Gedenkfeier des 9. November
Riesenhalle am Kaiserdamm überfüllt- Aufmarsch der tausend Fahnen
Es ist nicht die Zeit, Taute Feste zu feiern. Die deutsche Arbeiterschaft steht mitten im schwersten Kampf. Eine von Woche zu Woche unaufhaltsam ansteigende Arbeitslosigkeit, der brutale Angriff auf Lohn und Arbeitszeit, der Hand in Hand geht mit dem bedrohlichen Anwachsen der faschistischen Gefahr, erfordert Zusammen fassung aller Kräfte. Zeiten der Not und des Kampfes! Und trotzdem feierte die deutsche Sozialdemokratie auch in diesem Jahr den Tag der Novemberrevolution. Stolz bekennt sie sich von neuem zu jenem ,, roten Sonnabend", an dem das unterdrückte, irregeleitete und betrogene Volk sich unter sozialdemokratischer Führung eine neue Staats. form erkämpfte. Kampf dem Vergessen! Und Kampf allen Gewalten, die uns rauben wollen, was damals mit dem Blut todesmutiger Arbeiter erkämpft wurde.
Die Berliner Arbeiter, Männer und Frauen, die gestern nachmittag in die Riesenhalle am Kaiserdamm strömten, tamen in jener feierlichen Festesstimmung, die aus Erkenntnis und Entschlossenheit erwächst. Sie famen, um zu Zehntausenden vereint, ein neues Gelübde für Frieden und Sozialismus abzulegen. Schon lange vor Beginn ist der riesige, langgestreckte Raum, der noch weit mehr Menschen als der Sportpalast faßt, überfüllt.
Tausend Fahnen marschieren auf. Leuchtendes Rot erfüllt die Halle. Rings um die Empore ziehen fich breite rote Fahnenbänder, unterbrochen und belebt von zahlreichen Transparenten und Bildern sozialistischer Führer. Die Köpfe von Bebel und Jean Jaurès , von Victor Adler und Wilhelm Liebknecht und von Marg und Engels grüßen mahnend den Eintretenden. Die Stirnseite der Halle, wo das riefen hafte Podium bis zum Ersten Rang hinaufführt, ist mit goldenem Fahnentuch, auf dem drei große rote Torbogen an den Hintergrund des Amphitheaters erinnern, ausgefüllt. Von der anderen Seite der Halle ruft die Riesenschrift: Proletarier aller Länder vereinigt Cuch! Der Einmarsch der Massen vollzieht sich dank vorbildlicher Arbeit von hundert freiwilligen Helfern vollkommen reibungslos. Ein Trompetenstoß verkündet den Beginn der Feier. Feierliche Stille tritt ein. Auf der obersten Stufe des Podiums erscheinen zuerst die Sportler, Junge und Alte, Männer und Frauen in ihren rot- weißen Turnanzügen. Sie schreiten unter den Klängen der Musik und von zwei Fahnenschwingern geführt die Treppen hinunter. Ihnen nach folgen mit hunderten von Fahnen die Kinderfreunde, Roten Falken und die Arbeiterjugend. Mit freudigem Stolz trägt jeder einzelne seine Fahne. Während die Spige des Zuges bereits am Ende der Halle angelangt ist, strömen von oben immer neue Scharen. Jetzt fommen die Fahnen der Berliner Partei, die Männer, die sie tragen, schließen fich dem Zuge an, deffen Spige jetzt wieder das Bodium erreicht hat. Mit dem letzten Baufenschlag ist auch die letzte Fahne wieder oben. Mufit setzt ein, Orchester, Arbeiterfänger und der Sprech chor der Proletarischen Feierstunden vereinigen sich zu herrlichen Leistungen.
man, Das faschistische Italien aber ist das Land drückendster Knechtschaft, ein Land der Elendslöhne, des Streikverbetes, der Gewerkschaftszerstörung, der brutalsten Rapital. herrschaft. In Deutschland darf das nicht gelingen.( Stürmischer Beifall.) Die proletarische Revolution war human, weil sie nicht Beifall.) Die proletarische Revolution war human, weil sie nicht durch ein Meer von Blut waten will. Aber wir stellen keinen Freibrief für den Terror der anderen aus.( Erneute anhaltende 3u stimmung.) Glaubt man, durch brutale Gewalt uns zu zwingen: wir nehmen den Kampf auf, wir mehren uns unserer Haut.( Neue stürmische Zustimmung.) Nie war der Kampf notwendiger. Am 9. November 1918 standen wir vor Millionen Toten, am 9. November 1930 stehen wir vor Millionen, die erwerbslos sind und heraus. gerissen wurden aus der Produktion. Der Sinn des Lebens ist ihnen geraubt. Millionen aus dem Mittelstand enteignete oder vernichtete geraubt. Millionen aus dem Mittelstand enteignete oder vernichtete das Großkapital, weil der Arbeiter nicht taufen kann. Hundert. taufende junge Angestellte und Studenten führen ein Leben ohne Hoffnung. Das ist der Widersinn der Ordnung und wir müssen das Wort zur Wahrheit werden lassen, aus der halben Revo lution eine ganze zu machen. Wir werden das Gesicht der Welt verwandeln. Nicht Kampf aller gegen alle, sondern Solidarität der schaffenden Menschen.
Nicht Nationalismus, sondern Ineinanderklingen aller kulturen, nicht Waffengeflirr, sondern edler Wettstreit der Geister, das ist das Bermächtnis vom 9. November.
Wenn Hitler Köpfe in den Sand rollen lassen will, so schreckt er uns nicht. Immer starben die Besten de Menschheit in den Kerfern, auf den Scheiterhausen und den Barrikaden für die Freiheit. Blut, mit dem sie den Boden düngen, wird Saat der Zukunft. Sie töten den Geist nicht. Rütteln wir die Geister auf aus ihrer Bequemlichkeit, schaffen wir den Kampfesboden. Kein Opfer tft zu groß, und unser Kampf verschönt den grauen Alltag der Sorge und Not. Unsere Generation hat von der Geschichte eine ehrenvolle Mission erhalten. zeigt sie sich ihr gewachsen, dann ebnet sie die Bahn für wahres Menschenglück und dauernden Bölkerfrieden.
Unser der Kampf, unfer der Sieg, froh alledem!
Toni Sender sprach unbeherrscht vom Manuskript, leidenschaft lich und die Menge begeisternd. Sie sprach nur das aus, was alle
b
fühlten und dachten: Wir stehen wie ein Mann zusammen, bereit zum Kampf und entschlossen, das Erworbene mit allen Mitteln zu verteidigen.
Nach dem„ Ernielied" von Dehmel folgt von dem Sprechhor unter Leitung von Wolf Truß meisterhaft gesprochen die„ Ballade des Bergeffens" von Klabund . Tollers Arbeiterlied" erklingt. Das legte Wort ist verhallen. Begeistert steht die Menge auf und fingt machtvoll Die Internationale".
Kurze, knappe Ansprache Karl Littes: Geht jetzt in die Fabriken, in die Kontore und die Betriebe und fämpft und werdt mit aller Kraft für die Partei und für die sozialdemokratische Presse Wir haben uns heute voller Stolz von neuem zur Novemberrevolution bekannt und wir haben damit erneut gelobt, unser ganzes Sein einzusetzen für unsere Partei, für den Sozialismus!
Ein breifaches begeistertes Hoch auf die völkerbefreiende inters nationale Sozialdemokratie beschloß diese einzigartige Revolutions. feier der flaffenbewußten Berliner Arbeiterschaft.
Das
Für die musikalische Gestaltung der Feier war ein imposanter Apparat aufgeboten worden: vom Deutschen Arbeiter Sängerbund der Lendvai- Chor, der Berliner Sängerchor, der Neuköllner Sängerchor und der Friedrich- HegarChor; dazu, bedeutend verstärkt, das nie verjagende Berliner Symphonie Orchester. An der Spitze der junge Dirigent Georg Ostar Schumann, der die musikalische Gesamtleitung mit Ümsicht und fünstlerischer Ueberlegenheit durchführte. sozialistisch- proletarische Element war vor allem in den Chorstücken des Programms betont: in Uthmanns Jdy warte Dein"( mit der wirtfamen Orchesterbegleitung) und in Pringheims ,, Arbeiterlieb"; zu großartiger Klangentfaltung gelangte Oskar Frieds ,, Erntelied", das in Dehmels aufrichtendem Dichterwort unmittelbar auch zumi Gefühl der heutigen Arbeiterschaft spricht. Den festlich erhebenden Charakter der Feier bestimmten wesentlich die Orchesterwerke: Wagners Rienzi"-Ouvertüre mit ihrem jugendlich- revolutionärem lleberschwung und Becihovens dritte Leonore"-Ouvertüre, in der der Jubel einer befreiten Menschenheit musikalisch überwältigenden Ausdruck findet. Eine geschicte Aneinanderreihung von Märschen festlichen Charakters begleitete, zur Eröffnung der Feier, den Umzug der roten Fahnen.
Der 9. November im Rundfunk
zu sein. Wenn für die Republit und ihren sozialen Ausbau gekämpft wird, dann wollen wir Reichsbannerleute in den ersten Reihen stehen. Dazu müssen wir unsere Kräfte stärken. Nach der mit ungewöhnlich starkem Beifall aufgenommenen Ansprache marschierte das Reichsbanner durch die Straßen des Bezirks.
Proletarischer Abend als Revolutionsfeier.
Anläßlich der zwölften Wiederkehr des Revolutionstages sprach| Dr. Mischler rief die Jugend auf, Streiter für Freiheit und Recht am Sonntagabend Staatssekretär a. D. Heinrich Schulz im Berliner Sender über die Bedeutung des 9. Novembers. Buerst wies er energisch die gegen die Sozialdemokratie erhobenen Borwürfe zurück. Weder die Legende vom Dolchstoß noch die Sage, die Sozialdemokratie hätte sich zur Regierung gedrängt, haben einen Kern von Wahrheit in sich. In der höchsten Not übernahm die Partei die Führung des Staates und sicherte die Ordnung und die Abwicklung der Demobilisation. Da= durch wurde die Staatsautorität gerettet, und Deutschland entging der Gefahr einer feindlichen Besetzung. Ebenso verhielt es sich mit der Unterzeichnung des Versailler Bertrages, der feinen Augenblick von einem vernünftigen Menschen als gerecht anerkannt worden ist. Aber der Schritt war notwendig, um die deutsche Souveränität zu erhalten. Dann tam
Restaurants ,, Sanssouci ". In Niederschönhausen - Nordend versammelte ein proletarischer Abend Hunderte im Saal des Restaurants„ Sanssouci ". Es wurde ein Bekenntnis zum 9. November, zum Geist des SoziaMännerchor" 3ufunft" brachten Gesangsvorträge. In einer lismus. Der Singefreis Niederschönhausen" und der zündenden Ansprache erinnerte der Vorsitzende der Abteilung an
Reichstagsabgeordnete Tony Gender war die Rednerin des Abends. Sie hatte ihrem Referat das Truzwar die Rednerin des Abends. Sie hatte ihrem Referat das Truz wort der Freiheitsdichter Robert Burns und Ferdinand Freiligrath ,, Trotz allede m" zugrunde gelegt. Ihre wuchtig unb leiden schaftlich vorgetragenen Darlegungen wurden immer wieder von Heinrich Schulz auf die Gegenwart zu sprechen, auf den Haß und das, was hinter uns, an das, was noch vor uns liegt. Eine Sprechstürmischem Beifall unterbrochen. Sie sagte: ,, Nicht weil wir in
die Bergangenheit schauen, nicht weil wir den Blick nach rückwärts fenten, feiern wir die Erinnerung an den 9. November 1918. Das Gegenteil bestimmt uns: Noch ist die uns übertragene große Zukunfts miffion unerfüllt, noch ist das Wert, das am 9. November 1918 eingeleitet wurde, unvollendet. Nie aber war die Mahnung an der Bollendung weiterzuarbeiten brängender als heute. Schien nicht damals die überwältigende Mehrheit des deutschen Boltes über Nacht schend geworden? Erfannte man nicht die schwere Schuld des alten Systems, das Millionen blühender Menschen im Schlachtentode dahingemordet hatte? Das Bolt jah ein, daß es betrogen war, daß unfägliche Opfer, daß Entbehrung und Not umsonst getragen worden. Zerstörtes Lebensglück, gebrochene Kraft, verstümmelte Leiber, das war das Ergebnis, Jähe Erkenntnis erwachte, daß Monarchie und Imperialismus diese nuglosen Opfer verschuldet hatten. Die geistige Unfreiheit des Halbabfolutismus hatte die viereinhalbjährige Gefolg fdjaft erzwingen fönnen. Von der ungeheuren Kraft der Arbeiter schaft zeugte es aber, daß sie nicht den Glauben an die Menschheit verlor, sondern an die Arbeit ging zu neuem Aufstieg, neuem Fortschritt, neuem Werden. Die Basis wahrer Boltsherrschaft, die Demofratie war geschaffen, ein neues Arbeitsrecht begründet, Koalitionsfreiheit und Streifrecht wurden gesichert. Ungeheure Anstrengung erforderten die Rückführung der Truppen von der Front und die Sicherstellung der dürftigsten Ernährung eines ausgehungerten Volkes. Die Erhaltung der Einheit des Reiches und die Wiedererhebung aus fieffter Erniedrigung zu einem geachteten Bolt sind Leistungen der Arbeiter.( Stürmische Zustimmung.) Doch wie schallt es uns heute entgegen: Novemberverbrecher schreit man. Wir bekennen uns stolz zur Novemberrevo Iution.( Erneute Zustimmung.) Wir Bedauern nur, daß ihr Werk erst begonnen und noch nicht vollendet ist.( Langanhaltender Beifall.) Wo waren fie damals, die heute schreien? Warum stemmten sie uns nicht ihre deutsche Heldenbrust entgegen? Standen sie auf dem Boden der Tatsachen, hatten sie ein rotes Bändchen im Knopfloch, stellten sie sich zur Verfügung der Arbeiter- und Soldatenräte?
Daß heute die nationalsozialistische Sumpfpflanze des Kapita lismus, dieser Schmaroßer der Boltsnot Blüten treiben tann, ist nur möglich durch die große Bergeßlichkeit meiter Bolfsfreije. Hinter scheinfozialistischen Phrasen erkennen viele nicht die nationalsozia. liftifche reattionäre Fraße. Es ist dieselbe Frage, die uns in Krieg und Tod führte und in viereinhalbjährigem Boltsbetrug uns irre leitete. Ertennen wir den Janustopf der faschistischen Bewegung! In Berlin erklärt sich Goebbels mit den Metallarbeitern solidarisch, in Dresden entschuldigt sich Major Wagner bei den Geldgebern, weil die nationalsozialistischen Führer zum 3wede des Arbeiterfanges radikale Bendungen gebrauchen. Man streckt die blutigen Hände aus nach den Machtpositionen des Proletariats. Man will nicht die bürgerlichen Regierungen stürzen, sondern Preußen erobern, in dem Profetarier Minister sind. Es soll alles anders werden" schreit
die Rücksichtslosigkeit, mit denen sich heute die politischen Parteien
bekämpfen. Es gibt kein Zurüd hinter den 9. November. Reiner würde mehr aus einem freien Volksgenossen ein bevormundetes Kind der taiserlichen Aera werden wollen. Mit einer Mahnung, den milden Haß der Parteien zu dämpfen, mit Worten der Tole ranz schloß Heinrich Schulz seine Ausführungen.
Revolutionsfeier des Reichsbanners.
Auch das Reichsbanner feierte am Sonntag den Tag der Geburt der deutschen Republik. Der Ortsverein Tiergarten hatte die Republikaner zu einer Feierstunde nach den Arminius hallen gerufen. Trommelschlag und Fahneneinmarsch leitete die Feier ein. Rezitationen, von Loewn gesprochen, wurden zum Auf tatt für die Fest- und gleichzeitig Mahnworte. Mit recht fein gewählten Zeitbildern zeichnete Dr. Mischler die Geschichte der Republik : Nie wieder Despotenherrschaft. Wenn wir das Vater land verteidigen sollen, dann müssen wir in ihm nicht nur Pflich ten, sondern auch Rechte haben. So entstand die Republik . Der junge Staat hat sich in zwölf schweren Jahren behauptet. Seine begeisterten Anhänger standen allzeit bereit, ihn zu verteidigen. Die Berteidigungsstellung muß heute ausgebaut werden. Wir wollen angreifen, vollenden, was das Jahr 1918 nicht bringen konnte.
Todesopfer des Sonntags.
Drei Personen von einem Privatauto überfahren.
Am geftrigen Sonntag hat sich wieder eine Reihe von schweren Berkehrsunfällen ereignet. Drei Personen wurden mit lebensgefährlichen Verlegungen ins Krankenhaus gebracht. Eine Verunglückte ist ihren Berlegungen erlegen.
einem
Im Tiergarten, an der Ecke der Hohenzollernstraße, wurden drei Spaziergänger, die Schauspielerin Edith Christianen, der Student Boris Grinsen und dessen Schwester Eugenie, beim Ueberschreiten des Fahrdammes von Privatauto überfahren. Der Chauffeur des Unglüdswagens brachte die Berletzten selbst in das nahegelegene Elisabeth- Krankenhaus. Eugenie Grinsen starb furze Zeit nach ihrer Aufnahme. Die beiden anderen Berunglückten liegen schwer danieder.- In der beiden anderen Berunglückten liegen schmer danieder. Hoflägerallee im Tiergarten wurde die 35jährige Köchin Luise Wolters aus der Holsteinischen Straße 18 von einem Straßen bahnwagen überfahren. Die Frau erlag ihren Verlegungen auf dem Transport zum Elisabeth- Krankenhaus.
Ein verhängnisvolles Ende fand ein. Motorradausflug, den am Sonntagnachmittag zwei Berliner nach Fredersdorf unternommen hatten. Hinter Fredersdorf raste das Motorrad gegen einen Baum und wurde völlig zertrümmert. Während der
komödie von Rektor Karl Hahn Narrentanz im Glanz" wurde
Die
aufgeführt. Herbert Sochaszewsky hat die Musik dazu geschrieben, und der Maler, Turner die Kulisse dafür gemalt. Die„ Sprechgemeinschaft Niederschönhausen", von Martin Gleisner auch in eine Bewegungsgemeinschaft umgewandelt, gestaltete das Werk. 131. Abteilung fann auf diesen Abend und ihre rührigen Mitglieder, die Schöpfer des fleinen Wertes, stolz sein. Denn was den Besuchern der Beranstaltung geboten wurde, war der Beweis, daß die tatkräftige sozialistische Kulturarbeit, die hier geleistet wird, schon gute Früchte getragen hat und sicherlich auch weiter tragen wird. Die ganze Veranstaltung zeigte nicht nur gutes Wollen, sondern auch überraschendes Können. Der Sprechchor mit seiner wuchtigen, rhythmischen Sprache und seiner aufrüttelnden Musik dürfte auch bald bei anderen Parteiveranstaltungen auftauchen, zumal er außer Beleuchtungseffekten mit sehr geringem szenischen Aufwand ausfommt. Sinnvoll war es, daß im Anschluß an diesen Abend eine kleine Ausstellung ,, Bilder der Arbeit", Werte Turners, gezeigt wurde, in der man u. a. Stizzenblätter fah, die Turner im Bergwert unter Tage gezeichnet hat. Turner gehört zu den wahrhaft proletarischen Künstlern; er erlebt den Arbeiter und seine Arbeitswelt, er erfühlt die Stimmung der immer wiederkehrenden Arbeitsbewegung, der ewigen Arbeitshaltung. Seine Blätter packen und erschüttern, weil sie den Arbeitsmenschen unserer Zeit zeigen. Die 131. Abteilung darf auf diesen Abend wirklich stolz sein.
Führer des Rades bereits auf dem Wege zum Fredersdorfer Knappschaftslazarett starb, liegt sein Begleiter dort mit schweren Verletzungen bedenklich danieder. Auf der Avus im Grune wald stürzte der 22jährige Student Claus Bö how aus Char lottenburg mit seinem Motorrad in der Südschleife infolge zu hoher Geschwindigkeit über die Böschung. Er wurde mit einem Schädelbruch ins Hildegard- Krankenhaus gebracht.
Oderhochwasser gefallen.
Aber das Hochwasser der Warthe steigt. Frankfurt a. d. D., 10. November. Die Oder zeigte heute abend einen Wasserstand von 4,85 Metern. Sie ist demnach gegenüber ihrem Höchfiftandum 50 3entimeter gefallen. Gestern erfolgte ein Dammbruch im Winterhafen, der aber felnen größeren Schaden anrichtete, da der Hauptdeich unverfehet geblieben ist.
In Landsberg a. d. Warthe ist der Hochwasserstand um 2 Meter gestiegen. Westwind stellte sich dem ablaufenden Wasser entgegen und es fam zu heftigen Stauungen, die die Fluten über den Deich trieben. Einige Dörfer wurden überschwemmt und viel Morgen Ackerland stehen unter Wasser.