das Gefühl einer unbefriedigten psychologischen Neugier".
Bom Fürsten Bülow, der sich in seinen Denkwürdigkeiten| Art"; geblieben sei von einigen Gesprächen mit ihm nichts als zmanglos als Staatsmann von bismärdischem Format gibt, fagt Graf Carlo Sforza in feinem soeben bei S. Fischer, Berlin , erschienenen Buch„ Gestalter und Gestalten des heutigen Europa ", er habe sich bei ihm nie des Eindruds erwehren fönnen, als gehöre Wilhelms Bernhard ,, mit seinem ancien régime- Steptizismus und seiner Höflingsgeschmeidigkeit eigentlich ins achtzehnte Jahrhundert, zu jener überlebten Kategorie Deutscher , die bereit gewesen wären, jedem beliebigen Souverän zu dienen, in Rußland oder sonstwo, ehrlich zu dienen ohne Zweifel, aber mit derselben Ehrlichkeit wie die Kondottieri des Quattrocento". Dhne zu hart zu urteilen, nennt Sforza den vierten Kanzler rund heraus
den ,, wahren Tofengräber des deutschen Kaiserreichs ".
In der Lat , als ein wie wichtiger und wichtigtuerischer Windbeutel steht Bülow neben diesem seinem italienischen Amts- und Standesgenossen da, der doch auch durch die Schule der Borfriegsdiplomatie gegangen war. Aber der Sproß eines norditalienischen Adelsgeschlechts war weit weniger den Mächten der Vergangenheit verhaftet als der deutsche Salonjunter. Als junger Attaché an der Botfchaft zu Paris erlebte er mit angehaltenem Atem die Dreyfus = Affäre mit, schon damals auf der Seite der Demokratie gegen die militaristisch- nationalistisch- flerifalen Gewalten. Demotrat blieb er auch, als ihn seine Laufbahn höher und höher, bis zum Platz des Außenministers im Kabinett Giolitti von 1920, führte. Denn als er danach den wichtigen Botschafterposten in Paris inne hatte, warf er fofort und ohne Besinnen sein Amt hin, als Mussolinis ,, Marsch auf Rom " geglückt war; mochten viele andere vor den neuen Herren den Rücken frümmen, er diente dem Faschismus nicht. Daß Sforza nicht durch einen Türspalt in die Küche spähte, in der das neue Europa gefocht wurde, sondern selbst am Herd stand, daß er die Großkopfeten der europäischen Politik
nicht aus der Froschperspektive, sondern als Gleicher unfer
Gleichen
beobachtete, macht nicht den geringsten Reiz seines Buches aus, aber anziehender noch ist die Dentart dessen, der seine angeborene Trägheit nicht verhehlt und gern aus dem geräuschvollen Betrieb der Gegenwart in Pascals strenge und fühle Philosophie flüchtet. Sicher fehlt es in diesen Kapiteln nicht an schiefen Urteilen. Bona= parte war nicht so unbedingt Militarist, wie Sforza annimmt; es gibt über ihn sogar eine aufschlußreiche Studie ,, Napoléon antimilitariste". Auch überschätzt den Erzherzog Franz Ferdinand gründlich, wer auch mir zur Erörterung stellt, ob diefer in den dynastischen Vorurteilen des achtzehnten und fiebzehnten Jahr hunderts befangene, sture Ur- und Erzhabsburger die Donaumonarchie durch Berwandlung in einen freien Staat ihrer Völker habe retten fönnen. Auch was Sforza nebenbei über den Margismus zu Papier bringt nun, Schwamm drüber!
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Sogar unmittelbare historische Schnizer vermeidet das Buch nicht immer. Die französische Kaiserin Eugenie hat nie den Krieg von 1870 spielerisch- fofett ,, ma petite guerre" ,,, mein Kriegchen", genannt; nicht bei der Präsidentenwahl von 1913, sondern bei der von 1887 erklärte Clemenceau zynisch, man müsse für den dümmsten der Kandidaten stimmen; feineswegs war der Vater des Attentäters Gavrilo Princip Agent der österreichischen Geheimpolizei", und von Haß gegen die Bulgaren , bei denen er als politischer Flüchtling gastfreundlich aufgenommen worden war, blieb Paschitsch stets frei. Böser Selbsttäuschung unterliegt Sforza schließlich, wenn er, das Lied von Italiens natürlichen Grenzen" anstimmend,
den Vertrag von Rapallo,
den er als Außenminister im November 1920 mit Jugoslawien abfchloß, als gerechten Frieden" feiert, während bei den Südslawen noch heute die Erinnerung an jenes Abkommen, das eine halbe Million der ihren endgültig unter italienische Herrschaft brachte, als offene Wunde brennt.
Aber dafür auf der Plusseite welch eine europäische Gesinnung, die dartut ,,, daß der europäische Konflift nichts war als ein gräßlicher Bürgerfrieg", und wieviel gesunder Menschenverstand, der die treffendsten Urteile über Dinge und Menschen abgibt! Wie wohltuend sticht von vielem haltlosen Geschwafel in der Presse Sforzas Glaube an die Vereinigung aller Südflawen mit Einschluß der Bulgaren ab, ein Gedanke, der sich trog dynastischer und militaristischer Opposition Bahn breche! Wie berechtigt ist sein Zweifel an der Wirksamkeit und Dauer des findlichen Unfugs" der Reformspielerei" Remals, vor dem selbst demokratische Betrachter aus Deutschland das Weihrauchsaß schwen fen! Und wie weiß Sforza mit wenigen sparsamen Strichen eine Gestalt lebendig zu umreißen! Etwa Worowski , Sowjetdiplomaten und russischen Handelsvertreter in Rom : Hochbegabt, war Boromsti ein Lügner, wie mir selbst unter den Paschas Abd ul Hamids leiner begegnet war, aber nach Polenart verfiel er von Zeit zu Zeit in wahre Abgründe hemmungsloser Aufrichtigkeit." In einem solchen Fieberanfall von Aufrichtigkeit vertraute Worowiti eines Tages Sforza von Lenin an: Wir werden von einem deutschen Schulmeister geführt, den die Syphilis noch mit ein paar Funken Genie begnadet hat, bevor sie ihn tötet."
Ben Sforza nicht aus der Nähe zu beobachten vermochte, Den läßt er möglichst aus dem Spiel. Der Herr von Doorn wird unmittelbar, aber ziemlich erschöpfend gekennzeichnet durch einen Brief des österreichischen Kronprinzen Rudolf aus dem Jahre
1888:
,, Wilhelm II. macht sich; er dürfte bald eine große Konfusion im alten Europa anrichten; dieses Gefühl habe ich auch. Er ist ganz der Mann dazu.
Bon gottbegnadeter Beschränktheit, dabei energisch und eigenfinnig wie ein Stier, fich felbft für das größte Genie haltend. Was will man mehr? Er dürfte im Laufe weniger Jahre das hohenzollerische Deutschland auf den Standpunkt bringen, den es Derdient."
Auch der f. und f. Generalstabschef Conrad von Hößen dorff charakterisiert sich selber durch eine Aeußerung zu einem deutschen Offizier, dem er tlagte, daß wir Italien nicht schon zur Zeit des Erdbebens von Messina überfallen haben; boshaft bemerft Sforza, daß der Depositar dieses Vertrauensergusses darüber„ teinerlei Erstaunen bezeigte". Und von Rathenau heißt es mur, daß er dem Berfasser des Buches erschienen sei gequäit von einer geistigen Inruhe zwar edler, aber oft widerspruchsvoller
Dafür marschieren sehr viele der Staatsmänner und Staatsmännlein der letzten Jahrzehnte in voller Figur auf; ihre politische Haltung wird deutlich und was hinter dieser Haltung steckte: ehrenthal, Tisza, Giolitti, Giolitti, Gonnino, Lord Curzon , Lloyd George , Bonar Law , Balfour , Chamberlain, bei dem Gehrod, Zylinder und Monofel Schußrequifiten" find, um ,, eine unheilbare Schüchternheit zu verbergen". Wo Sforza auf französische Politiker zu sprechen tommt, ist es wichtig zu wissen, daß er dem neuen Deutsch land mit großer Sympathie gegenübersteht; er sagt von unserem Lande, was Treitschte nach 1871 von Frankreich sagte: sein Wesen und Denken sind wesentlich für die Zivilisation der Welt, und mit tiefer Achtung erfüllt ihn der Anblick eines Volkes, das, mit dem Zusammenbruch des Bismarcschen Kaiserreichs zum erstenmal in seiner Geschichte vor den völligen Zerfall aller traditionellen Mächte gestellt, dennoch imstande war, selber sein Geschick in die Hand zu nehmen und trotz aller Nackenschläge von rechts und links, trotz Spartatismus und Inflation
fich ein neues Grundgeset wie die Weimarer Verfassung aufzubauen
und zwei Präsidenten zu finden wie Ebert und Hinden burg". Gleichwohl kommt Poincaré bei ihm weit glimpflicher weg als bei den meisten auch nicht extrem nationalistischen deutschen Betrachtern. Gewiß hängt sein Herz an Briand ,,, einem einigermaßen lässigen Träumer, der nur in die Zukunft blickt und sich wenig um unmittelbare logische Zusammenhänge fümmert", aber auch Poincaré mit der falten Unerbittlichkeit seiner französischen Logit" erscheint als ein ehrlicher demokratischer Republikaner", Logit" erscheint als ein ehrlicher demokratischer Republikaner", ,, erfüllt von der Ehrfurcht des alten Republikaners vor der. Verfassung, von der angeborenen Ehrfurcht des Juristen vor dem Geset" und feineswegs als Deutschenhaffer im üblichen Sinne. Die Ruhr besetzte er 1923 mit tragischem inneren Widerstreben", weil er glaubte, daß er unbedingt etwas für das Prestige Frankreichs tun müsse und ebenso sehr, um eine neue Situation in den franzö=
fifch- britischen Beziehungen zu schaffen, wie um ein Drudmittel gegen Deutschland in die Hand zu bekommen.
Breit und scharf aber fällt der Lichtegel des Buches auf den Faschismus, dessen Programm von 1919 ihm ein schlecht verdautes Gemengjel aus Gemeinplägen und Kindereien" und ein Beweis für die politische Armseligkeit Mussolinis" ist. In dem Regime, das der Faschismus nach seiner Machtergreifung aufrichtete, erkennt Sforza mit sicherem historischen Instinkt unschwer
Das neile Buch
Das britische Weltreich
Die Welt ist anders geworden. Das erscheint jedem felbftver ständlich. Aber wie start diese Veränderungen find, erkennt man doch mitunter überrascht an literarischen Symptomen. Auf dem deutschen Büchermarkt haben große illustrierte Werte, die sich an die breiten Massen wenden, stets eine Rolle gespielt. Aber welchen Inhalt hatten früher diese illustrierten allgemeiner Drien tierung dienenden Werte und welchen Inhalt haben sie heute. Früher: allgemeines Wissen, Technit, Entwicklungsgeschichte der Menschheit, Hausmedizin und ähnliches. Heute: Weltwirtschaft und Politif. Da merkt man, wie sehr auch den Massen zum Bewußtsein gebracht wird, daß Wirtschaft und Politik, Produktion und Absatz unser Schic fat bestimmen. Eine solche Bücherserie erscheint jetzt im Bibliographischen Institut, Leipzig , und behandelt im Bibliographischen Institut, Leipzig , und behandelt die Provinzen der Weitwirtschaft und Weltpolitit. Als erster Band erschien das Britische Weltreich, dargestellt von Hermann ufft, der lange im Ausland, besonders in Amerita praktisch und journalistisch tätig war und durch seine Beiträge in der Arbeit" und im Weltwirtschaftlichen Archiv" weiteren Kreisen bekanntgeworden
eine Kopie des französischen Regimes unter Napoleon III. :
Fast alle Gesetze und neuen Gedanken des Faschismus sind dieser Periode entlehnt. Louis Napoleon degradierte das Parlament zur Ohnmacht, genauso der Faschismus. Das ,, décret- loi" vom 25. März 1852 machte die Präfeften allmächtig und zerstörte jede lokale Selbständigkeit, genau so der Fac schismus. Im bonapartistischen Frankreich wurde 1855 die Ernennung der ,, maires"( Bürgermeister) den Präfekten anvertraut, genau so unter dem Faschismus. Napoleon III. verund ein jagte alle republikanischen richterlichen Beamten, faschistisches Gesetz ermächtigt die Regierung, jeden Richter zu entlassen, der den Gehorsam verweigert. Die Behandlung der Universitätsprofessoren, die Behandlung der Presse hat ihr Vorbildinden franzöfifchen Gesezen jener Zeit. Auch die Psychologie der beiden Regierungen ist die gleiche: die Grabesstille der Nation wird so oft wie möglich unterbrochen durch Feier. lichkeiten, Ausstellungen, sportliche Beranstaltungen, lauter Dinge, die auf die unkritische Phantasie wirken, während die Intelligenz in Untätigkeit erhalten wird. Genau dieselbe Prahlerei:„ Lange Zeit", sagte der zweite Bonaparte im Jahre 1852 ,,, war die Gesellschaft wie eine umgestürzte Pyramide, die auf der Spike steht. Ich habe die Pyramide auf die Basis gestellt." Und Mussolini hat es wiederholt.
Armer Hitler! Armer Goebbels! Armer Seldte! Armer Due sterberg! Da sie den Faschismus nachäffen und der Faschismus den Bonapartismus des falschen Bonaparte nach äfft, find auch diese gegen den welschen Erbfeind" donnernden teutschesten der teutschen Männer in Wahrheit
"
Affen dessen, den Viktor Hugo„ Napoleon den kleinen" nannte.
Aber obwohl gezwungen, in der Emigration zu leben, mißt Sforza dem Sput des Faschismus feine übertriebene Bedeutung bei. Unerschütterlich glaubt er an den Sieg der Demokratie. Für ihn ist von überzeugender Durchschlagskraft die Lehre, die man viclfach schon wieder vergessen hat, daß der Krieg gewonnen wurde von den Völkern, die von den demokratischen Traditionen durchdrungen waren, und daß der einzige autokratische Staat, der der demokratischen Koalition angehörte, Rußland , derjenige war, der zufammenbrach". Darum: ,, Das einzige Prinzip, das die Welt noch immer beherrscht, ist das Brinzip der Demokratie. Und mag ich Rutenbündel und Hakenkreuz noch so trugiglich gebärden ,,, dic maßlosen Haßkrämpfe von heute sind in Wahrheit
nur die Geburtswehen einer gesicherteren und umfaffenderen Demokratie:
alles Wüten gegen sie ist nur der letzte Kraftaufwand eines gefchlagenen Heeres".
ist. Die Aufgabe, das britische Weltreich einmal als Ganzes dar zustellen, ist im höchsten Maße attuell. Der Zeitungsleser hört und lieft von der Entwicklung des Empiregedanfens, von dem Kongreß der englischen Gewerkschaften und der Arbeiterpartei, der fid) mit dem Aufbau des Empire beschäftigt hat, aber ein modernes und instruktives Bert über das britische Weltreich als Ganzes hat bisher eigentlich gefehlt. Luffts Darstellung zeichnet sich durch Systematik, Hervorheben der wirtschaftlich bedeutsamen Probleme, durch Sinn für das Konstruktive des britischen Weltreichs und durch eine Darstellung aus, die das ungeheure statistische Material in lesbare Formen verwandelt. Er teilt, das britische Weltreich in 14 3onen ein und stellt in jedem Kapitel politisch und wirtschaftlich das Problem der Einzelzone an sich und die Problemlage in bezug auf das Gesamtreich dar. Von Bedeutung ist die Darstellung, aus der hervorgeht, wie das britische Weltreich gleichzeitig Improvisation und Konstruktion ist, wie überall die Sicherungsidee jedes Teiles für sich und aller Teile für das Ganze gestaltet ist und wie schließlich das Weltreich zu einer Aufgabe wird, deren Erfüllung das eigentliche Schicksal des britischen Gedankens bedeuten wird. Illustrationen, Statistiken, Tabellen machen das Buch zu einem Nachschlagewerk ersten Ranges. Besonders erfreulich ist es, daß das photographische Material nicht, wie das in solchen Werken oft vorkommt, spielerisch zusammengestellt ist, sondern wirklich dazu dient, durch bildliche Anschauung die Karten und Tabellen in anF. St. schauliches Leben zu verwandeln.
WAS DER TAG BRINGT
Staatslotterien 400 Jahre alt
Die Staatslotterien, oder wie man sie jetzt nennt, die Klaffenlotterien, tönnen in diesem Herbst auf ein Alter von 400 Jahren zurückschauen. Ihre Wiege stand freilich nicht in Deutschland , sondern in dem Mittelpunkt des Geldwesens jener Zeit, in Italien , und zwar in Florenz . Im Jahre 1530 war die Stadt nach langer Belagerung in die Hände des Kriegsobersten Kaiser Karls V., Ferdinands von Gonzaga, gefallen, der ihr eine ungeheure Kriegsentschädgiung auferlegte. Um diese bezahlen und zugleich den zerrütteten Staatsfinanzen wieder aufhelfen zu können, veranstaltete die Republik Florenz die erste allgemeine Staatslotterie. Sie fnüpfte damit an einen Brauch an, der bereits seit Jahr hunderten in Venedig geherrscht hatte, wo die Kaufleute ihre schwer abjeßbaren oder durch Havarien beschädigten Waren öffentlich auszuspielen pflegten. 3war hatte dieses Ausspielen im Anfang großen Beifall gefunden, allmählich aber nahm das Interesse an solchen Ladenhütern so bedeutend ab, daß den einzelnen Waren, um sie überhaupt loszuwerden, noch Geldsummen beigefügt werden mußten. Schließlich wurden dann die Waren überhaupt weg gelassen und von den Kaufleuten nur noch das Geld ausgespielt. Diese Lotterien waren aber privater Natur, während die erste staatliche Lotterie, wie gesagt, in Florenz stattfand. Als zweiter Staat schloß sich bereits 1539 Frankreich an, wo die Staatstaffe durch die fortgesetzten Kriege des Königs sehr erschöpft war. Erst im 18. Jahrhundert verbreiteten sich diese Lotterien auch im übrigen Europa , wo sie zunächst als genuesische Spiele" bekannt wurden. In Genua war es nämlich im Mittelalter Sitte gewesen, aus der Zahl der 90 Senatoren des großen Rats jährlich fünf auszuscheiden und durch neue zu ersetzen. Auf die Namen der neu zu wählenden wurde nun gewettet, und diese Wetten wu en allmählich so volts tümlich, daß der Ratsherr Benedetto Gentile im Jahre 1620 die Namen durch Zahlen ersetzte und den Staat zur llebernahme der Wetten veranlaßte. Dies war der Anfang des heute noch bestehenden
Zahlenlottos. Dieses Lotto wurde aber in den übrigen Staaten Europas allmählich in die Klassenlotterie umgewandelt, in der die Höhe und Zahl der Gewinne ebenso festgesetzt sind wie die Zahl der Lose.
Pferde in Urlaub
Bon dem zweifellos richtigen Gedanken ausgehend, daß nicht allem die auf dem Pflaster der Großstadt trabenden Pferde eine nur abgearbeitete Menschen, sondern auch abgearbeitete Tiere, vor Erholung, und im wahrsten Sinne des Wortes eine Ausspannung nötig haben, hat der Vorsigende eines amerikanischen Tierschuhvereins, I am es P. Briggs aus Washington , am Potomacfluß in Maryland ein Ferienheim für erholungsbedürftige Pferde jeden Alters errichtet. Neben luftigen Ställen sind dort ausgedehnte Wiesen mit reichlichem Graswuchs vorhanden, und an den Ufern des Potomac , in dem die Tiere mit Vorliebe baden, spenden zahlreiche alte Bäume dichten Schatten. Nicht nur jüngere Pferde tummeln sich dort, auch alte, im Stadtleben abgetriebene Gäule per suchen im Genuß einer lange entbehrten völligen Freiheit noch einmal die Sprünge ihrer weit zurückliegenden Fohlenzeit. Der Preis für den Unterhalt eines Pferdes in diesem Ferienheim beträgt für die Woche zwei Dollars und ist deshalb so niedrig gehalten, damit möglichst viele Pferdebefizer von dieser Gelegenheit, ihre Tiere wieder zu Kräften fommen zu lassen, Gebrauch machen fönnen. Bei reichlichem und guten Futter und dem dauernden Aufenthalt in frischer Luft erholen sich auch die müdesten Arbeitstiere schon nach zwei bis drei Wochen in überraschender Weise und wie die Menschen fehren auch fie erfrischt und gestärkt von ihrem Urlaub zum harten Tagesdienst zurüid. Bie Briggs fagt, geminnt fein Unternehmen, das er im vergangenen Jahre begonnen hat, dadurch stets größeren Anklang, daß die Pferdehalter von ihren auf Urlaub gewefenen und dadurch gekräftigten Tieren größere Arbeitsleistungen erzielen fönnen, als vorher, und so hofft er, daß solche Erholungsheime auch noch an andern Orten der Vereinigten Staaten eröffnet werden.