Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts
red
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Rr. 564
B 281 47. Jahrgang
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Das Mostaner Zentralfomitee und die Zentral kommiffion der Kommunistischen Partei haben beschlossen, den ehemaligen Vorsitzenden des Rates der Volkskom. missare Groß- Rußlands Syrzow, den ehemaligen Bor Adolph Hoffmann liegt zur letzten Ruhe aufgebettet in feiner| bekannt geworden. In der Wohnung sind bereits die ersten sitzenden der Kommunistischen Jugend- Internationale Berliner Wohnung. Inmitten der großen Mietfasernen hinter dem Kondolenzbesucher erschienen. Schazkin und das ehemalige Mitglied des Zentral. Tomitees der Kommunistischen Partei Lominadje and dem Zentralfomitee und der Zentralfontrollkommission
Zum Tode Adolph Hoffmanns
auszuschließen.
Die Zentralfommission beschloß, den ehemaligen Sowjetbotschafter in Paris Rokowski, der in her Ber bannung in Astrachan lebt, wegen fortgesetter Prope ganda gegen die Parteileitung nach Sibirien a berbannen.
Zum Ausschluß von Syrzow, Lominabse und Schazkin wird noch folgendes befanntgegeben:
Alle drei Personen haben das Vertrauen der Partei mißbraucht und eine politische Gruppe gebildet, die die Sabotage ber Parteipolitit zum Ziel hatte. Es wurde festgestellt, daß alle dret Ausgeschlossenen
den Fünfjahresplan als Komödie und die Stalino traktorstroi- Werke( eines nach Stalin benannten Unternehmens für den Bau von Traktoren) als Potjemkin- Werke bezeichnet hätten.
Sie hatten außerdem in Arbeiterversammlungen Staatsgeheimnisse öffentlich preisgegeben. Das Verbrechen dieser drei Personen fei besonders schwerwiegend und müsse daher bestraft merden nach den Richtlinien, die die Zentralfontrollkommission be schyloffen habe. Die Gruppe wird nicht nur aus dem Zentralfomitee und der Zentralkontrollkommission entfernt, sondern auch aus der Gesamtpartei ausgeschlossen werden. Die Ange fchuldigten werden als Ronterrevolutionäre betrachtet.
Sein Arbeitszimmer gleicht auch heute morgen noch dem Zimmer eines raftlos Tätigen. Bücher und Zeitschriften liegen noch auf gefchlagen, die leßten Zeitungen hat er aber nicht mehr durchgesehen, fie liegen abseits. Auf seinem Tisch liegen verstreut Briefbogen, bie mit großen Lettern beschrieben sind. Seine Hand mar schon unsicher, die Buchstaben sind ungelent, feine Unterschrift start verschnörkelt. Einige Aufzeichnungen sind aber doch noch leserfich, fo der Spruch der auch seinen Grabstein schmücken foll:„ Bieles bat er gewollt. lnb gefan, was er gefonni."
3m Schlafzimmer Regt er aufgebahrt. Seine Gefichtszüge finb glatt unb ruhig. Man hat zuerst den Eindruď: er schläft. Sein immer reger Geist war auch bis vor seinem Tode noch lebendig. Er hat auch in der Zeit, als er schon das Bett hüten mußte, immer noch gearbeitet und feinen Angehörigen in langen Auseinandersetzungen, ja fast in Bersammlungsreden seine politischen Auffassungen dargelegt. Sein Versammlungskalender zeigte noch bis in die letzten Tage Notizen. Frauenleseabende, Zahlabende maren noch eingezeichnet, und er selbst hatte noch bis in die letzten Stunden die Hoffnung, noch einmal aufstehen zu können, um seine politische Arbeit wieder aufzunehmen. Seiner Frau hat er noch Dor wenigen Lagen längere Gedichte diftiert, die er sogar mehrfach abänderte, bis er die richtige Fassung für seine Gedanken fans. Auch noch am Tage vor seinem Tode war er lebendig und lebensfroh. Ohne Schmerz ist er am Montagabend eingeschlafen.
Alexanderplatz , in der Prenzlauer Straße in einem Neubau an der Die Einäscherung Adolph Hoffmanns findet ant Ede Hirtenstraße, wohnte er in den letzten Jahren. In den Sonnabendnachmittag 4 Uhr im Krematorium Gerichtheutigen Morgenstunden ist sein Tod der Berliner Arbeiterschaft straße statt.
Ingenieur Schädling.
Jeder Spezialist ist in Sowjetrußland verdächtig! Die sogenannte Beweisaufnahme im Ramsin Prozeß wird einer reinen Agitationsversammlung immer ähnlicher. Zeugen fagen über die Meinungen aus, die der in der Emigration lebende Misjufow über diesen Interventionsfrieg geäußert haben soll, Artikel von Poincaré aus dem„ Erzelsior" werden verlesen, und der unermüdliche Ramsin , der am laufenden Band Geständ nis auf Geständnis, Enthüllung auf Enthüllung fabriziert. Jede fachliche Entscheidung auf volkswirtschaftlichem Gebiete wird allmählich als„ Schädlingsarbeit" angesehen. Es gibt feine Leute mehr in Rußland , von denen Ramsin nicht bereit wäre, zu gestehen, daß fie„ Schädlingsarbeit" getrieben haben, und wenn ihm die GPU. vorschreibt, wird er ganze Bände über die Schädlingsarbeit vor Stalin gestehen.
Es wäre lächerlich, wenn nicht das Grauen von Massenerfchießungen dahinter stünde. Jetzt ist es noch eine schauerliche Komödie aber bald wird es eine Blutorgie fein!
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Dies Grauen dedroht alle die, die in Rußland etwas leisten.
In dem Propagandabericht der Tag" heißt es:
anteil an der Hauszinssteuer ja vorwiegend bestimmt ist,
Gegen den Oberstaatsanwalt.
London , 2 Dezember.( Eigenbericht.)
gegen die in der Anklageschrift zum Ramfin- Brozeß enthaltenen Die englische Regierung hat burch ihren Botschafter in Mostau gegen die in der Anklageschrift zum Ramfin- Prozeß enthaltenen Berdächtigungen der früheren und gegenwärtigen englischen Regierung Protest einlegen lassen. Henderson gab im Unterhaus am Montag von diesem Protest Kenntnis. Auf die Frage, mas die Regierung zu tun gedente, wenn Rußland auf den Protest hin die gegen die englische Regierung erhobenen Beschuldigungen nicht zurücknehme, erwiderte der Außenminister, daß er den Bericht seines Botschafters abwarten müsse, ehe er Mitteilungen über weitere fünftige Schritte machen könne.
fondern in fich fieigerndem Ausmaße. So stand z. B. Berlin auf dem Gebiete des Wohlfahrtswesens von allen preußischen Städten mit mehr als 200 000 Einmohnern im Rechnungsjahr 1929 mif einem Zuschußbedarf von 55,45 21. je Einwohner an zweiter Stelle 1929 find die Wohlfahrtsausgaben aber, wie bekannt, erheblich anbei einem Durchschnittssak für diese Städte von 38,84 M. Geit gewachsen. So ist, um nur eins herauszugreifen, die Zahl der Wohlfahrtserwerbslofen in Berlin von August 1929 bis August 1930 um 276,43 Pro3. gestiegen; bis zum November 1930 erhöhte sich dieser Steigerungsfag bereits auf 345,70 Pro3.
Autolotfe im Bett verbrannt.
Als er vor dem Einschlafen eine Zigarette rauchte. Auf entsetzliche Weise ist heute früh der 33jährige Autoloffe Willi E. ums Leben gekommen.
E. wohnt im 2. Stockwerk des Seitenflügels Friedrichstraße 249. Gegen 9 Uhr wurden Mieter auf starken Brandgeruch aufmerksam, der aus der Wohnung E.'s drang. Schließlich alarmierten die Leute die Feuerwehr. Als die Beamten in die Wohnung einbrangen, schlugen ihnen die hellen Flammen entgegen. Der Brand konnte schnell gelöscht werden. Bet den Aufräumungs arbeiten machten die Feuerwehrleute einen größlichen Fund. Auf dem Fußboden neben dem Bett lag die bis zur Untenntlich. teit vertohlte Seiche des Wohnungsinhabers. Nach den bisherigen Feststellungen scheint es, daß E. spät nachts angeheibert heimgefehrt ist. Er hat sich dann im Bett wahrscheinlich noch eine 3igarette angezündet und ist dabei eingeschlafen. Der glimmende Die Bahlfahrtslaften, für beren Dedung der Gemeinde Reft feste bas Bett in Brand, fo baß E. hilflos verbrannte.
Der Magiftrat der Stadt Berlin hat dem preußischen Staafs. „ Als Zaritscheff ferner verschiedene Methoden der Schädlingsrat zu deffen Haushaltsberatungen soeben zwei Dentschriften tätigkeit in der Delindustürie aufzählte, nannte er eine Reihe überreicht, die sich erneut mit der ungerechten Behandlung befannter Ingenieure, die diese Schädlingsarbeit beder Reichshauptstadt beim preußischen Finanzausgleich befassen und trieben." die Forderung nach einer Verminderung dieser Ungerechtigkeiten bereits für das Nofjahr 1931 erheben. Die Stadt Berlin verlangt die Beseitigung oder doch Milderung der sogenannten relativen Garanfie und eine gerechtere Berücksichtigung bei der Berteilung der Hauszinssteuer.
Eine Reihe bekannter Ingenieure" mind also die Zahl der Schlachtopfer vermehren, die die Sowjetregierung liftenmäßig ein geordnet auf Lager hält, um fie nach Bedarf zu erschießen.
Es muß eine Lust fein, in einem Lande als Ingenieur zu arbeiten, in dem die Staatsgemalt mit den mächtigsten Mitteln bem Bolle einrebet, daß Ingenieur gleió Shädling fei
3n den Dentschriften heißt es: