Durch die Paradies- Infel
Aufzeichnungen aus Ceylon./ Von Kurt Offenbach
Ceylons Hauptstadt
Baradies Infel"? Die ersten Stunden lehrten etwas ganz anderes: nämlich Häßlichkeit der Geschäftsstadt. Europa - Abklatsch: Steintäften, greuliche Fassaden. Modisch aufgezogene Läden, Banten, Hotels. An der Straße aber zu beiden Seiten: die roten Blütenwunder der Flamme des Waldes"( Flame of the Forest) und eine Abart der Akazie mit armlangen Schoten.
geborenenviertel einer Stadt so sicher: nicht in Haarlem , dem Negerviertel New Yorks ; nicht in Südfarolina, noch in den Küstenstädten Floridas ; nicht in Genua , geschweige in Port Said . Sei gepriesen, du schönes und armes Pettah von Colombo .
Das Pettah bleibt zurück. Eine Vorstadt, schon halb ländlich, Braunes Menschengewinmel: flink und( wunderbarer Gegensatz Weiber, Kinderscharen davor. Braun, halbnackt. wird durchfahren. Offene Verkaufsbuden an der Straße. Männer, zu den Südländern Europas ) lautlos. An Ungewohntem: das Kolonnen zweirädriger Karren kommen aus dem Inneren des menschliche Auto, die Riffcha. Der Motor: ein hoch- Landes zur Küste. Unterm tundgeflochtenen Dach Mann und Frau. gewachsener Singhalese. Unermüdlich, unermüdlich mit der Erakt- Nur langsam geht es vorwärts, das Zebu stapft bedächtig. Diese heit eines Biertaftmotors wirft er die Beine, federnd und leicht wie Menschen haben Zeit. Aber keine Zeit haben die lärmenden Lastein raffiges Pferd. Zehn Minuten für 15 Cents, gleich 24 deutschen autos, die Autobusse. Mit tollem Tuten überholen sie sich, als wären Reichspfennigen. alle Chauffeure verrückt geworden.
Zweirädrige Bullock- Cars, das rundgeflochtene Dach aus den Blättern der Nipapalme, davor im Joch zwei Zebus. Auch eine Straßenbahn ist da, verkommener als in der ärmsten Provinzstadt Europas . Gut genug für die Eingeborenen..
Von den Geschäften am schönsten die Juwelierläden. Die Edelsteinhändler, die berühmtesten im ganzen Ost e n. Kapazitäten in ihrem Fach. Es ist kein Snobismus, darüber zu sprechen. Wer Colombo fah und nicht einige feiner Juwelierläden, der versäumte ein Wesentliches dieser Stadt. Man braucht nichts zu kaufen. Der Händler( er ist häufig nur ,, Angestellter" eines Konfortiums von 20 bis 30 Teilhabern) beschwört es werden dir vorgelegt Rubine, strahlend in einer Mischung, als hätte die untergehende Sonne warmes Taubenblut aufgefogen. Du bekommst zu sehen die feltenen Stern- Saphire: ein blau strahlendes
einen: Kommen Sie herein. Steine ansehen. Nicht kaufen." Und
Licht, darin ein mattweis schimmernder Stern. Es werden dir
gezeigt mondsteine zart wie Milch; und was du nie zuvor erblicktest, wonach du lange suchen fönntest in Europa :„ Katzenaugen". Das ist ein grünes Gefunkel, darin zwei honiggoldene oder schwefelgelbe Streifen phosphoreszieren... Wo ist der Mucker, der behauptet, selbst in diesem Augenblick feine Gelüfte zu haben? Wo der falsche Moralprediger der Schönheitsleugner!, der versichert, nicht faufen zu mögen: selbst wenn er Geld hätte? Wenn...
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Da ist am anderen Ende der Stadt das Pettah", das Eingeborenenviertel. Fiel dir schon in der City auf, wie wenig Weiße dir begegnen: hier bist du verlassen, der einzige Europäer zwischen Singhalesen und Tamilen, zwischen Parsen und Malaien, zwischen Afghanen und Mauren und den zahllosen halfcasts( Mischlingen).
Du gehst durch enge Straßen, betäubt von Gerüchen unbeschreiblicher Art. Und es fluten vorbei an dir diese Menschen einer anderen Welt, die in Kleidung und Sprache so verschieden voneinander sind wie ein Europäer vom Eskimo. Immer wieder: rührend ist der sanfte Blick und die Schönheit ihres Ganges . Bei den Frauen von einem Rhythmus und einer Anmut, wie feine Europäerin schreiten kann. Fleisch gewordene Musik. Wohl bildest du dir manchmal ein, sie sähen dich Weißen mit scheelen Augen an; witterten in dir einen jener Bedrücker, die nur raubbauen, fich vollsaugen, um möglichst rasch nach Great Britain zurückzukehren: aber deine Borstellung ist die reinste Einbildung. Im Gegenteil: eher ist ihr Blick hochmütig, verächtlich.
Stundenlang fannst du durch das Bettah gehen( in diesem Klima, wo fein Europäer zu Fuß geht, eine Anstrengung größer als eine Felddienstübung beim Komniiß) und fein Haar wird dir gekrümmt werden. Seltsam: nie zuvor fühltest du dich im Ein
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zentration in wenigen räumlichen benachbarten Gebäuden, wie ste die Museumsneubauten in Berlin bringen, begünstigt die zukünftige Arbeit außerordentlich, denn der heutige Mensch ist in seiner Zeit beschränkt und an Bequemlichkeit gewöhnt. In Richtung der Bequemlichkeit müssen auch da weitere Schritte zu allererst getan werden. Hierher gehören unter anderem bequeme Deffnungszeiten, diesen vor allem die auf Arbeitstag und den Sonntag Großstädters abgestimmt sind. Dann aber tommt es darauf an, zu werben, und zwar mit allen Mitteln, welche unsere Ziptlisation bietet: Presse, Film und Rundfunk und nicht zuletzt Schule! Alle vier sind bisher vernachlässigt worden.
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des
Milliardenwerte sind in unseren deutschen Museen investiert, ein großer Teil des Volksvermögens ist in ihnen angelegt; fie gehören deshalb dem ganzen Volte und sie müssen dem ganzen Bolte erschlossen werden. Möge das Jubiläum der berühmten Ber liner Anstalten gleichzeitig eine neue Epoche des Glanzes einleiten, in der sie sich zu dem Ansehen, das ihnen überragende Orga nisation der Sammelarbeit und hervorragende wissenschaftliche und künstlerische Leitung verschaffen konnte, auch die Liebe der 21lgemeinheit erwerben.
Dr. Ludwig Kühle.
Jean Prulkoff: Geborgen
Ein Stück weit folgt der Weg dem Kelani- Fluß. An seinen Ufern eingeborene Wäscher und Wäscherinnen. Ein großer Stein ist das Waschbrett. Mit Furore wird so lange das. Es gibt viele schlaue Menschen. Aber selten ist einer so schlau Vorgang, doch die Wäsche wird sauber. Wie lange sie allerdings bekommt 60 Rubel im Monat, ist nicht streberisch, kommt aber auch Kleidungsstück auf ihn gehauen, bis es gereinigt erscheint. Komischer wie Zepotschkin, der zweite Korrespondent des Finanzamts in N. Er bei dieser Methode hält, werde ich persönlich erst nach einigen Monaten entscheiden können. Der chinesische Baschmann an Bregelmäßig ins Amt, ist bei jeder Versammlung dabei, bei jeber malträtierte mein Zeug auf die gleiche Weise.
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Die Straße steigt aufwärts. Es beginnt eine Landschaft sich zu öffnen, so reich und schön, daß jetzt dischen Ozean, zwei Tage vor Sumatra -, da ich das Erschaute wieder bin ich im Inzusammenfassen will, es schier unmöglich erscheint. Die Ursprünglich keit, die Frische des Eindrucks zu erhalten, gebe ich kurze Notizen wieder, aufgezeichnet während der Fahrt.
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Links ein Talkessel, steil abstürzend. Die Luft darüber blau und golden. An den Hängen rechts Palmenwäider. Mächtige Blätterdach. Schäfte und Blätter. Kokosnüsse, grün und groß, unter dem letzten
In einer der nächsten Kurven: ein neues Tal öffnet sich. Noch schöner, reicher als das vorige. So dicht stehen die Palmen, als wollten sie einander verdrängen. Bananenstauden. großblättrig dazwischen. Schwer hängen die grünen Fruchtbüschel. Gleißende, dampfende Tropenſonne.
Feier, bei jeder Demonstration. Mit einem Wort ein pflichtbewußter Sowjetbeamter.
Eines Tages wurde von Amts wegen ein Ratenkredit für die hat sich für Hosen vorgemerkt, der andere für Stiefel, Zepotschkin Beamten eröffnet. Da setzte Zepotschkin alle in Erstaunen. Der eine aber für alles: für die Hosen und für die Stiefel, sogar für einen Damenmantel.
,, Wozu brauchen Sie denn einen Damenmantel?" fragt man ihn: ,, Sie sind doch ein lediger Mann. Es wird Ihnen schwer werden, das alles abzuzahlen."
,, Ich werde die Sachen schon verwenden können", erwiderte Zepotschkin nachdenklich.
,, Sie sind ein komischer Kauz! Was werden Sie denn mit den Damensachen, anfangen? Kaufen Sie vielleicht noch Damenwäsche oder Halbschuhe mit französischen Absätzen dazu!".
,, Schön! Schreiben Sie auch Damenwäsche auf, und ein Paar Halbschuhe."
Dann kam der Vorschlag, Fahrräder auf Raten zu kaufen. Nie
Fast überall am Wege brennend rote Blüten. Weiß den Namen mand wagte es. Aber 3epotschkin entschied anders: nicht, spüre nur die betäubende Farbe.
Ist diese Landschaft Wirklichkeit? Nicht hin gestellte Kulisse? Aufgepinselt mit den grellsten Farben? Nie ahnte ich, daß Schlinggewächse so entsetzlich scheußlich sein tönnen! Beugungs - Orgiasmus. Taumel der Umschlingung. Gebär- Branst.
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Die ersten Reisfelder. Klein, fauber terrassenförmig abgestuft. Von einem sehr hellen Grün die Halme, zur Hälfte unter Wasser gesetzt.
Ein anderes Feld: brauner Schlamm. Nackt ein Ceylonmann hinterm primitiven Pflug, den zwei graue Wasserbüffel ziehen. Bei jedem Schritt sinten Mensch und Tier ein bis zu den Knien. Die dampfende Fruchtbar- Erte quadt bei jeder Bewegung.
Ein drittes der winzigen stufenförmigen Gevierte: Frauen sehen Stedlinge. Behutsam Würzelchen um Würzelchen. Tagelang... immer gebückt. Stelle dir vor, bei uns müßte der Bauer jeden jungen Gerstenhalm ausfeßen und auf ein anderes Feld wieder verpflanzen. Das ist der Reisbau.
Ein Feld unterm Pflug, das zweite mird bepflanzt, das dritte ist unter Wasser, das vierte reif zur Ernte. Fruchtbarer Schlamm. Nährende Sonne. ( Schluß folgt.)
Museum und Publikum
Kunststätte und Forschungsanstalt
Es ist ein Vorrecht unserer Zeit, alle überkommenen Einrich I can Museum in New York , eine rein naturwissenschaftliche tungen und Anschauungen radikal in Frage zu stellen, oder um fie gereinigt und reformiert zum Weltbild der Gegenwart in Beziehung setzen zu können. In merkwürdiger Uebereinstimmung reicht diefe Revision des Ueberlieferten von den wissenschaftlichen über die allgemeinfulturellen bis zu den gesellschaftlichen und politischen Inftitutionen. In auffallendem Konservatismus beharrten fast allein die Museen, die sich in den letzten Jahrzehnten mur menig gewandelt haben.
Es soll an dieser Stelle nicht die Institution als solche diskutiert werden. Vielleicht ist aber die Hundertjahrseier der großen Ber liner Museen, die gleichzeitig einen neuen Abschnitt der äußeren Organisation dieser berühmten Sammlungen durch die Eröffnung der Museumsneubauten einleitet, ein gegebener Anlaß, einmal eine einzige aus den zahllojen Beziehungen zwischen Museen und tulturellem Leben herauszugreifen und das Verhältnis zwischen Museum und Publikum zu untersuchen.
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Von der Seite der Kunstwissenschaftler wird ein solches Verhältnis häufig genug überhaupt geleugnet. Die Museen so interpretieren sie ihre Eristenz sind in erster Linie Forschungsinstitute! Damit hat man aber schon die Kunst negiert. Wein aber Kunst überhaupt ein integrierender Bestandteil des Volkslebens ist, dann besteht auch ein Verhältnis zwischen den Museen als Ansammlungen von Kunstwerten; nur ist es heute ein sehr problematisches Berhältnis.
werden.
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Wenn die Museen die großen Werke der bildenden Kunst nicht nur eines Volkes, sondern der Völker schlechthin in systematischer Sammelarbeit an sich ziehen, so kann diese Konzentration nur allein damit begründet werden, daß die, entscheidenden Leistungen der bildenden Kunst gleich den Werken der anderen Künste gesellschaftsbildend sind und dem privaten Befiz nur entzogen werden, um der Allgemeinheit zugänglich zu Dieses Zugänglich machen umschließt aber schon die ganze Problematik des Verhältnisses von Museen und Publikum. Die bisherige Politik der großen Kunstsammlungen war von wenigen sehr rühmenswerten Ausnahmen abgesehen durchaus paffiv. In allzu wörtlicher Interpretation des erwähnten Grundgedanfens be gnügten sie sich darin zu sammeln und die Sammlungen zu öffnen, es dem Interesse des Publikums überlassend, ob sie in bildungshungrigen, aber spärlichen Scharen oder in kunstburstigen Massen erschienen.
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Um es vorwegzunehmen: es blieb bei uns im allgemeinen bei den spärlichen Scharen. Die sämtlichen Berliner Museen mit Ausnahme der Nationalgalerie wiesen im letzten Jahre zu sammen eine Besucherzahl von etwa drei Biertelmillionen auf. Was diese Zahl bedeutet, zeigen erst ein paar Bergleiche: Das Ameri
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Sammlung, bringt jährlich etwa 2 Millionen Besucher in Bewegung, und selbst amerikanische Mittelstädte von 500 000 bis 600 000 Einwohnern erreichen und übertreffen die Berliner Zahlen mit Leichtigkeit. Diese interessanten Ziffern lehren also, daß es den amerikanischen Kunstanstalten gelungen ist, den Kontakt mit dem Bolte zu finden, den die viel älteren Museen Deutschlandsmit dem übrigen Europa , außer Italien , Paris und London , steht es faum anders bisher nicht zustande brachten. Ganz zweifellos spielen in Amerika die wesentlich größeren Mittel eine Rolle, die zur Werbung aufgewendet werden können. Dazu ist in Amerika zur Werbung aufgewendet werden können. Dazu ist in Amerita der Museumsbesuch mit wenigen Ausnahmen völlig frei. Aber auch das ist nicht entscheidend; selbst die Eintrittskosten dürften kein wesentlicher Hinderungsgrund gegen den Massenbesuch unserer Museen sein, wenn diese Anstalten wirklich im Bolte" lebendig wären. Das aber ist nicht eine Frage der Museumsproblematit, das ist nicht das Problem der Kunstfriedhöfe", das ist nur und allein das Problem: läßt sich die in den Museen konzentrierte Kunst dem Volte, dem sie ja doch gehört, nahe bringen?
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Eine ganz neue und unerhört wichtige Aufgabe der Museen scheint es darum zu sein, Wege zu finden, auf denen sich ihre Runstwerte in das Volk hineintragen lassen. Nicht mehr passiv dürfen die Sammlungen auf die Besucher warten, nicht mehr in dem Geöffnetsein" erfüllt sich ihre Aufgabe, sondern sie müssen aktiv in die Masse des Volkes hineinwirken, sie müssen öffnen, den Kunstsinn wecken und das Interesse beleben. Erst, wenn sich die Museen zu einer Propaganda der Tat entschließen, dürfen sie hoffen, auch bei uns lebendig im Volfe zu mirten, so wie sie jetzt erklusiv, aristokratisch, aber jedenfalls a uß e re halb existieren.
Wesentliche Ansätze zu einem neuen Geist in der Museums politit lassen sich schon in den Ausstellungen finden, die hier und da von Museen veranstaltet werden. Das Gesamtwert eines Malers oder Bildhauers, der Stil einer Landschaft, einer Epoche, das findet schon teils wegen der instruktiv- kulturhistorischen, teils wegen der geschlossenen fünstlerischen Wirkung ein größeres Bublikum, als verstreute Einzelwerte. Solche Ausstellungen find immer auch päd agogisch, und darin beruht wesentlich ihre Bedeutung. Eine Kunst, die ihr Publikum verloren hat, muß damit beginnen, sich ein neues zu erziehen; wer vor dieser pädagogischen Aufgabe zurück scheut, hat von vornherein den Kampf um die Seele des Volkes verloren.
Die Methoden, durch die der Inhalt der Museen denen näher gebracht werden könnte, für die er bestimmt ist, scheinen vielfältig genug, sofern man nur nicht in überliefertem Konservatismus fich vor den Mitteln der öffentlichen Propaganda scheut. Die Kon
,, Für mich schreiben Sie bitte zwei auf!" ,, Warum denn zwei?"
,, Eins für mich und eins auf Borrat; ein Freund aus Sibirien tommt mich bald besuchen."
Als Musikinstrumente angeboten wurden, zögerte Zepotschkin teinen Augenblick: 3wei Flügel," sagte er ,,, und ein Waldhorn." ,, Sie wollen ja nur originell sein", spottete eine Stenotypistin... Eines Tages wurde es im Amt sehr unruhig. Gespräche, erregtes Geflüster: 50 Proz. der Beamten sollen angeblich abgebaut werden. Alle sind außer sich. Nur Zepotschkin macht sich feine Sorgen.
,, Das ist mir schnuppe!" sagt er.
Plöglich wird er zum Leiter gerufen:„ Genosse Zepotschtin, im Zuge der Abbaumaßnahmen merden Sie entlassen. Sie bekommen einen halben Monatsgehalt als Abfertigung."
,, So", fagt 3epotschlin. ,, Schade! Meine Abfertigung wird wahr scheinlich zur Dedung der Ratenschuld verwendet werden."
,, Jawohl", sagt man ihm. ,, Somit bekommen Sie nichts heraus." Adieu!" sagte 3epotschtin. Leben Sie recht wohl!" Berläßt das Haus und geht mit langsamen, bedächtigen Schritten wie ein richtiger Arbeitsloser über die Straße. Aber da wird er eingeholt und im Eiltempo zum Leiter zurückgebracht.
,, Es stellt sich heraus, daß Sie eine riesige Schuld haben, 2119 Rubel 43 Ropelen!"
,, Stimmt", sagt 3epotschlin nachdenklich.
,, Dann müssen Sie, Genosse, die ganze Summe voll bezahlen, damit wir Sie entlassen fönnen."
Ich habe nicht soviel Geld", entgegnete Zepotschkin traurig. ,, Dann geben Sie die Sachen in natura zurüd." ,, Rann ich nicht. Ich habe sie verbraucht."
,, Wieso verbraucht? Die Räder und die Flügel und das Waldhorn?!"
,, Ja, alles verbraucht. Mir hat schon meine Mama immer ge fagt, ich schone die Sachen viel zu wenig."
,, Was gedenken Sie denn jetzt zu tun?" brüllte der Leiter außer sich.
,, Weiß nicht," antwortet Zepotschtin, ich werde halt um die Arbeitslosenunterstützung anfuchen."
,, Aha, und Sie glauben, wir lassen Sie so mir nichts, dir nichts laufen? Das haben Sie sich aber etwas zu einfach vorgestellt, mein Lieber. Marsch auf ihren Platz und arbeiten Sie weiter! Sie werden nicht abgebaut! D nein!"
Und so fißt der schlaue zweite Korrespondent Zepotschkin noch heute an seinem Tisch. Um ihn herum sind alle abgebaut worden. Er aber thront allein im riesigen Zimmer mit fünf Fenstern und drei Türen, und es ist unmöglich, ihn zu entlassen. Ja, sogar eine Gehaltsaufbesserung hat er bekommen, damit er feine Schuld rascher abzahlt. ( Aus dem Nuffifchen überfest von Alexander Gerschentron.)
Narkofe für Tiere
Deutschland darf sich rühmen, im Tierschutz bahnbrechend gewirkt zu haben. Die meiste Arbeit haben zweifellos dabei die Tierschutzvereine geleistet, die sich mit Eifer und Geschick ihrer oftmals undankbaren Aufgabe widmeten, das Los der Tiere zu erleichtern und insbesondere Tierquälereien zu verhindern. Das Schlachten nach vorheriger Betäubung der Tiere erscheint heute als eine Selbstverständlichkeit, und doch ist es noch gar nicht so lange her, daß man die Tiere bei völligem Bewußtsein auf die rohefte Art dahinmordete. Hier Wandel geschafefn zu haben, ist eins der größten Verdienste der Tierschutzvereine.
Größte Beachtung verdient auch das Bemühen der Tierärzte, die Behandlung tranfer Tiere, insbesondere chirurgische Eingriffe, so vorzunehmen, daß dadurch dem Tier feine Schmerzen bereitet werden, wie es ja auch erst vor nicht allzulanger Zeit gelungen iſt, am Menschen Operationen vollkommen schmerzlos auszuführen. Es war nun sehr naheliegend, diese Verfahren auch für unsere Haustiere nugbar zu machen. Dem Tierarzt stehen heute zur Schmerzbekämpfung zwei Verfahren zur Verfügung: Einmal die Vollnarkose mit Chloroform, dann die lokale Betäubung, d. h. das Unempfindlichmachen des Operationsgebietes durch Einspritzen von Revocain und Tutocain. Sie sind bei gleicher Wirkung wesentlich ungiftiger als Cocain. Das neue Strafgesetzbuch sieht für den Tierversuch die 3wangsweise Anwendung pon schmerzbetäubenden Mitteln por.