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Beilage

Donnerstag, 6. November 1930

Zehn Jahre

Der Abend

Shalausgabe des orward

Hochschule für Politik Nichts für die Jugend!

Schinkelplatz 6, ein größeres Gebäude aus roten Steinen, eins der wenigen schönen alten Bauwerke in Berlin  : die alte Schinkelsche Bauakademie. Mit ruhigen, einfachen Fronten, in quadratischer Geschlossenheit, wird es auf der einen Seite von riesigen Bantpalästen flankiert, auf der anderen Seite steht progig hingeknallt die sogenannte Schloßfreiheit, der Blick von porn gleitet über Schloßbrücke und Schloßplaß zum Lustgarten. Nur wenige allzuwenige wissen, daß sich in diesem Hause neben der preußischen Bildnisgalerie und der Wetterwarte en Institut befindet, daß in seiner Art einzig für Deutschland   ist: die Deutsche Hochschule für Politit.

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Bereits vor und während des Krieges wurde der Gedanke einer politischen Hochschule diskutiert, aber erst in der demokratischen Republik   konnte der Plan verwirklicht werden, aus der Naumannschen Staatsbürgerschule entstand im Jahre 1920 die Deutsche Hochschule für Politik, deren Zehnjahresfeier am Sonnabend festlich begangen wird. Die Demokratie mit ihren Ansprüchen an den Staatsbürger, der soeben noch bedingungslos dem wilhelminischen Machtstaat unterstand und nun sein eigenes Schicksal entscheiden sollte, war Voraussetzung und Forderung einer politischen Hochschule. Den Gründern schwebte die französische ,, Ecole libre des sciences politiques" als Beispiel vor: wie diese nach der Niederlage von 1871 entstand zu innerer Sammlung und Selbstbesinnung, sollte jene eine ähnliche Funktion erfüllen und darüber hinaus einer zeit­gemäßen Aufgabe dienen: Mögen andere den Krieg ge= winnen, wir wollen den Frieden gewinnen", wie es in der Formulierung Ernst Jächs heißt.

Eine große Aufgabe vor allem war der Hochschule gestellt: eine politisch- wissenschaftliche Lehrstätte zur Erziehung von Funktionären der jungen Demokratie zu sein. Ohne Tradition und Beispiel auf diesem Gebiete mußte ganz neu begonnen werden. So entwickelte sich der Lehrstoff, seine Behandlung und seine Abgrenzung vom Ge­biete anderer Spezialwissenschaften erst aus der Erfahrung. Und das besondere Lehrziel bedingte auch besondere Forschungs- und Lehrmethoden: die Geschichtswissenschaft beschäftigt sich besonders mit der politischen Geschichte der letzten Bergangenheit bis zur Gegenwart, beim Völkerrecht werden die Probleme der Friedens organisation und Friedenspolitit besonders berüd­sichtigt, Verfassungsrecht wird als Verfassungssoziologie", Ver­gleichende Verfassungslehre und Reichsverfassung in der Praxis" gelehrt.

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lind nicht nur ,, gelehrt". Die Arbeit, baut sich weniger auf Borlesungen als Arbeitsgemeinschaften und Seminaren auf. Die reine Vorlesungsmethode murde fast aus: nahmslos fallen gelassen, stete Mit- und Zusammenarbeit von Lehrer und Schüler kennzeichnen den Unterricht.

Die Lehrer...

Es ist selbstverständlich, daß sowohl Inhalt wie Ziel und Methode der Lehre eine besondere Dozentenschaft verlangt. Der reine Akademiker, wie wir ihn uns in seiner Beziehungslosigkeit zur Wirklichkeit vorstellen, fonnte nicht Lehrer an einer Hochschule für Politik sein. Es bedurfte Männer, die zwar nicht notwendiger­meise Theorie und Praxis meistern mußten, aber die als Theoretiker nicht im luftleeren Raum schwebten und als Praktiker teine platten ,, Realpolitiker" waren. Unter der Lehrerschaft der Hochschule be­finden sich akademische Lehrer, die auch an anderen Hoch­schulen Vorlesungen halten, aber durch politische oder journalistische Tätigkeit in ständiger Fühlung mit der Politik stehen; Brattifer der Politik find nicht selten ausgezeichnete Lehrer gewesen, ihre cft reiche persönliche Erfahrung brachte den Unterricht in lebendige Beziehung zum Zeitgeschehen. Ein ausgesprochenes Plus der Hoch schule aber besteht in dem Heranziehen junger Ge= lehrter. Bon ihnen gehen neue Impulse aus, ihre Arbeit hat gerade in letzter Zeit der Hochschule ihr besonderes Gesicht gegeben, und die Zusammenarbeit mit ihnen gestaltete sich für die Hörerschaft besonders fruchtbar.

... und die Hörer

Wohl taun eine andere Hochschule kann eine so verschieden artige Hörerschaft aufmeisen wie die Hochschule für Politik. Da ihr Besuch an feinerlei Berechtigungen, sondern nur an den Nachweis persönlicher Befähigung gefnüpft ist, sind in der Hörer fchaft alle sozialen Schichten und Altersstufen vertreten. Neben dem alten weißhaarigen Herrn, einem Pensionär vielleicht, der regel­mäßig jedes Semester wiederkommt und mit einem Lächeln glück licher Befriedigung, bis in diese Gebiete vorgedrungen zu sein, eifrig mitschreibend in vielen Vorlesungen zu finden ist, sitzt der kurz­behofte Jugendbündler mit dem reinen Herzen der Ueberzeugung, dem von durchaus nicht bösartigen Dozenten zunächst einmal alle ost zur politischen Phraseologie erstarrten Illusionen genommen werden. Zu seinem Heil, denn jetzt erst kann er beginnen. Aus der heilsamen Verwirrung und Beunruhigung erwächst er durch chrliche Arbeit und schärfste Selbstkritik zu entschlossener politischer Berantwortung.

Neben den Bielen  , die zur Hochschule kommen, weil sie eine Möglichkeit wissenschaftlicher Weiterbildung ohne Berechtigung bietet, fizen jene, die im Parteileben stehen und ihr Studium der Pragis politischer Arbeit dienstbar machen wollen. Aber auch die Studenten aus Geltungsbedürfnis, fleine Angestellte zumeist, die die Hochschule um der Hochschule" willen besuchen, fehlen nicht. Sie find Farben tragend", zu Beginn des Semesters erscheinen sie in ber bunten Müze, Kino- Altheidelberg ist in ihrem Herzen lebendig und in der glänzenden Welt ihrer Vorstellungen suchen sie ihr un­heroisches Dasein zu überwinden. Sie sind eine verschwindende Minderheit, aber der fleine Mittelstand, dem sie entstammen, bildet das Gros an der Hochschule. Angestellte, fleine Beamte, Studenten, Arbeiter aus allen Berufen tommen die politisch interessierten, die sich zu politischer Tätigkeit berufen fühlen, aber nur wenigen gelingt es, daraus einen politischen Beruf zu machen. Die Masse der Hörer find Gast hörer, die politische An­regungen oder Vertiefung vorhandener Kenntnisse suchen Journalisten, politische Sekretäre und sonst im weitesten Maße politisch interessierte Personen. Sie waren auch die erste, ursprüng­fiche Hörerschaft, und erft viel später entwickelte fich daraus der Stamm der eigentlichen Studenten der Politit", die heute zwar noch eine fleine Zahl etwa 200 find, aber von Semester zu Semester zunehmen. Sie gedenken die viersemestrige feminaristische und die dreisemestrige akademische Abteilung zu absolvieren. Aber der Kreis derer, die in ernst bafter Arbeit wirklich durchhalten, ist flein, unb ta um 10 Bros

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Kalender, wie sie nicht sein sollen

Sogenannte Schülerkalender sind bei der Jugend im allgemeinen sehr beliebt. Vor allen Dingen die Kinder, die die höheren Anstalten besuchen, haben für derartige Kalender, von denen es bereits eine ganze Anzahl gibt, recht gern. Sie enthalten oftmals sehr wesent­liches Material, mit dem der Schüler schon etwas anzufangen weiß. Da sind es z. B. die französischen   und englischen' unregelmäßigen Verben, interessante Zahlenreihen, chemische oder mathematische Formeln, Logarithmen und was der schönen Dinge mehr sind, die der Pennäler immer gern und mitunter auch unauffällig zur Hand hat.

Ein Kalender solchen Genres will auch der soeben erschienene Kalender der deutschen Jugend" sein, den der Besta lozzi- Verlag herausgegeben hat. Schade nur, daß sein Kalen­darium selbst von der neuesten Zeit nichts ahnen läßt; sie ist spur­los an ihm vorbeigegangen.

Wir lesen und erfahren, wann im Jahre 1810 Andreas Hofer  erschossen worden ist, wann Friedrich Wilhelm 1809 seinen Aufruf an ,, Sein Volt" richtete. Wir finden weiter verzeichnet, daß 1812 der Schriftsteller Berthold Auerbach   geboren wurde, daß aber am gleichen Tage im Jahre 1925 der erste deutsche Reichspräsi­de n't starb, das steht in diesem lückenhaften Kalendarium nicht. Genau so ist es mit dem Geburtsdatum des ersten deutschen   Reichs­ präsidenten  ; unter dem 4. Februar steht zwar zu lesen, daß der Erfinder des Perzellans im Jahre 1682 das Licht der Welt er­blickte, aber nicht, daß im Jahre 1871 Friedrich Ebert   geboren wurde.

Das Kalendarium zeigt sich oftmals nahezu vorsintflutlich. Entschieden ist es für die deutsche Jugend wichtiger, zu erfahren, daß Rathenau   am 24. April 1922 ermordet wurde, als die nicht mehr sehr sensationelle Tatsache, daß am gleichen Tage im Jahre 1180 Otto von Wittelsbach   mit Bayern   belehnt wurde.

Vom 9. November weiß der Chronist nichts anderes zu berichten, als daß 1799 Napoleon erster Konsul wurde und daß im Jahre 1914 die Emden  " unterging. Daß die Hohenzollern   an jenem Tage die Flucht ergriffen und die Revolution ausbrach, davon er­fährt die deutsche   Jugend nichts. Als besonderes Ereignis wird aber für die Jugend von 1931 die Thronbesteigung Wilhelms des letzten Hohenzollern   am 15. Juni 1888 vermerkt. Die Ermo: dung Erzbergers am 26. August 1921 ist gänzlich bedeutungs. los, viel interessanter, daß am gleichen Tage im Jahre 1860 der Komponist Silcher   geboren wurde. Die Geburt des Dichters Ariosto  am 8. September 1474 wird für viel wichtiger gehalten, als daß am gleichen Tage im Jahre 1926 Deutschland   in den Bölkerbund Aufnahme fand. Daß am 3. Oftober 1929 Stresemann starb, ist nicht erwähnenswert, daß aber an diesem Tage im Jahre 1847 der Geograph Eduard Richter   geboren wurde, ist für die heutige deutsche Jugend ein ganz besonderes Ereignis. Auch der Geburts tag des alten Moltke wird für viel wichtiger gehalten als der Todes tag des Dichters Arno Holz  .

Daß am 13. März 1920 der Kapp- Putsch Deutschland   in neue große schwere Bedrängnis brachte, ist nicht der Rede mert, viel wichtiger ist es festzuhalten, daß am 13. März der Architekt Schinkel vor 150 Jahren geboren wurde. Die Annahme der Waffenstillstandsbedingungen am 10. November 1918 ist nicht erwähnenswert, aber keinesfalls darf unterschlagen werden, daß an diesem Tage 1433 Karl der Kühne   geboren wurde. Am

gelangen zur Abschlußprüfung der seminaristischen Abteilung. I Etwa ein Drittel sind eigentliche Arbeiterhörer, und es wird ihnen nachgerühmt, daß eine Reihe der besten Prüfungen von Mit­gliedern dieser Gruppe abgelegt worden sind.

Ob die Examinanten der Hochschule für Politik politische Führer werden, sei dahingestellt. Das Problem der Führerauslese wird auch durch eine politische Hochschule nicht gelöst. Aber eine Aufgabe er­füllt sie: eine Schule der Demokratie zu sein, die Jugend von Schlagwort und starrer Phraseologie zu entfernen und zum politischen Denken zu erziehen, Funktionäre der Politik zu bilden, denen auch bei der kleinen Arbeit die großen Zusammenhänge be­mußt bleiben. Und gerade in der Demokratie ist die Haltung des fleinen Funktionärs wichtig und bestimmend für politische Ent­scheidungen. Bei der sprichwörtlichen politischen Unbildung des deutschen   Volkes kann eine Hochschule für Politik zur politischen Erziehung im weitesten Sinne beitragen.

Auch wir als Sozialisten dürfen an dieser Hochschule nicht achtlos vorübergehen. Sie macht unsere Parteischulen feineswegs überflüssig, aber im Kampfe um die Hochschule und die öffentliche Erziehung kann der Entwicklungsgang und das Beispiel der Deutschen Hochschule für Politik einmal anregend und richtunggebend für die gesamte Hochschulreform sein. Ihre weitere Ent­wicklung können wir also feineswegs paffio oder gar ablehnend be­trachten. Richard Junge.

Das Reich des Kindes

Adele Schreiber   hat als Herausgeberin von guten Sammelwerken schon mehrmals bewiesen, daß sie die besondere Gabe hat, einen größeren Kreis von Mitarbeitern zusammen­zuschließen zu einem Wert, das trog aller Vielseitigkeit doch aus einem Guß ist und aus dem förmlich die Freude aller Mitarbeiter an der gemeinsamen Arbeit widertlingt. Auch in ihrem neuesten Sammelwert*) ist es Genoffin Adele Schreiber   gelungen, aus Bei­trägen von 20 Mitarbeitern ein wohldisponiertes Wert über alle das Kind betreffenden Fragen zu gestalten. Auf den 400 Seiten des Buches wird dem Leser ein großes Maß von Wissen vermittelt. Den ersten Teil des Buches bilden Auffäße von Aerzten, darunter Prof. Liepmann vom Cecilien­haus in Berlin  , über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Er nährung und Pflege des Kindes vom Säuglingsalter bis zur Pubertät. Der zweite, umfassendste Teil des Buches ist Erziehungs­fragen gewidmet. Er enthält u. a. Beiträge von Anna Siemsen  , Fritz Karsen   und Henny Schumacher. Es schließen sich sehr gute Aufsäge an, über das Seelenleben des Kindes, über

Das Reich des Kindes." In Berbindung mit ersten Fachgelehrten herausgegeben von Adele Schreiber  ( Deutsche Buch- Gemeinschaft  , Berlin  , 1930).

20. November 1923 erlitt die deutsche Mart ihren Hefften Sturz Was geht das die deutsche Jugend an? Hauptsache, sie weiß, daß an diesem Tage im Jahre 1497 Vasco de Gáma   die Südfpizze Afrikas  umschiffte. Die Krönung Napoleons   unter dem 2. Dezember wird für merkenswerter gehalten als die Einführung der Bild­telegraphie.

Diese wenigen Beispiele, deren Reihe beliebig verlängert mer­den könnte, zeigt, daß das Kalendarium aud; nicht den bescheidensten Anforderungen genügt. Wenn wir unsere Jugend im neuen Geiste erziehen wollen, so wie es die Verfassung vorsieht und von der Mehr­heit des Volkes gewünscht wird, muß von einem Berlage, der sich zumal noch Pestalozzi- Verlag nennt, ein ganz anderes Kalendarium verlangt werden. Es braucht noch lange nicht sozialistisch zu sein, es muß aber von dem Gedanken getragen sein, staatsbürger liche Erziehungsarbeit mitzuleisten. Darauf tommt es in erster Linie an. Die moderne Schule atmet schon einen ganz an deren Geist, als der Bearbeiter dieses Kalenders, Studienprofessor Eismann Nürnberg, anscheinend Wort haben will.

Man kann aus diesem Grunde diesen Kalender der deutschen  Jugend nicht empfehlen. Er führt zurück statt vorwärts und das ist für ein Jugendbuch das vernichtendste Urteil.

Abreißkalenderhehe

V.

Unter den Abreißkalendern, die auf jedem ihrer 364 Blätter geschichtliche Daten bringen, gehört Meyers historisch= geographischer Kalender", herausgegeben vom Biblio­graphischen Institut in Leipzig  , zu den bekanntesten. Aber mer von ihm eine gewisse Objektivität erwartet, darf sich den Kalender für 1931 nicht an die Wand hängen. Er wird sich schon ärgern, daß der vierzigste Geburtstag eines blutigen Dilettanten, wie der, völkische" Rassenschnüffler Günther einer ist, geziemend erwähnt wird, aber weit schlimmer ist, was auf dem Blatt vom 2. August zu lesen steht: 1914: Frankreich   eröffnet die Feindselig= teiten gegen Deutschland  

und unter dem 3. August:

1914. Kriegserklärung Deutschlands   an Frankreich  . Dem Leser soll und muß dieses als logische Folge von jenem er­scheinen, so daß Frankreich   als der frevle Angreifer dasteht. Aber da in Wirklichkeit die Franzosen nie und nirgends die Feindselig­feiten am 2. August eröffnet haben, scheint der Kalendermacher die sechzehn Jahre seit jenem Tag durchschlafen zu haben und noch an das Märchen von den auf Nürnberg   abgeworfenen französischen  Fliegerbomben zu glauben. Oder was sonst?

Erbaulich ist auch ein Blick auf das Kalenderblatt vom 13. März: 1920. Rationale Revolution( Rapp- Butch) in Deutschland  , Flucht der Regierung aus Berlin  .

So, jo? Der verbrecherische Handstreich einiger politischer Desperados und militärischer Abenteurer war also eine nationale, demnach anerkennenswerte Revolution, und die republikanische Regierung, gegen die sich der Putsch richtete, folglich anational oder antinational?

Das Bibliographische Institut scheint, nach diesen beiden Proben zu schließen, Wert darauf zu legen, daß sein Historisch- geographischer Kalender" nur von Hitler- und Hugenberg- Wählern gekauft wird. Aber warum versieht es ihn dann nicht, zur Abschreckung der Ber­nünftigen, mit einem großen Hakenkreuz? W.

normale Entwicklung, über Störungen und über die Pubertätszeit, Verfasser Prof. Erich Stern   und Ada Beil. Im vierten Teil des Buches wird berichtet über die gesetzliche und über die soziale Lage des Kindes( Rechtsanwalt Margarete Berent  und Stadtrat Friedländer  ). Den Schluß des Buches bilden Arbeiten über die Wiedergeburt des Körpers und das technische Zeitalter und über den Sinn der Jugendbeweging.

Die sehr summarische Aufzählung des Buchinhaltes läßt bereits erkennen, wie meit der Kreis der Arbeiten gezogen ist. Die große 3ahl parteigenössischer Mitarbeiter und die Herausgeberin selbst bürgen dafür, daß das Sammelwert, wenn man es auch nicht als ein Parteibuch im engeren Sinn bezeichnen kann, so doch ein Buch aus dem Geist unserer Weltanschauung ist. Die in großer Zahl eingestreuten und zum Teil wunderschönen Photos beleben und bereichern das Buch.

Aber es sind nicht nur die sachkundigen Aufsätze, die schönen Bilder, das große Maß objektiven Wissens, die Möglichkeit, sich bei vielen Erziehungsschwierigkeiten einen Rat zu holen, die jeder Mutter und jedem Menschen, der sich mit Kindern zu beschäftigen hat, das Buch wertvoll machen werden. Fast noch eindrucksvoller ist die großzügige Art, wie sich das Wert frei hält von jedem Anklammern an irgendeine Doftrin, ein System, eine bestimmte Methode. Das Buch unterrichtet über die erzieherischen Grund­gedanken von Montessori   und Fröbel, von Freud   und Adler, die allesamt neue Einsichten in das Wesen des Kindes eröffnet haben. Nirgends wird aber von irgendeinem System, von einer Erziehungsmethode oder von einer Schulform als der allein richtigen gepredigt.

Auseinandersetzung mit den verschiedenartigen Erziehungsgedanken Das Buch ist so, wie alle Eltern erziehen sollten: Geistige unserer Zeit, aber niemals das Kind selbst zum Opfer dieser Aus einandersetzung machen. Der 3wed aller Erziehung ist die Ein. ordnung der fleinen eigenwilligen Menschen in die im Berlauf des Lebens immer größer und wichtiger werdenden sozialen Gemeinschaften, in die Familie, den Kindergarten, die

Schule, den Beruf, die Klaffe, das Volk, die Menschheit. Das höhere Biel der Erziehung aber ist es, diesen Gemeinschaften ein Someit möglichst wertvolles Mitglied zuzuführen. das durch Erziehung zu beeinflussen ist, kommt es darauf an, das Kind so schonend zu erziehen, daß möglichst wenig von einer be­fonderen Art unterdrückt wird. Schonende Erziehung ist um so leichter, je beſſer jede Aeußerung des Kindes in ihren Grundlagen verstanden wird. Das Verſtändnis für das Kind wird erleichtert durch medizinisches, pädagogisches, soziales und psychologisches Biffen, wie es in dem Sammelwert von Adele Schreiber   vermitteit wird. Darum wäre allen Kindern zu wünschen, daß ihre Erzieher fich dieses Wissen zu eigen machten und daß sie zugleich einen Hauch verspürten non der geistigen Freiheit, die in diesem Buch herrscht Anna Geyer  ,