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nein, er zittert ja, doch die siegende Revolution läßt ihn großmütig in seiner Ecke stehen. Jetzt wollen die Arbeiter Waffen haben. ,, Natürlich, soviel Ihr wollt!" Schnell sind die fleinen Schuppen, die nach dem Ererzierplatz zu stehen, geöffnet, armvoll werden Ge­wehre herbeigeschleppt, jeder hängt sich gleich drei Patronengurte um, einer, der kann gar nicht schießen, dem wird das schnell gezeigt, ach, da stehen ja zwei Maschinengewehre. Jemand ruft: Wer am M.-G. ausgebildet ist, vortreten!" Nun, es sind genug da, die sind gleich geschäftig dabei und schreien nach Wasser für die Kühlschläuche.

Irgendwer hat einen Schuppen voll Feuerwerkskörper entdeckt, die werden mit einer Art Kriegstanz angeschleppt, und nun freut sich alles, wie das zischt und knallt und brennt. Bis einer dazwischen­fährt: Los, wir haben noch mehr zu tun!" Eine Viertelstunde später rollten maschinengewehrgespickte Militärautos nach dem Stadtinnern und ein kleines Regiment bewaffneter Arbeiter nahm, nein, übernahm die Artilleriefaserne in der Scharnhorststraße. Als diesem Trupp dann um 1 Uhr mittags die Schlüssel für das Moabiter Bellengefängnis übergeben wurden, war die Republik   schon seit mehreren Stunden weltgeschichtliche Tatsache.

Fusel statt Asbach.

Die Geheimnisse der Domino- Bar.

Im Sommer vorigen Jahres erschienen bei dem General­vertreter der Kognaffirma Asbach- Uralt   ein Herr und eine Dame, die sich als frühere Angestellte der Domino­Bar in der Marburger Straße ausgaben und mit­teilten, daß dort mit der Marke Asbach- Uralt  " großer Betrug verübt werde.

Wenn ,, Asbach- Uralt  " bestellt werde, so erhielten die Gäste einen minderwertigen Weinbrand vorgesetzt, der in Krügen bezogen werde. Dafür müßten fie aber den im Lokal üblichen Preis von Asbach­11ralt" in Höhe von 1,50 mt. das Glas statt 0,90 mt. zahlen.

Kriminalbeamten einen Besuch in der Bar, die wie bei einer

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Zuchthaus für eine 76jährige.

Urteil im Prozeß gegen die weise Frau" und ihre Helfer.

alles zugegeben, trägt doch die unglückliche Fassung des§ 218 letzten Endes die Schuld für ein derartiges, die Gesundheit vieler Frauen gefährdendes Treiben. Die 76jährige Frau wurde troß ihres hohen Alters während der Verhandlung in Unterluchungshaft genommen,

Das Landgericht I verurteilte nach dreitägiger Berhand- Zeitungen und Provinzblättern und hatte in ihrer Wohnung am lung die 76jährige Frau R. wegen teils versuchter, teils voll- Kurfürstendamm   großen Zuspruch. Das ausschlaggebende Motiv endeter Abtreibung, die in einem Falle den Tod zur ihrer Handlungen war Geldgier und nicht der Wunsch, den unglück­Folge hatte, zu 3 Jahren 3uchthaus und 5 Jahren Ehrlichen Frauen zu helfen; für jeden Eingriff forderte sie 75 M. Das verluft; ihre Tochter und eine Frau C. zu je 3 Monaten Ge­fängnis, die beiden angeklagten Mädchen, bei denen die Ab­treibung vorgenommen war, zu 100 bzw. 30 m. Geldfirafe und die beiden Eheleute, die ihre Hausangestellte zur Ab­treibung bewogen hatten, zu 800 bzw. 100 2. Geldstrafe. Das Gericht hat gegen die 76jährige R. ein hartes Urteil ge­fällt. Es mag sich gesagt haben: die Angeklagte war bereits einmal mit 4 Jahren Zuchthaus bestraft. Obgleich Hebamme, hat sie bei ihren Manipulationen den elementarsten Forderungen der Des infektion ins Gesicht geschlagen, hat sich nicht gescheut, eine Schwangerschaft selbst im 7. Monat zu unterbrechen. Ihre Tätigkeit hat in einem Falle schweres Siechtum der Patientin, in einem bat in einem Falle schweres Siechtum der Patientin, in einem anderen Falle den Tod zur Folge gehabt. Ihre Geschäftsmethoden bedeuteten eine Gefahr höchsten Grades. Sie inserierte in Berliner  

mit der Mauser beginnt, fieht man alles: Gänse, Enten, Buten, Hühner und Tauben von riesigen Ausmaßen, womit aber nicht ge= fagt ist, daß die beliebten Zwerghühner etwa die Konkurrenz zu scheuen brauchen. Die Hähne beherrschen natürlich hörbar das Feld und die ganze Halle ist erfüllt von Hahnenschreien. Da steht neben einem Hahn aus Brandenburg   der Raffekollege aus München  . Erst stellung, dank der trennenden Gitter, unblutig verläuft. Als Neu­begucken sie sich und dann geht der Kampf los, der hier auf der Aus­heiten sieht man diesmal unter den Hühnern die Welsumer, die auf Leiftung gezogen sind und zugleich ein anspruchsvolles Auge befriedigen. Ebenso versprechen sich einige Züchter viel von dem ursprünglich aus Holland   gekommenen Barenfelder Huhn. Es ist ein sehr gutes Legehuhn, das aber, wenn seine Legetätigkeit erledigt ist, nach einer Mast von ein paar Wochen reichlich Fleisch anſeht. Ferner soll das deutsche Reichshuhn" durchgezüchtet werden, das als besonderes Kennzeichnen, fleischfarbene Beine hat.

Zweite Nacht der, 6- Tage"

Rausch- Hürigen führen mit Rundenvorsprung

Der Generalvertreter machte darauf in Begleitung von zwei nenezianischen Nacht in ein malerisches Dunkel gehüllt war. Sie segten sich an einen Tisch in einer Ede und bestellten drei As bach. Deutlich war auch zu hören, daß der Kellner an der Bar drei Asbach bestellte. Jedoch merkten sie schon am Geruch, und nachdem sie nur genippt hatten, daß es fein Asbach fein fonnte. Die Beamten goffen das Getränk in mitgebrachte Fläschchen, und es wurde noch einmal eine Lage bestellt, mit der man eben­falls heimlich genau so verfuhr. Das Ganze wurde der Firma zur Brüfung eingeschickt und von dort kam dann die Nachricht, daß es alles andere sei, als Asbach Uralt  . Als die drei Gäfte dann noch an der Bar selbst einen Abschiedsschnaps bestellten, sahen sie, daß der Miger ihnen aus einer Originalflasche eingoß, und tat­sächlich erwies sich auch dieses Getränk als ein echter Asbach. Der gut besuchte Sportpalast   muß sich in den Abendstunden Der Inhaber der Bar und seine beiden Mixer wurden wegen fort mit Rundenspielereien allerersten Ranges begnügen. Da gelegten Betruges angeflagt. Es hatte sich auch ergeben, daß werden Runden gewonnen und verloren. Da segt man nach, wenn aft Stelle von Whisky- Soda Rognat mit Soda ausgeschenkt, daß man will, oder läßt den Ausreißer davonziehen! Wie's gerade die Coctails mit Selterwasser an Stelle von Seft gemigt und außer- paßt... Denn Piet van Kempen findet stets hartnäckige Ver­Dem den Gästen statt Münchener gewöhnliches Berliner   Lager folger! bier zu einer Marf das Glas vorgeseht worden war. Alle drei Angeklagten hatten sich vor dem Schöffengericht Charlottenburg   zu verantworten. Der Wirt bestritt, schuldig zu sein. Er bezeichnete alles als ein Komplott entlassener Angestellter. Er behauptete weiter, daß nur, wenn gerade fein Asbach Uralt da mar, den Gästen Weinbrand mit einem Schuß französischen   Kognat, alfo etwas Gleichwertiges, verabfolgt worden sei. Daß statt Seft Selter wasser zum Miren benutzt werde, sei überall üblich.

Das Schöffengericht verurteilte den Barwirt megen Be­truges zu 300 Mt. Geldstrafe, die beiden Miger megen Bet­hilfe zum Betrug zu je 80 Mt. Geldstrafe.

Eine Halle voll Hahnenschrei.

Um die Weihnachtszeit haben die großen Züchter schon ihre Küken im Brutofen für das nächste Jahr, so sagt man. Und so oder ähnlich wird es auch wohl sein; denn sonst könnte taum derartig großes und schweres Junggeflügel in der Ausstellungshalle am Funkturm zur Schau gestellt werden. Für diese Muster­ausstellung zeichnet der Verein Berliner   Geflügelzüchter E. V. Fortuna  " verantwortlich. In der fühlen Halle, die eine niedere Temperatur haben muß, weil sonst das Geflügel zu unrechter Zeit

W.Seemann

O.Wöhrle

Unternehmer.

Der Alte sah den Frager böse an.

,, Aber ich habe ihm die Anleitung dazu gegeben! brüllte er wie von Sinnen.

Ich verstehe!" sagte der Kunde brüst. ,, Was, soll nun werden, Meister?" fragte der Schuhmacher. Er wollte ein Ende machen; denn die Geiferei des Tischlers war ihm widerwärtig geworden.

,, Der Junge soll kommen, damit ich ihn abstrafe!" Der Meister nahm die Rauhbant aus den Spänen und fuchtelte wild damit herum. Kaum war er noch imstande, das schwere Werkzeug zu halten.

,, Und Abbitte soll er tun, der infame Bengel, Abbitte, jagen Sie ihm das, Schuster Eisermann!"

Wieder mischte sich der Kunde ein: ,, Wollten Sie den Jungen mit diesem Stück Werkzeug da schlagen?" fragte er und schaute den Alten an, als ob er ihm an die Gurgel wollte.

,, Jawohl, und das tu ich auch noch, sobald mir der Strolch unter die Finger tommt! Ich werd' ihm beibringen, was es heißt, den Respekt vor dem Lehrherrn zu vergessen!"

Da fonnte der Kunde nicht mehr an sich halten. Alle Wohlerzogenheit verließ ihn.

,, Sie sind ein roher Narr, Meister!" sagte er scharf ,,, ein ganz niederträchtiger Lehrlingsschinder. Der Junge hat ganz recht getan, sich seiner Haut zu wehren. Wenn Sie meinen Jungen mit einem solchen Werkzeug geschlagen hätten, ich mürde Sie zermalmt haben, Sie Henter! Kommen Sie, Schuhmachermeister, wir haben hier nichts mehr zu suchen." Die beiden schritten rasch über den dunklen Hof. Das Gefluche des feifenden Tischlers schallte hinter ihnen her.

,, Laffen Sie den Narren, Eifermann! Er ist zu alt und und zu versoffen um noch das mindeste an menschlichem Denten aufzubringen.

"

Das war das letzte, mas der Kunde sagte.

Dann verschlang ihn die Nacht.

*

In der Stube jaß Ludwig, bleich wie Wachs.

Das Publikum, das sich anfangs für diese Aktion" interessiert, hat nur allzubald den Bogen fpig" und geizt nicht mit Protest pfiffen. Ban enel, der Senior des Rennens, gibt megen Schlüsselbeinbruch auf. Debrunder bleibt Ersatzmann. In­zwischen ist der Beginn der

10- Uhr- Abendwertung

herangerückt. 652,800 Kilometer sind nach 24 Stunden zurückgelegt. Die ersten Spurts find nicht sonderlich scharf umfämpft. In der zweiten Hälfte der Wertung wird das Spiel des Rundenver­schentens fleißig weiter ausgeübt...

Stand des Rennens.

Unwillkürlich zwingt dieser Fall zu einer Gegenüberstellung mit einem anderen. Der 74jährige Wunderdoktor und Kirchen­gründer Weißenberg erhielt 6 Monate Gefängnis, weil durch seine Schuld ein Kind um das Augenlicht gekommen war. Die fahrlässige Tötung konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Gegen das Urteil von 6 Monaten wird er Berufung einlegen. Sollte es bei der ersten Strafe bleiben, so wird die zweite Instanz schwerlich gegen den Mann einen Haftbefehl erlassen. Er wird es bestimmt verstehen, die Strafvollstreckung so lange wie möglich hinauszu zögern. Sein Treiben war aber bestimmt nicht weniger gefährlich als dasjenige der 76jährigen meifen Frau....

Serpentinen in der Großgarage.

Unterfunft für 400 Autos in der Kantstraße.

Im Westen Berlins  , in der Kantstraße 126, ist vor einigen Tagen eine fünfstödige Großgarage eröffnet worden, die zweifellos Garagenhochhauses dar, denn die Automobile werden auf natürlichem die größte Berlins   ist. Der Bau stellt eine gänzlich neue Art des Rampenstraße, Wege über eine Rampen straße, die sich ferpentinenartig nach

oben windet, in die vorhandenen fünf Geschosse geführt. Die Groß­garage, deren Bauzeit nahezu ein Jahr dauerte, hat die stattliche Summe von etwa einer Million Mark gekostet. Dafür ist das Ge­bäude aber auch mit allen modernen Mitteln der Technik ausgerüstet. In feuertechnischer Hinsicht ist alles restlos getan, unn größere Ge­fahren sofort wirksam zu begegnen. In jedem Stockwerk schließen sich bei Ausbruch eines Feuers, sobald ein Hitzegrad von 70 Celsius erreicht ist, die Türen selbsttätig, so daß ein Brand niemals auf ein anderes Stockwerf übergreifen fann. 400 Wagen fönnen in Einzel- und Sammelbogen untergebracht werden. Die Garagenpreise bewegen sich von 27 m. pro Monat aufwärts. Ein Hanomag be­fommt seinen Stall" sogar schon für 25 M.

Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Aerzte Deutschlands  teilt mit: Die jüngst erfolgte Neuwahl zum Vorstand der Arbeits­gemeinschaft sozialdemokratischer Aerzte hatte folgendes Ergebnis: Vorfizender: Dr. Korach  ; Stellvertreter: Dr. Jaffe und Dr. Mener­Brodniz; ferner Dr. Birnbaum( Schriftführer, Berlin   NO 55, Hufe­fandstr. 1). Dr. Schwiegt, Dr. Friedeberger, Zahnarzt Dr. Druder, Dr. Sußmann, Dr. Kollwig sen., Dr. Graaz, Dr. Stulz und Pro­feffor Knaad- Hamburg  . Die Mitgliederversammlung beauftragte den Vorstand, zu denjenigen Borstandssigungen, in denen Tagesord= nungspunkte, die das parlamentarische Arbeitsgebiet berühren, be­handelt werden, die in den Parlamenten tätigen parteigenössischen Aerzte regelmäßig hinzuzuziehen.

Novemberbälfte ein ausgezeichnetes Programm. Plaza. Das Varieté des Dstens bietet seinem Publikum in der ersten Ein Rätsel bleibt die phänomenale Afra als Selfieberin, welche ihre Aufgaben schnell und spielend leicht löste. Auf dem Gebiete der Equilibriitik leiften die Drei Uessems Unglaubliches, ebenso die Zwillingsbrüder Neumann. Kohlbrandt der rheinische Stomiler erschien als Taxischauffeur und gab seine Scherze zum Beften. Einen ausgezeichneten Radfabraft auf dem Drahtseil zeigte das Haffon- Trio Nicht unerwähnt sollen Drei Musicalclowns Brice, Chas- Bulat­schertessentruppe, Witt, Law und Rud, Jazz an drei Flügeln bleiben. In einem Dreffuratt gefielen die Smaragdas  .

Spize: Rausch Hürtgen 17 Buntte, 2 Runden zurüd: Dinale- Tonani 42, Manthey- Maczynski 7 Punkte, 3 Runden zurück: Ehmer- Tiez 41 Punkte, Krüger- Funda 35 Punkte, 4 Run­den zurück: Rieger- Kroschel 50, Pijnenburg- Braspenning 27 Puntte, 6 Runden zurück: Lemoine- Beir 28, Jan van Kempen- Mandelfom 10 Punkte, 7 Runden zurück: Petri- Stübecke 72 Puntte, Lehmann Wissel 15 Punkte, 8 Runden zurück: Piet van Kempen- Schönischer- koppe, Hertha Casani, Ruth Ruthan und das Drchester, die Sid

73 Punkte, 9 Runden zurück: Dempsey- Walthour 10 Punkte.

Er hatte sich von Herzen ausgemeint; seine ungestüme Erregung hatte einer großen Niedergeschlagenheit Plag ge­macht. Als er den Vater eintreten hörte, schaute er auf und sah ihn mißtrauisch an, den einen Fuß wie zur Flucht er hoben.

Kein Wort fiel zunächst.

Schweigend setzte sich Eisermann. Die Frau deckte still den Tisch. Unverwandt sah der Schuhmachermeister seinen Jungen an. Dann sagte er mit einem ganz veränderten, fast fachlichen Ton, den Ludwig an seinem Bater gar nicht fannte: ,, Ludwig, ich habe dich vielleicht damals beleidigt, als ich deinen Wunsch, hier von dem Menschenschinder loszu­tommen, nicht erfüllte. Erst jeßt, in dieser Stunde, habe ich den Mann richtig erkannt als das, was er ist: nichts weiter als ein brutaler Schwächling."

Erstaunt sah Ludwig den Vater an. Der sprach weiter: ,, Wenn du nicht willst, brauchst du bei ihm nicht mehr weiter zu lernen!"

Ich gehe nicht mehr in diese Werkstatt zurück, Vater, lieber in die Spree!"

Es zwingt dich ja niemand, Ludwig!" sagte begütigend die Stiefmutter und legte ihre Hand auf seinen zuckenden Arm.

,, Was willst du nun tun, Ludwig?" fragte der Vater meiter, fannst du schon genug, um als Geselle zu gehen, oder willst du irgendwo anders weiterlernen?"

,, Bater, lernen, nochmal in eine solche Lehre gehen, nein, nein, ich fann genug, um anderswo unterzukommen."

Eisermann sagte nichts mehr, sondern beschäftigte sich angelegentlich mit den in seinem Teller angehäuften Bell fartoffeln.

Ludwig lief nach dem Essen noch hinaus auf die Straße. Biellos wanderte er umher, schwer mit den auf ihn ein­dringenden Gedanken fämpfend.

Er verstehe genug nom Tischlerhandwerk, um anderswo unterzufommen, hatte er zu seinem Bater gejagt. Das war ein fräftiger Mund poll. Aber ob's auch stimmte? Tausend Zweifel bestürmten ihn. Mehr Zweifel, als Menschen durch die lichtgeprügelten großen Straßen stoben. Am nächsten Tage blieb Ludwig zu Hause.

Vom hinteren Zimmer aus beobachtete er heimlich die Werkstatt.

Aber nichts rührte fich drühen hinter der verschlossenen Türe. Kein Sägegeächz flang heraus, fein Gehämmer, tein Hobelgeknirsch. Nur das junge Käßchen miaute kläglich.

Eine Revue um Mitternacht. Für den Palmensaal im Haus Bater­land" hat Charles Amberg   eine Revue geschrieben. Eine nette, Jaunige Angelegenheit, zu der Karl M. May   einige schmissige Schlager. fomponier fe. Unter geschickter Regie zieben in flotter Folge zwölf Bilder vorüber, die zum großen Teil selbst sehr kritischen Augen standhalten. Unermüdlich tanzen die Baterland Girls in hüschen Kostümen über das Parkett. Hugo Stay's Fellows, teilen sich in den starken Beifall.

Noch ein Tag verging, ohne daß das Poltern des Alten hörbar geworden wäre. Doch das Käßchen schrie fläglicher. Wenn man nur das arme Tier aus der Werkstatt her­ausbekäme, Ludwig!" sagte die Stiefmutter.

"

Ludwig schwieg. Es tat ihm leid, daß die Kaze schrie. Die Stiefmutter hörte mitten in der Arbeit auf. ,, Hast du denn feinen Werkstattschlüssel?" fragte sie un­vermittelt.

Da befann sich der Junge auf den großen Schlüssel, an den er gar nicht gedacht hatte, und langte ihn aus der Tasche. Ich gehe aber nicht hinüber, Mutter!" sagte er, ab­mehrend die Hände vorstreckend.

,, Dann tu ich's eben selbst!" und schon schritt sie durch die Hintertüre über den Hof.

Ludwig stand indessen am Fenster, sah sie mühsam die halbverfallene Tür öffnen, vorsichtig guden und dann in die Werkstatt hineingehen.

Blöglich hörte er einen fauten Schreckensschrei, und gleich darauf kam die Frau verstört aus der Werkstatt gestürmt. Die Kaze aber hatte fie nicht mit. Die war noch immer drinnen und miaute fläglich weiter.

Die Stiefmutter stand vor Ludwig. Sie atmete schwer und hielt die Hand aufs jagende Herz gepreßt.

,, Er ist tot, Ludwig. Geh, sag's dem Vater! Grauen­haft, die Kaze sizt ihm auf der Brust und klagt, ein häßlicher Anblick!"

Doch bevor Ludwig sich in Trab sehen konnte, war sie selber an ihm vorbeigerannt, der Schuhmacherwerkstatt zu.

Eisermann aber, der schon vorher ihren Schrei gehört hatte und sofort wußte, um was es sich handle, ging nun mit seinen Gesellen über den Hof in die Tischlerei.

Da bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Der Alte mar tot.

Gefrümmten Leibes lag er über der scharfen Spindfante, das Gesicht in den halbfertigen Schrank vergraben.

Auf seinem Rüden faß die miauende Kaze.

Die Brille war dem Alten im Sturz von der Nase ge­fallen. Weit offen, wie bei einem Erstickten ſtand der Mund, und ein wütender Zug in dem verwüsteten Geficht verriet, daß der Mann mit einem Fluch auf den Lippen gestorben war. Das linfe Bein zeigte Blutspuren. Es sah aus, als ob die Ratten daran gefressen hätten.

Kopfschüttelnd standen die Männer um den Leichnam. ,, Der Teufel hat den Alten geholt!" sagte der Altgeselle und es flang wie Schadenfreude aus seiner Stimme. Nun fann er menigstens feine Lehrjungen mehr quälen!" ( Fortsetzung folgt.)