Beilage
Freitag, 21. November 1930
An Der Abend
rappal
Shalausgabe des Vorwaires
Geben Sie mir eine Stempelkarte!
Eines schönen Tages.
Ein Lebensweg 1930/ Von Erich Preuße
Das beginnt so: Schon lange geht in den Arbeitsfälen und Kontorgebäuden der Fabrik ein Gemurmel und Gewisper um, daß rationalisiert werden soll. Ein Ingenieur hat ausgefnobelt. daß zwei, drei Handgriffe am fließenden Band überflüssig sind. Das gibt der Betriebsleitung die Möglichkeit, einige Arbeiter zu entlassen. Eines schönen Tages legen die Angestellten ihre dicken Bücher beiseite, funkelnagelneue, nickelblizende Maschinen werden aufgestellt und verrichten auf dünnen Kartons und langen, bandwurmförmigen Papierstreifen die frühere Federhalterarbeit. Und so kommt es, daß unter anderen der Arbeiter Friz Maschke seine Papiere und der Angestellte August Seefer II noch ein höfliches, anerkennendes, beinahe liebenswürdiges Entlassungsschreiben dazu erhält.
Die beiden Arbeitslosen gehen nach Hause. Sie sind ein wenig betäubt, ein dumpfer Druck setzt sich in ihrer Stirnhöhle fest, genau über dem Nasenbein, ein Bürgen steigt in der Kehle hoch: Was nun??? Die Sonne scheint, der Verkehr brandet wie immer in geraden, schönen Straßenzeilen, da sind die vertrauten Plätze, die gepflegten Gärten und doch ist alles anders: gestern war das cuch für Maschte und Heeser II da, heute gehört es den anderen, denen mit einer Eristenz.
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Frizz Maschte wohnt im Hinterhaus, drei Treppen. Er stapft die abgewekten Stufen hinauf, zögert vor der Wohnungstür. Die Frau und das Kind warteten bereits, die Tür wird geöffnet, die Frau strahlt, sieht das bedrückte Gesicht ihres Mannes, stutzt, der Mann macht eine müde, abwehrende Bewegung, die Frau beginnt zu weinen, das Kind meint mit.
Das Essen wird falt, niemand mag etwas, dumpfes Schweigen lastet zwischen den drei Menschen, unterbrochen wird das Schweigen vom Schluchzen der Frau, von den Fragen des Kindes, das nicht begreift, warum die Eltern traurig sind.
,, Morgen muß ich zum Möbelhändler und ihn bitten, daß er die Raten stundet. Ein Glück, daß mir nur eine neue Kücheneinrichtung angeschafft haben!" sagt der Mann.
Die Frau nickt....
,, Täglich dreißig Mart und mehr!" Der Angestellte August Heeser II wohnt im Vorderhaus eine Treppe, möbliertes Zimmer bei Frau Lembke. Er ist noch jung, und es ist das erstemal, daß er arbeitslos ist. Er berichtet der Wirtin von dem Mißgeschick, das ihn betroffen hat. Sie bedauert ihren Mieter und perfucht ihn zu trösten. Ich bin doch jung, id) bin doch ein Mann!" jagt August Seefer II und bläst sich ordentlich auf. Ich werde schon nicht verhungern und um Ihre Miete brauchen Sie feine Angst zu haben!"
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Am nächsten Tage zieht er mit gläubiger Miene in den heiligen Krieg. Er spricht bei Bekannten vor und legt sich eine Liste seiner Beziehungen an. Er- fauft Schreibpapier und schicht Bewerbungen los. Bon seinen Bekannten und Beziehungen erhält er nebst guten Wünschen und manch treuem Händedruck das Versprechen, bei Gelegenheit mal an ihn denken zu wollen.
Das Artilleriefeuer seiner Bewerbungsschreiben verpufft im Sand, alles Blindgänger. Der Deutschen Reichspost hat er für etliche zwanzig Mark Ware abgekauft.
Er schreibt auf Anzeigen: Täglich dreißig Mart und mehr spielend leicht zu verdienen! Vertrieb von fonturrenzlosem Massenartikel für dortigen Bezirk zu vergeben. Jeder mann ist Käufer!" Er schreibt sich die Fingerspitzen platt. Aber die Leute wollen alle, ehe sie jemanden an die überreich plätschernden Bronnen ihrer ungeheuren Verdienstmöglichkeiten heranlassen, Beträge von fünfzig bis fünftausend Mart haben. Die Leute brauchen Das Geld unbedingt zweds llebernahme" oder zwecks Sicherstellung". Die fleinen, barmherzigen Arbeitgeber verlangen nur 50 Pf. oder eine Mark. Dafür liefern sie Prospekte. Die Prospekte klären August Heefer II ganz genau auf, wie er es machen muß, um spätestens in einem Vierteljahr gesund und behäbig dazustehen. Manche Unternehmer schicken auch nebst den segens: reichen Prospekten nach Einzahlung einer Reichsmart ein Müsterchen des Bombenmassengeschäftes. Einen Patentmilchübertodring oder ein ganz hervorragend praktisches Kartoffelschälmesser oder ein Fläschchen verblüffend effektvoller Möbelpolitur Marke Wichshere oder einfach und bieder ein Stückchen Blumenseife.
Wie leicht ist der Weg zum Reichium! Heeser II hätte sich nur ein reichhaltiges Lager diefer Gegenstände zuzulegen brauchen. Dazu der unschätzbare Rat der unfehlbaren Prospekte und Anweisungen. Die Aussichten sind verwirrend. Er versucht auch manches, aber das Interesse der heutigen Bevölkerung für Patent milchüberfochringe, moderne Kartoffelschälmesser oder Wichsheren
ist wirklich bedauerlich gering.
ist die einzige Abwechselung. Jetzt erst merkt August Heeser II, daß es Jahreszeiten gibt.
Was tat er denn früher, wenn er am Morgen ins Büro zog? Er schnupperte, ob frischer Wind wehte, jah mal nach dem Himmel: Heute möchte ich zu Hause bleiben können, ich habe es an den Mandeln. Oder er dachte: Heute abend will ich baden gehen, es ist warm. Und am Abend sah er, daß er in einer Jahreszeit lebte, in der es um sieben Uhr noch hell war, oder daß der Winter schon wieder so nahe war, daß die Straßenlampen brannten. Dann dachte er: Heute könnte ich eigentlich ins Kino gehen.
war
Und das war sein Leben gewesen. Er war sehr glücklich. Am ersten jeden Monats hatte er sein Gehalt heimgebracht, es nicht viel, aber es hatte gereicht. Er hatte den Kopf hoch getragen, nicht aus Eitelkeit, sondern aus Sicherheit.
Jetzt ist seine Eristenz durch einen einfachen direttoralen Be schluß vernichtet. Nachts macht er manchmal auf und stürzt zum Fenster und reißt die Vorhänge weg. Aber was ist schon draußen? Wind, Nacht und Sterne. Und von den Sternen fällt fein Brot und keine Mark auf die Erde. Das graue Elend spinnt seinen Sad und wirft ihn August Heeser II über den Kopf. Er liegt ganze Tage im Bett, er ist immer todmüde vom Treppauf- und Treppablaufen, er ist der Bitten und Demütigungen müde..
Der Monats erste ist vorüber. Die Wirtin fegt den Flur. Sie stößt mit dem Besen gegen die Tür. Es sind harte, böse Stöße. Das soll heißen: Komm heraus du Schuft! Heraus und bezahle deine Miete! Heeser II Hat Halluzinationen: Er sieht den Postboten einen Brief bringen:... und bieten wir Ihnen
200 Mart Monatsgehalt..." Es ist nichts. Im Flur ist es still geworden. Heefer II zieht sich geräuschlos an, er mustert seine Habe und packt ein Paket. Dann drückt er sich durch die Wohnungstür. Die Wirtin poltert in der Küche.
,, Mehr wie 60 Mart fönnen wir Ihnen nicht geben!" Heefer II sieht hilfeflehend von einem zum anderen. Doch das sind Frauen, in deren Augen das schreckliche ,, Was nun?" sich widerspiegelt; Frauen, ausgehungert und zermürbt wie er, die ihre letzten Sachen zum Leihamt bringen. Zeit zum Ueberlegen ist nicht viel, der Andrang ist groß.
Hunderte, Tausende Millionen...
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Wie fizen August Heeser II die Kleider! Heute morgen hat er den Kaffeesaß aus der Kanne geholt, nur, um etwas im Leibe zu haben. Zucker gibt die Wirtin schon lange nicht mehr. Es ist falt. Er wandert durch die Straßen, ohne auf die ihm entgegenkommenden Leute zu achten, die er anrempelt. Seine Knie und
Hüften schmerzen, das kommt vom Hunger. Er ist wie betrunken. Ein mit Eisenschienen beladener, Wagen rumpelt um die Straßenecke. Das Warnungssignal, ein am Ende der Schienen befestigtes Tuch, flattert im Winde.
Der Mensch fam alles. Er ist start. Aber er fann richt seinen Magen zusammendrücken und ihm befehlen: Belle nicht! Heeser II geht zum Arbeitsamt. Frizz Maschke ist auch schon da. Mit ihnen warten Hunderte, Tausende, Millionen. Geben Sie mir eine Stempelfarte!"
Aus der alten in die neue Zeit
Die Erinnerungen eines Generals
Die Memoiren des 75jährigen Generals der Infanterie Berthold von Deimling Aus der alten in die neue Zeit" ( Berlag Ulstein) haben einen besonderen Wert, weil neben den Lebenserinnerungen Hindenburgs kein Werk aus der Memoirenliteratur der Nachkriegszeit so vornehm und fachlich gegenüber der. Vergangenheit gehalten ist wie Deimlings Arbeit.
Deimling wurde 1853 als Sohn eines großherzoglich badischen Auditors geboren. In Hornberg im Schwarzwald verlebte er seine Kindheit. In Freiburg besuchte er das Lyzeum zusammen mit Konstantin Fehrenbach , dem späteren Reichskanzler. In die Jugendzeit fielen die Ereignisse von 1864, 1866 und 1870, die Zeitgeschehnisse wedten in dem Achtzehnjährigen die Neigung zum Soldatenberuf. Sein Bater freilich wollte ihn studieren lassen. Langer Kämpfe bedurfte es, bis der Junge sich durchsetzte. Diensteifer und Begabung schafften ihm eine rasche Karriere. Er tam zur Kriegsakademie und in den Generalstab. Nach kurzer Dienstleistung als Kompagniechef im Osten und Westen, bei Stäben von Divisions- und Generalfommandos wurde er wieder in die ,, Große Bude" in Berlin zurückgerufen und als enger Mitarbeiter des Generalstabschefs Graf Schlieffen verwendet. Großes Er eignis wird in diesem Soldatenleben die Berufung nach Deutsch südwest afrika während des Hererokrieges. Dazwischen lag füdwestafrika während des Hererokrieges. sein mißlungenes Debut im Reichstag, von dem er selbst sagt, daß ,, mir mein Temperament einen Streich spielte". Später Brigadekommandeur in Mülhausen , Divisionstommandeur in Freiburg im Breisgau, war er dann als Korpskommandeur in Straßburg im Breisgau , war er dann als Korpstommandeur in Straßburg im Falle Zabern Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Kriege kämpfte sein Korps in den Vogesen , an der Aisne , in Flandern , vor Verdun und an der Somme. 1917 verabschiedet, lehnte er als General der Infanterie a. D. den Eintritt in die Vaterlandspartei ab und stellte nach der Revolution seine Kräfte in den Dienst der Republik und vorzüglich des Reichsbanners Schwarz Rot Gold, dessen Reichsausschuß er angehört.
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Der bürgerliche Infanterieoffizier Deimling hat eine äußere Karriere und eine innere Entwicklung hinter sich, wie wenige seines Berufes. Vielleicht weil er zeitlebens bemüht war, zu lernen. Schon 1880 notierte er sich aus den Vorträgen des späteren Feldmarschalls von der Golz- Pascha an der Kriegsakademie über die Gedanken des Generals von Clausewitz den Hauptsaß, daß der Krieg nichts ist als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel", und er bedauert, daß im Weltkrieg der Staatsmann in eine verhängnisvolle Abhängigkeit von dem rückfichtslosen Willen des Feldherrn geraten ist und zum Unglück
Einmal versuchte er es mit einer garantiert fünfundzwanzig Den ersten Flaggenstreit erlebt er 1882 in Kiel , wo Prozent Kohle fparenden Patents parfod herdplatte. Die ein schwarzweißrotes Schilderhaus der faiserlichen Marine durch ein Patentspartod erste Tür, vor der er mit seiner bahnbrechenden Erfindung haft schwarzweißes der föniglich preußischen Armee ersetzt werden machte, wurde ihm von einem Herrn geöffnet, der linksbeinig aus sollte. So unwichtig der Borfall an sich ist, so beleuchtet er doch dem Bett gekommen sein mochte.., llnerhört!" sagte dieser Herr die Tatsache, daß die schwarzweißrote Reichsfahne im schnaubend vor Entrüstung ,,, unerhört am frühen Morgen schon Heer niemals die Rolle gespielt hat, die man ihr nachträgdiese Schnorrereien! Unerhört vastehnse? Belästigung vastehnje? lich zuweisen möchte. vastehnse? Belästigung vastehnfe? lich zuweisen möchte." Der Süddeutsche Deimling erinnert sich daScheren Sie sich mit Ihrer garantiert fünfundvierzigprozentigen bei wohl daran, daß 1871 in weiten Kreifen des deutschen Volkes Blatte zum Deibel, vastehnje?" Bumsmar die Tür zu. August die schwarzrotgoldene großdeutsche Fahne von 1848 mehr SymSeefer II rafte nach einer Salve von schrecklichen Flüchen die pathien besaß als das Bismarcsche Schwarzweißrot. Treppe hinunter.
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Leihamt.
Frau Lemble ist mächtig fühl gemorden ihrem Mieter gegenüber, feit er arbeitslos ist. Lja", sagt sie und zuckt die Achseln hoch ,,, tja, Absazkrise, Zusammenlegung, Rationalisierung, Entlassungen, davon liest man alle Tage. Aber wir müssen sehen, mie mir meiter fommen. Sind schlechte Zeiten, tja!"
August Heeser II. duct sich zusammen, als sei er schuldig. Wie lange ist es her, daß er arbeitslos wurde? Er meiß es nicht. Er steht des Morgens auf und weiß: Du brauchst nirgends hin, du hajt feine Stelle. Die Some scheint, und es regnet. Das
Ein Schlaglicht auf ihre Zeit wirft eine Aeußerung, die Deimling Schlieffen in den Mund legt. Bei den Kaisermanövern hatte man dem Generalstabschef v. Schlieffen zum Vorwurf gemacht, daß er den Kaiser immer fiegen laffe. Schlieffens Antwort: Man kann im Zweifel sein, ob es richtig ist, daß der oberste Kriegsherr selbst führt. Aber darüber fann fein Zweifel bestehen, daß er siegen muß, wenn er führt." Ein Ausspruch, der für Wilhelm II. mie für die milhelminischen Manöver gleich vernichtend ist.
Als Brigade - und Korpskommandeur im Elsaß lernte Deimling den Gegensatz zwischen der Bevölkerung des Reichslandes
und der Beamtenschaft, namentlich dem Militär kennen. 1912 und 1913 schon hörte man viel mehr als früher französisch sprechen. Vorträge französischer Redner wurden demonstrativ opplaudiert. Wenn im Theater französische Trupps gastier
ten, herrschten Beifall und Begeisterung. Der Einfluß des ganz in französischen Anschauungen erzogenen Klerus auf dem flachen Lande und der fulturell nach Frankreich tendierenden Elite der Bourgeoisie in den Städten tat seine Wirkung. Deimling sagt: „ Aus diesem heißen Boden ermuchs der Fall 3abern, aus der schnoddrigen Unbedachtsamkeit eines 20jährigen Leutnants wurde ein politisches Ereignis von internationaler Bedeutung, das dem deutschen Ansehen schweren Schaden gebracht hat." Dengegenüber erfennt Deimling die Haltung der Elsässer bei Kriegsausbruch hoch an und fügt bitter hinzu:„ Erst später ist durch die Fehler Jandesunkundiger Offiziere der gute Wille der elsässischen Bevölke rung übermäßigen Belastungsproben ausgesetzt worden. Man kann nicht auf der einen Seite nationale Hingabe verlangen und auf der anderen jedes Vertrauen versagen."
Hart beurteilt Deimling auch die deutsche Oberste Heeresleitung in den ersten Wochen des Krieges.„ Das deutsche Hecr, wohl an Schulung und Kampfkraft das beste, das die Kriegsgeschichte fennt, mußte sich in der Schicksalsstunde Deutschlands verbluten, ohne einen Feldherrn zu haben." Schon im es an Artilleriemunition. General September 1914 fehlte. von Falkenhayn , der Nachfolger Molites, befahl jogar, das feindliche Artilleriefeuer zu unterlaufen": Mit grimmigem Hohn haben wir diesen Befehl vom grünen Tisch entgegengenommen. Wir wünschten nur, daß die Herren von der Obersten Heeresleitung uns einmal vorgemacht hätten, wie man feindliche Granaten ,, unterläuft". Wir hätten es dann schon nachgemacht."
In der Hölle von Verdun verschärfte sich der Gegensatz zwischen dem Korpskommandeur und der Obersten Heeresleitung:„ Schon im April glaubte fein Mensch mehr daran, daß mir Verdun noch nehmen könnten.„ Aber wir werden Frankreichs Heer vor Verdun zum Ausbluten bringen, wir werden es zermürben," fagte mir mein Stabschef. Auch der Armeechef von Knobelsdorf und General von Falkenhayn seien der gleichen Ansicht. Jedesmal, wenn ich solches Gerede hörte, packte mich die Wut. Als ob wir selbst nicht auch ausbluteten! Und schließlich hatten wir doch selbst weniger Blut zu verlieren."
Es war unvermeidlich, daß sich das Verhältnis zwischen der sturen Obersten Heeresleitung und dem freimütigen General immer mehr zuspitzte: Deimling wurde verabschiedet, weil ein gedeihliches Zusammenarbeiten mit ihm in Frage gestellt sei".
Mühsam, unter schweren inneren Kämpfen, findet der verab schiedete General den Weg in die neue Zeit. Offen befennt er: Nicht aus theoretischen Erwägungen, noch weniger aus persönlichen Gründen bin ich zur Republik gekommen. Aus der Not des Vaterlandes heraus habe ich zu ihr gefunden. Im Laufe der Zeit erst bin ich aus einem„ Bernunftrepublikaner" zu einem Demofraten mit Leib und Seele geworden." Schon 1919 stellt er sich vor den viel befehdeten Erzberger und wendet sich gegen das Ludendorffsche Märchen vom Dolchstoß. Dann ringt er sich durch bis zum Bekenntnis für das Reichsbanner. Die drei Offiziersverbände aber erklärten ihn acht Tage darauf öffentlich in Acht und Bann. Deimling schreibt: Für einen alten Offizier, der so wie ich an seinem Beruf hing, war es natürlich im Anfang schwer, so plötzlich jeden Zusammenhang mit den Kameraden zu verlieren. Nur finsterer Kastengeist kann es fertig bringen, einen Menschen gesellschaftlich zu ächten, weil er eine andere politische Meinung hat und fic ehrlich vertritt.... Aber ich habe in republikanischen Kreisen so viele prächtige vaterlandsliebende Männer fennen ge lernt, daß es mir an persönlichen Freunden nie gefehlt hat." Henning Duderstadt.