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Müller...

Hurt Rudolf Heubert: Frenzel rettet Müller

( Schluß)

Oben in Frenzels Wohnung sant Müller auf den Diwan, er lag da, die Beine und Arme langausgestreckt, wie ein Toter, ein leberfahrener. Frenzel stärkte ihn mit einem rasch auf dem Gas­focher gebrauten Kaffee.

,, Nehmen Sie sich doch zusammen," redete er ihm dabei zu, ,, wir müssen uns verständigen." Und Müller erholte sich langsam, sah sich in der Wohnung um, die war nicht viel besser als seine Bude in der Hasenheide. ,, Geben Sie mir ihr Ehrenwort, Müller. daß Sie das, was wir jetzt abmachen, niemals verraten werden." Müller hob schwach die Hand. Ich habe ja tein Ehrenwort mehr, ich bin ja ehrlos." Er warf sich in einem ungehemmten Ausbruch feiner Verzweiflung auf dem Diwan zurück. Sein ganzer Körper

bebte.

,, Aber Müller, ruhig, ruhig. Finden Sie sich drein. Es ist nicht zu ändern. Sie müssen den Tatsachen gefaßt ins Auge sehen, daraus lernen. Und mit den gegebenen Möglichkeiten rechnen." Frenzel zog sich einen Stuhl zum Diwan heran. Er fuhr fort: ,, Stellen Sie sich vor, Müller: Sie kommen nach einem halben Jahr aus dem Gefängnis, mit nichts, ein erledigter Mensch. Was wollen Sie anfangen? Steine flopfen? Erstens sind Sie dazu zu schwach, und zweitens gibt es genug Arbeitslose, auch in dieser Branche." Ich schieße mich ja morgen schon tot," sagte Müller.

Nun will ich Ihnen mal etwas sagen, Kleiner. Totschießen

fönnen Sie sich immer noch. Aber versuchen Sie es erstmal mit einem neuen Leben."

,, Womit?"

,, Sehen Sie, Kleiner, das ist es. Für fünfhundert Em haben

Sie sich ruiniert. Ein Unsinn! Gefängnis! Fünfhundert Mark! Wenn es fünftausend wären. Müller, fünftausend, überlegen Sie mal, fünftausend, damit könnte man nachher was anfangen."

Müller richtete sich auf. Seine Augen waren von Staunen und Schreck geweitet. Ich soll... so meinen Sie doch... ich soll. aus der Kasse. fünftausend Mark...?"

Frenzels Stimme flang schneidend auf? Jawohl, Müller und noch einmal soviel. Berstehen Sie? Mampe halb und halb. Das ist nicht unbillig. Man hat das gleiche Risiko. Wenn schon, denn Schon. Es wird einen Weg geben, Ihnen das Geld sicherzustellen. Ich will dafür sorgen. Verlassen Sie sich darauf."

Müller fiel zurüd. Er lag eine Weile, unjähig, etwas zu erwidern. Aber in seinem Hirn arbeiteten Gedanken. Unerbittliche Gedanken.

,, Sie!" schrie er da, Sie, da stimmt was nicht!"

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Und wie er nun Frenzels Gesicht fah, wurde ihn alles klar. Sie ha ben ,, Still!" sagte der Mann. Seine Hand legte sich auf Müllers Murb. Ich habe gar nichts. Ich habe Ihnen bloß helfen wollen." Der Kleine stand auf. Blaß, müde, angewidert, lebensüber­

Karl Hellig: Emilio Salgari Der italienische Schriftsteller Emilio Salgari , der über hundert große Abenteuerromane und fast unzählige fleine Geschichten ge­schrieben hat, die durch die Fülle immer neuer Einfälle und die glänzende, auf eigener Anschauung beruhende Schilderung von Län­

drüssig. Gute Nacht!" sagte er und ging zur Tür. Er erinnerte sich, daß sie vorhin über eine Brücke gekommen waren.

Frenzel sprang auf ihn zu: Das Haus ist ja verschlossen, Gie tommen nicht heraus, Müller, werden Sie endlich vernünftig, Sentimentalität hilft uns in diesem Falle nicht. Wer A sagt, muß auch B sagen.

"

Er schrie es fast. Er fühlte eine Angst, eine Todesangst um sich felbst. Er klammerte sich an den Jüngeren, wie ein Ertrinkender. Sein Gesicht war verwandelt. Und wie Müller doch gehen wollte, stöhnte er: Helfen Sie mir doch! Mir fehlen dreitausend Mark in der Kasse!"

Müller stand ganz gekrümmt, als hätte sich ein Messer in seinen Rücken gebohrt. Und ich, und ich, wer rettet mich?" fragte er. Der andere fiel auf den Stuhl, die Hände vor dem Geficht. Und Müller kam näher, er war jetzt ganz flar, ganz nüchtern, er hörte schon das Wasser unter der Brüde rauschen. Und ich?" frigte er noch einmal. Sind Sie nicht tiefer drin als ich, Frenzel? Und meine Jugend? Haben Sie nicht zehn Jahre mehr von dieser Welt, wie sie auch sein mag, zehn Jahre, Herr Frenzel? Was fagen Sie dazu? Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß Sie mich retten fönnten. nicht ich- Sie?"

,, Müller, mein Gott!"- stöhnte der Mann.

,, mich zu retten! Hören Sie? Ich will ja raus aus dem Dreck. Ich hasse diese Weiber dort. Diese ganze falsche, verlogene, por nehme" Umgebung. Ich will leben! Leben! Mit 150 Mart im Menat, Gott, wie erscheint es mir für ein Glück, leben zu fön ten!" Er fah aber das Leben schon entschwinden. Nichts blieb, als ein dunkler Kanal! Für fünfhundert Mart!" dachte er. Wofür?" ,, Machen Sie mir unten die Haustür auf!" sagte er dann ent­schlossen. Ich gehe jetzt!" Der andere erhob sich. Müller dachte, er wollte ihn würgen, wie er auf ihn zufam, aber der Kassierer fragte nur, ohne Kraft in der Stimme, ohne Kraft in der ganzen Gestalt. Wohin wollen Sie denn, Müller? Das ist meine Sache!" Aber der andere hing sich jetzt an ihn, seine Kräfte schienen zu einen feltsamen Glanz: Bleiben Sie. Kleiner, ich rette Sie!" sagte wachsen, in seine blaffen Wangen tam Blut, feine Augen hatten einen seltsamen Glanz: Bleiben Sie, Kleiner, ich rette Sie!" ſagte er ruhig. Er lächelte sogar. Da meinte der Kleine.

*

Sie schliefen in dieser Nacht nicht. Morgens tranfen fie fywarzen Kaffee, rauchten Zigaretten und gingen schweigend ins Büro. Sie sahen sich nicht mehr an. Wortlos reichte Frenzel dem ,, Kleinen" 500 Mark für die Stempelmarkenfasse. Und als zwei Stunden später der Chef kam, nahm der Kajfierer ein Buch unter dem Arm und verließ seinen Platz. An der Tür atmete er noch einmal tief auf, und er sah auf den Kleinen, der geduct saß, thre Augen trafen sich jetzt wieder zum erstenmal, dann Kopfte der Aeltere an die Tür, trat ins Zimmer zum Chef, während der 3urüdgebliebene die Hände zum Gesicht erhob.

widerstehen konnte und in geistige Umnachtung versant, verlor er den letzten Halt. Er schrieb einen ergreifenden Abschiedsbrief an feine Kinder, faufte sich ein langes, scharfes Messer, begab sich in die Einsamkeit der Berge und verübte Harakiri... Erst fürzlich, fast zwei Jahrzehnte nach dem Tode seines vielleicht erfolgreichsten Schriftstellers, befann Italien sich auf seine Pflicht. Haus übermacht, und die Verleger, die durch seine Arbeit Millionen verdient hatten, wurden von der Staatsgewalt gezwungen, ihnen seines Lohnes wert ist, dann hätten sie ruhig weiter ihre Taschen füllen können, und der Mann, der ihnen das Geld zufcheffelte, wäre nicht zusammengebrochen, ehe er sein Bestes- hatte geben können. Denn dazu bedarf es einer Zeit der stillen Sammlung, die unver­nünftige und unmoralische Profitgier dem armen, gehegteh Emilio Salgari versagte.

dern und Bölkern fast der ganzen Welt in Erstaunen jegen, Einilious privaten und öffentlichen Mittein wurde Salgaris Kindern ein Galgari, der im Herzen der italienischen Jugend unbestritten unter allen Schriftstellern den ersten Blaß einnimmt, dessen Bücher in den Schulen an besonders tüchtige Schüler als Prämien verteilt werden, der aber auch unter den Erwachsenen eine stattliche Lesergemeinde befißt, Emilio Salgari hat nach einem wildbewegten Leben, nach zahliosen, mannhaft bestandenen Gefahren und Abenteuern vor der unersättlichen Gier tapitalistischer Ausbeuter die Waffen strecken müffen. Gewissenlose Verleger, die mit seinen Büchern Millionen verdienten, haben den tapferen Rämpen buchstäblich hungern lassen, bis er, als das ausgepreßte Gehirn nicht mehr zu leisten vermochte, was man unerbittlich von ihm verlangte, seinem Leben auf grauen­volle Weise selber ein Ende machte.

In seiner Selbstbiographie, die man leider unter den zwanzig ersten Bänden vermißt, die der Phönigverlag in Berlin kürzlich in rascher Folge und in mustergültiger Ausstattung deutsch heraus­brachte, erzählt der ehemalige Schiffstapitän Salgari , wie er Schrift­steller wurde. Ein gefährliches Fieber, das er sich in den Tropen geholt hatte, verurteilte den ruhelosen Weltenfahrer im besten Mannesalter zu erzwungener Tatenlosigkeit. Um nun der unstill­baren Abenteuerlust, die sich nicht unterdrücken ließ, ein Ventil zu öffnen, nahm er die Feder zur Hand. Die Möglichkeit, in der Form eines Romans darzustellen, was er wirklich erlebt hatte, und es in der Phantasie durch neues Erleben zu ergänzen, bot ihm einen gewissen Ersatz für die verlorene Freiheit des Schauens und Han­delns. ,, Da ich nicht länger Länder und Meere durchstreifen fonnte," fagt er ,,, schickte ich meine Helden und Heldinnen in die weite Welt. Ich schrieb, schrieb und schrieb, bis das Schreiben schließlich aufhörte, ein wohitätiges Heilmittel zu sein, und zu einem Handwerk, schlimmer: zu einem leidvollen. Handwerk wurde. Nach einem kampferfüllten Leben, nach einem raftlosen Schaffen mit der Feder, dem wenigstens zwei Verleger ihren Reichtum verdanken, weiß ich heute faum, wie ich notdürftig mein Leben fristen soll.

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Nicht in erster Linie die eigene Not, sondern die seiner Familie­er hatte eine frante Frau und vier kleine Kinder zu versorgen zwang Salgari , den skandalösen Bertrag zu unterzeichnen, den sein Verleger ihm vorlegte. Auf Jahre hinaus mußte er sich ver­pflichten, nur für ihn zu arbeiten, und obendrein mußte er jedes pflichten, nur für ihn zu arbeiten, und obendrein mußte er jedes mal, bevor er ein neues Buch begann, einen genauen Plan vor­legen, von dessen Billigung oder Verwerfung es abhing, ob er feine Arbeit beginnen durfte. Drei stattliche Bände hatte er jedes Jahr für ein Spotthonorar zu liefern, und um diese Verpflichtung erfüllen zu können, mußte er Tag und Nacht arbeiten. Der Berleger," schreibt Salgari ,,, Derkaufte Buch auf Buch, und ich mußte Bogen auf Bogen füllen, um nicht Hungers zu sterben.. So wurde ich zu einem Sklaven der Feder, der den schmerzenden Kopf in die Hände nimmt und versucht, einen Einfall aus ihm herauszupressen, der sich in Brot oder Medizin verwandeln läßt..

Erschütternd sind die letzten Seiten der Selbstbiographie. Als Salgari befürchten muß, das Augenlicht zu verlieren, macht er einen ersten Versuch, dem unerträglich gewordenen Leben ein Ende zu machen. Die Dolchwunde aber heilt schnell, und Salgari fühlt Reue, daß er seine darbende Familie hatte im Stich lassen wollen: ,, Urteilt nicht zu streng über mich. Ich kann nicht mehr fämpfen. Ich ver­liere allen Mut. Die übermenschlichen Anstrengungen, die Schmerzen, die seelischen Qualen töten mich. Ich fühle, daß mein Leben ver­rinnt. Aber doch werde ich noch einmal versuchen, alle Kraft zu fammenzunehmen und zu arbeiten....

Noch ein ganzes Jahr führte er den ungleichen Kampf gegen die immer größer werdende Not fort, als er es aber erleben mußte, daß seine geliebte Gattin den seelischen Erschütterungen nicht länger

Kurt Backeberg:

Die Jagd auf Kakteen

Der Brehm- Verlag, Berlin , veröffentlicht unter dem Titel Ratteen­jagd zwischen Teras und Patagonien" ein Buch von Kurt Badeberg, das mit 74 Abbildungen dem Lefer einen Begriff von dem Beruf des Ratteenjägers geben soll. Die Erbeutung der Kakteen und der egoti. schen Pflanzen in den undurchdringlichen Tropenwäldern ist ebenso gefährlich und abenteuerlich wie die Jand auf wilde Tiere.

Mit Genehmigung des Verlages veröffentlichen wir den nachfolgen

den Abschnitt:

Leuchtende Schlingranken blühen vor dem Dunkel des Hintergrundes, Und nun erlebt man beglückt die Schönheit des Tropenwaldes. fleine Lichtungen schimmern wie Traumbilder unter dem hauchfeinen, filberweißen Schleier lang herabwallender Tillandsienvorhänge. Dann reiten wir in ein Märchenland.

Es war wohl das großartigste Erlebnis einer Pflanzenerfchet­mung, das ich überhaupt gehabt habe.

Nach Stunden fommen wir an eine kleine Siedlung am Cano de Las aguas negras. Einige Boote liegen am Steg, am Heck zwei Indios; leise ringelnd zieht der Rauch ihrer selbstgedrehten Birginias in die lichte Höhe. Dichter wird der Wald, zahlreicher die Wasser­arme, heißer und schwerer die Arbeit. Wir kommen zu den Planenes, den merkwürdigen Wiesen, von denen ich bereits hörte. Eine gewal­tige Lichtung tat sich auf, und wie eine Fata morgana erscheinen mir die Almen meiner Heimat. Zu meiner Ueberraschung reiten meine Begleiter in das gleitende Grün, versinken bis zum Bauch der Pferde und platschen langsam davon. Die Wiese wird von einer Mimojenart gebildet, die Almen sind der dichtbewachsene Spiegel der Playones und die Berge wieder die Sierra.

Eine merkwürdige Landschaft.

Abends sizzen wir um das Feuer einer Urwaldsiedlung; wieder erstirbt das Geräusch aller Stimmen, und nur ein paar Mädchen flüstern von dem merkwürdigen Ereignis, daß jemand sich hierher verirrt, um Pflanzen zu suchen.

Die bronzenen Gestalten der Männer aber lehnen schweigend an den Pfählen und rauchen.

Achtung vor Impffchäden!

Bei den Impfungen gegen Boden oder Diphtherie oder sonst einer ansteckenden Krankheit geht man von der Vorstellung aus, daß durch die Zuführung geringer Mengen des Krankheitsgiftes der Körper lerne, sich gegen die eigentliche Krankheit zu wehren. Man nennt das eine förperliche Umſtimmung.

Diese fleinen Mengen von Krankheitsgift, die in den Körper hineingebracht werden, sind an gesunden Impflingen erprobt und für gesunde Menschen berechnet. Es wird durch die Zuführung dieser fleinen Giftmengen eine kleine Krankheit hervorgerufen, von der man annimmt, daß sie nun den Geimpften vor ernsten Ertran­fungen schützt. Da diese Impfungen auf gesunde Menschen abge­stimmt sind, so ist es verständlich, daß Krante diese Giftmengen häufig nicht vertragen. Aus diesem Grunde dürfen frante Kinder nicht geimpft werden!

auch allen fränkelnden oder auch nur fümmernden Kindern kann die Aber nicht nur Kranke dürfen nicht geimpft werden, sondern Impfung verhängnisvoll werden. Da man nun solche Kümmer­zustände den Kindern nicht immer leicht ansehen tann, so ist es die. Pflicht der Erzieher, der Eltern usw., den Impfarzt auf alle Gefund­heitsbedenken aufmerksam zu machen, die sich in der Umgebung des Kindes ereignet haben, d. h. also nicht nur, wenn das Kind selbst fümmert oder tränkelt oder frank gewesen ist, sondern auch alle Krankheiten, die in der Umgebung des Kindes, an Geschwistern, Eltern, an Nachbarfamilien usw. sich abgespielt haben, sind dem Impfarzt mitzuteilen. Auch Eigentümlichkeiten der Familie, Be­ziehungen zur Tuberkulose, zu Krämpfen, zu häufigen Ansteckungen, zum Schnupfen und allen gesundheitlichen Bedenklichkeiten müssen dem Impfarzt mitgeteilt werden, da er häufig nicht in der Lage ist, diese Zustände an den Kindern selbst zu erkennen. Auch Krant­heiten in der Umgebung, besonders ansteckende Krankheiten und Hautkrankheiten, Neigungen dazu usw. müssen mitgeteilt werden. nur wenn die Eltern den Impfarzt in diesem Sinne unterstützen, daß sie jede gesundheitliche Störung am Kinde oder in der Um­gebung des Kindes oder auch in der Beranlagung des Kindes dem Impfarzt zur Kenntnis bringen, werden sich die bedauerlicherweise immer wieder auftretenden Impfschäden, die so große Unruhe in der Bevölkerung hervorrufen, vermeiden lassen. Am ratsamsten iſt es, den Impfarzt gleich mit einem Attest des Hausarztes, der über den Entwicklungszustand und die gesundheitlichen Verhältnisse des Kindes und der Familie am besten unterrichtet ist, aufzusuchen. gens die Behörden auf Anraten des Reichsgesund Seit dem Frühjahr dieses Jahres haben übri heitsrates verfügt, daß teine 3wangsimpfung mehr vorgenommen werden darf, wofür auch im 3mpfgefeßfelbst gar teine Handhabe gegeben war.

Die Eltern, die also gegen die Impfung eine prinzipielle oder sachliche Abneigung haben, brauchen nicht zu befürchten, daß ihre Kinder durch ungefeglichen polizeilichen 3wang zur Impfung geschleppt werden können.

Die neue Zeit ist, wie man sieht, am deutschen Volke doch nicht ganz spurlos vorbeigegangen. Auch ist eine Bestimmung getroffen, daß bei unüberwindlichem Bedenken der Erziehungsberechtigten eine Prüfung dieser Bedenken stattzufinden hat. D. h., ein Vater, der fich aus Gwissensbedenken nicht dazu entschließen kann, sein Kind impfen zu lassen, hat jetzt die Berechtigung, daß seine Bedenken geprüft werden. Deutschland nähert sich also hier allmählich etwas dem Friedensrichter erklärt, daß man es vor seinem Gewissen nicht den Verhältnissen, wie sie in England seit mehreren Jahren bestehen, wo es die sogenannte Gewissenstlausel gibt, d. h., wenn man vor verantworten könne, sein Kind impfen zu lassen, das Kind dadurch von der Impfung befreit bleibt.

Der Vorderman hält, langsam sinkt fein Tier in pechschwarze hauptet wurde, daß dadurch in England viel Bodenertranfungen Es ist übrigens falsch, wie kürzlich hier an dieser Stelle be­Finsternis; der erste große Cano wird durchquert. Wir patschen vorherrschten. In Wirklichkeit ist es folgendermaßen: In den letzten fichtig, einer hinter dem andern, durch die laue, dunkle Flut. Hin und wieder hört man im Gewirr der Büsche ein flüchtendes Klatschen, das Wasser ringeft, dann ist es wieder still, und nur ein paar Sonnentringel erzählen blihend von der Flucht des Kaiman.

Jetzt öffnet sich ein grünes Portal, dahinter strahlende Helle. Triumphierend guckt mich der Indio an.

Ja, wo bin ich nur? Uleberwältigt blicke ich um mich. einen fleinen Waldsee. Aus dem niedrigen Waffer ragen unzählige Zwei Canos bilden im Zusammenfluß eine flache Erweiterung, Palmenschäfte, ziemlich weit voneinander entfernt, hin und wieder ein paar Gruppen. Ueber dem mächtigen Säulenwert ihrer Stämme Streben aus den schuppigen Kapitälen die feinen Blattgeschäfte zu­fammen und bilden den Prachtbau des gewaltigen Wildwaldes.

Um aber das Bild noch unerhörter zu machen, leuchtet dort, wo

10 Jahren sind in England, wo die Bevölkerung wegen der Befrei­ung durch die Gewissenstlausel nicht vollständig durchgeimpft ist, 124 Pocken- Todesfälle porgekommen, in Deutschland mit seinem rigoros durchgeführten Bockenschuh hingegen 1347 in derselben Zeit. 3um mindesten kann man also aus diesen Zahlen nicht lefen, daß die geimpfte Bevölkerung besser gegen Poden geschützt ist als die nichtgeimpfte. Die Gewissenstlausel hat die Erkrankungen in Eng­ist eben der beste Krankheitsschutz gegen die Pocken. land nicht vermehrt. Der hohe Kulturstand des englischen Volkes

der eine Cano im Sumpfbusch verläuft, in der Ferne das Maffio fchaft ging dabei von der Annahme aus, daß gewiffe Tiere, beson­der schneegetrönten Sierra auf.

Es ist das Reich der Phyllokatteen, der Künstler der Blüte unter diesen Pflanzen. Sie schufen mit der Reichhaltigkeit ihres Farbenspiels und dem einiger verwandter Cereen erst die Möglichkeit letzter Vollendung durch die menschliche Hand, aus der die köstlichen Hybriden ent­standen, deren Blumen in ihrer riesigen Größe und allen nur dent baren Nuancen das Entzücken jedes Beschauers find.

Reagieren Bögel und Infekten auf Funkivellen? In Frant­reich sind in leẞter Zeit sehr interessante Versuche über die Einwir­fung der Funkmellen auf Tiere durchgeführt worden. Die Wissen ders Vögel und Insekten, weit stärker auf elektromagnetische Ein­wirkungen reagieren als etwa der Mensch, wobei sie vermutlich über ein äußerst empfindliches, bisher noch nicht erforschtes Organ ver­fügen, das man mit der Antenne vergleichen könnte. Nach der vorliegenden Theorie soll zum Beispiel das unerflärliche Drientie­rungsvermögen der Zugvögel und Insekten durch den radiomagne­tischen Sinn zu erklären fein. 3mischen Baris und Nancy vors genommene Versuche mit Brieftauben scheinen diese Annahme bis zu einem gewissen Grade zu bestätigen. Die Verfuchstiere mußten Tauben bei einer gewissen Richtung der Wellen vollkommen den eine Funkwellenzone durchfliegen, wobei es sich zeigte, daß die Drissinn verloren, hilflos über einem Fled freisten und schließlich zur Erde niederqingen. Man zieht daraus die Schlußfolgerung, daß das Antennenorgan der Brieftauben durch die gleichen Wellen Ueber einem zarten Teppich von Wasserbyazinthen erhebt sich außer Tätigkeit gefeßt oder gestört wurde. Aehnliche an Ameisen der schlanke Bau einiger Palmen und breitet sich zu mächtiger ftart auf Radiowellen reagieren. und Termiten vorgenommene Versuche ergaben ebenfalls, daß sie Kuppel. Von der Höhe des grünen Domes aber hängt über der Liakowski meint jogar, daß alle Insekten nicht nur über ein Auf­Der französische Naturforscher Tiefe an meterlangem Wurzelgehänge ein riesiger Kronleuchter: Mitnahmeorgan, sondern über eine Art Sendeorgan verfügen. Die feinen zadigen arauen Armen leuchtet ein gewaltiger Phyllocactus Berständigung unter den Ameisen lasse sich zum Beispiel mit großer der Feier des Waldes aus unzähligen feuerroten Blütenschalen. Wahrscheinlichkeit durch elektromagnetische Ausstrahlungen erklärer.

Sie wissen sich auch den richtigen Platz zur Entfaltung ihrer Bracht auszusuchen: flettern über bemoofte Steine oder breiten ihre vornehmen Flachtriebe im Gewirr der Astgabeln aus. Hier sah ich den König der Phyllos.