn von Müllers— aus dem dritten Stock— nachts in der Friedrichstraße von ihrer Erna angequatscht wurde? Sogar, was er bezahlt hatte, teilte man ihr mit. Wurde etwa nicht getuschelt und geredet, als Herbert, der Junge,„in Hamburg weiterlernen sollte", weil er hier ein Ding nach dem anderen drehte? Selbst sein Meister hätte ihm nicht zugetraut, daß er mit einfachem Werkzeug den schweren Kassenschrank sprengen könne. Niemand nahm Rück- ficht auf Frau Guhlmann. Hart wurden die Ihren vom Schicksal bedrückt und gezüchtigt, und sie hörte darum gern die prallenden Schläge, die auf andere herunterprasseln, durch Schuld oder— Gott. Was hatte Frau Guhlmann mit Gott zu tun? War sie etwa, wie die Klöppers, die falschen Leute, katholisch? Lief sie jeden Sonntag zum Pfaffen? Sie las nur«ine Bibel— ein vergilbtes, ramponiertes Buch, das schon ihre Mutter im Familienschatz ssehütet hatte: „Anleitung zu Deutung menschlicher Schicksale, Glücks- zufälle, drohender Not, Gefahr und Krankheit aus den Lin:«n der Hand, nach ägyptischen Quellen." Das war ihr Glaube. Jemand sollte ihr erst einen besseren, zuverlässigeren bringen! Annie Werla atmete schwer. Ihre Arme stützte sie auf die Knie, der Kopf ruhte in den Händen wie in einer Schale und ihre Augen gingen rastlos umher, über das Gesicht des Kindes zum Fenster und prallten gegen die graue Wand des Hofes. Ihre müde Stimme erschreckte die Vizin, die sich mll der Hand des Babys beschäftigte.
„So reden Sie doch— weiter. Wer ist hier ge- wesen? Ich muß es doch wissen— warum reden Sie, wenn Sie nachher nicht mit der Sprache herauswollen?" „Da Hab ich wohl was angerichtet?" meinte die Guhl- mann mit zusammengekniffenen Augen und trat ganz dicht vor Annie hin.„Mein Wille war's nicht. Die Männer Slauben, wir haben keine Augen im Kopf, wir merken nichts. n ihrer Wohnung ist ein Frauenzimmer ein- und ausge- gangen, als sei sie hier zu Hause. Die hatte hohe Schuhe. Pelz am- Mantel, rotes Haar und ein freches Gesicht.. Die Zwei, Ihr Mann und die.Person, kamen abends zusammen und gingen morgens zusammen. Niemand hat arges ge- dacht, sonst wär's mir nicht rausgeplatzt. Wenigstens nicht jetzt, wo Sie noch in dem Zustand sind. Na, na. bleiben Sie nur ruhig, liebe Frau— das ist nichts Besonderes. Männer sind einer wie der andere,'n schlechter Kater, sagt man, der immer vor einem Loch maust, und man lacht dabei. Glauben Sie, meiner war andere?" Was sollte dieser grobe Trost? Gute Worte und böse Worte konnten Geschehenes nicht ungeschehen machen! Kein Zureden log den furchtbaren Sturz von unbedingtem Ver- trauen zu grenzenloser Verzweiflung hinweg— dies war die Klarhell, und wie eine Blinde, die doppelt heftig fühlt, hatte sie alles, alles geahnt... Frau Guhlemann erkannte als„schwer geprüfte ältere Dame", so lautete ihr selbstgewählter Titel— die Situation und erhob sich, um eine Sensation betrogen: die Handlinien des Kindes deuteten auf ein sehr kurzes Leben, vielleicht war es nur auf Monate befristet, und davon konnte sie jetzt nicht reden, wie es unter vernünftigen Frauen doch üblich ist. Irgendwo stand ihre Einholetasche, sie hängte sie über den Arm und ging kopfschüttelnd ins Treppenhaus. Vor der Türe überlegte sie eine Weile, stieg dann leise zwei Treppen höher, klopfte keuchend bei Müller und wurde sogleich in die Küche geführt. Frau Müller setzte den Kaffee- kessel aufs Feuer und wartete aus so mancherlei Neuigkeiten aus dem Munde der Berwaltergattin. Schon dampfte das Gebräu in den Tassen, so meinte Frau Guhlmann. wichtig und gedämpft: „Wissen Sie, Frau Müller, ich will ja nichts gesagt haben— aber da unten: bei den Werlos, werden wir wohi bald was Furchtbares erleben.. ,.- Fortsetzung folgt.!