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Beilage

Montag, 29. Dezember 1930

Danton   und die Seinen

Ein Lebensbild

Bir entnehmen nachstehenden Abschnitt Hermann ein fleines, zierliches, blondes Perfönchen, mar meniger hausbaden Wendels an dieser Stelle schon gewürdigten Danton  - Bio- cls Madame Danton, schüttete ihr romantisches Herz auf geheimen graphie, die im Verlag Ernst Rowohlt   erschienen ist. Tagebuchblättern aus und liebte den Luxembourg- Garten, wenn er Wer immer sich diesem lebendigen Schwarm einreihte, ward menschenleer und einsam leg. Schwere Mühe hatte es gekostet, bis durch Dantons lärmende Jovialität gefesselt und gebannt durch der vermögende Vater die Einwilligung zu der Verbindung mit dem the unbändige Kraft seines Willens. Wie oft brach eine Gruppe Beitungsschreiber gab; Trauzeugen dann Pétion   und Robes deser führenden Cordeliers, vom braunen Bier in der Hortensien- pierre. Gabrielle lächelte gerührt, wenn Desmoulin ins Brauerei Santerres fommend, in der Rue Neuve- des- Fossés- Saint- Zimmer stürzte, wo die beiden Frauen plauderten, und unter Aus: Germain- des Prés brüchen des Entzüdens: Ma Lolotte! Mon rouleau! Qucile in die Arme schloß, und als diese im Juli 1792 eines Knäbleins genaß, kam der lleine Horace- Camille zusammen mit dem jüngsten Danton zu einer Amme aufs Land.

in das Café Procope  

ein, das, einfach gehalten, auch ohne große Spiegel und reiche Ber­Goldung durch die Glorie seiner Bergangenheit leuchtete. Hier hatte Voltaire seinen Schwarzen getrunken, Diderot   mit den Enzy­flopädisten Zwiesprache gepflogen, Beaumarchais   auf das Er­gebnis der Erstaufführung von Figaros Hochzeit  " gewartet; De s- moulins feierte es als die einzige Stätte, wo die Freiheit nicht vergewaltigt worden ist". Im Procope spielte   Danton mit seinem Anhang   Domino; sein Bärenlachen wollte den Raum sprengen; Travo! schrie er über sieben. Lische dem italienischen Inhaber 3oppi zu, als der eine Büste von Mucius Scavola, allen kaffee­trinkenden Freiheitshelden zum Vorbild, ins Lokal stellte. Manch­mal ließ man mitten im Spiel die Steine liegen, wenn ein Bote cintrat und dem Führer etwas ins Ohr raunte, die eben noch lauten Stimmen sentten sich zum Geflüster; manchmal stürzte man eilends

hinaus, Gefahr im Berzug, ein Gläschen Dijoner Cassis floß zäh auf die Tischplatte, eine Bavaroise, geschätzte Limonade, stand halb geleert.

Oft jah   Danton auch seine Freunde

unter dem eigenen Dach.

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Berliebt in seine Häuslichkeit o Bibliothek mit   Plutarch und Lufrez,   Rabelais und Boltaire,   Shakespeare,   Ariost und der ganzen Enzyklopädie, o Alkoven mit Vorhängen aus geblümtem Creton pflegte er gern einen beim Aermel zu paden: ,, Komm heute auf cinen Löffel Suppe zu uns; es gibt Huhn!" Auch noch spät abends brachie er zuweilen aus einer Sigung der Cordeliers oder Jakobiner Gäste mit, da man eine wichtige Erörterung nicht in der Mitte ab= brechen konnte; im Keller lag nicht umsonst, neben   Bordeaux und Burgunder in Flaschen,   Roter aus der   Bourgogne im Gebinde und ein fäßchen weißen Weins aus der Auvergne. Man redete und trant und lachte und verlor sich wohl auch aus der Gegenwart in Erinnerungen. Collot d'  herbois mar bei den Oratorianern erzogen worden, Billaud-   Varenne hatte im Kolleg Juilly terrichtet; mit beiden permochte sich   Danton, pergleichend und bestätigend über seine Beunmälerjahre zu unterhalten: eine treffliche Kongregation im Grunde, eben erst spielte sie in   Troyes bei der üblichen herbstlichen Theateraufführung revolutionäre Stüde mie ,, Die Nationalfofarde" und ,, Baris gerettet oder die Eroberung der Freiheit"! Fréron zart, zierlich, mit seinen, verschlossenen Zügen, plauderte aus seiner Kindheit: da sagte er als Sechsjähriger in Ber­joilles zu Ehren seines Baten Stanislas Les3initi, Königs von   Polen und Souveräns der Herzogtümer   Lothringen und Bar, cin Carmen auf und wurde von den Töchtern Ludwigs XV., 2de laide, Victoire, Louise, getätschelt. Oder er gedachte seiner Behemezeit: da drängten sich in dem Heim seines Mäzens, des Fi­ranzmannes Bertin, die sehr gefälligen Schönen, und ihn selber likelte es manchmal, aus den Armen der Irma Laborde, die zehn Liebhaber auf einmal zu beglücken wußte, das Kloster aufzu­suchen, in dem seine Schwester Therese keusch und tatholisch er zogen wurde.   Legendre war als Matrose zehn Jahre zur See gefahren; welche Schwänke und Abenteuer; was spann er für ein Garn! Fabre d'  Eglantine hatte das Leben des Wander­komödianten in Süß und Sauer durchkostet,   Grenoble, Chalon- sur­Saone,   Beauvais,   Lüttich,   Arras,   Douai,   Lyon so viele Namen, so viele Anekdoten. Collot d'  herbois wußte Aehnliches zu erzählen. Besonders gepadt hatte ihn ein Erlebnis, das fünfzehn, sechzehn Jahre zurückreichte.   Angers 1775, einer der häufigen Kon­flikte zwischen Militär- und Zivilgewalt, furz und gut, eines Tages drangen, vom llebermut der Offiziere beordert, vierzig Soldaten mit geladenem Gewehr in den Saal der Opéra-   Comique. Durcheinander, ein paar Schüsse, ein vierzehnjähriges Mädchen mit blonden Locken Ing weiß und tot in ihrem Blut. So etwas vergaß sich nicht, so etwas vergaß man ihnen nicht. Und während man noch erschüttert faß, funfte Des   moulins mit einem Wizz dazwischen, und schließ­Eich ging man nur auseinander, weil die Kerzen unwiderruflich niedergebrannt waren. Ms ,, Dame épouse du sieur Danton" von allen ehrfürchtig be­handelt, staune

"

Gabrielle

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Am schönsten aber war es, wenn mit

Besuch aus Arcis,

der Mutter Dantons und der Schwester Anne- Madeleine, verehe­lichten Menuel, ein beglückender Hauch des Aubetales durch die Zimmer der Cour de Commerce strich. Zärtlichkeit spann ihr Nez um diese natürliche Gemeinschaft. Der anderen Schwester Marie­Nicole- Cécile, die sich im Kloster de la Visitation zu Troŋes unter dem Namen Thérèse- Amédé dem Heiland angelobt hatte, wie ging es ihr? Und was machten die kleinen Menuels, Neffen und Nichten des Onkels   Danton? Der siebenjährige Georges- Marie fonnte sicher schon lesen? Und der um ein Jahr jüngere Georges- Martin, wie der andere nach ihm selber genannt? Und was die vierjährige An­toinette- Gabrielle, die auf den Namen der Tante getauft war? Und das Nesthäkchen Marie- Elisabeth?

Ach, und das ganze liebe Arcis? Manchmal zwickte und zwadte Heimweh den ternfesten Mann so, daß er stracks, mit oder ohne Gabrielle, einmal mit Des   moulins, einmal mit Delacroig, einmal ganz allein,

in die Heimatstadt

fuhr. Die Ackerkrume roch doch anders als die Pariser Gaffe. Sein

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärt

Blut floß in ruhigerem Rhythmus. Das Politische fiel von ihm ab, ein Privatmann blieb, Bauer der Champagne, in dem der Land­Junger feiner Altnordern erwachte. So erstand er im April 1791 am Nordausgang des Städtchens, am Brückenplatz, ein stattliches Haus, einstöckig zwar nur, aber mit einer Front von neun Fenstern und mit einem Park, den er mie nur der zäheste bäuerliche Eigen­tumsfanatiker vergößerte. Immer wieder erhandelte er von einem Nachbarn eine Wiese, einen Rain, eine Baumgruppe und ließ neue Käufe beim Notar eintragen, die seinen Besitz schließlich auf mehr als elf Hektar abrundeten. Die Ferne von Nuisement, vormals zur Abtei von Anceny gehörig, mit 73 Hektar Land, die er im März des gleichen Jahres steigerte, hatte es auch in sich, aber reineres Glück schenkte das Haus in Arcis, in das er Mutter und Schwager einquartierte. Er selbst, wenn es ihn unwiderstehlich zur Heimat 3ng, schlief im Alkoven eines kleinen Gemache auf dem ersten Stod, das nur ein Fenster hatte, aber von diesem Fenster ergriff sein Blick die Wiesen, die Secken, die Erlenbestände und alles sein eigen! Warm durchriefelte es ihn, stand er morgens hier, und der Frühdunst waberte milchig über dem Gras, oder abends, wenn in der Kühle das Heu würziger zu duften begann.

Beugte er sich auf der anderen, der Straßenseite, ins Freie, so verrahm er das Mühlenwehr seiner Kindheit, das zuweilen in den Traum seiner   Pariser Nächte rauschte.

Wollte er, so war er mit ein paar Duhend Schritten am Ufer des geliebten Flusses

bei dem angepflockten Kahn und bückte sich nach dem Angelgerät. Dit raunte man sich bei den Cordeliers, den Jakobinern unruhig feinem Boot auf der   Aube in himmlischem Behagen, mit. Genuß zu: Wo bleibt   Danton? Schon Wochen fehlt er uns! und er lag in dem Fischfang hingegeben, wunidylos. Denn wie ihn immer wieder Anfälle grandioser Faulheit überfamen, gleich der Trägheit des Landmanns auf der Ofenbank in den arbeitsfreien Monaten, so lebte auf dem Grunde seiner ehrgeizigen Seele etwas von der Ueber­zeugung, daß es des Menschen würdiger ist, auf einem Flußlauf unter   Weiden gemächlich abzuwarten, bis ein Barsch anbeißt, als die vierundzwanzig Shinden des Tages in der Tretimühle der Pflicht zu verfeuchen oder Trugbildern des Ruhms und Reichtums nach zuhasten. War schon seine   Pariser Häuslichkeit ein Bollwert, hinter dem er sich gegen die Nerven zermahlende Fron der Deffent­lichkeit verschanzte, so diente ihm die volle Entspannung in Arcis erst recht als Kraftquell. Antäus berührte die Erde.

Von Rinn- und Meilensteinen

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Erinnerungen aus Alt- Berlin

Fürst Bülöm erwähnt in feinen Erinnerungen, daß er im| man dorthin, so dachte ich, auch die Pferdebahn gebaut, die Jahre 1863 in   Berlin gewesen sei, und da dies scheint ihm einzige, die   Berlin damals besaß, und die vom Kupfergraben bis erstaunlich habe es noch Rinnsteine gegeben, er sah sie in zum Knie ging. Für diese Entfernung hatten anscheinend die der   Französischen und Behrenstraße.. Er hätte sie aber noch lange Omnibusfe, die sonst den Verkehr permittelten, nicht ausgereicht. Die nächste Pferdebahnlinie, die dann entstand, führte außen herum nach dem Jahre 1863 sehen können, denn meine eigenen Kinder­erinnerungen, und ich vollendete im Jahre 1863 erst das erste von der Brückenstraße zum Brandenburger   Tor, ein Teil der Lebensjahr, zeigen mir den Rinnstein durchaus als zum Straßen- späteren Ringbahn. bilde   Berlins gehörig. Ja, er bildete für uns Kinder, denen damals die Straße weit mehr gehörte als den   Berliner Kindern von heut, ein Stück Romantik und Abenteuer des Straßenlebens. Er diente umjeren frühsten Sportübungen, denn man fonnte hinüberspringen auf den Straßendamm und wieder zurück, wenn der Rinnstein nicht allzu breit war, im letzten Falle ging es mit großem Anlauf für die Geschickteren und Größeren unter uns. Es schadete auch nichts, wenn man dabei etwas weiter auf den Damm geriet, denn die sanften Droschkengäule zweiter Güte, die meist den Damm entlang trotteten, nahmen alle Rücksicht auf uns Springer. Recht aufregend war es, wenn nach einem Gewitter und Regen der Rinnstein überflutete. Dann warteten wir, ob auch die Brückenbohlen, die hinüber führten, sich löften, denn die gaben fleine Flöße ab, die von den Jungen mit Stöcken auf dem überschwemmten Fahrdamm weiter geftaft wurden, ähnlich, wie die Venezianer Gondolieri ihre Gondeln durch die Kanäle steuern. und sehr interessant war der Rinnſtein vor meinem Geburtshause in der Holzmarktstraße, durch den sich die farbigen Abwässer der höher herauf gelegenen Färbereien ergossen, heut ein blauer, morgen ein roter Strom. Ich liebte am meisten den grünen. Wenn der fam, zog ich Schuh und Strümpfe aus und tauchte die Beine in die grüne Flut, wobei sie manchmal so echt gefärbt wurden, daß sie nachher nur mit Mühe zu reinigen waren.

Der Bürgersteig, das ,, Trottoir", wie man damals allgemein sagte, war an den Seiten unregelmäßig gepflastert, in der Mitte mit glatten Platten versehen, auf denen man Himmel und Hölle spielen konnte, indem man auf einem Bein nach gezeichneten Kreide­strichen von einer Platte auf die nächste hopste. Und sehr schön war es, wenn ein Leierkastenmann auf der Straße spielte

im Kreise um den Mann zu den Tönen der Musit. Das waren freilich keine Großstadtbilder, aber mir scheint, als hätten die  Berliner Kinder von heute mit dem Straßenleben auch ein Stückchen Lebenspoefie und Freiheit und ein freundliches Bekanntwerden mit der Außenwelt verloren.

Auch die Marienkirche am Neuen Markt war damals noch nicht freigelegt, sondern von einem Kranz fleiner alter Häuser im­geben, die die Kirche weit höher und stattlicher erschienen ließ, als sie sich heute zeigt. Es war das unverfäschte mittelalterliche Baubild. Wenn Fürst   Bülow dann erzählt, er habe noch die Trödel­laden am Mühlendamm gesehen, so weiß auch ich sehr genau noch, wie dort alte Hosen vor den Lädchen en Stangen gebunden im Winde flatterten, und als ich ganz   flein mar, fürchtete ich mich vor ihnen, weil mir schien, es seien Menschenbeine, die da zappelten. Aber das Schönste, das hinter den Lädchen lag, hat Fürst Bülom anscheinend nicht gesehen, er tam ja eben nur als furzer Gast nach  Berlin, er hat nicht die Damm Mühlen gesehen, die der Straße den Namen gaben. Wenn man durch den Durchgang und über die Brücke ging, die von der Breiten zur Brüderstraße führte, dann schäumten weiße große Wasserfälle herunter von den Mühlen­wehren, ein Stück lebendigste unmittelbare Natur im Zentrum der Großstadt. Und sicher ist Fürst   Bülow auch nie hingegangen zu den Apfelkähnen, die im Winter an der Brüde am Beginn der Burgstraße lagen. Wenn die Mutter dort einkaufte, dann friegte ich einen Apfel dazu geschenkt, und der schmeckte besser als alle anderen.

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Wochenmärkte auf dem Andreas- und Alexanderplatz( es gab ja noch teine Markthallen), und der Weihnachtsmarkt auf dem Alexander- und Schloßplaz, das war aber das Allerschönste. Die Marktfrauen nannten uns Kinder schon Fräulein, wie famen wir uns da vort Und die älteste Frau nannten sie ,, Junge Frau", mit dem Ton auf Junge". Die Weihnachtsmärkte auf dem Aler­anderplatz und Schloßplay wurden verbunden durch eine lebendige Kette von Knaben, die in der Königstraße Hampelmäge feil­

25 Pfennig. Damals hatte der Groschen 12 Pf, und als diese Münzteilung abgeschafft wurde, der alte Taler und anderes, da mußte ich als Schulauffag eine Grabrede auf den Dreier" schreiben. Auch als er abgeschafft mar, fonnte ich mir die   Berliner Schrippen immer nur als Dreierfchrippen" vorstellen,

Man fonnte sich immer einen

zuweilen über diese ungezwungenen Symposien; schweifte ihr Blid vor folchen Häusern, deren Hof er wegen ihrer Vornehmheit nicht boten: Eenen Jroschen der Hampelmag!", die ganz großen aber von Fréron, der, mit weibischer Vorliebe für Schmud, immer betreten durfte. Dann faßten wir uns an den Händen und tanzten tofteten zwei Gute". Das waren zweiundeinhalb Groschen, heute wie aus dem Ei gepellt aussah, zu Collot, der mit Bedacht schlafsig und schäbig dahertam, schüttelte sie über den einen wie den andern leicht den Kopf. Noch zaghafter und ängstlicher lauschte die forgende Hausfrau dem dröhnenden Schritt der Weltgeschichte. An politisierenden   Weibern hatte   Danton nur mäßiges Wohlgefallen. Als die Amazone der Freiheit", Théroigne de   Mericourt, die sich eines Tages im furzen blauen Tuchkleid und Federhut, mit Reitpeitsche, Pistolen im Gürtel und Degen an der Seite, auch bei den Cordeliers feiern ließ, in der Vorstadt Saint- Antoine einen patriotischen Frauenklub aufmachte, sprach Santerre bei den Verfassungsfreunden ganz aus Dantons   Herzen: Die Männer dieser Borstadt finden lieber bei der Rückkehr von der Arbeit ihren Haushalt in Ordnung, als daß sie ihre Frauen aus einer Versamm. lung fommen sehen, wo sie nicht immer Sanftmut lernen". Daß Gabrielle Sanftmut ausstrahlte, daß fie ihm häusliches Be­hagen schuf, daß sie aus der Küche stets ledere Gerichte hervor zauberie, und nicht zuletzt, daß sie ihm zwei Knaben gebar, An­toine am 18. Juni 1790 und François- Georges am 2. Fe bruar 1792, ficherte ihr mehr Anredyt auf seine Dankbarkeit und Liebe, als wenn sie wie Fräulein Chevallot, Schwester des Postmeisters von Barennes, die Jafobiner in patriotischem Eifer um cine Pite angegangen wäre.

Daß auch anderswo so empfunden wird, zeigte mir gerade jekt ein Bericht aus   London, wo man versuchen will, den Londoner die Straße zurückzuerobern. Kindern in gewissem Sinne Mr. Lansbury schlug vor, daß man gewisse Straßen während bestimmter Tagesstunden für den Verkehr sperren solle, wie es bereits in New   York und anderen   amerikanischen Städten ( übrigens auch in   Köln) geschieht, mo man Spieltage eingerichtet hat, an denen die Kinder in den Straßen unter Aufsicht von Sozial­arbeitern spielen können. Die englischen Vertreter dieser Vorschläge meinen, daß dadurch dem Verkehr fein Abbruch geschehen und die Straßenunfälle erheblich gemindert würden. In   London wurden in den letzten vier Jahren nicht weniger als 1000 Kinder getötet bei Straßenunfällen, die meisten auf dem Wege von und zur Schule.

Fürst   Bülow erwähnt auch, er habe noch den Meilenstein auf dem Dönhoff plag gesehen. Freilich, den habe ich jedes mal mit großem Interesse betrachtet, wenn ich dorthin fam und Da Desmoulin eine Zeitlang im selben Hause der Cour mir immer vorgestellt, wie sehr weit es doch sei bis zu dem Stein, Su Commerce mohnte wie   Danton, freundete fich Gabrielle der am anderen Ende der Meile stand, an dem Knie zu Char­mit feiner jungen Gattin an. Lucile. geborene Duplessis, lottenburg in der Berliner Straße. Weil es so sehr weit war, hatte

Gern liefen wir auch hinter den Schusterjungen her, Die durch die Straßen marschierten, lange Wasserstiefel über den Schultern tragend. Der eine der zusammengebundenen Stiefel hing vorn, der andere hinten. Spaß von den kleinen frechen Keris versprechen, denn sie waren die berufenen Träger des   Berliner Volksmizes. Vor einen baum, langen Offizier, einen Herrn von Ende, von dem es hieß, er nähme fein Ende, stellte sich einmal ein besonders kleiner Schusterjunge hin, fudte an ihm empor und sagte: ,, Männeren, wird Ihnen nicht schwindlich da oben?"

Die Schusterjungen sind verschwunden und all das andere mit ihnen. Es ist schwer, das   Berlin von damals wiederzufinden, wenn man heute durch die Straßen geht, aber als ich fürzlich im Zoologischen Garten war und meine fleine Entelin mit mir am Bärenzwinger stand und dem Eisbären Broden himwarf wie ich es einst getan, da wußte ich, daß doch ein Stückchen Alt- Berlin meiner Kinderjahre erhalten geblieben ist, und es mag fich noch anderes in Winfein versteden. Ich will es suchen, wenn ich wieder nach   Berlin tomme. Henni   Lehmann.