MUT
Jungen- Revolte
Jungen Revolte vor Gericht
Nazi Theater vor Gericht.
Für die kommunistische Presse Anlaß zur Hetze/ Wie es in Scheuen wirklich aussieht listen gegen die Berliner Verkehrsgesellschaft und ihren Arbeiterrat
Bor dem Erweiterten Schöffengericht Berlin- Mitte unter| Borjih von Landgerichtsdirektor Rueder hatte sich heute der verantwortliche Redakteur der kommunistischen Zeitung „ Berlin am Morgen", Dr. Freistadt, wegen Beleidigung der Stadträfin Weyl zu verantworten.
Bei Unruhen im Erziehungsheim Scheuen waren im Früh jahr d. J. bei Edlägereien zwischen den Zöglingen unter Duldung oder Beteiligung von Erziehungsverpflichteten schwere Mißhandlungen vorgefonimen. Der 3ögling Ledebour war seinen Berwundungen erlegen. Die fommunistische Preffe benutzte diesen beflagenswerten Vorfall zu einem eßtampf gegen die zuständige Stodträtin Weyl Berlin am Morgen" schrieb in einem Artikel, daß die Stadträtin den„ Totschläger und Menschenschinder" Straube dies war der Direktor der Anstalt begünstigt hatte. Ihre Rede im Stadtparlament sei ein Muster beispiellofer Heuchelei. Stadträtin Bent hatte darauf Auflage wegen Beleidigung
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erstattet.
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Zu Beginn des Prozesses versuchte sich der Angeklagte zu drücken: der Ausdrud ,, beispiellose Heuchelei" fei nicht auf ihn zurückzuführen. Mit Recht wies, der Vertreter der Nebenklägerin, Rechtsanwalt Dr. Siegfried Weinberg, darauf hin, daß Herr Freistadt Vorsicht für den besseren Teil der Tapferfeit zu halten scheine. Die als Zeugin vernommene Reventlägerin führte aus, daß ihr das Heim Scheuer immer besonders am Herzen gelegen habe. Bis zu den Vorfällen des Frühjahrs hätte sie mit Straube, cinem früheren Lehrer, die besten Erfahrungen gemacht. Scheuen, das ais heruntergekommene Wirtschaft von der Stadt übernommen worden war, sollte von den Jungen selbst aufgebaut werden. Fast immer hätte sie auf die Frage: Wollt ihr nach Scheuen? eine bejohende Antwort bekommen.
In Scheuen gab es weder Mauern noch vergifferfe Fenster.
Am Sonntag durften die Jungen auf die benachbarten Dörfer zum Tanzvergnügen oder zu sportlichen Beranstaltungen, freilich mußten; fie die Woche über arbeiten. Sie sollten sich eben ihr Brot selbst verdienen. Die meisten Jungen wären gerne in Scheuen gemejen. Sie hatten ihre Zucht von 100 Schmeinen, 80 Schafen und 10 Kühen und ein Junge als Vertrauensmann paste genau auf, daß nichts unter dem Marktpreis verkauft wurde. Zu beachten sei aber, daß Straube bei diesen zum Teil doch schmer erziehbaren jungen Menschen beinahe auf sich allein angewiesen gewesen sei. Natürlich hätte es da manchmal Schwierigkeiten gegeben.
Im weiteren ging Frau Weŋl auf die Lüge der fommunistischen Bresse ein, daß fie in Scheuen ein Wochenendhaus beseffen hätte. In Wahrheit hat die Stadt für 60 m. ein fleines Häuschen auf Abbruch gefaust, das als Uebernachtungsstätte für städtische Beamte Ber mendung fand. Als die ersten Nachrichten von der Revolte gekommen maren, fuhr die Stadträtin sofort nach Scheuen und hat sich nicht nur von dem Leiter Straube, sondern auch von den Jungen selbst Bericht geben lassen. Hätte sie vorher von Mißhandlungen das geringste erfahren, so hätte sie ein weiteres Verbleiben von Direktor Straube im Amte unverzüglich unmöglich gemacht. In verschiedenen amtlichen Anordnungen habe sie den größten Nachdruck darauf gelegt, daß in den städtischen Anstalten teine Mißhandlungen stattfinden. In ihrer vierzigjährigen öffentlichen Tätigkeit habe sie sich nie vor einer Berantwortung gescheut und sich niemals gedrückt. So stände sie auch heute zu ihren amtlichen Handlungen. Pflichtgemäß sei durch das Dezernat Herr Straube nach dem Bekanntwerden der Borfälle von Scheuen entfernt worden.
Durch den Nebenkläger und die Berteidigung find zahlreiche Zeugen geladen worden, so daß sich die Verhandlung bis in die fpäten Rachmitagsstunden ausdehnen wird.
Die Entlassungen bei der Verkehrsgesellschaft. Zur Fortsetzung der Verhandlung der von den Nationalsozia eingereichte Klage fand heute vormittag der zweite Termin vor dem Arbeitsgericht statt.
Man erwartete, daß nach den Vorträgen der Prozeßvertreter in einigen Stunden das Urteil gefällt werden könnte, aber es tant anders. Handelt es sich doch für die Wortführer der nationalsozia listischen Kläger
nicht um einen Rechtsstreit, sondern um eine propagandistische Beranstaltung für ihre Partei. Deshalb stellte denn auch der Vertreter der Kläger , König, zu Beginn der Sigung Anträge auf Vernehmung weiterer Zeugen und hielt zur Begründung der Anträge eine Agitations rede, wobei er mehrmals betonte, er werde auf Bernehmung der von ihm benannten Zeugen drängen, und wenn sie nicht vers nommen würden, werde er das Gericht als befangen ab= lehnen, da auch die vorige Sigung gezeigt habe, daß das Gericht die Verhandlung einseitig zugunsten der Beklagten führe. Anträge, da sie nicht zur Sache gehören, sondern nur dem Agita tionsbedürfnis Königs dienen, der sich, wie schon in der vorigen Siguing, so auch jetzt als ungeeigneter Prozeßvertreter gerichtsgesetzes die Zurückweisung des Bertreters König. gerichtsgefches die Zurüdweisung des Bertreters König. treter König, der das Gericht durch mehrfache Drohung mit AbDas Gericht beschloß nach turzer Beratung: dem Prozeßverlehnung in der freien Beschlußfaffung zu beeinflussen versucht hat, vertreter vor Gericht mangelt. Herr König hat den Sizungssaal wird der weitere Vortrag untersagt, da ihm die Eignung als Prozeßfofort zu verlassen.
Sehner vom Gesamtverband ersucht um Ablehnung dieser
ermiesen habe. Sehner beantragte auf Grund von§ 11 des Arbeits
Nachdem sich König demonstrativ entfernt hatte, lehnte ein anderer Bertreter der Kläger , den Vorsitzenden Amtsgerichtsrat Dr. Richter megen Besorgnis der Befangenheit ab. Sierauf murde die Sigung um 11 Uhr zur Erledigung des Ablehnungsantrags vertagt.
Aus Not zum Mörder geworden Volfsbühne: Pallenberg- Premiere
Berzweiflungsschritt eines Banfangestellten.
Familie erschlagen.
Die ganze
Paris , 13. Dezember. In Chambéry ereignete sich eine furchtbare Familien. fragödie, die vier Todesopfer forderte. Ein 48jähriger Bankangestellter erschlug aus Furcht, zu sterben und seine Familie in of zurückzulaffen, mit einem Gummitnüppel seine Frau, feinen achtzehnjährigen Sohn und seine elfjährige Tochter. Dann verübte er Selbstmord durch Einatmen von Leuchtgas .
Es gibt feine Bühne in Berlin , an der so gewissenhaft gearbeitet, an der die lebendige Gestaltung eines fünstlerischen Spiel planes mit solchem Ernst, betrieben wird, wie im Theater am Bülowplay. Die Volfsbühne entwickelt sich zum Theaterfuiturzentrim Berlins . Das fann auch anläßlich der Uraufführung der ,, Defraudanten" festgestellt werden, die zwar einen großen äußeren Erfolg erzielt hat, aber nicht auf der künstlerischen Höhe steht, auf der wir den Spielplan der Volksbühne zu sehen gewohnt sind.
,, Die Defraudanten" zeichnen ein Menschenschicksal, den Ausflug cines Pleinen vermiderten Beamtenlebens in die große Welt, seine Flucht aus der Enge des täglichen Einertets. Das ist schon ein Stoff, würdig einer dichterischen Gestaltung. Soll sich dies Abenteuer auf der Bühne abspielen, jo genügt nicht die dichterische Gestaltung, fie muß auch dramatisch sein, mit anderen Worten: die Handlung muß fich greifbar entwideln, fie muß leben.
Das ist keine Berhöhnung! Die„ Deutsche Zeitung" verspottet das E. A. I. Die Rechtspreffe ist in großer Berlegenheit, weil allentholben die mirklichen Frontfoldaten gegen das Berbot des Remarque - Films protestieren. Sie haben alle Ursache dazu: ist doch z. B. Herr Bäder von der Deutschen Tageszeitung", der bei dem Berbot als Beifizer der Filmoberprüfstelle fungierte, megen eines fehlerhaften Armes niemals Soldat gewesen. Wir machen ihm daraus Der Bersosser der Komödie, Alfred Polgar , geht an feinen Vorwurf. Aber ein natürliches Tattgefühl hätte Herrn diefer selbstverständlichen Aufgabe vorbei. Das ist immerhin mertBäcker hindern müssen, daß gerade er sich zu einer Schiedsrichter würdig. Bolgar, der zu unserer Theaterzunft gehört, ist nicht einer tätigkeit über die Gestaltung des Fronterlebnisses drängte. unter vielen, er zeigt sich als Kritifer als einer unserer Ersten, als Die halb nationalsozialistische Deutsche Zeitung" ist in besonder liebenswürdige und geistreiche Essayist, als den wir ihn in seiner derer But, meil der Berliner Polizeivizepräsident Weiß in einer sonstigen reichen literarischen Arbeit lieben. Botsdamer Reichsbannerversammlung als mirtlicher Fronttämpfer gegen das Berbot seine Stimme erhoben hat. Sie selbst bezeichnet zwar Weiß als Rittmeister der Reserve und Inhaber des E. R. I", fährt aber dann höhnisch fort:
Gleichwohl wird auch Herz Weiß nach zuweisen haben, ob er das Recht hat, zu sagen:„ Wie wir den Krieg an der Front erlebt haben."
Das ist für cin nationalistisch- militaristisches Blatt ein sehr bemerkenswerter Standpunkt. Denn offensichtlich drückt die„ Deutsche Zeitung" hiermit aus, daß das Eiserne Kreuz I. an Leute verliehen wurde, die die Front niemals gesehen haben. Was würde wohl die Deutsche Zeitung" toben, wenn in dem Remarque= Film cima die Verleihung des E. K. I. an Offiziere dargestellt wäre, die niemals die Kugeln haben pfeifen hören! Da hätten mir etmas nou„ Verächtlichmachung" und Besudelung der deutschen Ehre zu lesen bekommen, das sich gewaschen hätte. Selbst aber bezweifelt das nationalistische Biatt in aller Seelenruhe, daß ein Inhaber des E. K. I das Recht habe, sich als Frontfoldat zu bezeichnen.
Nun mag sich die Deutsche Zeitung" beruhigen. Gemiß haben fidh eine ganze Anzahl Stabsoffiziere und Etappenhelden jelber für has E. R. I und andere hohe Auszeichnungen eingegeben und haben es auch erhalten. Daß aber ein Ju de es im Kriege zum Offizier und zum Inhaber des Eifernen Kreuzes I. Rlasse hätte bringen fönnen, ohne sich ganz besonders an der Front ausgezeichnet zu haben, das wird die Deutsche Zeitung" felber nicht glauben!
Erlangen , 13. Dezember.( Eigenbericht.) Am Freitagabend fam es hier zu großen Studentenaus schreitungen, in deren Verlauf die Polizei eingreifen mußte, die aber machtlos war, so daß das leberfallkommando der Schützpolizei aus Nürnberg herbeigeholt werden mußte.
In den Glöckenlichtspielen wurde der unpolitische Film D alte Burschenherrdichteit vorgeführt. Der Film ist von der Oberprüfstelle genehmigt und sogar als geeignet zur Vorführung bei Jugendlichen zugelassen. Die gestrige Vorstellung besuchten 200 nationalsozialistische Studenten. Sie pfiffen, schrien, johlten und warfen Stintbomben, die sie mitgebracht hatten. Der Film Tief nach dem ersten Auftritt weiter, aber die Ausschreitungen steigerten sich dermaßen, daß die Vorführung abgebrochen werden mußte. Gegen die Erlanger Schuhleute gingen die Studenten in drohender Saltung vor, rotteten sich auf der Straße zufammen und warfen die Fenster der Rinos mit Eteinen ein. Mit dem Abfingen des Deutschlandliedes nahmen die Tumulte ihr Ende.
O alte Burschenherrlichfeit ist ein gleichgültiger Ritschfüm. Morauf es antam, war zu zeigen, daß man in Erlangen ebenso gut tramallieren Bam pie in Berlin
nachdenklicher Kern, eine philosophische Lebenstlugheit in der Komödie. 30 Jahre Schalterdienst hat Oberbuchhalter Prokop in pedantischer Arbeit hinter sich gebracht. Da wirft ihn eine kleine Unforrektheit aus der Bahn. Mit 12 000 Marf Gehaltsgeldern, die er mit seinem Kassierer von der Bank behoben hat, geht er auf einen Kirschschnaps ins Wirtshaus. Aus einem Kirsch werden zwei, drei. wird eine ganze Flasche. Und da Defraudationen an der Tages ordnung sind, glaubt Amtsdiener Klapka, daß sich auch hier so etwas anspinnt, schiebt. er die beiden auf die schiefe Ebene, ohne daß sie es beabsichtigen. Sozusagen unwillkürlich werden sie zu Defraudanten. Protops fürchterliche Häuslichkeit, feine emig Leifende und ewig fchlampige Frau Ludmilla und die Eintönigkeit seines Daleins lassen ihm das bisher geduldig getragene Leben plötzlich als Hölle crscheinen: er stürzt sich in die Flucht aus der Enge und hofft, daß das Schicksal ein Wunder vollbringen wird, wenn er nur den Kampf mit ihm aufnimmt. Im Alkoholnebel erlebt er allerhand Abenteuer, mird gründlich von Bauernfängern ausgenommen und lehrt schließlich flein, gebrochen und ohne Geld in sein elendes Heim zurück. Im letzten Bild bringt das Stück eine hübsche lleberraschung, die ich nicht verraten will: Protop fiegt über das Schicksal, als er sich schon verloren glaubt.
Die Komödie steht und fällt mit Mag Pallenberg. Das, ist kein Beamter, er ist eine ganze Beamtenkategorie. Ein Sonperling von ungewöhnlichem Ausmaß. Ein Märtyrer des emigen Einerleis, der lachen macht, aber auch die Tränen hervorquellen läßt. Er verkörpert eine Komik, die erschüttert, er trägt die Aermlichkeit des Lebens mit großartiger Grandezza zur Schau. In jetes, auch das nebensächlichste Wort, legt er einen Ton, als ob es sich um eine Offenbarung handelte. Seine Gestaltung ist einmalig und unvergeßlich. lleber ihr vergessen wir, daß er nicht allein ein
Für seine Komödie benutzt er Motive eines Romans des jungen russischen Dichters Valentin Katajem, dessen Quadratur des Kreises" wir vor kurzem im Theater am Schiffbauerdamm zu unserer Freude kennengelernt haben. Bolgar ist ein glühender Berehrer Mar Pallenbergs. Für ihn hat er offenbar das Stüd geschrieben, seine leuchtende Gestaltungskraft hat ihm sicher bei jedem Wort vorgeschwebt. Darüber ist ihm der Blick für das Ganze verloren gegangen, und seine Defraudanten" sind keine Komödie geworden, sondern die gründliche Studie des Schicksals eines Sonder- fadenscheiniges Stück tragen kann, dessen Tempo vom Regisseur lings, das bunte Gemälde eines einzigen Menschen, dessen Umgebung in seinem Schatten untergeht.
Da im äußeren Geschehen die übrigen Personen an den Ereignissen durchaus beteiligt sind, aber nicht leibhaftig genug agieren, tommt etwas Starres und Unnatürliches in die Komödie, so daß das Interesse an den Vorgängen allmählich erlahmt.
Dabei ist die Handlung sehr gut erfonnen, von echtem Humor strahlende Lichter sind aufgefeßt, bei aller harmlosigkeit stedt ein
Karlheinz Martin zu langsam gewählt ist. Ueber seiner Kunst vergessen wir auch, daß ein Bild, sein Auftreten in einem Adelsklub, schleunigst ausgemerzt werden muß, meil es nur als albern bes zeichnet werden kann. Wenn die übrigen Darsteller, obgleich sie ihr Bestes geben, nicht in den Vordergrund treten, so liegt das nicht etma daran, daß sie Ballenberg an die Wand spielt, sondern daran, daß ihre Rollen ihnen nichts bieten. Die Aufführung wurde zu einer Ovation für Mar Pallenberg, der zum Schluß auch mit Ernst Degner. Alfred Bolgar vor der Rampe erschien.
Die Wirtschaft der Primitiven. Der bearbeitete Boden gilt als ottupiert. Es gibt also hier fein
Bestätigung marriffischer Lehren.
Im Seminar für orientalische Sprachen hielt Herr Soffer Reichenau einen Vortrag über„ Die Wirtschaft der Brimitiven". In einer allgemeinen Einleitung betonte der Redner, daß die bisherige Bölferfunde und Anthropologie vielfaά) geirrt haben, indem sie auf die Wirtschaftsgrundlagen der primi tiven Böller nicht genügend eingegangen sind. Herr Hoffer stellt, die grundlegende These auf, daß die Kulturformen primitiver Bölker erst von ihren wirtschaftlichen Voraussetzungen her verstanden werden müssen. Es ist nichts anderes als das Prinzip des hist o rischen Materialismus, das der Redner auf die primitiven Regervölker des östlichen Sudans am oberen Nil anwendet tiven Negervölker des östlichen Sudans am oberen Nil anwendet
Das primitivste Volk unter diesen Negervölkern wohnt in isolierten Ansiedlungen. Der Mann rodet, jagt, fischt, betreut das Vieh, während die Frau die primitive Feldarbeit bestellt und die Kinder aufzieht. Die Frau ist fäuflich; sie gilt als Wertstandard. Als Zahlungsmittel gilt die Kuh bzw. das Rind. Für zwanzig Kühe kann sich der Neger eine Frau kaufen, je mehr Frauen er hat, desto einflußreicher ist seine soziale Etellung. Die Mädchen, die ihm seine Frauen gebären, bringen ihm neue Stühe. Die Frau fungiert ganz deutlich als Quelle des Reichtums und ist auch dann Anlaß zur Klassenschichtung, wenn sie dem Mann teine Tochter zur Welt bringt, denn dann verarmt der Mann und muß sich in die mirtschaftliche Abhängigkeit cines wirtschaftlich Stärkeren begeben. Die Wirtschaftseinheit ist die Familie; fie wird umfaßt von Sippe und Stanan. Die Angelegenheiten des Stammes merden von einen Heltestenkollegium verwaltet, aus dem nach einem tomplizierten Mahloorgang brei Obmanner gewählt werden, die über Land, Bleh und he zu entfcheiben haben. Der Boben ist Gemeinschaftsbefig
eigentliches Eigentumsrecht ,, sondern ein auf Befizergreifung, furpation beruhendes Nuznießungsrecht.
Man sieht, wie die moderne Wissenschaft von den Brimitiven die Marrsche Lehre vom Anfang der Arbeitsteilung und der Klaffenschichtung bestätigt. Marr hat diese Ideen schon in der ersten und ausführlichsten Darstellung seiner Geschichtsauffassung in der Deutschen Ideologie", 1845-1846, entwidelt. „ Deuts
J. P. Mayer.
Auf den Spuren der biblischen Geschichte. Die amerikanische archäologische Kommission. die unter Führung der Professoren StyleBittsburg und Albright- Washington seit einiger Zeit Ausgrabungs arbeiten in Palästina unternimmt, hat bemerkenswerte Funde in der Gegend von Hebron , getätigt. Wie aus dem Bericht in der amerikanischen Bresse jezt hervorgeht, sind bei Tel- Beitmirsin, dem alten Kiryat Sepher, zehn Stadtwallungen aus hintereinanderliegenden Perioden von 2000 v. Chr. bis 586 v. Chr. ausgegraben morden. Das letzte Jahr gibt Aufschlüsse über die Zerstörung dieser Stadt durch Nebukadnezar . Brof. Kyle deutet in seinem Bericht an, daß die wissenschaftliche Untersuchung der aufgefundenen Infchriften auch Licht mersen wird auf die Zeit vom Auszuge Abrahams , und er ist überzeugt, daß man datenmäßig genau die Zeit der Einwanderung der Juden nach Kanaan wird feststellen
fönnen.
Döblins Schauspiel Die Ehe" in München verboten. Die Münchener Polizeidirektion hat nur noch zwei Borstellungen des Schauspiels Die Che" von Döblin für Sonnabend und Sonntag gestattet. Weitere Aufführungen find verboten.
mayer hat sein neues Bühnenwert Der Hauptmann pon Der Hauptmann von Hönenid auf der Bühne. Carl 3ud= Röpenid", ein deutschen Märchen in drei Atten, joeben vollendet. Es behandelt in freier dichterischer Form den bekannten Geniestreich des Schusters Bilhelm Boigt