Einzelbild herunterladen
 

Berlin   sendet

Opern, Operetten und Kabarett

An Stelle der angefündigten llebertragung der ,, Salome  " aus cer Dresdener Staatsoper fandte Charlottenburg Berdis Simone Boccagnera". Darauf ist hier hingewiesen worden. Zu bemerken bleibt noch, daß Opernsendungen beziehungsweise Opernübertragun­gen in letzter Zeit seltener geworden sind als früher. Eine glück. liche Lösung bedeutet allerdings der Opernquerschnitt", da durch diese Form manche Werte, die in Bergessenheit geraten sind, für den Hörer gerettet werden können.

Es wurde hier bereits anläßlich der Theatermoche, die der Ber­ liner   Sender vor einiger Zeit veranstaltete, betont, daß Aufführun gen der auswärtigen Bühnen öfters auf Berlin   übertragen werden sollten. Selbst die Szenen aus Tosca  "," Carmen  " und Fra Diavolo", die Stettin  , Magdeburg   und Kottbus   fandten, hielten durchaus fünstlerisches Niveau. Man kann selbstverständlich feine Sänger vom Format eines Schorr, Janssen oder Dehmann auf diesen Bühnen erwarten, troßdem können auch dort gute Leistun gen geboten werden. Damit ist nicht gefordert, daß nun ständig Opernaufführungen Weinerer Theater vom Berliner   Sender über nommen werden sollen, doch hin und wieder könnte es geschehen.

Anders liegen die Dinge jedoch bei den großen deutschen  Bühnen wie Hamburg  , Dresden  , München   oder Köln  . Es ist für den Berliner   Hörer interessant zu erfahren, wie diese Theater ar­beiten, über welche Sänger, Dirigenten und Orchester fie verfügen, welches Geficht dort etwa der Tannhäuser" oder" Aida" erhält. Der Deutschlandsender Königswusterhausen soll eigentlich die besten Sendungen der deutschen   Stationen übertragen, leider geschieht dies nur in seltenen Fällen, und ferner liegen noch immer Empfangsschwierigkeiten mit einem Detektorapparat vor. Deswegen sollten die einzelnen Sender unter sich öfters, als es bisher geschieht, ihr Programm austauschen.

Es besteht in Berlin   die Einrichtung, Konzerte aus Leipzig  und Königsberg   und hin und wieder aus Breslau   zu übernehmen, nur bei der Oper sträubt man sich aus irgendwelchen unerkennbaren Gründen. Berlin   muß natürlich im Programm an erster Stelle stehen, aber Opernsendungen von auswärts dürften dabei nicht ver­nachlässigt werden. Darum bedauerte man, daß die Salome"- Aufführung unterblieb.

hübsche farbige Umschlagdedel leider sehr unstabil fard, können so gut Geschenke für Erwachsene wie für Jugendliche werden. Sie find in der Verlagsgemeinschaft Müller u. J. Kiepenheuer erschienen. Derselbe Berlag bringt ein Kinderbuch für Acht- bis Elfjährige heraus, das den Titel führt: ,, Nidelmann erlebt Berlin  ". Die Erzählung ist recht mäßige Durchschnittsware. Liebe zu Kin­dern und eine anständige Weltanschauung seien der Verfasserin Tami Delften gern bestätigt. Aber weder die Großstadt noch das kleine Mädchen, das sie erleben soll, nehmen in der Erzählung wirkliche Gestalt an; denn Tami Delffen fann weder beobachten, noch etwa gar dichterisch gestalten. In ihrer Geschichte bewegen fidy sorgsam tonstruierte Puppen vor flachen Kulissen. Das Buch wird von Photos illustriert, die wenig gelungen sind.

Ein neuer Hamsum

tes.

Knut Hamsums neuer Roman August Welt umjegler"( Berlag Albert Langen  , München  ) ist eines der Bücher, die das Wert des großen Normegers abrunden helfen. Wieder der Kampf zwischen Stadt und Land, wieder der immer hartnädiger geführte und fast zu gewaltsam versuchte Beweis, daß das Heil des Menschen nur in der Abfehr von der Kultur, die er sich erschuf, von den Maschinen, Städten und Fabriken zu suchen ist. Rousseau   geistert durch die Fjorde Norwegens  , aber die Fabel ist tiefernst durchgeführt, meisterhaft fein und flug, wie immer bei Samsum.

August, jener August aus den Landstreichern", ist nach zwanzig Jahren wieder in die Bucht zurückgekehrt. Er ist zurückgekehrt wie er auszog, munter, mit tausend Plänen im Kopf, mit vielen Ideen, um die Bucht zu beglüden. Der Weltumsegler ist als Weltbeglücker zurückgekehrt. Ein bißchen Charlatan wie früher und von niemand so recht ernst genommen. Es meiß auch feiner, was er wirklich von der Welt gesehen und ob das mit den zehn Kisten, die noch in Indien   stehen und für die er die Schlüssel stets bei sich trägt, wirklich stimmt. Die meisten glauben es ihm nicht.

Er schwindelt das Blaue vom Himmel herunter, und als man ihn auch weiterhin nicht ernst nimmt, bringt er den großen Zeugen aus dem unbekannten Lande an. Den Edward, der mit ihm die Bucht seinerzeit verließ, der an seiner Ehe zugrunde ging, und

|

nun aus Augusts Amerikazeit erzählen fott. Ge erzählt nicht stel, der große, schwere, verfchloffene Erdenknecht, er arbeitet, verbingt fich und läßt August weiter lügen. Aber Augufts Ehrgeiz ist es, im Mittelpunkt der Gedanken aller zu stehen. Er bringt Leben in die Bucht. Er baut Häuser, fauft das wenige fruchtbare Land den Bauern ab, die bisher schlecht und recht von dem Ertrag ihres Bodens lebten. Er fauft es und läßt andere faufen. Ein Groß­net für den Heringsfang wird angeschafft. Die Bucht wiegt sich in Zukunftsträumen. Aber die Heringsschwärme verziehen sich, nur die Stadt wächst weiter. Die Stadt bekommt ein Bostamt und eine Bant, eine sonderbare Bank, die die Leute zu Anleihen verführt, für die sie Grund und Boden verpfänden müssen. Eine Heringsmehlfabrik soll erstehen, aber sie wird nicht fertig, weil das Geld zu Ende ist und weil die Heringsschwärme sich nicht zum Ver­mahlen bereitstellen. Dann kommt ein böser Winter und das Schicksal bricht herein über diese Beinahe- Stadt, die August, der Weltbeglüder, so gewissermaßen aus dem Boden stampfte. Häuser stehen da, aber das Land ist fort. Die Leute sind ohne Nahrung, ohne Beschäftigung, fie haben nichts mehr, um ihr Leben fristen und Erdgebundene, der nichts von seinem Boden verkaufen wollte zu können. Einer rettet sie nochmal. Das ist Ezra, der Landwurm für ihn selbst nichts übrigbleibt. Und als schließlich das Ber­und Nahrung aufspeicherte. Er schenkt ihnen seine Borräte, daß hängnis auch über August hereinbricht, als er in Bosheit und Mut über seinen Feind mit dem Messer herfällt und nun gar nicht mehr weiß, wohin mit dem Führer- und Weltbeglüderhum, das niemand hier mehr anerkennen will, da verschwindet Auguft. August ver­duftet, wie er es früher oft getan, und man hört nichts mehr von ihm. Er ist tot oder verschollen oder gespenstert sich zu neuen Taten durch.

Es ist, wie oben gesagt, ein Tendenzroman bester Prägung. Hamsum bleibt hartnäckig dabei, die Nichtsnuhigkeit der Kultur zu predigen. Er läßt fein, aber auch gar fein gutes Haar an den Dingen, die die Menschen mühevoll gesucht und gefunden haben. Alles ist von Uebel bei ihm, was wir Fortschritt nennen. Er strebt bewußt nach dem Anfang der Dinge, nach der Einfachheit, nach den ganz primitiven Mitteln, um ein Leben zu führen. Er ist so ernst bei der Sache, sagt aber nicht, wie es gemacht werden soll und wie man Jahrtausende des Werdens auslöschen kann. K- dt.

berongge) WAS DER TAG BRINGT

Eine andere Frage ist die der Besetzung bei Sende opern. Auch hierzu könnten manchmal auswärtige Sänger herangezogen werden, wie es bei der ,, Carmen  "-Aufführung vor ungefähr einem Jahr geschah. Den Don José fang damals John Glaeser   aus Frankfurt  . Die großen Provinzbühnen haben ein sehr gutes Sängermaterial, das in Berlin   unbekannt ist. Dann besitzt Berlin  selbst eine Reihe von ausgezeichneten Sängern, die ebenfalls nicht vor dem Mikrophon erscheinen. Es ist nicht notwendig, beispiels­weise bei einem Wagner- Konzert Walther Kirchhoff   zu präsentieren, wenn bessere Kräfte vorhanden sind.

Geschieht in der Opernabteilung wenig, so liegen wenigstens im unterhaltenden Programm zwei Sendungen vor, die, ganz abge­sehen von ihren fünstlerischen Qualitäten, eine neue Form der Abendveranstaltungen darstellen.

Walter Goehr   seht unter dem Titel Aus hundert Operettenjahren" Melodien bekannter Operetten zu einer tünstlerischen Einheit zusammen. Durch instrumentale Uebergänge, burch mizig pointierte Orchestrierung schlingt er das einigende Band. Die einzelnen Lieder, Duette und Arietten stehen nicht mehr einsam frierend im Raume, sie werden vielmehr nach ihrem Stimmungs­gehalt, nach ihrem Rhythmus miteinander verbunden. Es handelt jich nicht um eine chronologische Reihe, sondern um eine sinn.

Wochenragout

Die Einwohner von Westerburg   floh des Nachts der Schlaf, weil ein Bichhändler um diese Zeit seine Schweine zum Abtransport nach dem Viehhof verlud- wogegen die Tiere mit Gequief protestierten. Der Klage der Bürgerschaft gegen den Händler wurde nicht statt gegeben mit der Begründung, daß Westerburg feine Beamten stadt sei. Aber, aber! Wieso, bittschön, bedarf gerade der Beamtenschlaf besonderer behördlicher Schonung...?-

-

-

Der Académie française  " übersandte ein norwegischer Verlag eine Neuausgabe der Königssagen" von Sturlason, dem Verfasser der Edda". Die Atademie reagierte durch ein Danfschreiben, das an den Autor adreffiert war. Es ging als unbestellbar zurück. Denn der Edda- Dichter ist vor 687 Jahren gestorben. Die Académie française   fetzt sich aus denjenigen Franzosen zusammen, die sich unsterblich gemacht haben. Auch in diesem Fall haben sie das getan: fie haben sich unsterblich blamiert.- Der Tannenberg- Bund hat Ludendorff   gewarnt: gegen den General sei ein Attentat geplant. Wenn das wahr ist, dann haben

-

wir den Fall von Schlafkrankheit in Deutschland   zu ver­

gen lassen. Im verlassensten Winkel des ältesten Teiles von New­burgh jedenfalls liegt ein Gewölbe mit der Inschrift: Hier ruhen Cromwells lleberreste, hier bestattet von seiner Tochter Mary von Fauconberg." Heute ist eine Familie Wombwell Besizerin des Schlosses und des Gewölbes. Sie will das Grab gegen die Zu ficherung öffnen lassen, daß die Gebeine wirklich nach Westminster­abtei gebracht werden; dem König Eduard hatte sie es, wohl in nicht ungerechtfertigtem Mißtrauen gegen die Pietät gekrönter Häup­ter, glatt abgeschlagen.

Aber die Zeiten wandeln sich und wir mit ihnen": ein König von England regiert mit Ministern, die Arbeiter sind, Erben also des Standes, dem Cromwell   mächtig und glücklich machen wollte; und so findet nach 272 Jahren Oliver Crommells Leib seine emige Ruhe an der Statt, die ihm zukommt ein fleines, aber tiefes und feierliches Symbol für das Gewissen der Menschheit. Nikolaus- jetzt Quetzacoatl

-

gemäße. Der Abend ist kein Mojait, in dem die Steinchen na zeichnen. Der Mann, der das wollte, muß zwölf Jahre verschlafen als alter Herr, bei häßlichem Wetter auf Schusters Rappen durch

zueinander passen wollen, und das bedeutet schon viel.

=

In derselben Art arbeitet Apel Arhaus bei seinem Ka barettabend. Hier verbindet der Conférencier die einzelnen Chansons. Die Vortragenden werden nicht mit vielem Verbrauch an Geist und Witz angekündigt und singen, was ihnen gerade Spaß macht, sie bleiben bis zum Schluß anonym, und der Conférencier sucht nur die innere Verbindung zwischen den Stücken herzustellen, die Berknüpfung, damit die Haltung des Abends nicht gestört wird. Leider sind von der Leitung der Funkstunde Streichungen vor­genommen worden, die der Hörer empfindet. Aus welchem Grunde diese Zensur? In der Satire auf die großen Uebel der Zeit liegt eine Hauptaufgabe des Kabaretts, das mehr sein fann als eine An­gelegenheit des bloßen Amüsements, und früher auch mehr war.

Der Kabarettabend war in formaler Beziehung eine ge­glückte Lösung, inhaltlich weniger, wenn man das Kabarett als den Spiegel betrachtet, der in grotesker Verzerrung die Miß­stände der Gegenwart zurückwirft. Die Form allein entscheidet nicht, es tommt auch auf die Inhalte an. In formaler Beziehung haben Goehr und Arhaus Neues gefunden und mit geschickter Hand aus­geführt. Der Abend wird zu einer Einheit, alle Darbietungen er­halten einen Generalnenner. Benigstens sollte man in dieser Art

weiter arbeiten.

F. Sch.

Das neile Buch

Und wieder: Kinderbücher

Die englischen Kinder kennen Peter Pan   ebensogut wie die deutschen   Kinder Rübezahl  ; aber sie haben weniger Respekt vor thm, obgleich er demselben Geschlecht der Naturgeister angehört wie der mächtige Herr der schlesischen Berge: Peter Pan hat gar nichts Schreckenerregendes an sich. Er ist ein kleiner dicker splitter­fafernacter Junge, der auf einer Rohrflöte bläst. Jedes Kind fennt ihn so, das einmal im Londoner   Hyde- Park war; denn dort hat man ein Standbild von ihm aufgestellt. Die Geschichte dieses leinen Halbmenschen hat der englische Schriftstelle: Barry er­zählt, und der Gustav- Kiepenheuer- Verlag   besdyert das Buch nun auch den deutschen   Kindern in einer sinnvollen Uebertragung von J. Funte. Bielen   Müttern möchte man das Buch zum Geschenk wünschen; sie werden ihren Vier-, Fünf- und Sechsjährigen von ihm erzählen, Geschichten voll Frohsinn, Naturliebe und Zärtlichkeit. Nicht alle Kapitel des Buches sind heiter, und es flingt sogar in einen recht traurigen Bericht aus. Die 16 farbigen Bilder von Radham find schön wie die Erzählung; etwas Besseres fann man ihnen unmöglich nachlagen. Das Buch kann man Kindern bis zum zwölften Lebensjahr schenken, one

Wertvolle und zudem erfreulich billige Weihnachtsgaben stellen wei Bilderatlanten egito" und Indien   von Clare Bith dar. Jebes der Hefte foftet 1,50 Mart. In unterhaltenden ind sehr einprägsamen Bildern werden geographische und fultur. historische Ueberblicke gegeben. Es bedeutet ein Vergnügen, dieje Hefte zu durchblättern und sich von ihnen in fremdes Land und in fremde Jahrhunderte führen zu lassen, und es ist mirtfamster Geo­graphieunterricht. Die Ertlundestunden in den Schulen würden besseren und nachhaltigeren Erfolg haben, wenn sie an Hand so lebendigen Materials erteilt werden könnten. Die Hefte, deren ed

haben, da er die Person Erich Ludendorffs noch immer als wichtig genug für ein Attentat betrachtet.

-

Man hat neuerdings Geldtaschen erfunden, die bei Berührung durch einen Fremden ein klimperndes Geräusch von sich geben und dadurch Taschendiebe selbsttätig entlarven. Wunderbar! Auf diese Weise flimpert menigstens etwas im Portemonnaie

-

-

Ein Mann in Bankow, der mit seinem Ehegespons in Streit geraten war, alarmierte das Ueberfallfommando. Es fam, schritt ein und stiftete Frieden. Mein Gott, das fann gut werden! wird man den Ueberfallkommandos Extraprämien bewilligen, wenn sie demnächst gegen Schwiegermütter alarmiert werden? Begräbnis nach 272 Jahren

Im Jahre 1658 starb Oliver Cromwell  , der größte Revo­lutionär der englischen Geschichte. Im Jahre 1930 will man seinen Leichnam beijehen an der Stätte, die Englands tote Größen birgt: in der Westminsterabtei  . Aber man findet diesen Leichnam nicht. Die Ueberreste des Mannes, dessen Geist in Wollen und Wirken der englischen Linten noch heute lebendig ist, find verstreut und ver­Schollen.

Und doch ruhten sie schon einmal in Westminster. Als er starb, er, der einen brutalen, unfähigen, die Rechte der Volksvertretung verhöhnenden König unschädlich gemacht, er, der England aus einer getnechteten Nation in furchtbaren Kämpfen gegen innere und äußere Reaktion zur in Wohlstand, Freiheit und Ordnung lebenden Republik umgeschaffen hatte als dieser wahrhafte Bater seines Bolkes starb, da wurde er an diesem Plazze beigesetzt, da wäre es niemandem eingefallen, ihm diese höchste Ehrung, die Großbritan­ nien   einem Toten zu geben hat, zu versagen. Aber als bald darauf, mit Frankreichs   Unterstügung, die Reaktion wieder siegt ,, da macht sie vor dem, was Oliver Cromwell   geschaffen hatte, so wenig halt sie vor dem, was Oliver Cromwell   geschaffen hatte, so wenig halt wie vor dem, was von seinem Körper geblieben war; seine Leiche wurde ausgegraben und auf dem Londoner   Richtplatz als warnendes Menetekel aufgehängt. Aber man begnügte sich nicht mit dieser ein­maligen Demonstration: als man den Leib wieder fortnahm, trennte man den Kopf vom Rumpfe; 25 Jahre steckte dieser einbalsamierte Kopf nahe der Stätte, wo vorher Cromwells Ehrengrab gewesen war, auf einem Pfahl. Ein Herbststurm war nötig, um den ein­geschrumpften Schädel vom Pfahl herunter und auf die Straße zu stürzen; eine Schildwache hob ihn auf und verkaufte ihn um ein Geringes an einen wandernden Schausteller. Nun sah das Volt von England den mißhandelten Kopf des Mannes, der es für eine turze Zeit glücklich gemacht hatte, in Dreck und Gedröhn der Rummelpläge; mun sah dieser Kopf hinunter auf die fargen Freu den dieses Volkes, das noch immer litt- bis ein Mann namens Wilkinson, dem dieser Schädel eine wertvollere Reliquie war als die Heiligengebeine des inzwischen wieder eingeführten Katholizismus, ihn an sich brachte und als unantastbares Erbe seinen Söhnen hinter ließ. Die Familie Wiltinson besitzt ihn noch heute und ist bereit, ihn zur Beerdigung in Westminster zur Verfügung zu stellen.

-

-

-

Ein Mann, der vieles hinter sich hat, ist unser Weihnachtsmann. Es ist ihm nicht an der Wiege gesungen worden, daß er dereinst, die Gegend hasten würde, nur um die Kinder anderer Leute zu be­schenken oder, was noch mühevoller für einen hochbetagten und gewiß schon asthmatischen Herrn ist, zu verprügeln. In feiner Jugend Maientagen war er ein Gott und hieß Wotan; als das Christentum kam und feine Verwendung für Heidengötter hatte, taufte es ihn in Nokolaus um und beschäftigte ihn als Adventsboten; das Bolt des Mittelalters indessen gefellte ihn dem Christkind als väterlichen Beschützer bei wie gesagt, er hat allerhand hinter sich, und jüngst haben ihn Tietz und Wertheim   sogar als Sandwichman und die Lufthansa als Piloten engagiert. Was ihm aber jetzt passiert ist, das dürfte denn jedoch das Maß dessen überschreiten, was ihm zu gemutet werden kann. Man hat ihn nämlich schon seit Jahren auch nach Merifo übernommen; seine Rute hat sich dort als Abschreckungs mittel für die Kinder, deren Bäter ja an Schießwütigkeit kaum unseren Nazis etwas nachgeben, vorzüglich bewährt das heißt bisher. In den letzten Jahren jedoch hat es sich herausgestellt, daß die Rute, eben angesichts der starken Verwendung von Schußwaffen in diesem Lande, nicht mehr recht wirkt; den Kindern muß man derber kommen, um den gewünschten erziehlichen Zwed nicht zu ver­fehlen. Deshalb hat sich die tüchtige Regierung von Merito amtlich seiner angenommen und ihn zunächst mal umgetauft: hinfort heißt er in Merifo, Quehacoatl"; das spricht sich für die dortigen Kinder beffer aus als Nikolaus... Außerdem aber hat Nikolaus- Quezacoatl nicht mehr die Gestalt eines Mannes mit Bart, Rute und Sack, sondern die megitanischere einer Schlange! Quezacoail, der richtige, allein echte Queßacoatl, war nämlich ein aztetischer Gott, der den Gläubigen in Reptiliengestalt erschien, und der nun als zischendes Erziehungsmittel unterm christlichen Weihnachtsbaum fröh­liche Urständ feiert. Dieser eingemegifanerte" Weihnachtsmann Quezacoatl hat ja nun mit, seinem Urbild nicht viel mehr gemein als etwa unser eingebeutschter Mussolini Hitler   mit dem Urbild eines Diktators; wie aber deutsche Kinder an Hitler  , so werden die meri fanischen vielleicht an Quezacoatl glauben und zudem hoffentlich, wenn sie artig sind, andere Geschente bekommen als Stinkbomben und weiße Mäuse...

Der süße Kassierer

-

-

Auch die Schokoladengeschäfte haben es heute schweres sei denn, daß sie einen so guten Stammkunden haben wie die süßen Quellen von Crossen an der Oder  . Dieser Kunde hatte sich, dem Zuge der Zeit folgend, spezialisiert, und zwar auf Schokoladen­pläßchen. Sei es, daß ihm die am besten schmeckten, sei es, daß ihr Preis gerade seinem bescheidenen Einkommen als Kassierer der Croffener Kreissparkasse entsprach: jedenfalls kaufte er ausschließlich Schokoladenplätzchen einer ganz bestimmten Art und Größe und Dide diese allerdings in erstaunlichen Mengen, mondelang, jahre lang, Pfund um Pfund, Kilo um Kilo. Er würde sie noch weiterhin faufen, wenn nicht plöglich eine Revision erfolgt wäre nicht der Schokoladengeschäfte, sondern der Kreissparkasse. Meil es eine sehr gründliche Revision war, erstreckte sie sich bis auf die Geldrollen, denen der Kassierer das Wechselgeschäft zu entnehmen pflegte, und von denen er eine auffallend große Anzahl als Reserve hatte. Nun, und in diesen Reservegeldrollen fand man nicht das Reservegeld, betnabbert, die Schokoladenpläßchen. Die Süßigkeitenhändler von Crossen sind ihren besten Kunden los, die Kreissparkasse ihren Kassierer und die Steuerzahler 5500 Mark. Das bittere Ende einer jüßen Sache!

-

Sein Leib aber wurde in einer Grube auf dem Richtplatz ver­scharrt. Und wie der Leichnam eines anderen Kämpfers ums Glüd der Menschheit, so mußte auch der Rumpf Oliver Cromwells von den Seinen heimlicherweise fortgebracht und an verborgener Stätte besondern, fäuberlich zu je zehn Stück gepackt, unversehrt und un­erdigt werden. Wo diese Stätte sich befand, darüber gibt es nur Sagen; eine Tochter Cromwells soll ihn auf ihrem Schloß bestattet haben und ihn dann auf einen anderen Besiz, der der Familie ihres Mannes gehörte, nach Newburgh Priori in Yorkshire  , haben brin­2