QlansE in der Wüfie Don Waller Jlnaiole SPerfich
Man mußt« Wochen fahren bis Kapstadt . Und in diesen Wochen. als Fritz Kurf und Wilhelm VrSg wie Vieh in ein Frachtschiff ge» pfercht um Kap Horn herumschwammen, kam der furchtbare Um- schwung. Fieber und Gewalttat waren ausgebrochen, die Masse drängte sich in die Schiffe und erzwang sich die Ueberfahrt in den weißen Kontinent— bis Telegramme einiger Regierungen die Schiffsgssellschaften sicherstellten. Trotzdem— es kamen nicht mehr genug Schiffe, um alle zu bergen, und die Passagiere einlaufender Dampfer oder Segler wollten gutwillig nicht mehr das furchtbare Land betreten. Ein Bett für«ine Nacht wurde mit einem Diamanten bezahlt, Lebensmittel ließen sich nur mit Gold aufwiegen und waren dennoch nicht aufzutreiben. Das Schiff ankerte kaum, da schössen ihm Scharen von Schaluppen entgegen. Fritz Korf und Wilhelm Vrög wurden von der Masse der Herausströmenden fast über die Reling gequetscht, dann saßen sie bei einem Holländer im Boot und fuhren mit schweren Schlägen dem Tafelberg entgegen. De» Holländer erklärte ihnen: „Es hat einer etwas gefunden," meinte er gutmütig.„Das war nicht weit von meinem Besitz. Die Kerle haben den Hof arg zuae- richtet, aber er steht noch. Wenn ihr von dort aus die Sache wagen wollt— gut, gegen Beteiligung im Glücksfall. Findet ihr nichts, so habe ich weniger verloren als ihr." Von der Farm eine Tagereise entfernt lag dos Feld. Alle drei Tage mußte einer den Weg zur Ansiedlung machen. Wasser gab es nur in einem tümpelähnlichen Gericsel. Konserven verdarben in den Büchsen, selbst gekochtes Fleisch stank nach vierundzwanzig Stunden. Zwei schiefe Wcllblechhütten zeigten das einstige Hauptquartier der Diainantenjucher. Einmal passierte es Fritz, daß der Sand- spaten gegen etwas Hartes stieß und ein menschlicher Armknochen ins schräge Sieb kullerte. Sie sprachen nichts. Sie hockten auf dem glühenden Staub, der hier den Boden bildete, und starrten die Sache an. Als sie sich auf dem Boden des Blechhauses zum Schlafen legten, reichte Wilhelm dem Kameraden die Hand:„Gute Nacht, Fritz, wir wollen die Freundschaft nie vergessen."— Der andere nickte im Dunkeln. Wochen.— Einmal kam der Farmer mit Fritz zurück. Wilhelm, der sich, statt zu arbeiten, unter das Wcllblechdach verkrochen hatte, mußt« erst angerufen werden, ehe er die Freunde bemerkte. Der Farmer setzte sich zu dem Mann und gab ihm eine Pfeif« Tabak:„Habt ihr immer noch Mut?" Der Diamantensucher schwieg. „Seid vernünftig! Ihr könnt hier nicht ein Jahr scharren." „Einer hat was gefunden. Der ist sein ganzes Leben glücklich." „Glücklich? Ruiniert ist der! Die er herüberholte, denen er Reichtum versprach und Fieber gab, hetzen ihn! Als man sich erzähtte, die zwanzig wetteren Funde wären Schwindel, durch Vor- orbeiter nachts in den Sand geschüttet, da konnte er nicht einmal ein Schiff stellen. Hier starben die Leute im Dunst wie Fliegen, er lebte wie«in Fürst in vornehmen Hotels Europas . Jetzt macht man ihm in fünf Ländern den Prozeß..." „Er hat gefunden. Finde ich, ist auch er wieder etn reicher Mann." „Nun, ihr müßt es ja wissen— Fritz gibt aber mir recht." Fritz hörte draußen die letzten Worte und kam herein: Solange du bleibst, bleibe ich. Es ist allerdings vernünftiger!" „Ich bleibe." Der Farmer trieb fein Pferd an, vom Hügel herüber schickte er der Wellblechhütte mit den beiden Menschenschatten einen seltsamen B'Ick. Dann raste«r zurück.—
Das Dunkel hockte wie eül« böse Katze an den Wänden. Da kam ein leiser Laut von Wilhelms Platz, Fritz horchte. „Taufend Stein« sind im Sieb. Ich kann die Wett kaufen— alle Menschen sollen vor mir krischen. Der Kopf brennt, die Sonne brennt mich aus. Wasser! Wasser!" In wenigen Sekunden wurde Fritz Norf vollkommen wach, der Lichtkegel feiner Tafchenlampe riß das wirre Gesicht des Kameraden aus der Nacht. Schweiß stand jenem auf der Stirn. „Wilhelm, du bist krank. Wir haben dich gebeten, umzukehren, jetzt ist das Fieber da. Wenn du es ein paar Tage wcitsrsresscn läßt, kommst du hier niemals weg." Ter andere starrte ihn an. Schwer mußt« er sich zum Bewußt- sein zurücktasten— dann lacht« er geborsten: „Du bist ein Feigling. Sieh dir das Feld an! Hier liegt Reich- tum— du kannst zurückgehen, wenn du nicht einmal ein paar Wochen Geduld hat." Sie blieben. Wilhelm schleppt« sich verbissen täglich zum Sieb, das Schritt um Schritt vorrückte. Deshalb schickte sich das nächstemal Fritz an, Lebensmittel von der Farm zu holen. Der Holländer sprach lange mit ihm und wollt« ihn auf ein Schiff bringen, gab sein Ehrenwort, alle Sorgen für den Kameraden zu übernehmen. Umsonst— der Diamantensucher blieb selbst die Nacht nicht auf der Farm, trabte durch die Nacht zurück. Bis zum Haufe schleppte sich das Pferd. Fritz riß die Tür auf: Leere. Draußen, ganz weit, ein schräger Strich: dos Sieb. Wie ein Rasender stolpert« er vorwärts— er rief, er schrie. Nichts. Und jetzt tonnte er erkennen. Der Freund kniete vor dem Sieb, wühlte mtt den Händen im Staub, zwei, drei blitzend« Steine in der hohlen Hand:„Da— liegt es! Das Sieb glitzert. Ich habe sie gefunden, ich kann die Welt kaufen. Ich habe eine Wüste voll Diamanten!" Sein Kopf fiel schwer gegen das Holz, die Fäuste schlugen hin- ein in das Netz, und die Sonne spielt« mtt dem Glitzern und Gleißen der emporsteigenden Diamanten. Noch einmal rief Fritz Korf— der Fiebernde fiel ihn an, erkannte ihn offenbar nicht und schlug hemmungslos um sich:„Räuber, Betrüger— das ist mein, olles mein! Willst du auch noch mich bestehlen?" Ueber das Sieb hinweg fielen beide in das trockene Flußbett. Fritz Korf handette schnell. Er schleppte endlich den Kranken durch Sonn« und Staub in die Hütte. Drei Stunden dauerte der Weg— dort erwartete er regungslos die Nacht. Als der erste Stern kam, baute er den Kameraden mit Zeltbahnen auf das erfrischte Pferd. Auf der Farm des Holländers riß ihn selbst die Krankheit um. Wochen vergingen. Endlich fuhr man ihn in die Stadt. Er war zu schwach, um sich der Geschehnisse klar zu erinnern, die seiner Krankheit vorangegangen waren, die. ohne sein Wissen, den Farmer noch als Phantasien eines Fiebernden veranlaßt hatten, viele Siebe am Flußbett aufzustellen. Wenige Tage später lag er gut unter- gebracht im Spital des großen Europadampfers, erst auf der Fahrt erfuhr er Näheres. Das Grab Wilhelm Brögs, der Entdecker des zweiten und eigentlichen vom Holländer ausgebeateten Diamanten- feldes geworden war. hat er nie gesehen. Er wußte nichts Rechtes über seinen eigenen Anteil— und wenn er es gewußt hätte: In die Hölle geht man als lebender Mensch nur einmal.--- Wieder hetzte das Diamantenfieber rund um die Welt. Tausende oerfielen ihm� und selbst die gut bezahlten Dockarbeiter Londons , unter denen um jene Zeit Fritz Korf wieder zu iinden war, fuhren in überbesetzten Schissen der märchenhaften Glückefülle glitzernder Siebe am Tafelberg entgegen. Fritz Korf blieb auf den Docks und wurde noch schweigsamer.
Geheimnis der SZirbeldrüle
Heue Sorichungsergehnifte
Ueber die meisten Organe unseres Körpers sind wir durch die gegenseitig sich ergänzenden Untersuchungen der Medizin und der anderen Naturwissenschaften bis zu einem gewissen Grade orientiert. Wir kennen ihren grob-anatomischen und den feineren, geweblichen Aufbau, wir wissen bald mehr, bald weniger von ihrer Funktion und ihrer Bedeutung für den reibungslosen Ablauf der Lebens- Vorgänge im menschlichen Organismus. Es dürste nicht jedem bekannt sein, daß es auf diesem viel durch- forschten Gebiete aber auch heul« noch Stellen gibt, die jenen „weißen Flecken" aus den alten Karten von Zentralasrika insofern ähneln, als wir über sie nur ungewiss« Vermutungen zu äußern imstande sind. Eine solche„Terra incognita" stellte bis vor kurzem auch die Zirbeldrüse dar, ein kleines Organ, etwa% Zentimeter lang, >4 Zentimeter breit und'4 Zentimeter dick, von mehr rundlicher oder mehr eiförmiger Gestalt, das, zwischen den beiden Großhirn- Hälften oersteckt, in der Tiefe dem Dach des Mittelhirns aufsttzt. Zryar hatten schon frühere Untersuchungen manches über den feine- ren Bau der Zirbeldrüse oder der„Epiphyse", wie sie mtt ihrem lateinischen Nomen heißt, kennengelehrt! wir haben verschiedene Zellarten in ihr unterscheiden gelernt, die auf die Möglichkeit ver- schiedener Funktionen hinzudeuten schienen. Aber was für Funk- tionen das fein könnten, dafür fehlle jeder Anhaltspunkt und man kam Uber vage Hypothesen nicht hinaus. Und dabei hatte die Zirbeldrüse schon längst das Interesse der Forscher erregt, sowohl ihrer seltsamen Gestalt wegen, die an eine Zirbelnuß gemahnt, als auch ihrer Lag« wegen, die— mitten im Gehirn und doch deutlich von ihm unterschieden— entschieden als auffallend bezeichnet zu werden verdient. Es ist daher verständlich, daß ihr in früheren Zeiten entsprechend wunderbare Funktionen zugeschrieben wurden: Im 17. Jahrhundert betrachtete sie kein geringerer als Descartes zwar nicht als den„Sitz der Seele", wie vielfach behauptet wird, wohl aber als ein wichtiges Glied in der Seelentättgkeit. als eine Vermittlungsstelle zwischen den von außen aufgenommenen Sinneseindrücken und dem Gehirn. Auch die vergleichende Anatomie, ein Forschungszweig, der die Bedeutung manches rätselhaften Organs hatte klären helfen, ver- sagt« hier. Zwar gelang es. die Zirbeldrüse ihrer Lage und Ent- Wicklung nach mit gewissen Organen bei niederen Wirbeltieren in Verbindung zu bringen, aber über ihr« Funktion beim Säugetier und beim Menschen konnten auch diese Untersuchungen nichts aus- sagen. So �schien es fast, als müßte man sich mtt der reichlich nega» tiviftischeu Formel begnügen, daß die Zirbeldrüse ein rudimentäres, in Rückbildung begriffenes, und beim Säugetier und beim Menschen sunknonslojcs Organ sei. Em Umstand, der bei der Ersorschung der Zirbeldrüsensunktion
besonders erschwerend ins Gewicht fiel, ist die Lage der Drüj« in der Tief« des Gehirns, in nächster Nachbarschaft lebenswichtiger Gebiete und großer Blutgefäße. Dadurch wurde es fast unmöglich gemocht, durch Irgendwelche Eingriffe experimenteller Natur an sie heranzukommen, z. B. sie beim Versuchstier operativ zu ent- fernen und die Folgen ihres Ausfalls Z» studieren, denn jeder solcher Eingriff hatte unweigerlich den Tod des Versuchstieres zur Folge. Erst dank der verbesserten operativen Technik der Neuzeit wurde es möglich, diese Schwierigkeit zu überwinden. Nachdem schon vor längerer Zeit dem Ualienischen Forscher Foa einzelne solche Bersuch« an Hühnern gelungen waren, tonnten in den letzten Jahren mehrere japanische Forscher(die sich häufig durch ein« be- sonders hohe Erperimentierkunst auszeichnen) in großen Versuch?« reihen die Befunde von F o ö an Huhnern und Säugetieren nach- kontrollieren und erweitern und damit«ine gesicherte experimentelle Grundlage für unsere Erkenntnis der Zirbeldrüsenfunktion schaffen. Es ergab sich die bemerkenswerte Tatsache, daß die Zirbeldrüse durch in ihr erzeugte und in die Vlutbahn abgegebene Stoffe einen deutlichen, hemmenden Einfluß aus die Reisung des tierischen Or- ganismus ausübt. Enssernt man bei einem jugendlichen Tier die Drüse und schaltet dadurch ihren hemmenden Einfluß aus, so kommt es zu einer überstürzten Entwicklung und einem raschen Wachstum des ganzen Organismus, vor allen, aber seiner Geschlechtsdrüsen und des ganzen Geschlechtsapparates. Da- Wachstum und die ge- schlechtliche Reifung, die sonst ein« bestimmte, je nach der Tierart oft recht lange Frist beanspruchen, laufen dann mit einer häufig um das Doppelte erhöhten Geschwindigkeit ab. Während die nicht operierten Tiere noch lange im infantilen, unreifen Zustande ver- harren, erreichen die Tiere, denen die Epiphyse entfernt wurde, in erstaunlich kurzer Zeit dos Endstadium der individuellen Entwick- lung, sie sind„erwachsen"» Diese Ergebnisse des Tierversuches warfen nun ein Helles Licht auf gewisse Abnormitäten, die am Menschen beobachtet werden. Auch beim Menschen kommt e« in seltenen Fällen zu einer vor- zeitigen sexuellen Reife des im übrigen noch kindlichen Organismus, und den beobachtenden Aerzten war es schon früher aufgefallen, daß in einem Teil dieser Fälle die vor, zeitig« geschlechtliche Entwicklung mit zerstörenden Vorgängen, Geschwulstbildungen im Be- reich der Zirbeldrüse einherging. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Zerstörung der Zirbeldrüse durch-einen krankhaften Prozeß und der vorzeitigen geschlechtlichen Entwicklung beim Menschen war denn auch schon vxrmulet worden. Aber erst durch die oben geschilderten Ergebnisse de» Tierversuchs erhielt diese Ver- mutung einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Das Vorhandensein eines Faktors, der die sexuelle Reifung des
jugendlichen Organismus hemmt, ist vom Standpunkt der Zweck- mäßigkett durchaus verständlich. Es kann nicht im Interesse der Art Legen, wenn jugendliche Individuen, welche dre höchste Stufe der körperlichen(und auch der geistigen) Entwicklung noch nicht «reicht haben, bereits zur Fortpflanzung schritten: nur zu wahr- scheinlich wäre in einem solchen Fall die Erzeugung schwächlicher und wenig lebensfähiger Nachkommen. Ob sich die Bedeutung der Zirbeldrüse mtt diesem Einfluß auf eine geregelt«, nicht überstürzl« Entwicklung des jugendlichen Or» ganismus erschöpft, wissen wir vorderhand nicht. Manches scheint dafür zu sprechen, daß sie(wemgstens beim Menschen) im gereiften Organisn, us einer allmählichen Rückbildung oerfällt. Da sie aber auch im hohen Aller noch genügend ledens- und funktionsfähig« Zellen enthält, so ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen. daß sie auch im reisen Organismus wenn auch andere Aufgaben zu erfüllen hat.* Eines ist jedenfalls schon jetzt klar: Dieses kleine und unschein- bore Organ ist auch bei den höchsten Wirbeltieren und auch bei», Menschen nicht, wie man früher anzunehmen geneigt war, ein funktionsloses und damit bedeutungsloses Gebilde, sondern gehört als notwendiges Glied in jene Kette von Bedingungen, deren ver- wickeltes Zusammenspiel die normale Entwicklung des Individuums gewährleistet. Or. II. E. Voss-Mannheim . Äs« geheimnisvolle Wellall Eine neue Theorie vom Ursprung des Universums, die die neuesten Entdeckungen der Wissenschaft mit dem Gedanken eine- außerhalb des Kosmos befindlichen Schöpfers und den Harmonie- Anschauungen des Altertums zu vereinigen sucht, ist von dem her- vorragenden Cambridger Astronomen Sir James Jeans in einer Vorlesung aufgestellt worden, die von ihm unter dem Titel „Das geheimnisvolle Universum" veröffentlicht wird. Jeans steht da» Msterial, aus dem das Weltall besteht, in Wellen und betrachtet das ganze Universum als eine Well des Lichtes, die nach geo- metrischen Gesetzen eingerichtet ist. Besonders interessant ist es, wie sich Jeans die Entstehung unseres Sonnensystems vorstellt.'Er geht aus von der Kleinhett unserer Erde im Weltraum. Es gebe nur wenige Sterne, die nie" viel größer seien als unser Planet, aber die überwiegende Mehrzahl ist so groß, daß Hunderttausende von Erden in jeden dieser Himmelskörper gepackt werden können, ohne daß der Raum voll- ständig ausgefüllt wird. Hin und wieder stößt man sogar aus einen Riesenstern, in dem Billionen von Erden Platz haben. Die Gesanttzohl der Sterne im Universum läßt sich ungesähr mit der Eesamtzalst der Sandkörner vergleichen, die sich an allen Küsten unseres Erdballs befinden. Diese ungeheure Menge von Sternen wandert nun durch ein Weltall von so ungeheuren Ausmaßen, daß es ein Ereignis von fast unvorstellbarer Seltenheit ist, wenn«in Stern irgendwo nahe an einen anderen gerät. Die meisten dieser Himmelskörper reisen in„glänzender Abgeschlossenhett" wie Schisse auf einem leeren Ozean. In einem Modell, in dem die Sterne die Größe der durchschnittlichen Schiffe besäßen, würden sie Hundert- taufende von Kilometern vorn nächsten Nachbar enssernt bleiben. Die Entstehung eines Sonnensystems, wie es das unsere ist, bedeutet daher eine seltene Erscheinung: sie hat zur Schöpfung des Systems, dem die Erde angehört, vor etwa zwei Milliarden Iahren geführt. Diese Entstehung stellt sich der Gelehrte folgendermaßen vor: Ein anderer Stern, der blindlings durch den Weltraum wanderte. kam zufällig in die Nähe der Sonne. Gerade so wie Sonne und Mond auf der Erde Gezeiten hervorrufen, so rief dieser zweite Stern auf der Sonnenoberfläche durch seine Anziehungskraft eine Flntbewegung hervor, die aber ni-tits zu tun hat mtt den winzigen Veränderungen, die die kleine Masse des Mondes an unseren Meeren hervorruft, sondern«in« ungeheure Flutwelle war, die über die Oberfläche der Sonne hinging und schließlich ein Gebirge von außerordentlicher Höhe hervorrief. Bevor nun der ander« Stern seine Bahn veränderte und sich wieder zurückzog, erreichte die Zugkraft«ine solche Gewalt, daß das ungeheure Gebirge in Stücke zerbrach und klein« Teile seiner Masse fortschleuderte, sowie von einein Wellenberg Tropfen abspringen. Diese kleinen Trümmer kreisen seitdem rund um die Muttersonne: es sind die Planeten, die großen und die kleinen, zu denen unsere Erde gehört. Allmählich kühlten sich diese glühenden Trümmer ab, bis sie jetzt nur noch wenig innere Hitze besitzen, sondern ihre Wärme fast völlig von der Strahlung erhalten, die die Sonne ihnen zuteil werden läßt. Die Seltenheit der Planetensysteme im Weltall hat eine besondere Bedeutung. Leben kann nur innerhalb tiner engen Zone vorhanden sein, die jeden Stern in einem ganz bestimmten Abstand umgibt. Außerhalb dieser Lebenszonen muß alles erfrieren, inner- halb muß es zusammenschrumpfen. Diese Zonen, in denen Leben möglich ist, machen nach einer ungefähren Schätzung zusammen weniger aus als einen taulendbillionstel Teil des ganzen Raums. Und selbst innerhalb dieser Zonen muß das Leben als sehr seltene Erscheinung betrachtet werden, denn es ist ein großer Zufall, wenn Sonnen Planeten abstoßen, wie das bei unserer Sanne der Fall mar. Hat doch wahrscheinlich nur ein Stern unter 100 000 einen Planeten, der sich um ihn in jener schmalen Zone dreht, in d-r Leben möglich ist. Aus diesem Grunde erscheint es Jeans unglaublich, daß das Universum ursprünglich dazu geschaffen wurde, um Leben in unserer Form hervorzubringen. Wäre dies die Absicht gewesen, dann müßte man ein besseres Verhältnis zwischen der Größe des Meckzanismus und der des Ergebnisses erwarten. Jeden- salls erscheint Leben zunächst ai» ein äußerst unwichtiges Reben- Produkt: wir Lebewesen liegen sozusagen außerhalb der Norm, sin» ein Ausnahmefall, und das müssen wir uns Immer klarmachen, so sehr es auch unsenn stolzen Selbstgefühl widerspricht. Eine neue Quelle für Helium. Das Heliummonopol der Ver- einigten Staaten lastet schwer aus den anderen Ländern, die kein solches nicht brennbares Gas für ihre Luftschisse zur Verfügung haben. Nach der Katastrophe der„R. 101" hat ja Dr. Eckener betont, wie wichtig das Helium für die Sicherheit des Lufsschissvertehrs sei. Nun bietet sich aber nach Untersuchungen des Chemikers R. Taylor, über die in der„Umschau" berichtet wird, ein neues Verfahren zur Heliurngewiimung dar. Diese Quelle ist der Monazitsand, der bis- bcr hauptsächlich zur Gewinnung von Thorium benutzt wurde. Dieser Sand kommt im Britischen Reich in großen Mengen vor, besonders auf Ceylon und in Indien . Monazttsand liefert auf je I Gramm Sand 1 cm' Helium. Danach hätten also zur Füllung des verunglückten englischen Luftschisfes 130 000 Tonnen Monazitsand verarbeitet werdeii müssen. Das Gas entweicht schon beim Erhitzen des Sandes. Bisher sind bei der Thorinmgewinnung erhebliche Mengen Helium entwichen, die man nun verwerten wird. Kunstseide billiger als Baumwolle. Nach den Mitteilungen des amerikanischen Gelehrten Prof. Mullin, die in der„Umlchau" wiedergegeben werden, wird binnen kurzem die Kunstseide nnstand« sein, ebenso die Baumwollwaren zu unterbieten, wie sie schon jetzt die Seide unterbietet. Man kann das Biskosegarn zu einem gerin- geren Preise herstellen, als der für mittleres und feines Baumwoll- garn beträgt. Nicht nur an Billigkeit, sondern auch an Feinheit übertrifft die Kunstseide alle anderen Gespinste. Man kann jetzt schon Fäden gewinnen, die 21» mal dünner sind als natürliche Seiden- fäden: und siebea Kilometer eines solchen Fadens wiegen nur ein Psuach