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Rummel im Winter

Wenn die Not tanzen geht

Unweit der Hauptverkehrsstraße, ein fleiner Bart, eigentlich ein paar Wege nur mit etwas Gras dazwischen; an Sommer. abenden wandeln Liebespaare hier. Aber jetzt ist es schon zu falt zum Bandeln, die Liebespaare haben sich in die Kinos geflüchtet, Der Bart mird deswegen schon um 8 Uhr geschlossen. Jedoch da­neben ist lauter Betrieb. Indefinierbare Musit tönt herüber, ein mufitähnliches Getöse mehr, beim Näherkommen hört man Stimmen­gewirr, einzelne laute Rufe. Hinter einem Breiterzaun spielt fich das Ganze ab, und über dem Eingang steht Bergnügungspart".

Glück und Abenteuer".

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Das brüllt durcheinander, der ganze Blazz ist mehr in Geschrei als in ein spärliches Licht gehüllt. Aber die geringe Beleuchtung ift gut so, denn es sieht alles recht armselig aus, von Wind und Wetter arg mitgenommene Bretterbuden, die Zeltdächer sind oft geflidt. Ein paar Glüdsbuben", eine Erfrischungshalle, eine russische Schaufel, eine Schau seltsamer Abenteuer" aber die ist geschlossen, eine Luftschautel eine schwebende Tanzdiele und in der Mitte die besondere Attraktion: eine etwa 10 × 15 Meter große Fläche, darauf kleine einfizige Wagen, die durch eine Zuleitung mit der stromgefüllten Dede in Verbindung stehen. Wird der Strom eingeschaltet, fann man mit dem Wagen fahren wie mit einem Hanomag, nur mit etwas mehr Getöse. Hier Die Draußenstehenden tauschen sachverständige Bentertungen aus. Es sind fast alles halbwüchsige Jungen, viele mit einer trauri­gen Eleganz gekleidet, aber trotz der Kälte ohne Mantel- und das sicher nicht aus Uebermut. Arme Kerte, die nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Zu Hause wenn sie ein Zuhause haben ist es ungemütlich und langweilig Geld haben sie nicht, es reicht nicht einmal fürs billige Dreißigpfennig- Kino oder für die Kneipe. Im Vergnügungspart" tann man sich schließlich auch ohne Geld aufhalten, zusehen loftet nichts.

ist andauernd Betrieb.

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Lachen ohne Ende."

Mädchen fieht man hier wenig, bie find brüben in der schmebet. den Tanzdiele". Ein Plakat verheißt achen ohne Ende", für einen Groschen fann man hinein und gelangt in ein seltsames und merkwürdiges Tanglofal. Eine große runde Scheibe, die Tanz­diele, befindet sich in Mannshöhe in drehender und schaufeinder Bewegung. Das Tanzbändchen fostet für Herren 25 Pfennig, für Damen 15 Pfennig. Oben auf der Diele drehen und schieben sie nach den Klängen einer drei Mann starten Stapelle; irgendwo steht angeschlagen: Das Betreten der Tanzfläche geschieht auf eigene Gefahr". Unten sitt man an Tischen und ruht sich aus. Berzehrt

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wird hier nichts, obwohl ein anderes Platat aufmerksam macht: Zische und Stühle sind nur zu Restaurationszweden zu benutzen". Daneben steht Damen ist das Rauchen verboten"; fie sind hier sehr sittlich, deswegen ist auch ,, Kindern das Betreten der Tanz­fläche nach 8 1hr verboten". Aber die Damen denken nicht ans Rauchen, sie sind glücklich und tanzen ununterbrochen, vergessen die Mühsal der Arbeit oder die zermürbende Langeweile der Arbeits­losigkeit Fast alle haben den Mantel anbehalten, obwohl Kleine Garderobe 5 Pfennig, große Garderobe 10 Pfennig" nur toftet. Aber für viele werden die 25 oder 35 Pfennig Eintrittsgeld und Tanzbändchen schon Opfer und Verzicht auf vielleicht Wichti­geres und Notwendigeres bedeuten für 25 Pfennig bekommt man ein Mittagessen in der Bolksküche. Aber das Leben ist hart und nur wenige Freuden erhellen es, und mir wollen uns alle einmal Dergnügen. Die jungen Burschen und Mädchen, denen man Ent­behrung, Arbeitslosigkeit anfieht, sind mit Ausdauer dabei, Not und Elend ihrer Tage zu vergessen. Musitgetöse und Geschrei der Aus­rufer übertōnt den knurrenedn Magen. Man flaniert an den Buden vorbei. Die ob der schlechten Geschäftslage verzweifelten Verkäufer und Schausteller, deren Aeußeres ebenfalls fein glänzendes Leben permuten läßt, suchen vergeblich Käufer und Schaulustige anzu­locken. Nicht höher als 10, 20 Pfennig ist der Eintrittspreis, aber oder die schaurinen Sachen im Mystik um zu sehen. Myfti­nur selten steigt einer hinein, um den Kraftmenschen zu bewundern tum" ist laut Anschlag gut geheizt", das war schon ein Grund hineinzugehen Und men fönnte es nicht verloden, den Kraft­menschen zu sehen, der frisch- fröhlich Steine zwischen seinen Zähnen zermalmt, während andere nichts zu beißen haben?

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Lebensmittel als Lotteriegewinne.

Faft gar nicht sieht man ältere Leute im Bergnügungspart. Niemals in oder vor den Attraktionen Doch hier, vor einer Lotteries bude, stehen eine ganze Anzahl älterer Männer und Frauen. Aber hier lohnt sich's auch, denn an dieser Bude werden aufreizende Gewinne ausgelost. An einer Schnur hängen Würste, schön glänzende, appetitliche das find die ersten Preise. Auf dem Tische stehen Batete und Tüten mit anderen Lebensmitteln: Gier, 3uder, Mehl. Konservenes ist eine Bracht. Unter 40 Losen sind 3 Gewinne und ein Freilos als Trostpreis. Die lüdlichen Gewinner ziehen strahlenden Auges mit ihren fleinen Bateten ab, das ist doch mal was Reelles". Einmal betam ein sehr verhungert aussehender Junge, ein großer, ichmächtiger Bengel, eine Wurst; er sie sofort und mit Andacht. Und das war eigent. lich das einzige Bergnügen" des Abends: daß ein armer, ver­hungert aussehender Junge eine ganze, ein Pfund schwere Burst essen fonnte Auf einmal und ungeteilt.

Werden Sie Schriftsteller!

Von Ossip Kalenter  

Bei unseren französischen Nachbarn laufen jegt halbseitige Inse­ate in den Zeitungen, die in Fettdruck den famojen Tip geben: Werden Sie Schriftsteller!", und darunter bemerken: Es ist ein Mittel, Ihre Geltung im Beruf zu verboppeln."

Jedem Beamten oder Angestellten, der einmal einen Artikel in der Zeitung peröffentlicht und anderen Tages die tronischen Ge­fichter seiner Roliegen gesehen hat, wird das als ein fader Scherz. wenn nicht als die mit viel List erfonnene Bosheit eines Menschen­feindes erscheinen. Der Legt des Inserates, mit einem gepflegten Bildnis und Sabßgefüge von Marcel Prévost   geziert, wird ihn eines Besseren belehren. Allerdings meint er nicht, daß Sie sich nun in ein stilles Edchen ober, wenn es sie gelüftet, mondän" zu er scheinen, in eine düfte, lichter und flängereiche Bar setzen und mit viel echtem Gefühl und falschen Worten einen Baden Novellen und Feuilletons zusammenschreiben, mit denen Sie die ohnedies von allzu viel Eilfertigem und ungekonntem verstopften Zuflußrohre der Redaktionen verstopfen helfen, nicht, daß Sie, morgens zur Kanzlei mit Aften, abends auf den Heliton" eilenb, Thomas Mann  ober Hedwig Courths Mahler Ronfurrenz machen sollen( bies würde Sie auf einen Abmeg führen und jenes Ihnen nicht gelingen) Ein Schriftsteller ist und die Unzahl der Ausnahmen bestätigt auch diese Regel ein Mensch, der schreiben kann. Und das ist es, was Sie werden sollen. Und womit Sie Ihre Geltung im Beruf und Ihr Einkommen verdoppeln können.

Für gewöhnlich schreibt der Mensch ja nicht Novellen und Feuilletons, Romane, Dramen und Gedichte, nicht sublimierte, zu Kunst veredelte Mitteilungen sondern einfache und unmittelbave: Briefe, Notizen( für sich und andere). Ich weiß nicht, ob Ihnen einmal aufgefallen ist, wieviel Mühe, Zeit und Porto für unnüße Schreibereien verwendet werden, wieviel Briefe nicht zünden, sondern perpuffen, wieviel Telegramme, Annoncen, Rundschreiben, An­schläge erfolglos bleiben oder misverstanden werden und dann eine Unfumme neuer Arbeit und Kosten at Zeit und Geld verschlingen. Es läßt sich daran ermessen, wie wichtig es ist, sich eindeutig und treffend in feiner Sprache ausdrüden zu fönnen. Aber Eindeutig feit und Prägnanz allein tun es nicht, und die Gesetze der Wort und Eaglehre richtig anzuwenden miffen, heißt noch nicht schreiben fönnen. Nicht selten find gerade die forrettesten Briefe die wirkungs. lofesten: wenn ihnen der Ton fehlt, der die Mufif macht. Schreiben fönnen", meint Marcel Prévost  , heißt: sich in der komplizierten Kunst austennen, feine 3been craft in Worte umzufegen, die Säße nach dem Rhythmus des Gedankens zu bilden, dem Stoffe gemäß den Stil zu variiren, banale Formulierungen zu vermeiden und neue zu erfinden. Diese Kunst, die ungefähr im Maße wie das Klavierspiel, je nach Talent und Temperament,( aber doch...) erlernbar ist, lehren also jest in Paris   Institute, denen man feine Schreiben zur Anainje einfchickt und die einem nach bestem Wissen und Gewissen und mit voller Offenheit sagen, was sie davon halten. Aus der Differenz zwischen dem ursprünglichen und dem durch gearbeiteten Tert ergibt sich die Belehrung.

Ich fann feine Briefe schreiben" ist ein Ausruf all derer, die sich einen Brief als eine bogenlange Ballung von Antwortlich Ihres werten vom Soundsonielten beehren wir uns stellen und die sich mit der Bortfunft nicht abgeben, weil sie nicht bedenken, daß einzig Kenntnis und Erfenntnis des Wortes, des Doppelgesichtes, das es als gesprochenes und geschriebenes Bort zeigt, ihnen das Schreiben dessen, mas sie unter einem Brief ver stehen, erspart. Um so beffer einer in feiner Sprache Bescheid weiß, um fo präzifer er sich auszudrüden versteht, um so türzer und Inapper wird er sich fassen fönnen, und um so nachdrücklicher, ein. dringlicher und faszinierender wird sein, mas er schreibt.

Ich mag teine Schreibereien, ich bin ein Mann der Tat" ist

| nichts als eine bequeme Ausrede. Die großen Männer der Tat waren samt und sonders im letzten und besten Sinne Schriftsteller: Cäsar, Napoleon, um nur einige zu nennen; Bismard, Moltke Cafar, Napoleon, um nur einige zu nennen; Bismard, Moltte ( dieser sogar ein Stilist von unendlicher Feinheit).

Wer das Wort hat, hat die Macht.

Ich will mit diesen Zeilen nicht die Errichtung von Stil- Analysie rungsinstituten nach dem französischen   Borbild propagieren. Ich glaube, jeder tann schon dadurch ein wenig schreiben lernen und sich in seinem Beruf. welcher Art er auch sei, größeres Gewicht und höhere Bedeutung verfchaffen, wenn er Zeitungsartikel, die ihm besonderen Eindruck machen, Bücher, die ihm besonders gut ge­fallen, nicht nur auf das Was, sondern auch auf das Wie hin liest, prüft, welche Kohle welches Feuer erzeugt, welche Flamme welches umgefehrt, tommt ihm ein elender Schrieb Licht, und wenn er unter die Augen, den Gründen dieses Elends nachforscht, die Lüden und Halbheiten und Verschwommenheiten und Fehler aufspürt und fich überlegt, wie es beffer zu machen wäre.

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Unsterbliches Theater.

Ist Der Diener 3 weier Herren von Goldoni und bie Gattung, zu der er gehört, nicht im wahrsten Sinne des Wortes un­sterblich? Nicht bloß in dem Sinne, daß unsere Theater, wenn der Karren trotz Zeitstück und modischer Frisur der Klassiker wieder einmal feststedt, zu diesem erprobten Stück greifen. Es repräsentiert das Theater schlechthin: in den stehenden Figuren, die der gewandte Bühnenkenner Goldoni darin noch mitten im aufklärerischen 18. Jahrhundert fonservierte, stecken die ewigen" Typen, die sich vom griechischen Altertum her durch das Mittelalter mit seinen Farcen bis in die neue Zeit erhalten haben und noch in unseren fomischen Berfonen weiter sputen Die Bühnenreformatoren aller Länder haben sie ausgetrieben und verfemt. Aber sie leben immer noch), wenn auch in anderer Gestalt. Und wenn dieses Theater der bloßen Unterhaltung mit solches Frische, die wie Improvisation an mutet, heruntergespielt wird wie in den Kammerspielen bei Reinhardt, der jetzt seinen Lüdenbüßer( im allerbesten Sinne) aus der Komödie" dahin verlegt hat, so hat man nicht bloß fulturhisto­rijches Gefallen, sondern unmittelbarste Freude daran.

Ueberflüssig zu sagen, daß die unsterbliche lustige Person, der Diener Truffaldino  , immer noch Hermann Thimig  , der ver schmitteste und zugleich treuherzigste aller Diener ist. Er füllt mit seinen Streichen das ganze Stück an, er läßt das Publikum nicht aus dem Lachen fommen, und wenn er nut seiner fast anstedenden Freßluft über den ungeheuren Rudelberg herfällt, empfindet das Publikum Angst, daß er darin ersticke. Und um ihn ist lauter Lust am Theaterspiel: Danegger( Bantalone), Friedell  ( als brummeln ber Dollore leider manchmal unverständlich), Baul Lange( der himmellange Bramarbas), Dagny Servaes  ( die sentimentali. sierende Rosaura) und Anni Memes als schnippische Smeraldina fie alle sind wie losgelassen. Dazu Mozarts Mufit, das Drum und Dran der Bühnenbilder und der ganze leicht parodistische Ton ja das ist Theater im ältesten und immer noch wirjamen Sinn.

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K. H. D.

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17. Kreis Lichtenberg  . Die Abteilungen merden gebeten, das Material von der Borwärts"-Filiale Lichtenberg  , Borhagener

Straße 62, abzuholen.

Wetter für Berlin  : Beständig aber nad pielfach nebelig. Temperaturen nahe hai   tull. Schwache südöstliche Winde. Für Deutschland  : Ueberall fortdauer der herrschenden Witterung irgends Niederschläge. Berbreitete Nadhifröste

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Schön ist die Welt!"

Metropol- Theater.

,, Schön ist die Welt  , Lehár   Neuheit der Saison, Barade rolle für Tauber, der Komponist am Dirigentenpult, Winterpremiere des Metropoltheaters: Riesenbeifall, der Serienerfolg ist ga­rantiert. So geht es Jahr für Jahr, und es wird, bei diesem Bublifum, wohl noch viele Jahre so gehen. Und wäre der Text noch läppischer, die Musik noch dageweſener. alte Sache, 1914 dagewesen unter dem Namen Endlich allein*. Der Reihe nach tomponiert Franz Lehár   seine Operetten zum zweitenmal; aber die Musik würde sich ja, wenn er sie heute ganz neu machte, taum anders anhören, wir wissen es aus Erfahrung.

Diesmal ist es eine

Zwischen zwei Operettenatten der herkömmlichen Sorte steht als Haupt- und Mittelstück ein Att ausgewachsene Oper. Nur zwei Personen auf der Bühne, Liebe und fein Ende, Lehárs ,, Tristan und Isolde  ", verwässerter Buccini, verslachter d'Albert, eine Orgie non Kitschigkeit, unbeschreiblich. Gitta Alpar   und Richard Tauber   sind das viel und schön singende Liebespaar. Außerdem ist sie eine Prinzessin, er ist der Kronprinz, und Leo Schüßen= dorf, der zu ihm ,, mein Junge" sagt, ist gar König. Doch der König sagt auch, wie ein Neu- Berliner Geschäftsführer: Die Sache geht in Ordnung." Zum Schluß aber, wenn König und Kronprinz in Galauniform, als fämen sie geradeswegs vom Mastenverleiher, auf der Bühne erscheinen geht doch eine Woge von Heiterkeit durch das Parkett. Das ist, unbeabsichtigt gewiß, der eine Lacherfolg des Abends. Der andere tritt ein, als nach einem von Lizzy Wald­ müller   und Kurt Bespermann gesungenen Duett das Rot läßt. Schön ist die Welt des Berliner   Operettentheaters. ihrer geschminkten Lippen sichtbare Spuren in seinen Gesicht hinter­K. P.

Die Weihnachtsgabe

der Städtischen Oper.

Es find genau auf den Tag drei Jahre her, daß Die Puppenfee in Lizzie Maubrids Inszenierung zum ersten­mal in der Städtischen Oper herausfam. Gestern sahen wir sie wieder, zum größten Teil in der alten Besetzung, als Ganzes aber neu einstudiert.

3mei Möglichkeiten bestehen für die Inszenierung. Entweder deutliche Abgrenzung und klares herausheben der einzelnen Szenen und Tänze, moburch dem Tanzfreund Gelegenheit gegeben wird, alle choreographischen Reize und Finessen nuanciert zu genießen. Dber ein lustiges Auf- und Durcheinander, das den Zuschauer nicht zu Atem und Besinnung kommen läßt und eine bacchantische Ge­famtftimmung erzeugt. Lizzie Maudrid wählte mit gutem Gelingen ben zweiten Weg, den der fröhlichen Hez. Ein Tanz drängt den anderen. Die Auftritte schließen sich fast ohne Zäfur aneinander. Buntheit, Leben, Bewegung. Aus der Fülle der Gesichter heben sich Grote in virtuos vollendeter Akrobatik als Harlekin. Mara Dan­towa ein wenig steif als Puppenfee, Erna Sydow als forsche Trommlerin, die Uhlen als Aschenbrödel, die Kaumanns als Bäuerin und als Struwwelpeter, die Abramowitsch als Chinesin ab. J. S.

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Humperdinds hänsel und Gretel" als Weih­nachtsgabe neu inszeniert, ist zu begrüßen. Humperdinds Musik ist Massische Weihnachtsmusit in gutem Sinne des Wortes, denn das Libretto ist eins der wenigen, bei denen der Text mehr An­laß zum Musizieren bietet. Die Aufführung selbst, in ihrem Bühnen­ablauf beschwingt und zu einer Einheit zusammengerafft, dynamisch, rhythmisch und in ihren naiven Gefühlswerten gut herausgearbeitet, mar bei R. E. Denzler als mufitalischem und Otto Krauß als szenischem Leiter in guten Händen. Aus dem Ensemblesp: el, das Ruth Berglund als Hänsel und Gerhard Süsch als Besen­h. 1. binder führte, wurde in der Tat ein Märchenspiel.

Der erste deutsche Naturpfad.

Das Museum für Naturkunde   in Berlin   hat gemeinsam mit der Staatlichen Stelle für Naturbentmalspflege den ersten Natur pfad in Deutschland   in der unmittelbaren Nachbarschaft Berlins  angelegt, nach einem 1925 vom New- Yorker Museum für Natur­tunde geschaffenen Borbilde. Die Verwaltung des Kreises Osthavel­ land   stellte die Bredowsche Forst zur Verfügung. Wer vom Bahn­hof Fintenkrug rechts der Bahn am Waldrand in Richtung Briefe­lang geht und die Eisenbahnstrede beim Wärterhaus überschreitet, findet etwa 200 meter hinter den Schienen an der Fahrstraße den Beginn des Pfades. Es ist eine Art Freiluftmuseum: Museums. stücke sind die natürlichen Pflanzen und Tiere, die Zeichen ihrer Tätigkeit. Alles ift etikettiert, nicht mit bloßer Namensangabe. fondern in anregender Belehrung. 3. B.: An dieser Eberesche hat ein Rehbock gefegt, d. h. durch Reiben mit seinem Gehörn bie Rinde verlegt. Diese fleine Gruppe Bergahorn   ist nicht ange­pflanzt, sondern hat sich hier vor 8 Jahren selbst ausgefät. Durch die Grundwassersenfung, die in den letzten Jahren große Teile der Bredowschen Forst betroffen hat, ist die Mehrzahl dieser Eschen gipfelbürr geworden. Eschen verlangen Bodenfeuchtigkeit. weißen Flöckchen auf dieser Nessel sind Tiere. Es ist die Nessel­machslaus, die ihren Störper mit ausgeschiedenen weißen Wachs fäden überdeckt hat. Die vor uns liegende Düne besteht aus nähr stoffarmem Sand. Der auf ihr wachsende Eichenbestand ist deshalb troß seines 65jährigen Alters fümmerlich geblieben." So geht es weiter, bis nach 2 Kilometer der Naturpfab neben Forsthaus Bredow auf die Fahrstraße zurüdführt. Die Etikettierung soll im Laufe der Zeit noch vervollständigt werden.

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Die

So war die Absicht bis zu den üblen Erfahrungen, die man mit bösen Bubenhänden in der kurzen Zeit gemacht hat, die nun der Naturpfad besteht. Die Schilder wurden größtenteils herausgezogen und anderwärts eingestedt, Bezeichnungen wurden durchgestrichen, unanständige Malereien angebracht. Das Provinzialschulfollegium muß bei den Berliner   Schulen darüber Klage führen. Der Rat, auf die Bezeichnungen ganz zu verzichten, scheint nicht das rechte zu treffen. In der schönen Einsamkeit dieser einzigartigen Forste westlich Spandau   wird sich auch derjenige, der nicht hinter wiffen­schaftlichen Führern herläuft, gern auf diese ansprechende Weise Und die Erfahrungen bei amerikanischen Groß­belehren lassen. städten zeigen boch, daß es auch ohne Unfug geht.

Ein Staatliches Kindertheater in Berlin  . Mit Unterstübung des Kultusministeriums wird, mie cine korrelponbenz meldet, im An fang des tommenden Jahres bem Berliner Staatlichen Schauspiel­Unter haus ein ständiges Kindertheater angeschlossen merden. Leitung des Intendanten Legal soll für die Aufführungen an diesem Theater eine ganz neue Spielgattung geschaffen werden, deren In­halt sich mit den Problemen der heutigen Jugend befassen soll. Für den Ausdrud dieser neuen Inhalte wird auch eine neue Form er strebt werben, bie meit über die üblichen Märchen- und Kinderſtüde hinausgehen wird, doch sind auch Kinderopern und Schauspiele für Kinder im Rahmen des Spielplans norgesehen. Die neue Bühne mird sich auf die Schüler- Dreanisationen, die bereits für die Auf­führungen von Klaffitern bestehen, fügen und damit ist auch be reits eine Sicherfiellung des Rindertheaters garantiert.