Nr. 487 47. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Kohlenpreissenfung auf Termin.
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Nur sofortige und stärkere Preissenfung kann helfen.
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Der Reichskanzler hat in seiner gestrigen Rede, verta gt. Die Eisenproduzenten, die Reichsbahn, die Kraftwerke, eine Senkung der Kohlenpreise um 6 Proz. zum die Braunkohlenindustrie, die Kohlenhändler, die Baustoffindustrie, 1. Dezember angekündigt. die Maschinenindustrie usw.. sie werden sich darauf berufen, daß Die Kanzlerrede von gestern brachte nur in einem Bunfte etwas jetzt, obwohl der Winter mit seiner von neuem steigenden Arbeitswirklich Neues und auf den ersten Blick auch Erfreuliches. Das losigkeit vor der Tür steht, wegen der verzögerten Senkung der war die Ankündigung einer Kohlenpreissenkung Kohlenpreise ihre eigenen Preise nicht herabsetzen können. Die Boltsmassen der großen Städte müssen jeht ihren um 6 Pro3. zum 1. Dezember dieses Jahres. Winterbedarf eindeden. Someit sie es irgendwie können, werden sie die Eindeckung hinausschieben. Alle Großverbraucher werden mit der Eindeckung ebenfalls nach Möglichkeit bis zum 1. De zember warten. Die Lage der Kohlenindustrie, die schon jetzt über 20 Proz. ihrer Belegschaft abgebaut hat, wird sich weiter verschlechtern; neue Arbeitslosigkeit wird die Folge sein. Wenn die Kohlenpreisfenfung also etwas nühen sollte, so müßte fie sofort erfolgen.
Lassen wir das Ausmaß und den Zeitpunkt der Kohlenverbilligung zunächst beiseite: Senkung der Kohlenpreise ist volkswirtschaft lich etwas außerordentlich Wichtiges. Kohle und Koks sind für die Eisenindustrie von hoher Bedeutung. Ihre Verbilligung ver= stärkt den Zwang, die längst fällige zweite Eisenpreissen fung endlich vorzunehmen. Die Kohle ist auch der wichtigste Materialposten für den Betrieb der Reichsbahn; ihre Verbilligung ermöglicht eine Senkung der Frachten, die besonders dringlich wäre für die Beförderung von Lebensmitteln und auch sonstigen Massengütern. Die Verbilligung der Frachten könnte sich in der ganzen Wirtschaft fostensentend auswirken und den Spielraum für sonstige Preissenkungen noch erweitern, Wenn Steinfohle im Preise gesenkt wird, müßten die Braunkohle und das Braunkohlenbrikett folgen. Die Verbilligung der Braunkohle ermöglicht eine Preissenkung für den elektrischen Strom, der für die Industrie ebenfalls ein sehr wichtiger Postenfaktor ist; die Berbilligung der Briketts würde sich in den Lebenshaltungskosten der Massen auswirken und könnte den Reallohn erhöhen. Würde zugleich an die Handelsspanne der großen und kleinen Kohlen händler herangegangen, so fönnte sich eine Kohlenpreissentung noch besonders günstig auswirken. Wie im Haushalt der Massen eine Erhöhung der Realfauftraft, so fönnte für unsere Exportindustrien eine Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte eintreten. Die Kohlenverbilligung fönnte auch zur Senfung der Baustoffpreise beitragen, da die Baustoffindustrie ebenfalls ein sehr großer Kohlenverbraucher ist.
Es ist also fein Zweifel, daß der Reichskanzler mit der Kohlenpreissenkung etwas für die Volkswirtschaft sehr wichtiges angekündigt hat. Eine den jetzigen Krisenverhältnissen angepaßte Verbilligung der Kohle müßte auf der ganzen Linie als Antrieb zu einer relativ sehr wirksamen allgemeinen Preissenkung sich geltend machen. Wir glauben, daß auch die Reichsregierung davon überzeugt ist, daß eine allgemeine Preissenkung wünschenswert ist.
Die Dringlichkeit der Berbilligung bei der Kohle steht aber im Widerspruch zu ihrem Termin.
Die Berbilligung soll erst am 1. Dezember eintreten. Damit aber wird die ganze Preissenfungswelle auf mehr als sechs Wochen
Deutschland - Frankreich . Deutsch - französische Aussprache zum Verständigungsproblem
In Anwesenheit der Botschafter von Hoesch und de Margerie sprachen gestern auf dem Politischen Abend der DeutschFranzösischen Gesellschaft der französische Radikale Abgeordnete Pierre Cot und der deutsche Zentrumsabgeordnete Josef Joos zum Thema ,, Deutschland - Frankreich , das Problem von heute".
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Baris ist nicht Frankreich ", sagte Pierre Cof ,,, und wenn Sie heute Pressestimmen aus Paris hören, so ist das nicht Frankreichs Meinung. Die Bauern, die Arbeiter, die feinen Unternehmer der Provinz wollen den Frieden. Die gegenwärtige Regierung Frankreichs ist die am weitesten rechtsstehende, die man sich denken kann. Aber auch sie hat die Außenpolitif Briands mit gemacht. Sie hat das Rheinland geräumt. Deutschland und Frank reich sind die beiden großen Mächte Europas , die Kultur und Zivilijation behüten. Zu Ihren legten Wahlen sage ich Ihnen: Frank reich wartet ab. Meinen Freunden scheint Verringerung
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Noch schlimmer aber steht es mit dem Ausmaß. Eine Preisfentung um 6 Prog. fann nur dem imponieren, der die Preisentwicklung der letzten Jahre nicht fennt. Diese 6 Proz. bedeuten nichts anderes als nur die Beseitigung jener Rohlenpreiserhöhung, rüdgängig war, gegen alle Vernunft vorgenom die im Jahre 1928, während die Konjunktur schon men worden ist. Sie bleibt wahrscheinlich sogar, da damals um eine Mark je Tonne nur im Durchschnitt erhöht wurde, hinter der letzten gänzlich unzweckmäßigen Preiserhöhung zurück. Mit Rücksicht auf die marktpolitische Notwendigkeit läge also gar teine, hinsichtlich der erstrebten allgemeinen Senkung der Produfttionskosten nur eine absolut unzureichende Sentung der Kohlenpreise vor.
Wir sehen feinerlei Gründe, die vor allem den späten Termin der Kohlenpreisfenfung rechtfertigen..
Dieser späte Termin muß sogar unter dem Gesichtspunkt mit Miß trauen betrachtet werden, daß er nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus sozialpolitischen Gründen so spät gewählt wurde. Alle wirtschaftlichen Gründe sprechen für die sofortige Preissenfung, selbst das Marttinteresse des Bergbaus. Am 31. Dezember ist aber die letzte Möglichkeit gegeben, über die Tarife der Berg bauarbeiter zu verhandeln. Wir haben in den letzten Tagen schon die Vermutung ausgesprochen, daß die Reichsregierung neuerdings die Lohnabbaufampagne so fortführen will, daß sie dem Lohnabbau die Preissenkung vorangehen und sich später für einen Lohnabbau start machen will. Der Preissenkungstermin vom 1. Dezember dürfte also in der Tat sozialpolitischer Natur sein. Diese Tatsache ist nur geeignet, die sofortige und stärkere Senkung der Kohlenpreise noch dringlicher erscheinen zu lassen,
der Rüstungen wichtig, Heberprüfung der Repa rationen möglich und Revision der Verträge des halb nicht ganz unwahrscheinlich, weil sie nicht ewig sein können, da sie nicht vollkommen sind. Briand hat die europäische Union verkündet, und Deutschland und Frankreich sind die beiden Blöcke, auf denen sich diese Union aufbauen muß. Es sind die beiden Völker, die Europa das Gleichgewicht wiedergeben können und den wüsten Zustand unseres Kontinents zu beseitigen in der Lage find. Beide auf eine große Geschichte zurückblickend, sind sie berufen, Europa und seine Zivilisation zu retten.
Abg. Joos betonte, daß es falsch sei, wenn man in Paris glaube, daß nach dem 14. September das deutsche. Interesse an einer Verständigung mit Frankreich geringer geworden sei. Es ist für die Franzosen schwer, Tiefe und Weite unserer Krise zu begreifen. Wir haben eine Jugend ohne Hoffnung und Hunderttausende, die seit ihrer Schulzeit nie arbeiten fonnten. Wir haben zuviel getragen, und die zögernde Entlastung war zu wenig und kam zu spät. Es muß eine Verständigung tommen, die nationales Selbstbewußtsein mit dem Gedanken des Friedens verbindet und so Deutschland und Frankreich und dadurch ganz
Freitag, 17. Oftober 1930
Europa vereint. Das französische Bolt mill Frieden, das deutsche Volk will Frieden. Die französische These: Sicherheit, Schiedsgericht, Abrüstung heißt: Mißtrauen, Unsicherheit, Rüstung. Das führt in neue Irrwege. Verzichtende Großmut und Disziplinierung der Besitzinstinkte sind notwendig, um vom nationalen Wirken zum universalen Wirken zu kommen und in gemeinsamer Arbeit Europa zu retten.
Der Borsitzende, Staatssekretär Dr. Weismann, schloß die Rundgebung mit den Worten: Deutschland und Frankreich einig auf der Grundlage der Gleichberechtigung das ist eine Aufgabe, des Schweißes der Edlen wert."
Ein Chemnitzer Blatt behauptet... Polizeipräsident weift eine unwahre Behauptung zurüd. Der Polizeipräsident teilt mit:
Nach einer Agenturmeldung hat ein Chemnitzer Blatt die Behauptung aufgestellt, daß der Polizeipräsident in Berlin in einem vertraulichen Rundschreiben an die Polizeipräsidenten der preußischen Provinzstädte die Tumultuanten vom vergangenen Montag als Kommunisten bezeichnet habe; aus politischen Gründen habe man jedoch diese Tatsache der Deffentlichkeit nicht mitgeteilt. Zu diesen Behauptungen sei festgestellt, daß sie samt hat weder ein Rundschreiben an die Polizeipräsidenten der anderen und sonders unwahr sind. Der Polizeipräsident in Berlin preußischen Städte gerichtet wozu er übrigens nicht befugt ist- bekannten Vorgänge in der Leipziger Straße bekanntgeworden sind, noch hat er irgendwelche politischen Tatsachen, die ihm anläßlich der führender Weise informiert. Der Polizeipräsident behält sich vor, der Deffentlichkeit vorenthalten oder die Deffentlichkeit in irre gegen das Chemnizer Blatt Strafantrag zu stellen.
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Kommunistische Bluttat.
Wozu die Sehnsucht nach Moskau treiben fann. Prag , 16. Oktober. ( Eigenbericht.) In dem Städtchen Blumenau bei Proßnih in Mähren wurde der Postmeister von einem 16jährigen fommunistischen Arbeiter die Postkasse auszurauben und mit dem Gelde na ch So m mit der Hade erschlagen. Der Kommunist beabsichtigte, jetrußland zu fliehen. Fünf Mitglieder des Aktionskomis mann der Mörder war, wurden verhaftet, da sie mit ihm den Uebertees der Proßnizer Kommunistischen Jugendorganisation, deren Obfall verabredet hatten, um gemeinsam nach Moskau zu reisen.
Das Handelsabkommen mit Finnland . Der Handelspolitische entwurf über die Benderung des Handelsabkommens mit Finnland , Ausschuß des Reichstags nahm am Donnerstag abend den Gesetzder sich bekanntlich auf die Festsetzung der erhöhten Butter- und Käsezölle bezieht, mit großer Mehrheit gegen die Kommunisten an. Die Sozialdemokraten enthielten sich der Stimme, meil ihre Fraftion zu der Vorlage noch feine Stellung genommen hatte.
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Etwas über Gemüsekost. Gemüse ist heute ein wichtiger Bestandteil des Speisezettels. Früher war es nur Beilage, heute ist es, teils aus wirtschaftlichen, teils aus gesundheitlichen Gründen, vielfach zum selbständigen Gang, ja fogar zur selbständigen Mahlzeit geworden. Der Zubereitung gebührt daher erhöhte Aufmerksamkeit. Große Bedeutung kommt da dem Fett zu. Es darf die leichte Berdaulichkeit des Gemüses nicht beeinträchtigen, muß denreinen Naturgeschmack voll zur Geltung kommen lassen und soll durch seinen eigenen Nährwert den Kalorienreichtum des Gemüses noch verstärken. Biele Hausfrauen behaupten, daß die Margarine Rama im Blauband diesen Anforderungen besser entspricht als jedes andere Fett. Am besten bewährt fie fich, wenn man ihr kein anderes Fett beimischt. Jhr reines Aroma bleibt dann ungetrübt. Durch Verwendung von Rama im Blauband läßt sich also nach vieler Urteil die gesunde Gemüsekost noch gesünder und dabei schmac hafter machen.
Bom Schreibmaschinen- Wettschreiben in Zürich . Anläßlich des kürzlich in Sürich stattgefundenen Edyreibmaschinen- Wettschreibens, an dem 225 Bewerberinnen teilnahmen, erzielte Fräulein Olga Fischer, die bereits in den Jahren 1928 bis 1929 als Giegerin im internationalen Wettschreiben in Paris her vorging, auch bei dieser Konkurrenz auf einer Olympia- Schreibmaschine in sämtlichen Hauptwettbewerben die besten Resultate. Abgesehen von einem Diktat in die Maschine Reitdauer 10 Minutn und einer Abfchrift von einer Vorlage Zeidauer 20 Minuten hat sie bei der Geläufigkeitsübung 2491 Anschläge erzielt.
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