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EIN

DORE

SIDJUNGEL

Copyright 1930 by ,, Der Büderkreis G. m. b. H.", Berlin   SW 61.

( Schluß)

,, Wie war sein Name, Närrin?" ,, Er hieß Babun."

,, Weswegen war er perurteilt?"

,, Es war eine falsche Anzeige. Sie sagten, er habe den Aradhi

bestohlen."

,, Ach der, ja. Der Arachi murde später ermordet, nicht wahr?" ,, Ja, ja, das hat mein Vater getan."

,, Richtig, der war auch hier. Hast du Geld, Weib?"

,, Nein, Aiya, gar nichts. Wir sind sehr arm." ,, Ach so. Wir können dir hier nichts sagen. Da mußt du nach Kamburupitiya gehen und eine Bittschrift an den Agenten Hama­

doru schicken."

Aber ihr fennt ja meinen Mann, Aina. Ihr habt es doch gesagt. Was ist denn dabei, wenn ihr mir Bescheid gebt? Ist er hier? Was ist mit ihm geschehen? Ich bin viele Tagereisen weit hergekommen, um nach ihm zu fragen, und jetzt wollt ihr mich wieder fortschicken in meiner Not!"

Der Wärter sah Bunchi Menita eine Zeitlang an.

,, Nun," sagte er, Barmherzigkeit soll wie Regen für das durstende Korn sein. Du bittest in einem verdorrenden Felde um Sonne. Ich habe den Mann gefannt; er war hier, aber er ist tot. Er starb vor zwei Monaten."

Der Gefängniswärter war auf den schrillen Klageruf gefaßt, mit dem die Frauen um die Toten jammern. Punchi Menika über­raschte ihn damit, daß sie langsam in den Schatten ging und fich wieder an der Gefängnismauer niederließ. Der Schlag war zu schwer, als daß sie daran hätte denken fönnen, was die Gitte pon ihr verlangte. Sie faß mit trockenen Augen da; sie fühlte nichts als das brennende Verlangen, möglichst schnell wieder in ihr Dorf zu kommen, fort aus dieser Welt, in der sie nichts zu suchen haite, zurück zu ihrer Hütte, um sich mit ihrem Elend zu verbergen. Sie hielt sich auch nicht mehr auf und ging den Berg hinab. Der alte Mann saß noch unter seinen Kühen da und blickte zu den Kokospalmen hinüber. ,, 2h," sagte er, als sie an ihm vorbeiging, fie fommen nicht wieder heraus. Ich hatte es dir ja gefagt."

,, Er ist tot, Vater."

Kind."

VON

L.S.WOOLF

Der Djungel brandete über das Dorf und verschluckte es bis auf die Wände ihrer Hütte. Sie gab es auf, den Hof frei zu halten und den Zaun zu flicken, so daß der Djungel sich über ihm schließen tonnte wie über den anderen Hütten und Höfen, Wegen und Pfaden. Außer der fleinen Hütte mit den durchlöcherten Wänden und dem zerfallenen Dach, lag alles vor ihm auf dem Boden. Er bedeckte bas Staubecken und die Reisfelder mit Bäumen und Sträuchern, einer undurchdringlichen Wirrnis von Dornen und Ranken. Nur eine flache Bodensenke, wo die Bäume zur Regenzeit im Wasser standen und ein niedriger Damm, den die Elefanten zertrampelt hatten, zeigten die Stelle an, wo der Staudamm und das Reisland gelegen hatten.

Das Dorf war vergessen, im Djungel verschwunden, und mit ihm Punchi Menika. Es war, als sei sie der letzte Mensch in der Welt, einer unendlichen Welt von Bäumen, über denen unaufhörlich die Winde hinbrausen und die Sonne strahlt. Ohne Unterlaß gegen Hunger und Durst, um das nackte Leben kämpfed, wurde sie eins von den Tieren des Djungels; die verfallene Hütte war nur noch der Schlupfwinkel, in dem sie für die Nacht Schutz suchte. Die Erinnerung an all das Unglück, von dem sie heimgesucht worden war, selbst an

Das meile Buch

Lord D'Abernons Erinnerungen

Ja, sie fommen nie wieder heraus. Kehre in dein Dorf zurüd, poll", daß es dem Zeitgenossen peinlichst verborgen wird. Die dipio­Ich gehe, Bater."

10. Rapitel.

Drei Jahre später lebte Punchi Menika noch immer in der Hütte, die Silindu gehört hatte, aber sie war jetzt allein. Karlinahami war gestorben, langsam, wie die Bäume des Djungels vergehen. Ihr Tod hatte in Punchi Menitas Leben nichts geändert, außer, daß sie jetzt nur für sich allein Nahrung zu suchen hatte. Die Jahre hatten mehr Unglüd, Tod und Berfall über das Dorf gebracht. Von den fünf Häusern, die noch bewohnt gewesen waren, als Punchi Menika von Tangalla zurückkehrte, waren nur zwei übriggeblieben, ihr eigenes und das Haus des Aeltesten, des Vederala Punchirala. Krankheit und Hungersnot hatten fie in jedem Jahre heimgejudyt. Es war, wie der Aelteste sagte, als sei der Ort von den Göttern und den Menschen vergessen. Jahr auf Jahr zogen die Regenwolken aus dem Nordosten vorüber; die Sonne brannte immer erbarmungs­loser, und der Wind fam immer heftiger über den Djungel gefegt. In den winzigen Chenas, die die Dörfler zu bebauen versuchten, verdorrten, die jungen Pflanzen, sobald sie sich über dem Erdreich zeigten. Niemand, fein Wanderer. fein Beamter, fein Händler tam je in das Dorf. Kein Mensch bemühte sich mehr, den Weg offen zu halten, der hinführte; der Djungel verschlang den Weg und schnitt das Dorf ab.

Krankheit und Tod rafften zuerst die Alten hinweg, Bodi Sinho und seine Frau Angohami, und der Djungel troch über ihren Hof. 3wei Jahre später wurden wieder zwei Hütten aufgegeben. In der, einen hatte Balappu mit seiner Frau und seiner Schwester gelebt, Schwiegertochter und einem Entellind. Sie hatten sich bemüht, in der anderen Bastian Appu mit zwei Söhnen, einer Tochter, einer Bunchi Menika zu helfen, indem sie sie auf ihrer Chena arbeiten ließen und ihr dafür einen Anteil an der mageren Ernte gewährten. Hartnäckig fämpften fie gegen das Geschick, das sie bedrohte, und flammerten sich verzweifelt an den Ort, wo sie geboren waren und gelebt hatten, an ihren Hof und an die unfruchtbaren Chenas. Kinder wurden in den Hütten nicht mehr geboren; ihre Frauen waren unfruchtbar wie der Boden, auf dem sie lebten; wer das Licht des Tages erblickte, fam bald an Mangel und Fieber um. Endlich wichen sie dem Djungel. Sie packten ihre Habseligkeiten zu fammen und verließen das Dorf für immer, um Arbeit und Nahrung in den Reisfeldern von Maha Botana zu suchen.

Sie versuchten, Punchi Menila zum Mitkommen zu bewegen, aber sie weigerte sich. Sie dachte an ihr Elend und an ihre Einfam feit auf der Straße nach Tangalla und an die Worte des alten Mannes aus Mahawelagama, der an der Hügellehne unter den fünf Kühen gesessen hatte. Auch Babuns Worte zu dem Mudaiali hatte sie nicht vergessen: Sicherlich ist es bitterer, in der Fremde sterben zu müssen." Aber noch bitterer war es vielleicht, in der was ihr blieb, war ihr Hof und der Djungel; daran flammerte sie Fremde leben zu müssen! Sie stand allein in der Welt; das einzige, sich in blinder Leidenschaft. Die Liebe, die sie für Silindu und Babun gehegt hatte deren Bilder in dem Kampf um das nackte Leben schon in ihrer Erinnerung zu verblassen begannen übertrug fie auf die elende Hütte, den leeren Hof und den verdurstenden Djungel.

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Sie blieb allein mit Bunchirala. Er war alt und hinfällig geworden. Schon nach kurzer Zeit wurde er so schwach, daß er nicht mehr genug an Nahrung beschaffen fonnte, um sich am Leben zu erhalten. Sie nahm ihn zu sich in ihre Hütte. Jest mußte sie für Nahrung für ihn und für sich selbst sorgen und sammelte im Djungel Wurzeln und Früchte oder jäte in der Regenzeit rings um die Hütte eine Handpoll Korn aus. Er dankte es ihr nicht; je mehr seine Kräfte verfielen, desto bitterer und bösartiger wurde seine Zunge; aber er lebte nicht mehr lange in ihrer Hütte; Alter, Hunger und Barangi befreiten sie von feinen Stichelreden und Hohnworten.

Von den Erinnerungen des früheren englischen Botschafters in Berlin   liegt nun der abschließende dritte Band vor( Biscount D'Abernon, Memoiren Band III, deutsch von Antonina Ballentin. Paul Lift- Verlag, Leipzig   1930), der sich besonders mit der Vorgeschichte des Locarno Bertrages beschäftigt. Das Buch Lord D'Abernons besteht vor allem aus Tagebuchaufzeich nungen, die er in seiner Berliner Zeit gemacht hat. Nun ist die Diplomatie bekanntlich der diskreteste aller Berufe. Der größte Teil dessen, was Diplomaten tun und schreiben, ist so geheimnis matischen Geheimnisse tommen gewöhnlich erst nach langen Jahren zum Vorschein, oder nach einer Revolution, oder wenn jemand sich durch Enthüllungen rächen will. Bei Lord D'Abernon trifft feine dieser Boraussetzungen zu. Die Dinge, von denen er spricht, gehören der unmittelborsten Gegenwart an. In England ist keine Revolution gewesen, und Lord D'Abernon hat sich in feiner Weise mit der englischen   Regierung und Diplomatie entzweit. Sein Tage buch enthält denn auch sehr geistvolle und interessante Beobachtungen aur Beitgeschichte, aber keinerlei Indiskretionen. Also sind nur zwei Möglichkeiten vorhanden: Entweder hat Lord D'Abernon schon in seinen Berliner   Tagen ein ganz vorsichtiges und distretes Tagebuch geführt, so daß man es ohne Schädigung der englischen Außen­politik drucken kann. Oder aber er hat ein ausführliches Tagebuch fo zusammengestrichen, daß es druckreif geworden ist. Vielleicht werden einmal unsere Kinder oder Enkel die Originalberichte lesen, die Lord D'Abernon aus Berlin   nach London   geschickt hat, und dann wird der Vergleich mit diesem seinem Tagebuch" recht unter­haltend sein.

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Indessen bleibt trotz dieser Vorbehalte die Darstellung der Locarno  - Politik aus der Feder eines so hervorragend flugen Beob­achters überaus lesenswert. Lord D'Abernon zeigt sich auch in achters überaus lefenswert. Lord D'Abernon zeigt sich auch in diesem Bande als ein Freund des neuen Deutschland   und der eure­päischen Berständigungspolitik. Freilich vertritt er den Standpuntt, daß eine deutsch  - französische Annäherung nur unter der wohl wollenden Mitwirkung Englands möglich sei. Arthur Rosenberg  .

Babun und ihre Gemeinfchaft mit hm, wurde unflar und verblaßte, Aber je mehr ihr dieses entschwand, desto lebendiger wurde für sie ihre Kindheit und die Geschichten Silindus. Sie war in den Djungel zurüdgefehrt; sie verstand ihn, sie liebte ihn, fie fürchtete ihn wie damals. Silindu hatte recht gehabt, als er sagte, daß man viele Jahre im Djungel leben müsse, ehe man bie Sprache der Tiere ver stehe. Sie verstand sie jetzt, sie gehörte zu ihnen. Die Tiere ver. standen sie und fürchteten sie nicht. Sie hatten sich an die kleine zerfallene Hütte und an die Frau gewöhnt, die darin wohnte. Die alten Wildsauen tamen grunzend an die Tür und sahen neugierig und furchtlos zu ihr herein. Selbst die Hirsche gewöhnten fidh   ant ihren leichten Schritt; wenn sie durch den Djungel tam und leise Grußworte sprach, fahen sie wohl auf und folgten ihr einen Augen­blick lang mit ihren großen Augen, sofort aber senkten sie wieder die Köpfe und äften friedlich weiter.

Aber das Leben im Djungel ist sehr kurz. Punchi Menika war eine alte Frau, ehe sie vierzig zählte. Sie säte fein Korn mehr und lebte nur noch von Wurzeln und Kräutern. Der unaufhörliche Hunger zehrte allmählich ihre Kräfte auf, und wenn die Regenzeit tam, lag sie vom Fieber geschüttelt in ihrer Hütte. Endlich kam der Tag, an dem sie versagte; unfähig, sich hinauszuschleppen, um Nahrung zu suchen, lag fie in der Hütte; das Feuer in der Ecke, das solange zwischen den drei großen Steinen geglimmt hatte, mar ausgegangen. Den Tag über tanzte die heiße Luft durch die Hütte, der glühende Hauch des endlosen, verdorrenden Djungels; während der Nacht fröstelte sie unter dem falten Tau. Sie lag im Sterben, und der Djungel wußte es; er liegt immer auf der Lauer; er tann den Tod kaum abwarten. Als das Ende nahe war, stand mit einemmal ein großer, schwarzer Schatten in der Türöffnung. Zwei winzige Augen jahen sie unverwandt an, zwei gewaltige, gefrüminte Hauer schimmerten weiß in der Dunkelheit. Sie richtete fich auf, Angst packte sie, die Angst des Djungels, blinde, tödliche Angst.

Gebüsch. Er will mich holen, wie du gesagt hast. Aiyoh! Hilf ,, Appochi, Appochi!" schrie sie. ,, Er ist da, der Teufel aus dem mir! Appochi!"

Sie fant zurück, und leise grunzend glitt der Keiler wie ein Schatten in die Hütte.

Eros und die Jugend

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Die Realität von heute ist die Segualnot der Jugend. Diese Tragödie des Eros, unter deren Wirfung oft genug die Besten dem Leben entfremdet und zerschmettert werden, zu lösen, sie abzulösen durch die biologische Einheit, diese Not der Jugend( und der Er. wachsenen!) zu lindern und es liegt dieses durchaus innerhalb der Grenzen des Möglichen! endgültig zu verbannen, ist das große Problem unserer Zeit. Dr. Wilhelm Liepmann  , Berliner   Universitätsprofessor und Gynäkologe, hat den Versuch unternommen, hierzu einen Baustein beizutragen, indem er ,, Be fenntnisse" veröffentlicht( Jugend und Eros"; Verlag Kar! Reißner, Dresden  ; 1930). Es ist wie wir glauben offen aus sprechen zu müssen bei dem Verfuch geblieben.

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Das Buch Liepmanns enthält die( nachträglichen!) Bea fenntnisse von Menschen, die früher einmal jung gewesen sind und den Drang und das Drängen der Jugend in sich gespürt haben mögen, die heute aber schon einen weiten Abstand von diesent gewaltigen Erleben einnehmen, und das, was sie damals taten oder ließen ,,, nachzuempfinden versuchen von der Warte eines Menschen aus, der schon über den Dingen schwebt und die Sünden" der Sugend zu ,, würdigen" versteht. Hierin liegt die Schwäche des gutgemeinten Buches: nicht aus dem wirklichen Leben heraus fließen diese segualpsychologischen Fragmente", sondern sie sind nieder­geschrieben worden, nachdem zuvor eine oft recht weit zurückliegende und, wie wir aus eigenem wissen, fragwürdige Erinnerung hat mobilisiert werden müssen. Was aber taugen, welchen Wahrheits-, ja welchen Wahrscheinlichkeitswert auch nur haben Erinnerungen gerade auf diesem Gebiet, wo der bloße Gedanke, wo selbst ein fiebernder Traum schon bei fürzesten Abständen oft genug tatsächlich- scheinende Formen anzunehmen geneigt ist? wo, oft genug, schon nach Tagen und Wochen das reale" Erlebnis verwischt und vielleicht ins stritte Gegenteil verzerrt oder, was das Schlimmste ist, gar betrachtet wird unter dem Gesichtswinkel , moralischer" Begriffe und Gesetze?

Der gute Wille allein genügt nicht. Und so bringt das Werk Liepmanns uns weder brauchbares Material, noch aber ist es imstande, irgendeinen Beg auch nur anzudeuten. Es sei denn den Weg der weltfremden und lebensverneinenden Abstinenz, den Weg der Verleugnung dessen, was in dem Menschen ist. Wer der Sugend helfen mill, muß selbst jung geblieben sein! Muß ihr Drängen verstehen und erleben fönnen! Selbst erleben, nicht nur miterleben!!!

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WAS DER TAG BRINGT

Vergessene Städte

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Während wir in Deutschland   seit Jahren unter der Wohnungs­not leiden, gibt es in anderen Gegenden Städte und Dörfer, die von niemanden mehr bewohnt werden. So z. B. in der Nähe ehe­maliger mutmaßlicher Gold- und Diamantenfelder und im Innern der Wüsten. Dort lohnte sich das Bleiben nicht wegen der man­gelnden Erwerbsmöglichkeiten und hier vermutete man die baldige Zuschüttung der Anwesen durch den Wüstensand, die aber dann wider Erwarten doch nicht so schnell erfolgte. Aber nicht nur in den entlegenen Gegenden der Erde gibt es foldhe unbewohnten Nieder. laffungen, sondern sogar in Italien  . In der Provinz Rom existieren an der Bahnlinie Rom  - Terracina mehrere folcher Ortschaften, die meistens im 15. Jahrhundert verlassen wurden, weil die nahe gelegenen Pontinischen Sümpfe die Gegend mit ihren gefährlichen, Krankheit und Tod erzeugenden Ausdünstungen verpefieten. Der bedeutendste Ort ist hier zweifellos die Stadt Ninfa, die sehr Raftellen und Wohnhäusern langsam vom Zahn der Beit zernagt malerisch gelegen ist und mit ihren zahlreichen Kirchen, Palästen, und vernichtet wird. Die Prachtbauten in Ninja stammen zumeist

aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Arbeiterseele und Maschine

Bor einiger Zeit veranstaltete eine technische Zeitschrift eine Rundfrage unter den Arbeitern der verschiedensten Gewerbe über die Gefühle, mit denen sie die Maschinenarbeit erfüllt. Dabei ergab sich nun, daß ein großer Teil der Arbeiter in ihrer Antwort von dem Schreden sprach, den die Maschine auf den Arbeiter ausübt. Diefer Schrecken sei so groß, daß er den Arbeiter bis in den Schlaf hinein verfolge, ihn auffahren und nur schwer wieder einschlafen laffe. Ein Maschinist einer großen Fabrik glaubt feststellen zu fönnen, daß Maschinenarbeiter weit reizbarer find als Handarbeiter, und ein anderer, für den das Klappern der Maschine nur ein ,, totes Leben und Wirken" ist, faßt seine Ansicht dahin zusammen, daß

Helmut Kiotz.

lange bei Maschinen zu leben ein langsames Absterben der besseren inenschlichen Gefühle bedeute. Manajer Arbeiter haßt seine Ma­schine, weil sie ihn durch den täglichen Verkehr mit ihr sicher macht und doch wie ein verstecktes Wild auf ihn lauert, um ihn in einem scrglosen Augenblick zu erfassen. Ich habe während meiner fünf­zehnjährigen Tätigkeit in der gewerkschaftlichen Organisation, schreibt ein Holzmaschinist, die traurige Ueberzeugung bekommen, daß der Maschinenarbeiter über alle Fragen des allgemeinen Lebens leichter aufzuklären ist als über die Notwendigkeit des eigenen per­fönlichen Schutzes gegenüber den Gefahren der Maschinen" und daß es dringend nötig ist ,,, die Feindschaft zwischen Mensch und Maschine zu erkennen". Wenn sich ein Unglück ereignet hat, so beschleicht einen ein eigenartiges Gefühl, so eine gewisse Scheu vor einer solchen Maschine. Einen solchen Karren sieht man von der Seite an und traut seinem heimtückischen Gurren nicht mehr." Einer der Arbeiter beschäftigt sich auch mit der Frage, ob die Maschinen zweifellos viele mit ihm teilen werden: die Menschen wären beſſer den Menschen Segen bringen, und komint dabei zu dem Schluß, den in der heutigen Zeit einer übermäßigen Rationalisierung daran, wenn nicht so viele Maschinen gebaut würden. Medizinische Sprichwörter bei den Chinesen Dr. Paufstat- Meran, hat fürzlich chinesische medizinische Aus­fprüche und Sprichwörter veröffentlicht. Hier eine fleine Auslese: Für die Liebeskrankheit gibt es feine Medizin. Wenn du deine Kinder stets gesund sehen wilist, dann laß sie immer etwas hungrig und nie zu warm bekleidet sein.

Der franke Körper fann geheilt werden; die frante Seele ist unheilbar.

Schlaf ist besser als Medizin.

Vor dem 30. Jahre sucht der Mensch die Krankheit; danach sucht aber die Krankheit den Menschen.

Tausend Rezepte zu erhalten, ist leicht; ein wirksames Heilmittel zu bekommen, ist schwer.