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Eine falte Tragödie

Georg Kaisers, Miffiffippi" in der Berliner   Volfsbühne

trifft felbst eine Kugel und er stirbt, vereinigt mit seiner Frau, deren Liebe durch seine stolze Unerschütterlichkeit wieder erwacht ist.

Georg Kaiser  , der fleißigste und eigenwilligste Dramatiter| den Hebel zur Explosion der Miene niederbrüden will. Aber ihn unferer Zeit, zeigt in jeinem neuesten Schauspiel Mississippi" das aus seiner fozialen Tragödie Gas" befannte mitleidslose Geft.it, hinter dem er seinen leidenschaftlichen Haß gegen die kapitalistische Wirtschaftsordnung verbirgt. Es sind gewaltige und Spannung geladene Borgänge, die er in seinem Mississippi" sich abspielen läßt, Leben und Tod von Hunderttausenden hängen von den Beschlüssen ab, die in wenigen Minuten gefaßt werden müssen, mit logischer Schärfe werden aktuelle Phrasen erörtert, die in ihrer wirtschafts­politischen Bedeutung uns alle angehen, und doch stehen wir tem Schicksal der von Kaiser   in das Drama gestellten Menschen falt gegenüber.

Den Höhepunkt des Dramas bildet der zweite Aft, die Unter handlung des Regierungsfommissars mit den Farmern. Hier steht Weltanschauung gegen Weltanschauung, hier spricht Kaiser   zün dende Worte, die im Zuschauer Echo finden. Es ist der Vorzug der amerikanischen Nation", so sagt der Regierungsvertreter, in allen Fragen der Menschlichkeit den geschäftlichen Vorteil in den Vordergrund zu rücken. Damit ist sie im Begriff, die Welt zu erobern." Wir sind sehr einverstanden mit den Angriffen des Dichters' auf die Profitgier der Mächtigen der Wirtschaft. Was mir nicht perstehen, ist der romantische Einschlag, den die Gegen­und Affeten bleiben uns bis ins Innerste fremd. Ihre brutale bewegung durch ihren religiösen Fanatismus zeigt. Diese Zeloten Frömmigkeit im Weitabgewandtheit sind uns ebenso widerwärtig mie der falte Geschäftegeist der Regierungspartei. Das ist nicht der einzige Grund, aus dem uns die in der Gewalt der Inszenierung an fich großartige Aufführung der Boltsbühne falt läßt. Selten wie in Mississippi", Es find feine Menschen, die die Vorgänge rorwärts treiben, sondern wandelnde und agierende Ideen. Dazu kommt der sentimentale Schluß, der unglaubhafte Opfertod von Kehoes Frau, der nach den großen Geschehnissen des Dramas nicht Anders als kitschig wirken fann.

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Raum in China   und Indien   gezeigt und fesselnde Bilder aus dem Leben der Steinzeitmenschen in Neu- Guinea   und wunderbare Land­fchaftsbilder aus Neu- Seeland   vor Augen geführt werden. Die Millionenstadt Sidnen mit ihren Bolfenkrayern, die unermeßliche Einöde Zentralaustraliens, die seltsamen Tänze der Eingeborenen und dazu Pflanzen und Tierwelt dieses eigenartigen Kontinents interessieren uns aufs höchfte. Der chinesische Teil zeigt etwas Neues, das mimmelude Menschenleben in der Stadt der Boote in den großen Flußmündungen. Aus Indien   werden Elefantenszenen, die Bunder des Taj Mahal geboten, vor allem aber Gandy als Bolksredner und das Leben am Heiligen Ganges  . Ganz neu dürfte für Europa   auch die eingefangene Bradht der Farnenwälder und Gletscher Neu- Seelands fein. Und so ist des Schauens und Hörens fein Ende. Wie lieblich zwitschern die hübschen Mädchen Neu­ Guineas   in ihren Grasschürzen, und wie getreu find alle Naturlaute wiedergegeben! Es lebe der Tonfilm!

D.

Die Herbstausstellung der Deuffd en rnftgemeinschaft im Schloß ift am 16., nachmittags 3 Uhr, beendet. Zur Borbereitung der Weihnachtss ausstellung find die Ausstellungsräume in der Woche vom 17. bis zum 22. nefchloffen. Das Berkaufslager fann aber auch in dieser Zeit täglich von 9-19 11hr besichtigt werden.

Edmund Meisel  , der bekannte Sonfilmlomponist, ist im Alter von 35 Jahren an Blinddarmentzündung gestorben.

find bei Kaiſer die Figuren fo wenig von Fleisch und Blut gewesen Wohnungsbau/ Arbeitsmarkt.

Ein eigenartiges Mittel haben sich die Farmer ausgedacht, die ihr Land am Mississippi in der Nähe der Großstadt Nem- Orleans bemirtschaften, um die fapitalistische Politif, die Geschäftstüchtigkeit auszurotten. Sie haben eine Bruderschaft der freiwilligen Armut gegründet, fie legen ihre Meder brach, schaffen das Bich ab und geben sich selbst der bittersten Not preis. Bozu? Um nichts abzu geben, den Produktionsprozeß zu stören, den Handel in New Orleans   lahmzulegen. Gott   ist ihr Bundesgenosse. In der lleber­schwemmung, mit der der Mississippi bie Stadt bedroht, fehen sie Jeinen rächenden Arm, der die muchernden Machthaber vom Erd­boden verschlingen will. Mit Anspannung aller Kräfte befestigen fie den Staudamm, der die Fluten unaufhaltfam nach Mem- Orleans treibt und erwarten mit Hallelujagefängen den bevorstehenden Unter­gang der Stadt. Aber die Regierung bleibt nicht untätig: gerade in ihrem Distrikt foll der Damm gesprengt werden, um die Wasser­Bewunderungswürdig bleiben das darstellerische Können und massen vor ihrem Zerstörungswert abzuleiten. Der Regierungs die Wandlungsfähigkeit des Sans Beppler, der dem Farmer tommiffar, der die Farmer zur Räumung des Gebiets zu bewegen Kehoe unvergeßliche Züge verleiht. Mit schwärmerischen Augen, fucht, steht zu seinem Erstaunen, einer geschlossenen und trogigen gläubiger Besessenheit und verhaftener Straft lebt und stirbt er für feine Idee. Ein Rebell von großem Format. Seine Frau, Gerda Front gegenüber. Er weiß von der Berschwörung nichts und ver­steht daher auch nicht, daß die hahen Entschädigungssummen für fieffer, befißt die Ironie und die Leidenschaftlichkeit, die die Rolle von ihr verlangt. Leonhard Ste del taritiert seinen nicht den geringsten Reiz haben. Von Stunde zu Stunde wächst die Gefahr für New- Orleans  . Da enthüllt die ehemalige Frau des Rgierungsvertreter mehr als nötig und bringt daher in das Schau­Farmers Kehoe den ganzen Plan der Settierer. Ihr Handeln Spiel einen parodistischen Zug, der vom Autor nicht gewollt ist. diftiert der Haß gegen ihren Mann, weil er ihren Sohn Phil b: t dem Befestigungsmert hat ertrinken lassen. Damit ist der Regie rung die Handhabe gegeben, die Farmer als Saboteure mit Gewalt abzuschieben. Kehoe mit zwei Gefährten entgeht der Gefangennahme und versucht, den Soldaten in dem Augenblick zu erschießen, als er

Jannings- Gafispiel.

Theater des Westens  .

Der Ausdruck der muskulösen Kraft, der Träger einer Tragit, die aus der förperlichen Fülle tommt, das ist das Filmphänoment Emil Jannings   geworden. Ju fünf Erdteilen tann man fidh feinen traurigen Heldenvater, teinen im Fleische verfluchten Vogas bunden oder Gemaltmenschen vorstellen, ohne daß man an die Film bilder pon. Emil Jannings   denkt. Dabei ist gar nicht einzusehen, marum der Schieber, marum ber lingllidsvater, marum der De fraudant, warum der Kaschemmenregent durchaus ein robuster Riese sein soll. Doch mer fänn ankommen gegen folche voltstümlichen Heberlieferungen? Aus all diesen Erwägungen ergibt sich, daß Jannings ein sehr populärer Mann ist, angebetet in Hollywood   und

auch bei den Hottentotten.

Er spielt wieder in Berlin   lebendiges Theater, um sich von dem Leinewandtheater zu erholen. Er hat lange nicht mehr in Berlin  gespielt, und die Neugierde und die Freude waren groß, ihn wieder so dreidimensional zu fehen und zu hören.

Ohne bös zu sein, muß man jagen: Das Bergnügen ist nicht besonders. Man tennt diese Jannings- Rolle. Das Stud Se Ichäft ist Geschäft von Octave Mirbeau   feffelt noch immer, doch mir staunen heute mehr über die gute Konstruktion diefes Schauspiels als über feine seelische Liefe. Schon lange vor dem Krieg, schon lange vor der großen Schiebermode war dieser dramatische Typ für Mirbeau gegeben. Ach, Mirbeau, dieser prächtige Schriftsteller, von dem die schönsten und saftigsten Stüde  französischer Brosa stammen, verstaubt nun auch ein menig! Früher dauerten wenigstens die Genies 100 Jahre. Heute überlebt ihre Unsterblichteit nicht einmal mehr zmei Jahrzehnte.

Aber nicht das gute, wirksame, jetzt schon ein wenig tomis flingende Schieberstüd Mirbeaus intereffiert in diesem Augenblid. Bichtig ist Jannings   allein. Seine Tochter, das heißt, das ihm für den Theaterabend geschenkte Kind, entlarvt ihn als einen tyrannischen Büterich. Der Sohn, ein Nichtsnug und Spieler feinfter Effena, bemeist, daß der Papa non der Raffe der schäbigsten Habllöpfe und Bebemanner ist. Entsegt muß sich die Ehefrau perfriechen, weil sie entdeckt, daß ihr Beschützer ein Schuft ift. Und diefer vornehme Herr rechnet vor. daß er außer seinen Immobilien noch 300 flüssige Millionen befizt. Bonne für Jannings, dies großartig unsympathisce Monstrum darzustellen. Trotz der Virtuosität, deren er Herr ist, bedauern wir, daß er nur nach außen, nur über die Rampe weg, nur in die Barfettversentung hinein, nur in die Galerie hinauf, nur zur gloriofen Filmwelt hinüber spielt. Daß er es virtuos tann, ist selbstverständlich. Daß schauspielerische Noblesse sich anderer Mittel bedient, ist ebenso selbstverständlich.

Max Hochdorf  .

Eine Herbfischau von mittlerem Niveau

Eröffnung der Berliner   Gezeffion.

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Es ist ebenso schwer für den ausstellenden Maler, den- be­fugten oder unbefugten Kritifer zu befriedigung, wie für diesen, den Künstler zufrieden zu stellen, solange alle Vierteljahre ein bis drei Ausstellungen von repräsentativem Charakter in Berlin   gemacht werden müssen. Müssen sie wirklich? Das ist die seit langem schon hier und an anderen Stellen wiederholte Frage; ihre stillschweigende Bejahung durch die Berbände: die unerträgliche Baft, die die Künstler sich selbst und dem Publitum auferlegen. Sich selber am aller brüdentsten. Es muß nicht sein, es ginge ja auf anderem Bege viel gescheiter, eina so, mie man das in Paris   handhabt. Aber Bernunft wird hier tauben Ohren gepredigt; die zu pielen und zu tüchtigen Organisationen sind auch hier das deutsche Berhängnis: Betrieb erstidt das freie Schöpfertum.

Die Herbst ausstellung der Berliner  , Sezession ist nicht schlechter und auch nicht beffer als ihre legten 20 Borgänger; es fehlt ihr nur das Eine: die fünstlerische Sensation, das Mori im höchsten Sinne genommen. Besser sagt man vielleicht: bie fünfilerische Intensität. Fredid sind von Mitgliedern und einigen jungen Außen. feitern tüchtige, ja liebenswerte Arbeiten da; kaum ein Stüd fintt unier das Maß des Erträglichen: das Erlebnis des Beglüdenben bleibt aus. Mit besonderem Bergnügen entbedt man die hohe

Hervorragend die Inszenierung unter hans Hinrichs Regie, von bleibendem Eindruck das Ueberschwemmungsbild des testen Aftes. In den lauten Beifall mischten sich vereinzelte Zischer, die den Applaus nur noch stärker anfachten. Ein großer und inter­effanter, aber nicht erlebwishafter Abend. Ernst Degner.

Qualität in Arbeiten bewährter Mitglieder, wie Kraustopf, Levy, Rud. Jacobi, Kohlhoff, Sans Uhi, Baeschte, Annot; mit faft noch größerem die Wendung zu einer folib ge­malten und lebensvollen Realistit bei Magnus Zeller  , der feinem Manierismus anscheinend ganz abgebanti hat; mit Er­fchütterung das Selbstbildnis, das Lesser Urg nach überstandener fchmerer Krankheit malte, ein ergreifendes Menschendokument. Auch vom Nachwuchs ist Gutes ba: vor allem starte Bandschaften fast mythischen Charafters non Arnold Bode   und Weinhold: ein an Rotoschta orientiertes Mädchen mit Sagen" von Marl Dobel; E B Nay und F. Nußbaum, von Merveldt  , Seidingsfeld halten sich auf der erreichten Höhe. Unter den zahlreichen Stulpturen überrascht eine Stresemann- Büfte Lederers durch monumentale Wucht; Martin Müller schickte einen herrlichen Frauentorso, Harriet von Rathleff

Keilmann zwei vollendete Holzfkulpturen.

Zu den drei großen Bildern von Otto Dig mit ihrer Ueber­betonung peinlich mirtender Gegenfäße fann man sich wohl nur historisch einstellen. Der Straßentampf( 1927), politisch vielleicht ebenso in die Bergangenheit mie in eine schlimme Zukunft weisend, ist ebenso weit reiner Kunstmirfung entfernt mie Th. Th Heines Nach Sonnenuntergang", das eine entsetzliche Vision aus allen Fenstern herausquellenden Elends jammervoll darstellt. So eat und mitreißend das politische Gefühl hierbei ist, so gering sind die fünstlerischen Mittel zu seiner Erregung zu bewerten. Paul Ferd. Schmidt.

Klaus Manns  , Geschwister".

München  , 14. November.

Den Stoff für sein drittes, an den Münchener Kammer­ spielen   zur Uraufführung gefommenes Drama entnimmt aus mann dem psychoanalytischen, fünstlerisch subtilen Roman I Les enfants terribles" Don Jean Cocteau  . Er scheiterte an der Ge­stattung des Stoffes, der sich an sich schon infolge seiner Inrisch märchenhaften Struthur gegen eine Dramatisierung ftraubt. Er vermochte nicht, bem Werdegang diefer Haßliebe zwischen Bruder und Schwester die notwendige Steigerung zu geben, sondern beginnt unter Ausschaltung der Kindheitsentwicklung mit dem pathologichen faftum des in Haß und Liebe aneinandergeletteten Geschwister paares und quält nun den Buschauer damit, diesen unerquidlichen Zustand in zehn aneinander gereihten Bildern bis zum Selbstmord der beiden vorzuführen. Wer nicht von pinchoanalytischer Theorie belastet ist, muß diese, ans Unmögliche grenzende Bindung zweier Menschen ablehnen. Weder die diabolische herrschtüchtige Schwester, noch der ihr hörige, in einer Ersatzwelt vegetierende Bruder können menschliche Teilnahme erweden, weil das Ganze ein in seiner Realität sehr fragwürdiger Einzelfall bleibt. Jedenfalls vermochte es Mann nicht, die geheimnisvoll verschrullte Atmosphäre des Ro­

mans auf die Bühne hinüberzuretten. Demgemäß verliefen auch die darstellerischen Bemühungen von Erika Mann   und Wolf gang Liebeneiner ergebnislos. Das Publikum verhielt sich in der Mehrheit ablehnend. Alfred Mayer.

Ein neuer Colin- Roß  : Film.

Gloria Palaft.

Alle Welt ist mit dem Tonfilm, wie er fich jetzt gibt, als nach geahmte Operette oder Schauspiel, unzufrieten. Aber alle Belt fann ben Tanfilm nicht genug anerkennen, wenn er seine neue Technit fpielen läßt, um uns in Bild und Ton eine vollkommenere Kenntnis fremder Bänder und Menschen zu vermitteln Colin Hoß ein Bionier ber Film- Reiseberichterstattung( Mit der Kurbel um die Erda  ") zeigt uns in feinem neuen Reisetonfilm ,, Achtung Australien! Achtung Asien  !" die ganze' Ueberlegenheit der neuen Methode. Bir sehen nicht mehr bloß die Dinge, wir hören sie auch: der Wasserfall donnert, die Tiere freischen, der Naturmensch' repet in feiner Sprache, und statt der läftigen Unterbrechung der Bilder durch die früheren Terte begleitet fortlaufend ein Bortrag die ununter­brochene 2bfolge.

Das Thema ist fast zu groß. Es foll nid mur eine lebhafie Anidjauung des ganzen australischen Kontingents gegeben werden, es sollen auch im Gegensatz zu diesem Raum ohne Bolt Böller ohne

Schlechtefte Note für das Regierungsprogramm.

Magdeburg  , 15. November.( Eigenbericht.) Der 6. Berbandstag des Dewog Revisionspers bandes, der Spigenorganisation der freigemertschaftlichen Woh nungsbaugenossenschaften, wurde mit einer großen Rundgebung in ber dichtgefüllten Magdeburger   Stadthalle eröffnet.

Der Oberbürgermeister Genoffe Beims hob in seiner Be grüßungsansprache den großen Kulturfortschritt herpor, der in der Nachfiegszeit durch die Wandlungen des Wohnungsbaues erreicht wurde. Träger des Wohnungsbaues sind heute nicht mehr in erster Reihe private Bauherren, sondern die gemeina nügigen Bauvereinigungen. Das beherrschende Prinzip ist nicht mehr wie in der Vorfriegszeit allein das Profitstreben des prinaten Bautapitals, sondern die Idee der Gemeinnüßigkeit be­herrscht in meitestem Umfange heute den Wohnungsbau. Dement­sprechend hat sich auch das Bild der

heutigen Wohnungen der werftätigen Bevölkerung völlig

nerändert,

An Stelle der Zusammenpferchung in den licht und luftlosen Wiet tafernen der Borfriegszeit ist eine Bauweise getreten, die Licht und Sonne in die Wohnräume hineinläßt, eine Wohnungss tultur, die den hygienischen und ästhetischen Anforderungen entspricht. Genosse Beims betonte in diesem Zusammenhang, daß auch die Stadt Magdeburg   im Rahmen ihrer Mittel aufs stärkste bemüht war, die gemeinnügige Neubautätigkeit zu fördern.

Das Hauptreferat bes bends hielt Reichstagsabgeord neber Bissell her das hochattuelle Thema

Aus

Der Wohnungsbau und die Lage des Arbeitsmarktes." Seine Ausführungen wurden zu einer wuchtigen Auflage gegen das mohnungswirtschaftliche Programm der Reichsregierung. gehend von dem zufäßlichen" Bauprogramm der Regierung wies Genosse Wissell darauf hin, daß diese Bauvorhaben feine Be­Lebung der Bauwirtschaft gebracht haben, daß sie vielmehr durch die rapide Berschlechterung des Baumarktes meit überbedt murden. Die herabdrückung der Mieten für Sleinwohnungen ist nicht erst ein von der Regierung Brüning neu aufgestelltes Bial, vielmehr war diese Aufgabe bereits in den vom alten Reichs­tag verabschiedeten Reichsrichtlinien zum Wohnungsbau festgelegt. Der leitende Gedanfe war dabei, erschwingliche Mieten durch Senfung der Baukosten und Erhöhung der Hauszinssteuer­mittel pro Bohnung zu erreichen und nicht wie es jetzt geschehen soll, durch eine sozial unerträgliche Berkleinerung der Wohnungen. Die jeßigen wohnungspolitischen Pläne der Reichsregierung ftellen einen

vollkommenen Bruch der bisher verfolgten Wohnungpolifif bar. Bei einem gegenwärtigen Fehlbedarf an 700 000 Wohnungen und einem jährlichen Zuwachsbedarf von etwa 280 000 Wohnungen nächsten Jahr ab halbieren; fie stellt öffentliche Mittel nur noch will die Regierung die auszinssteuermittel schon vom jährliches Bauprogramm von nur insgesamt 215 000 Wohnungen für den Bau von 165 000 Wohnungen zur Verfügung und will ein durchführen. Die Folge dieser Politik wäre nicht bloß eine mitberung, sondern eine weitere Steigerung der fünf Jahre vorgesehenen Bauprogramm, dessen Durchführung im Wohnungsnot. Bei dem von der Regierung für die nächsten übrigen, sospeit es durch den privaten Kapitalmartt finanziert werden soll, noch äußerst problematisch erscheint, würde sich der Fehlbedarf bis zum Jahre 1936 auf mindestens 1050 000 Wohnungen steigern völlige Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft und der gesetz­müssen. Und im gleichen Zeitraum plant man eine Lockerung und lichen Höchstmieten.

Das von der Regierung für 1931 vorgesehene Bauprogramm von nur zwei Drittel des Umfanges der beiden letzten Jahre scheint bei der gegenwärtigen Verfassung des Kapitalmarktes, wie Genosse Bissell eingehend darlegte, nicht gesichert, falls die brutale Ein­schränkung der Hauszinssteuermittel vorgenommen wird.

Folgen für den Arbeitsmarkt nach sich ziehen. Die Einschränkung Die Wohnungspläne der Reichsregierung müffen tatastrophale des Wohnungsbaues in tem von der Regierung beabsichtigten Um­fange bedeutet mittelbar und unmittelbar vermehrte Arbeits­losigkeit von etwa 400 000 Menschen. Während sonst die Bau­tätigkeit, besonders der Wohnungsbau in der Krise zur Stügung des Arbeitsmarktes beiträgt, wird hier eine nicht zu verantwortende Ber­schlechterung hervorgerufen.

Genosse Biffell schloß feine oft vom Baifall begleiteten Aus­führungen mit den Ausruf: wenn überhaupt bie wohnungswirtschaft. lichen Pläne der Reichsregierung zensiert werden können, so ver­dienen sie die schlechteste Note, bie überhaupt nur zu ver geben ist.

Berbindlich erklärte Lohnfürzung.

Der Reichsarbeitsminister hat den Ende Oktober gefällten Schiebsspruch für die Weißhohlglasinduftrie mit Lohn. türzung um 3 Broz für die Attordricht. und Zeitlöhne für Derbindlich erklärt. Zunächst erfolgte die Berbindlichkeits erklärung für die Gruppen 1, 2 und 4; für die Gruppe 3 wird sic noch in dieser Woche ausgesprochen werden. Die Berbindlichte hat Wirtung vom 1. November ab.